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Reichsregierung, den Reichstag aufzulösen, eine befon­dere Bedeutung. Die neue Partei fönnte nämlich im Falle eines ihr günstigen Wahlausganges eine starte parlamentarische Stüge für das Kabinett werden. Vielleicht haben diese Pläne auch die Natio­nalsozialisten mit dazu veranlaßt, die Verhandlungen mit dem Zentrum so zu führen, daß an ihrer Ernsthaftigkeit fein Zweifel mehr bestehen kann.

Sonder Justiz.

I. Gegen Kommunisten.

Das Altonaer Sondergericht verurteilte mehrere Kommu­nisten wegen eines Feuerüberfalles auf ein nationalsozialistisches Verkehrslokal zu schweren Zuchthausstrafen. Der Rädels­führer erhielt 6 Jahre Zuchthaus. Fünf Angeflagte wurden zu Zuchthausstrafen zwischen 4 und Jahren verurteilt.

Das Dortmunder Sondergericht verurteilte einen kommu­nistischen Schlosser wegen Totschlages und versuchten Totschlages zu 6 Jahren Zuchthaus. Der Schlosser hat in der Nacht zum 3. Juni bei einem politischen Zusammenstoß einen Nationalsozialisten er= schossen.

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Das Berliner Sondergericht Kammer Tolk teilte fünf Rommunisten wegen schweren Landfriedensbruchs, dar­unter den Hauptangeklagten Heinrich Stühmer zu drei Jahren Zuchthaus, drei Angeklagte zu Gefängnisstrafen von je zwei Jahren, den letzten zu einem Jahre Gefängnis.

Es handelt sich um einen Krawall in der Schäferstraße, bei dem Stühmer einen schweren Bauchschuß erhielt und auch der Angeklagte Kreisel durch einen Revolverschuß verwun= det wurde. Obgleich Stühmer auf Grund seiner Verwundung eine Strafanzeige gegen Nationalsozialisten erstattet hatte, hat man ihn, aber nicht die Nationalsozialisten angeklagt.

Das Liegniger Sondergericht verurteilte den Russen Waffilij Baranoff, der in der Nacht zum 7. Auguft auf das SA .. Heim in Bunzlau mehrere Schüsse abgegeben und furz darauf auf zwei SA.- Männer geschossen und einen in den Hals getroffen hatte, zu acht Jahren Zuchthaus und acht Jahren Ehrverlust. Das Gericht hat angenommen, daß die Zeugen den Angeklagten, der die Tat bestreitet, zuverlässig wiedererkannt haben.

Das Hagener Sondergericht verurteilte die Kommu nisten Runte, Uber, Wilhelm Korte und Roedelbronn wegen Landfriedensbruchs, versuchten Totschlags und Vergehens gegen die Waffenbestimmungen zuje 2 Jahren Zuchthaus. Roedelbronn er­hielt außerdem wegen Bedrohung noch 6 Monate und Uber wegen Waffenmißbrauchs noch 3 Monate Zuchthau

II. Gegen Nationalsozialisten.

Ein ,, Ueberfallwagen" der SA. war am Abend des Wahltages an einer Menschenansammlung auf einem Breslauer Plaz vor­beigefahren, hatte plöglich gestoppt, der Führer des SA.- Kom­mandos war vom Wagen gesprungen und hatte mehrere Schüsse aus seiner Pistole abgegeben. Ein unbeteiligter Straßenbahn­arbeiter, der zufällig vorbeikam, wurde in die Brust ge= troffen und erheblich verlegt, so daß er noch für lange Zeit arbeitsunfähig ist. Das Breslauer Sondergericht verurteilte jezt den schießenden Nationalsozialisten wegen Waffenmißbrauchs und unterlassener Anmeldung der Schußwaffe zu sieben Monaten Gefängnis!

