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Zeter, Zeter! Was sich auf Goebbels Rücken ereignet hat. Herr Josef Goebbels ist sonst kein Feind der feinen Leute. Nach seiner Verehelichung mit der geschiedenen Gattin eines millionenschweren Generaldirektors hat er sich mitten unter ihnen, am Reichskanzlerplatz in Berlin -Westend , nobel niedergelassen. In der Politik aber tut Herr Goebbels so, als verspeise er täglich drei feine Leute" zum Frühstück. Wenigstens gilt das, seitdem das Bündnis zwischen Papen und Hitler in die Brüche gegangen ist. Als ob er niemals Jubelartikel über Popens Amtsantritt, über die oerfassungsverletzenden Taten gegen Preußen geschrieben hätte, geisert jetzt Herr Goebbels imAngriff" gegen diefeinen Leute", die die Regierung an sich gerissen haben. Aber dabei verplappert sich der gerissene Demagoge. Mit sprudelnder Zungenfertigkeit verrät er den wahren Ursprung der Regierung Papen . Goebbels schreibt: Während wir auf den Tribünen der Massenversammlungen standen und um eine neue deutsche Geltung den heroischsten Kampf führten, richteten sie sich hinter uns bereits wohnlich ein, und ehe man sichs versah, schwangen sie sich aus unseren breiten Rücken und kletterten behende in die Amtlichteit. Damit hat Herr Goebbels offen zugegeben, daß die Barons- regierung derfeinen Leute" nur auf dem Rücken der Nationalsozialisten zur Macht gelangt ist und zur Macht gelangen konnte. Er hat zugegeben, daß alle Wahlsiege der Nationalsozialisten zu nichts weiter geführt haben als zur Herr- schaft des nackte st en und brutal st en Kapitalis- m u s! In der Tat erhält jetzt das Volk«inen sehr lehrreichen An- schauungsunterricht: Als im Jahre 1S28 im Reichstag 153 Sozial- demokraten saßen, die etwa 28 Pro,z. der Wählerschaft repräsen­tierten, da war es für das Bürgertum unmöglich, gegen die Arbeiterklasse zu regieren. Im jetzigen Reichstag sitzen 230 Nationalsozialisten", die etwa 37 Proz. der Wählerschaft repräsentieren und noch niemals ist die Arbeiterklasse so o h n- mächtig, das Bürgertum so geschwollen und übermütig gewesen. Dos zeigt deutlich den Wert dieserArbeiterpartei". Der einzige Erfolg ihres Anwachsens ist die Alleinherrschaft des Kapitalismus ! Einedeutsche" Frau. SympathieerNärung für viehische Mörder? Frau Magda Goebbels , die Frau des Berliner Gau- Iciters der Nazis, hat in diesen Tagen eine Tochter geboren. Vier Tage vor ihrer Entbindung hat diese.deutsche Frau" ein Schreiben an die Frau eines der Mörder von Potempa gerichtet und hat dies Schreiben in der nationalsozialistischen Press« oeröffentlichen lasten. Das Schreiben nimmt offenkundig Partei für die Mörder von Potempa und gegen die Opfer der Mörder. Es ist so wie das bekannte Telegramm Hitlers eine Dokumentierung der Sym- pathi« der nationalsozialistischen Führerschaft mit dem Mord. Es heißt in diesem Schreiben: So geht es hier doch um Dinge, die weit über die Politik hinaus nur die einfachsten Gesetze der Menschlich- k e i t und der Gerechtigkeit betreffen." Die einfachsten Gesetze der Menschlichkeit gebieten es, sich mit Schaudern abzuwenden von so verruchter Tat, wie sie in Potempa geschehen ist. Daß einem Unglücklichen, der von einer Mörderbande im Schlaf übersallen wurde, nach schwer- sten Verwundungen zuletzt noch(alles in Gegenwart seiner alten Mutter!) der Kehlkops mit einem Stiefelabsatz zer- treten wurde, daß dem ersten Mord nicht gleich ein zweiter nur deshalb nicht folgte, weil einer der Mörder zurück- schreckte vor dem Blute des er sten Opfers, das seine Hände besudelte das ist für jeden, der wahrhaft menschliches Ge- fühl besitzt, nur ein Anlaß zum Abscheu und zur Empörung über solche Tat. Daß eine Frau, die unmittelbar vor ihrer liiederkunst steht, die einem neuen Menschen das Leben schenken soll, sich nicht von solcher Tat abwendet, sondern öffentlich ihre Sympathie mit den Mördern bekundet, das ist eine verirrung aller mensch. lichen und mütterlichen Gefühle. Das Schreiben dieser deutschen Frau ist Beweis dafür, wie tief d'e edelsten menschlichen Gefühle bei den Nationalsozialisten und ihren Frauen im Kurs ge» funken sind! Z�eichsbahn-Entiassungen. Protest der Sozialdemokratie. Das Wirtschaftsprogramm der Reichsregierung will weit über eine Million Menschen in Arbeit bringen. Zu diesem Zweck soll auch der Deutschen Reichsbahn die Beförderungssteuer in Höhe von 180 Millionen Mark erlassen werden. Einstweilen aber will die Reichsbahn nicht Arbeitskräfte neu einstellen, sondern Arbeitskräfte entlasten. Die sozialdemokratische Reichs- t a g s f r a k t i o n hat daher den Antrag gestellt, die Rcichsregierung zu veranlassen, auf die Deutsche Reichsbahn - Gesellschaft einzuwirken, daß die vorgesehenen Entlassungen von zirka 52 000 Eisenbahnarbeitern unterbleiben, daß die ausgesprochenen Sündigungen zurückgezogen und die bereits entlassenen Arbeiter mit ihren alten Rechten wieder ein­gestellt werden, daß serner die im Betriebs- und Verkehrsdienst bestehende überlange Arbeitszeit beseitig« wird. Die in dem sozialdemokratischen Antrag verlangte Einwirkung aus die Reichsbahn ist um so notwendiger, als die Reichsbahn trotz den ihr vom Reich gewährten zusätzlichen Mitteln die Absicht hat. ihr Beschassungsprogramm für 1932 noch unter dem für das Jahr 1931 zu halten. Die vom Reich zur Verfügung gestellten Mittel würden dann nur der Bereinigung der Bilanz der Reichsbahn dienen, nicht aber der vermehrten Beschäftigung. Auswechselung der Presseabteilung. Zum Pressechef der kommissarischen Preußischen Staatsregie- rung ist Dr. von C a r l o w i tz, früher Hauptmann im Reichs- wehrministerium, unter derneuen Staatsführung" in die Reichs- Pressestelle berufen, ernannt worden. Ministerialdirektor Goslar , der feit Errichtung der Republik der treueste Mitarbeiter der Etaatsregierung gewesen ist, verabschiedete sich von den Vertretern der Presse, die ihm für die jahrelange vertrauensvolle und kamerad- schastliche Zusammenarbeit ihren herzlichen Dank aus- sprachen. Mit Goslar zusammen verläßt Oberregierungsrat H a r t e ck die Preußische Pressestelle. In die Reichspressestelle tritt Dr. Brauweiler, bisher beimHannoverschen Courier" tätig, neu ein. Die Ausstandstruppen von Südbrasilien haben wieder Erfolge erkämpft und sollen auf die Hauptstadt Rio de Janeiro marschieren.

