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Nr. 197.

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Erscheint täglich außer Montags. Abonnements Preis pränum.: Vierteljährlich 3,30 Mt., monatlich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pfg. fret ins Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg., Sonntags Nummer mit illustrirter Sonntags- Beilage ,, Die Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mt. pro Quartal. Unter Kreuzband für Deutschland u. Desterreich- Ungarn 2 Mart, für das übrige Ausland 3 Mart pro Monat. Eingetragen in der Post Beitungs- Preisliste für 1896 unter Nr. 7277.

Vorwärts

13. Jahrg.

Insertions Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder beren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Fest­tagen bis 9 Uhr vormittags geöffnet. Fernsprecher: Amt I, Mr. 1508. Telegramm Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Berliner Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Parteigenossen!

Laut Beschluß des vorjährigen Parteitages findet der dies­jährige in Gotha statt.

Auf grund der Bestimmungen der§§ 7, 8 und 9 der Partei­Organisation beruft die Parteileitung hiermit den diesjährigen

Parteitag auf

Sonntag, den 11. Oktober nach Gotha - Siebleben in das Lokal

ein.

,, Zu den vier Jahreszeiten"

Als provisorische Tagesordnung ist festgesetzt: Sonntag, den 11. Oktober, abends 7 Uhr, Borversammlung. Festsetzung der Geschäfts- und Tagesordnung. Wahl einer Kom­mission zur Prüfung der Mandate.

Montag, den 12. Oktober und die folgenden Tage: 1. Geschäftsbericht des geschäftsführenden Ausschusses. Berichterstatter: W. Pfannku ch.

2. Bericht über stattgefundene Rontrolle.

Berichterstatter: H. Meister.

8. Berichterstattung über die parlamentarische Thätigkeit. Berichterstatter: M. Schippel.

4. Die Maifeier 1897.

Berichterstatter: A. Gerisch.

6. Berichterstattung vom internationalen Arbeiter und Ge

werkschaftstongreß in London .

Berichterstatter: A. Bebel

6. Das Proportionalwahlrecht.

Berichterstatter: Dr. Bütgenau.

7. Die Frauenagitation.

Berichterstatterin: Frau Klara Bettin.

8. Drganisation.

Berichterstatter: J. Auer.

9. Anträge zum Parteiprogramm und Organisation.

10. Sonstige Anträge.

11. Wahl der Parteileitung.

Parteigenossen! Wir fordern Euch nun auf, die erforder= lichen Vorbereitungen zu treffen, insbesondere die Wahl der Delegirten und Einreichung der Anträge rechtzeitig zu bewirken. Die Anträge müssen bis spätestens den 22. September in Händen des geschäftsführenden Ausschusses, Adresse:

W. Pfannkuch,

Hamburg Eimsbüttel , Eichenstr. 4, I

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sein, wenn sie entsprechend den Bestimmungen des§ 8 Absatz der Partei- Organisation im Vorwärts" veröffentlicht werden und in die gedruckte Vorlage für den Parteitag Aufnahme finden sollen.

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Anträge von einzelnen Parteigenoffen bedürfen der Gegen

Rienzi.

Der letzte der römischen Volkstribunen. Roman von Edward Lytton Bulwer .

Ach nein, nein, Walter, ich bereue sie nie; es wäre eine Schande, wenn ich das sagen wollte. Ich dachte an unser Kind, als Du eintratest. Ach! es war unser einziges Kind! Wie schön war der Knabe. Walter, wie sehr glich er Dir!" Nein, er hatte Deine Augen und Deinen Mund", erwiderte der Ritter mit zitternder Stimme und sich ab­wendend.

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worden."

Sonntag, den 23. August 1896.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3:

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zeichnung des Vertrauensmannes, sollen sie zur Veröffentlichung| Zeitschrift*) Die Zukunft", das Thema behandelte, eine Bro­und Berathung gelangen.

