Beilage
Donnerstag, 15. September 1932
Der Abpmd
Spalausgabe des Vorwärts
Eine Jugend wird geopfert
Von Dr. Günther Birkenfeld und Jochen Klepper
Was Dr. Günther Birkenfeld in einem einleitenden Aufsatz über die Opferung heutiger Jugend zusammenfassend sagte, soll
nun im einzelnen ausgeführt und unsern Lesern durch Tatsachen sie weiter leben sollen. Keines dieser Kinder vermag mit den Be
berichte nahegebracht werden.
II.
Das Kind im Spielalter. Biele Proletarierkinder kennen überhaupt kein Spielzeug. Im Kinderhort bekommen sie die ersten Spielsachen in die Hand. Der Baukasten muß Häuser mit ,, recht viel Zimmern" hergeben oder hohe Fabriken ,,, damit die Erwerbslosen etwas zu tun haben", oder große Eßfäle ,,, damit die Erwerbslosen etwas zu essen kriegen". Wenn aber Kinder eine Maschine bauen wollen, wird es ihnen von anderen verwehrt:... sonst wird mein Vater auch entlassen". Beim Rasperletheaterspiel hieß es: ,, Rasperle, Kasperle, du mußt sparen. Wir bekommen nur 11 Mark für Miete und Kohlen." Mit Vorliebe wird Stempelamt gespielt. ,, Vater, liegst du noch im Bett? Du mußt doch stempeln gehen." Kinderzeichnungen zeigen den Vater am Kochherd, bei der großen Wäsche", zeigen, wie Bater Muttern wegläuft". Und dann gibt es die ganz unverhüllten sexuellen Darstellungen aus dem zu engen Zusammenleben mit zu vielen Erwachsenen. Das ist unsere Zeit im Spiegel der proletarischen Kinderseele. Beobachtungen auf der Straße und in Kinderhorten haben es gelehrt.
,, Sachschäden sind reparabel, menschliche nicht." Ständig werden Kinder von Arbeitslosen und Wohlfahrtsempfängern abgewiesen, die aus sozialen, hygienischen und pädagogischen Gründen dringend einer Betreuung bedürfen, für die aber kein Platz zu schaffen ist. Von der Not getrieben, treten die Kinder dem Hort oft in der Haltung heftig Fordernder gegenüber. Aber das Liebesbedürfnis bleibt groß. Die Aufenthaltsdauer für die im Hort aufgenommenen Kinder beträgt 1 bis 5 Jahre. Auch nach dieser Zeit ergab sich bei vielen noch eine Unterlänge von 12 bis 14 Zentimeter und ein Untergewicht bis zu 11 Kilogramm. Noch aber finden wir im allgemeinen keine solchen Hungertypen
seit 1½ Jahren erwartet.
wie im Kriege; die eingetretenen Gesundheitsstörungen wurden schon wendig, ist vielen Eltern der Krankenschein zu teuer. Für den Zustand dieser Kinder müssen allein die sozialen Schäden als Ursache angeklagt werden. Alle hinraffenden Krankheiten konnte man ausschließen, auch die Tuberkulose. 30 Proz. der Hortfinder sind trotz jahrelanger Pflege als dauernd gefährdet zu betrachten.„ Sachschäden sind reparabel, menschliche nicht", warnen die Aerzte. Schlimmste Schrumpfung der Mittel und rapides Anwachsen der Aufgaben stehen in der Arbeit der Jugendwohlfahrt einander gegen über. Wenn die ärztlichen Untersuchungen schon bei den Hortfindern ein so niederdrückendes Ergebnis zeigen, so kann man sich vorstellen, wieviel schlimmer es noch bei den übrigen aussieht. ,,... und die Kinder liegen mit offenen Augen und die Angst wächst."
