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BERLIN Svnnadend 27. August 1932

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10 PI Ar. 404 B 192 49. Jahrgang

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Das SDrengslottHomplolt Naziabgeordneier als AnfOhrer

Kassel , 27. August. sErgenbericht.) Vor eruigen Wochen wurden in Kassel zwei Mit- glieder der NSDAP. , der SS. - Führer Voigt und der S S.» M a n n Albert Häger wegen Wasfendiebstahl bei der Kasseler Schutzpolizei verurteilt. Beide Verurteilten blieben in Haft, da sie in einen Spreng- st o f f d i e b st a h l verwickelt waren. Dieser Sprengstoff- diebstahl ist jetzt aufgeklärt. Ter natioualsozia» listische Landtagsabgeordnete Verne, der neben dem früheren Polizeiwachtmcister Krick eine Hauptrolle im Waffendiebstahlprozetz spielte, zur Zeit sich aber in Tanz ig, also im juristischen Ausland aufhält, hat auch bei diesem Sprengstoffdiebstahl an führender Stelle mitgewirkt. Auf seinen Befehl wurde ein junger Ange» stellter eines in Ihringshausen befindlichen Spreng- stofflagers veranlaßt, 100 Pfund Spreng st off zu entwenden, der dann bei Nazigenosfen versteckt wurde. Dem Sprengstoffdieb wurde aber Angst, weil ihm das Versteck nicht sicher genug erschien, und er verlangte die Rückgabe des Sprengstoffes. Es fei dabei daran erinnert, daß im Waffendiebstahls- Prozeß auch der damalige Angeklagte Häger erklärt hatte, er wollte die Waffen zurückbringen. Das sei ihm jedoch von seinem Vorgesetzten Verne abgeschlagen wor- den. Am jetzigen Falle jedoch rückte Verne den Spreng st off wieder heraus, der dem Sprengstoff- lager wieder zugeführt wurde. Nachdem die Ermittlungen in dieser Angelegenheit so weit gediehen sind, daß Ver- dunkelungsgcfahr nicht mehr zu befürchten ist, wurde Häger auf freien Fuß gesetzt. Verne und Krick sind immer noch unerreichbar.

Paris und Papen-Pläne

Feig und gemein. Oer Staatsanwalt über Aazi-Praxis. Siel, 27. August.(Eigenbericht.) 3a dem in Heide stattsindenden Sondergerichlsprozeß gegen den Ttationalsoziolisten kurdzel, der beschuldigl wird, im Arühjahr 1932 in Aiestelburen den Kommunisten Wiese erschossen zu haben, beanlragte der Staatsanwalt wegen lotschlags l 2 3 a h r e Zuchthaus. Der Staatsanwalt hält den Angeklagten troh seines Leugnens für völlig überführt. Cr bezeichnet die Erschießung des Kommunisten Wiese als eine feige und gemeine Tat. Dos Urteil wird voraussichtlich am Montag in Flensburg verkündet werden._ Oer Mordschütze von Lützen . SA-Mann überführt. Königsberg , 27. August.(Eigenbericht.) Der an dem Reichsbannerführer Kohahn am 6. August in Löhen verübte Mord ist nunmehr aufgeklärt. Kohahn wurde ohne jeden Anlaß aus drei Schrille Entfernung niedergeschossen, als er vor dem Hause des Londarbeiterheims in Lützen stand. Dos verbrechen ist, wie amtlich festgestellt wird, von einem SA.- Mann begangen worden. Dieser leugnet zwar die Tat. kann aber aus Grund des beigebrachten veweismalerials als. überführt gelten. Zusammen mit elf weiteren Personen aus Lätzen und Umgegend, die fast durchweg der SA. angehören, war er gleich nach der Tat wegen Landsriedensbruch in Haft genommen worden. Studenten spielen Stahlhelm. Besuch bei Oldenburg und Hindenburg . Königsberg , 27. August.(Eigenbericht.) Durch Ostpreußen marschieren gegenwärtig Angehörige des Stahlhelm-Studentenringes Langemark in feldgrauen Uniformen und mit Stahlhelm ausgerüstet. Am Freitag marschier- ten sie nach Schloß Neudeck, wohin sie der Reichspräsident ein- geladen hatte. Am Tag zuvor hatten die Stahlhelmstudenten einen