Die Adresse des Lokalkomitees ist:

schüre Die Sozialdemokratie und das allgemeine Wahlrecht mit besonderer Berücksichtigung des Frauen- Stimmrechts Proportional Wahlsystems" erscheinen

und

Wilhelm Bock , Gotha , Friemarerst r. 17. Die Parteigenossen, die zum Parteitag kommen, werden lassen. Vorher war schon eine besondere Broschüre von P. Bitalis erscheinen**), die die Frage im wesentlichen vom ersucht, von ihrer Delegation dem geschäftsführenden Ausschuß Standpunkte des Parteigenossen behandelt. In der letzten Beit in Hamburg und dem Lokalkomitee in Gotha rechtzeitig Mit- Standpunkte des Parteigenossen behandelt. In der letzten Zeit hat die Neue Zeit" und der Sozialistische Akademiker" theilung zu machen, damit dieses in bezug auf Quartier 2c. die in verschiedenen Artikeln die Frage besprochen, und zwar nothwendigen Vorbereitungen treffen kann. vom freundlichen wie vom feindlichen Standpunkt aus.

Mandatsformulare, mit deren Bersendung Mitte September begonnen wird, sind durch das Bureau des geschäftsführenden Ausschusses, Hamburg- Eimsbüttel, Eichenstr. 4 I, zu beziehen.

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Die Genossen, welche Anträge einreichen, werden darauf aufmerksam gemacht, daß etwaige, den Anträgen beigegebene Motive weder im Vorwärts" noch in der dem Parteitag vor zulegenden gedruckten Vorlage Aufnahme finden können. Die Genossen haben das Recht, ihre Anträge auf dem Parteitage entweder persönlich zu vertreten, oder durch befreundete Genossen vertreten zu lassen; außerdem empfiehlt es sich, wichtige Anträge vor dem Zusammentritt des Parteitages in der Parteipreffe zu erörtern. Die Motive aber in die Parteitagsvorlage aufs zunehmen, verbietet sich aus räumlichen Rücksichten und um der damit verknüpften unvermeidlichen Wiederholungen willen. Hamburg , den 22. August 1896.

Mit sozialdemokratischem Gruß

Der geschäftsführende Ausschuß.

Das Proportional- Wahlrecht. Dem Breslauer Parteitage lag folgender Antrag der Parteigenoffen des 5. Berliner Wahlkreises vor:

Auf die Tagesordnung des nächsten Parteitages den Punkt Proportionalwahlen zu stellen". Den Antrag begründete Drescher- Berlin kurz folgen der maßen:

Das Proportional Wahlsystem ist eine der wichtigsten Forderungen der Partei, die selbst von den Gegnern als Mittel zur Bernichtung der Sozialdemokratie empfohlen wird. Es ist nöthig, über diesen Punkt Klarheit zu schaffen."

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Liebknecht hatte in seiner großen Rede über das Pro­gramm der Partei auf dem Parteitage von 1890***) die Vor­theile des Proportional- Wahlsystems erörtert.

Prinzipiell ist bis zu einer Aenderung des Erfurter Programms die Frage für die Partei erledigt, da unter den nächsten Forderungen, die das in kraft stehende Programm aufstellt, im Gegensatz zu dem auf dem Gothaer Einigungs­Kongreß aufgestellten Programm, die Forderung auf­gestellt ist:

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Proportional Wahlsystem; und bis zu dessen Ein­führung gefeßliche Neu Eintheilung der Wahlkreise nach jeder Volkszählung Aber nicht blos in unserer Partei wird die Frage des Proportional Wahlsystems lebs aufs hafteste erörtert, außerordentlich groß ist vor allem die nicht- sozialistische Literatur über die Reform des Wahl­modus; in der Schweiz ist in einer Reihe von Kantonen das Proportional- Wahlsystem durchgeführt, und für die Wahl des Nationalrathes, der zweiten Kammer der gesetz­gebenden Behörde der Eidgenossenschaft , wird die Einführung des Proportional Wahlsystems vom linken Flügel der Radikalen, den Sozialisten und einigen Ultramontanen gefordert, im Großherzogthum Baden wurde bei der ge­planten Verfassungsrevision die Einführung der Proportional­vertretung ernstlich erwogen.

