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Beilage

Dienstag, 6. September 1932

Der Abend

Spalausgabe des Vorwards

Das soziale Sexualverbrechen

und

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Eine Folge des Wohnungselends

Aften reden und Zeitungen und Zeitschriften und Bücher| reden reden und reden jahraus jahrein, es ist eine kaum noch übersehbure, umfangreiche Literatur entstanden und über das Woh­mungselend und seine schlimmen Wirkungen auf die Gesundheit vor allem auf die Sittlichkeit des Volkes. Die Bauwirt­schaft, die Wohnungen produziert, das Wohnungsvermietungs­gewerbe, das mit Wohnungen handelt, die Bodeneigner, die mit Bauland spekulieren, die Hypothekenbanken, die aus dem Finanz­bedürfnis dieser Wirtschaftszweige ihre Gewinne herausschlagen und der Staat, der sie miteinander schalten und walten läßt, fie alle tragen Verantwortung für die aus ihrem Zusammenwirten ent­stehenden Wohnungsverhältnisse, mit denen sich das Proletariat und breite Kreise des Mittelstandes lebendiges Fleisch mehr als Geist abfinden müssen.

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Die Landgemeirden und Städte, die Länder bestürmten das Reich, öffentliche Gelder für den Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen, nachdem die private Wohnungsproduktion vollkommen ver­fagt hatte. Das für den Wohnungsbau zuständige Reichsarbeits­ministerium führte schon unter Brauns, besonders aber unter Wissell und auch noch und immer wieder unter Stegerwald einen energischen Kampf im Kabinett um die Bewilligung von Mitteln für den öffent­lichen Wohnungsbau. Ist doch der Wohnungsbau nicht nur wegen der Versorgung der Menschen mit Wohnungen von größter sozial politischer Bedeutung, sondern auch im Hinblick auf den Arbeitsmarkt und auf die Bauwirtschaft von allergrößter volts wirtschaftlicher Bedeutung:

Die Bauwirtschaft umfaßt etwa 360 000 Betriebe. Sie beschäftigt 2,5 Millionen Arbeiter und über 220 000 Ange= stellte. Sie ernährt etwa ein Neuntel des deut­ schen Volkes. Die Löhne der Arbeiter allein belaufen sich bei normaler Beschäftigung auf rund 6,5 Milliarden Mark. Jede Milliarde Erzeugungsausfall der Bauwirtschaft macht rund 350 000 Arbeiter arbeitslos. Auf einer Pressekonferenz des Groß- Berliner Vereins für Kleinwohnungswesen"( August 1931) erklärte der Ge­schäftsführer dieses Vereins, daß die Notverordnung vom 30. No­vember 1930 dadurch, daß sie 400 Millionen von den aus dem Hauszinssteueraufkommen für den Wohnungsbau bisher zur Ver­

Menschen waschen sich und verrichten ihre Notdurft vor aller Augen und Ohren; sie geben sich auch, da es ihnen nie anders möglich war, und da sie es, als sie noch Kinder waren, auch bei ihren Eltern und älteren Geschwistern nicht anders miterlebt haben, in Gegenwart Dritter und Vierter und Fünfter Umarmungen hin. Ihre Verhältnisse lassen es nicht anders zu.

Noad reiht Zahl und Bericht an Zahl und Bericht. Ein Ma­terial in gleich erdrückender Fülle kaum irgendwo anders gegeben. Er tommt zu folgendem Fazit: Das Wohnungselend zerstört die Gesundheit der unglücklichen Menschen, zermürbt ihre Nervenkraft. Die Menschen werden leistungsunfähig, werden aus ihren Stellungen entlassen. Lange Arbeitslosigkeit entwöhnt sie der Arbeit. Sie werden arbeitsscheu. Ihr Dasein erscheint ihnen zwecklos, fie fommen sich überflüssig vor. Langeweile beginnt sie zu plagen. Sie werden schlecht, verlumpen an Leib und Seele. Sie werden asozial, werden Schädlinge der Gesellschaft. Unter ihnen leben Kinder: Säuglinge, Kleinkinder, Schulkinder und schulentlassene Jugendliche. Man hat gegenwärtig in Deutschland mit 750 000 jugendlichen Arbeitslosen zu rechnen. Für 1930/31 haben aber nur rund 150 000 gewerbliche Lehrstellen und Anlernestellen zur Verfügung gestanden. Demnach haben nur rund 25 Proz. der Schulentlassenen in gelernte Arbeit übergeführt werden können. 1932 haben knapp 10 bis 12 Broz. der Schulentlassenen Lehrstellen gefunden. Etwa 250 000 Schulentlassene können mangels Nachfrage dem Arbeits­marft nicht zugeführt werden( vorausgesetzt, daß für die 550 000 Schulentlassenen von 1930/31 fein Arbeitsmangel bestand). Zu den ¾ Millionen arbeitsloser Jugendlichen kämen demnach im Laufe des Jahres 1932 rund 250 000 Jugendliche hinzu, die nie gearbeitet haben.

