Die psäsfisch. chauvinistische Bande des Oetes veranstaltete sofort »ach dem Liller Muster eine müste Agitation gegen die„Vaterlands- losen", um die Versammlung zu hintertreiben. Die lokale„Gesellschaft der ehemaligen Kämpfer von 1870"(ein französisches Gegenstück zu den deutschen Kriegervereine») forderte in gedruckten und ge- fchriebenen Plakaten die Bevölkerung zur gemaltthätigen Ver- Hinderung der„antipatriotischen" Versammlung auf. Die davon mar, daß die aus Lens angekommeneu Sozialisten, darunter Ghesquiöre, am Bahnhose von einer übermächtigen Menge brutal überfallen murden. Man berichtet über zahlreiche Verwundete. Evrard, Sekretär der Kohlengräber-Gewerkschast von Pas-de-Calais , wurde schwer mißhandelt, sein junger Sohn zu Boden gestürzt und mit den Füßen getreten. Darauf begab sich das rasende Gesindel zum Lokal, wo sich inzwischen ein kleines Häuslein Sozialisten, darunter Ghesquiere, ver- sammelt hatte, und begann das Haus mit Ziegelsleinen zu bom- bardiren. Beim Verlassen des Lokals wurde Ghesquiöre mit einem Stockdegen am Arme verwundet. Ter Spezialkommissär (politischer Geheimagent) wurde, als er seine Schärpe umgürtete, »m die Ueberfalleuen wirksam schützen zu könne», arg mißhandelt. Die Bande glaubte nämlich, Delory vor sich zu haben.... Dies die Thatsachen, wie sie auch von der Ordnungspresse mitgetheilt werden. Daß diese Presse kein Wort der Mißbilligung für die chauvinistischen Knüttelhelden findet, kann nicht weiter wunder nehmen. Knüttel und chauvinistische Hetzereien sind ja die einzigen Waffen, die in gewöhnlichen Zeiten den Ordnuugs- mannen im Kampfe gegen die Sozialdemokratie zu Gebote stehen. Und wenn ein bekannter, mit Verlaub zu sagen, „sozialistisch-radikaler" Journalist, Herr Meunier vom„Rappel", sich nicht entblödet, die Thaten der Knüppelhelden von Billy- Moutigny zu billigen und als Vorbeugungsmaßregel— die „Ausweisung jedes Deutschen , der zu Agitationszwecken nach Frankreich kommt", zu verlangen,— so beweist das nur, daß die französischen Radikale», mit wenigen rühmlichen Ausnahmen, puncto Chauvinismus den ungeschminkten Bourgeoisparteien nicht nachstehen. Empörend ist aber das Verhallen der Be- Hörde», die nicht nur keine Maßregel» getroffen hatte», um den planmäßig vorbereiteten Ueberfall zu verhüten, sondern auch gegenüber den Urhebern und Ausführern des Ueberfalls die Nachsicht so weit trieben, keinen einzigen derselben in Haft zu behälten. Dagegen wurde die Verhaftung eines S o z i a l i st e n, der in begreiflicher Empörung die Angreifer bekämpst hatte(er soll sie„einen Haufen schmutziger Franzosen" genannt haben), ausrecht erhalten. Und doch wird Herr B a r t h o u, der seit einigen Tagen wieder die Leitung des Ministeriums des Inner» übernommen hat, sich nach wie vor als Beschützer der Ordnung und des Gesetzes aufspielen. Im Dorfe Billy-Montigny sollte am Sonntag zum e r st e n M a l eine sozialdemokratische Versammlung abgehalten werden. Unsere Genossen werden wiederkommen und mit der Zeit die zerhetzte Bevölkerung vom Banne der französischen I s! r a u t e befreien. C a l v i g n a c, der sozialistische Bürgermeister von Carmaux, ist nun definitiv von, A in t e abberufe» worden. Als Grund wird wiederum, wie bei der Suspendirnng, dessen