Der Berliner und sein Wald Er soll ihn hegen und pflegen, nicht verschmutzen und schänden
Seit Kriegsende ist das Drängen der Berliner Bevölkerung nach außen, nach Wald und Wasser, nach Luft und Sonne noch weit stärker geworden, als es vor dem schon war. Glückliches Berlin , du hast neben den vielen Seen und Flußläufen in nächster Nähe W a l d f l ä ch e n von einer Ausdehnung, wie kaum eine zweite Weltstadt. Nicht weniger als 22 000 Hektar Wald befinden sich im Besitz der Stadt Berlin . Anschließend erstrecken sich aber noch die weit umsangreicheren staatlichen Waldgebiete. Die ersten Waldungen kamen um das Jahr 1875 in den Besitz der Stadt. gleichzeitig mit größeren Flächen R i e s e l l a n d. Es handelte sich damals um 3400 Hektar Forst. Bis 1013 waren es 7800 Hektar. Die Berliner Waldungen dienen nicht in erster Linie dem Nutz- effekt, obgleich immerhin etwa 70000 Fe st meter Holz im Jahre gewonnen werden können Auch als Jagdgebiet kommen unsere Wälder nur wenig in Betrocht. Hasen und Kar- nickel nehmen ab und Rehe und Hirsche werden gepslegt zur Be- lebung des Landschaftsbildes. Auch hier die Mahnung an die Waldbesticher: Erschreckt nicht das Wild! Genießt den Anblick der munteren Tiere im stillen. Und stört und verfolgt auch nicht die Schar der gefiederten Sänger, die unsere Wälder so freudig beleben. Die Berliner Waldungen sollen in erster Linie der Gesund» heit und Erholung der Berliner Bevölkerung dienen. Als das Gesetz vom 29. Juli 1022 betreffs die Erhaltung der Baumbestände und Ufcrwege erschien, das an sich nur für den Stadtbezirk einschließlich eines ihn umgebenden Streifens von 8 Kilometer Breite, Geltung hatte, hat die Stadt freiwillig den
Gesamtforst diesem Gesetz unterstellt, um die Schönheiten des Waldes der Bevölkerung zu erhalten. In glücklicher Ergänzung und Abwechslung einen sich um Berlin See und Wald und Flußläuse zu Bildern eigener Schönheit. Wald und Wasser gehören zusammen. Und längs der Wasserläufe haben sich die lufthungerigen Berliner große Zeltlager aufgebaut. Die Ruderer und Segler legen an bekannten Stellen an und bauen dort ihre Zelte auf. Etliche Zehntausende sind es, die ihr Wochen- ende so verleben. Die Forstverwaltung weist die Plätze gegen eine geringe Gebühr(2 Mark für drei Tage) an. Dann die Dauer- zeltlager. Hier werden die Plätze für das ganze Sommer- Halbjahr für eine Zusatzgebühr von 3 Mark, sür Erwerbslose für 1,50 Mark oergeben. Das sind die„Kolonien" mit ständiger Be- völkerung, wie z. B. die Kolonie ,.K u l e Wampe" am Müggel- see, eine Republik mit erwählter Leitung, dem Obmann. Unge- schriebene aber streng durchgeführte Gesetze regeln das Lagerleben. Auch hier sind es einige tausend Zelte in den Berliner Forsten. Natürlich haben sich die Inhaber der Dauerzclte die schönsten Plätze herausgesucht: sie sind der Forstverwaltung sehr viel lieber, als die„Eintagsfliegen", die es häufig an Sauberkeit fehlen lassen. In den Dauerlogern herrscht peinlichste Ordnung und Sauberkeit. Nichts von Siullenpapier, Schokoladen- und Zigaretten- schachkeln, Flaschen und Konservenbüchsen. Wie oft schon wurde die Mahnung an die Berliner Bevölkerung gerichtet, den Wald sauber zu halten. Die verwesenden Ueberrcste sonntäglichen Picknicks sind nicht bloß ein Gefahrenmoment bei Waldbränden, sie ziehen Taufende von Fliegen und anderes Ungeziefer an, und verderben den nach- folgenden Besuchern den Appetit.
