Einzelbild herunterladen
 

Nr. 435 49. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Dahlien und Herbstblumen.

Die große Blumenschau der Gartenbaugesellschaft eröffnet.

Blättern, gestreifte, gesprenkelte, getupfte und zartirrifierende Blu­men ergänzen den Reigen der herbstlichen Blütenpracht.

In den Ausstellungsräumen Unter den Linden 70 zeigt| der Chrysantheme nähern, die schöne Riesen- Kriemhilde mit fralligen die Deutsche Gartenbaugesellschaft bis zum 18. Sep­tember ihre diesjährige Herbstblumenschau. Mitten aus dem groß­städtischen Verkehrsgetriebe tritt man in einen prächtigen, viel­farbigen Blütenhain, ein Garten Eden hat sich in dem wilden Haften und Treiben nach Arbeit, nach Brot aufgetan.

Die Aussteller haben auch in diesem Jahre wieder außerordent lich schöne Erfolge ihres gärtnerischen Schaffens erzielt. Wieviel Mühe, Kosten und Geduld Zucht und Pflege dieser farbenschönen Blumenkinder erfordert, davon kann sich der Laie gar keinen Begriff machen. Einen kleinen Einblick in dies arbeitsreiche Gebiet ver­mittelt die Erzählung eines Berliner   Dahlien Groß­züchters, der etwa 200 Sorten verschiedener Dahlien zeigt. ,, Es gibt beinahe schon eine richtige Dahlienmode", erzählt er ,,, und unter den etwa 5000 Dahlienarten befinden sich immer besondere Spizen­leistungen. Um überhaupt konkurrenzfähig bleiben zu können, muß man naturgemäß schon ganz Besonderes züchten." Ebenso mühsam gestaltet sich der Züchtungsprozeß bei den Dahlien. Der Blütenstaub der einen Pflanze wird auf die andere übertragen und ehe das neue Blühen beginnt, werden die Blumen, um sie vor Insekten zu schüßen, zugebunden. Man züchtet natürlich nicht 10 oder 100 Pflanzen, zu richtigen Züchtungsversuchen bedarf es schon eines Morgen Landes, auf dem 20 000 bis 30 000 Pflanzen stehen. In 3 Jahren ist man soweit, von seinen Zuchtexemplaren das Beste heraussuchen zu können. Da paart man eine besonders gutgewachsene Pflanze mit einer anderen, deren Wuchs schwächer, deren Blütenkopf aber dafür wieder schöner ist und es entstehen aus diesen Versuchen prächtige Eremplare. Mit der schlichtgewachsenen Dahlie will man heute schon gar nichts mehr zu tun haben, da müssen die Blätter, wie bei der schwefelgelben und weißen Kaktus= oder Hirschhorndahlie, hirschhornartig gekrümmt sein oder die Blüte zeigt scharf abgegrenzte Farbentöne wie bei der Zonen­oder Kokardendahlie, einem englischen Zuchtprodukt; sie geht vom fatten Orange ins tiefe Rot über, als Verbindung zeigen die Blüten­blätter einen dunklen Streifen. Die Halskrausendahlie trägt ihren Kopf hoch, sie hat einen Kragen nach Maria Stuart  . In herrlichen Farbtönen von Lachs und Gelblich schillert die belgische Nagels Triomph und des Züchters Freude sind die farben­wandelnden Dahlien, die ursprünglich beispielsweise orange­farben blühen, im nächsten Jahre aber plöglich rosa Blütenköpfe zeigen. Daraus ergibt sich dann gleich wieder Gelegenheit, die neue Farbe weiterzuzüchten. Prachtvoll und pompös wirken die amerifa­nischen Riesen- Hybriden mit ihren breiten Blütenblättern, fast orchideenhaft zart und verschnörkelt sind die Blüten der Stern= oder Orchideendahlie; dann gibt es wieder Blüten, die sich

Der Ueberfall auf Wölfel.

