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Rr. 407 49. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Dienstag, 30. August 1932
Schupo in höchster Bereitschaft. Unangenehme Funkfreunde.
Ausstellung als Magnet für Taschendiebe.
Landtag und Reichstag stark geschützt.- Sicherung der Innenstadt. ausstellung auf ausländische Besucher, die eigens nach Berlin
Wie immer an großen Parlamentstagen wird auch heute die Berliner Schutzpolizei der Innenstadt ihre Aufmerksamkeit zuwenden. Das wird heute, wo der Landtag um 13 Uhr, und zwei Stunden später der Reichstag um 15 Uhr zusammentreten, in ganz besonderem Maße der Fall sein. Die Umgebung des Reichstags wird in der üblichen Weise durch eine Polizeikette besonders gesichert sein. Das gleiche gilt für die Straßen um den Landtag. In beiden Fällen untersteht die Leitung der Absperrungsmaßnahmen dem Polizei kommando Gruppe Mitte der Schutzpolizei .
Für eine gewisse Zeit besteht höchste Bereitschaft, um auf alle Fälle gegen etwaige Störungen, die von rechts- oder linksradikaler Seite fommen können, gerüstet zu sein. Der Polizeikordon umfaßt in erster Linie die Bannmeile. Neben den bekannten Schildern, die die Grenze des Bannkreises in allen Stadtteilen anzeigen, werden verstärkte Schupoposten überall eingesetzt. Vom Reichstag bis zum Landtag werden außerdem Polizei patrouillenwagen und berittene Schupopatrouillen fort während die Straßen unter Beobachtung halten.
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Diese Polizeimaßnahmen erscheinen in Anbetracht der politi-|
schen Hochspannung als durchaus notwendig. Die Polizei wird in feinem Falle unerlaubte Ansammlungen oder Demonstrationsversuche dulden. Man wird alles daran sehen, um ähnliche tur= bulente und beschämende Szenen, wie sie bereits wiederholt von den Nationalsozialisten in der Umgebung des Reichstages und Landtages entfesselt worden sind, zu verhüten. Wieder gehen, wie vor einiger Zeit, im Publikum die Gerüchte von einer Konzentration der Hitler - Gardisten und einen Marsch auf Berlin " um. Man geht offenbar nicht fehl in der Annahme, daß diese Gerüchte von den Hakenkreuzlern selbst in durchsichtiger Weise ausgestreut werden, um Unruhe zu schaffen. Die Berliner Polizei versichert, für alle Eventualitätten gerüstet zu sein.
Reichstags- Tribünenfarten vergriffen.
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Wie vom Büro des Reichstags mitgeteilt wird, sind zur heutigen Eröffnungssigung des Reichstags sämtliche Tribünenkarten vergriffen. Auch an der amtlichen Kartenausgabestelle des Reichstags werden morgen feine Karten mehr zu haben sein. Es werden daher Zutritt zum Hause nur Personen finden, die bereits im Besiz von Tribünenkarten oder von amtlichen Ausweisen zum Betreten des Reichstagsgebäudes sind.
Straßenjagd hinter Autodieb. miffariſchen Polizeipräsidenten wegen tüchtigen und unerschrockenen
Schüsse auf die Verfolger.
Im Berliner Westen spielte sich gestern abend eine aufregende Jagd hinter einem flüchtenden Autodieb ab. Nach längerer Verfolgung konnte der Täter gestellt und der Polizei übergeben werden.
