Hosianna an der Börse. pleite in Leipzig. — Skepsis im Ausland.— Die Fragezeichen des Wirtschafisprogramms.
Die Antwort der Berliner Börse auf Popens Wirts 6>asts- Programm" ist eindeutiger, als es jede wirtschastliche Kritik vermöchte. Obwohl zunächst hinter der ganzen Ankurbelung nichts steht als ein propagandistischer Optimismus und ein weiterer Abbau der in- ländischen Kaufkraft, hat ein Sturm des Publikums an der Börse eingesetzt, das Aktien kauft. Bis zum Börsenschluß sind die Kurse ununterbrochen gestiegen. Die Großbanken mußten Material zur Verfügung stellen— das Angebot war zu knapp—, um nicht kleinere Zuteilungen gegenüber der Nachfrage (Repartierungen) vorzunehmen. Die wichkigsien Käufer kamen aus Rheinland -Wesifalen mik der ausdrücklichen Begründung, daß die Montanindustrie in großem Umfange Steuererstattungsscheine bekommen werde. Die Hoffnung, daß dort auch in größtem Umfang die Schlichter von ihrer Vollmacht der Lohn- senkung Gebrauch machen werden, trug dazu bei. Einige Beispiele für Kurssteigerungen: Mannesmann stieg um 4, Rheinstahl um 3, Stahlverein um 2. Gelsenkirchen um 3, S l ö ck n e r um 4, Ilse Braunkohle um mehr als 7, Rheinische Braunkohle um fast ö. Kali-Westeregeln gewann ö, ZG. Farben 3. Oberkoks 4 Proz. Die AEG. erHöhle ihren Kurs um 2%, die G e s- sürel um S. Siemens-Schuckert gewannen 5, Siemens u. halske 6, Günther Ouandls Akkumulatoren sogar 7 Proz. Selbst die Aktien des Maschinenbaues, der Autoindustrie und der Textilindustrie zogen stark an. Berlin -Karlsruher um 5, Bayerische Moloren um ö und Stöhr um fast 10 Proz. Diese Kurssteigerungen sind verständlich. Die 1 5<1 lZ M i l- l i o n e n Steueranrechnungsscheine sind ein sicheres und gänzlich glattes Geschenk. Auf dieser Grundlage läßt sich spekulieren. Die Lohnsenkungen werden von dieser Regierung durchzuführen versucht werden. Sie werden im Kurse einfach eskomptiert. Die S p e k u- lation steigt in vollem Umfange ein, das Risiko tragen ja nur die, die zuletzt wieder aussteigen, und die deutsche Gesamt- Wirtschaft! Der öffentliche Kredit— der Staat blecht ja nur— wird auf der Börse denkbar schlecht bewertet. Die seswerzins- lichen Papiere haben die Aufwärtsbewegung auf der ganzen Linie nicht mitgemacht. Wenn man ein« wirtschaftliche Erholung er- warten würde, so hätte mindestens die durch Lausanne begünstigte Aoung-Anleihe steigen müssen. Leicht gestiegen sind aber nur In- dustrieobligationen. Die öffentlichen Anleihen, Goldpfand- briefe, Kommunalobligativnen haben eher verloren als ge- wonnen. Wie sehr alles in Berlin auf reine Spekulation gestimmt ist, zeigt auch ein Blick auf die Leipziger herbst- messe. Der erste Tag war eine offene Pleite. Die Verkäufe er- reichten kaum die Hälfte der vorjährigen Messe. Wir berichteten gestern schon, daß Ausländer fast gar nicht eingetroffen sind. Von wirklichem Optimismus scheint in der Wirtschaft keine Spur vor- Händen zu sein. Die Meinung des Auslands. Als charakteristisches Beispiel für die Beurteilung der Maß- nahmen im Ausland sei die Auffassung der Londoner City wiedergegeben, hinsichtlich der finanziellen Durchführung und der Erfolgsmöglichkeiten des Arbeitsbeschaffungspro- gr a m m s herrschen in London die größten