Man muß also mit 1 million junger, unbe= schäftigter Menschen rechnen.

Diese Zahl wird sich 1933 selbst bei einer Konjunkturverbesserung noch vermehren.

Erklärt sich nicht auch zum Teil hieraus die zunehmende poli­tische Verwahrlosung der Jugend?

Noad betitelt seine Schrift: Das Soziale Segual­verbrechen." Er will damit die Schuld der sozialen Verhältnisse an der Verrohung im Geschlechtsleben der Menschen festnageln. Er macht der Gesellschaft, dem Staat, den schweren moralischen Vor­wurf der Versäumnis einer vorsorglichen Wohnungspolitik. Diese Verfäumnis komme einem Verbrechen des Staates an den auf feine pflichtgemäße Fürsorge angewiesenen Menschen gleich. Mit dem Schwert der Justiz kommt man Verbrechen, die aus sozialen Mißständen erwachsen, nicht bei. Gegen eine Ueberbetonung des sexuellen Wunschgefühls infolge ungesunder sozialer Verhältnisse gibt es kein besseres Mittel, als den Menschen eine verantwortungs­volle Berufsarbeit und eine ausreichende Wohnung zu geben. Der pflichtgebundene Mensch, der aus seiner Arbeit das befriedigende Gefühl der Nüglichkeit seines Daseins schöpft, der auch die Hoffnung hat, von seiner Arbeit emporgetragen zu werden, dem seine Arbeit aber auch Zeit läßt, sich geistig zu bilden, fich förperlich zu ent­wickeln und zu pflegen und der sich mit jedem Volksgenossen staats­bürgerlich gleichberechtigt weiß, ein solcher pflichtgebundener Mensch ist, er sei denn krant, von vornherein in hohem Maße geschützt gegen Entartung seines Geschlechtstriebes, und er ist nahezu absolut davor geschützt, wenn der normalen Befriedigung nicht unzeitgemäße Sittenanschauungen im Wege stehen.

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n.

Provisorische Psychologie

fügung stehenden Mitteln für andere Zwecke beſtimmte, 577 000 Bau- Bericht über den X. internationalen Kongreß für Phychologie

arbeiter arbeitslos gemacht habe. Bei der Schlüsselstellung des Bau­gewerbes in der Industriewirtschaft seien durch dieselbe Maßnahme zugleich 3 Millionen in Baunebenindustrien Berufstätige in Mit leidenschaft gezogen. Bei voller Beschäftigung innerhalb der gesamten Wirtschaft gehörten in Deutschland etwa Millionen ( rund ein Achtel aller Arbeitnehmer) unmittelbar zum Baugewerbe und zu den Baustoffindustrien Fast ein Drittel des gesamten Güterverkehrs der Reichsbahn entfiel auf Transport von Baustoffen und auf Industriezweige mie Elektrotechnik und Möbelindustrie.

Hiernach kann man ermessen, was es volfswirtschaftlich bedeutet, daß vom Jahre 1930 an eine starke Verringerung der Wohnungs­bautätigkeit begonnen hat, wie es in der Denkschrift des Reichsministeriums des Innern vom 22. Oftober 1931 heißt: nicht zulegt infolge der Unmöglichkeit für zahlreiche Weh­nungsuchende, die hohen Mieten für die Neubauwohnungen auf­zubringen". Die Bauerlaubnisse bzw. Bauvollendungen betrugen im 1. Halbjahr 1930: rund 50 000 bzm. 82 000, im 1. Halbjahr 1931: rund 37 000 bzm. 55 000. Im 1. Vierteljahr 1932 sind in den deutschen Groß- und Mittelstädten nur 10 857 Wohnungen gegen­über 25 532 im 1. Vierteljahr 1931 fertiggestellt worden.

