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Er. 437» 49. Jahrgang
l. Beilage des Vorwärts
Freitag. 16. September 1932
Wühlarbeit in der Polizei. Wie die Nazis arbeiten. Schupos sollen Büttel werden.
Leit langem mühen sich die Nationalsozialisten um- sonst ab, maßgeblichen Einfluß in den Rechen der B e r» liner Polizei zu erhalten. Die Beamten haben er- kaunt, welche Rechte der neue Ztaat gerade auch ihnen gegeben hat. Sic wissen nur zu genau, daß F a s ch i s» m u s für sie Entrechtung bedeutet. Wie systematisch die Nazis ihr Zerseßungswerk fortsetzen, zeigt ein geheimes Rundschreiben derRS. Beamten- Arb.-Gem. Fachgruppe Schupo", das folgenden Wort- laut hat: Abschrift. N.T. Beamten-Arb. Gem. Fachgruppe Schupo. Berlin  , den 14. September 1932. Hedemonnstr. 1l>. III r. Rechtsabteilung Tel. Bergmann 9406 Am 12. 9. 32 wurde bei einer Sitzung im Geschäftszimmer des Herrn Dr. Loepelmann durch den Abgeordneten Sprenger- München   angeordnet, daß die drei Polizeisäulen Schupo, Kripo, Verwaltung selbständige Fachgruppen zu bilden haben, die Herrn Dr. Loepelmann direkt unterstehen. Aus Grund dieser Anordnung tritt an die Spitze der selbständigen Fachgruppe Schupo ein Ausschuh, bestehend aus 1. Hptw. Nippolt, 46. R. Kesselstraße 13b 2. Oberw. K l a w i t t e r, Sg. Nd. 3. Hptw. K e i l h a u s, Sg. So. 1./N. 4. Oberltn. O e l z e, I./No.
5. Major Wecke, S. I. Wd. Friedenau, Veckerstraße 24. Die Geschäfts stell« befindet sich Berlin   SW. 48, Hedemannstraße 10 III r. Rechtsaht. Telephon Bergmann 9406. Bürostunden 10.00 bis 16.00 Uhr. Geschäftsführer ist Herr Lange. Listen, grüne und rote Mitgliedskarten, Beiträge usw. sind so- fort an die Geschäftsstelle gegen Quittung abzuführen, und zwar von den einzelnen Jnspektions-Amtswaltern. Bis zur endgültigen Regelung gelten als Gruppen-Amtswalter:
Mitte: Oberleutn. K l y ck Nord: Wchtm. Lindner O st: Hauptm. Spieker
S ü d o st: Leutn. Lutze Süd: Leuln. T i e tz W e st: Hauptm. K u m m e tz.
Die nächste Versammlung der Schupo wird durch den -.Angriss' bekanntgegeben. I. A. gez. Longe. Unter der Leitung Albert GrzesinskiS war die Polizei ei« überparteiliches Instrument deS Staates. Auch der kommissarische Polizeipräsident Dr. M e l ch e r sah sich veranlaßt, vor kurzem eine Verfügung heraus- zugeben, nach der den Beamten jede parteipolitische Be- tätigung während des Dienstes untersagt ist. Wir sind gespannt, ob dieser Verfügung überall und nach allen Seiten hin Geltung verschafft wird.