Ein guter Fang. Kriminalbeamter schnappt Kolonne von Autodieben. Einen guten Fang machte gestern abend ein Kriminalkommissar- anwärter am Biktoria-Luise-Platz. Der Beamte war mit einem Auto dienstlich unterwegs. Am Biktoria-Luise-Platz bemerkte er mehrere Männer, die an einem großen Mercedes standen. Cr hielt an und beobachtete die Leute. Dabei gewann er den Eindruck, daß der Wagen verkaust werden solle. Unauffällig ging er an den Wagen vorbei und mußte dabei feststellen, daß das Nummernschild oerändert und gefälscht worden war. Die„Käufer" fuhren jedoch wieder davon. Nach kurzer Zeit hielten sie aber wieder aus dem Biktoria-Luise-Platz. Plötzlich kam ein anderer Wagen heran, der dicht vor dem Mercedes hielt. Der Chauffeur brachte eine Stahl- trosse heraus, um den großen Wagen abzuschleppen. Jetzt sprang der Beamte hinzu und nahm die Leute fest. Auf dem Präsidium stellte sich heraus, daß der große Mercedes tatsächlich gestohlen war. Bon den Festgenommenen wird der Diebstahl geleugnet und auf einen großen Unbekannten geschoben.
Zm Jahre-1974 „Der Reichspräsident ist 85 Lahre alt und ich bin 43 Lahre alt und fühle mich ganz ge- sund. Wir kommen einmal an die Reihe.. Hitler im Zirkus Krone .
Hitler :„Dunnerlittchen, jeht bin i ch SS Lahre alt, jetzt wird's aber Zeit, daß ich die Macht ergreife!*
Beschwerden nicht erwünscht. Oer Herr Kommissar gegen mögliche„Anmaßungen". An Hand eines Einzelfalles wurde in einer Kleinen Anfrage im Preußischen Landtag Beschwerde über die Republikanische Be- schwerdestelle geführt und das Staatsministerium gebeten,„die Re- publikantschen Beschwerdestellen als Herd« ständiger Beunruhigung sofort zu schließen". Nach einer Mitteilung des Amtlichen Preußischen Pressedienstes hat nunmehr der kommissarisch« Innenminister Dr. Bracht ge- antwortet, daß es sich bei der Republikanischen Beschwerdestelle um ein« private Einrichtung ohne jeden amtlichen Charakter handele. Ueber ihre Beziehungen zu Privatpersonen Ermittelungen anzustellen, fehlt daher der Staatsregierung die rechtliche Handhabe. Um mm aber sich recht deutlich von der Beschwerdestelle zu distan- zieren, fährt der Minister fort, daß Borsorge getroffen sei, daß der Berkehr der Republikanischen Beschwerdestelle mit amtlichen Stellen auf das Maß deschränkt bleibt, das sich aus der Gewähr- leistung des Petitionsrechtes im Artikel 128 RB. ergibt. Ein« Anmaßung ihr nicht zustehender Aufsichtsrechte über Behörden und Beamte wird nicht geduldet werden. Eine Schließung der Beschwerdestelle ist aus rechtlichen Gründen unzulässig. Hierzu teilt die Beschwerdestelle mit, daß sie sich Aufsichtsrechte über Behörden oder Beamte niemals angemaßt, sondern sich immer streng in dem oersassungs- und gesetzmäßigen Rahmen gehalten Hat- Der bekannte Sozialistenfresser K o r o d i hat aber inzwischen von sich aus eine„Abwehrstelle gegen bolschewistische Umtriebe" ge- gründet, die ein« Nachahmung der Republikanischen Beschwerdestelle, nur nach der anderen Seite, darstellt.
