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Man muß den Verwandten Köln   zeigen. Frau Krön hat sc wenig Zeit. Gilgi wird am nächsten Tag von Tante Hetty und den beiden Kühen vom Geschäft abgeholt. Man sieht sich den Ring an:Da ist der Jungferns-tieg schoiner". Apostelnkirche, Hohestraße  , Wallraff-Richartz-Museum. Das interessiert einen gar nicht, aber wenn man aus einer fremden Stadt nach Hause kommt, will man sagen können: man ist im Museum gewesen. Um acht Uhr trennt sich Gilgi von den drei lieben Menschen. Kaiser-Wilhelm-Ring. Greif. Magdalene Greif geb. Kreil. Wieder steigt Gilgi eine Treppe hinauf. Es riecht nicht schlecht hier. Es ist still hinter den Türen. Kein Schreien, kein Schimpfen, keine stinkige, veratmete Luft, die sich lähmend auf die Brust legt. Freches, hochmütiges Treppengeländer Aufgang für Dienstboten und Lieferanten verboten! hochherrschaftliches Haus. Kle­brige Bratkartoffeln Dame ohne Unter­leib. Sekundenlang Hab ich geglaubt, daß die Täschler meine Mutter ist. Weil ichs ge­glaubt habe, ist sie's gewesen, ob Sekunden, zwei, drei, vier Tage Wochen furchtbar egal. Magdalene Greif geb. Kreil. Feines Haus ekelhaft feines Haus. Ich gehör' nicht hierher. In die Thieboldsgasse gehör' ich auch nicht, aber das stinkige Zun- mer da das ging mich was an. Warum? Herrgott im Himmel Olga, Pit, Mutter helft mir, ich will nicht denken. Und da wickelt man sich zwei Sonnenstrahlen um die Handgelenke Du mit den frechen starken Zähnen, mit den lebendigen Händen, dem aufrechten, ungebrochenen Nacken Gott, lieber, lieber, lieber Gott, zehn Minuten steh' ich hier schon vor dem lächerlich gemalten Flurfenster, weiß, daß ich hier stehe, bin doch nicht verrückt. Da ist was los mit mir los mit mir los mit mir. Man denkt in Schlagern, fühlt im Schlagerrhythmus, taucht darin unter tam-tam-tam-ta Schlager: Flucht von und zu Langsam steigt Gilgi Stufe für Stufe. Sie weiß noch nicht, was sie sagen wird, hat sich gar keinen Plan gemacht. Das muß der Augenblick ergeben. Ruhig und fest drückt ihre Hand auf den weißen Klingelknopf: dünnes Bellen. Sicher fo'n widerlich fetter, kleiner Hund. Ein Dienstmädchen:Bitte???" Möcht Frau Greif sprechen." Gnädige Frau sind verreist." Natürlich, das ist so'n unsympathisches Haus, wo die Dienstmädchen so ein merkwürdig verschrobe- nes Standesbewußtsein kriegen, angepaßt den Einnahmen ihrer Herrschaft, nicht dem eige- nen Lohn. Wann kommt sie wieder?" Nicht vor acht Wochen." Wo ist sie denn?" In St. Moritz  , fährt von da aus nach Nizza  . Ihr Name?" Nicht so wichtig. Komm' in acht Wochen noch mal wieder." Gilgi fühlt ein feindseliges Gefühl in sich aufsteigen. Eine in grauem Schmutz eine in hellem Licht keine unwertiger als die andere. Gilgi lehnt sich übers Treppen» geländer. In manchen Menschen liegt's so drin, daß sie sich nicht über Brllckenrampen