So tief das Wohnungsproblem nach der einen Seite, der reinen Kapitalwirtschaft, im Kapitalmarkt durch den Realkredit verwurzelt ist, so tief nach der anderen Seite, der Menschenökonomie, auf dem Arbeitsmarkt durch die Arbeitsleistung und den Arbeitsverbrauch. Ueber allem aber steht drohend und warnend die ungeheuerliche

Tatsache,

daß wir heute mit einem objektiven Wohnungsfehl bedarf von annähernd 1 Million Wohnungen zu rechnen haben,

Eine Woche lang haben 200 Psychologen aus aller Herren Länder in Kopenhagen getagt und einander Vorträge gehalten. Der Berichterstatter versucht zunächst die Fülle der Themen zu übersehen und kommt zu folgender Statistik: Von den Vorträgen entfielen auf

Charakterologie( Ausdruckslehre, Beschreibung von Verhaltensweisen, Messen individueller Unterschiede) 25 Proz. Wahrnehmungspinchologie( einzelne Sinnesgebiete, allgemeine Fragen der Aufnahme der Außenwelt) 19 Entwicklungspsychologie( Kinder- und Jugendpsychologie, Phasenunterschiede und Lernen)

Sozial- und Wirtschaftspsychologie( inklusive Religion und Sprachen) Prinzipienfragen

Pinchologie des Abnormen.

Physiologische Psychologie und Tierpsychologie

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Jede Wissenschaft hat zunächst das Recht, nach sich selbst beurteilt zu werden. Und so stellt man mit einiger Befriedigung fest, daß die Wahrnehmungspsychologie, die den Hauptinhalt der alten akademischen Psychologie ausgemacht hat, zurücktritt gegenüber den Versuchen, die lebendige Persön­lichkeit zu erfassen, und daß die Isolierung, in der man früher das Individuum sah, durch einen beträchtlichen Anteil Sozial­psychologie durchbrochen ist.

Auf verschiedenen Wegen versucht die akademische Sozial psychologie sich der Erfassung sozialer Vorgänge zu widmen. Da ist die Korrelationsforschung, die versucht, verschiedene Merkmale miteinander in gesetzmäßige Verbindung zu bringen; die also etwa durch Dauerbeobachtungen in Familien statistisch und daher unanfechtbar feststellt, daß verständnisvolle Erziehung der Entwicklung der Kinder förderlicher ist als Strenge, oder durch Feststellung in Arbeitslosenhaushalten ermittelt, von welcher durch schnittlichen Einkommenstiefe an der psychologische Zusammenbruch unvermeidlich wird.

Ein zweiter Weg ist der der psychologischen Beschreibung sozialer Tatbestände. So wurde am Kongreß über Formen der Verwahrlosung bei ungarischen Kindern berichtet, über die Art, wie verschiedensprachige Kinder sich miteinander verständigen, über das Zeiterlebnis des Arbeitslosen und anderes mehr. Bei solchen Arbeiten geht es vor allem um möglichst feine Wiedergabe von weniger bekannten sozialen Vorgängen. Wer die Schwierigkeiten solcher Soziographien einmal erfahren und z. B. die Wirkung einer folchen Beschreibung von Arbeitslosigkeit auf ein bürgerliches Bublifum erlebt hat, der wird es als Fortschritt empfinden, daß solche Arbeiten auf akademischen Kongressen auftauchen.

