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damals herrschte nur eine Auffassung, daß ihm der Befehl über eine Armee übertragen sei. die gegen die Mahdisten ausrücken sollte. Es scheint eben ei» Uebereiukommen zwischen England und der Kongoregierung über ein gemeinsames Vorgehen vor» Händen zu sei». Slnstralien. Vom Frauenstimmrecht in Neu-Seeland  berichtet eine englische liberale Revue folgendes:Die Frage des Fraueustimmrechls ist den Wählern von Neu>Seela»d niemals direkt zur Entscheidung vorgelegt worden. Eine Mehrzahl der Abgeordneten war dasür, und so erhielt die Insel Frauenstimm- recht. Mit dem Ergebniß des Versuches kann jeder zufrieden sein. Die Frauen eilen in Menge an die Wahlurne. Sie nehmen das größte Interesse an den politischen Kämpfen und tragen bedeutend dazu bei, daß sie in Ruhe und Frieden abgehen. Nicht zum wenigsten sind sie die Ursache, daß die Liberalen bei den jüngsten Wahlen einen glänzenden Sieg davongetragen haben. Die Be- fürchtung, daß die weiblichen Wähler sich von der Geistlichkeit leite» lassen würden, hat sich nicht erfüllt. Im Gegentheil treten sie mit voller Energie für die jetzige freie, weltliche und obligatorische Schule ein. Das ist allerdings wahr, daß die Frauen in vielen Fällen ihren Eifer für die Mäßigkeitssache bezeugten. Aber für ganz- liches Verbot des Genusses geistiger Getränke waren die wenigsten. Im ganzen zeigten sie bei der erste» Wahl, an wel- cber sie theilnahme», eher die Tendenz, mit ihren männlichen Mitwählern zu Harmoniren, als denselben Opposition zu machen. Einige Politiker schieben es dem Einfluß der neuseeländische» Frauen zu, daß die Legislatur auch die Ernennung von Frauen zu Inspektoren von Irrenhäusern gestattet hat, daß ein Gesetz zum Schutze der Säuglinge gegeben, daß die Adoption von Kindern gesetzlich besser geregelt worden ist. Alles das mag wahr sein. Eines ist sicher: daß die weibliche Wählerschaft NewSeelands der Trunksucht und deren Förderung den Ver- nichtungskrieg erklärt hat." Auf der Parteikonferenz für den Wahlkreis Jüterbog  » Luckenivalde-Zauch-Belzig wurde Genosse Heinrich T a b e r t aus Luckenwalde   zum Delegirten für den Gothaer Parteitag gewählt. Die Kreiskonserenz war durch 11 Delcgirte beschickt. Für den Reichstags- Wahlkreis Calbe  - Aschcrsleben wird Sonntag, den 6. September, von nachmiitags 3 Uhr ab, in der Tonhalle in Schönebeck   a. d. Elbe   eine Delegirten» Versammlung abgehalten, die u. a. die Neuwahl der Kreis- Vertrauensperson, der Zeitungskommission und des Delegirten zum Gothaer Parteitag vorzunehmen hat, sowie eine Aenderung im Erscheinen derSonntagszeitung" besprechen soll. Die Orte wählen auf je övv Stimmen, die bei der letzten Reichstags-Wahl abgegeben wurden, einen Delegirten. Eine Parteikonferenz für den 2. n a s s a u i s ch e n Reichstags-Wahlkreis tritt am 20. September, nach- mittags 3 Uhr, imSchwabacher Hos" in Wiesbaden   zu- sammen. Auf der Tagesordnung befindet sich der Punkt: Die Gewerkschaftsbewegung im Wahlkreis. Orte, wo bei der 1893er Hauptwahl bis zu 200 sozialdemokratische Stimmen abgegeben wurden, wählen 1 Delegirten, bis zn 300 Stiinmen 2 und über 300 Stimmen 3 Delegirte. Anträge sind bis zum 10. September beim Kreis-Bertrauensmann Theodor Bender in Wies- baden, Steingasse 18, einzureichen. Betreffs der