„Alts Kameraden." Pieirzuch-Mörder Gräupner ein Insurgent und französischer Spion.
Beulhen, 27. August.(Eigenbericht.) In der Potempaer Mordtragüdie versuchen die Nationalsozialisten die Mordbuben zu Helden zu stempeln, indem sie behaupten, dah hier„nur ein früherer Insurgent" erledigt sei. Statt gerichtlicher Strafen oerdienten die SA. -Männer den Dank des Vaterlandes. Abgesehen von der damit bekundeten politischen Vertierung gefährden die Nazis durch diese Argumentation auf das schwerste die ober- schlesischen Interessen. Erklärt man die in den Abstimmungskämpsen für Polen eingetretene Bevölkerung in Deutschland für v o g e l s r e i, werden die polnischen Nationalisten keinen Augenblick zögern, die sehr starke deutsche Minderheit in Ostoberschlesien genau so unter Terror zu setzen. Unsere deutschen Brüder jenseits der Grenze müßten dann zu Tausenden für die Sünden diesseits der Grenze büßen. Man braucht in diesem Zusammenhang nur an den Wahlterror und die Jnsurgentenübersälle in Birkenfeld und Golassowitz zu erinnern, um davor zu warnen, das Los der Deutschen in Pilsudski -Polen noch mehr zu erschweren. Jetzt aber ist der ebenso abstoßende wie gefährliche Helden- schwinde! der Nazis geplatzt. Hitlers Kamerad Gräupner, ein Hauptbeteiligter bei der Ermordung des Arbeiters Pietrzuch, SA. - Held und Grenzlandmärtyrer, ist ein alter Insurgent. Gräupner war im Jahre 1319 bereits auf polnischer Seite zu finden. 1923 kam er in Friedenshütte zu dem deutschen Selbstschutz und betätigte sich dort als Lockspitzel in Diensten der französischen Besetzungstruppe. Er verriet den Franzosen sämtliche Abwehraktionen des Friedens- hülter Selbstschuhes. Als kurz vor der Abstimmung, am 2. März 1320, der Selbstschutz eine Sicherung der deutschen Wahlinteressen plante, wurde diese durch Gräupner den Franzosen verpfiffen, die daraufhin eine Anzahl Kämpfer für die deutsche Sache verhaftete und zu schweren Kerker-
strafen verurteilte. Zu gleicher Zeit verriet Gräupner ein deutsches Waffenlager, das von den Franzosen ausgehoben wurde. Hierbei wurde Gräupner entlarvt Innerhalb des Selbstschutzes wurde beschlossen, an Gräupner wegen fortgesetzten Verrats e i n F e m e u r t e i l zu vollziehen. Gräupner flüchtete aber rechtzeitig zu den Polen und kämpfte als Znsurgent gegen die deutschen Oberschtesier. Bei dem Abzug der französischen Besatzungstruppe ging er mit dieser und trat in die Fremdenlegion ein. Bor einigen Jahren kehrte er aus der Fremdenlegion zurück und ist heute Hitlers Kamerad und Nationalheiliger der SA.I Wir können Herrn Hitler zu diesem Edelexemplar des Dritten Reiches nur gratulieren! Märtyrer- Fabrikation. Geplatzte Lüge des„Völkischen Beobachter". München , 27. August.(Eigenbericht.) Eine lehrreich« Illustration dafür, wie die Nazipresse den sogenannten„Rotmord" konstruiert, ist eine Kammersen st er- t r a g ö d i e, die sich am 2. Mai d. I. in Icking in Oberbayern zutrug und bei der der nationalsozialistische Dienstknecht Hilz ums Leben kam. Ohne den Schatten eines Beweises machte der „Völkische Beobachter" und die mbrige Nazipresse aus der Ange- legenheit einen„Rotmord" und erhob erst kürzlich in einem blut- rünstigen Artikel über eine ganze Seite hinweg schwerste Vorwürfe gegen Polizei und Justiz, daß sie die kommunistischen Mörder unbehelligt läßt. Nun wird amtlich mitgeteilt, daß gegen acht Teilnehmer an dem seinerzeitigen Raufhandel seit 19. Mai gerichtliche Vor- Untersuchung schwebt und daß sich der Haupttäter nach wie vor in Haft befindet. Ausdrücklich wird festgestellt, dah für einen plan- mäßigen Ueberfall aus politischen Beweggründen die Untersuchung bisher nicht den geringsten Anhaltspunkt ergeben habe. Der den Ausgangspunkt des Raufhandels bildende Streit sei nicht politischer, sondern rein persönlicher Natur gewesen.