Das Paradies von gestern. Die schöne Zeit der Militärdienstpflicht. In der Stunde„Die jung« Generation" im Programm der Berliner Funkstunde sprach Werner Rautenberg über„Die wandernde Landjugen d". Seine Befähigung zum Vortragsredner der Berliner Funkstunde bewies er mit den einleitenden Sätzen seiner Ausführungen, in denen er das V e r- schwinden der allgemeinen Dienstpflicht beklagte und sich zu der Erklärung ausschwang:„Wer weiß, ob unsere Landwirtschaft vor dem Kriege so vorangekommen wäre, wenn nicht... die Soldatenzeit den jungen Leuten den Blick geweitet hätte." Nun, wir marschieren jenen gesegneten Zeiten ja hurtig entgegen. Deutschland , das, um in den Bildern des Herrn Rauten- berg zu sprechen, dornröschengleich eingeschlafen war, wird von den nationalen Rittern mit heldischem Trompetengeschmetter und„Er- wache-Deütschland-Rufen" ermuntert, und die Herren der Funk- bürgen sind nicht die letzten bei diesem minniglichen Bemühen. An diesem Tage führte das kriegerische Leipzig den Zug auf der Aetherwelle, an dem der D e u t s ch l a n d s e n d e r sich be- teiligte. Eine Stunde lang erklangen am Abend die herzerquickcn- den Märsche. Nach dieser Poesie der schönen Vorkriegszeit kam ihre Prosa: aus Köln Johannes Schlafs naturalistisches Drama„M e i st e r O e l z e". Der Menschentyp, den jene Atmosphäre züchtete, stellt sich hier vor. Der beherrschende Machtwillen mit seinen Stützen Neid, Haß. Mißgunst, wenn es sein muß: Verbrechen, zeigt seine Umrisse im Lebensraum der einzelnen Individuen: Menschentum und Mensch- lichkeit werden von ihm erdrückt, im kleinen wie im großen. Das Drama, das Johannes Schlaf 1892 schuf, ließ im Hörbild gespenstisch jene Welt auferstehen, in deren Moderluft man uns heute so gerne zurückführen möchte.__— 1z. Der acht« Kongreß der Znternational-'n Union zur Bekämpfung der Tuberkulose wurde Dienstag im Haag erössnct. Zu dem Kongreß, der bis zum 10. dieses Monats dauert, sind 700 Vertreter aus 29 Ländern, darunter auch aus Deutschland , erschienen.
Das Notwerk der Künstler. Heinrich Schulz und die Kunstgemeinschast. Das Hinscheiden von Heinrich Schulz wird allen seinen Freunden aus den Künstler- und Kritikerkreisen so schmerzlich wie unerwartet gekommen sein. Was dieser unermüdlich tätige und ideenreiche Mann in den letzten sechs Iahren für die Künstlerfchast getan hat, genügt ollein, um sein Gedächtnis für olle Zeiten in Ehren zu halten, und wenn deutsche Künstler eine Bürgerkrone zu vergeben hätten, so wäre er der erste gewesen, sie zu empfangen. Leider darf nicht verschwiegen werden, daß es gerade Künstler oder vielmehr ein Teil der Künstlerschaft waren, die ihm durch unsinnige Anklagen und Hetzereien die letzten Lebensjahre verbittert und wesentlich zu seiner schweren Erkrankung und vorzeitigen Tode bei- getragen haben. Das Werk, das Heinrich Schulz aus ernstem Idealismus für die Künstlerfchast unternommen hat, ist die Deutsche K u n st- gemeinschast, die er 1920 begründet und zu den glänzendsten Erfolgen geführt hat. Die Idee war noch nirgends oersucht worden: ein regeres Verhältnis zwischen Künstler und Publikum von der Seite der Konsumenten aus herzustellen, in Gestalt einer Organisation von Liebhabern moderner Kunst, die durch Beiträge und Teilzahlungen sich Anrecht auf Besitz von Kunstwerken sicherten. So konnten Werke lebender Künstler jeder Art zu Leuten dringen, die bisher nicht gewagt hatten, an Erwerb von Originalwerken zu denken: echte Kunst gelangte in weiteste Kreise, und den Künstlern selber war mit dem Wichtigsten geholfen, das ihnen heute so not tut: mit Borverkäusen. Wer-die Ausstellungen in den Parterre- räumen des Schlosses besucht hat, wer den großartigen Versuch mit- erlebt hat, ein Netz solcher Verkaufsgelegenheiten über ganz Nord- deutschland zu spannen und die fruchtbare Idee bis in die ent- ferntesten Teil Deutschlands zu tragen, wird dem verehrten Mann seine selbstlose Tatkraft nie vergessen. Wie fruchtbringend sie war, erfährt man aus den Jahresnachweisen: insgesamt sind von April 1920 bis Ende 1031 2890 Werte für 787 233 M. abgesetzt worden— darunter eine überraschende Zahl von Bildern und Skulpturen unserer besten Künstler von europäischem Ansehen. Zu hassen ist, daß dies Werk, das Schulz mitten im schweren Kriscntum hat verlassen müssen, in seinem Geiste weiter geleitet und in einer besseren Zukunft zu der Allgemeinbedeutung fortgeführt wird, die ihm vorschwebte. p. f. scb.
