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Beilage

Mittwoch, 14. September 1932

Der Abend

Spalausgabe des Vorwärts

Untergang am Ueberfluß

Farmer führen Krieg

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Von M. Fromme

lance auf die neue Maschine aufgeschlagen nach zwei oder drei ein circulus vitiosus... Jahren wiederholt sich der Vorgang Wenn der kanadische Weizenpool in seinem Jahresbericht vor zwei Jahren bereits feststellen konnte, daß infolge der steigenden Verwendung von Maschinen und der dadurch hervorgerufenen Um­wälzung heute in zwei bis drei Monaten dieselben Mengen Weizen angeliefert würden, wie früher in sechs bis acht Monaten, so ergibt sich daraus auch die Einwirkung der Maschinenverwendung für die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Die eigentliche Erntezeit, früher zwei bis drei Monate dauernd, ist heute auf etwa vier bis sechs Wochen zusammengedrängt. Wurden früher, noch bis 1927/28, zur Ernte­zeit... zigtausende Erntearbeiter vom Osten nach dem Westen ge­schafft, die wochenlang von Farm zu Farm zogen, so finden heute selbst die im Westen ansässigen Kräfte nicht genügend Beschäftigung. Katastrophal ist der dadurch und in Verbindung mit der Ar­beitslosigkeit verursachte Lohndruck, der die Löhne der Farm­arbeiter innerhalb der letzten drei Jahre um 50 bis 75 Prozent gedrückt hat und sich heute Leute selbst lediglich für Verpflegung und Unterkunft anbieten läßt.

Es herrscht offener Kriegszustand in den Vereinigten Staaten  des mittleren amerikanischen   Westens. Systematisch, geschult an der Taktik des Krieges, versuchen die Farmer den Städten die Lebens­mittelzufuhren abzuschneiden, um höhere Preise für ihre Produkte zu erzielen. Streifbrechergarden sind von der Regierung gebildet, deren Einsatz bereits zu blutigen Zusammenstößen mit den Farmern geführt hat. Die Hauptstadt des Staates Jowa, dem Herd der Be­wegung, wird von den Farmern geradezu blockiert. Unter den Farmern nördlich der Grenze, im fanadischen Westen, gärt es ebenfalls bereits in bedrohlicher Weise. In einem Aufruf der ,, United Farmers of Canada", der größten und politisch einfluß reichen Farmerorganisation, heißt es:... .... Wir verstehen voll­kommen, daß es für Leute, die um die nackte Existenz ihrer Frauen und Kinder kämpfen, schwer ist, im Angesicht der ,, red coats" ( Rotröcke Berittene Polizei  ) und geladener Gewehre einen fühlen Kopf zu bewahren...", und bereits sind von den Farmern Ver­steigerungen unmöglich gemacht. In sich über das ganze ungeheure Gebiet verteilenden Massenversammlungen der Farmer wurden Abschaffung der Spekulation in Farmererzeug nissen und Einführung hundertprozentiger Kon­trolle der Vermarktung durch die Farmer, sowie Einrich tung eines Ausgleichsbüros zur Regulierung der Preise für Getreide und Gebrauchsgegenstände gefordert. Darüber hinaus ist das Direktorium der United Farmers" beauftragt, wirtjame Maßnahmen zum Zwecke politischer Unabhängigkeit der drei westlichen Provinzen Manitoba  , Sasta­tchewan und Alberta   von dem Dominion, sowie der Bildung nach dem Norden. Gleich wie nomadisierende Stämme ihre Kund­eines tooperativen Staatenverbandes( eines west- schafter ausfandten, um gute Weidepläge ausfindig zu machen, so lichen Dominions unter britischer Flagge") und direkter Handels- senden heute in geschlossenen Blocks siedelnde Sekten und Bruder­beziehungen mit dem englischen Mutterlande auf der Basis eines schaften oder Gruppen zusammenarbeitender Farmer einzelne, ver­Frei- und Austauschhandels in die Wege zu leiten. Ferner verlangt trauenswürdige und erfahrene Männer nach dem Norden, um ge= man Einstellung und Unterlassung sämtlicher Versteigerungen für eignetes Neusiedlungsland zu suchen. Es ist ein Zug nach Steuereintreibung, Hypotheken- und Bankschulden. Dürften diese dem Norden, der aus dem Zwang der Entwicklung der letzten Jahre Forderungen auch kaum eine absolute Verwirklichung erfahren, so entstanden ist, der von der Regierung selbst unterstützt wird. Diese kann doch nichts besser die verzweifelte Erbitterung der Farmer be- fchafft ganze Familiengruppen auf ihre Kosten nordwärts, bezahlt die Transportkosten und weist ihnen geeignetes Land an. In der leuchten, als diese radikale Bewegung.

