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Gilgi sitzt zu Hause am Kaffeetisch. Herr Krön liest die Leitung, Frau Kran schlürft den Kaffee, Gilgi streicht sich ihre Brötchen. Keiner spricht. Wie gewöhnlich. Aber Gilgi kommt das Schweigen heute morgen unheim- lich vor. Natürlich haben die gehört, daß sie wieder erst gegen Morgen nach Hause ge- kommen ist.Ich Hab' bei Olga geschlafen". erzählt sie unaufgefordert. Herr Krön brum- melt was Undeutliches. Frau Krön stippt Brötchenkrümel vom Tisch auf und sagt kein Wort. Das Schweigen wird peinlich. Gilgi ist rot geworden vor Scham und Aerger über ihre dumme Ausrede. Hat sie das nötig? Ist sie nicht selbständig und erwachsen? Kann tun und lassen, was sie will? Herr Krön faltet die Zeitung zusammen, geht aus dem Zimmer und vermeidet allzu auffällig, seiner Frau einen Blick zuzuwerfen. Sein breiter Rücken sieht böse und entschlofsen aus, als er sich zur Tür hinausschiebt, so nach: dulde das nicht sowas in meinem Hause! Und Gilgi findet betrübt, daß er von seinem Standpunkt aus recht hat, der Rücken. Und natürlich haben die beiden Krons ge- sprachen über sie, über... es ist unerträglich, u wissen, daß sie über sowas gesprochen aben, so unsagbar peinlich. Gilgi", sagt Frau Krön plötzlich mit leicht jammerndem Unterton in der Stimme und vergißt ganz ihren kölschen Dialekt.Gilgi. du tust doch nichts Schlechtes, du bist doch nicht schlecht, du bist doch nicht so eine?" Gilgi verkrampft die Hönde, bis die Knöchel sich wachsweiß von der Handfläche abheben. Das ist furchtbar, so ein Gespräch! Sie hätte schon längst von hier fortziehen sollen. Die Mutter bohrt ihr fragende Blicke ins Gesicht. Das ist nicht zum Aushalten.Du warst doch nicht etwa bei einem Mann in der Nacht, Gilgi?" Gilgi schämt sich unbegreiflicherweise für die Mutter. Daß die das so aussprechen kann! Vorwurf, Teilnahme. Interesse, Neu- flier alles berechtigt ja doch, ja aber o ekelhaft. Alles zwischen Martin und mir, das geht doch nur mich an. Daß sie nicht begreift, daß sie sich da nichts vorstellen darf ich tu' das doch auch nicht ich denk' doch auch nicht an Dinge zwischen ihr und ihrem Man»... Gilgi, du hast doch nichts Häßliches getan? Was du häßlich nennst, Mutter wird immer und nur häßlich, wenn ein Dritter darüber denkt und spricht." Gilgi hofft bren- nend, die Mutter würde verstehen, daß diese Unterhaltung unmöglich ist. Die aber hört nur die Bestätigung für Gefürchtetes.Gilgi. ich hätte nie gedacht, daß du...", sie weint leisedu warst so ein braves Mädchen, da hat dich einer hypnotisiert, da hat dich einer verführt, warum ist er nicht ins Haus gekommen, wie sich das gehört?" Ach. du all- mächtiger Gott, wie rührend sie bemüht ist, eine Schuld von mir abzuwälzen eine Schuld, die überhaupt nicht existiert. Und Gilgi möchte so gerne erklären: daß sie den Martin lieb hat, daß sie sehr froh zusammen sind! und das Ganze ist das Einfachste, Nor- malste, Natürlichste von der Welt. Aber hier im Zimmer ist gar nichts einfach, hier ist alles furchtbar dunkel und kompliziert und widerlich dramatisch. Die Mutter schluchzt. Das sollte einen weich machen, macht einen aber wütend. Himmelherrgott, was ist denn da tragisch zu nehmen? Hör' doch auf, du. Ein böses Ge- fühl steigt in Gilgi auf: Fremdheit Ab­neigung Feindseligkeit. Frau Krön hebt den Kopf:Wer ist es denn eigentlich? Und Gilgi?" ihre Stimme wird hoffnungshell wird er dich heiraten?" Na, das hat mir noch gefehlt! Gilgi steht auf:Ob er mich heiraten wird? Weiß ich nicht. Ick werde ihn nicht heiraten das weiß ich" Gilgi verschwindet in ihr Zimmer und riegelt die Tür hinter sich zu. Sie angelt ihren großen Koffer vom Schrank herunter, packt ein: Kleider, Wäsche, Schuhe. Hantiert schnell, leise, behutsam. Nebenan im Eltern- fchlafzimmer unterscheidet sie Herrn Krons brummelnden Dortmunder Union-Baß und Frau Krons aufgeregtes Flüstern. Sie muß fort das einzig Anständige, was sie tun kann. Ach. sie versteht sehr gut, daß die Eltern empört sein müssen