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Sie zündet sich eine Zigarette an:„Bitte Martin, rauch' doch Mokri-Zigaretten, da sind in den Schachteln so Zettelchen drin zum Sammeln, wenn ich 120 Hab', krieg' ich einen Füllfederhalter, den schenk' ich dir dann. Ob ich lese? Jaaa— ich les' Zeitungen, am lieb- sten die dicken Sonntagsausgaben und den „Uhu ", und Remarque Hab' ich gelesen, der hat mir gefallen. Und dann les' ich Jack Lon- don und Colin Roß und Bengt Berg . Von dem halt' ich neulich ein Buch— von einem kleinen Lappenkind, das ganz einsam aufge- wachsen ist, und alles, was es an Schwerem und Traurigem mitmacht, das kann ich so verstehn, das find so wirkliche Sorgen, nicht so Probleme, die furchtbar überflüssig sind. Moderner Weltschmerz ist mir zum Brechen. Weißt du, wer gesund ist und keinen Hunger hat, der hat einfach kein Recht, unglücklich zu sein.— Uebrigens Martin— am schlimmsten sind so Alte, die sich auf neue Zeit umgestellt haben. Da schreiben welche von moderner Sportjugend, Autofahren, kurzen Kleidern, kurzen Haaren und Jazzmusik und haben ein kolossales Talent, den Nagel gerad' neben den Kopf zu treffen. Die gehn mit der Jugend mit! Als wenn die Wert darauf legte! Und blasen sich auf mit einer Urteilskraft, die sie nicht haben. Die neue Generation! Die neue Zeit! Tun so, als Hütt'„die neue Zeit" eine Verbeugung vor ihnen gemacht: ach bitte, kommen Sie doch mit, Herr T, ohne Sie bin ich glatt aufgeschmissen. Und dann nickt Herr T gnädig und geht mit. Ist furchtbar ver- ständnisvoll und gütig und zerdrückt hin und wieder eine konservative Träne im Auge." Gilgi steht auf, räumt die leeren Teller und Schüsseln zusammen und trägt sie in die Küche. Kommt zurück, setzt sich zu Martin auf die Sessellehne und zündet sich eine Zigarette
Qilgi jrtu jirh»u tllurUu auf die SeSfellehne Phot. Paramount an.„Die Alten! Entweder sie schimpfen auf die neue Generation oder oerherrlichen sie— in jedem Fall: wenn wir unter dreißig uns nur halb so wichtig nähmen, wie die uns nehmen— wir wären schon allesamt erstickt an unserem eigenen Größenwahn. Ach, und die haben sich und uns überfüttert mit ihren fetten Worten und ihrem ewigen Gequatsche." Mit einem Plumps fällt Gilgi von der Sessel- lehne runter— Martin auf den Schoß.„Die — die— man sollte sie alle mit Strychnin impfen! Daß die sich nicht schämen, von Herz und Gefühl zu reden, ich— also ich würde mich eher nackt auf den Domplatz stellen—" —„Na, aber mir wirst du doch sagen, daß du mich magst, Gilgichen?"—„Ach du,— als wenn du das erst noch hören müßtest!" Er biegt ihren Kopf zurück— grell liegt das Licht der Stehlampe auf ihrem Gesicht. Junges Gesicht. Junges, junges Gesicht. Und doch— hier und da, unter den Augen, auf der Stirn, um die Mundwinkel— noch keine Runzeln und Fältchen— nein— nur leise, entfernte Andeutungen, kleine Ahnungen, die sich in vier, fünf, zehn Jahren so traurig er- füllen werden— trotz Creme, trotz Salbe, trotz Mandelkleie. Kleines Mädchen, man muß nett zu dir sein, sehr viel ärmer bist'du als ich. Tausend eigene und fremde Gedan- ken, Zeit, Luft und Wünsche haben sich frech und unaufgefordert in mein Gesicht hineinge- schrieben— schadet ja nichts, solange sich ein Mädel wie du von mir küssen läßt. Was aber, wenn dein blankes, kleines Gesicht zer- schrieben ist! Und wenn man dich lange be- hielte? Wenn dann die kleinen Falten, die kommen werden, mir gehörten? Kannst du so sein, daß man alt werden möchte— mit dir zusammen? Braves, dummes, kleines Bürgermädchen— arbeitest dir Spinnweben ins Gesicht— warum? Wozu? Soviel Willen um so wenig Wert. Soviel verkrampfter Ehrgeiz um so kleines Ziel. Trrr— trrr— trrr spritzt der Regen an die Scheiben. Ein kaltes, trauriges, unfreundliches Land, dieses Deutschland ! Man müßte noch Geld haben. Müßte den Koffer in die eine Hand, das kleine Mädchen an die andere Hand nehmen