Skepsis und Kritik

Paris , 27. August.(Eigenbericht.) Ministerpräsident herriot hat am Freitagabend im Quai d'Or- say über die deutschen Militärwünsche mit dem französischen Bot- schafter in Warschau und dem französischen Gesandten in Prag gesprochen. Der für Sonntag angesagten Erklärung des Reichswehrministers vor der Presse sieht man gespannt entgegen.(Gemeint ist ein Artikel v. Schleichers in der Zeit- schriftheimatdienst". Red. d.V.".) Das innerpolitische Reformprogramm v. Popens wird hier mit starker Skepsis beurteilt. Man glaubt nicht an «inen großen Erfolg der Zwangsanleihe. Die autarki- fchen Bestrebungen der Reichsregierung werden von der Pariser Presse scharf kritisiert, wenn nicht gar bespöttelt. DerPetit Pa- riflen" erklärt, v. Papen dürfe sich nicht vorstellen, daß er diese Mahnahmenheimlich und unbemerkt" durchführen könne. Der deutsche Außenhandel sei heute noch aktiv. Deutschland müsse da- gegen auf seine ausländischen Kunden Rücksicht nehmen und könne ihnen nicht jede Einfuhr nach Deutschland abschneiden. Gleichzeitig gehen in der Pariser Presse die Betrachtungen über die Krise in der Nazipartei weiter. Einige Blätter, so der Matin", wallen wissen, daß Hitler einer Palastrevolu- t i o n seiner Unterführer zum Opfer gefallen sei. Die angebliche Zustimmung Englands. Paris , 27. August.(Eigenbericht.) Die private Meldung aus London , daß die englische Regierung die Begründung der deutschen Forderung nach Gleichberechtigung in der Wehrsrage voll anerkenne, wird hier in Paris mit äußer- stem Mißtrauen ausgenommen. Der Quai d'Orsay erklärt, daß er bisher keinerlei Bestätigung dieser Behauptung erhalten habe. Zwischen Paris und London ist in den letzten Wochen und Tagen ein reger Meinungsaustausch über diesen Gegenstand erfolgt, aller- dings nur in loser und unverbindlicher Form. Infolgedessen glaubt der Quai d'Orsay behaupten zu können, daß England keines- wegs so unbedingt zu dem Schleicher-Programm steht, wie jene Meldung glauben machen will. Die Wahrheit nach �5 Jahren. Die Menschenopfer der Generäle. Paris , 27. August.(Eigenbericht.) ImOeuvre" beginnt der Schriftsteller A l l a r d seine Schilde- rung der parlamentarischen Geheimverhandlungen über die Meu- tereien in der französischen Armee im Juni und Juli 1917. Es handelt sich um die Sitzung, in der die Absetzung der Generäle M a n g i n und N i v e l l e wegen der verunglückten Offensive vom 16. April am Chemin des Dames beschlossen wurde. Der Haupt- angeklagte war der nationalistische Wg. P b a r n e g a r a y, da- mals Leutnant. Er erklärte u. a.:Mein ganzes Leben lang werde ich das blutige Bild vor Augen sehen: eine Viertelstunde nach dem

ersten Angriff liefen die Kolonialtruppen hilflos und führerlos im wilde st en Trommelfeuer herum und wurden von feindlichen Maschinengewehren und unserer eigenen Artillerie zusammengeschossen. Um 6 Uhr morgens hatte die Schlacht begonnen, um 7 Uhr war sie rettungslos ver­loren. Von der blutgetränkten Erde erhob sich ein einziger Rache» schrei gegen die unvorsichtigen Generäle, die unsere besten Soldaten geopfert hatten."