über sie, die haben so festgewurzelte moralische Anschauungen, die lassen sich nicht von heut' auf morgen über den Haufen werfen. Sie hält inne mit Packen: hört nebenan den Vater was von Machtwort sprechen" sagen. Herrgott, ist das eine lächerliche, armselige Geschichte. Hastiger als zuvor wirft sie Wäschestücke in den Koffer. Schnell fort. Ist die einzige Lösung. Man kann doch nicht hierbleiben, sich als Fehltritt behandeln, großmütig verzeihen lassen, wo's gar nichts zu verzeihen gibt. Von außen wird die Klinke niedergedrückt: Iilgi!" Herrn Krons Stimme klingt ge- reizt. Daß die Tür verschlossen ist. läßt ihn xoütend werden:...Entweder du bist heut

abend um acht im Haus oder du brauchst überhaupt nicht mehr wiederzukommen!" Stapfende Schritte, und mit heftigem Penggg fällt die Flurtür ins Schloß. Gilgi trampelt mit beiden Beinen auf dem Koffer herum, bis das Schloß zugeht. Leise öffnet sie die Tür, hört Frau Krön in der Küche hingebungsvoll mit der Putzfrau zan- ken:Un wenn Ihnen die Butter nich gut genug is..." In andere Häuser..." Ich krieg zehnfachen Ersatz für Sie." Die schweren Mülleimer runtertragen un Kohlen außem Keller eraufschleppen un dann ranzige Butter zum Frühstü..." Die Butter is nich ranzich." Die is doch ranzich-,." Mit unsäglicher Mühe schleppt Gilgi den schweren Koffer die Treppen hinunter, die rechte Schulter wird ihr ganz schief gezogen,

die Hand tut ihr weh... draußen fährt ein leeres Taxi vorbei Haaalt! Was ist denn, Gilgichen? Mitten in der Nacht kommst du an mit einem Riesen­koffer?" Es ist neun Uhr morgens, Martin", lächelt Gilgi trübe und läßt den Koffer mit einem Plumps mitten ins Zimmer fallen. Freu' mich, daß du da bist", sagt Martin einfach und überzeugend. Noch etwas ver- schlafen, sieht er abwechselnd auf das unge- wohnt elegische Gilcsi-Mädchen und auf den Koffer. Sein Haar ist verstruppelt, auf der linken Backe hat sich das Muster von der .Kopfkissenspitze abgedrückt, über den Pyjama hat er einen alten, zerzausten Regenmantel geworfen. Er sieht ein bißchen nach Flücht- ling, Nachtlager von Granada oder Nicht- Gentleman-Einbrecher aus. Langsam fährt er sich mit dem Handrücken über das hart be- stoppelte Kinn und wird plötzlich wach. Wart' einen Augenblick! Bevor du mit deiner zweifellos langwierigen Erklärung an- fängst, möcht' ich dir einen Kuß geben, dazu muß ich mich erst waschen und rasieren." Mit Nurmi -Geschwindigkeit stürzt er ins Bade- zimmer. Und Gilgi tut etwas, was sie noch nie getan hat, etwas, das für sie verwirrender und ungeheuerlicher ist, als ihre Flucht von zu Haus: sie telephoniert ins Geschäft, läßt sich mit Herrn Reuter verbinden:... fühl' mich so krank und elend..."

Doch keine Grippe?" Nein, nein, nur..." Im Bett bleiben..." Ja, morgen ist sie wieder da Gute Besserung"Dante." Sie legt den Hörer auf, kommt sich pflichtvergessen, unfair, faul und schlampig vor. Setzt sich auf ihren Koffer, heult ein bißchen, freut sich dann wieder, daß sie nun den ganzen Tag bei Martin sein wird, und hat ein schlechtes Gewissen, weil sie sich freut. Fühlt einen ziehenden Schmerz, als ihr das Endgültige ihrer Trennung von den Krons dunkel auf- dämmert, sehnt sich plötzlich ganz sinnlos nach dem albernen, grünplüschenen Washington- Zimmer und schüttelt sich bei dem Gedanken, noch einmal da zu sitzen es ist ein furcht­bares Durcheinander, ihr ganzes Innere ist �um Kriegsschauplatz wüst streitender Emp- findungen geworden, alles rollt, saust, wackelt, nichts steht fest nur Martin. Der erscheint stolz mit einem Tablett, hat sich in der kurzen Zeit nicht nur fix und fertig ange- zogen, sondern auch schnell noch Kaffee ge- kocht. Brötchen. Butter, Iam, Honig alles da. Mit ein paar Griffen baut er den Kaffeetisch auf, bricht nebenbei schnell mal einer Tasse den Henkel ab. Schmeißt die Honigbüchse äußerst geschickt gerade aus das schmale Spältchen nackten Parkettfußboden zwischen Läufer und Teppich, wo sie sich mit einem sanften Knacks in Scherben auflöst. (Fortsetzung folgt.)