und Treppengeländer beugen können ohne runterzuspucken. Gilgi spuckt. Klick macht die Spucke, als sie unten auf dem kalten Marmor aufklatscht. Gilgi freut sich. Das war so eine Art winziger Genugtuung für die Täschler, ein kleines Bekenntnis noch ungedacht ein ja und ein nein. Nochmal: ... Klick. Gilgi fitzt in ihrem Zimmer. Jetzt wird gearbeitet. Das geht nicht so weiter, man kommt zu nichts. Die Muttersuche, der Ver- wandtenkram, die Karnevalsunruhe schrecklich, wie einen das in Anspruch nimmt. Gilgi übersetzt ausTbroe mou in a boat". Hin und wieder stützt sie den Kopf in die Hände, starrt vor sich hin: fünf Minuten, zehn Minuten, fünfzehn Minuten was soll denn das? Ist das gearbeitet? Na, zum Donnerwetter, man wird doch wohl noch nachdenken dürfen. Was wird sie anziehen morgen? Ob's ihr gelingen wird, ebenso hübsch auszusehen wie Olga? Ich Hab' ich Hab' ein Rendezvous na, was das schon ist! Gilgi wartet in der kleinen Konditorei von vorgestern. Martin Bruck ist noch nicht da. muß aber gleich kommen. Sie sitzt mit dem Rücken zur Tür: jedesmal, wenn'sie ein Ge- räusch hört, dreht sie den Kopf, der Hals tut ihr schon weh. Und jedes Geräusch an der Tür bringt eine Welle von Hoffnung und Enttäuschung Nein, so hat sie noch nie ge- wartet, so noch nie. Kommt er? Kommt er nicht? Die kleine Dame Gilgi rät Kreuzwort  - rätsel und will überzeugt sein, daß sie heute sowieso sür eine Stunde ins Caf,'- gegangen wäre. Sehr fein ist die kleine Dame Gilgi: die Hände sind säuberlich manikürt, die
Brauen exakt nachgezogen, der helle Georgettekragen auf dem braunen Seiden- kleid ist heute morgen in Benzin gereinigt worden und strahlt nun in selbstbewußter Sauberkeit. Der bunte Schal duftet nach Chypre. So fein ist die kleine Dame Gilgi, so hübsch sieht sie aus. Hat das denn Sinn, für sich allein so hübsch auszusehen? Der Martin Bruck langweilt sich in Köln  , hat Olga und Gilgi heute treffen wollen, aber Olga hat gleich gesagt, daß sie keine Zeit hat brave Olga! na, dann eben Gilgi allein. Und nun ist Gilgi getreulich zur Stelle, und der oerfluchte Kerl kommt nicht. Der krumme Hund, der. Ist doch nur ein Mann. Aber wer sich vornimmt, sich nicht zu ärgern, der ärgert sich schon, und wer um alles in der Welt nicht wütend sein will, der ist be- reits wütend. So, und jetzt geht sie. Und wenn er noch kommt, geschieht's ihm ganz recht, daß er sie nicht mehr vorfindet. Der krumme Hund. Gilgi geht auf ihr Zimmer. Beiläufig wirft sie einen leeren Messingaschbecher an die Wand. Ich bin doch nicht ärgerlich. Keine Spur. Im Gegenteil. Hab' jetzt schöne Zeit für mich. Und sie setzt sich vor die Erika- Schreibmaschine die Tasten fliegen. Sie schreibt zehn spanische Geschäftsbriefe zur Hebung. Sieht nicht einmal auf, stützt nicht einmal den Kopf in die Hände, um vor sich hin zu starren. Tick tick tick rrrrr...