Hoovers Wahlprospeniy. Aber auch er für Arbeitszeittürzung Washington, 27. August.(Eigenbericht.) Bei der Eröffnung der Krisenkonserenz erklärt« Präsident hoover, seine Ueberzeugung sei, daß die größte Finanzkrise der Weltgeschichte nunmehr überstanden sei. Vertrauen und Hoffnung aus eine Besserung der Verhältnisse seien in der ganzen Welt wiedergekehrt und das sei auch der Grund für die Abhaltung dieser Wirtschastskonserenz. hoover setzte sich vor allem fürAusweitung der K r e- dite" sowie für Kürzung der Arbeitszeit ein. Außer- dem forderte er möglichst weitgehende Verteilung der Ar» beitsgelegenheiten, um möglichst viele Arbeitslose wieder in den Produktionsprozeß einzureihen. Italien revolutioniert - aber in Eüdslawien. Belgrad , 27. August. Die hiesige Presse richtet heftige Angriffe gegen Italien , wobei sie behauptet, daß von Fiume aus Waffen, Munition und revolu- tionäre Flugschriften nach Südslawien geschmuggelt würden. Die Blätter veröffentlichen eine aus S u s a k, dem süd- slawischen Häfen neben Fiume, datierte gleichlautende Meldung, der zufolge die südslawischen Grenzorgane zwei Personen bei diesem Schmuggel ertappt hätten, und diese gestanden hätten, daß ihnen in Fiume mitgeteilt worden sei, sie brauchten keine Sorge vor dem italienischen Grenzsoldaten zu haben und müßten lediglich süd- slawische Patrouillen meiden: die Italiener seien i m Bilde und würden sie ungehindert passieren lassen. Weiter behaupteten die Belgrader Blätter, daß die Präfektur in Fiume den Führer der südslawischen Auslandsorganisation mit Karabinieri(Gendarmen) als Leibwächtern umgeben habe, um ihn gegen Angriffe zu schützen. Die Belgrader Presse wirft den italienischen Behörden vor, die revolutionäre Bewegung in Südslawien materiell überall und auf alle Weise zu schüren. Dies geschehe einheittich durch die Liefe- rung von Bomben, Waffen und Flugschriften sowie Verbreitung der Behauptung, daß die Unruhe in Südslawien großen Umfang angenommen habe.

Die Besprechung bei Hindenburg . Auch Schleicher und Gayl fahren nach Neudeck. Außer Reichskanzler o. Papen werden auch Reichswehrminister v. Schleicher , Rcichsinnenminister v. Gayl und Staatssekretär Dr. Meißner Montagabend zum Reichspräsidenten nach Neudeck fahren. Es werden nicht nur das Wirtschaftsprogramm, sondern die ganze innerpolitische Lage und die im Zusammenhang mit der Reichstagstagung sich ergebenden Fragen beraten.

Empfang in Deutsch-Eylau . hier wurden sie u. a. von dem Ehren- Mitglied des Stahlhelms, Kammerherrn v. Oldenburg - Janu- schau, begrüßt. Bei dieser Gelegenheit hat der olle Januschauer nach dem Bericht der Korrespondenz Ostpreußen des WTB., der später allerdings zurückgezogen wurde, folgendes gesagt:Die preußische Königskrone liegt in der Weichsel , aus ihr

muß sie herausgeholt werden." Sein Bekenntnis zum Monarchis- mus'gipfelt in den Worten:Ohne deutschen Kaiser kein Reich und ohne König kein Preußen I", und er wünschte, daß hindenburg die Kraft erhalten bleibe, vorwärts zu gehen ob mit oder ohne Parlament, wahrscheinlich ohne!

Sonntag:etwas kühler"! Die Wetterprognose: Heiter- zeitweise wolkig und Gewitterneigung. Für den morgigen Sonnlag gibt der Amtliche Wetter. dienst folgende Prognose: Heiler, zeilweise wolkig und Ge- witterneigung, etwas kühler als am Sonnabend! In Berlin ist feit Freitag wieder ein erheblicher Tem- peraturan stieg zu verzeichnen. Gestern erreichte das Ther- mometer als Maximum 261-b Grad Wärme, heute zeigte die Queck-