Ver- urtheilung zu 100 Frks. Buße angegeben. Felix Favre fand mitten während der Reise in der Bretagne Zeit, das Ab- berufungsdekret zu unterzeichnen. Die Vorgänge innerhalb der französischen Dele- g a t i o n auf dem Londoner Kongreß waren für die Bourgeoispresse natürlich das Signal zum Loslassen einer Menge Lügennachnchten. So hieß es u. a. Henri Turo t, Mitglied des Blanquistische» Revolutionären Zentralkomitees und Mitarbeiter des„Petite Republique", werde ein Wochenblatt„La Car- magnole" gründen zum Zwecke der Bekämpfung der sozialdemo- kralischeu Partei. In der heutigen„Petite Republique" tritt Turot selber dieser Lügennachrichl entgegen. Das Blatt soll zwar gegründet werde», es wird aber vor allem, wie dies schon deffen Name zeigt, der Verbreitung von alten und neuen sozialrevolutionären Liedern gewidmet sein. Daneben beabsichtigt Turot, dem bisherigen blanquistische» Standpunkte gemäß, das neue Blatt gerade zu einein gemeinsamen Organ aller sozialistischen Richtungen zu machen, sowohl der Anhänger der politischen Aktion wie der Anhänger des Generalstreiks. Die„Carmagnole" wird aber, insofern sie überhaupt einen politischen Charakter tragen wird, kein Werk- zeug der Zwietracht, sondern vielmehr eine neutrale Tribüne für alle in der französischen Bewegung sich geltend machenden Meinungen sein. Paris , 20. August. Es sind die strengsten Polizei- maßregeln angeordnet worden, um jede subversive(soll wohl heißen sozialistische) und chauvinistische Kundgebung beim Zarenbesuch zu verhindern. Ei» Rundschreiben des Ministers des Innern an die Präfekten ersucht dieselben, be- sonders dahin zu wirken, daß die geplante Reorganisation der verschiedenen Gruppen der Patriotenliga un terblnbe.— Paris , 19. August. (Verl . Tagebl.) Eugßne Guyard, der Gerant des Anarchistenblattes„Libertaire", welches am Jahres- tage der Hinrichtung Caserio's deffen Bild nebst Verherrlichung seiner That brachte, wurde verhaftet. Andere Verhaftungen von Anarchisten sollen bevorstehen. England. — Auf dem englischen Gewerkschaftskongreß. der an, 7. September in Edinburgh zusammentritt, kommt folgender Antrag zur Verhandlung: „Nach der Meinung dieses Kongresses ist es für die Er- Haltung der britischen Industrie von Wichtigkeit, daß Land, Bergwerke, Mineralien, Regalien und Eisenbahnen n ation a- l i s, r t und Trambahne», sowie alle Unternehmungen zur Versorgung mit Wasser und mit künstlichem Licht m u n i- zipalisirt werden." In bezug auf diesen Antrag meint ein Korrespondent der „Frankfurter Zeitung ", derselbe solle den„kollektivistischen" Be- schluß, den der letzte Gewerkschaftskongreß(in Rorwich) auf Keir Hardie's Antrag gefaßt hat,„beseitigen und ersetzen". Das ist ein Jrrthum. Der neue Antrag richtet sich in keiner Weise gegen den vorjährigen Beschluß. Er geht von sozialfftischen Mitgliedern der Jndependent Labour Party und der Sozialdemo- krattschen Föderation aus. Der„Munizipalsozialismui" ist unter den englischen Sozialisten sehr populär. Und „Munizipalisation" ist genau ebenso sozialistisch oder „kollektivistisch", wie die„Nationalisation". Der Unterschied betrifft nicht das Wesen, sondern de» Umfang der Thätig- keil und Organisation. In England, wo die Gemeinde eine weit größere Machtsphäre und Selbständigkeit hat als in Deutsch - land. hat der Munizipalsozialismus daher auch nicht de» poli- zeilichen Charakter, de» er in Deutschland haben würde— ebenso wie die„Verstaatlichung" in England etwas ganz anderes ist als in Deutschland . Hiermit wollen wir unS indeß für den MunizipalsozialismuS nicht ins Zeug gelegt haben.