Das Gericht geht über die Anträge des Staatsanwalts hinaus

Das Schöffengericht Berlin- Mitte hat gestern nach mittag die Verhandlung zu Ende geführt, in der über den gemeinen Ueberfall abgeurteilt wurde, dem der technische Leiter des Reichsbanners Kreis Osten, Genosse Max Wölfel, am 12. Juli in der Chausseestraße auf dem Gang zur Arbeit zum Opfer gefallen ist. Bei allen drei Angeklagten ist das Gericht in seinem Urteil über den Antrag des Vertreters der Staatsanwaltschaft hinaus­gegangen: der Angeklagte Kring wurde wegen unbe­fugten Waffenbesitzes und gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung zu einem Jahr neun Monaten Gefängnis, der Angeklagte Lähn wegen gemein schaftlicher gefährlicher Körperverlegung und versuchter Nötigung zu einem Jahr drei Monaten Ge fängnis, der Angeklagte Bestmann wegen gemein­schaftlicher gefährlicher Körperverlegung zu einem Jahre Gefängnis verurteilt. Gegen alle drei An­geklagte wurde der Haftbefehlaufrechterhalten, weil wegen der Höhe der erkannten Strafen Fluchtver­dacht vorliegt.

Das Gericht hat sich in der Beweisführung in allen Teilen den Aussagen des Zeugen Mar Wölfel und der übrigen unparteiischen Augenzeugen angeschlossen. Es hat in erfreulicher, von den Ge­pflogenheiten anderer Gerichte abweichender Weise die parteipoliti­scher Beeinflussung unterliegende, märchenhafte Aussage der Zeugin aus der nationalsozialistischen Frauenschaft beiseite geschoben. Nach der Ueberzeugung des Gerichts sind alle drei Angeklagten der ge­meinschaftlichen gefährlichen Körperverlegung an Wölfel schuldig, den nach dem klaren Ergebnis der Ver­handlung im Gegensatz zu den verlogenen Berichten der national­fozialistischen Presse auch nicht der Schatten eines Makels trifft. In dem Wegnehmen der Waffe des Genossen Wölfel, der sich in Not­wehr befand, sieht das Gericht unbefugten Waffenbesitz. Von einer Notwehr der Nationalsozialisten, von der der Angeklagte Kring spreche, könne absolut keine Rede sein. Weiter habe sich der An­getlagte Lähn einer versuchten Nötigung schuldig gemacht, als er sich mit den Worten: ,, Her mit dem Ding!" an dem Drei- Pfeile- Abzeichen des Zeugen Wölfel vergreifen wollte. Die Höhe der Strafe habe sich,

so schloß der Vorsitzende, aus der besonderen Verwerflichkeit und Ge­fährlichkeit der Tat ergeben, bei der ein Mensch schweren körperlichen Schaden erlitten habe.

Als Wölfel am Stock die Freitreppe des Kriminalgerichts her unterhumpelte, wurde er von zahlreichen Reichsbannerkameraden mit stürmischen Freiheit"-Rufen empfangen.

BVG

Daneben sieht man Blattpflanzen und Schnittblumen, einen ganzen Hain aus schneeweißen, doldenhaft gewachsenen Freiland­Hortenfien, ein Zwerg- Obstbäumchen, das mit seinen 4 Jahren 4 überdimensionale Peasgoods- Goldreinetten( je 1 Pfund schwer) schleppt und ein kleines Birnbäumchen, das büschelartig wachsende Brachtbirnen trägt.

Eine Edeldahlie in lilarosa

Die Kinderlähmung in Berlin  .

Herbsttermine für Pocenimpfung aufgehoben.

Donnerstag, 15. September 1932

Beamten überrascht, festgenommen und der Abteilung I einge­liefert. Einer der Festgenommenen versuchte sich seiner Einlieferung dadurch zu entziehen, daß er beim Transport aus dem in voller Fahrt befindlichen Personenkraftwagen heraussprang und fortlief. Den Beamten gelang es, den Flüchtigen wieder einzufangen.

50 Tote, 80 Verletzte.

Bug mit Fremdenlegionären in eine Schlucht gestürzt. Paris  , 14. September.

Havas meldet aus Oran  : Ein Zug, der 510 Offi­ziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Fremden. legion von Bel- Abbes nach Udschda beförderte, ist heute nachmittag in der Gegend von Tlemcen   in eine Schlucht gestürzt. Nach den ersten Meldungen sind fünfzig Tote und achtzig Verlekte zu ver­zeichnen. Die Katastrophe soll auf einen durch starke Regengüsse verursachten Bahndammrutsch zurückgehen.

Der Todesschuß auf den Schupo.

Der Name des Täters noch unbekannt.

Die Personalien des Fahrraddiebes, der gestern mittag in der Mansfelder Straße den 36jährigen Schupooberwachtmeister Otto Thid vom 152. Polizeirevier über den Haufen schoß und sich un­mittelbar darauf selbst tötete, konnten trotz aller Bemühungen der Kriminalpolizei bisher nicht ermittelt werden.