Keine Spur von den Geldräubern! Feuerkampfzwischen Flüchtigen undVerfolgern/ZahlreicheZeugenvernehmungen
Die Kriminalpolizei arbeitet mit Hochdruck, um den mehr als tollkühnen Raubüberfall auf den Geld- transport der BV G., bei dem der Oberinspektor Meyer von den Banditen erschossen wurde, zu klären. Im Laufe des Tages wurden zahlreiche Zeugen gehört, die bis in die späten Abendstunden hinein ihre Wahr- nehmungen dem Raubdezernat im Polizeipräsidium mit- teilten. Die Untersuchung ist Kriminalkommissar Dr. Kattolinsky übertragen worden, der mit einem großen Stab von Beamten alle notwendigen Ermitt- lungen aufgenommen hat. Die Frechheit der Autoräuber stellt tatsächlich beinahe alles Da- gewesene weit m den Schatten, denn dos Polizeirevier liegt nur wenige Schritte vom Rathaus entfernt, was die Banditen aber nicht hinderte, ihr Vorhaben auszuführen. Wie weiter bekannt wird, sind die Autobanditen von drei Privatautos längere Zeit verfolgt worden. Die Fahrer hatten den Ueberfall aus einiger Entfernung vom Anfang bis zum Ende beobachtet und sich sofort an die Fersen der Flüchtlinge geheftet. Unterwegs wurden Polizeibeamte von dem Ueberfall verständigt, und in jedem Wagen nahm ein Schupo- beamter Platz. Run entspann sich eine wilde Zagd durch die Straßen de? west- lichen Berlins  . Die Beamten saßen mit schußbereiten Dienstpistolen neben den Autolenkern und aus den Seitenfenstern feuerten die Beamten mehr- mals auf das vor ihnen mit rasender Geschwindigkeit einhersausend« Auto. Di« Banditen erwiderten das Feuer. Dieser Feuer- kämpf blieb, aber ohne ernste Folgen, denn es gelang den Räubern, «inen so großen Vorsprung zu gewinnen, daß di« Verfolger sie bald aus den Augen verloren. Wie die Besichtigung des später bei Moorlake gefundenen Wagens ergab, wies die Rückwand mehrereKugelei n schlüge auf. Von den Insassen scheint aber niemand verletzt worden zu sein, denn es wurden keine Blutspuren entdeckt. Girokasse wurde ständig belauert. Inzwischen hat sich herausgestellt, daß bereits vor Wochen die Girokasse wiederholt von jungen Leuten aufgesucht wurde, die
eigentlich dort nichts zu suchen hatten. Die Burschen machten sich offenbar mit der Oertlichkeit vertraut, und es ist durchaus nicht ausgeschlossen, daß die Verdächtigen zu der Banditenkolonne ge- hören und längere Zeit Beobachtungen anstellten, ehe sie zu ihrem Schlag ausholten. Nach den vorgefundenen Patronenhülsen haben die Räuber aus Pistolen verschiedener Kaliber geschossen. Zwei der Täter waren offenbar mit 9-Millimeter-Parabellumpiswlen und die beiden Komplicen mit einer 6,5- und einer 7,65-Millimeter- Mehrladepistole bewaffnet. Wie ein Ladenbesitzer, der sein Ge- schüft gegenüber der Girokosse hat, erzählt, stand die Mercedes- Limousine bereits um 8 Uhr an der Bordschwelle. Im Wagen befanden sich ober nur zwei Personen, so daß anzunehmen ist, daß die übrigen Täter auf der anderen Straßenseite bereits auf der Lauer logen. Die geraubte Geldkassette ist bisher noch nicht gefunden worden. Der Behälter ist 60 mal 30 mal 30 Zentimeter groß und mit Eisenbändern beschlagen. Der Deckel trägt die AufschriftNr. 4 Bahnhof H". Das geraubte Geld war in mehreren Beuteln verteilt, die den AufdruckReichsbank" trugen.
Neuer Bankraub! Nur geringe Beute. Geistesgegenwart des Kassierers. Altona  , 15. September. Ein dreister Bankraub wurde heute vormittag auf die Zitiole der Commerz- und Privatbank in der Holslenstraße ausgeführt. 3n die Bank drangen drei maskierte Männer ein. die die beiden anwesenden Beamten mit Schußwaffen bedrohten. Einer der Räuber sprang über die Schollerbank in den Kassen  - räum. Den Bankbeamten gelang es jedoch, die Alarmvorcichlungen in Bewegung zu sehen. Durch das Sirenengeheul, das auf der Straße hörbar wurde, wurden die Täler gestört. Einer der Räuber riß schnell einen Blechkaslen an sich, in dem sich jedoch nur fremde Geldsorten in höhe von 80 bis 100 M. befanden und flüch- tete mit seinen zwei Genossea in einem Kraftwagen. Die Täter konnten jedoch bald durch die Polizei gestellt werden.
