Einzelbild herunterladen
 
  

(Beilage Freitag, 9. September 1932

SrriUmiÜ %JUauXga8c da[oftoädi

Gerhart Herrmann Mostar :

Regenbitte

Der Weg bog um einen letzten Felsen und gab den Blick auf Felder frei: zum erstenmal feit zwei Tagen bebaute Flächen! Aber fast die Hälfte der Maisstauden sah schwarz aus, die andre Hälfte war gelb, so daß es aussah wie Reise, aber der zweite Blick zeigte, daß die Aehren noch schmal waren auch hier verdarb die Ernte in der unerbittlichen Sonne, die seit einem Monat Tag sllr Tag strahlte. und jeder Tag schien ihr Glühen zu steigern; die Lust hüpste wie ein Satan über den oersengten Saaten, die Hitze war dick um den Leib gelegt wie eine Flüssigkeit. Nicht weit vor mir lag das kleine bosnische Dorf. Aus der Häuserreihe scholl Gesang. Es war nicht der langgezogene Choral einer Bittprozession, wie ich ihn oft gehört hatte in diesen dreißig Tagen, ost und immer umsonst; es klang flinker, heller, merkwürdig lebendig in dieser würgenden, lastenden Hitze. Als ich in die Dorf- straße trat, in den dürftigen Schatten der niedrigen Häuser, sah ich die Sänger: es waren die Burschen und Mägde des Dorfes; sie hatten sich an den Händen gefaßt und sangen eine Gestalt in ihrer Mitte an, die mit einem Kleid aus Gräsern und Blumen behangen war. Ich trat näher und sah, daß sie nichts darunter trug, nicht einmal ein Hemd, und daß es eine Zigeunerin war. Während die anderen sangen, tanzte sie; das vertrocknete Gras und die krajtlosen Blumen flatterten traurig um ihren dunkelbraunen, nicht mehr jungen Körper; ihr Lächeln zeigte schlechte, schwarze Zähne. Ich begriff, daß sie alsDodola" von den Burschen gemietet war, als Regenbitterin. Das Heidentum ist wach in den Balkanesen unter der dünnen Schicht Christentum oder Islam , welche die Jahrhunderte brachten, und wenn die Bittprozessionen der Popen bei Gott nicht versangen, so tuts vielleicht der Tanz der Dada . In der heidnischen Zeit, aus der diese Dada sich herleitet, verstieß es nicht gegen die sinnen- freudigere Moral, wenn das schönste Mädchen des Dorfes zur Doda bestimmt, entkleidet und mit Blumen geschmückt und am Ende der Zeremonie mit Wasser begossen wurde. Seit aber das Christentum herrscht, mietet man sich als Doda eine Zigeunerin irgendeine ist immer in der Nähe; hübsche gibt? wenige, auch tun die es wohl nicht, also nimmt man eine alte und häßliche, und so ist denn das ganze Bild in sein Gegenteil verkehrt, ist aus dem Leichten, Schönen etwas Groteskes, Derbes geworden. Der Kreis um die Doda fingt schneller, die Doda läßt sich mit- reißen und tanzt lebendiger als zuvor, sie vergißt langsam, daß sie um die dreißig Dinar, die sie bekommen hat, lange hat feilschen müssen; sie sieht weniger schön als komisch aus, wie sie so tanzt mit ihren vom Alter angefetteten Schenkeln, über denen ein merkwürdig magerer Oberkörper mit ties hängenden Brüsten sitzt; so mischt sich oft ein Kichern ins Singen der Dorfjugend, ein Schmunzeln ins Hinlauschen der Aelteren, die den Kreis umstehen. Die Zigeunerin steint es nicht zu merken; sie tanzt nach den immer gleichen Worten des Dodolaliedes: Dodola, du sollst Gott bitten, Ioi, Doda,' joi, Dodola, Daß