Kleinere Kinder haben niemals einen erwerbstätigen Vater fennengelernt. Das Vorbild des arbeitenden Vaters fehlt.„ Unser Papa macht nig. Der sitzt da und raucht." Die Kinder sehen ihren Vater vielfach nur innerlich müde, gedrückt, gereizt. Männer verfchenken in Anwandlung von Verzweiflung ihren ganzen Hausrat. Mit der steigenden Arbeitslosigkeit mehren sich die Kindermißhandlungen, eine entsetzliche Auswirkung ohnmächtigen Zornes gegen das Leben! Dabei ist erstaunlich und ergreifend, wie gerecht viele Kinder die Väter und deren Situation beurteilen; so sagt ein Kind von seinem Vater, der sich, betrunken, zu Mißhandlungen hinreißen ließ:„ Die Väter trinken nicht zum Vergnügen, sondern aus Not. Mein Vater hat keine Arbeit, er gehörte aber zuerst zu den besten Arbeitern. Jetzt nicht mehr." Und ist die seelische Mißhandlung, welche die Kinder unausgesetzt erleiden, weniger furchtbar? Die Familienverhältnisse wurden durch das Elend immer mehr zerrüttet. Die älteren Geschwister fühlen sich durch die jüngeren in ihrer Existenz geschmälert. Aber immer mehr Kinder werden in dieser Volksschicht geboren. Man ist stumpf geworden. Mag eins mehr mithungern. Keine Kinder haben ist auch eine Geldfrage. Die Sorgen der Eltern wurden in vollem Umfange auch zu Sorgen der
. unser Haus ist grau, zerfallen und alt." Sie fürchten die Ausweisung, aber sie hassen das Haus, in dem griffen Heim und Heimat etwas anzufangen. Sie nennen Haus und Wohnung ,, grau, zerfallen und alt", die Höfe„ grauenhaft" und entseglich". Sie erzählen von den Dächern, die den Regen durchlaffen und lange, lange nicht repariert werden; von den dunklen und defekten Treppen, über die man nur mit Vorsicht gehen kann; von Wanzen und Schwaben; von morschen Wohnkellern. Sie äußern ihren Abscheu davor, daß 4 und 5 Mieterparteien gemeinsam ein Klosett auf dem Treppenflur benügen müssen; und sehnsüchtig vergleicht man sein Haus mit dem Neubau. Nahezu entsetzt sprechen die Kinder von der Menschenmenge in thren Mietkasernen; sie fühlen durchgehend vom Klatsch verfolgt, von Hausverwaltern fich durchgehend vom Klatsch verfolgt, von Hausverwaltern bedrängt, die es nicht gestatten, daß die Kinder auf den Höfen spielen. Dabei hat man sich schon sehr erfinderisch Spiele auf engstem Raum ausgedacht, wie das berühmte„ Köppen", den Kopfball( oft ein Papierknäuel) als Ersatz für den Fußball. Aber der Portir kommt und jagt uns weg".
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Eine Schulklasse stirbt auf der Straße. Die Straße wird für die Kinder zum einzigen großen Magneten. Sie nimmt sie auf. Aber auch sie hat keinen Raum für sie. An Regenabenden sieht man Kinder auf den Stufen, die zu einem Laden führen, mit einem Mühlespiel oder ihren Flieger- und Autobilderferien sizen. Hauptsache: Spiel und Bilder sind im Trockenen;
die Beine können den Regen abbekommen. Am Tage sollen die Kinder zusehen, wie sie sich mit Wagen, Rädern, Autos, Passanten, Straßenhändlern abfinden. Es herrscht Mangel an Grünflächen. Die wenigen vorhandenen sind überfüllt. Nicht nur von Kindern, auch von Erwachsenen: Erwerbslosen, Alten. Die Kinder sollen auch hier nicht ,, toben". Wie im Hause heißt es:„ Geht auf die Straße." Die Straße fordert in jedem Jahr das Leben von etwa 50 Kindern, das bedeutet: eine gutbesetzte Schulklasse. Gewiß, es gibt bei den Kindern eine Art Verbitterung und Troz gegenüber den Autos( so sehr sie das Autobild lieben). Aber meist führt die Kinder ihre Unkenntnis von der Verkehrsregelung in ihr Verderben. Dabei ist ihr Interesse, wurde es überhaupt erst einmal geweckt, an allem Technischen, an der Abwicklung des Verkehrs so groß. Erfahrungen der Jugendverkehrswacht beweisen es, Am ruhigeren Sonntag, an dem die Straße den Kindern ungleich mehr bedeuten könnte als in der Woche, schämen sich gar nicht so wenig Kinder, ihre armselige Freiheit" auf der Straße zu genießen, weil sie so schlecht gekleidet sind. Die Jungen wollen nicht sehen lassen, daß sie Wäschestücke von Mutter und Schwester tragen; und die Badehose allein ist Sonntags nicht erlaubt... Sie fühlen sich ,, verstoßen und haben zu garnicht mehr lust zu machen". Aber in fast allen lebt noch eine glühende Sehnsucht: das Fahrrad. Ein Fahrrad und hinaus! Zum Fußballspiel, zum Schwimmen( Junge mie Mädchen) vor allem! Aber sie bleiben zur Straße verdammt. Und im Winter? Lesehalle und Schule merden die einzige Zuflucht. Davon soll in J. K. unserem nächsten Bericht die Rede sein.