Zweifel. Man er- innert an die Parallele in den Vereinigten Staaten , wo ebenfalls zweifelhafte Kreditaktionen und neuerdings auch Lohnkürzungen eine entscheidende Rolle spielten. Man erkennt aber auch in den Lon- doner Finanzkreisen ganz deutlich den Widerspruch zwischen der offen sozialreaktionären Tendenz und der politischen Grund- stimmung in Deutschland , die sozialistisch und nicht privat- wirtschaftlich ist. Das nächste, was man erwartet, ist eine bedeutende Verschärfung der sozialen und politischen Spannungen in Deutschland . Das Reer derFragezeichen Illusion und Wirklichkeit im Programm. Das ganze Papensche Wirtschaftsprogramm ist auf die hoff- nung der produktiven Initiative derselben Privatwirtschaft gestellt, deren vollständigem Versagen ein so beispielloses Versacken der Volikswirtschaft zu danken ist, wie wir es heute festzustellen haben. Nur einige wenige problematische Dinge wollen wir in folgendem herausgreifen: Es sollen 2200 Millionen Mark Steuergeschenke und staatliche Lohnsubventionen gewährt werden. Der Etat erleidet jährlich von 1934 bis 1938 Ausfälle von mindestens 312 und möglicherweise von 462 Millionen Mark. Die 312 Millionen sind absolut sichere Verluste. Wenn die Ankurbelung nicht zündet, wer zahlt dem Staat das Defizit? Wenn die Subventionen einfach geschluckt und unproduktiv ausgegeben werden, wer sorgt dann für die Unter st ützung der Arbeitslosen? 1569 Millionen gehen jedenfalls als Geschenk an die Wirt- schast. Das soll gewiß allmählich geschehen, nämlich im Lause eines Jahres. Wenn sie im Kassenschrank der Unternehmer bleiben, wozu dann die Geschenke? Wenn sie wirklich voll zu Krediten werden, wo liegen dann die Grenzen für die Mit- Wirkung der Reichsbank? Die Reichsbank kann nur dann unbedenklich mittun, wenn die Ankurbelung in kleinem Umfange zündet. Zündet sie in großem Umfang, und die Konjunktur zieht gleichzeitig an, woher holt dann die Reichsbank die Gelder, die sie zur Konjunkturfinanzierung braucht? Wird man dann, wenn man billige Kredite braucht, den Diskont wieder er- hohen? Wenn die Steuersubventionen zu Aktienkäufen verwendet werden, wird die Lombardsähigkeit der Anrechnungsscheine einfach dazu führen, daß die R e i ch s b a n k S�p ekulationskäufe auch an den Börsen finanziert? Kausen sich die begünstigten Unter- nehmer Autos oder sonstige Luxu-gegenstände mit den Steuer- Vergünstigungen, soll es dann auf einmal gleichgültig sein, ob die 'Verwendung der Gelder nur zu konsumtiven Zwecken erfolgt? Die 1866 Millionen sollen bei den Unternehmern die Kosten senken, dazu kommen 766 Millionen bei der Mehreinstellung von Arbeitern. Nützt man die Kostensenkung aus, produziert man mehr, etwa für den Export, dann wird das Ausland den Fall des Dumpings konstruieren. Wird unsere Handels» xolitik dadurch gewinnend