ein sanfter Regen falle, Ioi, Doda, joi, Dodola, Auf die Knechte soll es regnen, Ioi, Doda, joi, Dodola, Aus die Bauern soll es regnen, Ioi, Doda, joi, Dodola, Selbst ins Haus rein soll es regnen, Ioi, Doda.. Es ist nun soweit, daß die symbolische Handlung des Wasser- gießen? kommen muß. Sonst ist es Sitte, daß ein kleines Kännchen lauen Wassers diesen Dienst tut. Heute haben sich aber schon vor einiger Zeit ein paar Burschen aus dem Kreise gelöst und in einer Ecke miteinander getuschelt. Diese Doda fordert geradezu Unfug heraus; sie ist nicht alt genug, um die Würde der Greisin zu haben, nicht jung genug, um Mitleid zu erregen; sie ist nicht hübsch genug, um das Begehren der Burschen zu wecken, nicht häßlich genug, um sie abzuschrecken; sie ist nicht sehr rührend, aber sie ist komisch und hilflos. Wie sie nun erregter tanzt, nach Osten das Gesicht, wie es Sitte ist, schleicht sich einer der Burschen mit einem ganzen Kübel voll Wasser, kaum kann er ihn tragen, an die Doda heran; die, stutzig geworden durch das nicht mehr zu unterdrückende Kichern der Mädchen, will sich gerade umwenden da trifft sie der Guß des eiskalten Wassers, aus der Tiefe des Brunnens geholt, auf den Kopf; sie schreit auf, schlägt die Hände vor die naß überrieselten, wasserblinden Augen; noch sieht sie nicht, daß die Blumen und Gräser um ihren Leib sich zu einzelnen Büscheln geballt haben und sich zu lösen beginnen aber die anderen sehen es, die Mädchen wenden sich ab, die Burschen johlen und sangen an, Kalo zu tanzen, und johlen um das Weib herum: Auf, so gießet sie mit Wasser, Joi, Doda, joi, Dodola.. Und einer gießt einen zweiten Kübel über die Doda aus... Plötzlich tritt ein junger Zigeuner in den Kreis und auf die Doda zu. Er hat eine Peitsche in der Hand, wohl zur Abwehr etwaiger Angriffe, aber keiner denkt daran, man lacht noch immer, doch der Kreis bleibt langsam stehn. Der Zigeuner faßt eine Hand des Weibes, die immer noch ihre Augen verdeckt hält, aber zusam- mengesunken ist, zitternd in der jähen Kälte nun steht sie auf, an- gehoben von der Hand des Mannes, blickt um sich und an sich herab, schreit leise auf und dann laut ihr Blick, eben noch wirr, wird hart und glänzend, ihr Zittern der Kälte wird zum Beben der Wut, mit einer raschen Bewegung streicht sie sich das Haar aus der Stirn, dann hebt sie beide Hände gegen den glühenden Himmel und schreit etwas in ihrer Sprache, im Zigeinesch, man versteht es nicht, es ist aber immer derselbe Satz... sie schreit mit merkwürdiger, schneiden- der und zorniger und doch gehaltener Stimme, etwas wie Gebetston ist darin es ist gewiß, daß sie flucht, daß sie dies Dorf und seine Häuser und Aecker und seine Menschen insbesondere verflucht. Der Mann zerrt an chrem Arm. sie scheint es eine ganze Weile nicht zu bemerken, schreit noch immer ihren gleichförmigen satz; kaum ein paar Grasbüschel umhängen noch ihren dunklen, häßlichen Körper. ihre schmutzigen Füße stehn auf den nassen Blumen ihres Kleides von vorhin und treten darauf... Außer ihr und dem Mann ist niemand mehr da; alle haben sich zitternd davongemacht, verhüllt die Häupter, alle liegen jetzt wohl