Man hört Vorkriegstöne Amerikanisches Mißbehagen an der deutschen Tonart

Washington , 7. September. (Eigenbericht.) Das KönigSberger Interview Schleichers und die Er- klärungen Neuraths haben in hiesigen amtlichen Kreisen lebhafte Beunruhigung hervorgerufen. Man zeigt für die deutschen Forderungen weitgehendes Verständnis, mißbilligt jedoch die Tonart, in der sie immer wieder er- hoben werden, und macht kein Hehl daraus, daß diese Tonart mit vor dem Kriege oft gehörten Tönen überein- stimmt. Im übrigen wird verlautbart, daß Amerika sich an den jetzigen europäischen militärischen Ausein- andersetzungen nicht beteiligt, aber an einer Welt- abrüstung außerordentlich interessiert ist. Die sozialistische Abrüstungskampa�ne. Paris , 7. September. (Eigenbericht.) Der sozialistischePopulaire" fordert wiederum nachdrücklich, daß Frankreich die deutschen Forderungen mit einer kräftigen Gegenossensive für die allgemeine Entwaffnung beantworte. Frankreich müsse vor allen Dingen auf seine lügnerische Formel: zuerst Sicherheit, dann Ab- r ü st u n g" verzichten, den Tardieu-Plon offen aufgeben, eine eigene Abrüstungsinitiative vornehmen und vor allem den A b r ü st u n g s- plan Hoovers annehmen. Eine Aufrüstung Deutschlands sei völlig unzulässig. Dafür aber müßten die Unterzeichnermächte des Berfailler Vertrages entsprechend ihrer feierlichen Versprechen selbst abrüsten. Vorbericht über die Antwort Frankreichs . Paris , 7. September. (Eigenbericht.) DerMatin" teilt schon in großen Zügen den Inhalt der

