Rundfunk 1932.
«Angeregt durch die gestrigen Ministerreden im Rundfunk, schickt uns ein Leser diese Zeilen.) Ich hör' mir den Minister an Am Vormittag Und dann kommt noch ein zweiter ran Am Nachmittag Und dann der Kanzler noch, ich weit' Abends um halb acht— Ich hör' das ganze Kabinett Vis mitten in der Nacht Militärmusike gibt's sehr früh Am Vormittag Ein nationales Potpourri Am Nachmittag Ein deutsches Lied, aus deutschem Mund Abends um halb acht— Ich tanz mich national gesund Bis mitten in der Nacht. _ Jakob.
Vachstühle in Flammen. Feuerwehrmann schwer verunglückt.— Wieder Vrand- stifterwerk? In den heutigen frühen ZNorgenslundev war die Feuerwehr an zwei Stellen der Stadt wieder mit der Vetämpsung gefährlicher Dachstuhl.brände beschäftigt. Der erste Alarm kam kurz nach 3 Uhr aus der Keibelstr. 17. Die Brandstelle lag nur wenige Schritte von der Zugwache der Feuerwehr in der Keibelstraße 26 entfernt. Obgleich die Wehr schon nach wenigen Minuten an der Brandstelle eintraf und sofort
Bolkszeitung
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Organ für die werstästge BwSlkerung.
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Vkomberq. Ssnntas. den 4. ctpiemBtr 1932.
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Schluß mit dem Kulturabbau! Das Theater an der Front/ Von Ulbert Vroddedk
Es ist kein Zufall, daß am Ausgangspunkt des Kulturabbaus das Theater gestanden hatte, und daß seit Jahren an der öffent- lichen Bewertung des Kulturtheaters sozusagen der Stand der Kulturreaktion abzulesen ist. Der Anteil, den breitere Volks- schichten an der Kunst des Theaters haben durften, war gewisser- maßen ein Gradmesser für Art und Umfang ihrer kulturellen Emanzipation, war aber auch sichtbarer Ausdruck dafür, daß das Theater aufgehört hatte, ein Reservat der besitzenden Klasse zu sein. Darüber hinaus mußten dem Theater seit je, insbesondere ober im letzten Jahrzehnt starke und stärkste allgemein- und gesellschafts- bildende Kräfte zuerkannt werden: das Theater war auf dem besten Wege, Volkstheoter im besten Sinne zu werden. Wirkliches Volkstheater kann aber nur gedeihen, we»n das Theater lediglich seiner kulturellen Mission dienen soll, wenn private Er- werbszwecke von ihm ferngehalten werden und wenn es sich als öffentliche Einrichtung des Staates oder der Gemeinden gleichwertig und gleichberechtigt neben alle übrigen gemeinnützigen Unter- nehmungen stellen darf. Dieses gemeinnützige, kulturelle Theater, eine der wichtigsten, wenn auch nicht immer entsprechend gewerteten Errungenschaften der demokratischen Republik, steht also seit etlichen Jahren im Mittelpunkt des ständigen Kleinkriegs der Kulturreaktion. Zwar blieben die Erfolge dieses Guerillakrieges jahrelang nur bescheiden, solange der wirtschaftliche B e st a n d des Theaters durch seine Träger gesichert war und sein künstlerisch-geistiges Gesicht von einer stattlichen Schar überzeugter Theaterleute gewahrt blieb In- zwischen ist das anders geworden. Die fortschreitende Wirtschafts- krise mit ihrem Zwang zur Sparsamkeit auch bei der Lsfentlichen Hand forderte zunächst einmal billigerweise auch vom Theater ihre Opfer. Aber sie forderte mehr. Sie verlangte, als Feuer- taufe gleichsam, ein Bekenntnis für die Idee des Kulturtheoters, und dieses Bekenntnis mußte in erster Linie von den Trägern der öffentlichen Verwaltung abgelegt werden. Sie haben in mehr als einer Hinsicht versagt. Wir erlebten in den letzten ereignisreichen Jahren das Trauerspiel, daß die Grundsragen des gemeinnützigen Kulturtheaters von seinen Freunden viel lässiger behandelt wurden als man fürchten tonnte, und daß infolgedessen sein« Feinde verhältnismäßig leichtes Spiel hatten, als sie zum Generalangriff auf das Theater übergingen. Dieser Angriff ist teilweise gelungen. Er