Während sonst die Erntezeit die Hoch- Zeit des gesamten Kon­tinents, eine Periode des erhöhten Güterbedarfes und gewaltig ge= stiegenen Geldumlaufes bildete, während man sonst geradezu von einem Taumel des Geschäftemachens sprechen konnte und Hunderte von Millionen Dollars von den Banken und Getreidegesellschaften in die Hände der Farmer flossen bringt dieses Jahr nun schon die dritte Fehlernte nacheinander hinsichtlich der Preislage. Dieser

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Da am schlimmsten die reinen Getreide-, besonders Weizen­farmer durch diese Entwicklung betroffen sind, weite Präriegebiete für andere Betriebsarten aber vollständig ausschalten, so gehte heute ( so wie früher die Ansiedlerscharen in die Präriegebiete strömten, deren unabsehbare Weiten verlockend erschienen) der

Zug in die Buschgebiete,

Art der ersten Pioniere geht oft der Umzug vor sich. Man fann wieder die alten schwerfälligen Planwagen beobachten, mit vier bis sechs Pferden bespannt. Alte Leute mit von der Last der Jahre und der Arbeit gebeugten Rücken und ledernen, harten Gesichtern. Mütter mit Säuglingen an der Brust. Junge Männer, die hier und dort durch Gelegenheitsarbeit etwas Geld zu verdienen versuchen. Auf dem Landwege legen sie so Hunderte von Meilen zurück, selbst aus dem Süden des amerikanischen   Westens kommen sie herauf, dem Norden gleich dem gelobten Lande entgegensehend, wo sie endlich das zu finden hoffen, was ihnen in jahrelangen Kämpfen auf der Prärie nicht beschert wurde.

Durch umfangreiche betriebswirtschaftliche Erziehungs. arbeit versuchen die Regierung, die Eisenbahnen und landwirt­schaftlichen Organisationen die Farmer zu unterstützen. Darüber hinaus aber sieht man die einzige Möglichkeit rationellen Wirt­fchaftens, besonders für den Weizenbauern, in einer folletti­vistischen Planwirtschaft und genossenschaftlichen Vermarktung. Es ergibt sich daraus nun der paradore Um­stand, daß von den Produzenten des größten Getreideausfuhrlandes der Welt eine Entwicklung gefördert wird( der vorläufig lahmgelegte Weizenpool stellt das darin bisher größte Experiment dar), die, wenn auch vorläufig lediglich als Preis- und Profitschutz gedacht, doch unbedingt nach Ansicht amerikanischer Volkswirtschaftler zu einem Konsumentenpool in den Bedarfsländern und in weiterer Auswirkung zu einer Ausschaltung des gesamten pri vaten Zwischenhandels und damit auch völligen Umwäl­zung auf den Weltmärkten und in den Handelsbeziehungen führen muß. Es ist danach nicht mehr zu übersehen, daß selbst in der Hochburg des Privatkapitalismus die Erkenntnis um sich greift, daß die rein individuelle Wirtschaftsweise abgewirtschaftet hat und eine wirkliche weltweite Besserung auf die Dauer doch nur eine inter­nationale Planwirtschaft bringen kann, die in letzter Auswirkung aber zwangsläufig, mag man sich heute auch noch mit Gewalt vor der Wahrheit verschließen, eine sozialistische sein wird und muß!

Berichte aus England

bereits drei Erntejahre dauernde Breistiefſtand wirkt sich tatafſtro: Stillschweigen um Indien   Von Wilhelm Tietgens

phal aus, da er dem Farmer nicht mehr die Unkosten einbringt! Wo der Farmer in früheren Jahren in der nach einer günstigen Ernte unweigerlich gekauften neuen ,, car  " entlangſauste, leistet er heute auf der ,, road" mit einem Gespann Notstandsarbeit und ist froh, damit einige Dollars oder Lebensmittel zu verdienen!