französischen Antwort auf das deutsche Militärmemo- randum mit:Will Deutschland aufrüsten und sich von allen Klauseln des Versailler Vertrags hinsichtlich der Abrüstung zu Lande, zu Wasser und in der Lust befreien? Wenn das seine Absicht ist. muß es sich nach Genf wenden, wo die Versailler Unterzeichner- mächte im Völkerbund versammelt sind. Will Deutschland eine An- passung seines Militärslatuts, so muß es sich gleichsalls nach Genf wenden, aber unter der ausdrücklichen Bedingung, daß die Abänderungen an seinem Statut nicht zu einer Aus­rüstung führen, denn in diesem Punkt sind die Versailler Bestimmungen präzis. Will Deutschland schließlich dieGleichberechtigung nach unten", d. h. in Funktion mit den etwaigen Ergebnisten der Abrüstungskonferenz? In diesem Falle müßte zuerst das Ergebnis der Abrüstungs­konferenz abgewartet werden. Aber schon jetzt sind zwei wesentliche Bemerkungen zu machen: die deutsche Forderung kann auf Grund der klaren Vertragstexte nicht Gegenstand einer direkten und ausschließlichen Aussprache zwischen Paris und Berlin sein. Deutschland droht den interessierten Mächten, daß es an den wei- teren Verhandlungen der Abrüstungskonferenz nicht mehr teilnehmen werde, wenn seine Forderungen nicht gleich günstig entschieden werden. Diese Drohung ist völlig gegenstandslos, denn sie beruht auf keiner sachlichen Grundlage, sondern nur auf einem Ausbruch übler Laune. Weiter weiß derMatin" zu berichten, daß Frankreich auch die übrigen Mitgliedennächte des Vertrauenspaktes und die Unter- zeichner des Versailler Vertrages um Z u st i m m u n g zu der Ant- wort ersuchen wolle. Die Antwort würde also sozusagen eine Kollektivnote werden.

Kapitalistische Sanierung

Die Kosten zahlt der Arbeiter!

Aazis gegen Hugenberger. Eine Polemik des pg. Göring . WTB. meldet: Wir haben uns an Präsident Göring um den authentischen Text der Stelle seiner Rede in der Bockbrauerei bemüht, in der er auf die Verhandlungen mit dem Z e n- t r u m zu sprechen kam. Danach hat er hierzu folgendes gesagt: Die Deutschnationalen behaupten, unser« Verhandlungen mit dem Zentrum wären eine Sünde gegen den heiligen Geist. Das sind dieselben Deutschnationalen, die mit dem Zentrum bereits in einer Koalition gesessen haben, während wir uns zunächst mit dem Zentrum über eine Regierungsmöglichkeit unterhalten." Der Herr Hauptmann find noch zu neu im Amt des Reichstagspräsidenten, um sich der herkömmlichen Zurück- Haltung dieses Amtswalters in der Tagespolitik angepaßt haben zu können. Wegtreten!

Sturm vor dem Sondergericht. Das Gericht geht weit über die Anträge des Staats- anwalts hinaus. Das Berliner Sondergericht hat ein Urteil gefällt, das über den Antrag des Staatsanwalts, der gegen acht Angeklagte in» Prozeß Tponnagel und Ge- nosien je ein Jahr Zuchthaus forderte, zum TeU um das Toppelt« hinausgeht. Die Angeklagten Sponnagcl und.König wurden zu zwei Jahren Zuchthaus, drei weitere Angeklagte, darunter der Reichs- bannermann Michaelis, zu einem Jahr Zucht- Haus verurteilt. Drei Angeklagte, darunter der Reichs- banncrmann K o e st n e r, wurden freigesprochen. Das Gericht hielt bei den Verurteilten Landfriedensbruch für erwiesen und erkannte bei Tponnagel, well er einen Pistolenschast bei sich führte, und bei König wegen seiner Vorstrafen aus die hohe Strafe. Nach der Urteilsverkündung kam es im Gerichtssaal zu aufregenden Szenen Die Angehörigen der Angeklagten brachen in Tränen aus und ein Zuhörer stürmte auf den Richtertisch los und rief dem Vorsitzenden Tolk zu:Die werden hier verurteilt, da sollte man lieber doch die anderen und dabei wies er um den ganzen Gerichtssaal herum verurteilen." Der Vorsitzende ließ den Staatsanwalt herbeirufen, der die