vor ihren Muttergottesbildern und beten, denn olle sind aber- gläubisch. Ich selbst gehe auch weg, ich mag nicht nachher dem erregten Weibe allein gegenüberstehen. Weil ich vor keinem Hause einen Menschen sehe, trete ich auch in keines ein. sondern zwinge meinen Hunger zurück und gehe weiter, aus dem Dorf hinaus. Hinter den letzten Häusern steht ein Zigeuncrwagen, ein junges Mädel will mir die Karten legen, eine Schar Kinder bettelt mich an, und sie klettern, als sie ersaßt haben, daß ich wirklich nichts habe, wieder auf die Maulbeerbäume, von denen sie heruntersprangen, als ich kam; das find also die Angehörigen des Weibes, das ich eben als Doda sah. Die Pferde sind angeschirrt vor dem zerfetzten Plan- wagen, sie warten also nur auf jene beiden, um weiterzuziehn. Ich wandere die Straße geradeaus, drei Stunden lang sie holen mich nicht ein; entweder sind sie noch geblieben oder sie fahren sehr langsam oder sind irgendwo abgebogen. Ich finde ein paar verwahrloste Feigengärten zu seiten des Weges, von Mauern um-

hüllt, die leicht zu übersteigen sind und in einer der inneren Ecken immer ein Unterkunftshäuschen aus rohen Steinen haben. Von den Bäumen hole ich mir die übersüßen Früchte, sauge mich satt und lege mich in das Steinhaus. Obgleich es noch früh am Abend ist, schlafe ich sofort ein; es ist ein tiefblauer Schein in der Luft und «in seltsames Summen, als ob es ein Gewitter geben wollte. Von einem Rollen wache ich auf. Schnell besinne ich mich, wo ich bin, und stehe auch schon auf der Steinmauer, die den Garten gegen die Straße hin abgrenzt man lernt unterwegs das schnelle Bereitsein. Es ist nichts zu sehen; am Himmel fahren Wolken schwarz und zottig unter unsicher zitternden Sternen hin; Blitze zucken, Donner brummen fern, aber es fällt kein Tropfen Regen. Das Rollen, das ich hörte, ist noch da und ist näher als der Donner, kommt auch näher: jetzt biegt der Zigeuncrwagen um die Kurve der Straße, der Mann mit der Peitsche schlägt auf die beiden Pferde, daß sie galoppieren und der Wagen hin und her schwankt; er sieht mich nicht; schnell ist das Gefährt vorüber, auf dem schmalen Raum. der hinten zwischen Plan und Erde bleibt, sitzt mit angezogenen Knien die Doda und blickt starr zurück. Als der Wagen nicht mehr zu sehen ist, gehe ich den Weg ein Stück rückwärts und sehe in die Richtung des Dorfes, aus dem ich kam. Dort ist ein heller, roter Schein... Ich weiß genug. Blitze zucken; Donner brummt; die ersten Tropfen fallen. Den ersehnten Regen hat die Dodola gebracht... das andere wird ihr nicht nachzuweisen sein...