An der Ecke Pariser und Emser Straße stand gestern abend einige Zeit ein unbewachtes Privatauto. Die Gelegenheit machte sich ein Autodieb zunuze. Der Täter hantierte längere Zeit an dem Auto, ehe es ihm gelang, den Wagen in Fahrt zu bringen. Das seltsame Verhalten des Mannes hatte die Aufmerksamkeit eines Chauffeurs erregt, der ein Stück weiter mit seinem Auto hielt. Gerade als der Chauffeur auf das Auto zugehen wollte, gab der Fremde Gas und fuhr in rasender Fahrt davon. Kurz entschlossen nahm der Mann die Verfolgung des Flüchtlings auf. Nach wilder Jagd durch mehrere Straßen holte der Chauffeur den Dieb ein. Als der Bursche erkannte, daß es für ihn kein Entkommen mehr gab, sprang er aus dem Wagen, zog eine Pistole und feuerte auf seinen Verfolger zwei Schüsse ab, die ihr Ziel verfehlten. Inzwischen waren Passanten auf den Vorfall aufmerksam ge= worden. Es gelang ihnen, im Verein mit dem Chauffeur den bewaffneten Autodieb festzunehmen und ihn einer Polizeistreife zu übergeben. Der Täter wurde zur nächsten Wache gebracht, wo er Angaben über seine Perfon verweigerte. Die Kriminalpolizei hat die weiteren Ermittlungen aufgenommen.
Das Ende einer Einbrecherbande. Anerkennung für das Leberfallfommando Messestadt".
Vor kurzer Zeit bemerkten Bewohner einer Grunewaldvilla, daß sich Einbrecher Zutritt verschafft hatten. Das alarmierte Ueberfallkommando rückte an; die Täter waren unter 3urücklassung ihrer Beute im Werte von 10 000 m. aber geflüchtet. Die Beamten nahmen nun eine systematische Durchstreifung des Geländes vor und es gelang ihnen unter schwierigen Umständen, in der Dunkelheit zwei bewaffnete Mitglieder der Bande zu stellen. Durch die Festnahme der beiden Täter kam die Kriminalpolizei auf die Spur der übrigen Mitglieder der Bande, die das Grunewaldgebiet monatelang unsicher und reiche Beute gemacht hatte. Der kommissarische Polizeipräsident Dr. Mel cher hat den Beamten des Ueberfallkommandos„ Messestadt", den Oberwachtmeistern Löffler und Saalfrant sowie den Wachtmeistern Steinte, Jankowski, Kohlsaat und Reedwisch für ihre erfolgreiche Arbeit seine besondere Anerkennung ausgesprochen. Polizeiwachtmeister Paul Kreg von der Bereitschaft Tegel erhielt eine Belobigung, weil er zwei mit Pistolen bewaffnete junge Burschen, die in eine Butterhandlung eingedrungen waren und die Kasse rauben wollten, unter schwierigen Verhältnissen festnahm. Schließlich erhielt noch Polizeioberwachtmeister Dehlte vom
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JUNO
MARKE
43. Polizeirevier eine Anerkennung des zur Zeit amtierenden fomVerhaltens im Dienste.
Ueberfall auf finnische Lappo- Bank. Auf die finnische LappoSpartasse in Helsingfors wurde am Montag früh ein dreister Ueberfall verübt. Als die Kassiererin am Morgen die Räume der Bant öffnen wollte, wurde sie von einem Räuber überfallen und bewußtlos geschlagen. Dem Räuber gelang es, mit der Kasse, die insgesamt 300000 finnische Mart enthielt, zu entkommen.
Die große Anziehungskraft der am Sonntag beendeten Funkgefahren waren, um die Errungenschaften der deutschen Radioindustrie kennenzulernen, hat sich auch auf fremdländische Gäste einer anderen„ Branche" ausgewirkt. Ihr Interesse war allerdings nicht auf die Empfangs- und Sendeapparate und„ drahtloses" Fernsehen gerichtet, sondern vielmehr auf die Brieftaschen des Ausstellungspublikums.