„Tage der Hoffnung." Friedenskundgebungen in Frankreich . Paris , 27. August.(Eigenbericht.) Große Friedenskundgebungen französischer pazifistischer Jugend unter dem Namen„Tage der Hoffnung werden in den internationalen Ferienlagern, in kleinen und größeren Stäb- ten veranstaltet. Fast immer waren sie mit den Hauptideen oder Betätigungen der Menschheit, Arbeit, Gesundheit usw. verbunden. In Paris gab es Gedenkfeiern für den Arzt und Forscher P a st e u r und den Philosophen Pascal. Sonntag findet die Woche mit einer großen Festversammlung und einer Lagerfeier in dem inter - nationalen Iugendlager Bierville ihren Abschluß. « Aus Genfer Meldungen über Zustimmungserklärungen zur Verlängerung des Rüstungsfeierjahres wird man an dessen Bestehen erinnert. Di« vielen Nachrichten von Stapelläufen neuer Kriegsschiffe, von der Konstruktion eines— springenden Tanks und fast geräuschlos schießender Geschütze haben einen das beinahe ver» gesien lassen. -» Die Regierung der Republik Panama hat chre aus einer Dampfjacht bestehende Kriegsmarine zur öffentlichen V e r st e i g e- rung ausgeschrieben. Mindestpreis 30 000 M. Die Dampfjacht wurde 1926 zur Bekämpfung von Unruhen erworben.
polnische Zustizreform. Richterprivileg aus zwei Monate beseitigt. Warschau , 27. August. Eine Nowerordirung des Staatspräsidenten hebt für die Zeit vom 27. August bis 31. Oktober 1932 die verfassungsmäßige Im- munität der polnischen Richter auf. In dieser Zeitspanne sollen sämtliche polnischen Richter auch ohne ihr Einverständ- ni» auf andere Posten oder in den Ruhestand versetzt und Gerichtsprästden.en sowie deren Stellvertreter wieder zu«infachen Richtern ernannt werden können. Unter dem Pilsudski -Regime hat bereits vor Jahren der Iustizminister Ca r eine solche Verordnung erlassen, und nach ihrer Aufhebung durch den Sejm wurde sie ganz einfach neu erlassen. Offenbar ist sie längst außer Kraft getreten. Was man aber von der polnischen Justiz, besonders gegen U k r a i n er, in letzter Zeit gehört hat, kann ebensowenig wie die rasche Blutarbeit der Standgerichte begründen,
warum die regierende Oberstenclique mit ihren Richtern un- zufrieden sein sollte... Zwei Ukrainer siandrechtlich erschossen. Warschau , 27. August. In Krzemjenjec in Wolhynien wurden am Dienstag frühmorgens zwei Ukrainer, die vom Ausnahmegericht wegen Spionage zum Tode verurtellt wurden, erschossen. In den nächsten Tagen soll vor dem Ausnahmegericht dortselbst eine weitere Prozeßverhandlung gegen neun Personen statt- finden, die gleichfalls unter der Anklage der Spionagetätigkeit stehen.
Mosleys SA. Hanswursterei eines Exsozialisten. London . 27. August. Sir Oswald Mosleys„Neue Partei" wird, einer Mel- dung des„Daily Herald" zufolge, demnächst mit der Aufstellung von Sturmabteilungen beginnen und in ganz England eine saschistische Propaganda entfalten. Mosley kehre in ein oder zwei Wochen vom Kontinent zurück, um die nötigen Vor- bereitungen zu treffen. Er werde dann auch die endgültige Stellung- nähme der Partei zu der I u d e n f r a g e festlegen. Die Mitglieder der Sturmabteilungen, die zum Schutze von Parteioersammlungen gegen kommunsstische Störungen bestimmt seien, sollten schwarze Hemden tragen. Die Absicht, das Hakenkreuz als Partei- zeichen einzuführen, sei wieder fallen gelassen worden. USA . protestiert in Japan . Tokio , 27. August. Der amerikanische Botschafter suchte das Auhenministertum auf, wo er eine längere Unterredung hatte. Es heißt, dah der Bot- schafter dem japanischen Außenminister U s ch i d a die Stellung seiner Regierung zu dessen Rede und den japanischen Absichten in der Mandschurei auseinandergesetzt habe. Dem Vernehmen nach soll der Botschafter keinen Zweifel darüber gelassen haben, daß die amerikanische Regierung gegen das japanische Vorgehen in der Mandschurei noch formell Einspruch erheben wird. Man bezeichnet die japanisch-amerikanischen Beziehungen als außer- ordentlich gespannt. Der Antikriegskongreh in Amsterdam hat etwa 2000 Teil- nehmer aus allen größeren Ländern der Welt. Dem Präsidium gehören u. a. Henri Barbusse , der Präsident des indischen Kongresses Patel, Klara Zetkin an. Unter den Begrüßungsrednern war auch der greise Patel.