— Italien . Rom , 20. August. Anfangs September gehen Abtheilungen technischer Truppen nach M a s s a u a h. Auf Wunsch der Re- gierung wird General Baldissera schon vorher nach Afrika zurück- lchren. Er wird die Statthalterschaft definitiv übernehmen und die Befestigung der Mareblinie sofort in Angriff nehmen.— Bulgarien . — Einen neuen Sieg Rußlands bedeutet die Er- nennnng des Obersten Paprikoff als Kriegsminister. Der Nach- folger deS Rußlands Forderungen gegenüber nicht vollkommen willfährigen Oberst Petroff ist in der Petersburger Militärakademie ausgebildet worden.— Türkei . Koustantinopel, 20. August. Die Pforte hat den Bot- schasteu der Mächte die Mittheilung zugehen lassen, daß 23 griechische Offiziere in Uniform mit drei Gebirgsgeschütze», 2000 Chassepotgewedren und 700 000 Patronen auf Kreta an zwei verschiedenen Punkten der Insel gelandet seien.— Afrika . — Der Kongostaat gegen den Mahdi . Die Brüsseler Zeitung„Soir"(Abend) erhält aus Afrika die Be- nachrichtigung, daß eine Expedition gegen die M a h d i st e n unter dem Befehl des Baron Dhanis organisirt worden ist. Der Kongostaat hat beträchtliche Streitkräfte vereint und hat nach dem oberen Kongo zahlreiche Truppen, Munition und Geschütze transportiren lassen. Die Transporte waren so umfangreich, daß sie während der Zeit von zwei Monaten den gesammten Handelsverkehr auf dem Flusse sperrten. Der un- abhängige Kongostaat hat die Absicht, die Offensive gegen die Mahdisten zu ergreifen. Der„Soir" sagt, die Sachlage ver- Ursache sehr große Besorgnisse mit Rücksicht auf die Sicherheit des Staates und die politischen Verwickelungen, welche die Haltung der Regierung des Kongostaates nach sich ziehe» könne. Die militärische» Operationen seitens des Barons Dhanis haben im gegenwärtigen Zeitpunkte sicher schon begonnen. Von der Agitation. Genosse Liebknecht befindet sich. nachdem er über Paris von London zurückgekehrt ist, in Offen- dach, wo er für die bevorstehende» Landtagswahlen eine Reihe von Versammlungen abzuhalten hat. Im Großherzogthum Hessen finde» in diesem Spätsommer vier Landtagswahlen statt, in denen unsere Partei um das Mandat kämpft. Ei» Kreis ist neu zu erobern(die Stadt Offenbach ), während die Mandate für drei andere Kreise, das Mandat des Landkreises Offenbach und die zwei Mainzer Mandate, schon bisher in unserem Besitz waren. In Mainz ist bekanntlich infolge der Joest'schen Mandats- niederlegung auch das Reichstagsmandat erledigt, so daß die hessischen Genosse» jetzt stark in Anspruch genommen sind. Ju Hamburg ist für die B ü r g e r s ch a f t s w a h l im 6. Bezirk (Neustadt- Nord ) auf Veranlassung der sozialdemo- kralisch gesinnten Bürger dieses Bezirks seitens der Partei der Genosse Friedrich Ehlers, Vertrauensmann des ersten Hamburger Wahlkreises, als Kandidat aufgestellt. Trotz des reaktionären Bürgerrechls-Gesetzes ist, wie das„Hamb. Echo" bemerkt, ein nennenswerther Erfolg nach Lage