Erfolg. Aber der Engel des Schicksals hielt seine Hand über meinem Haupt und zwang mich, weiter zu suchen. Ich hatte kaum meine Arbeit wieder begonnen, alz ich eine klar« und fast voll- kommen kreisrunde Umrißlinie von etwa 12 Mi- krons(1 Mikron 1 Millionstel Millimeter) im Durchmesser erblickte. Ich forschte nun weiter. Da war noch eine andere und dort wieder eine genau solche Zelle. In jeder Zelle war ein Bün- del winziger Körnchen, pechschwarz, ganz so wie die schwarzen Pigmentkörnchen des Plasmodium." Wie Roh bald zweifelsfrei feststellen konnte, waren es Malaria-Mikroben, die er im Magen der Fliege entdeckt hatte, und nun war das grohe Geheimnis kein Geheimnis mehr. Der Kampf gegen dies« Menschheitsgeißel konnte ausgenom- men werden durch die Vernichtung der Brut- platze der Moskitos, und seitdem ist ein« außer- ordentliche Abnahme der Erkrankungen«ingetre- ten. Kulturtaten, wie der Bau des Panama - Kanals, der in den maloriaverpesteten Gebieten auf die größten Hindernisse stieß, wurden erst jetzt ausführbar. 3)ie erfle deulfche SMberjarm Um die letzten Elbbiber zu erhalten, besteht zwischen Anhalt und Magdeburg eine Kolonie, die unter Naturschutz sieht und deren Vermehrung nur langsam fortschreitet. Während diese Anlage nur der Erhaltung einesNaturdenkmals" gilt, hat man in neuester Zeit aus praktischen Gründen eine Bibersarm eingerichtet, die die Bedeutung des Bibers als Pelzlieferanten dartun soll. Ueber diese erste deutsche Freilandbiberfarm, die seit dem Spätfommer 1S28 mit kanadischen Bibern in Dinnies bei Borkow in Mecklenburg eingerichtet wurde, berichtet Dr. H. W. Frick- hinger in derUmschau". Der Biber kann nur in einem Gelände mit fließendem Wasser gedeihen, dessen Fläche an den Rändern mit Schilf und Wasserrosen bewachsen ist. Außerdem müssen Weichhölzer, wie Pappeln, Weiden , Erlen ufw. vorhanden fein, da der Biber sich von der Rind« der Stämme und den jungen Blättern nährt und das entrindete Holz zum Bau von Burgen und Dämmen benutzt. Der Wasserstand darf nie so niedrig sein, daß das Wasser im Winter ganz zu- stiert, denn der Biber hält keinen Winterschlaf und muß daher die Möglichkeit haben, unter der Eisdecke zu schwimmen. Alle Forderungen sind nun auf der Biberfarm in Dinnies erfüllt. Um den Tieren auch das für sie wichtigste Holz, die Pappel, zugänglich zu machen, hatte der Züchter zahlreiche dieser Bäume angepflanzt und um den See herum eine Reihe künstlicherBurgen" er- baut, die teils aus festem Astgerüst, teils auch nur mit Schilf umkleideten Holzkisten bestehen. In diese mit solcher Sorgfalt vorbereitete Farm wurden 1928 IS Paar Biber eingesetzt, und schon im Juni 1929 zeigten sich die ersten Jungtiere. Der Biberstand ist heut« aus SO Tiere ange­wachsen, doch könnte das Gelände etwa 200 Bibern zur Wohnstätte dienen. Jedenfalls ist mit dieser Pionierarbeit gezeigt, daß die Züchtung des Bibers in Deutschland möglich ist, und manche sonst brach liegenden Teich- und Forstgebiete könnten dazu benutzt werden. 3ns Weile Da» geht so fröhlich In« Allgemeine! Ist leicht und selig. Als wär's auch reine Sie wisien gar nichts Von stillen Riffen: Und wie sie schiffen, Die lieben Heitern, Sie werden, wie gar nicht», Zusammen scheitern. fSoith».,

Siiigrogel: Taf/fl/jUlUf MI 5 III