Ueberführung desBraunschwciger Volköfreunds" in das Eigenthum der dortigen sozialdemo- kratische» Partei ist am Freitag in einer Versammlung der Partei- genoffen Braunschweigs ein zwischen dem Verleger A. Günther und der Preßkommission vereinbartes Provisorium beschlossen worden.wonachdiePreßkommissiondieEncscheidungüber Redaktions- und Expeditionsaugelegenheite» einschließlich der Anstellung und der Kündigung des Personals erhält, wogegen die braun- schiveigische Partei sich verpflichtet, finanziell für das Blatt auf- zukommen und für seine Verbreitung zu agitiren. In die Preß- kommission dürfen nur Parteigenolsen gewählt werden, die in keinerlei Weise in der Druckerei oder der Zeitung beschäftigt sind. Das Provisorium hat rückwirkende Kraft bis I. April d. I. Polizeiliches, Gerichtliches ,e. Die sächsische Polizeipraktik hat in puncto des Ver- sammlungswesens abermals einen Fortschritt gemacht. Auf eine Beschwerde des Genoffen Hammer in R e i ch e n b a ch i. V. ging folgender Bescheid ein:Ihre in Ihrer Eingabe vom 8. d. M. enthaltene Beschwerde gegen Herrn Aktuar Tunger, welche sich dagegen richtet, daß Ihnen in der am 2. d. M. in derBleibe" abgehaltenen Volksversammlung von dem genannten Beamten das Wort entzogen worden ist, wird hiermit als un­begründet abgewiesen. Die Wortentziebung ist erfolgt, weil Sie in jener Versammlung einen von Ihnen erwähnten, angeblich in einer hiesige» Fabrik vorgekommenen Fall einer ungesetzliche» Be- schäftigung von Arbeiterinnen dazu denutzt haben, die Behörde in schreiendem und ausreizendem Ton«(!l) der Unaufmerksamkeit zu bezichtigen und vor der Versammlung herabzuwürdigen, überdies hierbei durch Ihre eben gekenn- zeichnete Sprechweise die Ruhe und Ordnung in der Ver- samnilung gestört haben. Nach ßtz 8 und 9 des Vereinsgesetzes war daher der Beamte, da der Leiter der Versammlung gegen Sie nicht eingeschritten ist, nicht nur berechtigt, sondern sogar verpflichtet, Ihnen das Weiterreden zu untersage». Reichenbach, den 12. August 1808. Der Stadtrath. Dr. Krippendorf." Gvtvevkflhaftlirhes. Achtung, Lederarbeiter(Portefeuiller)! Der Streik bei folgenden Firmen dauert unverändert fort, und ist demzu- folge der Zuzug streng fernzuhatten: H. Adam jun., Prinzen- straße 33, R. K r a s e in a n n, Melchiorstr. 7, H e y m a n n u. C o., Dresdenerstr. 82/33, P ü s ch e l, Dresdenerstr. 38, P l ö tz u. C o., Sebastianstr. 1s, E i ch l e r. Eebastianstr. 8, Sommer, Reichen- bergerstraße 131, Bornemann, Schmidstr. Iv. Als gesperrt gelten Loth u. Weinland, Dresdenerstr. 83/89, und Schwatz. Melchiorstr. 2d. Kollegen! Die Situation ist für uns die gleiche unveränderte. Die Verhandlungen mit Herrn A d a m haben sich zerschlagen, da so gut wie gar kein Zugeständniß gemacht wurde, ebenso mit der Firma K rase mann, die getreu dem Fabrikantenbeschluß bis zu 10 pCt. bewilligen wollte. Die Verhand- lungen mit Herrn P ü s ch e l schweben noch. Da die Uneinigkeit im Lager der Fabrikanten größer ist als zuvor, können wir hoffen, innerhalb einer Woche den Sieg zu erringen, zumal sich sonst das Herbstgeschäft von Berlin  »ach Offenbach   a. M. wenden würde. Ein Beispiel von der Uneinigkeit der Fabrikanten: Trotzdem sich die Herren verpflichtet haben, keinen der in der schwarzen Liste namentlich aufgeführten 42 Arbeiter während