Daß es sich bei dieser Forderung nicht um eine spezifisch sozialistische, ja auch nicht um eine unbedingt von demokratischen Motiven hergeleitete handeln muß, zeigt gerade die vorerst vorerst freilich sehr kurze Ge­schichte des Proportional Wahlrechts in Baden. Dort wurde es nämlich von den Nationalliberalen beantragt. Die badischen Nationalliberalen hatten bei den letzten Wahlen das Pech, daß sie weit weniger Size erhielten, als der für sie abgegebenen Stimmenzahl ent­sprochen hätte, und daß sie voraussahen, daß sie bei unverän

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Ohne weitere Debatte wurde der Antrag angenommen. Wenn sich auch keiner unserer Parteitage, abgesehen von einer Stelle in Liebknecht's Programmrede auf dem*) Die Zukunft" enthielt außer dem Bebel'schen Artikel Parteitage zu Halle a. S., bisher mit der Forderung des noch drei weitere Artikel für eine Proportionalvertretung und Proportional Wahlsystems näher beschäftigt hat, so war zwar von dem nun verstorbenen Genossen E. Lübeck , dann von wohl in Parteiversammlungen, als in den Reden unserer portionalvertretung von dem leider uns auch durch den Tod diese Frage doch schon oft Gegenstand der Erörterung so. Dr. 2. Büchner und L. St., und einen Artikel gegen die Pro Abgeordneten im Parlamente, wie auch in unserer Literatur. Bu früh entriffenen Max Kayfer. Kurz vor dem Zusammentritt des Breslauer Parteitages hat Bebel, der schon im Jahre 1878 in unserer, später auf grund des Sozialistengefeßes unterdrückten wissenschaftlichen

erfreuen, so lange es uns gestattet ist. Bevor wir noch eine Woche durchlebt haben, können wir vielleicht auf eine strengere Einschließung uns gefaßt machen."

Wie, theurer Walter! es steht uns doch keine Gefahr bevor?" ,, Du sprichst, süßes Kind!"- sagte Monreal lächelnd, als ob die Gefahr etwas Neues für uns wäre; ich dächte, Du könntest jetzt wissen, daß es die Atmosphäre ist, in der wir athmen."

,, Ach, Walter, soll dieses immer so bleiben? Du bist reich und berühmt; fannst Du dieses abenteuerliche Leben jetzt nicht aufgeben?"

schiedenen Wahlsysteme nach den Gesichtspunkten der Bernunft, **) Das höchste Gut des Voltes. Darstellung der ver­Gerechtigkeit und Freiheit.

***) Protokoll 2c. S. 170 f.

des Kastells, eröffnete sich damals die Straße auf einen großen, von allen Seiten, außer nach der See zu, mit Wald, in welchem Myrthen- und Orangenbäume blühten, um gebenen Rasenplay. Auf diesem Punkte war ein Zelt unter einem schattigen Baum aufgeschlagen und, nach der Seite des Meeres zu geöffnet, so daß die kühlen Lüfte Eingang fanden. Das Verweilen auf diesem Platz war Adelinens liebste Berstreuung, wenn man es eine Zerstreuung nennen konnte. Als sie in dem Zelt ruhten, vertrieben sich von dem Gefolge einige die Zeit am Ufer mit Fischen, andere fuhren in einem Kahn auf der See; einige bereiteten in einem anderen Zelt im Walde das Mittagessen, während Monreal die Stille der Luft mit Tönen der Laute erfüllte.

Während sie so beschäftigt waren, kam einer von Mon real's Spähern athemlos und erhitzt im Zelte an. " Herr Ritter," sagte er, ein Zug von dreißig voll. kommen bewaffneten Lanzenknechten mit einem langen Ges folge von Schildknappen und Pagen hat eben Terracina verlassen. Ihre Banner tragen das doppelte Zeichen Roms und der Colonna."