— weit fort fahren, irgendwohin, wo's heller, lustiger, sonnensatter sein wird, ihr beibrin- gen, wie dumm und unwichtig das ganze tagefressende Getriebe hier ist. „Bist du müde, Kleine?— Das geht so nicht mehr, ich komm' mir schon ganz brutal vor! Wir werden uns acht Tage lang nicht sehen." „Acht Tage nicht sehen!! Martin! Was heißt das? Acht Tage nicht sehen??? Wie? Meinetwegen?— Ach, Martin", Gilgi lächelt beinahe hoffnungslos—„was das schon nützte? Was glaubst du— machte mich müder: eine schlaflose Nacht mit dir— oder eine schlaflose Nacht allein? Wählen wir von zwei Uebeln das kleinere— man muß immer logisch denken! Prost!" Olga holt Gilgi vom Geschäft ab.„Man sieht und hört ja nichts mehr von dir?" Sie hakt Gilgi unter, schweigend gehen sie neben- einander her.
„Hab' höchstens eine halbe Stunde Zeit", sagt Gilgi, als sie die Tür zu ihrem Man- sardenzimmerchen aufschließt. Beinahe vier- zehn Tage ist sie nicht mehr hier gewesen. Sie hat ein beschämendes Gefühl von Untreue gegen Olga, Pit, das Zimmer, ihre kleine Prioatarbeit, ihr ganzes Leben. Olga zieht sie neben sich auf den Diwan, sieht sie an mit ihrem erfahrenen Blick: un- trügliche Symptome— bißchen schlappe Schultern, unruhige Augen, fremder weicher Zug um Mund und Kinn. „Martin?" fragt Olga. Ja." '�Jst es ernst?" „Ja." „Und?" „Na, was denn: und! Vorläufig bin ich glücklich." Gilgi zieht das Grammophon auf ... es geht alles vorüber... Bestürzt sieht Olga ein paar Tränen auf die Platte purzeln. „Sentimental neuerdings?" „Quatsch. Nur nervös. Die ganze Hetzerei, die ganze— ach, alles." Büro, Zuhause, Arbeit, Liebe— wie hat sie das früher nur vereint? War anders, ganz anders. Den langen Klaus, der vor zwei Jahren für sechs Monate ihr Freund war, den hat sie die Woche zwei-, dreimal gesehen. Tanzen, Kino, Sommerausflug an den Rhein , Paddelbootfahrten, kleiner Week- endzauber— alles sehr nett, lustig und nicht
weiter aufregend. Wenn man sich sah, war's gut— wenn nicht— hatte man eben anderes zu tun. Beide. Partner und Partnerin. Hauptsache blieb Arbeit und Weiterkommen. Man hatte sich gern auf eine etwas nüch- terne, unbeschwerte Art, und daß ein freund- lich verliebtes Gefühl für einen Mann sich je zur Betriebsstörung auswachsen könnte, das wäre das letzte gewesen, das Gilgi für mög- lich gehalten hätte. Und nun! Der Martin ist eine Betriebsstörung Und das schlimmste: diese Störung ist ihr lieber als der ganze Betrieb zusammen. „Und von neun bis fünf sitzt man auf dem Büro, rennt dann schnell mal nach Haus, tippt ab sieben beim alten Mahrenholz, und erst um neun ist man glücklich mit Martin zusammen Kannst dir wohl denken, wie schnell die Zeit dann vergeht— fängt um neun ja erst an. der Tag. Ach, und von den Krons muß ich weg, es ist die höchste Zeit. Wenn man in der Karnevalszeit erst morgens nach Hause kommt, findet ja keiner was dabei. Aber nach Karneval! Wenn man da nachts nicht zu Haus ist, wirkt das verdächtig — muß ja auffallen. Wär' ich man erst fort—! Ich kann nur den richtigen Dreh nicht finden." Olga hat nachdenklich besorgte Augen. Gilgi und Martin! Eigentümliche Kon- stellation. Wenn das nur gut geht. (Fortsetzung folgt.)