„Die zwei vom Südexpreß." Marmorhaus. Der Titel schädigt das Werk: das Publikum erwartet Ber - liner Tempo und bekommt bayerische Bierruhe serviert: das Publi- kum erwartet einen Eisenbahnerfilm und sieht einen Bergsteiger- film. Denn daß der alternde Mann und der junge Mann, die beide die Dirne lieben: der Alte mit aller Romantik der Selbsttäuschung, der Junge mit oller Erkenntnisnüchternheit eines neuen Geschlechts — daß also„Die Zwei" eine Lokomotive führen, scheint trotz einiger Knallausnahmen nebensächlich. Wichtiger ist, daß die scharfe Tat- sachenkenntnis des Jüngeren die romantische Vorkriegserotik des Aelteren vor Dummheiten bewahrt, so daß alles mit einem Lochen enden darf. So siegte der Film über den Titel, die Darstellerschast lOtto W e r n i ck e vor allem, dann Trude Berliner und Ernst Busch ) über das Publikum, die Ruhe über das Tempo, siegten die Berge über die Lokomotive, die schöne Einfalt des Manuskripts (Joseph Thon) und die unmanirierte Ehrlichkeit von Regie und Photographie(R. Wohlmuth, Koch, Illing, Wirsching) über ge- legentlichen Klamauk. Und vor allem, das ist zuzugeben, siegte die breite Anwendung des guten alten Stummfilms mit sehr schöner Musik(Friedrich Jung ) über den geheiligten hundertprozentigen Tonfilm. Bei diesen Aufnahmen stummer Menschen in stummer Natur setzte der lauteste Beifall ein. Ein Film der bescheidenen Haltung; und darum vielleicht kein epochemachender, aber ganz gewiß ein sympathischer Film. b. m. Lochum stellt sich vor. Oer neue Musikdirektor der Funkstunde. Hätte ein junger unbekannter Kapellmeister gestern abend im Runtsunk Beethovens„Eroica" so dirigiert, wie Eugen Iochum es tat, es wäre unter anderem allerhand Rühmendes zu sagen gewesen. Von unzweifelhaftem Talent hätte man sprechen müssen, von enthusiastischer Hingabe an das Werk, die sich in fast sakraler Haltung manifestiert: vom Klangsanatismus, vom glühenden Wollen, vom zukunftsträchtigen Wenden(soweit man solches frei- lich überhaupt zu prophezeien wagt). Nun ist Iochum zwar noch sehr jung. Sein Berliner Debüt aber ist das des neuen Generalmusikdirektors der Funkstunde: mehr noch: wir werden ihn an der Spitze unserer Philharmoniker hören, in der Städtischen Oper sind ihm die Neueinstudierungen so reprä-
sentativer Werke wie der„Meistersinger", der„Elektro" anver- traut: ehe wir ihn noch richtig kennen und schätzen, ja, auch nur abschätzen gelernt haben, ist er bereits als Machtfaktor erster Ord- nung ins Berliner Musikleben eingeschaltet. Da ist es nur selbst- verständlich, daß an ihn ein anderer, und zwar der höchste Maß- stab angelegt werden muß. Tun wir's, dann fällt vor allem eines auf: die ausfällig große Spannung zwischen Wollen und Können Bon überlegener Sicher- heit, von der Ruhe der Reif«, van meisterlicher Uebereinstimmung zwischen geistiger Werkvorstellung und erklingender Wirklichkeit kann gar keine Rede sein. Handtechnisch ist er durchaus nicht sehr geschickt, auch hierin übrigens ein getreuer Nachahmer Furtwäng- lers, dem er unzweifelhaft nacheifert(was freilich sehr gefährlich werden kann). Musik aufblühen, in naturgesetzlicher Selbstverständ- lichkeit sich entfalten zu lassen, gelingt ihm nirgends: noch steht er zwischen dein Werk und der Wiedergabe; noch will er sich selbst, will zuviel, wie es alle wollen, die zu wenig können, um der Weis- l)eit freiwilliger Beschränkung teilhaftig geworden zu sein. Er ilt ein leidenschaftlicher, ein glühender Jünger, aber noch lange kein Meister. Ist auf dem Wege, ein interessanter Dirigent zu werden, aber noch weit davon entfernt, ein guter Kapellmeister zu sein. Er ist mitten im Wachsen, im Werden— und ist plötzlich Herr von Aemtern, die Eigenschaften erfordern, die er noch gar nicht haben kann: sicherste Ueberlegenhest, pädagogische Qualifikation. Ohne nach der gestrigen kurzen Probe Endgültiges formulieren zu können oder auch nur zu wollen, ist jcstzustellen, daß diese Berufung durch- aus«rperimentellen Charak.er trägt. Verträgt dies aber eine solche Position? Zrnold Walter. „Llnheimliche Gsschichien." Ll.