der Daner des Streiks zu beschäftige», ist ein ganz Theil dieser Kollegen bei Mitgliedern des Fabrikantenvereins in Arbeil ge- treten. Kollegen! Wir ersuchen um schleunige Abrechnung der Sammelliste». Die Lohnkommission. Achtung, Zimmerer Berlins   Bei den Zimmerarbeiten auf dem st ä d t i s ch e n V i e h h o f e, die von dem königlichen Hof- und Rathszimmermeister Krause ausgeführt werden, legten am Freitag 13 Zimmerer die Arbeit nieder, weil ein Kollege unrechtmäßig entlassen worden war. Die Behandlung, die de» dort beschäftigten Zimmerern von dem Polier Nagel zu theil wurde, spottet jeder Beschreibung. Nicht nur, daß die- selben mit nicht wiederzugebenden Schimpfworten belegt worden sind, wurde auch die Arbeitskraft aufs intensivste ausgenützt, so daß es, obwohl unsere diesjährige Forderung eingehalten wird, uninöglich war, dort überhaupt länger zu arbeiten. Die Lohn- kommission. Achtung, Metallarbeiter! Der Ausstand der Schlosser, Hobler, Dreher sc. der Maschinenbau  - Abtheilung der Firma Carl Schöning in Berlin  , Uferstraße 12/13, dauert unverändert fort. Den Bronce- Gürtlern der Firnia S ch iv i n z e r u. G räf wurde Idas Anerbieten gemacht, täglich eine Stunde nach Feierabend zu arbeiten. Als sie dafür den üblichen Aufschlag von 25 pCt. verlangten, wurde dies seitens der Firma verweigert. Die Gürtler gingen nun, als die Feier- abenstunde schlug, nach Hause. Als sie am anderen Morgen zur Arbeit kamen, wurde ihnen erklärt, daß sie sämmtlich entlassen seien. Auf die Vorstellung der Arbeiter beim Ehes der irma, Herrn Müller, erklärte dieser, es wäre ihm auf einen o r b Bier nicht angekommen, die Bezahlung der 23 pCt. sei aber gegen seinPrinzip", infolgedessen könne er nicht darauf eingehen. Die Gürtler dagegen sind der Meinung, daß, wenn sie ihren Lohn erhalten, sie sich ihr Bier schon selbst kaufen werden und möchten nicht auf die Gnade des Herrn Müller an- gewiesen sei». Wir ersuchen aus den angeführten Gründen, die Werkstatt zn meiden und de» Zuzug fern zu halten. Der Vorstand des Berliner   Metallarbeiter-Verbandes. Achtung, Korbmacher Berlins  ! Der Arbeits-Nach- weis ist seil deute von der Wienerstr. 11 nach der Komman- d a n t e n st r. 33 bei W e st p h a l verlegt. Verband der in der Korbmacherei beschäftigten Arbeiter Berlins   und Umgegend. I. A.: C. Freese, Adalbertstr. 27. Au die Einsetzer(Tischler) Berlins  ! Streik- karten und L o h n t a r i f e werden in folgenden Lokalen Sonntags von 10 IT Uhr verabfolgt: F. Gleinert, Müllerstr. 7».; R. Babiel, Rosenthalerstr. 37; F. Felgen- treff(Zur alten Linde), am Kottbuser Thor; Fr. Wilke, Slndreasstr. 26; H.Werner, Bülowstr. 59; K l a d z i w a, Badstr  . 23; Holzbächer, Thurmstr. 84; Schmidt, Dieven- hofener- und Tresckowftraßen- Ecke. Uhlich, Schöneberg  , Sedanstraße 2. C. M e n l e, Charlottenburg  . Bismarckstr. 19a. Die Fünfer-Kommission. I. A.: R. M i l l a r g. Sämmtliche Brauer Berlins  , welche noch Listen von mir haben, ersuche ich, über dieselben mit Robert Neumann, Kl. Andreasstr. 