Das Sondergericht Waldenburg ( Schlesien ) verurteilte einen früheren Wachbeamten namens Kretted aus Bad Salzbrunn wegen Bergehens gegen die 4. Notverordnung und das Gefeß über den Waffenmißbrauch sowie wegen Aufruhrs zu 9 Monaten Gefängnis, zwei andere Angeklagte erhielten wegen Beteiligung am Aufruhr 4 bzw. 3 Monate Gefängnis. Die Angeklagten waren Teil­nehmer eines auf Schloß Fürstenstein abgehaltenen Sportlehrturfus der Nationalsozialisten. Zehn dieser Sportschüler hatten sich am 9. Aagust unter Leitung des SA.- Führers Kretted nach Weißstein begeben, wo Kretted und die beiden anderen Angeklagten, weil sie Revolver, Schlag- und Stichwaffen mit fich führten, ver­haftet wurden. Kretted hatte übrigens damals ein Abzeichen der Eisernen Front angestedt!

In der zweiten Verhandlung verurteilte das Sondergericht sechs Kommunisten aus Weißstein wegen öffentlicher Zusammenrottung und wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt zu Gefängnis strafen von 8 bzw. 7 Monaten.

Die Nazimörder im Zuchthaus.

Ueberführung nach Groß- Strehlig.

Beuthen , 3. September. Die am Freitag vom preußischen Staatsministerium zu lebens­länglichem Zuchthaus begnadigten fünf nationalsozialisten find am Sonnabend früh um 3 Uhr in das Zuchthaus nach Groß- Strehlih übergeführt worden. Der Abtransport

verlief ohne jede Störung, da der Zeitpunkt in der Deffentlichkeit nicht bekannt war. In Beuthen und ganz Oberschlesien herrscht

völlige Ruhe.

Unsicheres Sonntagswetter.

Seit Donnerstag wird der größte Teil des Reiches von einer Schlechtwetterzone überflutet, von der bisher nur Süd­ deutschland mit Bayern und die Gegend des Bodensees verschont geblieben sind.

Die Tagestemperaturen liegen trotz des stark bedeckten Himmels bei 20 Grad Wärme, es ist aber damit zu rechnen, daß am Sonntag bei frischen und böigen westlichen Winden die Temperaturen etwas finfen werden. Von Schottland bis Island und über dem Nordmeer erstrecken sich mehrere tiefe Depressionen. Ein Tiefdruck­fern, der bei Faröhr liegt, wird wahrscheinlich nach Südfkandinavien wandern und unser Wetter bestimmen.

Der Amtliche Wetterdienst faßt die Prognose für Sonntag folgendermaßen zusammen: meist stark bewölkt, frische und böige westliche Winde, sinkende Temperaturen, vereinzelte Regenfälle!

Nächtliche Schlägereien. Hafenkreuzler überfallen Passanten.

In der vergangenen Nacht haben sich wieder einmal Nazis als Wegelagerer betätigt. In der Islandstraße im Norden Berlins fiel eine Horde Hatenfreuzler über einen harmlofen Passanten her.

Der Mann wurde von den Burschen niedergeschlagen und erheblich verlegt. Ein Polizeibeamter, der zufällig des Weges fam, eilte dem Bedrängten zur Hilfe. Die Täter ließen nun von ihrem Opfer ab und flüchteten. Der Schupo nahm die Verfolgung der Banditen auf und nach Abgabe von mehreren Schredschüssen konnten dret Hatenfreuzler gestellt und festgenommen werden. Die Täter wurden der Politischen Polizei übergeben. Ein ähnlicher leberfall spielte sich in der Reinickendorfer Straße auf dem Wedding

Das sind die Frontsoldaten!

Der Stahlhelm" macht seinen Frontsoldaten"-Tag in Berlin und rühmt sich, daß zum ersten Male" das amtliche Regierungs­deutschland sich bei ihm sehen lasse. Das hat er wahrscheinlich da­durch verdient, daß er seinen Du esterberg gegen Hinden burg hat kandidieren lassen.

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Einstweilen aber zeigen sich ganz andere Gestalten beim Stahl

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helm: Im Sportpalast paradierten die Prinzen" und Fürsten und Erzellenzen die ganze ruhmreiche Vergangenheit. Unser Bild zeigt den Erkronprinzen, seinen Bruder Eitel Friz, dann die Frau Ostars und Oskar selbst ganz, ganz hinten kommt dann das Zivil. Reichskanzler von Papen ist einstweilen noch gar nicht zu sehen!