" Oho!" sagte Monreal freundlich, eine solche Gesell­schaft kommt uns gerade erwünscht; schickt mir gleich meinen Schildknappen her." Der Schildknappe kam.

Walter!" fuhr sie seufzend fort, erinnerst Du Dich heute ist sein Geburtstag! Er wäre heute zehn Jahre D, Adeline, was sind Reichthümer und Ruhm, als alt geworden. Wir lieben uns schon seit elf Jahren, und die Mittel zur Gewalt? Und was den Kampf betrifft, Du bist Deiner armen Adeline noch nicht überdrüssig ge- so war der Schild der Krieger meine Wiege bitte die Heiligen, daß er mein Sarg sein möge! Diese wilden und Eben so leicht könnten die Heiligen des Paradieses abwechselnden Gegensätze des Lebens, von der Laube zum überbrüssig werden!" erwiderte Monreal mit einer Bärt- Belt, von der Hütte zum Balast, heute ein fliehender Ge­lichkeit, die zu seinem kriegerischen Aeußern einen um so ächteter, morgen mit Königen gleichgestellt, dieses sind die auffallenderen Gegensatz bildete. wahren Elemente der Ritterlichkeit meiner normännischen Rönnte ich das glauben, so würde ich mich in der Vorfahren. Die Normandie lehrte mich den Krieg und That selig preisen", erwiderte Adeline. Aber noch eine die süße Provence die Liebe. Küsse mich, theure Adeline. kleine Zeit und die wenigen Reize, die ich besitze, müssen und jetzt laß Dein Kammermädchen Dich anziehen. Vergiß verblühen, und welche andere Ansprüche habe ich sonst nicht Deine Laute, süßes Kind. Wir wollen das Echo mit an Dich?" den Liedern der Provence wecken." Eile sogleich auf Deinem Noß dem Zuge nach, den Alle Ansprüche- das Gedächtniß Deines ersten Er- Das nachgiebige Gemüth Adelinen's ging bald auf die Du noch im Engpaß finden wirst( mein füßes Kind, röthens- Deines ersten Kusses Deiner liebenden Hin- Fröhlichkeit ihres Geliebten ein; und die Gesellschaft begab beunruhige Dich nicht)-suche den Anführer, und sage gebung- Deiner ausdauernden Geduld. Ach Adeline, sich von dem Kastell an den Ort, den Monreal für ihre ihm, der Ritter Walter von Monreal sende ihm seinen wir sind aus der Provence und nicht aus Italien und wann heutige Berstreuung gewählt hatte. Auf jede Ueber- Gruß und ersuche ihn als willkommenen Gast einige Zeit vermied ein provençalischer Ritter seinen Feind, oder wann raschung jedoch schon vorbereitet, wurde das Kastell sorg- bei ihm zu verweilen, und füge hinzu, daß, wenn ihm wurde er seiner Liebe ungetreu? Aber fomm, Theure, fältig bewacht, und außer den häuslichen Dienern folgte dieses genehm sei, es Walter von Monreal beglücken würde, heute wollen wir uns nicht der Traurigkeit hingeben. Ich dem Paare ein Detachement von zehn vollständig be- mit ihm oder mit irgend einem Ritter seines Buges zu tomme, um Dich zu einem Ausfluge in die Gegend einzu- waffneten Kriegern. Monreal selbst hatte den Brustharnisch Ehren unserer Damen eine Lanze zu brechen. Nun beeile laden. Ich habe durch die Diener unser Belt an der Küste angelegt, und seine Schildknappen folgten mit seinem Helm Dich aber!" aufschlagen laffen, wir wollen uns der Drangenblüthen und seiner Lanze. Jenseits des engen Defilees am Fuße ( Fortseßung folgt.)

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