bediente sich der Formel, Theater sei Luxus, mindestens aber nicht lebensnotwendig, und die Unterhaltung der Theater müsse daher privater Initiative über- lassen bleiben. Erst aus dieser These erklärt sich das Schlagwort vom„Abbau" des Theaters restlos Tatsächlich ist bereits einer Reihe von Bühnen die sichere materielle Unterlage in Form öffent- licher Zuschüsse entzogen. Andere stehen bedenklich hochkant. Und der neue Unternehmer, der unterwegs ist, betätigt seine private Initiative natürlich in erster Linie im Rahmen des Geschäfts- theaters. Für soziale Kunst- und Theaterpflege bleibt darin, wenn überhaupt, nur noch wenig Raum. Fast ebenso groß aber sind die Gefahren, die dem Theater von dem neuen„Cyste m" her drohen. Hier laufen die verschieden- artigsten Kräfte durcheinander. Es genügt offenbar noch nicht, daß schon seit Monaten fast jeder frische Lufthauch sorgfältig von zahl- reichen Bühnen ferngehalten wird, daß der hereinbrechenden Aera der kulturellen Dunkelmännerei bereits ein erheblicher Tell der verantwortlichen Theaterleiter ganz oder teilweise ver- fallen ist: die NSDAP , versucht nunmehr, das Theater gesinnungs- gemäß unter ihre Botmäßigkeit zu zwingen und mit der ausschließ- lichen Pflege„v o l k h a s t e r" Kunst ihr Parteiprogramm zum obersten Gesetz auch in künstlerischen Dingen zu stempeln. Damit wäre das Theater endgültig erledigt. Diese Borgänge zwingen zum Handeln. Aufgabe aller wirk- lichen Freunde des Kulturtheaters, insbesondere aller Organisationen,
die am kulturellen Aufstieg des werktätigen Volkes interessiert sind, muß es sein, mit Nachdruck den Kamps um die Erhaltung des Kulturtheaters aufzunehmen und damit gleichzeitig die gleich- berechtigte Anteilnahme auch der minderbemittelten Volkskreise on der Theaterkunst zu sichern. Darüber hinaus aber gilt es, von der Theaterseite her den Wider st and gegen die kultu - relle Entrechtung des arbeitenden Volkes zu organisieren. Es war sicherlich ein schweres Versäumnis der letzten Jahre, daß die zahlreichen Kräfte, die in dieser Richtung zu wirken berufen sind, nur in Tlusnahmesällen zu gemeinsamer Arbeit sich finden konnten. Hier, in der Konzentration dieser Kräfte, hat die Gegenwehr zu beginnen. Das ist inzwischen geschehen. Vor einigen Monaten, als es vorerst nur um die materielle Sicherung des Theaters ging, hatten sich die Spitzenorganisationen der freien Gewerkschaften, der Volks- bühnenoerband, der Sozialistische Kulturbund und die Arbeit- nehmerorganisationen des Theaters zu einer Zlrbeitsgemein- s ch a s t zusammengeschlossen mit dem Ziele, den Zlbbau- bestrebungen Einhalt zu gebieten. Gleichzeitig sind damals aber auch die Forderungen dieser Organisationen zur Er- Haltung und zum Ausbau des Kulturtheaters formuliert worden (siehe„Soz. Bildung", Jahrgang 1932, Seite 116). Diese zentrale Arbeitsgemeinschast hat sich als nützlich und fruchtbar erwiesen. Sie ermöglicht die dauernde gegenseitige Verständigung der Spitzen in allen wichtigen Kulturfragen, und sie garantiert insbesondere die Einheitlichkeit aller notwendigen Maßnahmen dieser Spitzenver- bände, handle es sich um Einzelaktionen oder um gemeinsame Schritte zur Aufklärung oder zur Durchsetzung bestimmter Forde- rungen aus kulturellem Gebiet. Es hat sich aber gezeigt, daß diese zentrale Zusammenarbeit trotz aller Vorzüge noch nicht ausreicht, um wirklich auch im letzten wirksam zu werden. Praktisch fallen die Entscheidungen in den Teilabschnitten der Front, nämlich in der Provinz, und zwar hauptsächlich in den vielen kulturellen Mittelpunkten der einzelnen Landschaften und Provinzen. Es ergab sich daher von selbst, daß diese in der Zentrale hergestellte Zusammenfassung der tätigen Kräfte auch aus die wichtigen Städte des ganzen Reiches übertragen wurde. In Betracht kamen