Der Rückschlag, welcher der sich geradezu überspringenden Ent­wicklung noch bis zum Zusammenbruch im November 1929 gefolgt ist, ist gewaltig. In den Towns" des gesamten amerikanischen  Westens bietet sich immer wieder dasselbe Bild, ist eine für diese Gebiete ganz allgemeine Entwicklung festzustellen:

Das Geschäft ist absolut tot!

Manche ,, Towns" erscheinen geradezu ausgestorben. Wo sich früher zwei Banten befanden, ist mindestens eine geschlossen. Das Hotel, früher überfüllt, ist verödet. Vielleicht ist es dem Besizer noch gelungen, die Halle als Betsaal an eine der zahlreichen Seften zu vermieten. Wo früher zwei, gar drei Unternehmen derselben Art ihre Existenz fanden, Geld verdienten, schlägt sich heute eines mühselig durch. In den Schaufenstern, imen, allenthalben prangt ein grelles Plakat:

,, Biffe, frage nicht nach Kredit!"

paradox anmutend in diesem Lande, das zu neunzig Prozent auf Kredit aufgebaut ist, wo man selbst seinen Tabak ein Jahr lang kaufte: ,, Auf Kredit bis nach der Ernte!"... Es ist ein Massen bankerott. Tausende Farmen sind verlassen. Wenn nicht noch ..zigtausende mehr verlassen sind, was die logische Folge der völlig zusammengebrochenen Zahlungsfähigkeit der Farmer sein müßte, so nur deswegen, weil sonst die Banken, Kreditorganisationen usw. Landverwalter in einem Ausmaße würden, das über ihre Kräfte ginge. Indirekt, gemessen an der Verschuldung, gehört das Ein­kommen der Farmen für Jahre hinaus den Banken, Maschinen-, Autofabriken und Kreditinstituten.

Der ganze Haß der Farmer richtet sich gegen den industriellen Often, gegen die Banken, durch die man sich ausgebeutet fühlt. Daneben gilt die Erbitterung der landwirtschaftlichen Maschinen industrie, der man die übertriebene Maschinisierung der Landwirt­schaft zuschreibt. Wo man noch in den Hochpreisjahren bis 1929 auf den Traktor und Combine" schwor, da erkennt man heute in ihnen so recht die

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Besonders auffällig während der Britischen   Reichskonferenz in[ dessen liege es nur im Interesse der Inder, wenn Großbritannien Ottawa war das einmütige Stillschweigen um Indien  . Man konnte aus den Verhandlungen den Eindruck gewinnen, als ob Indien   für das britische   Imperium ohne große Bedeutung oder als ob alles in schönster Ordnung wäre. Alle Welt weiß aber, daß das nicht der Fall ist.

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Indien wird von den imperialistischen Engländern der Dia­mand in der Krone der Kolonien" genannt. Das ist durchaus keine Uebertreibung, denn in der Tat basiert der größte Teil des briti schen Reichtums auf dem Handel mit dieser Kolonie. Schon im Altertum und im Mittelalter waren die Schätze des Wunderlandes Indien" das Ziel zahlreicher Kriege und Unternehmungen. Mit der Gründung der London  - Ostindischen Kompagnie im Jahre 1600 und ihrer Erweiterung in den nächsten Jahrzehnten ging das Handelsmonopol mit Indien   auf England über. Seitdem hat es seine gesamte auswärtige Politik hauptsächlich auf den Ausbau und die Sicherung dieser wertvollsten Kolonie gerichtet.

Es wird vielfach angenommen, der Wert dieser Kolonie liege für Großbritannien   in Steuern und Abgaben, die von der über 300 Millionen zählenden Bevölkerung aufzubringen wären. Das ist aber nicht der Fall. Die 13 nordamerikanischen Kolonien haben wegen direkter Besteuerung einen Krieg gegen das Mutterland ge­führt und sich 1776 selbständig gemacht. Seitdem ist es ein Grund­satz britischer Kolonialpolitik, feinerlei Abgaben aus den Kolonien nach England einzuführen. Wohl aber müssen die Kolo­nien die Mittel für ihre eigene Verwaltung aufbringen. Damit tragen sie auch die große Zahl der Verwaltungsbeamten, Lehrer, Soldaten, Polizisten und andere Staatsbeamte, die meist britischer Abstammung sind. Allein schon diese Möglichkeit der Engländer aller Gesellschaftsschichten, überall im Imperium, besonders aber im volkreichen Indien   gutbesoldete Stellungen zu finden, ist eine wichtige Entlastung des englischen Arbeitsmarktes und trägt viel zum Reichtum des Mutterlandes bei. Die eigentliche Quelle dieses Reichtums ist jedoch der Handel.