Weltbund für Erneuerung der Erziehung
Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß alle neuzeitliche Päda-| betriebes, Begabungsgruppen, Internate und Selbstregierung,
gogik, über Pestalozzi hinweg, auf den Rousseauschen Lehrsag zurückgeht, die von Natur guten Anlagen des Kindes einfach sich selbst entwickeln zu lassen, und daß die verschiedenen Methoden, ob sie sich Montessori , Dalton und sonstwie nennen, nur Varianten dieses einen Gedankens sind. Der sechste Kongreß des Weltbundes für Erneuerung der Erziehung stand gleichfalls im Zeichen Rousseaus, es galt nur, seine Erziehungsprinzipien mit dem Wandel der sozialen Verhältnisse in Einklang zu bringen. Ohne einen irgendwie einheitlichen Grundton wäre es auch völlig unmöglich gemesen, einen Weg durch die Wirrnis der Vorträge, Referate und Lehrkurse zu finden. Die Konzentration war ohnehin durch die Anwesenheit von fast 1700 Delegierten stark behindert.
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Der Vorzug der Tagung bestand in dem sie beseelenden Geist der freundschaftlichen Sympathie und Brüderlichkeit, der seinen Ausdruck fand in den Ansprachen der Präsidenten und des Vorsizzenden des Weltbundes und gefördert wurde durch die verbindlichen Worte des französischen Unterrichtsministers. Dazu kam freilich das vereinigende Moment der Weltkrise, ihr überall fühlbarer Einfluß auf die Gestaltung des Unterrichtswesens und der allen Völkern gemeinsame Wunsch, die kulturelle Aufgabe der Schule nicht verfümmern zu lassen. Den verschiedenen Kommissionen und Kursen lag es ob, Wege zur gemeinsamen Lösung dieser Aufgabe zu finden.
Unterbrechung der Seminarſtudien durch praktische Hilfsarbeit an Volksschulen, ein bis zweijährige Betätigung in anderen Berufen ( als Landwirt, Handwerker usw.), Studienreisen ins Ausland, die Schaffung eines internationalen Lehreraustausches forderte.
Neuartig und interessant waren die von Professor Mathilde Baerting aufgestellten machtsoziologischen Entwicklungsgesetze in bezug auf das Verhältnis des Lehrenden zum Schüler. Sie sieht die Grundbedingungen für die Eignung zum Erzieher in der Bereitschaft zur Anerkennung des Begriffes der Gleichberechtigung, in der Befreiung des Willens von Herrschaft und Beherrschtsein, um auf diese Weise den veralteten Korpsgeist in den Geist der Gemeinschaft zu verwandeln.
Für die Zusammenarbeit in übernationalem Geiste hatte Dr. George H. Green ein ausgezeichnetes Programm aufgestellt, das u. a. vorsieht: gerechten objektiven Geschichts- und Geographieunterricht, zur Lösung des Problems der Minderheiten das Zweisprachensystem, Zusammenarbeit der jungen Lehrer mit Berufskollegen in den anderen Ländern.
Professor Becker sprach in einer öffentlichen Abendversammlung außerordentlich eindringlich für die Erhaltung jeder nationalen Kultur, die unbedingte Voraussetzung ist für die internationale Zusammenarbeit.
Lag es in der Natur der Sektionen, zu spezialisieren, so dienten die Abendvorträge vorwiegend einer zusammenfassen= den Behandlung des Gegenstandes, und hier schieden sich deutlich zwei Gruppen: die einen auf rein gefühlsmäßiger Grundlage, die anderen wissenschaftlich aufgebaut mit wesentlich mehr Substanz. Unter legteren fanden sich Höhepunkte der Tagung.