Gilgi liest eine Annonce im Tageblatt. Je- mand sucht für abends eine flotte Maschinen- schreiberin Was für mich. Wird Hingegan- en. Adresse ist angegeben. Persönliche Vor- tellung erbeten zwischen 7 und 8. Sie haben Glück gehabt", sagt die Blasse zu Gilgi, als sie gemeinsam das große Haus in Lindenthal   verlassen. Natürlich Hab' ich Glück, denkt Gilgi und macht lange, selbst-
bewußte Schritte. Sie hat die Stelle. Bei einem älteren ehemaligen Offizier, der an- scheinend sein Vermögen sehr geschickt durch die Inflation balanciert hat, um jetzt in Ruhe und Frieden seine Kriegserinnerungen zu schreiben. Ungefähr vier Wochen lang jeden Abend von sieben bis neun wird er ihr diktieren. Ein schöner Nebenverdienst. Zahlt anständig, der Mann. Stunde 1,50. Daß sie ihre eigene Maschine mitbringen wird, hat sie über die anderen Bewerberinnen siegen lassen. Vielleicht auch, daß sie so ein bißchen verheißungsvoll mit den Augen ge- kullert hat. So niedliche Von-unten-nach- oben-Blicke wirken bei Männern über fünfzig fast immer. Ferner ist's gut, an Beschützer- instinktc zu appellieren, im richtigen Augen- blick solides Selbstbewußtsein durch kleidsame Hilflosigkeit zu ersetzen. Man muß das alles verstehen. Gilgi versteht es. Auf die Arbeit- geber ist man nun mal angewiesen, und ganz ohne Mätzchen ist ihnen nicht beizukommen. Können allein entscheidet nicht, Mätzchen allein entscheiden nicht beides zusammen entscheidet meistens. Die Blasse läuft neben Gilgi her:Wann werden Sie anfangen mit der Arbeit?" Gleich nach Aschermittwoch." Die Blasse seufzt.Wie ich Sie beneide! Vor fünf Monaten ist die Firma, wo ich war, kaputt gegangen, seitdem Hab' ich noch nichts Neues gefunden." Sie kriegen doch aber Unterstützung? Die Blasse verzieht das Gesicht:Was das schon ist!" Außerdem hört sie im nächsten Monat auf, dann kommt die Krisenfürsorge. Schweigend stehen sie nebeneinander än der Haltestelle. Gilgi fühlt sich unbehaglich. Vielleicht wär's nur anständig, jetzt auf die Stelle zu verzichten, sie der Blassen zuzu- schieben. Als wenn das so ginge! Gilgi beißt sich auf die Lippen. Sie muß sehen, wie sie weiter kommt jeder für sich wo käme man hin, wenn man allen weichlichen Mit- leidsregungen nachgeben wollte? Die Straßenbahn kommt. Sie steigen ein. Die Blasse setzt sich neben Gilgi.Da hat man nun gearbeitet, nur für Essen und Trinken und Schlafen und dacht', armseliger kann's Leben gar nicht sein, aber auf einmal ist's doch noch armseliger, und nichts ist eben so schlimm, als daß es nicht noch schlimmer werden könnt' das hat man jetzt gelernt, so als einzigen Trost."(Forts, folgt.)
des Sierbens
Ton ZPaul IHorand
Paul Morand  , don dem vor wenigen Tayen im Verlage Grasset ein südamerilanisches Reise- buch,Air Indien", erschienen ist, wird binnen kurzem, in denEditions des Cabiers Libres" ein philosophisches Wer! folgen lassen, das den TitelL' A r t de m o u r i r" iTie Kunst des Sterbens) trägt. Die folgenden Abschnitte bilden die einleitenden Ausführungen dieser neuen Publikation. Es gibt nichts, worüber ich mich so gerne informiere, wie über den Tod der Menschen: über Worte, Ausdruck, Haltung, die sie in der Todesstunde fanden... Wäre ich ein Bücher- schreiber, so würde ich ein kommentiertes Ver- zeichnis über die verschiedenen Tode zusammen- stellen." Dieser Satz ist von Montaigne  : er hat heute fast keinen Sinn mehr. Der Tod bestätigt in der Gegenwart, ob