Internationale Reichswehrdebatte

Abrüstungsoffensive der französischen Sozialisten.

Paris , 3. September. ( Eigenbericht.)

Ministerpräsident Herriot hat am Freitag von dem polnischen Botschafter erfahren, daß die polnische Regierung die deutschen Rüstungsforderungen auf das entschiedenste ablehnt. Aus Prag soll die gleiche Mitteilung der tschechoslowakischen Regie­rung eingetroffen sein. Die englische Regierung hat, wie das Echo de Paris" meldet, wissen lassen, daß sie ernsthafte Ein­wände" gegen eine Erhöhung der deutschen Rüstungen habe. Herriot erklärte am Freitagabend noch voll Zuversicht: Die Deutschen haben mir eine fleine Ferienaufgabe gestellt. Aber ich werde mich bemühen, sie als braver und ruhiger Schüler zu lösen." Die Art aber, wie Herriot die Lösung zu suchen scheint, hat den sozialistischen Parteiführer veranlaßt, eine sehr energische Warnung an die französische Regierung zu richten.

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Léon Blum erklärt heute im Populaire":" Es geht das Gerücht und die offiziöse Zeitung der Republik , der Temps", hat es selbst weitergegeben, daß die französische Regierung das Rüstungssystem der deutschen Note nicht unbedingt ablehnen wird; unter der Bedingung, daß genügend Sicherheitsgarantien geboten werden, d. h.. daß Frankreich eine genügende militärische leberlegenheit behält, würde die französische Regierung gegen eine Erweiterung der deutschen Rüstungen nicht unbedingt Opposition machen. Mit anderen Worten:

der französische Generalstab zieht vor, Deutschland aufrüffen zu laffen anstatt felbst abzurüsten. Es ist mir unmöglich, an diese ungeheuerliche Kombination zu glauben. Ich kann es nicht für wahr halten, daß das Ministerium Herriot die Sache der Ab­rüstung und des Friedens den Interessen der Internationale der Militärs und der Rüstungsfabrikanten opfern könnte.

Die Aufrüstung Deutschlands kann und darf nicht der Preis für die Beibehaltung der Rüstungen Frankreichs sein. Wir lehnen

ab. Dort wurde gleichfalls ein Bassant von mehreren Hakenkreuztern| angepöbelt und zu Boden geschlagen. Der Ueberfallene erlitt erhebliche Verlegungen. Zwei Angreifer murden von einer Polizei­streife ergriffen und ins Polizeipräsidium eingeliefert.

In der Krummestraße in Charlottenburg schlugen Kommunisten auf mehrere Hakenkreuzler ein. Als die Polizei auf dem Kampf plaz erschien, hatten die Täter bereits das Weite gesucht.

Waffenfund bei einem Nazi- Schüler.

Lüneburg , 3. September.

Lüneburger Johanneums wurden bei einer polizeilichen Haussuchung In der Wohnung eines 18jährigen Schülers des ein Revolver mit 50 Schuß Munition, eine Gaspistole, ein Gewehr lauf und eine größere Menge Gewehrpatronen gefunden.

Kind gesucht. Zuchthäusler gefaßt.

Der verschwundene 7jährige wieder da! Vor einigen Tagen verschwand plötzlich der 7 Jahre alte Markus Günther aus der Paul Singer Straße. Der Junge hatte noch die Schule besucht, war aber nach Schluß des Unterrichts nicht wieder nach Hause zurüdgefehrt.