Dr. Wallon( von der Sorbonne, Paris ), eine der leitenden Größen der Sektion für Allgemein und Berufsbildung, zeigte die Widersprüche auf, die sich aus unserer beſtehenden Gesellschaftsordnung für die Bereinigung der rein menschlichen mit der praktischen Seite der Er 3iehung ergeben. Einheitliche Entwicklung der Individualität und Spezialisierung durch die Technik- Allgemeinbildung und Spezialisierung durch den Beruf, das sind Gegensäge, die nur zu überbrücken sind, wenn es dem Erzieher gelingt, durch die Anpassung der Schule an das soziale Leben die in dem Kinde schlum- fannt. mernden Kräfte zur Entwicklung und über sein Milieu hinaus in Beziehung zu der menschlichen Gemeinschaft zu bringen. Von er
Professor Piaget führt das augenblickliche Weltchaos weniger auf politische und wirtschaftliche als auf psychologische und moralische Uursachen zurück, die die ersteren bedingen. Der Weg vom Egozentrismus zur Menschheitsgemeinschaft ist noch nicht flar erDie Erziehung der Jugend wird und muß ihn weisen. Professor Claparède erinnerte die Pädagogen in beherzigenswerten Worten an ihre Pflicht, die Jugend zu erziehen zu dem
Kinder, eine Erscheinung, die in bürgerlichen Kreisen nur selten auf freulich hoher Warte sprach Professor Longevin zu dem Thema Glauben an den guten Willen anderer, unbeschadet von der Ver
tritt. Ein Junge:" Denken Sie, nur Erwachsene haben Sorgen? Nein, wo heutzutage die große Armut ist und jeder mit sich selbst zu tun hat, müssen die Kinder auch zugreifen. Es ist bestimmt keine Freude, wenn die Kinder aus der Schule kommen und Zeitungen austragen müssen und sehnsüchtig zusehen, wie die anderen Fußball spielen. Liegen dann die Kinder abends im Bett und Vater und Mutter sprechen von dem Geld, so führt dieses Gespräch oft zu Zant und Streit und die Kinder liegen mit offenen Augen und die Angst wächst, daß die beiden sich noch das Schlagen kriegen. Ist das Freude? Manche Familien werden aus ihren Wohnungen gewiesen, weil das Geld nur zum Essen reicht. Das sind die Freuden der Kinder!" und wenn der Vater am Freitag das Geld holt, hat der Junge Furcht, daß er nicht mehr soviel Geld gricht wie forigten Freitag."
,,... manches Mal wollen sie nicht aus= tragen..."
Oft ist das Kind der einzig Verdienende in der Familie; denn Kinder sind ja so billige Arbeitskräfte, daß man sie noch brauchen fann. Das Austragen von Milch, Schrippen, Zeitungen spielt in den Mitteilungen der Kinder über ihr Leben eine große Rolle. ,, Manches Mal wollen sie nicht austragen, aber dann sagen sie sich, dann haben wir ja diese Woche wieder meniger zu essen." Der Wunsch, den Eltern helfen zu können, taucht häufig auf. Die Familie ist noch nicht so zerfallen, wie man befürchten müßte. Die Kinder möchten sich selbst ihre Kleidung beschaffen, der Mutter Bettwäsche und einen Wintermantel", jüngeren Geschwistern und Vettern ,, einen Rodelschlitten und eine Eisenbahn" und dem Vater einen Anzug und sogar ,, einen Laden mit Schaufenster, aber ja keinen im Keller" faufen können. Von der Kaufkraft einer bestimmten Summe haben die Kinder meist eine genaue Vorstellung Rückständige Miete bedrückt sie am meisten; sie wollen ihren Eltern Geld geben,..... daß mir nicht ermetiert werden". Kinder in den ersten Schuljahren haben schon 3 und 4 Ermiffionen mitgemacht.