«T Kurfürstendamm. Die artige Kunst, Gruseln zu lehren und damit starken Nerven- kitzel auszulösen, ist von manchem Filmregisseur ausprobiert wor- den. Der stumme Film hat einige seiner besten Leistungen auf diesem Gebiete aufzuweisen. Nun geht auch der Tonfilm daran, diese dankbare Stoffwelt zu erschließen. Richard Oswald , in manchen Sätteln gerecht, wiederholt jetzt einen stummen Film von sich mit mancherlei Aenderungen als Tonfilm.„Die schwarze Katze" von Poe und„Der Selbstmörderklub" von Stevenson dienen seinen Manuskriptverfassern G o l d b e r g mid S z a t m a r i wiederum als Vorlage, in die sie andere unheimliche Geschichten (der nächtliche Spuk im Panoptikum und die tolle Szene im Irren- Haus) hineingearbeitet haben. Der Zusammenhang ist ganz ge- schickt hergestellt, und die Spekulation auf die Nervenprobe schlägt keineswegs fehl. Oswald arbeitet mit mancherlei mechanischen Effekten, das Kabinett des Mörderersinders, seine Zentrale im Klub der Selbstmörder ist mit allen möglichen Maschinerien und Einrichtungen ausgerüstet, die von vornherein unheimlich wirken. Das Schwergewicht des Films ruht in dem, was auch der stumme leisten kann, im Optischen . Doch sind auch einige akustische Reize, besonders das Schreien der Katze, für die Tendenz des Films aus- genützt. Mancherlei Stimmungszauber wirkt in der gleichen Rich- tung. Ein gewisser Widerspruch klafft zwischen dem modernen Zuschnitt(Kleidung, Auto) und dem romantisch-phantastischen Milieu. Der Ball in der Irrenanstalt dürfte in einem modernen Irrenhaus nicht gut möglich sein. Paul W e g e n e r, selbst einst Manuskriptoerfasser, Regisseur und Darsteller auf dem gleichen Gebiet, wirkt nur als Darsteller mit. Er verbreitet die Atmosphäre des Verbrecherischen, Grau- sigen, die seltsame Mischung von Brutalität und Verstiegenheit, die ihm eigen ist, mit stärkstem Erfolg um sich. Als Irrer, der den Chefarzt spielt, hat Eugen Klöpfer passende Wirkung. Auch sonst werden die Irren einprägsam verkörpert.(Maria Koppen- h ö f e r, Greil Bernd, C h a r e l l.) Im Selbstmörderklub werden von Blondine Ebinger, Ferdinand Hardt u. a. inter - essante Typen vorgeführt. Den Journalisten, der da- Bindeglied zwischen den verschiedenen Handlungen darstellt, gibt Harald Paulsen sehr vil. r. „Mein Leopold" im Zentraltheater. Die dauerhafteste Notorganisation hält sich im Zentraltheater der Alten Jakobstraße. Dort leitet Frau Christi Storm das Kollektiv. Da die kaufmännische Geschicklichkeit sich mit schönem Soubrettentalent oerbindet, kann sie schon die zweite Saison er- öffnen. Sie ist ein Liebling ihrer Gegend. Christi Storm singt und spricht das rührende Couplet des Volksstücks:„O schäm« dich der Tränen nicht—— Vor sechzig Jahren wurde das Lied schon gesungen, und es bewegte tief. Das ist heute noch ebenso. Der Schuster Weigelt, der wegen seines verschwenderischen Sohnes an den Rand der Verzweiflung gerät, dann aber sein Familien- und Altersglück wieder erlangt, ist die unvergänglichste Figur des rührenden Volksstücks. Das Stück bietet die prachtvollsten Rollen. DerSchauspieler braucht seineRollen nicht zumachen, sie machen ihn. So wurde den Künstlern ein großer Erfolg bestätigt. dl. H.