Inhaftnahme des Mannes bis zur Aufklärung seiner Personalien verfügte. Die Llnglaubwürdigkeit der Nazizeugen. Die Verteidiger hatten für alle acht Angeklagten Antrag auf Freisprechung gestellt. Sie beleuchteten vor allem die völlige Unglaubwürdigteit der Zeugen aus der S A. Es hat da förmlich eine Aussagenfabrik bestanden. Die Zeugen verabredeten untereinander, was jeder jagen solle, und so kamen Unmöglichkeiten zutage, deren Verlogenheit von den Verteidigern mit Leichtigkeit nachgewiesen werden konnte. Einer der Zeugen will mitten in der Nacht bei knapper Beleuchtung einen Mann, den er überhaupt nicht kannte, aus m�>r als 70 Meter Entfernung er­kannt haben. Ein anderer behauptete zuerst, er sei gar kein Nationalsozialist, bis ihm nachher nachgewiesen wurde, daß er so- gar Mitglied der SA. ist. Zwei der Zeugen haben in der Gegend herumgeschnüffelt und gefragt und erlauscht, wer Kommuni st oder Reichsbannermann sei und wer eventuell an dem Raufhandel beteiligt gewesen sein könnte.

Gattenmörder im Verhör. Das Eifersuchtsdrama in der Naunynstraße. Der 25 Jahre alle Maurer Alwin Schmidt aus der Reichen- berger Straße S2 übersiel wie berichict seine 23 Jahre alle Che- srau Anna an ihrer Arbeitsstelle in den Büroräumen der Mechaniker- Zwangsinnung in der Naunynsirahe 39. Schmidt wollte die Flucht ergreifen, nachdem er feine Frau gelökek hatte. Seine Vernehmung entrollte ein trauriges Bild dieser Ehe. Nach den Zeugenaussagen hat sich Schmidt ständig umhergetrieben. Arbeitsgelegenheiten, die ihm als Maurer geboten wurden, nahm er nicht an. Es genügte für ihn, daß seine Frau arbeitete. Mit ihrem Gelde trieb er sich umher und unterhielt zahlreiche Lieb- schasten. Sein« Frau hatte er ans geradezu bestialische Weis« ge- tötet. Die Waffe, mit der er zunächst geschossen hatte, war eine Schreckschußpistole. Den Dolch hatte er eine halbe Stunde vor der Tat gekauft. Es ist ein außergewöhnlich breites Messer, mit den: er der zu Boden Gestürzten die furchtbaren Stiche ins Genick bei- brachte. Die Frau war von ihm fortgezogsn, weil sie die Verhält- niste nicht mehr aushalten konnte. Am Dienstag wollte Schmidt endgültig die Frau zurückholen. Er behauptet, sich nicht mehr darauf besinnen zu können, wie es zur Tat gekommen sei. Den Dolch habe er nur gekauft, um sich selbst das Leben zu nehmen, wenn seine Friu ihn abweisen würde. Seine Angaben sind aber höchst unwahr- scheinlich. Englandflieger über Sylt . Unterwegs nach Kopenhagen verflogen. London . 7. September. Zur Ueberfliegung der Sylter Befestigungsanlagen durch eng- lische Militärflieger wird im Luftministerium mitgeteilt, daß es sich um den Flug von drei Maschinen zur englischen Ausstellung in Kopenhagen handle. Das Ministerium hat keine Nachricht von einem Flug über Deutschland und weiß nicht, warum die Flugzeuge diesen Kurs genommen haben. Angesichts der guten Beziehungen zwischen der englischen und der deutschen Fliegerei, die noch in den letzten Tagen auf der großen Heston-Veranstaltung zum Ausdruck gekommen seien, hosft man, daß der Vorfall, wenn überhaupt diplo- matische Vorstellungen nötig würden, in freundschaftlicher Weise geregelt wird. Zeppelin von 5. Südamerikafahrt zurück. Friedrichshasen, 7. September. Das LuftschisfGras Zeppelin" traf heute(Mittwoch) um 1.30 Uhr von seiner fünften Südamerikafahrt über Friedrichshafen ein. Da die Haltemannschaft noch nichc auf dem Gelände anwesend war, führt« das Luftschiff eine kürzere Weiterfahrt über den Bodensee aus und landete dann um 5.30 Uhr glatt._ 59 Kriegerleichen bei peronne geborgen Paris , 7. September. Die Ausgrabungen der sterblichen Ueberreste ehemaliger Sol- baten haben in der vergangenen Woche in der Gegend von Peronns zur Freilegung der Leichen von 4 2 französischen und 17 deutschen Soldaten geführt. Ein Teil der Gefallenen konnte identifiziert werden.