Zehn Jahre Zuchthaus! Oer Unwert nationalsozialistischer Zeugenaussagen Das Sondergericht Berlin I   unter Vorsitz von Landgerichts- direktor S t e r n h e i m hat gestern den S7jährigen Arbeiter Karl B e r g e r, der wegen der Schießerei vor dem SA.-Lokal in der Butt- mannftraße unter der Anklage des versuchten Totschlags in Tateinheit mit schwerem Landfriedensbruch vor Gericht stand, zur Mindsststrafe von zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Alle übrigen An- geklagten wurden wegen Mangel an Beweisen, ein 17jähriger wegen mangelnder Einsicht in das Ungesetzliche seines Tuns auf Grund des Jugendgesetzes und ein Angeklagter wegen erwiesener Unschuld frei- gesprochen. Di« Verhandlung gab Gelegenheit, den Wert nationalsozialisti- scher Zeugenaussagen zu prüfen. Ein Angeklagter war am Tage nach der Schießerei, als sein Vater bei einem ähnlichen Zwischenfall oerhaftet worden war, von seiner Mutter mit Alibi- Material zum Polizeipräsidium geschickt worden. Dort nahm man ihn fest und stellte ihn mehreren Nationalsozialisten gegenüber. Ein SA.-Fllhrer behauptete steif und fest, in ihm einen der Schützen zu erkennen. Er kam auf die Anklagebank, konnte aber nicht weniger als 40 Zeugen anführen, mit denen er zur Zeit der Schießerei in einem Boxklub gewesen war. Durch diese bodenlose Leichtfertigkeit um keinen schlimmeren Ausdruck zu ge- brauchen wurde er mit dem Verdacht eines Verbrechens belastet, das mit einer Mindeststrafe von zehn Jahren Zuchthaus belegt ist Mit genau derselben Leichtfertigkeit sind in diesem Prozeß andere Angeklagte von Nationalsozialisten beschuldigt worden. Ein schwer- kranker Mann hatte mit seiner Frau einen Spaziergang gemacht und war dabei in den Tumult geraten. Er traf einen ihm persön- lich bekannten Polizeibeamten und ging zum Revier, um die Schießerei zu melden. Gleich wollten die Nationalsozialisten in ihm einen der Leute erkennen, die geschossen hatten. Auch er wurde freigesprochen. Aehnlich war es bei zwei anderen Angeklagten. Der Staatsanwalt hatte außer gegen Berger auch noch gegen einen Siebzehnjährigen 10 Jahre Gefängnis, die Höchststrafe nach dem Jugendgesetz, beantragt. Drei junge Menschen erirunken. Beiboot im Kielwasser eines Dampfers gekentert. Swinemünde  . 15. September. Eine Studentengesellfchaft des Akademischen Vereins hatte am Dienstagabend zwei junge Mädchen an Bord der dem Verein ge- hörigen SegeljachtSalamander". Gegen 3 Uhr morgens wollte ein Student die beiden Gäste wieder an Land bringen. Dabei geriet das kleine Boot in das Kielwasser eines von See einfahrenden englischen Dampfers und kenterte; es wurde gestern kieloben treibend im Hosen ausgefunden. Die polizelliäzen Ermittlungen ergaben, daß kein Zweifel über den Tod der drei jungen Leute bestehen kann. Es handelt sich um den 24jährigen Sohn des Pro- fessors Wilde aus Magdeburg   sowie um die beiden in Osternot- Hafen wohnhaften Mädchen Marie Hase und Elisabeth Weiland. Die Leichen konnten bisher noch nicht geborgen werden.
Oer Schupomörder festgestelli. Der Fahrraddieb, der am Donnerstagvormittag in der Plans- felder Straße in Wilmersdorf   den Schupobeamten Otto T h i ck vom 152. Polizeirevier erschoß und dann Selbstmord verübte, ist von der Polizei als ein 45 Jahre alter erwerbsloser Metallarbeiter Otto Menke aus der Urbanstraße ermittelt worden. »Graf Zeppelin� wieder glatt gelandet. Paris  , 15. September. Haoas meldet aus Pernambuco  , daßGraf Zeppelin" um 19.15 Uhr dort eingetroffen ist.
Jannowitzbrücke für Fußgängerverkehr freigegeben. Vom 15. September ab ist die neue Jannowitzbrücke für den Fußgängerverkehr in Betrieb genommen worden. Die bisher benutzte Notbrücke ist von diesem Zeitpunkt ab gesperrt. Vom gleichen Zeitpunkt ab werden die neuen Fahrkartenschalter des Bahnhofs Jannowitzbrücke. die sich an dem neuen Aufgang zu den Stadtbahngleisen befinden, in Betrieb genommen und die alten Schalter geschlossen. Der alte Aufgang zum Bahnsteig wird in Zukunft nur noch als Ausgang benutzt.
Ei»» Führung durch Buch(Aliche, Park, Alte-Leutc.Heim) macht Dr. Frau» Lederer am Sonntag, dem 18. September, 13 Uhr, ab Bahnhof   Buch. Abfahrt Stettiner Borortbahnhof 14.42 Uhr, Gesundbrunnen   14.45 Uhr.
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