daß annähernd 1 Million Familien( Familien!) heute in Untermiete wohnen, daß rund 5 bis 6 Millionen Menschen in überfüllten Wohnungen hausen. Ins­gesamt handelt es sich hierbei um etwa 750 000 Wohnungen, wovon rund 490 000 in Städten über 5000 Einwohner gezählt wurden. In einer soeben bei Julius Büttmann in Stuttgart erschienenen Schrift Das soziale Serualperbrechen" gibt Genosse Victor Noad- seit vielen Jahren ein eindringlicher Rufer und Warner auf diesem Gebiete einen Ueberblick über die fittlichen Folgen der schlechten Wohnungsverhältnisse. Aus der Fülle des dem Verfasser erschlossenen amtlichen Materials gibt er zurück­haltend nur wenige ausführlichere Berichte. Er bemerkt dazu: In all diesen Fällen waren schlechte Wohnungsverhältnisse Menschen zum Verhängnis geworden, denen zum Teil Ablenkung von trieb­haftem Verlangen durch ordentliche und befriedigende Berufstätigkeit fehlte. Alltägliche Geschehnisse sind es, die nach den Berichten der Sozialen Gerichtshilfe Gegenstand hochnotpeinlicher Ge­richtsverhandlungen geworden sind und teilweise mit schweren Strafen geahndet wurden. Aber die alltägliche Erscheinung Eine dritte Gruppe von Arbeiten geht den fozialen ist in erster Linie wichtig und aufschlußreich für eine Gesellschafts­ordnung. ,, Was mich beim Durcharbeiten meines Materials und Unterschieden bei einzelnen Leistungen nach. Die bei der persönlichen Unterhaltung mit den Menschen besonders Intelligenz des Stadt- und Landfindes, die Arbeitsleistung schwarzer ergriffen hat," schreibt Noack, ist die Selbstverständlichkeit, die und weißer Arbeiter wird verglichen; die Ergebnisse sind dem Wurstigkeit, mit der das Elend ertragen und die Endlosigkeit dieses Praktiker oft von Nutzen für seine organisatorischen Maßnahmen, Elends hingenommen wird. Diese Menschen berichten über pein- menn auch hier machtpolitischer Mißbrauch manchmal nahe liegt. lichste Verhältnisse, als gäbe es dabei überhaupt nichts Errötens- Nicht vertreten auf dem Kongreß waren jene Versuche, die den wertes, Bedauerliches oder Empörenswertes. Die nach 1914 auf- seelischen Kräften nachgehen, die das soziale Geschehen mitbestimmen. gewachsene Generation hat zum Teil unter dem Einfluß des Wohn- Seit dem ersten Ansatz, den die Lehren von Freud und Adler und raum- und Bettenmangels die der älteren Generation noch eigenen die englisch - amerikanische Instinktpsychologie gebracht haben, sind Hemmungen eingebüßt. Es gibt in der Sockelschicht der Gesell- in diesem Punkt so viele Probleme und Schwierigkeiten aufgetaucht, schaftspyramide genug Fälle, wo die Schamgrenze durch Wohn- daß niemand einen neuen Vorstoß gewagt hat. Aber gerade dieser raum- und Bettenmangel ausgelöscht ist und geschlechtliche An- Umstand gibt einem solchen Kongreß, wie der in Kopenhagen es näherungsversuche Blutsverwandter nicht mehr überraschen." war, das Gepräge des Provisorischen. Alle weitsichtigeren Psycho­In der Tat: diese Jugend, in Wohnungselend hineingeboren, logen wissen, daß das Problem der menschlichen Antriebe die eigent nie anderes als enge Schlafstätten- und Bettgemeinschaft mit jung liche Aufgabe der gegenwärtigen Psychologie ist und die etwas und alt verschiedenen Geschlechts gewöhnt, nie anders als in mittelpunktlose Vielheit der vorgetragenen Themen wird bloß hin­Drangsal und Not gelebt, hat auch die dem Bürgertum anerzogenen genommen in der Ueberzeugung, daß das gemeinsame Thema ganz Hemmungen nie empfunden und begreift darum auch die bürgerliche deutlich werden muß, wenn die Einzelforschung in den Instituten Einstellung zu manchen Fragen der Sittlichkeit gar nicht. Diese les genügend weit vorbereitet haben wird.