er nun serienweise arbeitet wie im Kriege oder im detail, die Banalität des täglichen Lebens. Man braucht nur auf die Sterbestunden berühmter Leute zu blicken, wie sie uns in den Zeitungen berichtet werden: Cle- menceau, Fach, Lenin  , Curzon. Die großen Männer starben alle etwa auf die gleiche Weife, und ihre letzten Aeußerungen gleichen sich um so mehr, als sie ihnen häufig durch ihr« pietätvollen Historiographen nur in den Mund gelegt werden. Wie unglücklich ist der, der nicht zu sterben weiß", hat S e n e c a gesagt. Wer von uns weiß jedoch zu sterben, wer von uns hat sich nur die Zeit genommen, sich seinen künftigen Tod zu überlegen, sowie den Abschied, den er von den Ueberlebenden zu nehmen hätte? Wir bemühen uns, nie an den Tod zu denken, und wenn er an uns herantritt, so findet er uns starr vor Ueber- raschung, grinsend oder heulend vor Angst: wenn uns dann einfällt, daß die Stunde feierlich ist und daß man ihr durch einige passende Worte Rechnung tragen müßte, sind wir außerstande, etwas anderes zu finden als leere Phrasen, denn am Rande des Grabes wird man nicht zum Dichter. Die Klügsten unter uns zucken die Achseln. Denn jeder heutige Mensch kann traurig mit dem Abbe Gassend i bekennen: Ich bin geboren und weiß nicht warum. Ich Hobe gelebt und wußte nicht wie. Ich sterbe und weiß weder wie noch worum." Wir hoben gleichzeitig die wisienschaftliche Ge- wißheit und den Sinn des Jenseits eingebüßt: wir schiffen uns nicht mehr majestätisch für das Nichts ein wie die Atheisten des 18. Jahrhunderts: noch weniger ziehen wir mit der jauchzenden religiösen Begeisterung des Mittelalters von hinnen. Wir haben nicht, wie unsere Vorfahren, eine fertige Antwort auf die Frage, vor die der Tod uns stellt: haben wir, im Taumel unserer Schnellebigkeit, auch nur die Zeit, uns um ihn zu kümmern? Wenn er uns dann jedoch einen Augenblick streiit. in Form von Krankheit, Unfall oder eines Nächsten Agonie, so überstürzen sich die Fragen. Unserer gewohnten Gleichgültigkeit folgt unoermittelt dann die angstvolle Gier, alles
zu wissen. Dann suchen wir den Sterbenden noch auszuforschen, der keine Stimme mehr hat, der übrigens auch keine Worte in unserer Erden- spräche fände, um uns seine übermenschliche Er- fahrung zu beschreiben und der uns schließlich nicht einmal über das Mysterium seiner Agonie eine Aufklärung zu geben vermöchte, denn wir können als Grundsatz gelten lassen: Jeder Ster- bende, der spricht, spricht sür die Galerie. Er schaut dem eigenen Sterben zu, er fühlt es nicht: er weiß noch nichts von seiner baldigen Erstarrung, vom Beginn seiner Auflösung: er ist noch leben, so lebend wie wir selbst. Es ist eine große Torheit, von ihm etwas anderes zu er- warten als eine für die menschliche Selbstachtung erbauliche, ehrenvolle oder erniedrigende Bekun- dung. Gerade die Regeln dieser Kundgebungen aber waren bei uns in Vergessenheit geraten: die Sterbenskunst verlernt sich wie die Lebenskunst, und beides aus denselben Gründen. Vergleichen wir den Tod Wilsons oder Anatole F r a n c e s mit dem Tode des A u g u st u s: in seinen letzten Augenblicken läßt der Kaiser sich den Purpur anlegen, läßt sich frisieren und schminken: Bin ich ein guter Schauspieler?" fragt er lächelnd. Für ihn wie für das ganze Altertum ist der Tod nicht traurig: die Griechen malten ihn mit den Zügen eines schönen Jünglings und erklärten voller Weisheit, der