Die 1S06 und 766 Millionen sollen die Unternehmungen kredit- würdiger machen. Viele Unternehmungen müßten heute noch ver- schwinden, weil sie nicht kreditwürdig zu machen sind: bei vielen, und zwar den größten, fehlt heute noch die finanzielle Bereinigung. Wenn nun die technische und finanzielle Be- reinigung in demselben Maße unterbleibt— die Vergangenheit spricht fast nur von solchen Erfahrungen—, wenn mit anderen Worten die V e r l u st q u e l l e n in der Wirtschaft nicht beseitigt, sondern durch Faulheitsprämien relativ vergrößert werden, woher holt man dann den Mut, von einem Ende der Krise zu sprechen und von einem Ende der Deflation? Keinerlei Garantie ist in dem neuen Wirtschaftsprogramm da- für gegeben, daß zusätzliche Arbeit und zusätzliche Aufträge wirklich in Erscheinung treten. Wo ist denn der von der Re- gierung genannte Anlagenbedarf bei der gleichzeitig nicht bestritte- nen Ueberkapazität? Die Auffüllung der L ä g e r wäre auch auf normalem Wege erfolgt. Dazu braucht man keine Steuer- subvention. Rur die öffentliche Arbeitsbeschaffung, wie wir sie gefordert haben, hätte wirkliche Garantien für das hereinkommen zu- faßlicher Aufträge gewährt. Jetzt redet man von einem 2-Milliarden- Programm. Diese zwei Milliarden stehen auf dem Papier. Bestenfalls sind die bisher wenigstens zum großen Teil finanzierten 3S6 Mil- lionen für überwiegend öffentliche Aufträge Realität. Von den zwei Milliarden ist vollständig offen, ob sie nicht zum größten Teil verschleudert werden. Dagegen sind heute fast alle Garantien gegeben für die ge- planten Lohnsenkungen, das heißt für eine neuerliche Drosselung des Inlandsmarktes und eine neuerliche Verringe- rung der bisher schon vorhandenen Aufträge. Wenn bei Mehreinstellungen die Löhne gesenkt werden, wenn bei den unzäh-
ligen heute„bedrohten" Betrieben vom Schlichter Lohn und Ge- halt bis zum Existenzminimum gesenkt werden dürfen, dann wird die Deflationspolitik in größtem Maßstabe fort- gesetzt. Nur mit einer falschen Definition des wirtschaftlichen Begriffes Deflation läßt sich so operieren, wie es die Reichsregie- rung tut. Statt von steigenden Kosten bei sinkenden Umsätzen zu sprechen, einem Widerspruch, den man nur durch relative Steige- rung des Volkseinkommens lösen kann, spricht die Regierung von dem Widerspruch in der Industrie zwischen Ausgaben und. Ein- nahmen. Das ist entweder eine lächerliche Binsenwahrheit oder eine Irreführung der öffentlichen Meinung. Richt von einem Ende der Deslationspolitik kann hier die Rede fein, sondern nur von einer verschärften Fortführung der schlechtesten und gefährlichsten Seiten der Rotverordnungspolitik, die die Vergangenheit zutage gefördert hat. Oer zweite Tag in Leipzig . Nachdem der Eröffnungssonntag den bekannten stärkeren Be- such, aber sehr schlechte und kleine Geschäfte gebracht hatte, gab es auf der Leipziger Herbstmesse gestern gegenüber dem Sonn- tag sogar noch einen Rückschlag. Die Herbstmesse ist in erster Linie Verkaufsgelegenheit für Einrichtungs- und Verkaufs- gegenstände, deren Absatz ausschließlich von der Kaufkraft der Massen abhängt. Es will darum einiges besagen, wenn berichtet wird, daß an allen Messeständen eine lebhafte Erörterung des Wirtschaftsprogramms der Reichsregierung statt- fand, wobei die vielen Unklarheiten in der Beschaffung der Mittel zur Arbeitsbeschaffung besonders denjenigen Wirtschaftskrisen Anlaß zu mancherlei Kritik gaben, die bei den wirtschaftlichen Experimenten der letzten Jahre meist die Leidtragenden gewesen sind. Also auch in Leipzig wird der rosenrote Optimismus der Reichsregierung nicht für berechtigt gehalten.