Der Knabe wurde, wie seine Kameraden den Beamten der Kriminalpolizei erzählten, am 29. Auguft auf dem Schulhof von einem Manne angesprochen, zu dem der fleine Günther Bapa" fagte. Die Polizei fahndete nach dem Stiefvater des Jungen, einem Arbeiter Hörbold, den man in Verdacht hatte, das Kind entführt zu haben. Hörbold hatte im Zuchthaus in Brieg eine 3uchthaus­strafe zu verbüßen, und es war ihm gelungen, zu entfliehen. Durch die Erzählungen der Schulkinder kam die Polizei auf die Spur Hörbolds. Er wurde bei einem Freunde in der Blumen. thalstraße, wo er Unterschlupf gefunden hatte, entdeckt und feft genommen. Sehr bald stellte sich heraus, daß H. mit der Entführung des Kindes gar nichts zu tun hatte.

jede Aufrüstung Deutschlands fategorisch ab. Wir erkennen allerdings an, daß alle französischen Regie rungen bisher hartnädig die politische und moralische Vertragsverpflichtung zur Abrüstung umgangen haben. Wir haben es auch immer gesagt, daß die französische Regierung selbst die Waffen geschmiedet hat, die heute das Kabinett der Barone gegen Frankreich richtet, d. h. die stupide These von der Sicherheit durch die Waffen. Eben­sowenig wie für Frankreich lassen wir es für Deutschalnd nicht zu, daß die Sicherheit in der Rüstung liegt. Nur die Abrüstung karen die Sicherheit allgemein garantieren."

Gegenaktion Polens .

Warschau , 3. September. ( Eigenbericht.)

Eine halbamtliche polnische Stellungnahme erklärt, die polnische Regierung werde den deutschen Forderungen gegenüber eine ent schieden negative Haltung einnehmen und das gleiche sei Don seiten Frankreichs zu erwarten.

Polen und Frankreich seien in derartigen Fragen auf Grund des polnisch- franzöfifchen ertrages von 1921 verpflichtet, zu­fammenzugehen.

Die offiziöse Gazeta Polska" prophezeit, daß General von Schleicher unter allen Umständen versuchen werde, eine Kompromißlösung der Rüstungsfrage zu erlangen. Die rechtsstehende ,, Gazeta Warszawska" meint, Deutschland werde ohne Rücksicht auf den Ausgang der Verhandlungen aufzurüsten beginnen, aber dann gezwungen sein, seine Revisions= wünsche zurüdzustellen, um nicht durch gleichzeitige Auf­rüstungs- und Revisionspolitik allzu große Unruhe in der Welt hervorzurufen.

Straßen gelaufen, und dann kam er auf den Gedanken, nach Weißensee zu laufen, wo seine Pflegeeltern wohnten. Die Kriminal­beamten holten das Kind heute vormittag aus Weißensee ab.

Stahlhelmer tödlich verunglückt.

Glogau , 3. September.

Auf dem Wege zum Stahlhelmtag in Berlin verunglückte in der vergangenen Nacht der 26 Jahre alte Georg Siegfried Freiherr von Tschammer und Quarit, ein Enkel des verstorbenen Motorrad auf ein vor ihm fahrendes Fuhrwert auf. Hierbei ehemaligen Statthalters von Elsaß- Lothringen , tödlich. Der Berunglückte fuhr auf der Chauffee Glogau - Beuthen mit seinem Motorrad auf ein vor ihm fahrendes Fuhrwert auf. Hierbei erlitt er einen Schädelbruch. Ein Radfahrer fand den Ver­unglückten furz nachher auf und sorgte für seine Ueberführung ins Glogauer Krankenhaus; auf dem Wege dorthin erlag der Berunglückte seinen Berlegungen.

Warum Walfer für ein Weilchen geht. Das Verfahren gegen ihn eingestellt.

New York , 3. September. Gouverneur Roosevelt hat heute das Verfahren gegen den früheren Bürgermeister von New York , Walter, formell ein­geftellt.

Die Borbedingung für die Einstellung des Verfahrens, das megen ,, Unregelmäßigkeiten in der Stadtverwaltung" gegen den New- Yorfer Oberbürgermeister angestrengt wurde, war sein Rüd­tritt, den Walker gestern bekanntgab. Das Verfahren hat dem New- Yorfer Stadtoberhaupt nichts von seiner Popularität bei den New- Yortern zu nehmen vermocht, so daß Herr Walker schon jetzt daran denkt, demnächst neu zu fandidieren.

Todesstrafe droht unter japanischem 3wang die Stadt Schanghai

Markus Günther war nach Schulschluß planlos durch die gegen antijapanischen Terror an.