Der Außenhandel Indiens   ist mit rund 9 Milliarden Mark Jahreswert der zweitgrößte im britischen   Imperium. Er ist größer als der Außenhandel Kanadas   und Australiens   zusammengenommen. Indien   steht in der Einfuhr von Großbritannien   mit etwa 2 Milliarden Mark jährlich an erster Stelle. Es fauft von Groß­ britannien   für etwa 300 Millionen Mark mehr als Usamerika und für etwa 350 Millionen Mark mehr als Deutschland  , das der nächstbeste Kunde Großbritanniens   ist. Von der gesamten Einfuhr nach Indien   liefert Großbritannien   43 Prozent, Japan   10 Prozent, Deutschland  , Usamerika und Niederländisch- Indien je 6 Prozent. vor allem Rohbaumwolle, Baum­Die Ausfuhr aus Indien  geht wollgarne, Jute, Jutewaren, Getreide, Seide und Tee allerdings nur zum kleineren Teil nach Großbritannien  ( 22 Pro­zent). Uſamerika erhält 12 Prozent, Japan   10 Prozent und Deutsch­ land   8 Prozent. Aber auch dieser Handel wird zum großen Teil von englischen Firmen kontrolliert.

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Gasolin freffenden Pleitegeier des kleineren und mittleren Farmers. Auf die etwa 300 000 Farmer im kanadischen Westen verteilen sich heute bereits bald 90 000 Traktoren und etwa 10 000,, Combines  "( fombinierte Schneide- und Dreschmaschinen), während mindestens 60 Prozent als mittlere und kleine Farmer anzusprechen sind, für die das Pferd in Verbindung mit dem Farmhelp" auch heute noch die billigste Arbeitskraft darstellen. Gewaltige, sich niemals verzinsende Beträge in Gestalt von untragbaren Abzahlungsverpflichtungen sind von den Farmern mit den Maschinen übernommen. Arbeitet doch ein Traktor zum Preise von etwa 1200 bis 1400 Dollar auf einer mittleren bis größeren Farm im ganzen Erntejahre nur zwei bis höchstens drei Monate! Rechnet man dazu die Betriebskosten, die Reparaturen usw. und stellt demgegenüber die Unkosten für eine menschliche Hilfskraft( die dann mit Pferden arbeitet, die nichts kosten, da sie auf der Prärie weiden) auf die Gesamtdauer von drei Monaten mit heute höchstens 120 Dollar ein, so dürfte sich die Unmöglichkeit der Indien   ist ein Kaiserreich mit dem englischen König als Kaiser. gesunden Kapitalverzinsung flar erkennen lassen. Zum anderen, und dieses psychologische Moment ist einer der stärksten Aktivposten Die streng monarchistische Verfassung gibt die Regierungsgemalt für die Arbeit am laufenden Band, waren die Farmer von einer| fast ausschließlich dem Kaiser, der durch einen von ihm ernannten geradezu frankhaften Sucht besessen, die durch eine raffinierte Re-| Generalgouverneur vertreten ist. Die Engländer stehen auf dem flame funstvoll gesteigert wird, unbedingt stets das neueste Modell haben. Die also meistens erst teilweise bezahlte Malfine wurde ridgegeben, von der Firma als Anzahlung verrechnet, die Ba­

auch weiterhin eine Herrschaft über Indien   führe. Noch 1907 be= schloß das britische   Parlament, Indien   keine Vertretung auf der Reichskonferenz zuzugestehen. Aber die Anteilnahme Indiens   am Weltkrieg( über 1 Million Soldaten Indiens   gingen für Groß­ britannien   an die Fronten!) machte diesen Ausschluß ungerecht. Indien   ist nun ein ordentliches Mitglied der Reichskonferenz und war in Ottawa   durch Angehörige der indischen Regierung zum erstenmal vertreten.