Mensch, den die Götter lieben, stürbe jung. Das Leben war für sie einTages- aufenthalt" oder, wie bei Maenander, eine Reife", die zu der Asphodeloswiese führt. Ich bewundere solche Selbstverständlichkeit: auf diesem Wege vermögen Menschen der erhabenen Natürlichkeit der Tiere gleichzukommen, die vor dem Tode keine Klagen, keine Posen kennen, son- dern nur die eine Neigung, sich zu verstecken, um allein zu sein. Die Orientalen haben gleichfalls diese Zurückhaltung, diese höchste Bescheidenheit geübt: der Sohn des Konfuzius   lag in grausamer Agonie: seine Kinder wollten ihn auf eine be- quemere Lagerstätte überführen, auf die sein Rang ihm aber, im Lande des etikettenstrengen Tschin, keinen Anspruch lieh:.Nein", wehrte der Ster- bende,ich habe weiter nichts nötig, als der Regel nach zu sterben." Ich wünschte, daß ein gleicher Sinn für Etikette und nicht das Voll- gefühl der eigenen Wichtigkeit dem Marc Aurel  seinen berühmten Ausspruch eingegeben hätte: Ein Kaiser muß im Stehen sterben." Das scheint mir aber zweifelhaft, denn damals verlor das Altertum schon die erhabenen Tugenden seiner Männlichkeit. Schon Cäsar selbst war theatralisch gestorben:Tu quoque, iilil", und Brutus hatte sich man möchte sagen: echt Ian-Jacques Rousseau mit den hochtrabenden Worten ent- leibt:Tugend, du bist nur ein Name!" Reue und Tränen begannen die Welt zu erfüllen: das Christentum war auf dem Marsche. lDeutsch von H. A.». Maltzohn.)
3)er Well größter ffiau 3)ie Moorertatfperre in USA  . Am Ende des berühmten Grand Canon, im Black Canon, dort wo der große Coloradostrom seinen Laus durch die Ausläufer der Sierra Nevada sucht, dort wo er seine Wasser plötzlich nach Süden lenkt und sie durch enge Gebirgs- schluchten dem Golf von Kalifornien entgegen- führt, entsteht im Steppengebiet einer subtropi- schen Landschaft ein technisches Gigantwerk: die Hoover-Talsperre  . Ein Kulturdenkmal, welches das bisher größte Bauwerk der Menschheit?- geschichte die Cheopspyramide in Aegypten   an Größe übertrifft. Die Talsperre wird nach ihrer Fertigstellung ein Wahrzeichen nordameri- konischen Kulturbaues und darüber hinaus ein glänzendes Zeugnis von dem technischen Können und Schassen des 20. Jahrhunderts sein. Mit dem Bau dieser Talsperre erwacht erneut in großer Form der Gedanke von der Freiheit über die Natur durch die Technik, und gerade in unserer Zeit der Anfeindung der Technik entsteht da ein neuer Beweis von der Bedeutung tech- nischen Schaffens für die Aufwärtsentwicklung des Menschen. Die aufgestauten Wasser der Sperre sind nicht nur zur Erzeugung von elektrischer Kraft, sondern auch zur Bewässerung von rund 8(M1l)(H1 Hektar bisher wüsten Landes und zur Wasserversorgung der nahen aufstrebenden Millionenstadt Los Angeles   und ihrer Nachbarstädte bestimmt. Die Abgelegenheit und Unzugänglichkcit der Baustelle in einem 200 Meter tiefen schluchtartigen Tal, das heiße und trockene Klima, bei dem im Sommer die Temperaturen auch nachts oft 40 Grad Celsius betragen, der Wasserreichtum und die Wildheit des Coloradostromes schaffen Verhältnisse, die einerseits an den physischen Kräften der Arbeiter und Ingenieure zehren und andererseits dem ganzen Werk riesenhafte Ab- Messungen und in der Planung und Ausführung ganz neue und kühne Linien geben werden. Die Wirkung der fertigen Anlage wird auf die Besucher in jeder Hinsicht unvergleichlich sein. Von der Tiefe des schluchtartigen