Seit einiger Zeit wird in Deutschland mit„Silber- streifen" gehandelt. Die„Rheinisch-Westfälische Zeitung" predigt Wirtschastsoptimismus und das Institut für Konjunktur- forschung gibt der Reichsregierung Unterricht in theoretischem Zeich- nen von Wirtschaftskurven. Man muß den Plan der augenblick- lichen Reichsregierung von allem Beiwerk befreien und im befonde- ren auch von dem Zaubernebel, den Herr von Papen um sein« einfachen Erkenntnisse der Tatbestände macht, sonst bleibt er unverständlich. Wie ist der einfache Tatbestand? Infolge der ständig schlechter werdenden wirtschaftlichen Verhältnisse sind auch die Reichsfinanzen dauernd in größere Schwierigkeilen gekommen. Auf der Einnahmeseite meint man, sei nichts mehr möglich, auf der Ausgabeseite, im besonderen bei der Sozialgesetz- gebung, weiter zu streichen, hält man im Augenblick nicht für zweck- mäßig. So hat man, um den Haushaltsplan 1932 zu balancieren, die Einnahmen zu hoch eingeschätzt. Ein im letzten Moment vorgenommener Abstrich von 119 Millionen Mark konnte erst in den jüngst vergangenen Wochen in schwerem Kampfe mit den einzelnen Ministerien, zumindest erst mal auf dem Papier, durch- geführt werden. Wesentliche Steuereingänge sind weiter rück- l ä u s i g. Kleine Besserungsanzeichen werden dabei felbstverständ- lich optimistisch bewertet. Das ändert nichts daran, daß für den Haushaltplan 1932 mit einem Defizit zu rechnen ist. das etwa zwischen 799 Millionen und einer Milliarde ge- schätzt werden kann. Dazu kommt, daß die Reichsregierung auch daran denken muß, ihren 12S-Millionen-Kredit zurückzuzahlen und daß die Altanleiheauslosung Ende dieses Jahres auch diesmal erheb- lich« materielle Ansprüche an das Reich stellt. Aber das Anterneherium erklärt, es könne erst dann wieder pro- duzieren, wenn die Steuerlasten geringer würden und die Löhne weiter gesenkt werden. Die sozialpolitischen Abbauforderungen sind vor kurzem erst mit einer erheblichen Abschlagszahlung fürs erste einmal beglichen war. den. Mit den Löhnen ist es für die Reichsregierung von ihrem Standpunkt aus nicht schwierig, denn hier sind die Lasten oder richtiger die Kosten von dem dritten, also von dem Arbeiter und Angestellten zu zahlen. Schwieriger ist die Erfüllung der Unternehmerforderungen bei den Steuern. An einen Abbau ist aus den erwähnten Gründen zur Zeit nicht zu denken. So suchte man einen Ausweg, man fand ihn in einer spekulativen Kombination zwischen Konjunkturpolitik und Artikel 48 der Reichsverfassung. Wenn es wahr ist, was die privatkapitalistischen Spatzen in allen Ländern von den Dächern pfeifen, dann stehen wir auch in Deutschland am Tiefpunkt der Krise. Der Geldmarkt ist flüssig, die Börse eskomptiert, das heißt nimmt die bessere Konjunktur voraus dadurch, daß die Kurse steigen. Außerdem haben in Deutschland die Privatkapitalisten zur Reichsregierung von Papen mehr Zutrauen, als sie zu Herrn Brüning hatten. Deswegen kamen kühne, spekulativ veranlagte Leute auf die Idee, daß wir jetzt in Deutschland im psychologisch richtigen Augenblick für eine Konjunkturwende seien. Die Urckernehmer werden produzieren, wenn sie weniger Steuern zahlen müssen, sie werden Arbeitslose einstellen, wenn die Löhne weiter herabgedrückt werden, man muh ihnen nur ein Geschenk machen! Die Wirtschaststheoretiker meinen, daß wir von 1934 an sicher wieder so gute Konjunktur haben werden, daß das Reich so viel Steuern einnimmt, daß es dann Industrie, Handel und Grundbesitz die Steuern wird ermäßigen können. Hier zeigt sich die eigentliche Kühnheit der Spekulation der Reichsregierung. Sie gibt auf rund 2 Milliarden Steuern, die sie in den Iahren von 1934 an nicht einnehmen will, heute den Steuerzahlern sogenannte Steueranrechnungsscheine. Aber das wären nur Fetzen Papier , wenn sie der Unternehmer nicht verkaufen könnte. Er soll sie oerkaufen können. Er soll sie aber auch, wenn
