Einzelbild herunterladen
 
Dänemarks   LaiMhingctvahl. Großer Erfolg der Eozialisien ?spenhagen, 7. Scptember.(Eigenbericht.) Die Wahl zum dänischen Landthing hat der Sozialdemokraiie einen außerordentlichen Erfo'g gebracht: ihr« Stimmenzahl in d«ii beteiligten Kreisen ist von 16g 919 auf 231 594 gestiegen: die der Bauernlinken von 99 931 aus 121897: die der Konservativen von 98 692 auf 127 874 und die der radikalen Linken von 44 733 auf 49 892. Die Kommunisten brachten es nur auf 3439 Stimmen. Sie erhalten kein Mandat. Die Wahlbeteiligung war außervrtent� lich groß. Im Landthing erfolgt nur insofern eine Slenderung, als die radikale Linke an die Bauernlinke ein Mandat verliert. Die Par- teien haben sonst ihre Mandate behauptet. Der Wahlausgang ikt für die Sozialdemokratie um so höher anzuschlagen, als sie seit Iahren unter den schwierigsten wirtschaftlichen Verhältnissen für die Geschicke Dänemarks   in der Regierung die Verantwortung(mit den Radikalen) trägt. * Die Wahlberechtigung zum Landching beginnt erst mit dem 35. Lebensjahr. Gestern wurden nach Proporz auf Listen die Wahlmänner gewählt, die am kommenden Dienstag die Abgeordneten wählen. Zehntausende Arbeiter st immen und somit einige Mandate sind der Sozialdemokratie dadurch ent- gangen, daß neuerdings starkbesiedelte Außengemeinden um Kopen- Haxen in Wahlkreisen liegen, die erst in vier Jahren neu zu wählen haben. Nach einem TU-Bericht haben die Konservativen der bürger- lichen Linken ein Mandat abgenommen Das Landsthing werde sich wie folgt zusammensetzen: Konservative 13(bisher 12), Venstre  28(28), Sozialdemokraten 27(27), Demokraten(Radikale) 7(8), Faroer 1(1). Ministerpräsident Slauning erklärte bereits am Dienstag, daß die Regierung zwar kein Mißtrauensvotum erhalten habe, andererseits ober die konservativen und venstre imstande ge­wesen seien. Reserven heranzuzieheu, wodurch sie eine Stärkung erfahren hätten. Die Regierungsparteien hätten im Landsthing nicht die Stärkung erreicht, die wünschens- wert gewesen wäre. Der Versuch, eine rechtsradikale Bewegung hervor- zurufen, ist vollkommen gescheitert.
Der Taxiprozeß. Llm die Kreise und Quadrate der Autos. Die 3. Ferienkammer des Landgerichts II   unter Vorsitz von Landgerichtsdirektor Löhning hatte sich mit dem Berliner  Droschkenkrieg um die Kreise und Quadrate zu be- schäftigen. Es handelte sich um eine Klage des Ingenieurs Conrad, der sich bekanntlich diese Kennzeichen angeblich patentamtlich hat schützen lassen, gegen den Krastdroschkenbesrtzer Spring auf Zahlung von 69 M. Lizenzgebühr, und zwar 29 M. für jedes patentierte Zeichen. Spring, der der Innung vereinigter Kraftdroschkenbesitzer angehört, hatte seinerseits Widerklage auf Löschung dieses Ge- brauchsmusters erhoben. Der Rechtsbeistand des Klägers betonte, daß der Polizei- Präsident offenbar nicht darüber im Bilde gewesen sei, daß die von ihm eingeführten Kennzeichnungen der Kraftdroschken durch Kreise und Quadrate gegen das von Conrad patentamtlich angemeldete Gebrauchsmuster oerstießen. Ohne Zahlung der Lizenz von 29 Mark an Conrad dürfe kein Kraftdroschken- besitze? dieses Kennzeichen gebrauchen. Im