E. C. Haedicke:

Seidenbau inDeutschland

In Friedrichshagen bei Berlin , am schönen Müggelsee, ver- anstaltet seit mehreren Jahren dieVereinigte Deutsche Seidenkultur" in jedem Sommer eine Seidenbauausstellung, die auch in diesem Jahre wieder erössnet worden ist, um Ver- ständnis für den Seidenbau zu erwecken und dem breiteren Publikum vorzuführen, daß es überhaupt so etwas wie deutsche Seidenkultur gibt. Schon im 16. Jahrhundert hatte man sich in Deutschland im Seidenbau versucht, und zwar wurden die Ansänge in den süd- deutschen Staaten, vor allem in Bayern und Württemberg gemacht. Der Dreißigjährige Krieg machte diese Versuche wieder zunichte, und erst im 17. und 18. Jahrhundert wurden unter Mitwirkung von Emigranten in einigen Ländern Deutschlands , namentlich in Sachsen und Preußen, Seidenbau und Seidenbauindustrie von neuem ins Leben gerufen. Bis zum Weltkriege wurde Seidenbau in Deutschland nur ver- einzelt betrieben, es gab hier und da einig« Seidenbauvereine, aber die wiederholten Bemühungen, den Seidenbau zu einem Erwerbs- zweige zu machen, kamen aus wirtschastlichen und politischen Gründen immer wieder zum Stillstand, verschwanden aber doch niemals vollständig. Während des Weltkrieges, als Rohstoff« nicht mehr eingeführt werden konnten, kam man nun dazu, die Pläne zur Ausbreitung des heimischen Seidenbaus wiederaufzunehmen, und in letzter Zeit plant man, die Frage des Seidenbaus als Erwerbsquelle im Zusammenhang mit den Erwerbslosen- und Kleinbauernsiedlungen von amtlicher Seite einer neuen Prüfung zu unterziehen. Daß es technisch möglich ist, in Deutschland Seide zu kultivieren, hat die Praxis bereits bewiesen. Die bei uns zulande erzeugten Kokons und die daraus gewonnene Rohseide stehen in keiner Weise der italienischen oder o st asiatischen Rohseide nach, z. T. übertrisst unsere Seide die ausländisch« an Qualität, wie durch Unter- suchungen des Materialprüfungsamts in Berlin-Dahlem festgestellt wurde. Sehr umstritten ist dagegen noch die Frage der Ren- tabilität, die von den Produktionskosten, den Kokonpreisen und den Absatzmöglichkeiten abhängt. Die in den Schriften über Seiden- bau enthaltenen Rentabilitätsberechnungen geben leider meistens ein falsches Bild und rechnen verhältnismäßig zu hohe Gewinn« aus oder aber verfallen in das Gegenteil und stellen den Seidenbau in Deutschland als entschiedenes Risiko hin. Das Risiko ist jedoch bei der Seidenraupenzucht nicht größer als in jeder anderen landwirt­schaftlichen Produktion, die von Witterung?- und Bodenverhältnissen abhängig ist, und vor allem und das fällt ja heute am meisten ins Gewicht sind die Produktionskosten sehr niedrig. Sofern anbaufähiges Land vorhanden ist, kann mit ganz geringen Mitteln begonnen werden. Grundlage der Seidenraupenzuch ist die Maulbeerpflanzung. Man kann die Maulbeerpslanzen aus Samen züchten; die Nutzung tritt dann vom dritten Jahre ab ein, oder n>an verwendet zwei- bis dreijährige Stecklinge, die schon im solgenden Jahre als Raupen- futterpflanze dienen. Man beschränkt sich heute auf die Seiden- raupeyzucht kleineren oder mittleren Umfanges, meistens auf einen Morgen Land mit etwa 4006 Maulbeerpflanzen. Eine solche Plantage kann durch«ine Familie ohne Hinzunahme fremder Ar- beitskräfte bewältigt werden. Arbeitslöhne sind im Kleinbetrieb schwer herauszuwirtschasten. Auch der Dünger muß dem Seiden­bauer aus seinem Nebenbetriebe, etwa aus der Kaninchen-, Hühner- oder sonstigen Kleintierzucht abfallen. Di« für die Raupenzucht erforderlichen Gestelle und Hürden stellt er sich leicht selbst her. So bleiben als Produktionskosten nur die Ausgaben für Raupeneier, von denen 1 Gramm, das sind etwa 1206 Raupen, SO Pf. kostet, und die geringen Unkosten für Heizung in den kühleren Sommer- monaten. Die Seidenraupenzucht ist an sich nicht schwierig, sie erfordert nur einig« Sorgsalt in der Fütterung und Reinigung. Der Seidenbau bietet allerdings keine Vollexistenz, denn er beschränkt sich ja nur auf 3 bis 4 Monat« im Jahr; immerhin wird dem erfahrenen Seidenbauer bei 1 Morgen mit vier- bis fünf- jährigen Maulbeersträuchern ein Reingewinn von 306 bis 406 Mark übrig bleiben, der sich noch steigern kann bei Aelterwerden der Sträucher. Wie in jedem anderen landwirtschastlichen Betriebszweig ist die Kuppelung mehrerer Produktionsarten, etwa wie schon be- merkt Kleintierzucht, van Vorteil. In der Absatzfrage bedarf noch manches der Klärung. Die deutsche Seidenindustrie hat es bisher abge- lehnt, die Kokons der deutschen Seidenbauer zu kaufen. Sie führt keine Kokons, sondern die fertigen Seiden- garne ein. Erst derReichsbund Deutscher Seiden- baue r", der sich 1936 bildete, hat diese wichtige Frage geregelt. Die Seidenbauer sind jetzt in Vereinen und Verbänden zusammen- geschlossen, deren Dachorganisation derReichsbund" ist und haben Gelegenheit, ihre Kokons in derS e i d e n w e r t, S p i n n h ü t t e