Tales erhebt sich 223 Meter hoch die gewaltige Staumauer, die am Fuße etwa 200 Meter dick ist und deren 14 Meter breite Krone von 360 Meter Länge bogenförmig von einem Talhang zum anderen führt. Entwässerungsstollen durchziehen die Mauer, um eingedrungenes Wasser zu sammeln und fortzuleiten. Fahrstuhlschächte bohren sich von der Mauerkrone senkrecht in die Betonmassen hinein und führen in verschiedenen Höhen zu Be- sichtigungsstollen, die einen Ausblick aus der Luft- feite der Mauer auf das tiefe Tal gestatten. Tief unten am Fuße der Mauer liegt das Krafthaus, eingekerbt zwischen hohen steilen Felsen. In diesem Haus aus Stahl und Beton werden der- einst die Turbinen ihr Lied der Arbeit singen und jährlich 4 Milliarden Kilowattstunden er- zeugen. Weiter talwärts schießen in meterdicken Strahlen neben- und übereinander die umgc- leiteten Wasser befreiend aus den Felswänden heraus und stürzen in prächtigem Schwünge ent- fesselt 200 Meter in das alte Flußbett hinab. Oberhalb der Mauer stauen sich die Wasser zu einem großen See: 175 Htteter Läng« und 600 Quadratkilometer Oberfläche wird er haben, wo- mit er den Bodensee   um 75 Quadratkilometer über- trifft. Der Bau der riesigen Betonstaumauer wird wegen der gewaltigen einzubauenden Massen und infolge der für den Betonbau ungünstigen hohen Lufttemperaturen bis zu 50 Grad Celsius ganz neuartige Arbeitsmethoden erfordern. Die Mauer wird aus relativ trocken gemischtem Beton in gegenseitig verankerten Pfeilern von 15 mal 15 Meter aufgebaut. Zur künstlichen Kühlung wird ein Netz von Kllhlwasserrohren mitein- gebaut, das eine Länge von 240 Kilometer hat, Fast zwei Jahre wird der Coloradostrom un- unterbrochen seine Wasser dem Staubecken zu- führen müssen, um es überhaupt einmal bis zum Stauziel, ein Meter unterhalb der Mauerkrone, zu füllen. Das einmal gefüllte Staubecken wird dann aber auch in der Lage sein, den sehr großen Unterschied im Wasserzufluß über Jahre hinaus auszugleichen. Die Umleitung der großen Wasssrmengen zur Trockenlegung der Baustelle erfordert in den beiden Talabhängen umfangreiche Stollen- arbeiten. Vier über je 1 Kilometer lange Um- laufstollen von je 15 Meter Durchmesser leiten die mit einer Geschwindigkeit von 6 Meter in der Sekunde anströmenden Wasser um die Baustelle herum. Die umzuleitenden Wassermengen werden oberhalb und unterhalb der Baustelle durch je einen provisorischen Staudamm aufgefangen. Diese Dämme werden aus Fels und Erde auf- geschüttet, schwer gepflastert und durch eine Eisen- betonplatte und eiserne Spundwände abgedichtet. Eine ganz neu zu erbauende Eisenbahn führt die Baumaterialien an den Rand des Tales, von wo sie durch einen Schrägaufzug in 10 Sekunden 180 Meter in das Tal hinabbefördert werden, In der Nähe der Baustelle wird eine neue Stadt gebaut: Boulder City, die zunächst für 2500 Seelen errichtet wird. Von der Größe des Bauwerks geben die zu bewegenden Massen ein anschauliche» Bild. 2,8 Milliarden Kubikmeter werden offen aus- gehoben oder aus Stollen und Schächte ans Tageslicht gefördert. Dafür werden in den Bau wieder 3,3 Millionen Kubikmeter an Beton, Erd- schüttung. Steine und Stahl hineingebaut. Die Voruntersuchungen sür die Talsperre be- gannen bereits im Jahre 1904, Das Bau- Programm sieht eine Bauzeit von 7 Iahren vor. 1931 wurde der Auftrag für die Summe von rund 49 Millionen Dollar vergeben und mit dem Bau begonnen M. Greü,