er sie behalten will, beleihen, also lombardieren dürfen. Er darf sie auch aufheben, dann kann er von 1934 an damit Steuern zahlen. Was aber so als geniales Zauberkunstflückchen erscheint, ist in der Welt der realen Konjunkturwirkungen recht klein. Tropfenweise, vom Anfang Oktober dieses Jahres an, sollen diese Steueranrechnungsscheine bei der Bezahlung von Steuern für bestimmte Teilbeträge dieser Steuern ausgehändigt werden. Die materielle� Wirkung bei den Banken, auf der Börse und darüber hinaus in der Wirtschaft kann also erst zaghaft in den letzten Monaten dieses Jahres beginnen. Mit dem Abbau der Löhne werden es die Unternehmer wahrscheinlich etwas eiliger haben! Aber die Reichsregierung glaubt an ihr eigenes Zauber- werk. Sie meint den echten Stein der Weisen gefunden zu haben, sie hofft, daß die Konjunkturforschung die Wahrheit spricht — kurz, sie ist der Ueberzeugung, schon die Ankündigung ihrer Maßnahmen wird die Wirtschaft beleben. Unsere Ueberzeugung ist, daß die Unternehmer sehr gut zu rechnen verstehen und den ihnen gebotenen Vortejl voll auszu- schöpfen verstehen werden— wenn der Plan überhaupt in Funktion tritt. Vor seiner Verwirklichung liegen noch einige Zwirnsfäden. hier fei daran erinnert, daß im vorigen Zahre die Reichsschuldenverwaltung sich geweigert hat, dem Kabinett Brüning solche Schuld- Zertifikate auszustellen, die aus Kreditermächtigungen stammten, die sich die Regierung selbst auf Grund des Artikels 48 der Reichsver- safsung gegeben hatte. Sowohl die Deutschnationalen wie ihre gelehrigen Schüler, die Rationalsozlalisken, liefen mit Erfolg Swrm gegen die damlige Reichsregierung. Das Kabinett Brüning sah keinen anderen Ausweg als die Legalisierung ihrer Kreditbedürfnisse, die durch ein besonderes Kreditermächtigungsgesetz kurz vor der Austösung des Reichstages erfolgte. Reichskanzler von Papen hat in seiner Rede in Münster aus- drücklich erklärt, daß die ganze Ausstattung der Steueranrech- nungsscheine sie zu einem Reichsdarlehen mache. Dazu bedarf es aber aus den eben erwähnten Tatbeständen heraus eines ordentlichen Gesetzes des Reichstages, oder aber sagen wir es höflich, einer„Umgehung" der Reichsverfaffung. Im ganzen ist es so, daß die derzeitige Reichsregierung auf gute Konjunktur spekuliert und hofft, daß die Privatkapitalisten mit ihr mitgehen, also mitspekulieren. Und man meint, daraus könne Beschäftigung für einige Millionen Erwerbslose erwachsen. Die Phantasie der großen Spekulanten ist immer erstaunlich. Aber mit der Kenntnis der Grundgesetze der Wirtschaft und positiver Ge- staltung hat das nichts zu tun. Spekulation ist eine Frage des Glücks, aber nicht der Politik.
Falsche Gerüchte um Dr. Luther. Die Gerüchte über einen angeblich bevorstehenden Rücktritt des Reichsbankpräsidenten Dr. Luther entbehren, wie von zuständiger Seite mitgeteilt wird, jeglicher Grundlage. Luther ist mit dem gegenwärtigen Wirtschafts- Programm der Reichsregicrung, wie wir wissen, voll einverstanden. Die holländischen Heringsreedereien und Exporteure sind bei ihrem Außenministerium wegen der drohenden Erhöhung des d e u t- fchen Herings zolls vorstellig geworden. Es wurde ihnen gesagt, daß der niederländische Gesandte in Berlin sich bereits seit Wochen mit der Angelegenheit beschästige, der auch die holländische Regierung ihre vollste Aufmerksamkeit schenke. Vorübergehende Stilleguno des Eisen- und Stahlwerkes hoesch. Das Eisen- und Stahlwerk Hoesch, Köln-Neu-Essen, gibt bekannt, daß es wegen Auftrags in angels gezwungen sei, den gesamten Betrieb vorübergehend stillzulegen. Die Stillegung erstreckt sich für die Zeit vom 27. August bis zum 3. September einschließ- lich. Bisher waren nur immer einzelne Betriebe gezwungen, bis zu 14 Tagen auszusetzen. Riesengewinne an deutschen Anleihen. In einem Bericht des Forschungsinstituts der amerikanischen Börsenmakler wird festgestellt, daß die amerikanischen Bankiers an den seit 1923 in den USA . auf- gelegten deutschen Anleihen über 69 Millionen Dollar netto verdient hätten. Ein Anleihebetrag von 994,3 Millionen Dollar, das ist die Hälfte der Gesamtsumme, sei jetzt noch in amerikanischen Händen. Die vor dem Senatsausschuß zur Untersuchung der Kapitalanlagen im Ausland gemachten Angaben von Bankiers über diese Gewinne seien vielfach irreführend gewesen.