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Während des Krieges wurde Indien   auch das Recht der Selbstverwaltung versprochen. Dessen ungeachtet hat das indische Parlament auch nach der 1919 als Verfuch für 10 Jahre" porgesehenen Neuregelung der Verwaltung wenig Einfluß. Für das Unterhaus sind von den rund 250 Millionen Einwohnern Britisch- Indiens   nur etwas über 1 Million Einwohner wahlbe­rechtigt, für das Oberhaus gar nur 32 000. Daß bei diesem ,, Wahl­recht" von einer Vertretung der Inder im Parlament und in der Regierung keine Rede sein kann, ist klar. Zudem ist nach Ablauf der zehnjährigen Versuchszeit die versprochene Erweiterung der indischen Selbstverwaltung ausgeblieben.

Die Inder kämpfen nicht nur für politische, sondern auch für wirtschaftliche Selbständigkeit. Ihr Ziel ist völlige Unabhängigkeit Indiens  . Sie propagieren schärfsten Boykott britischer Waren und versuchen, die britische   Verwaltung lahmzulegen und die ganze Be­völkerung aufzurütteln. Zwar sind die Inder religiös zersplittert, heftige Kämpfe zwischen Mohammedanern und Hindus schwächen die Front gegen Großbritannien  . Zudem sind noch Millionen des Lesens und Schreibens unkundig und zählen daher kaum als Kämpfer für eine eigene Selbstverwaltung. Größer aber als diese Schwierigkeiten ist der Glaube an den Sieg Indiens  . Japan  gab den Asiaten ein Vorbild, zudem ist die Furcht vor der Ueber­legenheit des Weißen geschwunden. Außerdem stimmen in Indien  und in Großbritannien   wie in der ganzen Welt unzählige Weiße, auch politisch und wirtschaftlich einflußreiche Weiße, den indischen Führern zu und anerkennen das Recht Indiens   auf Selbständigkeit.

Die vielen Versuche Ghandis und der anderen indischen Führer, im Einvernehmen mit den Vertretern Großbritanniens   eine freiheit­liche Verfassung für Indien   zu schaffen, scheiterten. Auch die hoff­nungsvoll begonnene Konferenz am ,, Runden Tisch" verlief ergeb­nislos. Die nationale Regierung Großbritanniens   zeigte sich un­fähig, das während des Weltkrieges gegebene Versprechen auf Selbstverwaltung einzulösen. Ja, sie ergriff nach Be­endigung der Konferenz gegen die Unruhen und Kämpfe der Inder schroffere Methoden, zumeist mit der Begründung, daß es sich um fommunistische Aufwühlung handele. Dabei wird jedoch die bolsche­mistische Propaganda bei weitem überschäßt. Vielmehr wirkt sich in Indien   die englische Kolonialpolitik aus, die die Völker zu einem großen Teil europäisiert hat, ohne sie als gleichberechtigt an­zuerkennen. Jetzt soll dieser Widerspruch mit Gewaltpolitik getilgt werden. Seit Ende Dezember 1931 bis Anfang Juni dieses Jahres sind insgesamt 40 000 Personen ins Gefängnis gebracht worden, darunter Ghandi   und fast alle führenden Inder!

Bei dieser großen Bedeutung des indischen Handels ist das eigentümliche Stillschweigen um Indien   besonders auffällig. Der Grund hierfür liegt in der Stellung Indiens   innerhalb des briti­schen Imperiums sowie in seinen höchst verwickelten inner poli- indischen Selbstverwaltung, sondern nur Vertreter der von Eng­tischen Verhältnissen.

in Kolonialfragen beliebten Standpunkt, daß die indischen Einge­borenen noch nicht reif und gebildet genug seien, um sich selber zu regieren und ihre Angelegenheiten selbst zu vermalten. Infolge

Deshalb waren in Ottawa   für Indien   keine Anhänger der ländern geführten Regierung anwesend, und demzufolge wurde Indiens   Situation kaum diskutiert. Die Stimmen, die Indiens  Interesse hätten vertreten fönnen, waren zum Schweigen gebracht. So ist die Stille um Indien   ein Erfolg der Gewalt und kein Zeichen der Uebereinstimmung. Aber die Unruhen, der Warenboykott und die Auflehnung gegen die britische   Berwaltung dauern an; Großbritanniens   reichste und sicherste Kolonie ist am heftigsten erschüttert und umfämpft..