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Der marristische Teilnehmer, der aus deutschem Sprachgebiet femmt, hat aber einen besonderen Grund, diesem Provisorium mit einigem Wohlwollen gegenüberzustehen. In Deutschland fand näm­lich der Faschismus auch bei der Psychologie seine Diener in Gestalt der sogenannten geisteswissenschaftlichen Rich= tung. Das Psychische", das feine Bindungen an Raum und tischen Bindungen abwirft? Das Leugnen psychischer Gesetzmäßig­Zeit fennt entspricht es nicht dem Führer", der alle demofra­

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feiten im Namen eines Kampfes gegen den Materialismus entspricht es nicht dem Kampf gegen die Tarifverträge im Namen einer höheren Werksgemeinschaft"? Gegen diese Strömung ist die experimentelle Psychologie immer noch ein wertvolles Bollwert. Denn wie provisorisch immer deren Ergebnisse sein mögen, fie gehen in der Richtung ernsthafter und allen sichtbarer Durchs leuchtung des individuellen und sozialen Lebens. Und auf inter­nationalen Kongressen( das hat auch Kopenhagen mieder gezeigt) wird immer dieses experimentelle wissenschaftliche Element in der Psychologie gestärkt; den glücklicheren Ausländern fehlt der sozio­logische Hintergrund für den ideologischen Ueberbau des deutschen Faschismus und sie interessieren sich deshalb nur für tatsächliche Forschungsergebniſſe, nicht für psychologische Metaphysik. So hatten unter den Deutschen vor allem Bühler( Wien ), Köhler( Berlin ) und Katz( Rostock ) das Ohr des Kongresses. Es mag noch das besondere Interesse erwähnt werden, das eine Untersuchung fand, die mit Unterstützung der Wiener Arbeiterkammer durch­geführt worden ist. Eine österreichische Forschungsstelle hat in Marienthal( einem gänzlich arbeitslosen Dorf in Niederöster= reich) monatelang Erhebungen angestellt und gezeigt, durch wie weitgehende Einschränkungen ihrer Bedürfnisse die Arbeitslosen ihre ökonomische Lage zu ertragen versuchen und wie trotzdem an einem gewissen Bunkt der psychische und physische Zusammenbruch unver­

meidlich wird.

Die Tolerierungspolitik, die die sozialistische Berichterstattung gegenüber den Repräsentanten des Kopenhagener Kongresses vor= schlägt, soll übrigens nicht das Befremden verdecken, das die große Uneinigkeit zwischen den einzelnen Schulen der experimentellen Psychologie ermeckt. Sowohl die geringe Beteiligung der Schüler von Freud und Adler als auch der geringe Widerhall, den der englische Appell zur Einigkeit fand, zeigte, daß außer der intellek­tuellen Leistung auch noch viel sozialer Mut notwendig sein wird, damit der Aufbau einer allgemeinen Wissenschaft Psychologie

gelingt.

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Dr. Lazarsfeld.

Das Wunderbare ,, Propheten in deutscher Krise", nennt Rudolf Olden die Per­fönlichkeiten, mit denen sich eine von ihm herausgegebene Sammlung: ,, Das Wunderbare"( Rowohlt, Berlin ) beschäftigt: Therese von Konnersreuth , die Stigmatisierte, den Desterreicher Zeil­eis, der in Gallspach mit seiner Hochfrequenztherapie Massen von Menschen anlockte Schappeler, genannt der Magier des Kaisers- Goldmacher Tausend, dem Ludendorff und teils sogar die sonst sehr nüchtern denkende Schwerindustrie mit ausgiebigen Krishnamurti, der indische Heiland Mitteln zur Seite standen mit seiner Managerin Anni Besant- Mary Baker Eddy , die Stifterin der Christian science - und viele andere noch, die uns aus Zeitungsberichten längst bekannt sind. All diese Glaubensverkünder unserer Zeit, die das Mittel zur materiellen oder geistigen Rettung unseres Volkes gefunden haben wollten, sie alle waren oder sind noch immer entweder Besessene oder Hochstapler. Meist aber sind sie als solche nicht voneinander zu unterscheiden. In diesem Sinne behandeln auch die einzelnen Mitarbeiter des Buches das Leben und Wirken der Propheten in deutscher Krise". Ein aufschlußreiches Buch, interessant und fesselnd in der Darstellung der verschiedenen ein Zentdokument, in das jeder einmal Einblick nehmen Fälle sollte, der etwa noch immer an die Rettung durch das Wunderbare man möchte fast sagen glaubt. Ein recht amüsantes, und unterhaltendes Buch. Friedrich Lichtneker.

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