15, abzurechnen. Joseph W i e d e m a n n. Ueber die O.uarck'schcn Borschläge sagt dasSchuh- macher-Fachblatt", das Organ des Zentralverbandes der deutschen   Schuhmacher:Es ist ein großer Jrrthum, wenn man meint, durch fortwährend neue Organisationsformeu und Thätigkeitsgebiete die Gewerkschaftsbewegung besser vorwärts zu bringen, das Gegentheil ist der Fall. Ehe noch in eine Organisationsform die Mitglieder hineingelebt und ge- migende Erfahrungen gesammelt, ob sich dieselbe im Kampfe bewährt, taucht in den letzten Jahren ein Vorschlag nach dem anderen auf. die Organisation zu ändern. Wir haben schon unseren gegnerischen Standpunkt gegen die Generalkommission und die Gewerkschafts- Kongresse geltend gemacht und nehmen dieselbe Haltung gegenüber dem s neuen Vorschlag ein. Der größte Nutzen einer Organisation besteht in ihrer' Einfachheit und Schlagfertigkeit. Je komplizirter die Organisation ist, umsomehr leidet ihre Schlagfertigkeit. Nun zwingen schon die Vereinsgesetze die Gewerkschaften, außer ihrem Vorstand noch einen Bertrauensmann zu wählen und außer der Generalversammlung, die völlig genüg«, die Aufgaben des Berufes zu erfüllen, noch einen Branchenkongreß zu halten. Außerdem haben sich die örtlichen Gewerkschastskartelle gebildet, die wir noch für nützlich halten, über diesen steht nun wieder die General- kommission mit eigenem Organ und eigenen Kongressen. Und diesen allen noch einen neuen jährlichen Kongreß hinzufügen, das ist des guten viel zu viel. Denn dann könnte jeder Beruf vier bis fünf Kongresse halten. 1. Den-Berufskongreß, 2. die General- Versammlung der Gewerkschaft, 3. die Generalversammlung der Berufskraukenkasse, 4. den Gewerkschaftskongreß der Generalkommission, und 3. den sozialpolitischen Arbeiter- kongreß. Ja, könnte man die Gewerkschaftsbewegung durch Organisationsformen, Vorschläge, Kongresse sc. vorwärts bringen, die deutsche Gewerkschaftsbewegung stände obenan. Bald müssen es die faulen und lässigen Mitglieder in den Gewerkschaften glauben, daß nicht ihre Lässigkeit und Faulheit die Schuld trägt, wenn ihre Gewerkschaft nicht vorwärts kommt, sondern daß noch immer nicht die richtige Form der Organisation entdeckt ist und daß noch eine Anzahl Kommissionen, Räthe sc. fehlen, die ihnen nicht allein ihre Gewerkschaften voll Mitglieder zaubern, sondern ihnen auch noch Lohnerhöhungen,'Arbeitszeitverkürzung und dergleichen auf dem Präfentirteller bringen. Nein, so geht es eben nicht; die Gewerkschaftsmitglieder möge» ebenso eifrig für die Gewerk- schaften agitiren und Opfer bringen wie die Parteimitglieder für die Partei, und in dieser Thätigkeit unterbreche man sie nicht immerdurch die Rufe: Halt, euch fehlt noch eine Kommission, oder, ihr müßt mehr für die Sozialpolitik eintreten sc. und man wird die Erfahrung machen, daß die Gewerkschaften vorwärts kommen. Es giebt auch für die Gewerkschaften keine Wünschelruthe, sondern nur schwere und harte Arbeit und Opferwilligkeit kann diese vorwärts bringen. Daß die deutsche Gewerkschaftsbewegung konservativ wird, ist ganz unbegründet, weil zwei Drittel aller Mitglieder politisch thätig sind und die neu Hinzukommenden immer wieder ausklären. Eher könnte manchem Gewerkschafter der Vorwurf treffen, daß er zn einseitig politisch thätig ist. Wie die Dinge in Deutschland   liegen, bleibt der Kampf um bessere Lebensbedingungen Hauptausgabe der Gewerkschaften. So gut und aus innerer Ueberzeugung auch der Vorschlag des Genossen Dr. Quarck gemeint sein mag, können wir demselben nicht zn- stimmen." Ein in der deutschen  , speziell der Berliner   Gewerk- schafts-Bewegung