3. Amdurfki Schuherl:
Wie /färb Wlickiemcm?
A öa m Mickieroicz ist der polnische Klas- siker, der Dichter, den Polen zur Weltliteratur beigesteuert hat, dazu einer der großen Heroen im Befreiungskamps«. Man weiß von seine n Besuch bei Goethe, man weiß, wie Goethe ihn schätzte. Die polnischen Literaturprofessoren(und nicht nur die polnischen) haben unzählige Werke über ihn geschrieben, und von Mickiewiczs Leben sind gewisse Einzelheiten des langen und breiten dargestellt, mit Legenden verbrämt, mit patrioN- schem Zierrat ausgeschmückt worden. Von seinem Tod wußte man so gut wie nichts. Man hatte sich, offenbar nicht ohne Absicht, damit begnügt, zu konstatieren, daß Mickieroicz an der Cholera sehr plötzlich verstorben wäre. Die Literaturpro- fessoren hatten nicht weiter nachgeforscht, die ganze Angelgenheit blieb ein wenig dunkel. Tadeusz Boy-Zelenski ist ken Literaturprofessor, sondern bloß ein ousgezeich- neter Schriftsteller, er wird von den zünftigen Wissenschaftlern wenig geschätzt. Aber er ist wissenschaftlicher als sie. Er hat in die polnische Literaturgeschichte Schwung gebracht, er hat die patriotischen Ausschmückungsmethoden gründlich diskreditiert und er hat das Dunkel über Mickie- wiczs Leben und Tod besser zu lichten verstanden als zwei Professorengenerationen. Die Profes- soren hatten eiserne Tatsachen darstellen wollen und gaben gipsernes Ngtionalheiligtum, der Out- sider hatte den Menschen gesucht und ein Genie gefunden. Boy zerstört« den emsig um das HaUpt des„Propheten"(Mickieroicz ist den Polen aller Parteien mehr als Nur-Dichter, er ist ihnen: Ver- kündung, Banner, das Vaterlandssymbol) ge- wobenen Glorienschein des Patriotismus und löst jetzt zum Entsetzen aller Hüter der Tradition das Rätsel von Mickiewiczs Tode. Boy behauptet, daß der Dichter ermordet wurde. Vergiftet von reaktionären A r i st 0 k r a t e n. Vergiftet für die„Sache des Glaubens und des Vaterlandes". Es hieß bis jetzt, daß Mickiewicz an Cholera gestorben fei, als er 18öS während des Krim - krieges an der Bildung einer polnischen Frei- willigenarmee in Konstantinopel mitarbeitete. Boy weist die Wahrscheinlichkeit der Ermordung mit zwingenden Argumenten nach Als Mickiewicz nach Konstantinopel kam, war er noch keineswegs der vergottete Volksheilige. Er war ein heftig befehdeter Publizist, radikali - sierender Emigrant, ketzerischer Mystiker und— bei einem polnischen Adligen völlig unbegveif- lich— enragierter Philosemit. Ein anderer großer Dichter der Epoche, Graf Zygmunt Kra- sinski, schimpfte ihn also einen Juden und Juden- knecht, einen Landesverräter... einen Unter- menschen. Seine Popularität war ein Trumpf in den Händen der nationalen Romantiker, aber seine Gesinnung war oft anstoßerregend und konnte„Polen und ihn selber nur mit Schmach und Schande behecken" Mickiewioz war nach Stambul im Auftrage der Pariser Emigrationszentrale gekommen. Er sollte dort zwei rivalisierende polnische Regiments- führer aussöhnen. In einer dieser Legionen be- gegnete er einer Gruppe junger Juden, die mit den Polen , Engländern, Franzosen und Türkei zusammen gegen den Zaren kämpfen wollten. Da hatte Mickiewicz die Idee, eine eigen e jü- dische Legion zu schaffen. Diese Idee«nt- sprach durchaus seiner mystisch-messianistischen Ideologie, in der die Hochachtung für„Israel " von jeher einen breiten Raum eingenommen hatte. Er lehrte,„ohne die Befreiung der Juden könne Polen nicht wieberauferstehen" Mickiewicz geht nun mit Leidenschaft an die Verwirklichung dieses Planes, leitet Verhandlun- gen mit der türkischen Regierung ein, die jüdische Legion soll nicht nur Polen helfen, sie soll auch das nationale Bewußtsein der Juden wecken und ihnen— ein Menschenalter vor Theodor Herzl !