In den Taschen des Täters wurden keinerlei Papiere gefunden, die über seine Person hätten Aufschluß geben können. In einer Jackettasche entdeckte man dagegen einige Dietriche und mehrere fleine Schlüssel. Hierbei handelt es sich zweifellos um das ,, Handwerkszeug" des Fahrraddiebes. Ob er noch mehr auf dem Kerbholz hat, wird die weitere Untersuchung ergeben.

Es ist übrigens das erstemal, daß in der Geschichte der Berliner  Fahrraddiebstähle ein gestellter Verbrecher zur Schußwaffe gegriffen hat. Es besteht durchaus die Möglichkeit, daß sich der Täter durch Abgabe eines Schreckschusses den Beamten vom Leibe halten und dann flüchten wollte. Unglücklicherweise drang der Schuß aber dem Beamten ins Herz, so daß er unmittelbar darauf star b. Ueber den Hergang der Bluttat wird noch folgendes mit­geteilt: Der junge Bursche hatte das Fahrrad am Fehrbelliner Plaz in Wilmersdorf   gestohlen. Der Besizer betrat gerade die Straße in dem Augenblick, als sich der Dieb auf das Rad schwang und davonfuhr. Der Bestohlene nahm die Verfolgung des Burschen in einer Autodroschke auf. Unterwegs verständigte der Verfolger einen Schupobeamten es war Thick- der sofort in das Auto einstieg und an der Diebesjagd teilnahm. In der Mansfelder Straße war das Auto an den Fahrraddieb heran. Der Bursche sprang jezt vom Rad, zog eine Pistole und feuerte auf den Schupooberwachtmeister, der im Begriff war, den Wagen zu ver= lassen. In der ersten Verwirrung glaubte der Schütze zu ent tommen. Dabei lief er jedoch einem zweiten Beamten, der von der anderen Straßenseite fam, in die Arme. Mit gezogener Dienstpistole eilte der Schupobeamte auf den Täter zu, ehe er ihn aber erreicht hatte, schoß sich der Verbrecher eine Kugel in die Schläfe.

-

Die Gesamtzahl der seit dem 1. Januar d. 3. in Berlin   zur Meldung gelangten Fälle von Kinderlähmung beträgt nach einer Mitteilung des Städtischen Nachrichtenamtes zur Zeit 57. Im Aus Unvorsichtigkeit erschossen. Einvernehmen mit dem Polizeipräsidenten hat der Oberbürgermeister angeordnet, daß mit Rücksicht auf die kinderlähmungsfälle die Herbsttermine für die Impfung gegen poden aufge­hoben werden, um Massenansammlungen von kleinkindern zu verhüten.

Kommunistische Geheimdruckerei geschlossen.

Der Polizeipräsident teilt mit: Der politischen Polizei gelang es im Laufe des heutigen Tages, eine kommunistische Ge= heimdruderei, in der ein Ersatzblatt für die Rote Fahne" hergestellt wird, auszuheben. Dabei wurden mehr als 50 000 bereits fertiggestellte Exemplare der Roten Sturmfahne" beschlag­nahmt. Sieben Personen wurden noch bei der Druckarbeit von den

In Bornim   bei Potsdam   wurde, wie mitgeteilt, der 24 Jahre alte Arbeiter Walter Meißner   in einer Laube in der Nedlizer Straße 8 von zwei anderen Einwohnern mit einer schweren Schuß­verlegung in der Brust aufgefunden, an deren Folgen der Ver­mundete kurz nach seiner Einlieferung im städtischen Krankenhaus Botsdam st a r b. Die Ermittlungen der Potsdamer   Kriminalpolizei haben ergeben, daß es sich um einen Unglücksfall infolge un­vorsichtigen Hantierens mit einer Pistole handelt. Der Täter, der den Tot Meißners verschuldet hat, ist bereits von der Polizei in der Person des 28 Jahre alten Arbeiters Walter Schneemann aus Bornim   ermittelt und auf Grund des ihm vorgehaltenen Tat­sachenmaterials zu einem Geständnis gebracht worden. Sch. wollte Meißner in der Handhabung der Waffe unterrichten, wobei ein Schuß losging und M. in die Brust traf.

Martyrium zweier Kinder.

Kindermishandlungs- Skandal im Osten Berlins  .