feit Jahren praktisch thätiger Partei- genosse sandte uns zum gestrigen Leitartikel folgende ergänzende Ausführungen:Die Aufgaben der deutschen   Gewerkschafts- bewegung werden in Nr. 196 desVorwärts" einer Besprechung unterzogen, die meinen Ansichten vollständig entspricht. Er- gänzend will ich nur noch hervorheben, daß über die darin an- geführten praktischen Aufgaben hinaus die Arbeiter der ein- zelnen Berufe und Industrien schon längst, wenn es nothwendig wurde, sozialpolitische Fragen zu behandeln, die richtigen Wege hierzu gefunden haben,' ohne ihre Gewerkschaft zu gefährden. Die Tabakarbeiter z. B. haben jahrelang in öffentlichen Versammlungen planmäßig ihre Forderungen an die Gesetzgebung erhoben und wenn es einer einheitlichen Ver- ständigung unter den Berufsgenossen bedurfte, allgemeine Kon- gresse ihres Berufes einberufen. In der gleichen Weise verfahren seit Jahrzehnten auch die Schneider. Die Forderungen der Schneider und Näherinnen an die Gesetzgebung sind auf ihrem letzten Kongreß in Eisenach   gründlich durch- beralhen worden; ähnlich wird auch in allen anderen Berufen und Industrien verfahren und es liegt wirklich kein Bedürfniß zu einer anderen Behandlung solcher Fragen vor. Wollte man sie aber vor das Forum eines allgemeinen Gewerkschaftskongresses bringen, so ist sogar zu befürchten, daß die sachliche Behandlung und Erledigung der Forderungen der Arbeiter einzelner Berufe darunter leide» würde. Denn weil jeder Gewerkschafter in seinem speziellen Berufe zunächst thätig ist, fehlt ihm die Fähigkeit zu einer gründlichen Beurtheilung der Zustände in anderen Industrien. Außerdem hat meist zedes Gewerbe sein eigenes Organ, das auch die Forderungen der Berufsgenossen auf dem Gebiete der Sozialgesetzgebung zu vertreten hat. Und weil die deutscheu gewerkschaftlich organisirten Arbeiter in ihrer übergroßen Mehrheit zugleich Sozialdemokraten sind, so ist der Parteitag für sie die oberste Instanz zur An- bringuug ihrer Wünsche und Forderungen, die sie im Parlament vertreten haben wollen. Auf dem Parteitag fühlt sich jeder Vertreter als Sozialdemokrat und unter einer fach- gemäßen Kritik werden die vielen Anträge gesondert. Das Mög- liche und Unmögliche wird von einander geschieden. Durch den Druck der gesamuiten Partei sind die wenigen Brocken der Sozial» gesetzgebung errungen und nur einer planmäßigen, geschlossene», Propaganda aller Parteigenossen wird es gelingen, weitere Äortheile zu erkämpfen. Nichts wäre verkehrter als eine Zersplitterung. Dazu aber müßte die spezielle Gewerkschaftspolitik, wie Dr. Quarck sie wünscht, führen. Es ist ja sehr lobenswerth. wenn forlgesetzt Anregungen zur Förderung der gewerkschaftlichen Bewegung gegeben werden. Aber Genosse Dr. Quarck, der mit seiner un- politischen kaufmännischen Bewegung so traurige Erfahrungen gemacht hat, sollte doch erst eine Weile Schüler der Gewerkschafts- bewegung werden, ehe er Rezepte verschreibt, über die die deutsche  Arbeiterschaft schon lange hinaus ist." Das Mainzer   Gewerkschaftskartell beschloß, eine Konferenz von Delegirten sämmtlicher Ge- werkschaftskartelle des Großherzogthums Hessen und der umliegenden b a d i s ch e n und preußischen Städte nach Mainz   einzuberufen. Zweck: Stellung zu den Quarck'schen Vorschlägen. Inzwischen hat Dr. Quarck das