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Er verglich die Erziehung verder Allgemeinbildung. gangener Zeiten, die lediglich auf oberflächliches Wissen, auf einen rein äußerlichen Effekt gerichtet war, mit der heutigen ernsthaft wissenschaftlichen, dem Menschentum dienenden, die uns die Möglichkeit gibt, an eine bessere Zukunft zu glauben. Das Problem der Familie behandelte Dr. Marie Baum , Karlsruhe . Sie ging auf die mannigfachen Funktionen der Familie ein, zunächst auf die heute völlig verlagerte wirtschaftliche, dann auf die pflegerische ( die durch Heime, Beratungsstellen usw. ergänzt wird), endlich auf ( die durch Heime, Beratungsstellen usw. ergänzt wird), endlich auf die durch Mangel an Wohnraum verkümmerte soziale und bevölke rungspolitische, und kam zu dem Schluß, daß es einen vollgültigen Ersatz für die Familie als Organ des Ausatmens in die große Volksgemeinschaft nicht gibt. Frau Martha Nemes, Budapest , fonnte über bemerkenswerte Erfolge berichten, die sie in zwanzigjähriger Erfahrung in ihrer Familienschule erzielt hat, die Erfordernisse des täglichen Lebens als wichtigste Unterrichtsfächer für achtbis zehnjährige Kinder vorsieht.
Die aus der Erwerbslosigkeit erwachsende ungewollte Frei zeit ist zu einem Erziehungsproblem geworden, das allerernsteste Beachtung verdient. Ueber ihre Gestaltung gab es eine sehr leb= hafte Aussprache, an der sich besonders Dr. Raupach beteiligte. Er trat für Arbeitsdienst und Arbeitslager ein, unter der Bedingung, daß der Arbeitsdienst nicht von oben her zu organisieren, sondern von unten aus den Kräften der Gemeinschaft aufzubauen, und daß die Praxis der Arbeitslager, deren Zusammensetzung einen glücklichen Ausgleich der Klassen, der Bewertung der Leistung bedingt, tunlichst auf den Arbeitsdienst zu übertragen sei.
Einen breiten Raum nahm begreiflicherweise die Erörterung der Frage der Lehrerbildung ein, für die der Amerikaner Professor Dr. Harold Rugg( der Vorstand der Sektion) seit Jahren tätig ist. Bemerkenswerte Vorschläge für eine Reform der Lehrerausbildung machte der Direktor des Lehrerseminars in Kreuzlingen Dr. Willi Schohaus, der eine radikale Umstellung des Arbeits
schiedenheit von Anschauungen und Handlungen. Dr. van der e eum stellte die Erzieher vor drei Aufgaben: 1. das Leben aus dem Kinde hervorzurufen, nicht Kenntnisse hineinzuführen; 2. die Wertefindung des Kindes zu wecken, den Glauben an ein Leben..
das zugleich allgemein und einzig ist, 3. Verſtändnis für die orga
nische Einheit herbeizuführen.
Professor Dessauer faßte seine Gedanken über die Anpassung der Erziehung an unsere wechselnde Gesellschaftsordnung in zwei Richtlinien zusammen: 1. soll der Mensch beweglicher, wendiger gemacht werden, 2. muß die Erhaltung des menschlichen Schwerpunktes erstrebt, Ethos, Pflichtgefühl, das Gefühl der Weltverantwortung erzieherisch tiefer gelegt werden.
Professor Dr. Rugg ermahnte die Pädagogen der ganzen Welt, sich zusammenzuschließen zur Aufstellung und Durchführung eines einheitlichen sozialen Programms, das dem Kopf- und Handarbeiter überall in gleicher Weise gerecht wird.
Dr. Elisabeth Rotten , voller Tiefe des Wissens und der Gedanken, ließ das Bild Goethes, des deutschen Europäers, in seiner Mannigfaltigkeit, insbesondere als Erzieher, wie er sich in der pädagogischen Provinz seiner Wahlverwandtschaften und in Gesprächen mit Eckermann offenbart, vor den Hörern erstehen.
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Dr. Maria Montessori , die wie man sagt- neuerdings mit dem Faschismus paktiert, trat einigermaßen theatralisch in die Erscheinung; sie leitete in Person einen neben der Weltbund= fonferenz laufenden Montessori - Kongreß, der viel Anklang fand, obwohl er Neues nicht zutage förderte, ebensowenig wie ihre ge= schickte, mehr wort- als inhaltreiche Rede.
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Sehr lehrreiches Studienmaterial lieferten- wie schon in früheren die verschiedenen Ausstellungen von Schüler= Jahren Bon deutscher Seite interessierten vorwiegend die arbeiten. sehr guten photographischen Wiedergaben von Schulbauten, darunter die Versuchsschulen und die Berthold- Otto- Schule in Magdeburg . Luise Müller.