— die eigene nationale Unabhängigkeit erkämpfen. Der Sekretär des Dichters, Armand Lövy, als Katholik getauft, ober unter dem Einfluß Mick!«-
wicz wieder Jude geworden, stellt eine Verbin- dung zwischen dem Sultan und den Pariser Roth- schilds her. Die Türken sind in finanziellen Schwierigkeiten, sie fürchten sich aber, die Idee einer jüdischen Legion zu verwirklichen, sie fürch- ten, die Sache könnte allzu gut gelingen, und ihre Juden, einmal erwacht, könnten Palästina der Türkei abnehmen. Die Rothschilds beabsich- tigen sogar, Jerusalem mit Umgebung abzukaufen, wo sie, Vasallen des Sultans, als Fürsten Herr- schen würden. Zuerst einmal aber sollen die Türken eine jüdische Legion ausitellen, unter dem Patronat von Mickiewicz und Rothschild und unter der Führung eines polnischen Obersten Bednarczyk. Mickiewicz war überzeugt, daß die Juden im russischen Heer und in Polen sich auf die Kunde von„seiner" jüdischen Armee gegen den Zaren auslehnen und den Sieg beschleunigen würden. Die klerikalen Elemente Europas verfolgten diese Pläne und die Verhandlungen mit Rothschild mit begreiflichem Mißtrauen. Den klerikalen und adligen polnischen Emigranten verschlug es den Atem. Am 26. November 1865 wird Mickiewicz von heftiger Uebelkeit befallen. Oberst Bednarczyk. dessen Bericht über den Tod des Dichters erst kürzlich veröffentlicht worden ist, geht zu einem Arzt, einem polnischen Emigranten. Der Arzt konstatiert— auf Entfernung— Cholera und er
klärt kurzerhand, es gebe keine Rettung mehr. Den Kranken zu besuchen, lehnt er mit der Be- gründung ab:„Man wird sagen, ich hätte ihn umgebracht." Erst als Bednarczyk ihm eine Pistole vor den Kopf hält und ihn zu erschießen droht, folgt er ihn zum Kranken. Dort unter- nimmt er keinen Rettungsversuch und wiederholt aufgeregt:„Wozu hat man mich hierher gebracht, es gibt keine Rettung, man wird sagen, ich hätte ihn vergiftet." Der Arzt stand den gegnerischen Emigrationskreisen nahe und muß anscheinend von dem geplanten Anschlag auf Mickiewiczs Leben gewußt haben. Zumindest aber wußte er, daß Mickiewiczs plötzlicher Tod manchen einfluß- reichen Landsleuten nicht ungelegen kam. Nach dem Tode wurde ganz offen von Giftmord gesprochen. Man nannte auch die Anstifter und die unmittelbar Schuldigen. Als der spiritus rcctor tot war, zerflatterte die Idee der jüdisch-polnischen Legion. Mickie- wicz selbst war nun ungefährlich, er konnte das adlig-katholische Polen nicht mehr kompromit- tieren. Um so eher konnte man aber seinen Nimbus für die nationale Sache ausmünzen. Eine Verschwörung des Schweigens war schnell ge- bildet. Das bloßstellende Material kam in die Geheimwinkel der Privatarchive. Der vater- ländischen Legend« stand nichts mehr im Wege. Mickiewicz wurde zum Argument des frömmelnd-undulosamen Patriotismus.