der Sache nicht ausgeschlossen. Charakteristisch für die Art des Kampfes, der auf dem Lande gegen die Arbeiterbewegung geführt wird, ist folgendes Vorkommniß. Die Parteigenossen in Vegesack im bremischen Staate beabsichtigten vor kurzem ein Gewerkschaftsfest abzuhalten und hatte» zu diesem Zwecke den L a n d m a n n R a t h j e n zu Beckedorf bewogen, sein Grundstück für die Ab- Haltung, des Festes zur Verfügung zu stellen. Infolge dieser Be- reitwilligkeit erhielt der Landmann eine Anzahl von anonymen Zuschriften, von denen die nachfolgende als besonders interessant und bezeichnend im Wortlaut mitgetheilt sei: „Bäkedorf. Johann Ratjen wie kannst Du Dich unter- stehen und die Sozialdemokraten auf Deine Weide nehmen. Vor allen Wirthen sind sie abgewiesen, keiner will sie haben und Du nimmst sie, die Leute die uns vernichten wollen. alle Ballern in ganzen Kreise sprechen nur mit Verachtung von Dir und Deiner schmutzige» Handlung. Nimmst Du die Bande auf dein Land so wirst Du von der ganzen Gemeinde aus- gestoßen werden wenn sie dich was vorgelogen haben dann geh zu Landrath dann kannst du noch wieder voukommen. thust des nicht so werden wir Dich auch 2 Stufen hoher in die Steuer bringen, und Vorsteher wozu wir Dich wählen ivollten wirst Du nicht werden. Nimmst Du die roten sozial- demokraten so werden wir Dich verklagen daß Du deine Weide einrickelst, damit wir von den 30 000 sozialdemokraten die kommen keinen schaden haben nehmst Du sie Der rothe Hahn ist Dir gewis. Mehrere Bäkedorfer." Landmann Rathjen ließ sich aber durch keinen der vielen Schmähbriefe irre mache». Aller- Vings konnte das Fest dennoch nicht aus seinem Grundstück abgehalten werden, sondern mußte ins Oldenburgische verlegt werden, weil der preußische Landrath in Blumenthal dasselbe verbot. Argentinischer Parteikongrest. Am 28. und 29. Juni fand in Buenos Ayres der erste Kongreß der argentinischen Sozialdemokratie statt. Erschienen waren 75 Abgeordnete als Vertreter von 31 Organisationen. Genosse I u st o verlas einen Bericht über den Ursprung und die Fortschritte der Partei in der argentinischen Republik, der allgemeinen Beifall fand. Dan» berieth man über die Taktik und Organisation der Partei und nahm folgende Anträge an: Vereine oder Mitglieder, die mit den anderen Parteien Bündnisse schließen, werden aus der Partei ausgeschlossen. Die von unserer Partei gewählten Kongreß- deputirten sollen ein imperatives Mandat haben und im Voraus eine darauf bezug habende Verpflichtung unterzeichnen, die im Besitze hes Nationalkomitees bleibt, um ihnen im Falle, daß sie ihr Mandat nicht richtig ausüben, vorgelegt zu werden. Bei der Wahlagitation muß jeder sich dorthin begeben.wohin er vom Komitee geschickt wird, wenn die Entfernung von seinem Heimathsorte auch noch so groß ist und noch so lange dauert. Die Universitäts - gruppe brachte solgenden Antrag ein, der gleichfalls angenommen wurde:„Wer sich duellirt, wird aus der Partei ausgeschlossen." Dann schritt man zur Revision des Parteiprogramms, das u. a. folgende Punkte enthält:„Gesetzliche Anerkennung der Arbeiter- vereine, Unterdrückung jeder künstlichen Förderung der Ein- Wanderung, Abschaffung aller Gesetze über Landstretcherei, Bettelei u. s. w., geheime Abstimmung bei