und kommen in erster Linie die Theaterstädte: deren Zahl und Gruppierung ermöglicht ver- haltnismäßig leicht die Bildung eines Netzes oktionsfähiger Arbeits- gsmeinschaften. In 146 Städten des ganzen Reiches sind im Augenblick solche Arbeitsgemeinschaften im Werden begriffen. Sie umfassen die örtlichen Organisationen der freien Gewerkschaften, der Volks- bühne, die dem Sozialistischen Kulturbund angeschlossenen Organi- sationen, serner die Ortsverbände der Bühnengenossenschaft, des Musikerverbandes, der Chorsänger und Tänzer und die Fachgruppen „Theater " des Gesamtverbandes der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe. Im Mittelpunkt des aktiven Interesses dieser Arbeits- gemeinschasten steht die Erhaltung des Kulturtheoters und der Aus- bau der sozialen Kunst- und Theatcrpflege, die planmäßige Förde- rung des Gedankens des Volkstheaters(namentlich durch die Unter- stützung der Volksbühnenbewegung), darüber hinaus aber die Ab- wehr aller kultur- und kunstfeindlichen Bestrebungen politischer und anderer Gruppen. Die Arbeitsgemeinschaften werden mit allen geeigneten Mitteln der Werbung und Aufklärung, nicht zuletzt mit öffentlichen Kundgebungen an ihre Aufgabe herangehen. Zum erstenmal seit Jahren erleben wir eine derart breite und tiefe Kräftegruppicrung um die Durchsetzung einer kulturellen Forderung. Der Ausgangspunkt ist das Theater. Aber die Wurzeln liegen tiefer. Die neue Kulturfront ist im Werden Sie wird alle wahrhaft„aufbauwilligen" Kräfte zu- sommenschließen und jeden Angriff eines neuen„Systems" auf die kulturellen Grundrechte des schaffenden Volkes zum Stehen bringen!
Komische Kurzoper. Kabarett der Komiker. Die ehrgeizigen Bemühungen Kurt Robitschecks, in dem von ihm geleiteten Kabarett der Komiker die„Kurzoper" zu schaffen. führen zu ganz entzückenden Resultaten— die freilich keine Opern sind, unzweifelhaft aber kurz: auch keine komische Oper, wie er sich einbildet— aber komisch und unbestreitbar amüsant. Statt sich etwas Neues auszudenken, was wesentlich verdienstvoller gewesen wäre, ist er mit Paul Morgan zusammen S u p p e s „schöner G a l a t h e c" zu Leibe gegangen und hat sie auf sag« und schreibe 66 Minuten reduziert: wenn auch sehr geschickt redu- ziert. Hat sie mit neuen Texten versehen lassen, die ihre Pflicht und Schuldigkeit tun(Pflicht ist auch hier die Forderung des Tages; nämlich: diese unsere Tage zu parodieren, was freilich seit vielen Jahren keine so leichte und dankbare Aufgabe war wie heute)— hat alles in allem eine blitzsaubere Kleinkunstsache zuwege- und hat sie nicht zuletzt ganz reizend herausgebracht. Max5)ansen als Ganymed(der ein Griechencouplet vorzüg- lich zur Wirkung bringt: unbeschreiblich, wie die reaktionäre Renaissance des 19. Jahrhunderts die schon halb verstorbene paro- distische Methode dieser Zeit lebendig werden läßt!), sowie Paul Morgan als Midas — sie waren die satirischen Motors des Ganzen, leider auch Monopolisten des Witzes und der Ironie des Abends. Denn Mühlhardt— Pygmalion, Besitzer einer weder sehr geschulten, noch sehr beweglichen Stimme— störte mächtig. Und die beiden Damen: Carla Carlsen und Friede! Schuster— sie sahen bildhübsch aus, soubrettenhaft hinreißend frech die eine, stilvoller Divatyo die andere und griechischer als Griechenland : die Kaborettbühne ist schließlich aber keine Bildergalerie, und was den Unterschied ausmacht(er lebe, der kleine Unterschied!), das hatten sie nicht: überlegen gestaltenden Geist, der hier, wenn auch in kleiner und gefälliger Verpackung sozusagen, notwendiger ist als irgend wo anders auf dem Theater. Die Koppelung der frisch gespielten Ouvertüre mit wenig origi» nellen und albernen Spitzentänzen war die einzige Geschmacklosig- keit des sonst geschmackvollen und recht erfolgreichen Abends, w.