Die Kriminalpolizei, die auf diese geschäftstüchtigen Reisenden gerechnet und einen besonderen Ueberwachungsdienst eingerichtet hatte, konnte am 26. August einen äußerst rührigen Vertreter dieser Bunft, einen 32jährigen Polen Emanuel Messer, festnehmen und gestern dem Schnellgericht vorführen. Der Angeklagte, der in Deutschland und fast allen anderen Ländern des Kontinents erheb= liche Strafen erhalten hatte und in dieser Beziehung beinahe mit seinem Namensvetter Mackie Messer aus der Dreigroschenoper fonkurrieren konnte, war nur wegen der Funkausstellung nach Berlin gekommen. In den Räumen der Ausstellung fiel er jedoch den Beamten bald auf, so daß seine Festnahme erfolgte. Der Dieb wurde zu 1 Jahr und 6 Monaten Zuchthaus verurteilt, um ihm vor Augen zu führen, daß die auf der Funkausstellung bewunderten Sperrgitter" und" Sperrkreise" auch eine unangenehmere Be= deutung haben können.
Zeichen der Zeit.
Einer, der wieder ins Gefängnis will.
Um wieder ins Gefängnis zu kommen, hatte der Arbeitslose Mrzyk eine Scheune bei Werneuchen angesteckt. M. stammt aus Beuthen und obgleich er deutscher Staatsangehöriger ist, beherrscht er die deutsche Sprache so schlecht, daß er hier als Pole angesehen wurde und keine Arbeit fand. Aus Verzweiflung hierüber legte er den Brand an, um im Gefängnis Unterkunft zu finden. Auf Grund seiner schweren Vorstrafen verurteilte die Ferienſtrafkammer des Landgerichts II den Angeklagten Mrzyk wegen Brandstiftung zu einem Jahr sechs Monaten Gefängnis und fünf Jahren Ehrverlust. Der Angeklagte nahm die Strafe sofort an.
In diesen sommerlichen Tagen, die uns eine Tropenhitze bescherten, hat die Zahl der Freibadfreunde immer mehr zugenommen. Die lange Arbeitslosigkeit hat es Dielen unmöglich gemacht, eines der vorbildlichen Freibäder aufzusuchen, die die Stadt Berlin an ihren Seen errichtet hat. So wird denn jedes Wasser zu einem Freibad, das ohne Gefahr benutzt merden kann. Selbst im Innern der Stadt entwickelt sich zuweilen an den ,, Gestaden der Spree" ein lustiger Badebetrieb. Das ist auch für die Zuschauer ein Gaudi. Niemand stört sich an diesem großstädtischen erfreuenden ,, Badebetrieb". Auch an den Ufern des Teltomkanals hat sich ein richtiges Badeleben entwickelt. Es fehlt dabei meder an den Zeitungs- und Limonadenverkäufern, noch an Bäcker jungen und den Männern mit den rarmen Würstchen. Ueberall, wo sich Menschen ver
Freibad im Teltowkanal
sammeln, wird es irgendeinen geben, der eine Verdienst- neutral betrachtet. Und auch das ist ein ganz gesunder Zug im möglichkeit mittert und ausnutzt. Zur Beruhigung des Herrn Dr. Bracht sei auch noch mitgeteilt, daß die Badenden sehr moralisch" im Sinne der bekannten Notoerordnung sind. Alles ist mit vorschriftsmäßigen Badekostümen bekleidet, und es gibt keinen, der ,, Anstoß" nähme. Nur die ganz Kleinen werden als
Volke. Im übrigen kann man hier seine Erfahrungen sammeln, mie das Volk zum Nacktbaden steht: ,, Wenn wa alleene märn, würden ma ohne die olle Badehose ins Wassa jehn. Aba so jeht det ja nich." Das denken die meisten und handeln danach. Herr Bracht kann ruhig sein...
Warum ist Juno Thre Lieblingsmarke?
Weil feststeht, daß die stets gleichbleibende Güte, Frische und aromatische Mischung unserer
Juno
unübertrefflich ist.
Um dieser guten Josetti- Cigarette weiterhin ihre anerkannte Qualität zu erhalten, müssen wir auf Zugaben in Form von Wertmarken, Gutscheinen oder Stickereien verzichten.
Wer Juno raucht, genießt in vollen Zügen!
Josetti
JUNO
o/ M.rund
6 STUCK 209
KON LIND