A.- G." in Celle abzusetzen. Der Ankauf findet vorläufig durch den Magistrat von Celle (Abteilung Kokonabnahme) statt. Man kann dort für ein� Kilogramm Trockenkokons 8 Mark erzielen. Die Seidenwerk, Spinnhütte A.-G." ist ein S e l b st h i l f c w e r k der S e i d e n b a u e r, die zugleich Aktionäre der Gesellschaft sind. In Celle werden die Kokons nach einem neuen verbesserten Versahren abgehaspelt, und die Rohseide wird zu Fabrikaten verarbeitet. Die Zahl der deutschen Seidenbauer beträgt gegenwärtig etwa 16 060. Es ist eine Frage der Zeit, ob der Seidenbau auch auf die breiteren Schichten der Siedler ausgedehnt werden kann, wobei eine staatliche Unter st ützung in Zuweisung von Land oder Uebereignung von Raupeneiern und Maulbeerpflanzen vor- gesehen werden müßte. Gelänge es den wertvollen Rohstoff in größerem Maße bei uns zu erzeugen, so wäre Gelegenheit zur Ausnutzung von Arbeitskräften und Verdienstmöglichkeiten gegeben, die gerade jetzt in Anbetracht des Kleinsiedlungswerkes von größter wirtschaftlicher Bedeutung sein würden. Deutschland hat in dem Jahrfünft von 192S bis 1929 durchschnittlich für 130,5 Mil­lionen Mark Rohseide und Florettseide, das ist Abfkallseide, ein- geführt. Erwähnt sei noch, daß z. B. auch Sowjetrußland dem Seidenbau seit einigen Jahren großes Interesse zuwendet. Die Kokonproduktion ist dort in den letzten Jahren von 8066 Tonnen jährlich auM7 500 Tonnen gestiegen. Gewiß gibt«s auf dem Ge­biete des Seidenbaues praktisch und wissenschaftlich noch manche Probleme zu lösen, die hier nicht erörtert werden können. Jeden- falls ist die vielsach gemachte Behauptung, daß der deutsche Seiden- bau mit Ostasien , das mit geringeren Produktionskosten zu rechnen habe, nicht konkurieren könne, nicht stichhallig. Eine andere Frag« ist, ob die Naturseide durch die Kunstseide verdrängt werden kann. Mengenmäßig ist ja der Verbrauch der Kunstseide über den der Naturseide gestiegen. Naturseide ist ein tierisches Eiweißprodukt, das noch kein Chemiker künstlich herstellen konnte. Kunstseide wird aus Zellstoff oder Zellstoffderivaten her- gestellt und sollte eigentlich gar nichtSeide" heißen, denn völlig ersetzen kann sie die Naturseide, der sie doch an Qualität und Schönheit nicht gleichkommt, ebensowenig wie irgendein Kunst- Produkt etwa den echten Traubenwein ersetzen kann.

So wohne alle Tage! ton Alice Skerl-Stolhhote In jeder Großstadt, die auf sich hält. wird von Zeit zu Zeit Wohnkultur ausgestellt. So wohne alle Tage! Da wanderst du nun durch die Ausftellungsräumc und besiehst deutsche Architektenträume: So wohne alle Tage!" Und dann kaufst du ein wanderndes Schlafbüffet und ein Kulturklosett mit selbsttätigem S-Uhr-Tee. Alles neu, sonnig, praktisch! Alles gemäß der heutigen Lage! Und du denkst:So wohnt man jetzt alle Tage!" Wohnt man so alle Tage? Wie wohnt die Masse der Menschen für viel zu viel Geld? Die kommt nie in Ausstellungswelten zur Welt... Wohnen die heute praktischer, schöner, Heller? ... Besichtige mal einen Familienkeller! (Der ist zwar nirgends ausgestellt aber ist um so häusiger auf der Welt.) Wie wohnt man da alle Tage? Am Tag muß dort(Neuheit!) küirstlicher Sonnenschein brennen. Jroßvater mutz(Neuheit!) in der Kochkiste pennen. Die Wand ist in grau(Vlendston!) dekoriert. Das Mobiliar ist mit den Tränen der Hausfrau lackiert... Der Wind pfeift durch(Neuheit!) verklebte Fenster. In dem Einheitsbett(Neuheit!) hocken Krankheitsgcspenfter... DieseAusstellung" läßt allen Fortschritt gefrieren. Du siehst die Kulturwelt rückwärts marschieren... So wohn mal alle Tage! So wohn mal alle Tage! So wohn rnal alle Tage! In jeder Großstadt, die auf sich häll, wird von Zeit zu Zeit etwas Kullur ausgestellt. ... So wohne alle Tage??? Bis nicht jeder Menfch menschenwürdig wohnt gehört Wohnkultur und so auf den Mond!