übrigen beantragte der Anwalt, der auch die Anerkennung des Armenrechtes für den Kläger verlangte, Vertagung. Der Vertreter des beklagten Kraftdroschkenbesitzers widersprach dem Vertagungsantrag unter chinweis auf das allgemeine öffentliche Interesse an der Befchleuni- gung dieser Angelegenheit. Der Droschkenoerkehr sei durch das Ein- greisen Conrads und der von ihm beschäftigten Kontrollorgane ernstlich gefährdet und das Publikum fühle sich belästigt. Auch der Berliner   Polizeipräsident halte eine sofortige Entscheidung in diesem Streit für unbedingt notwendig. Im übrige» könne die einfache Aufmalung eines Kreises oder Quadrates auf«ine Droschken- karosserie nicht den Bruch eines Gebrauchsmusterschutzes darstellen, sondern es handle sich um Zeichen, die man überhaupt nicht patent- amtlich schützen könne. Wie der Anwalt weiter erklärte, bestehe außerdem der Verdacht, daß die Eintragung des Musterschutzes durch Conrad unmittelbar nach Erlaß der neuen Kraftdroschkenordnung nicht auf rechtmäßige Weise zustandegekommen sei. Die Entscheidung des Gerichts wird den Parteien schriftlich zugehen.
Wie ein Engländer berichten soll um Gnade bei der papen-presse zu finden. In Deutschland   herrscht volle Meinungsfreiheit und die oppositionellen Blätter können ungehindert der wahren Volks- Meinung Ausdruck verleihen." Die Regierung tut alles, um die Lebensmittelpreise zu senken, während die Löhne stetig steigen." Es herrscht Einmütigkeit im deutschen   Volk darüber, daß die deutschen   Wehrforderungen jede Gefahr eines neuen Wettrüstens und damit eines neuen Krieges ausschließen." So müßte ein englischer Korrespondent aus Berlin   berichten, um eine gute Zensur bei derDeutschen Tageszeitung" zu erhalten. Weil aber der Berliner   Berichterstatter desM a n ch e st e r Guardian" aus Anlaß des Stahlhelmtages genau das Gegen- teil von alledem behauptet und noch einiges andere geschrieben hat, was den offiziellen Kreisen hier und ihren Pressetrabanten sehr un- angenehm sein dürste, wird er im Agrarierblatt eineSchlange am Busen" tituliert. Jahrelang und bis in die jüngste Zeit hinein konnten die Artikel desManchester Guardian" und auch ihres Berliner   Korresponden- ten nicht häusig und ausführlich genug in der deutschen   Presse zitiert werden, weil das große liberale Blatt immer bestrebt gewesen ist, in allen wichtigen außenpolitischen Fragen dem deutschen   Stand­punkt gerecht zu werden. Jetzt soll der Korrespondent eingeschüchtert werden, weil seine Berichterstattung dergrundsätzlich neuen Staatsführung" nicht paßt. Wie wäre es mit einer Ausweisung? Das würde be- stimmt eine unwiderstehliche Welle der Symvathie für Deutschland  und seine Wehrforderungen in England auslösen. Aber vielleicht versucht es Herr Bracht zunächst mit einer Auf- i ag en ach r icht an denManchester Guardian"? Drei Cicero über die ganze Seite, Vorgis fett. Das wäre sicher das geeignetste Mittel, um den englischen Lesern schwarz auf weih zu beweisen, daß entgegen der irreführenden Behauptung des Berliner   Korre- spondenten unter der neuen Reichsregierung die Meinungsfreiheit in Deutschland   völlig unangetastet ist.