unserer Ansicht nach hauptsächliche seiner Vorschläge, nämlich das, was die Or» g a n i s a t i o n seines Plans betrifft, selber preisgegeben. In einer Versammlung deS Frankfurter   Gewerkschaftskartells führte er am Freitag, nach dem Bericht derVollsstimme", u. a. wörtlich aus: Er habe sich an das theilweise schon vorhandene, das Vertrauensmännersystem, die Kartelle und an einen event. Kongreß zur regelmäßigen Besprechung der Sozialgesetzgebung ge- halten, gebe aber ohne Umstände jedesdieserMittelpreis, wenn bessere vorgeschlagen würden, z. B. ein Zentral- Gewerkschaftsblatt, damit wir nicht mehr auf die Soziale Praxis" allein angewiesen sind, die jetzt viele mit» halten, oder ein Zentral-Sekretariat oder irgend etwaS anderes. Dr. Quarck bestätigt also das, was wir schon angaben. Da er mit Genossen Keßler, dem Führer der Lokalorganisation der Maurer, schon vor feiner Rede im Frankfurter   Gewerk- schafts-Kartell wegen Gründung eines allgemeinen Gewerkschafts- blatte» in Verbindung getreten ist, so wird bei Abfassung seiner Vorschläge wohl die Schaffung eines neuen Feldes für seinen Thatendrang mitbestimmeud gewesen sein. Aus demhöflichen" Sachse  » wird uns geschrieben: Während des Leipziger Schmiede st reiks wurden sieben Schmiede acht Tage laug in Haft behalten, weil sie sich des ge- meinschaftlicheu Haussriedeusbruches schuldig gemacht und den Schiniedemeister Diedes mißhandelt haben sollten. Die bürger- lichen Blätter, namentlich die königlicheLeipziger Zeitung", brachten darüber Berichte, woraus jeder Un- befangene entnehmen mußte, daß die Schmiedegesellen sich min­destens des Landfriedensbruches schuldig gemacht haben mußten. Außerdem belegte die königlicheLeipziger Zeitung" die Leute mit Ausdrücken wie: Banditen, erbärmliche Gesell- schaft, Strolche u. s. w. In der am 2l. August vor dem Schöffengericht gegen die sieben Schmiede geführte Ver- Handlung wegen gemeinschaftlichen Hausfriedensbruchs und ein- facher Körperverletzung wurde nun festgestellt, daß die Leute am 2. Juni, veranlaßt durch ein Inserat imLeipziger Tageblatt  ", durch das Diedes zwei Gesellen suchte, höflich um Arbeit nachfragten und als diese ihnen verweigert wurde, auf ihre Frage, ob er die gestellten Forderungen erfüllen wolle, Diedes den einen Gesellen vorn am Rockkragen anpackte und zum Hofe hinaus drängte. Bei dieser Gelegenheit kam der Sohn des Diedes, Postsekretär Diedes, hinzu, entriß deni Gesellen den Hut und versetzte ihm einen Schlag aus die Nase, daß diese blutete. Dann entstand allerdings eine Schubserei, bei der auch Diedes etwas abbekam. Das Schöffen- geeicht sprach nach dem Ergebniß der Zeugenvernehmung sämmtliche Zl n g e k l a g t e n frei. Im Dezernat für die amtliche Presse Sachsens muß doch die reine Direktion slosigkeit herrschen, wenn sich Redakteure derselben so gemeine Beschimpfungen von Staatsangehörigen leisten können, wie ti in dem vor­liegenden Falle geschehen ist. Siebente ordentliche Generalversammlung der Zew- tral-Kranken- und Sterbekasfe der Schuh- macher und verw. Berufsgenossen Deutschlands  zu Dresden  . Im weiteren Verlauf der Verhandlung über das Statut wurde der Antrag des Vorstandes betreffs Streichung des Z 18 Absatz 3 und 4, wonach Mitgliedern, die zugleich der Gemeinde- Versicherung oder einer auf grund des