Schon zieht der Herbst herauf. Die Buchen- krönen sind mit einem goldgelbschimmernden Saum überreift, blutrote Eschen tauchen auf, hellgelbe Lärchen, goldlameleuchtende Birken und schwefel- gelbe Ahorn«, reines, edles Mahagonibraun über- zieht die Eichen, und das flammendste Rot, das wir in der Natur haben, wird vom wilden Wein und vom Essigbaum ausgelegt. Die Dörfer atmen einen herbdiesigen Dust aus. Es riecht, als wenn grünes Holz verbrannt wird und wie saure Milch. Gestern hat es geregnet. Ich hotte im Walde übernachtet und als ich wach wurde, jagten blei- graue Wolke über den Himmel. Zwischen dem Filigran der Aeste pfiff der Wind. Als ich auf die Landstraße kam, fielen die ersten Tropfen. Bald nahmen die Schottersteine ein« stahlblaue Farbe an. Der Wind peitschte mir den Regen ins Gesicht. Von dem Hutrande klingelten die Tropfen- girlanden, die Feuchtigkeit sammelte sich in den Rocktaschen. Ich suchte in einer Feldscheune Zu- flucht. Durch die Ritzen in den Wänden, durch die Löcher im Dach kam der Regen. Ich kroch unter einen Strohhaufen. Ich verfchlies den Tag und fischte Träume aus den bewegten Teichen des Strohs. Abends weckte mich eine verblichen« Sonne aus den silbergelben Halmen. In der Fremdenstubee der Herberge war eine dumpfstickige Luft. Um den fettigen Tisch drängten sich die verwitterten Gestalten der Kunden. Ein buckliger Hausierer, der feinen Kasten mit Zwirn, Gummiband und Druckknöpfen durch ganz Deutsch- land schleppt, verschlang ein Zeitungsblatt mit der Inbrunst eines Menschen, der nur zeitweise eine Zeitung zu sehen bekommt. Er las den politischen Teil und den unterhaltenden mit Andacht und ver- wandte viel Zeit auf die Nachrichten aus der Provinz. Zuletzt machte er sich über die Anzeigen her, wie ein Feinschmecker über den Nachtisch, der ihm Zusammenfasfung und Höhepunkt eines Mahles ist, dessen Ende er bedauert. Umständlich faltete der Alte die Seiten. Drei Mann droschen mit abgegriffenen Karten einen Skat. Sie rauchten Zigaretten, die aus Zeitungspapier und zerblätterten Zigarrenstummeln gedreht waren. Der Geruch des schwelenden Zeitungs- papiers vermischte sich mit den Ausdünstungen der feuchten Kleider. DerVize", der Vertreter des Herbergsvaters, ließ uns antreten und besah unsere Hemden, ob sie sauber waren. Weil keiner etwas verzehrte, mußten wir schon um 7 Uhr schlafen gehen: für Kartenspieler und Zeitungsleser zündet der Her- bergsvater kein Licht an. Wir muhten nach unten, in den Keller. Der Vize leuchtete uns die lebensgefährlichen Stufen hinunter. Die Flamme seiner Kerze zuckte im Lustzug aus und nieder. Unsere Schatten an den feuchten Wänden waren groteske Zerrbilder unfe- rer Umrisse. Wir spürten den feuchten Moder- geruch des Kellers. Der Vize wartete, bis wir auf die Holzpritschen gekrochen waren, die an den Wänden übereinander ausgestellt waren wie die Kojen in den Schifsskabinen. Nur: diese Schlaf- prtischen ähnelten den Regalen, die in den Ge- müsekellern zum Ausbewahren von Aepfeln und Kartoffeln dienen. Keiner von uns legte sein« Kleider ob. Jeder drehte sich in eine der bereit- liegenden zerrissenen Decken, die übel rochen und schmutzig waren. Der Vize klapperte die Keller- stufen hinauf. E» war dunkel... Von irgendwo aus dem Hause klangen die Töne eines Posaunen- chore» zu uns herunter. Sie spielten eine fromme Melodie. Die Pritsche war hart. Mich fror.-Ich vergrub die Hände in die Hosentaschen und krümmte mich unter der Decke. Meine Zähne schlugen aufeinander. Dicht bei mir klapperte es auch, ganz leise, klack, tack, tacktack... Ein Kumpel fluchte böse. Aber was half es? Di« feuchte Kälte kroch den Rücken entlang. Ich konnte nicht einschlafen. Neben mir auf der Pritsche stöhnte jemand. Das helle Quadrat des Fensters mit dem dunklen Geflecht der Gitterstäbe war sichtbar. Oben bliesen sie noch immer an der frommen Weis«. Endlich siel ich in«inen biet» fchweren, traumlosen Schlaf.