Ein unerhörter Kindermißhandlungsskandal beschäftigt gegen-| den Knien vor ihnen zu liegen und die Hände emporzuhalten. wärtig die Oeffentlichkeit. Es werden schwere Beschuldigungen gegen ein Ehepaar H. aus der Blumenstraße erhoben, das seine beiden Stieftinder, den 4 Jahre alten Werner und die dreijährige Gertrud, aufs schwerste mißhandelte. Gegen die Eheleute ist ein Strafverfahren eingeleitet worden. Die beiden Kinder wurden ins Waisenhaus gebracht.

Bei dem Ehemann handelt es sich um einen gegenwärtig arbeitslosen Landarbeiter H. Er wie auch seine Frau brachten in die Ehe ein Kind mit, den kleinen Werner und die dreijährige Gertrud. Hausbewohnern fiel es nun in der letzten Zeit auf, daß beide Kinder ein scheues und verschlossenes Betragen an den Tag legten und viel weinten. Man benachrichtigte den Verein zum Schutze der Kinder, der eine Pflegerin ins Haus schickte, die aber von den Eheleuten barsch abgewiesen wurde. Nunmehr wurde die Abteilung Nach­

Bolizei benachrichtigt, die ihre weibliche non mittlungen forschungen beauftragte. Kriminalbeamtinnen nahmen auf und stellten dabei fest, daß beide Eltern die Kinder mit Gummischläuchen und Lederriemen unbarmherzig geschlagen hatten. Die Kinder wurden gegen den Bettrand und gegen die Zimmerwände gestoßen. Ein besonderes ,, Erziehungs­mittel" bei den Eheleuten war es, daß sie die Kinder zwangen, auf

Ausflugsfahrten in die Mark

am Sonntag, 18. September

Nach Rheinsberg  

Hin- und Rückfahrt RM.

Wenn die Kinder das nicht mehr aushalten konnten und die Arme ihnen erlahmten, erhielten sie von neuem Schläge. Hausbewohner empörten fich maßlos über das Verhalten der grausamen Eltern, wagten aber aus Angst vor dem Ehemann nicht, etwas zu unter­nehmen. Erst als sich jetzt die Polizei um den Fall kümmerte, erfuhr das bedauernswerte Schicksal der beiden Kleinen eine Besserung. Werner und Gertrud wurden den Leuten abgenommen und ins Waisenhaus gebracht. Die kleine Gertrud wies bei der ärztlichen Untersuchung Striemen und blaue und grüne Flecke im Gesicht, auf dem Rücken, an Armen und Füßen auf, auch ihr Brüderchen war über und über mit Striemen bededt.

Auf der Polizei ,, entschuldigte" der rohe Vater seine Erziehungs­methoden mit Nervosität. Gegen die Mutter ist ein Strafverfahren eingeleitet worden.

Haarglanz" festigt die Frisur! Er macht das Haar

straff und elastisch, Infolgedessen läßt es sich noch einmal so leicht frisieren, und die Frisur hält länger. Haarglanz" erhalten Sie mit jedem weißen Beutel Schwarzkopf- Schaum­pon, dem milden Haarpflegemittel und auch mit dem hochwertigen, kosmetisch wirksamsten Schwarzkopf- Extra. Für Blondinen ,, Extra- Blond", die aufhellende Spezial- Sorte!

8.50 Nach Bad Freienwalde  

Vom Leipziger Platz( Palast- Hotel)

Abfahrt 8 Uhr

Abfahrt 10 Uhr, Hin- u. Rückfahrt RM.

6.­

Nach Buckow  ( Märk. Schweiz  ) 6.­

Abfahrt 11 Uhr, Hin- u. Rückfahrt RM.

Nach Fichtengrund( Grabowsee) 4.­

Abfahrt 13 Uhr, Hin- u. Rückfahrt RM.

Nach Altenhofa. Werbellinsee   8.50 Nach Blankensee   bei Trebbin   4.50

Hin- und Rückfahrt RM. ( einschließlich Mittagessen)

Vom Dönhoffplatz Abfahrt 8 Uhr

Abfahrt 13 Uhr, Hin- u.Rückfahrt RM. Vom Bahnhof   Zoo

Auskunft und Karten- Vorverkauf ohne Aufschlag durch die BVG.- Verkehrsab­teilung, Berlin   W 9, Köthener Straße 17, Zimmer 51, Fernruf   B 2, Lützow 9014-19, Apparat 117, werktags von 8-16 Uhr, Sonnabends von 8-13 Uhr und nachdem Auskunft BVG., Leipziger Platz, Fernruf A 2 Flora 0038. Verlangen Sie kostenlos Prospekt und September- Programm.