Krankenverstcherungs- Ge- setzes errichteten Krankenkasse angehören, an stelle freier ärztlicher Behandlung und Arznei ein um ein Viertel des ortsüblichen Tagelohnes ihres Beschästigungsortes höheres Krankengeld ge- währt wird, abgelehnt. Die Beiträge wurden in der bisherigen Höhe belassen, hingegen die Unterstützung erhöht. Der Beitrag beträgt in der 1. Klasse 20 Pf., in der 2. Klasse 35 Pf., 3. Klaffe 40 Pf., 4. Klasse 45 Pf. und 5. Klasse 50 Pf., während die Unterstützung nach den neuen Beschlüssen folgendermaßen normirt ist: 4.50 M., 7,60 M., 9.- M.. 10,50 M. und 12 M. Sämmtliche Former des Bremer  Vulkan" haben, wie aus Vegesack   berichtet wird, gekündigt; sie verlangen 35 Pf. Minimalstundenlohn, Zehnstundentag und 50 pEt. Zuschlag sür Ueberstunden. Aus Duisburg   berichtet dieNiederrheinische VolkS- tribüne": Wie es de» Arbeiterinnen ergeht, die der Organisation nicht angehören, zeigt folgender Fall. Eine hiesige große Textilfabrik bezahlte den Spulerinnen im Jahre 1886(Direktor Maili) 5, M. pro 100 Pfund Garn; 1337(Direktor Staub) 4.50; 1890(Direktor Lönlinger) 4, M. und heute (Direktor Ziegeler) werden nur noch 3,50 M. bezahlt. In 10 Jahren also ein Lohnabzug von 1,50 M. pro 100 Pfd. gleich IVa Pf. pro Pfund oder ein Drittel des ganzen Betrages! Bemerkenswerth ist dabei, daß bei jedem neuen Direktor auch«in Lohnabzug von 50 Pf. pro 100 Pfd. Garn stattfand. In die Gewerkschaften Stuttgarts   ist, wie dieSchwäb. Tagwacht" schreibt, infolg« der Lohnbewegungen neues Leben gekommen. Fast alle haben a» Mitgliedern bedeutend gewonnen, die Mitgliederzahl einiger hat sich sogar verdoppelt. Während die deutschen   Streiks von unserer Unternehmer- presse gewöhnlich in den Abgrund der Hölle verwünscht werden, steht sie Streiks im A u s l an d gar nicht so ungern, voraus» gesetzt natürlich, daß sich dabei für die nationale Industrie, oder de» nationalen Handel im Trüben fischen läßt. So wird die Bewegung unter den Hafenarbeitern Belgiens   und Hollands   von den deutschen Rheder» anscheinend recht wohlwollend betrachtet. Darauf läßt eine Mittheilung desHamburgischen Kor- resvondenten", eines Organs des Hamburger Großhandels, schließen, die wie folgt lautet:Die Arbeiterbewegung im Ant- werpner Hafen ist den Antwerpner Handelshäuser» unh Rheder» sehr unbequem. Noch ärgerlicher ist es ihnen, daß die Oeffentlichkeit sich mit den Hafenarbeitern und der Arbeitstage im Antwerpener Hafen näher besaßt. In Antwerpen  haben sich deshalb zahlreiche Kaufleute zu einem Syndikat zu- sammengethan, das die Aufgabe hat. jede Veröffentlichung von beunruhigenden Nachrichten über die Arbeit im Hasen zu ver- hindern, da diese Nachrichten für den nationalen Handel sehr schädlich seien. Mit solchen Mitteln wird jedoch die Bewegung nicht eingedämmt werden können." Aus Rußlaud. In der Kohlengrube M ort im er in Z a g o r z e bei Dombrowa   im Gouvernement Piotzkow streckten seit Mitte Juli 1500 Bergleute. Die Ursache waren Betrügereien der Vorgesetzten und Lohnherabsetzung. Am 3. August wurde die Kohlengrube geschlossen und man drohte den Bergleuten, daß sie aus ihren dem Werke gehörigen Wohnungen ausgewiesen werden würden, wenn sie nicht bis zum 7. August die Arbeit wieder aufnähme».. Trotzdem ferner die Regierung der Grubengesellschaft bereitwillig 100 Kosaken zur versügung X