Arbeitslose schreiben einen Tonsilm. Eine klein« Anzahl von Arbeitslosen aus der Zeltsiedlung von Königswusterhausen wird in Kürze einen Kurzfilm drehen, der das Leben und die Schicksale der erwerbeloscn Wanderburschen schildern will. Professor Dr. Ernst kantorowicz ist zum ordentlichen Professor in der Philosophischen Fakultät der Universität F r a n k s u rt a. M. ernannt worden. Die Jutta-Klamt-Schüle beginnt doS neue Wintersemester mit einer völligen Neugestaltung des LehrplauS. Der crzieberischen und künstlerisiben Arbeil. wie der Flöge der Äörperbildung de» Jugendlichen und deS Be. russtäligen, wird besondere Aufmerksamkert geschcnkl.
Welikriegschristentum und Welikriegswirtschasi ..Zeitgemäße" Belehrungen für Rundfunkhörer „Stimme zum Tag." Die Zeitmaschine der Herrenklub- Regierung schaukelt den Rundfunk zwischen Miitelatter und den ruhmvollen Regierungstagen Wilhelms des Entflohenen. Unsere Gegenwart ist feinem Gesichtskreis entschwunden. Was erschien der Funkstunde am Montag zeitgemäß? Eine Erinnerung an den Ober- Hofprediger Dryander. Der Kaiser beriet sich mit ihm über seel- sorgerische Fragen: die Beisetzungsseierlichkeiten für die Kaiserin wurden von ihm zelebriert, obwohl die Revolution, wi« der Vor- tragende, der ehemalige Hof- und Domprediger Hugo Döring, mitteilt«, den Oberhofprediger seelisch gebrochen hatte.„Er hatte von seinem Volk Besseres erwartet." Da Herr Hosprediger Döring offensichtlich die Revolution und die aus ihr hervorgegangene deutsche Republik ebenfalls heftig mißbilligt, so ist es natürlich, daß der Rundfunk dieser Republik ihm die Möglichkeit gibt, das einmal gegen angemessenes Honorar in breitester Oeffentlichkeit kundzutun. Oder nicht? Der Herr Hofprediger schwelgte in Erinnerungen. „Das Erleben des Weltkrieges", sagte er,„begeistert« den Oberhos- Prediger, zu neuer Art zu predigen." Von christlicher Liebe, die alle Menschen, alle Völker umfaßt? Nicht doch:„der Greis er- kannte, daß die Heilige Schrift erst dann ihre ganze Fülle entfaltet, wenn sie vaterländisch gepredigt wird". Gott segne unser« Kanonen und beschere dem Feind möglichst viele Tote. Amen. Ueberhaupt, was waren das im Weltkrieg für herrliche, von echt deutscher Leben-sühnmg erfüllte Jahre! Wie wunderbar ge- dieh die Autarkie! In dem Vortrag„Kauft deutsche Waren!" stellt« Erich Schwabe diese Zeit als Vorbild hin. Brauchen wir Südfrüchte, Apfelsinen, Bananen? Empört verneint der Red- ner diese Frage:„Die ganze Generation, die während des Krieges groß geworden ist, kannte keine Bananen." Sie kannte auch kein Brot, sonoern Kohlrübenklcister, und keine Butter, sondern Kohl- rübenmarmelade. Nein, mit Vernunft kann man gegen diesen Un- sinn nicht argumentieren. Herr Schwabe erklärte, daß es durchaus falsch sei, stets nur das Beste und Preiswerteste zu kaufen, um den Bedarf zu decken, und damit der Deutsche nicht doch in Versuchung gerote, es zu tun, forderte er Schutzzölle, noch mehr Schutzzölle. Denn rund um Deutschland lauert Feindseligkeit: das Zollbündnis zwischen Holland , Belgien , Luxemburg , dem sich auch die nordischen Staaten Dänemark und Schweden zuneigen, ist nicht etwa ein erster Schritt zur Niederlegung der Zollschranken, wie es dem gesunden Menschenverstand erscheint, sondern, so erklärte Herr Schwabe, eine feindliche Mahnahme gegen Deutschland , dessen Zollpolitik die Wirt- schaftsvereinigung der kleinen Staaten mindestens sehr begünstigt hat. Aber das braucht ein Redner der Funkstunde nicht zu wissen oder wenigstens nicht zu sagen. Es genügt zu feiner Qualifikation, wenn er am Schluß seiner Rede ausruft:„Deutsche, kauft bei d e u t- schen Volksgenossen!" Welche Volksgenossen als„deutsch " anzu- sprechen sind, darüber wird sich hoffentlich jeder Rundfunkhörer durch regelmäßige Lektüre des„Angriff" unterrichten.— lz.