Shakespeare   am Gendarmenmarkt Neueinstudieri:Was Ihr wolli�
Etwa um 1699 hat Shakespeare   dies Narrenspiel geschrieben: vielleicht auf Bestellung irgendeines reichen Kaufmanns oder Schisfsreeders, der es nach einem auskömmlichen und guten Essen seinen Gästen vorsetzen wollte. Solche privaten oder auch öfsent- lichen Freßkabaretts waren üblich, besonders zur würdigen Ein- leitung des Faschings: darum heißt das Stück auchDer heilige Dreikönigs-Abend". Es war der großen Elifabeth-England, das die Konkurrenz der spanischen   Flotte vernichtet, die eigene Weltmacht gefestigt und end- gültig um Indien   vermehrt hatte. Wohlstand und gute Laune ließen Uebermut gelten; es waren fette Tage, Feste zu feiern. Der Bürger fühlte den Besitz, während das überkommene Rittertum dahinrostete. Rur   fünfzig Jahre später ritten diese Bürger, eisern gewappnet, von Cromwell geführt: 1649 wurde zum Schrecken Europas   Karl I.   der königliche Kopf abgenommen. So kommt es Lohengrin   und Parsifal   sind endgültig dahin, daß Witz, Spott und Hohn sich an den adligen Junkern entzünden. John Falstaff  ist eine der Hauptgestalten der unbewußt wahr sprechenden Fabel: Shakespeare   gab ihr die Dämonie der Unsterblichkeit. Selbstver- ständlich mußten in einer Posse, die satte Londoner   Bürger zum Lachen und Schenkelschlagen bringen sollte, abgesattelte Barone ihren Buckel hinhalten: hier sind es die Junker und Ritter oder wie es in der neuen Uebersctzung von Hans Rothe   dankens- wert heißt die Freiherren   Toby Rülps und Andreas Fieberwang. Die bezahlen die Zeche, rülpsen alkoholisch Verwesung zum Spott und torkeln als tobelnder Raufbold und blutarmer Angsthase in das Bereich des Clowns Glorreiche Symbole für den von der Ge- schichte beschlossenen endgültigen Untergang der adligen Herren. Wir lächeln nur noch ganz leise, wenngleich in einer Loge des Staatstheaters als Zuschauer und Kanzler der Republik   Herr von Papen sitzt. Toby, der Unflätige, wurde von Hans L e i b e l t mit saftiger Ungeniertheit, Andreas, der welke Zittergreis, von Franz Weber   annehmbar unsympathisch gestaltet. Den beiden gesellte sich Aribert Wäscher  , der einen restlos vertrottelten Haus­hofmeister auf schmelzenden Beinen vorwankte und so den gefoppten Hanswurst, nach Shakespeareschem aufschlußreichem Gebot, nicht mehr als blöden Bauern karikierte, sondern im Hof- und Staats- kleid paradierte. Jedoch: Was Ihr wollt. Der große Dichter schüttelt die Fülle seiner Gesichte in die meisterlich bereitete Pastete: es kommt ihm
gar nicht daraus an, sein Reichtum ist so unerschöpflich, daß er ver- geuden darf. Was Ihr wollt: Verwechslungen die Kreuz und die Quer, Intrigen, Listen, Tücken, Narrenpossen und Narrenweisheit, zarte Liebe und grobe Liebschaft, Werbung, Weigerung und Hin- gäbe, ein gefälschter Brief, wüster Mummenschanz, Tapferkeit und Feigheit, dazu alle übrigen Tugenden und Laster des Himmels und der Erde, Girrelieder, Schelmenlieder, Herzrührlieder, Fressen und Saufen, Schiffbruch, Zweikampf, Gefängnis, schließlich Entwirrung sämtlicher Knoten und Triumph des Glücks. Was Ihr wollt: Greift nur frisch hinein in meinen Rumtopf, er ist bis zum Rande gefüllt. Solche Flut sprengt die Armseligkeit jeglicher Bühne, und hierzu sagt Goethe:Durchs lebendige Wort wirkt Shakespeare   und dies läßt beim Vorlesen am besten überliefern: der Hörer wird nicht zer- streut, weder durch schicklich noch unschickliche Darstellung." Diesmal war die Darstellung, die Lothar M ü t h e l betreute, schicklich, durchaus schicklich: aber auch sie konnte die Flut nicht fassen. Absichten, die auf Primitivität zielten, aber mehr historisch gewollt als primitiv waren(Shakespeare-Bühne), engten mehr ein, als daß sie dem Strom des Genies freie Fahrt und donnernden Sturz gaben. Es bleibt darum beim schicklich, durchaus schicklich. Das gilt auch für die Darsteller. Für Maria B a r d, die ihre (heiß ersehnte) Hosenrolle mit gewinnender Zurückhaltung kokettierte, für Eleonora v. Mendelssohn, deren liebesseufzende Gräfin glaubhaft war, für die K o p p e n h ö f e r(die, nicht irgendeine), die als gehobene Magd durchaus wünschenswerten Galopp in die zuweilen etwas schleppende Vorführung brachte, gilt nicht minder für Walter Frank  , dessen Männlichkeit(als Kapitän und Retter kostümiert) der hochfliegenden Musik einen beharrenden Baß einfügte. Bliebe noch der Narr, einer der göttlichsten Narren, die Shake- speare gezeugt hat. Paul B i l d t wollte ihn verkörpern. Nicht im gewohnten Kleid umklingelter und bezipfelter Vuntscheckigkeit, viel- mehr in einer sanft karikierten Maske, die hoffentlich nicht(wie etliche meinen) an Shakespeare   erinnern sollte. Im schwarzen Rock und Schillerkragen: das war ein kalter Narr, mehr ein Landpfarrer als ein Narr, mehr eine Predigt als eine Rakete, mehr Belehrung als Weisheit. So verblaßte das herrliche, alle Wirrnis, alles Schick- sal domhaft überwölbende Schluhlied des Narren:Und der Regen regnet jeglichen Tag." Das übrigens von der neuen Uebersetzung unbegreiflich entsinnlicht wird:Und bei Tag und bei Nacht der Regen rinnt." Robert Lreuer.
Siegfried" neuinszenieri. Städtische Oper. Vom Orchester abgesehen hat die Aufsührung das tradstionelle Gesicht der immer noch mehr als je janusköpfigen Charlottenburger Oper: ihr anderes, neues, junges, wagemutiges Antlitz ist uns frag- los wesentlich lieber. Ebert aber, der Intendant, ist von Ver- trägen geplagt wie weiland Wotan selbst, ohne daß ihm der Speer der Herrschaft da viel nützte, vorläufig wenigstens. Und so in- szeniert Otto Kraus   das Werk, mit cem die Wiederbelebung der gesamten Nibelungen-Tetralogie in der Städtischen Oper ihren Abschluß findet, ihre endgültige Gestalt erfährt ohne daß es ihm gelänge, was ihm freilich fo selten gelingt: die tausendfältigen Kontraste der Charakters, der Szene, des Spiels, in festlicher Ein- heü zu vermählen. Gewiß ist P i st o r«in gewaltiger Siegfried mit glanzvoll großer, strahlender Stimme, mag auch vieles ungleich und unaus- geglichen sein, mit seiner Bayreuther   Tristan-Leistung nicht zu ver- gleichen. Gewiß ist H o f f m a n n ein prachtvoller Wotan(ein Wotan freilich mit breiter, kultivierter Kantilene, zu weich, zu lyrisch fast für den herrij'ihen Herrn der Welt): gewiß ist Alice Bindernagel eine der stimmächtigsten Brünhilden dieser Erde. ist Gombert ein besonders scharf konturierter, besonders plastisch herausgearbeiteter Mime: sie alle aber stehen isoliert im Raum, auch die Dialoge zerfallen noch in einsam« Monologe, keine Ein- heit bindet sie, kein Zusammenspiel erlöst sie, es ist gar nicht dieselbe Lust, in der sie atmen... Auch V a r g o s Bilder sind ungleich. Angemessen der erste Akt, eindrucksvoll der Beginn des zweiten (undeutlich verdämmernder Urwald, impressionistisch konzipiert: die Impression verfliegt jedoch leider sofort, sowie sich die Szene er- hellt) konventionell und geschmacklos gelöst oder besser nicht ge- löst der Uebergang zwischen den Bildern des dritten Aktes. Deren letztes übrigens aus der ganz anders geartetenGöttcrdämme- rung"-Jnszenierung übernommen zu all den anderen in harter Linienführung sinnlos kontrastiert. So war der eigentliche Held des Abends S t i e d r y. Pracht- voll bändigte er den Lindwurm dieser Riesenpartitur. In den Linien, die er herausarbeitete(ohne übrigens den Klang zu ver- nachlässigen) in den dramatischen Angel- und Höhepunkten, die er setzt«, vorbereitete und entwirrte, da leuchtete allein der Sinn des Werkes. War auf der Bühne unorganisierte Breite und Fülle, so war hier, und nur hier, Höhe und Tiefe, Steigerung, Ballung, Lockerung, Lösung: überlegte und überlegene Gestaltung. A. W. Rundfunkreklame für Aaziverein. Berliner   Abendsendung für das Zn« und Ausland. DerKampfbund für Deutsche Kultur  " ist ein nationalsozialistischer Verein. Er beschäftigt sich mit der Reinigung der Kunst von allen rassisch unzulänglichen Ver- tretern. Alfred Rosenberg   ist, trotz seines nicht gerade hundertprozentig arischen Namens und seiner Ausspracheschwierig- leiten beim Gebrauch der deutschen Sprache, Chefredakteur des Völkischen Beobachters". Dieser Kampfbund veranstaltete ein Werbekonzert, ausgeführt von dem nationalsoziali st ischen Deutschen K o n z e r t o r ch e st e r", dirigiert von dem N a- tionalsozialisten Gustav Havemann  , eingeleitet durch «ine Werbeansprache des obengenannten Alfred Rosenberg  . Berlin  , getreu der am Montag vor seinem Mikrophon ausgs- rufenen Mahnung:Deutsche  , kauft nur bei deutschen   Volks- genossen!", übernahm diese garantiert nazistämmige Veranstaltung, ebenso der D e u t s ch l a n d s e n d e r: sie wurden sogar über den Kurzwellensender allen ausländischen Hörern des deuffchen Rundfunks zugeteilt. So erfuhren denn alle, die es nicht vorzogen, ihren Apparat auszuschalten, daß nach Ansicht des Balten Alfred Rosenberg   in den meisten deutschen   Kunstanstalten sich Menschen zusammen- drängen, die mit deutscher Kultur nichts zu tun haben, und daß daher eine künstlerische und vor allen Dingen eine politische Er- Neuerung Deutschlands   mit einer streng nationalen Regierung unter Zlusschaltung aller volksfremden Kräfte nötig sei. Das Ausland hörte durch den deutschen   Rundsunk, daß Deutschland   nicht das geringste Interesse daran habe, an einer Menschheitskultur mitzu-
arbeiten. Der Höchstwert des Deutschen  , erklärte Herr Rosenberg, sei die Ehre, und er glaubte den Beweis für diese Behauptung auch in GoethesFaust" zu finden. Man kann es ihm seiner Herkunst nach ja schließlich nicht übelnehmen, wenn ihm der Geist unserer Klassiker nicht au'geht: aber man wird es um so mehr der Funkstunde übelnehmen müssen, daß derartiger Unsinn vor dem Mikrophon verzapft werden durfte. Es ist ein himmelschreiender Skandal, daß der Rundfunk sich jetzt schon zur Reklame für einen Naziverein hergibt!!z. Ailantis" im Film. llfa-palast am Loo. Seit Jahrhunderten ist es ein schöner Wunschtroum der Men- schen, die sagenumwobene versunkene Insel Atlantis als glückliches Eiland irgendwo zu entdecken. Die Geologen meinen, daß diese Insel, von der die Alten berichten, die tertiäre Landmasse zwischen Europa   und Amerika   ist. Frobenius will sie am unteren Niger  gesunden hoben, und nachgerade ist es Mode, daß jeder Forscher von Ruf sein von ihm im Wortgefecht tapfer verteidigtes Atlantis entdeckt. Der phantasiebegabte B e n o i t aber schrieb einen Roman Atlantide", der vor 12 Jahren einen Preis bekam. Dieser Schrift- steller, der es vorzüglich versteht, eigenartige Frauenschicksale inter- essant zu gestalten, läßt die Königin von Atlantis die Tochter einer französischen   Tänzerin sein, die ein Tuareg-Fürst heiratete. Jeder, der die kalte Antinea liebt, geht zugrunde. Als sie endlich selbst liebt und ihre Liebe nicht erwidert wird, läßt sie den Geliebten von seinem Freund erschlagen. Das alles erlebte ein französischer Hauptmann, bei dem sich Traum und Fieberphantasien schließlich vermischen und der darum als Suchender in der Wüste zugrunde geht. Pabst, einer der klarsten Köpfe unter den Regisseuren, ging an dieses schwere Thema, obwohl es seiner Begabung durchaus nicht entgegenkommt. Benoit erzählt hinreißend von Atlantis, er gibt unserer eigenen Phantasie zu tun, er peitscht sie förmlich auf. Pabst gelingt es nicht, diese Erzählung in Bildern zu fassen. Er erstickt die Handlung in der Architektur. Es ist ein immerwährendes Gehen durch Gewölbe, und die Sehnsucht der Männer (H. A. K l i n e n b e r g, Gustav D i e ß l und Mathias Wst e m a n) wird nicht einen Augenblick lebendig. Brigitte Helm  , die kälteste Frau, die die Filmleinwand kennt, ist als Atlantide wirklich an ihrem Platze, doch reicht sie selbst für ein paar Worte sprachlich nicht. Der Film bleibt kalt und läßt kalt, darüber täuschen auch die herrlichen Wüstenaufnahmcn nicht hinweg. e. b.
Internationaler Philosophenkongreß. Zur Erinnerung an die 399. Wiederkehr der Geburt des Philo- fophen Spinoza am 24. November veranstallet die S o c i e t a s S p i n o z a n a, in der Spinoza  -Anhänger aus zahlreichen Ländern vereinigt sind und die ihren Sitz im Haoger Spinoza-Haus hat, einen Internationalen Philosophenkongreß, dessen Eröffnung gestern abend im Haager   Binnenhof stattfand. Ansprachen wurden im Namen der holländischen Gruppe de? internationalen Festausschusses von Prof. P o la k- Groningen und von mehreren Mitgliedern des Vorstandes der Eocietas Spinozana, darunter auch von dessen deutjcheni Mitglied Dr. Carl Gebhardt- Franksurt a. M. gehalten. Die Beratungen des Dienstag begonnenen Kongresses behandeln haupffächlich die Beziehungen zwischen Physik und Metaphysik und zwischen Religion und Philosophie. Die erste deutsche Aerztin gestorben. In Eßlingen   ist gestern die erste deutsche   Aerztin, vr. meci. Caroline Breitinger, im Alter von 81 Jahren gestorben,«ie war früher Lehrerin und studierte dann in der Schweiz   Medizin, durfte aber mit ihrem Schweizer  Examen in Deutschland   nicht praktizieren. Erst nach langen Kämpfen wurde sie zur Praxis zugelassen. Der erste Theaterkrach der Sasson. DasTheater am Kurfür st endo m m", das unter der neuen Direktion S. Hof- mann erst vor fünf Tagen als Kabarett wieder eröffnet war, ist bereits erledigt Der Direktor erlitt einen Nervenzusammenbruch. Gestern abend wurde unter Elli Gläßner und Emanuel Steiner  ein Kollektiv gebildet, das weiterzuspielen versucht.