Thomas Qlogger: Qefchichlen um Chaplin
Charlie Chaplin liebt es, inkognito zu reisen und in Gesellschaft zu gehen, um zu studieren, wie groß seine Volkstümlichkeit sei. Natürlich ist er überzeugt, daß er ein beliebter Filmstern ist, denn täglich bekommt er Tausende von Lobbrieien aus dem Publikum und fühlt, wie begeistert die Menschen von ihm sind. Aber er ist doch mitunter neugierig zu wissen, was die Menschen für eine Meinung von ihm haben, wenn er nicht unter ihnen ist. Einmal maskierte er sich als Schuhmacher, der eben die bekannten großen Bühnenschuhe Chaplins über der Schulter trug. In dieser Aufmachung erschien er in dem Pariser Hotel, in dem er selbst wohnte. „Herr Chaplin ließ bei mir seine Schuhe be- sohlen", sagte er zum Portier,„die Schuhe sind fertig." „Lassen Sie die Schuhe hier, ich werde sie Herrn Chaplin übergeben ", sagte der Portier. „Leider kann ich das nicht tun", sagte darauf der maskierte Chaplin,„weil Herr Chaplin schon einmal vor zwei Jahren bei mir Schuhe besohlen ließ und diese auch nicht bezahlt hat. Ohne Okld kann ich die Schuhe auf keinen Fall hier lassen. Herr Chaplin liebt es, überall schuldig zu bleiben!" Der Hotelportier wurde rot vor Wut. „Hören Sie, was kosten die Schuhe?" „Sieben Franken." „Und die frühere Arbeit?" „Ebenfalls sieben Franken." „Da haben Sie 14 Franken und noch 14 Fran- ken für die nächsten Sohlen. Aber jetzt machen Sie schnell, daß Sie von hier fortkommen, sonst..." rief der Portier und hob seine riesigen Fäuste. Nie hat er die 28 Franken von Chaplin oder dessen Sekretär zurückverlangt. Auf diese Weise erfuhr Chaplin, daß seine wahren Verehrer ihn so lieben, daß sie auch bereit sind, materielle Opfer für ihn zu bringen. Ein anderes Mal setzte er sich eine schwarze Brille auf, um sich unkenntlich zu machen, und erschien vor der Kasse eines kleinen Vorstadtkinos und fragte:„Kann ich noch eine Karte bekommen?" „Jawohl", sagte der dicke Kinobesitzer, der selbst an der Kasse faß,„Sie können noch einen reser- vierten Platz haben."
„Ader ich möchte erst wissen, was gespielt wird?" sagte Chaplin . „Ein Chaplin-Film", antwortete stolz der Kino- besitzer. „Schon wieder ein Chaplin?" bemerkte Chaplin geringschätzend,„wann wird endlich mal bei Ihnen ein ordentlicher Film gezeigt?" Der Kinobesitzer sprang empört von seinem Sitz auf, nahm einen dicken Stock und wollte seinen unzufriedenen Kinobesucher schlagen. Chaplin mußte flüchten. Der Besitzer lief ihm nach und ließ seine Theaterkasse inzwischen unbeaufsichtigt. Nur mit großer Mühe konnte sich Chaplin vor dem rabiaten Menschen retten, der wütend hinter ihm her eilte. Als der Kinobesitzer zurückgekehrt war, fand er seine Kasse ausgeplündert. Nicht nur seine Tageseinnahme, sondern sein ganzes erspartes Geld waren geraubt. Am nächsten Tage erschien der Sekretär Chaplins bei dem traurigen Kinobesitzer und teilte ihm mit, daß Chaplin ihn nicht nur entschädigen, sondern sein Kino modern umbauen lassen werde. Der Kinobesitzer weiß heute noch nicht, daß der Mann, der ihn so aufgeregt hatte, Chaplin selbst war. Ein anderes Mal ging dieser zu einer Polizei- wache. Er trat ein und sagte den amerikanischen Polizeibeamten, die dort Dienst hatten:„Bitte, kommen Sie schnell mit mir, ich habe soben ge- sehen, wie Charlie Chaplin 60 Flaschen oerschie- dener Alkoholgetränke auf sein Auto lud!" Be- kanntlich wird der Alkoholschmuggel in Amerika streng bestraft. Kein Polizist bewegte sich. Nur ein alter Wachtmeister brummte drohend:„Hören Sie, wenn Sie nicht gleich fortgehen, wird man Sie ins Gefängnis werfen!" Chaplin, den keiner von den Beamten erkannte, eilte davon und ging zu einer anderen Polizei- wache. Dort sagte er wieder zu den diensttuenden Beamten:„Bitte, kommen Sie mit, Charlie Chaplin ist in größter Gefahr. Hier in der Nähe haben ihn Strolche überfallen!" Die ganze Wacht- stube, ungefähr dreißig Beamte, sprangen wie ein Mann auf, um Chaplin aus der Gefahr zu retten. Jetzt enthüllte Chaplin sein Inkognito, und lachend lud er die ganze Mannschaft zu einem abendlichen Festessen ein.