Wahlen, Vertretung der Minoritäten. Vertretung im National-Kongresse im Verhält- niß zu der gegenwärtigen Bevölkerung des Landes. Verantwort- lichleit und Abberusbarkeit der Gewählten. Dazu wurden noch Angelegenheilen untergeordneter Art besprochen; man faßte den Beschluß, daß in jedem zweiten Jahre ein Kongreß statt- finden solle. Polizeiliches, Gerichtliches ec. — Genosse Rauch, Redakteur des„ V o l k s w i l l e n" in Hannover , hat am heutigen Tage die 6 Monate Gefängniß verbüßt, die ihm wegen Majestätsbeleidigung und wegen Be- leidigung der Berliner Oberstaatsanwaltschaft auferlegt worden waren. Wir beglückwünschen Genossen Rauch zur wieder- Sewonnenen Freiheit, möge er sich von den Strapazen des Ge- ängnißlebens recht bald völlig erholen! — Wegen Beleidigung des Hauptmanns von Schouler vom Regiment v. Manstein in Schleswig wurde in Kiel der ver- antwortliche Redakteur der„Schleswig- Holsteinschen Volks- zeitung", Genosse Alexander Lütjens, zuöOM. Geldstrafe oder 10 Tagen Gefängniß und zu den üblichen Nebenstrafen verurtheilt. Gewevkpchaftliäges. Achtung, Putzer Berlins ! Auf dem Bau des Maurer- meisters Herrn Puschmann, Liebigstr. 30, hatte ein Fassaden- putzer die gesammte Putzarbeit des Baues für eine Pauschal- summe übernommen. Um für sich einen Profit herauszuschlagen, übergab er die Jnnenarbeit für den minderwerthigen Preis von 19 Pfennig pro Quadratmeter an neun Putzer, welche durch die lange Arbeitslosigkeit gezwungen waren, die Arbeit dafür anzu- nehmen. Bemerkt sei, daß der Arbeitgeber nicht abgeneigt war, den tarifmäßigen Preis zu zahle», es wurde ihm jedoch seitens deS erwähnten Putzer? davon abgeredet. Als am Montag die Putzer an den Arbeitgeber mit der Bitte Herautraten, ihnen doch 20 Pfennige für den Quadratmeter zu bewilligen. wurden sie schroff abgewiesen und man bedeutete ihnen, daß wer nicht dafür weiter arbeiten wolle, sich sofort vom Bau scheren solle. Er zahle lieber anderen Putzer» 21 Pf.; doch solche Aufwiegeler wolle er auf seinem Bau nicht dulden. Der Arbeitgeber fand an dem erwähnten Putzer einen eifrigen Fürsprecher; derselbe erbot sich sofort, für den minderwerthigen Preis andere Putzer heranzuschaffen. Hierauf legten 9 Innen- Putzer die illrbeit nieder. Am Dienstag morgen aber nahmen 5 der Streikenden die Arbeit zu de» alten Bedingungen wieder auf und ließen ihre ä streikenden Kollegen in Stich. Hätten die Putzer sämmtlich nur einen Tag fest gestanden, der Arbeitgeber hätte bewilligen müssen, da bis zum Freitag ein bestimmtes Quantum Putz fertig sein mußte. Die Abtrünnigen suchte der Arbeitgeber dadurch zu belohnen, daß er den Putzern nunmehr 20 Pf. versprach. Ans dem Gesagten geht wohl deutlich genug hervor. daß der Wankelmuth und die Engherzigkeit der Putzer selbst die Schuld am Sinken der Preise trägt. Nur zu leicht nützt der Unternehmer die Nothlage der Arbeiter auS. Leider haben die indifferenten Putzer jeden Halt verloren. So haben sich auf einem Bau in der Kaiser Friedrichstraße in Charlottenburg (Unternehmer Schrobsdors) Putzer gefunden, die den Quadrat- meter Putz für 13 Pf. anfertigen. Als Entschuldigung geben st- an. sie wären alt und könnten sich mit weniger Verdienst be- gnügen. Der Bauunternehmer aber steckt den Profit in die Tasche. Da