Am frühen Morgen standen wir zerschlagen und matt von unserem Lager auf. In der Fremden- stube schenkte der Herbergsvater Zichorienbrühe aus und verkaufte alte Schrippen. Wir torkelten ins Freie. Die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel und tanzte auf den Dachfirsten der Häuser. Aus den Schornsteinen kräuselte sich der Rauch, leicht be- wegt vom Morgenwind. Der Rücken straffte sich, die böse Nacht war schon wieder vergessen. Neuer Mut belebte die Schritte. Ich ging ins Dorf, mir die Frühstücksstullen zu erbetteln. Die Kinder liefen mir nach und verhöhnten mich, weil meine morschen Schuhe auseinandersielen: die Sohle löste sich vom Oberleder und schlappte beim Gehen auf dem Boden, daß es aussah wie ein junger Hund, der gähnen möchte und zu faul dazu ist. Eine mitleidige Bäuerin gab mir«inen mächti- gen Kanten Brot und ein Ende Wurst. Ich ließ mir eine Flasche mit Kaffee füllen und trollte weiter. Am Ausgang des Dorfes traf ich meine Schlaf- kameraden wieder. Sie hatten ebenfalls Glück gehabt und saßen nun im Chausseegraben und tauschten die erbettelten Eßwaren aus. Etliche hatten Geld bekommen und Tobak dafür gekauft. Sie bekamen nun für den Tabak Brot und Wurst. Wir saßen eifrig schmatzend da und hatten alle Sorgen vergessen. Die Sonne lachte uns wieder! Wir drehten uns Zigaretten und sahen den Rauch- kringeln nach. Zwei ältere Damen kamen vorbei und sahen uns mißtrauisch an. Wir lächelten leise. Jemand holte eine Mundharmonika hervor und spielte ein Lied. Wir lagen still und sahen einem Zug Störche nach, die gen Süden flogen.

Wie Seine Wlalaria- enldeckung gelang Mit dem Tode des englischen Forschers Ronald Roß ist ein großer Wohltäter der Menschheit da- hingegangen, denn Roß hat durch seine Ent- deckung der Verbreiter der Malaria die Mittel zur Bekämpfung dieser furchtbaren Krankheit ge- funden und dadurch Millionen Menschenleben ge­rettet. Der Erreger der Malaria war zwar schon lange bekannt: man wußte, daß dieses bereits von den Alten gefürchtete Fieber durch Parasiten im Blut hervorgerufen wurde, aber man konnte sich nicht vorstellen, wie diese Bazillen von dem Kranken auf den Gesunden übertragen werden konnten. Roß wurde während seiner ärztlichen Tätigkeit in Indien einer der Begründer der mo- dernen Tropenmedizin und ging in langjähriger Forschung der Frag« nach der Verbreitung der Malaria nach. Schließlich befestigt« sich in ihm der Glaube, daß der Molaria-Bazillus von einer bestimmten Art von Moskitos oder Gabelmücken, der Anopheles, übertragen werden müsse, und zwar nur von dieser. Aber es gelang ihm nicht, für dies« Ansicht nun einen zwingenden Beweis zu finden. Wie er schließlich dieses Ziel erreichte und sich dadurch einen unsterblichen Namen in der Er- innerung der Menschheit errang, das hat er selbst erzählt Es war ein furchtbar heißer Nachmittag am 20. August 1897, und er hatte in seinem Laboratorium Hunderte von Moskitoteilen der genauen Untersuchung durch da» Mikroskop unter- warfen immer vergeblich. Da kam er schließ- lich an das letzte Tier, das für diesen Nachmittag noch präpariert war.Das Präpiuat war aus- gezeichnet", so berichtet er,und ich untersuchte sorgfältig die Gewebe, die mir nach tausendfachen derartigen Arbeiten so geläufig waren. Wieder fand ich nichts. Doch die Gewebe des Fliegen» magens blieben noch zu prüfen. Da lagen sie auf der Glasplatte, ein großes, weißes Gebilde von Zellen, von denen jede genau betrachtet wer- den mußte. Dos war wenigstens noch eine halb« Stund« Arbeit. Ich war müde und mutlos. Wo- zu das alle»? Ich hatte die Magen von mehr gl» 1000 Mo»klto» damal» untersucht ohne