Sondergericht und Schöffen. Eine'Zuschrift der Iustizpressestette. Die Justizpressestelle Berlin schreibt uns: „3n Nr. 399 des„Vorwärts" vom 26. August d. I. wird das Urteil des Sondergerichts gegen Schmidtke und Bickel einem Urteil des Schöffengerichts Schöneberg gegen drei Na- tionalsozialisten gegenübergestellt. In dem Bericht über das letztere Urteil wird es so dargestellt, als wenn nach den Worten des Vorsitzenden, Landgerichtsdirektor Ziegel, die Angeklagten allein deshalb freigesprochen worden seien, weil„die Belastungszeugen einer gegnerischen Partei angehörten und deshalb nicht unparteiisch seien." Dies ist nicht zutreffend. Das Gericht kam zu dem Freispruch, weil der Zeuge der Nationalsozialisten und der Zug der Reichs- bannerleute nur zufällig an einer Straßenkreuzung sich begegneten und nicht erwiesen war, daß sich die ganze Gruppe der National- sozialisten oder einzelne Teile derselben zusammenge- schlössen hatten, um Gewalttätigkeiten zu be- gehen, es also an dem für eine Verurteilung wegen Land- friedensbruchs erforderlichen Tatbestandsmerkmal der zu- sammengerotteten Menschenmenge fehlte. Abgesehen von dieser Begründung des Freispruchs erklärte der Vorsitzende nur erläuternd zur Beweisaufnahme, daß ein ob- jektiver Tatzeuge nicht vorhanden gewesen sei. Jeder der Angeklagten wurde nämlich nur von je einem anderen Zeugen des Reichsbannerzuges belastet. Einer dieser Zeugen hatte in der Verhandlung seine belastende Aussage in wesentlichen Punkten eingeschränkt, nachdem bereits einige Zeit vorher von einem anderen Gericht unter völlig anderer Besetzung zwei weitere wegen des gleichen Vorfalls Angeklagte freigesprochen werden mußten, weil auch diese Angeklagten von nur je einem Zeugen belastet wurden, und auch diese Zeugen in der Verhandlung ihre wesentlichsten Belastungen zurückgenommen hatten. Unter diesen besonderen Umständen hat das Gericht die Bs- lastung durch nur je einen Zeugen einer gegnerischen Partei als ausreichendes Beweismittel nicht angesehen." Wir geben diese Zuschrift wieder, obwohl sie an dem Kern unferer Darstellung vorübergeht. Im Sondergericht hatten nur Nationalsozialisten den Angeklagten belastet, der zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Im Schöffengericht belasteten Reichsbannerleute— vielleicht infolge der zeitlichen Entfernung etwas weniger bestimmt als früher die angeklagten Nationalsozialisten. Diese Belastung reichte aber für das Schöffengericht nicht aus, weil, wie die Justizpressestelle selbst sagt,„ein o b- jektiver Tatzeuge" fehlte. Die Reichsbannerleute erschienen deshalb als nicht„objektiv". Uns scheint das eine Bestätigung unserer Auffassung zu sein.
Es geht auch ohne Zuchthaus! Wahlnachttange in Württemberg Stuttgart , 27. August.(Eigenbericht.) In der Wahlnacht vom 9. zum 10. April waren in der Stuttgarter Vorstadt Hedelfingen Kommunisten und National- sozialisten, die beiderseits als Plakatschutz tätig waren, aufeinander- gestoßen. Dabei hat der 61jährige Kommunist Gräter einem der Gegner mit einem Messer an der linken Brustseite eine Stichwunde beigebracht. Auch die anderen Nationalsozialisten wurden von den Kommunisten durch Schläge mißhandelt. Die Anklagebehörde hatte deshalb gegen sieben Kommunisten einen Prozeß wegen erschwerten Landfriedensbruchs in Tateinheit mit gemeinschaftlich verübter gefährlicher Korperver- letzung ausgezogen. Die Beweisausnahme vor der Großen Straf- kammer Stuttgart ließ die Vorgänge jedoch teilweise in wesentlich anderem Lichte erscheinen, so daß selbst der Staatsanwalt anerkennen muhte, daß die meist älteren Kommuni st en sich durch das Benehmen der jungen Nationalsozialisten provoziert fühlen mußten. Das Gericht ließ deshalb auch die Anklage wegen Landfriedensbruch fallen und verurteilte den Hauptangeklagten Gräter wegen Körperverletzung zu 10 Monaten, einen zweiten zu ä, einen dritten zu 3, zwei weitere zu je 1%, einen sechsten zu 1 Monat Gefängnis und sprach den siebenten frei.
Krawall im Bergarbeiierdorf. Die Negermuttsr darf nicht reden. Brüssel. 27. August.(Eigenbericht.) Die Mutter der zwei wegen angeblichen Sittlichkeitsverbrechens an einer Weißen in USA . zum Tode verurteilten Negerburschen, die dieser Tag« in dem Dorf Gilly bei Eharlcroi im Volkshaus in einer Versammlung der Bergarbeiterfrauen sprechen sollte, wurde bei chrer Ankunft in Gilly oerhaftet. Bei der Ueberführung der Negerin zur Polizeiwache versuchten hunderte Frauen die Fest- genommene und ihren Dolmeffcher zu befreien. Drei Berg- arbeiterfrauen, die sich besonders für ihre Freilassung«insetzten, wurden verhaftet. Die Negerin, die ohne Einreise- erlaubnis nach Belgien gekommen war, dürste wieder über die Grenze geschafft werden.
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