auf diesem Bau noch mehrere Putzer anfangen sollen, ersuchen wir die Kollegen, vorstehendes zu beachten. Die Lohukommission der Putzer. Achtung, Lederarbeiter(Portefeuiller) Berlins . Be- willigt haben noch S. u. M. R o s e n t h a l. Zuzug ist streng fernzuhalten von den Firmen Adam jun., Krasemann, Plötz u. Ko., Eichler, Pllschel, Loth u. Weinland, Heymann u. Ko., Borne- mann, Sommer. Die L o h n k o m m i s s i o n. Mit einer schwarze» Liste paradirt auch die Ver- einigung Berliner Ledertvaaren-Fabrikanlen. Der Vorstand dieser Unternehmerkoalition versandte ein Schrift- stück, worin er die Mitglieder ersucht, von den Streikenden 42 nanihaft gemachte Arbeiter und 1 Arbeiterin nicht zu be- schäfiigen. Bildet sich der Vorstand etwa auch noch ein, daß durch dieses rigorose Vorgehen das verloren gegangene frühere gute Einvernehmen wieder hergestellt wird? Die Bnchdrnckerei- Hilfsarbeiter und Arbeiterinnen wählten in ihrer letzten öffentlichen Versammlung eine Kommission, die mit Herrn M ö s e r wegen Beilegung des dort ausgebrochenen Streiks verhandeln sollte. Der Kommission war, falls die Ver- handlangen resultatlos verlaufen sollten, die Ermächtigung ertheilt, diese Firma eventuell zu sperren. Obgleich die Verhandlunge» nicht ganz zur Zufriedenheit der Arbeiter aus- gefallen sind, hat die Kommission von der Sperrung doch Ab- stand genommen, besonders va mittlerweil« alle Ausständigen bis auf drei untergebracht sind. Ueber den ersten internationale» Kongreß der Litho- graphen, Steiudrucker und verwandter BerusSgenossen, der in London abgehallen wurde und in Nr. 133 des„Vor- wärts" kurz erwähnt worden ist, bringt jetzt die„Graphische Presse" einen ausführlichen Bericht, dem wir folgendes entnehmen. Ter Kongreß erklärte sich im Prinzip einverstanden mit der U n t e r st ü tz« n g bei Streiks und auf der Reise. Der Streik muß von der ganzen in Frage kommenden Organisation oder mindestens von dem Vorstand derselben, oder von einer Konferenz oder einer Generalversammlnng anerkannt sein. Weiter wurde die Errichtung eines internationalen Sekretariats beschlossen. Dasselbe hat die nächsten zwei Jahre seinen Sitz in London . Ferner wurde folgende Resolution der deutschen Delegirten einstimmig angenommen:„I. Der erste internationale Kongreß der Lithographen, Steiudrucker und Berussgen offen macht es den Kollegen aller Länder zur Pflicht, für die Stärkung ihrer Organisation mit aller Macht einzutreten. 2. Für die Reduktion der Arbeitszeit und Einführung des Achtstundentages zu agitiren." Der nächste internationale Kongreß wird in der Schweiz abgehalten. ?l»> Tage»ach Schluß des Kongresses besuchten die deutschen Delegirten das Ostend von London , bekanntlich die Stätte der gräßlichsten Arniuth. Sie schildern den Eindnük, den sie dort empfingen, wie folgt:„Die Summe von Schmutz und Elend, welche wir hier antrafen, spottet jeder Beschreibung. In keinem Lande, in keiner Stadt Europa's berühren sich die Gegensätze so stark wie gerade in London , nebe» kolossalem Reichthm» auf der eine», trifft man hier die gräßlichste Armuth auf der anderen Seite. Das nennt man aber auch in England „göttliche Weltordnung!" Die siebente ordentliche Generalversamnilung der Zentral-K ranken- und Sterbekasse der Schuh » in acher und verwandten BerusSgenossen Deutschlands wurde am 18. August in Dresden durch den Vorsitzenden Zaschke-Hamburg eröffnet. Anwesend sind 24 Delegirte, sowie 2 Mitglieder des Vorstandes und 1 Mitglied des Ausschuffes. In das Bureau wurde» gewählt als Vorsitzende Z a s ch k e- Hamburg und R e u ß- Nürnberg. Dem Vorstands- bericht ist zu entnehmen, daß in den Jahren 1394/95 mehrere Zahlstellen eingegangen sind, wodurch die Kasse im allgemeinen jedoch keinen Schaden erlitten hat; in einigen Ortschaften wurden Zahlstelle» neu gegründet. Der finanzielle Stand der Kasse ist günstig. Die Zahl der Mitglieder betrug am 1. Jan. 1894 11 393, au, 31. Dezember 1895 11 005. Interessant ist die Statistik über die Sterbefälle für das Jahr 1895. Bei den 122 Sterbefällen war die Todesursache in 42 Fällen Lungeuleiden, in 25 Fällen Schwind» sucht. Diese Zahlen sind sprechende Beweif« für die verbefferungs- bedürftige Lage der Schuhmacher. Die Netto- Einnahmen der Kasse betrugen in den Jahren 1894/95 468 237,33 M., die AuS- gaben 403339,51 M., somit ist eine Mehreinnahnie von 64897,82 M. zu verzeichnen. Die Kasse hatte am Schlüsse des JahreS 1895 ein Ge- sammtvermögen von 2691 23,03 M. DieDurchschnittS-Ausgabeinden letzten 5 Jahren betrug jährlich 227 142,97 M. Da laut gesetzlicher Bestimmung der Reservefonds einer Krankenkasse die Höhe der Durchschnitts-Ausgabe der letzten fünf Rechnungsjahre erreicht haben muß, diese Höhe aber bereits um 19 483,89 M. überstiegen wird, so ist jede Gefahr behördlicher Eingriffe aus- geschloffen. Laut Abrechnung sind in den Jahren 1894/95 4561 Personen eingetreten und 4736 Personen ausgeschieden. Gestrichen sind 216 Mitglieder. Die Zahl der Krankheitsfälle betrug 8638, die Zahl der Krankheitstage 152 124. Dem Vorstand und Ausschuß wurde Decharge ertheilt. lieber die Qnarck'sche» Vorschläge führt das Organ der AngestDten des deutsche» Gastwirthsgewerbes, der„G a st- w i r t h s g e h i l f e". aus:„Wenn es in These 2 lautet,„daß es unabweisbare Pflicht der Gewerkschaftsbewegung sei, sich aus das eingehendste mit der Sozialgesetzgebung zu befassen", so ist dies, wie Quarck selbst zugiebt, an vielen Stellen bereits ge- schehen; ja wir gehe» noch weiter: Nicht nur an vielen Stelleu, sondern wohl so ziemlich überall. Welcher BernfSkongreß hätte es wohl unterlassen, seiner Tagesordnung einen oder mehrere Punkte einzuverleiben, deren Beschlüsse Forderungen an die Sozialgesetz- gebung stellen? Daß solches aber nicht zurHauptaufgabe der Gewerk- schaftsbewegung gestempelt werden kann und darf, liegt wohl klar aus der Hand. Der innere Ausbau der geschaffenen Organisationen selbst, um diese für die Folge leistungsfähig zu erhalte», und neben diesem im stände zu sein, dem Indifferenten zu zeigen, in» wieweit durch engeren Zusammenschluß der Berufsangehörigen die Interessen derer gewahrt werden, dürfte wohl werth sein. die Stelle weit, weit vor dem Punkt Sozialpolitiktreiben ein- zunehmen; im übrigen sei noch bemerkt, daß nach den Vorschlägen Quarck's hinzielende Vorschläge und Forderunge» seit Bestehen unseres FachorganS stets gemacht und aufgestellt wurde». Unser« Stellung zur Abhaltung„Sozialpolitischer Sonder- X
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten