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Luftkrieg. Die Perspektive zum nächsten Krieg. An der Ostseeküste von Schleswig-Holstein   und Mecklen- bürg Hai unter Teilnahme der Marine, der Behörden, der Polizei, der Feuerwehr und von Verbänden eine sogenannte Luftschutzübung in größtem Ausmaße stattgefunden. Es wurde Krieg gespielt. In Kiel   stand die ganze Stadt unter dem Eindruck der Uebung. Schulkinder erhielten Mullbinden um den Mund und wurden so ins Freie geführt. Hunderte von Angestellten eines Warenhauses mußten die Flucht in bombensichere Keller üben, die Sirenen heulten, und am Abend wurde die Stadt völlig verdunkelt alles wie im Kriege. Es fehlten nur noch das Krachen der einschlagenden Bomben, die Giftgaswolken und die wirklichen Todesopfer. Man bereitet sich würdig vor auf den nächsten Aus- bruch des Wahnsinns. Der Friede ist im Kurs ge- s u n k e n, und während ein System von Verträgen den Krieg ächten und den Frieden sichern soll, rechnet man"immer stärker mit dem nächsten Kriege mit den fürchterlichsten Waffen. Denn wäre das nicht der Fall welchen Sinn und welche Bedeutung hätte ein Kriegsspiel, das eine ganze Provinz und ihre Städte ergreift und beteiligt? Es geht von solchem Kriegsspiel, das nach dem Vorbild anderer Länder nun auch in Deutschland   geübt wird, eine psychologische Wirkung aus, die dem Willen zum Frieden und zur Verständigung der Völker schweren Abbruch tut. Dies Kriegsspiel setzt einen Feind voraus, der unter Bruch der Verträge zum Kriege schreitet und den Krieg mit den grausamsten Mitteln des Gaskrieges aus der Luft gegen die Zivilbevölkerung führt. Wer soll dieser Feind sein? Die Bevölkerung, die unter dem Eindruck dieser Uebung steht, muß sich Gedanken über diese Frage machen. Sie wird zu dem technisch-militärischen Bild, das vor ihr aufgerollt wird, sich das politische Bild ergänzen. Daraus erwächst be- stimmt nicht der Geist des Friedens und des Willens zur Verständigung, sondern Haß, der die Beziehungen zwischen den Völkern vergiftet. Wir denken mit Schrecken daran, wie ein solches Kriegsspiel auf die heranwachsende S ch ul j u g e n d wirken muß, die aktiv daran beteiligt wird. Es wird in ihr das Gefühl erzeugt, daß sie in einer Zeit lebt, in der täglich ein feindliches Luftgeschwader über ihrer Heimat erscheinen könnte, Tod und Vernichtung säend! Vor dem Weltkriege haben Sensationsschriftsteller sich bemüht, Bilder vom kommenden Kriege zu entrollen. Heute werden diese Bilder in größtem Maßstab behördlich vor- geführt! Mit Schrecken denken wir angesichts dieser Spiele, die nicht nur in Deutschland   geübt werden, an die Zukunft Deutschlands   und Europas  . Diese Spiele legen Zeugnis ab von wachsendem Mißtrauen, nicht von wachsender Ver- ständigung! Das ist nicht moralische Abrüstung, sondern un- moralische Aufrüstung, und es wäre die Aufgabe einer wirk- lichen Abrüstungskonferenz, solche Kriegsspiele international zu verbieten. Wie viele der Kinder, die in Kiel   Zeugen und Mitspieler der Uebung: Fliegerangriff auf Kiel   gewesen sind, werden die Frage stellen:W ann kommt der nächste Krieg?" Zweierlei Lustiztempo. Gerichte mit und ohne Zeit. Di«große Sensation" von Moabit   ist der Prozeß Taro gegen Petschek  . Nicht zwei Menschen, nicht zwei Familien, zwei Jnter- essentengebiete prozessieren gegeneinander. Stickstosf gegen Braun- kohle, Caro gegen Petschek   das Beweismaterial füllt ein halbes Dutzend Lederkoffer und ein halbes Dutzend Advokaten kämpsen für Caro und Petschek  . Der Vorsitzende. Herr Ohnesorg«, ist bemüht die Psyche jedes Zeugen nach Möglichkeit bis ins Letzte zu ver- stehen". Wie lange wird der Prozeß dauern? Ein paar Wochen, einige Monate... Die Justiz hat Zeit, die Rechtsanwälte ver- dienen an jedem Derhandlungstag mehr als gewöhnliche Sterblich« in einem Monat, und die bürgerliche Sensotionspresse hat ihren großen Gerichtsfaalschlager: Stickstoff-Caro gegen Braunkohlen- Petschek! Das Streitobjekt sind 400 000 Mark Mitgift. Unter dem gleichen Dach, fast Tür an Tür mit Herrn Ohne- sorgesgroßen" Prozeß, verhandelt das Sondergericht. In der- selben Zeit, in der bei Herrn Ohneforge e i n Zeuge vernommen wurde, traten vor dem Sondergericht Tolk   fünf bis zehn Zeugen an die Barre. Dort bemüht man sich die Psyche jedes Zeugen bis ins Letzte zu verstehen, hier genügt es. daß die Angeklagtenin dem Haufen waren", der angeblich gegen Hakenkreuzler gewalttätig vorging. Die Psyche der Angeklagten? Einer von ihnen will erzählen, wie die Hitler-Soldoten Tag für Tag die Arbeiterschaft bis aufs Blut gereizt und bedroht haben. Man winkt ab: das gehört nicht zum Prozehgegenstand! Kronzeuge gegen die acht angeklagten Arbeiter ist ein'nationalfozialistifcher Edelmenfch, der sich aufs Denunzieren versteht, der Verteidiger will die Glaubwürdigkeit dieses Zeugen erschüttern und stellt unter Be- weis, daß der Hakenkreuzler gelogen hat: er hat dem Gericht eine Adresse angegeben, unter der er bis Jannuar gewohnt haben will die Adresse soll falsch sein! Der Vorsitzende winkt ab: wozu soll man das feststellen? Bor zehn Minuten waren wir drüben im Verhandlungssaal Ohnesorge, da drehte sich die Verhandlung eben um die weltbewegende Frage, ob Iustizrat Beering im Mai 1930, just als ihn der gegnerische Anwalt suchte, ins Riesengebirge   verreist war und nicht einmal seine Adresse zurückgelassen hatte. Und ob auch der Herr Petschek zur selben Zeit nach München   verreist war. Vor dem Sondergericht berichtet inzwischen einer der Angeklagten: Am Abend, vor dem Zusammenstoß hatten die Nazis die Straße abgesperrt und gerufen: Wollt ihr nicht verschwinden, jetzt wird hier ausgeräumt wie in Treptow  ." Darauf der Vorsitzende:Haben Sie noch etwas zu erklären?" Und der Angeklagte:Wer gehört eigentlich in die Höchste Straße, wir, die wir dort wohnen oder die anderen?" Aus diese Frage ist das Sondergericht die Antwort schuldig geblieben. 5)err Tolk   halte es eilig, auf dem Gang warteten noch so viele Zeugen. Gestern um 12 Uhr wurde vor dem Sondergericht das Urteil gefällt, fünf Arbeiter wurden für 1 bis 2 Zahre ins Zuchthaus geschickt. unter ihnen ein ISjöhriger Bursche. Die Angehörigen schluchzten laut auf, als man die Verurteilten abführte. Nebenan bei Caro und Petschek   ging die Verhandlung munter weiter. 400 000 Mark Mitgift sind zwar für Caro und Petschek   ein« Kleinigkeit, eigentlich führen beide den Prozeß mehr um die Ehre als um das Geld ober die Justiz hat's nicht immer eilig, manchmal nimmt sie sich sogar Zeit, die Psyche der Zeugen zu studierenV Zweierlei Maß? Auch zweierlei Tempo! Und beides unter dem gleichen Dach in Moabit  .
Krankreichs Antwort. Eine offiziöse Verlautbarung: gegen Aufrüstungspläne.
Paris  , 7. September. Wie havas nach dem Heuligen Kabineltsrat mitteilt, hat Ministerpräsident h e r r i o t den Entwurf der Note verlesen. den er alz Antwort aus die deutsche   Denkschrisk in der Frage der Rüstungsgleichberechtigung vorbereitet hat. Dieser Text werde endgültig erst nach dem Ministerrat angenommen werden, der wahr- scheinlich am Freitag stattfindet, und wenn die englische Regierung dem MmisterprSsidenlen ihre Ansicht zur Kenntnis ge. bracht haben wird. Obwohl die sranzösischen Minister keine bestimmten Angaben über den Inhalt der Rote machten, ist es doch klar, so heißt es in der Havas-Depesche weiter, daß dieses Dokument eine Prüfung der juristischen und politischen Probleme enthält, die durch das deutsche Schriftstück aufgerollt wurden. Die Rüstungsmöglich­keiten Deutschlands   seien durch den Versailler Vertrag f e st g e s e h l. Dieser Vertrag sehe übrigens nur eine a l l g e- weine Beschränkung der Rüstungen vor. aber entholte keine Bestimmungen im Hinblick aus jene Rüstungsver- mehrung, die Deutschland   fordere. Es stehe weder Frankreich   noch Deutschland   zu. die Klauseln des Versailler Vertrages zu ändern: ollein die Unterzeichner dieses Vertrages hätten diese Macht. Aber die für eine solche Re. vision notwendigen Verhandlungen könnten nach den Be- stimmungen des Vertrages selbst zu einer Herabsetzung der Rüstungen nur führen, wenn man für die interessierten Mächte aus das Mindest­maß Rücksicht nehme, das mit ihrer nationalen Sicherheit und mit der Durchführung der durch eine gemeinsame Aktion ihnen auserlegten Internationalen Verpflichtungen vereinbar sei sArlikel S des Friedensverlrages). In einer besseren Organisierung des Friedens könne sich schließlich die Lösung des durch die Reichsregierung aufgerollten Problems finden lassen.
Poris verweist Deutschland   an Genf  . Paris  . 7. September.  (Eigenbericht.) Die Pariser Presse ist sich über den Inhalt der französischen  Antwort vollkommen einig. Sie dürste insofern eine Absage darstellen, als Frankreich   jedes weitere Zwiegespräch mit Deutsch  - land, jede Sonderoerhandlung ohne Hinzuziehung der übrigen Mächte, ablehnt. Im übrigen behauptet man hier, daß Frankreich   der Reichsregierung die Alternative stelle: entweder handele es sich bei den deutschen   Militärforderungen um eine glatte Abänderung und Ersetzung des Teils V des Versailler Ver- irages und in diesem Falle sei der Völkerbund zuständig, oder es handele sich tatsächlich um die Gleichberechtigung, aber in der allgemeinen Abrüstung. In diesem Falle habe sich Deutschland  an die A b r ü st u n g s k o n s e r e n z zu wenden. Gewisse Bläter, wie dasJournal des Debats  ", wollen wissen, daß die sronzösische Regierung gleichzeitig gegen die letzten Aeußerungen des Reichs wehrministers v. Schlei» cher Protest erheben werde. England wartet ab. London  , 7. September.  (Eigenbericht.) Schleichers O st preußenrede ist in der englischen Presse bisher kaum besprochen worden. Man erkennt mehr und mehr, daß die Hoffnung, Deutschland   wolle durch seine Forderungen nach Rüstungsgleichheit vor allem lediglich einen Druck auf die Abrüstungskonferenz ausüben, sich nicht rechtfertigen läßt. So wird dasi n j e d e m F a l l e" Schleichers auf die Frage, ob er in jedem Falle zum Schutze Ostpreußens   gerüstet ist, ausgelegt. Das Foreign Office ist nicht überrascht und weder Schleichers noch Neuraths Aeußerungen ändern etwas an der bisherigen außen- politischen Haltung der englischen   Regierung. Diese Haltung ist abwartend.
Gonderjustiz gegen Reichsbanner. Neuer Fall in Breslau  , das fthwerverlehte Opfer der Nazis auf der Anklagebank.
Breslau  , 7. September.  (Eigenbericht.) Vor dem Sondergericht beim Landgericht in Breslau   be- gann am Mittwoch vormittag die in der politischen Oeffentlichkeit Breslaus   mit großer Spannung erwartete Verhandlung gegen den Breslauer Ortssekretär der Sozialdemokratischen Partei, Genossen Max Kukielczinski, sowie gegen 2 2 Reichsbannerleute und zwei Nationalsozialisten, denen vor- geworfen wird, am 29. Juli, allo unmittelbar vor der letzten Reichs- tagswahl, an einem schweren Aufammenstoß In der Breslauer Süd- vorftadt beteiligt gewesen zu sein. Die Anklage lautet gegen die Reichsbannerleute auf Landfriedensbrych, zum Teil auf schweren Landfriehensbruch, gegen die beiden SA.-Leute auf schweren Land- friedensbruch und Körperverletzung. Gegen Kukielczinfki, der von den Nazis überfallen und niedergeschlagen wurde und dann eine schwere Gehirnerschütterung erlitt, isf Anklage wegen Rädelsführerschaft und schweren Landfriedenzbruchs erhoben. Zwei Propogandawagen der SPD  . mit wenigen Mann be- setzt wurden in der Gallestraße angepöbelt Dos wurde Kukiel- czinfki, der zu Haufe in der Nähe dieser Borsälle weilt, mitgeteilt. Er machte sich auf den Weg, allein, unbewassnet und ohne Abzeichen, wurde überfallen und mit ollen mög- lichen Werkzeugen mißhandelt und schwer verletzt Währenddessen kam ein Wagen mit Reichsbannerleuten, die Fahnen- stangen abgeholt hatten, des Weges. Die Reichsbannerleute ver- suchten. Kukielczynski zu befreien. Den 20 Reichsbannerleuten auf dem Auto standen etwa 200 bis 300 tobende und lärmende Nationalsozialisten auf der Straße gegen- über, die wahrscheinlich, wäre das Auto nicht dazwischen gekommen, Kukielczinski nicht mehr lebend aus ihren Fängen gelassen hätten. Das Ueberfallkommando von Sozialdemokraten, nicht etwa von den Nazis angefordert aber machte sich die Arbeit leicht und nahm die Reichsbannerleute, die im Be- wußtsein ihrer Unschuld keinen Versuch«lachten, sich der Festnahme zu entziehen, mit, während aus der Razimeute schließlich mir zwei Mann, der Bäckermeister Paul Scharmentke und der- Angestellte G. Lux identifiziert wurden, sich nun ob der Mißhandlungen an Kukielczinski zu verantworten haben. ?die Verhandlung wird voraussichtlich wci Tage in Anspruch nehmen. Als Zeugen werden insgesamt 53 Personen vernommen. Die Zeugen xekrutieren sich f a st a u s s cb l i e ß l i ch aus dem Lager der Hakenkreuzler. die Kukielezinski überfallen und mißhandelt hatten. Im Laufe des Mittwcch wurden die Verhafteten und die Be- lastungszeugen vernommen. Von den Angehörigen der Eisernen Front, die aus der Anklage­bank sitzen, hak sich, wie die Reichsbannerleute bekunden. niemand an den Täklichkeiten beteiligk. Die Reichsbannerkameraden waren auf einem Lastkraftwagen vom Gewerkfchaftshaus gekommen und hatten Fahnenstangen aus der Bauhütten-Tifchlerei holen wollen. Unterwegs wurde ihnen bekannt, daß zwei Propagandawagen der SPD. von Nationalsozialisten überfallen worden waren. Darauf änderte der Reichsbannerwngen die Fahrtrichtung. Am Ort des Zusammenstoßes angelangt, sprangen fofort mehrere Reichsbannerleute vom Wagen herab, um dem von zahlreichen Nazis angefallenen und blutüberströmt am vürgersteig liegenden Parteisekretär kukielczynski behilflich zu sein. Zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen ihnen und den um- stehenden Passanten kam es nicht, da die Polizei die Reichsvonnsr- leut«, die übrigens ausnahmslos ohne Waffen waren, sofort vcran- laßt«, ihr Lastauto wieder zu besteigen. Einige der angeklagten Reichsbannerleute. die sich nicht auf dem Kraftwagen befanden, sondern zufällig in der Nähe geweilt hatten, betonen gleichialls, mit den Ausschreitungen nichts zu tun gehabt zu haben. Kukielczynski, der in den Prozeh als Nebenkläger auftritt, sagt« aus, daß er schon an den Tagen zuvor des öfteren von Nationalsozialisten in der Nähe seiner Wohnung bedroht worden sei. Unmittelbar vor dem Ueberfall sei ihm mit- geteilt worden, daß Nationalsozialisten in der Nähe seiner Wohnung die Werbewayen der Eisernen Front bedrängt hätten. Er habe des- halb seine Wohnung verlassen, um nach diesen Wogen Umschau zu halten.
Auf der Straße sei er nach wenigen Schritten von Nazis, unker denen sich u. a. der Mitangeklagte Lux befand, erkannt, aus das unflätigste beschimpft und geschlagen worden. In diesem Augenblick sei zugleich das Reichsbannerauto eingetroffen. Dann fei er besinnungslos zusammengebrochen. Als er das Bewußtsein wieder erlangte, habe er neben sich zwei Reichs- bannerleute gesehen, die von den Nationalsozialisten auch brutal ge- schlagen worden waren. Schließlich sei er, ohne auch nur ein einziges Wal zurückgeschlagen zu haben, von seinen Kameraden nach Hause und später zum Arzt'geschafft worden. Die beiden Mitangeklagten Nazis leugnen, wie man das aus ähnlichen Prozessen gewohnt ist, trotz schwerster Belastungen durch die anderen Angeklagten jede Teilnahme an der gemeinen Nieder- knüppelung des sozialdemokratischen Parteisekretärs sowie an den sonstigen Ausschreitungen. Sie stellen ihre Mitschuld hartnäckig in Abrede. Die Belastungszeugen, ohne Ausnahme Leute, die der NSDAP  . angehören oder den Nazis politisch nahestehen, machen ihre Aussagen im Sinne der Anklage und in ausfälliger lleberein- sllmmung.* Sie alle haben angeblich deutlich gesehen, daß die Reichsbanner- leute vom Wagen gesprungen seien und dann mit Latten auf das Publikum eingeschlagen hätten. Aus die Frage des Vorsitzenden an die Angeklagten, wie sie sich zu der Darstellung der Belastung?- zeugen stellen, antworteten alle 22 Reichsbannerleute, daß keiner von ihnen mit Latten geschlagen habe. Ein Teil der Be- lastungszeugen ist von interessierter nationalsozialistischer Seite e r st wenige Tage vor der Verhandlung zusammen- gesucht und dem Gericht benannt worden. Einer der Belastungs- zeugen wurde von Kukielczynski als einer der Naziraufbolde er- kannt, die ihm während des Ueberfalls die schweren Kopfver- letzungen beigebracht hatten. Die Berteidigung Kukielczynskis sowie der 22 Reichsbanner- leute liegt in den Händen von Dr. Bandmann- Breslau und Dr. Braun-Magdeburg. Den Vorsitz führt Landgerichts- direktor Schauwecker, die Angeklagebehörde oertritt Staatsanwalt Patschowsti, dessen nationalsozialistische Gesinnung in Breslau   zur Genüge bekannt ist. Patschowsti ist prominenkes Mitglied der Breslauer NSBO.. Fachgruppe Justiz. Nachprüfung der Gondergerichtsurteile. In den letzten Tagen hat sich in zunehmendem Maße die Not- wendigkeit herausgestellt, die sofort rechtskräftig gewordenen Urteile der Sondergerichte nachzuprüfen, die von den Richtern in einem beschleunigten Verfahren unter Anwendung hoher durch die Notoerordnung vorgeschriebener Mindeststrafen gefällt werden mußten. Die Deutsche Liga für Menschenrechte hat es daher ehrenamtlich übernommen, die erforderliche Nachprüfung durch einen bei ihr zusammengetretenen Ausschuß hervorragender Juristen durchführen zu lassen. Diese Nachprüfung wird sich-icht nur auf die tatsächlichen Grundlagen des Urteils beschränken, sondern insbesondere auch darauf, ob bei aller Notwendigkeit der Bekämpfung des politischen Terrors einzelne Strafen als-u bart erscheinen, wie dies bei einzelnen Richtcrsprüchen von den Gcilchte» selbst angedeutet worden ist. Die Deutsche Liga für Menschenrechte bittet, ihr die Urteilsausfertigungen der Sondcrgcrichte und etwa vorhanden« Anklageschriften unverzüglich zuzustellen sowie Tag des Strafantritts und die Adresse des Verurteilten mitzuteilen und zwar unter folgender Anschrift: Deutsche Liga für Menschenrechte, Sonder- gerichtsansschuß, Berlin   N. 24, Monbijouplatz 10.
Die Märtyrer.
Vor einiger Zeit wurde in dem in Dresden   erscheinenden Nazi- blatt, demFreiheitskamps", gemeldet, daß aus den SS.  -Anwärter Zimmermann aus Klottendorf bei Meißen   von einem Reichsbanner- mann ein Schuß abgegeben wurde, der in der linken Hand Zimmer- manns steckenblieb. Wie die MeißenerVolkszeitung" jetzt dazu mitteilt, hat Zimmermann sich den Schuß selb st beige- bracht, um vor seiner Verwandtschast und seinen Kameraden als Märtyrer zu erscheinen!