bann zu ihm gemandt und ihn darauf aufmerksam gemacht, daß der Reichskanzler um das Wort bitte, worauf Göring erklärt habe: ,, Jawohl, sobald die Abstimmung vorbei ist." ,, Dann", so fuhr Gö ring fort, schob der Reichskanzler mit zitternder Hand ein Papier mit der weißen Seite nach oben auf meinen Plaz, das ich wieder beiseite schob."
In diesem Moment der Vernehmung Görings ereignete fich ein Zwischenfall. Der deutsch nationale Abgeordnete Berndt stellte an Göring die Frage, wie es sich mit dem in der Presse berichteten Ausspruch Görings bei einem Essen mit dem italienisch- faschistischen Politiker Federzoni verhalten habe. Göring habe zwar die angebliche Aeußerung, wonach er absichtlich dem Kanzler das Wort verweigert habe, als unzutreffend dementiert. Er wiederholte dieses Dementi. Nun fragte aber der Abg. Berndt den Reichstagspräsidenten Göring : Was haben Sie denn Positives bei dieser Gesellschaft gesagt?" In diesem Moment rief Dr. Goebbels , fichtlich nervös, aufgeregt dazwischen: Das geht Sie doch gar nichts an, err Berndt." Der sehr bezeichnende Ausspruch verschaffte Herrn Goebbels einen Ordnungsruf.
Um die Aussagen Görings noch einmal festzuhalten, fragte Abg. Högner( Soz.):„ Herr Zeuge, Sie haben also dem Reichskanzler das Wort nicht absichtlich verweigert?"
Högner: Sie haben auch sonst eine solche Aeußerung darüber nicht gemacht. Zu niemanden? Göring :„ Nein!" Die Bernehmung dauert an.
Das Kabinett Graf Julius Karolyi ist zurüdgetreten. Der Reichsverweser hat das Rücktrittsgesuch angenommen und Graf Julius Karolyi mit der vorläufigen Weiterführung der Geschäfte beauftragt.
In einem Leitartifel legt Times" nochmals den britischen Standpunkt in der Frage der Rüstungsgleichheit dar. Das Blatt schreibt, je energischer die Delegierten in Genf einen Blan praktischer Verminderung und Begrenzung der Rüstungen fördern würden, desto unmöglicher würde es für Deutschland oder sonst eine Macht werden, sich fernzuhalten. Die deutsche Forderung nach Gleichberechtigung sei zweifellos in legaler Hinsicht ohne Grundlage in dem Sinne, daß fein Artikel oder Sag des Verfailler Vertrages Deutschland ausdrücklich Rüstungsgleichheit verspreche. Aber zahlenmäßige Gleichheit werde ja gar nicht verlangt, und der Vertrag enthalte reichliche Hinweise, daß feine Absicht bestanden habe, das große Mißverhältnis der militärischen Stärke und die rechtliche Ungleichheit für unbegrenzte Zeit aufrechtzuerhalten. Es sei zweifellos beabsichtigt worden, daß die Kluft verengert und daß
alle Bölferbundsmitglieder auf gleichem Fuße behandelt werden sollten. In Artikel 164 des Versailler Vertrages und in einer alliierten Note an die deutsche Friedensdelegation set flar die Möglichkeit in Aussicht gestellt worden, daß nach Deutsch lands Eintritt in den Bölkerbund eine Aenderung eintreten werde. Deutschland ist, so fährt das Blatt u. a. fort, vor sechs Jahren Völkerbundsmitglied geworden. Die erwähnte Verpflichtung ist des halb nicht weniger bindend, weil sie eher moralischer als legaler Art ist. Alles spricht dafür, daß die anderen Mächte jeht sobald wie möglich die Unterlassungen der Juli- Resolution der Abrüftungskonferenz gutmachen und Deutschland so eindeutig wie möglich ihre Absicht erklären sollten, ihre moralische Verpflichtung zu erfüllen. Was jetzt notwendig ist britische Regierung unablässig darauf hinarbeiten wird, ist eine und es darf erwartet werden, daß die gemeinsame Erklärung der anderen Mächte und besonders der vormaligen alliierten und assoziierten Mächte, daß die Abrüstungskonvention in juristischer und fattischer Beziehung Teil V des Versailler Vertrages hinsichtlich der nationalen Rüstungen er= forgfältig gewählten Worten das Prinzip der Begrenzung wahren und gleichzeitig Deutschland keinen haltbaren Grund lassen, den weiteren Arbeiten der Konferenz fernzubleiben.
-
-
Der Entschluß des Kabinetts wurde dem Reichsverweser von Karolyi am Mittwochmittag mitgeteilt. Die Unterredung dauerte zwei Stunden. Der Ministerpräsident gab dem Reichsverweser einen leberblick über die innerpolitische und wirtschaftspolitische Lage des Landes und wies darauf hin, daß der Rücktrittsentschluß des Kabinetts gefaßt worden sei, um die Vorbedingung für die Entfeßen wird. Eine solche Resolution, meint das Blatt, würde in
wirrung der schwierigen Lage zu schaffen.
Kommt Bethlen wieder?
September
Für die einzige Hauptursache der Krise halten die Blätter die Gegensäge, die zwischen dem Ministerpräsidenten und der Einheitspartei entstanden sind. Die Forderungen, die die Einheits partei der Regierung gegenüber aufstellt und die Ministerpräsident Graf Karolyi als nicht erfüllbar gefunden hat, können „ Besti Hirlap" zufolge in den folgenden fünf Punkten zusammen gefaßt werden: 1. Regelung der Landwirteschulden, 2. Herabsetzung der Bankrate, 3. starke Hand gegenüber den Kartellen, 4. Herabsegung der Produktionskosten der Landwirtschaft, insbesondere Verbilligung gewisser Industrieartikel, 5. in der Devisenfrage ist selbst gegen die Nationalbant eine allgemeine Wirtschaftspolitik zur Geltung zu bringen, die im Interesse der Aufrichtung der Landwirtschaft notwendig erscheine.
Bezüglich des Nachfolgers Karolyis herrscht vollkommene Unsicherheit. Im allgemeinen kommt in den Blättern der Wunsch nach einer Regierung zum Ausdrud, die entsprechende Fähigkeiten besitze, die Wirtschaftskrise zu lösen. Mit Ausnahme des sozialdemofratischen Organs Nepszawa", welches die zurückgetretene Regierung scharf fritisiert und einen gründlichen Regime wechsel fordert, sind die Blätter der allgemeinen Auffassung, daß bei der Lösung der Krise naturgemäß die Haltung der Einheitspartei ausschlaggebend sein werde. Die Einheitspartei sehe aber nach wie vor den Grafen Stefan Bethlen als ihren Führer an. Graf Stefan Bethlen wird heute in Budapest eintreffen und als erster jener Politiker empfangen werden, die der Reichsverweser über die Lösung der Krise anhören wird. Mehrere Blätter halten es nicht für ausgeschlossen, daß wiederum Graf Karolyi mit der Neubildung der Regierung betraut werden wird.
Der„ Sinn des Wahlkampfes". Oberfohren enthüllt ihn.
In einer Wahlversammlung in Kiel hat der Vorsitzende der deutschnationalen Parlamentsfraktion den Sinn des Wahlkampfes" enthüllt. Er hat ganz nüchtern ausgesprochen, daß die Auflösung den Zweck habe, für die Hugenberg - Partei rund 25 Mandate zu gewinnen. Damit wäre dann die Mehrheitsbildung Nazi- Zentrum unmöglich, und die schwerkapitalistischen Deutschnationalen würden Herren der Lage.
Die ,, nationale" Frage löst sich hier ganz einfach auf in ein wohltätiges Rechenerempel zugunsten der eigenen Partei. Nur daß die Rechnung selbst bei den Wählern liegt, die den HugenbergOberfohren schon am 31. Juli eine Absage erteilten, die nicht von Juli eine Abfa Pappe war.
Devisenschiebung im Hitler- Kreis. Braunhaustantine, Hotel und Kriminalfommissar.
In München sind drei Devisenschieber verhaftet worden, dazu ein Kriminalfommissar, der ihnen Beihilfe geleistet hatte. Sie haben wöchentlich Beträge von durchschnittlich 180 000 Mart in die Schweiz verschoben.
An der Spitze dieser sauberen Kumpane steht der Hotelier Hauser, der bis vor kurzem noch Besizer des Hotels Reichsadler war, dessen 250 3immer seit etwa vier Monaten von der Reichs= leitung der Hitler - Partei für den Jahresbetrag von 200 000 mart gemietet worden sind. Hauser war immer schon ein Liebling der hiesigen Nazileitung und früher auch einmal kantinenwirt im Braunen Haus. Auch der verhaftete Kriminalkommissar Paulus ist ein strammer Hitler mann und aus irgendwelchen Gründen ein Höriger des Hoteliers Hauser. Paulus faß im gleichen Büro mit dem Kriminalbeamten, der die Erhebungen in der Devisenschiebung zu machen hatte, so daß es ihm nicht schwer fiel, die Aften einzusehen und den Inhalt seinem Freunde Haufer mitzuteilen. Außerdem war er in dem selben Untersuchungsgefängnis, in dem der Juwelier Altmann saß, der die Devisen jeweils in die Schweiz brachte und als erster verhaftet worden war. Er verhörte diesen Altmann in der Sprech zelle der Gefangenen und erzählte dann alles, was er erfahren hatte, dem damals noch nicht verhafteten Hauser, dem es auf diese Weise gelang, seine Helfershelfer zu instruieren.
Sein Zusammenfriff des Bayerischen Landtags . Die sozialdemofratische Fraktion hat die Forderung der Kommunisten auf fofortige Einberufung des Landtags zur Stellungnahme gegen die Notverordnung der Reichsregierung abgelehnt. Der Bayerische Landtag bürfte also vor der Durchführung der Reichstagswahlen nicht mehr aujammentreten.
" Times" schließt: Die öffentliche Meinung anderer Länder
muß lief beunruhigt sein durch einige der Tendenzen, die in Deutsch land seit dem Amtsantritt der jetzigen Regierung in Erscheinung getreten find. Aber bisher haben die militärischen Uebungen den Buchstaben des Vertrages beobachtet. Die Tanks zum mindesten, die gerade jetzt bei den deutschen Manövern eine hervorragende Rolle spielen, find Atrappen. Auch ist zweifellos
eine große Anzahl von Deutschen , wahrscheinlich die Mehrheit, gegen eine Erneuerung des Wettrüffens,
Tragisches Mißverständnis.
ZwischenKriminalbeamten und sozialdemokratischem Werber Frankfurt a. M., 21. September. ( Eigenbericht.). Ein tragisches Mißverständnis hat einem Hanauer Kriminalbeamten das Leben getoftet.
In der Nacht zum Sonnabend begegneten sich um 2 Uhr früh auf menschenleerer Landstraße in Wilhelmsbad bei Hanau ein radelnder Kriminalbeamter in Zivil, der gerade eine Razzia nach Felddieben durchgeführt hatte, und der sozialdemokratische Zeitungswerber Holl aus Frankfurt- Sindlingen , der von einer Werbetour nach Frankfurt zurückkehrte. Der Kriminalbeamte, der ohne Licht fuhr, begann Holl zu verfolgen in der Annahme, einen flüchtigen Felddieb vor sich zu haben. Er rief: ,, halt, absteigen", ohne sich jedoch als Beamter zu erkennen zu geben. Holl fühlte sich bedroht und gab einen Schredschuß ab. Darauf schoß der Beamte, während beide in schnellem Tempo auf Waldwegen dahinsausten, fünfmal in einer Entfernung von 15 Meter auf Holl, ohne ihn zu treffen. Nun schoß Holl seinerseits rückwärts auf seinen Verfolger und traf ihn so unglücklich in den Bauch, daß die Därme siebenmal zerrissen wurden. Holl alarmierte sofort die Rettungsstation und die Polizei. Arbeiterfamariter brachten den Schwerverlegten ins Krankenhaus. Als man feststellte, daß der Verlegte ein Kriminalbeamter ist, wurde Holl festgenommen. Er war im Besitz eines Waffenfcheines und gab an, daß er sich in höchster Gefahr geglaubt habe. In der Nacht zum Dienstag ist der Kriminalkommissar feinen schweren Verlegungen erlegen. Holl wurde inzwischen aus der Haft entlassen, weil auch die Staatsanwaltschaft ,, vermeintliche Notwehr" annehmen dürfte.
Holl ist als Werber für die sozialdemokratische ,, Volksstimme" und das sozialdemokratische Wochenorgan für Hessen- Nassau Rote Bost" mit einzigartigem Erfolg tätig gewesen. Binnen Halbjahresfrist hat er als Werber mehr als 3000,, Rote- Post"-Abonnenten ge
wonnen.
Die Mitteilung von dem Tode des Kriminalassistenten hat Holl nerven heilanstalt übergeführt werden mußte. so erschüttert, daß er die Sprache verloren hat und in eine
GA. Bandalen im Vorortzug. Polffer und Wandbekleidungen zerschnitten und zerschoffen
Ein tolles Stüd leisteten sich in der vergangenen Nacht 3 wei uniformierte S.- Ceule. Auf der Fahrt von Wann see nach Berlin zerschnitten die beiden Hitler - Gardisten in einem 2.- klasse- Wagen die Polster und zerfetzten die Wandbekleidungen der Abteile. Dann 30g einer der Burschen eine Pistole hervor und feuerte in die Wagenwand sechs Schüsse ab. Die Bandalen wurden festgenommen und der Politischen Polizei übergeben.
Die SA. - Leute benutzten den Personenzug 4529, der um 1.36 Uhr auf dem Wannseebahnhof in Berlin eintrifft. Beide waren die einzigen Fahrgäste in dem 2.- Klaffe- Wagen 23 940. Während der Fahrt hörten Fahrgäste des anschließenden Wagens Detonationen und hin und wieder flog ein Stoffeßen an den Fenstern vorüber. Auf dem Wannseebahnhof wurden sofort Bahnbeamte von dem Vorfall in Kenntnis gesetzt. Die Beamten trauten ihren Augen taum, als fie fast fämtliche Abteile des Wagens, in dem sich zwei uniformierte Hitler- Leute befunden hatten, in einem chaotischen Zustande vorfanden. Von den Wänden waren die Wandbekleidungen heruntergerissen, die Polster waren zerschnitten und eine Wagenwand wies sechs Kugeleinschläge auf. Die S.- Leute hatten alles zum Fenster hinausbefördert, um die Spuren ihrer Schandtat zu verwischen. Ein Beamter des Bahn überwachungsdienstes fonnte die Burschen gerade noch stellen, als
SS
das eine solche Katastrophe für Europa und vor allen anderen für Deutschland gebracht hat. Das Wesentliche ist, daß die deutsche Nation einstimmig verlangt, nicht länger in eine besondere und untergeordnete klasse gedrückt zu werden. Diese Forderung würde durch keinen Regierungswechsel in Deutschland verändert werden. Es darf Deutschland keine Entschuldigung dafür gelassen werden, sich vom Grundfaz der Begrenzung der Rüstungen loszusagen, der allein die Welt eine Zeitlang vor beunruhigendem Mißtrauen und unerwünschten Geldausgaben bewahren kann.
Zugeständnisse Herriots?
Der Genfer Vertreter der Morning Post" meldet, man glaube, daß Herriot der Anregung der britischen Denkschrift folgen werbe, wonach alle Konferenzteilnehmer sich zu einer mirflich wertvollen Abrüstungsmaßnahme entschließen sollen, die eine genaue Begrenzung der Arten und der Mengen der Waffen einschließt. Ein solcher Schritt würde nach Ansicht des Korrespondenten ein sehr großes Zugeständnis Frankreichs sein und auf eine teilweise Preisgabe des Grundsatzes vor allem andern Sicherheit" hinauslaufen. Es herrsche in Genf die Empfindung, daß eine wesentliche Rüstungsverminderung zustande gebracht werden müsse, und wenn Frankreich dabei die Führung übernehme, jo würde es den auf ihm haftenden Vorwurf beseitigen, daß es Fortschritte der Abrüstungskonferenz zu verhindern suche.
Léon Blum über Deutschlands Fernbleiben. Paris , 22. September.
Im Populaire" beschäftigt sich der Abgeordnete Léon Blum mit dem Beschluß der Reichsregierung, an den gestern begonnenen Berhandlungen des Büros der Abrüftungskonferenz nicht teilzunehmen. Er hält die Abwesenheit Deutschlands von Genf richt für berechtigt und schreibt, die französischen Sozialisten hielten die deutsche Not für un annehmbar. Man dürfe sich aber eine Illusionen machen: Die deutsche Forderung nach Rüstungsgleichberechtigung würde mit allem Nachdruck wiederaufleben, wenn die Abrüstungskonferenz tatsächlich durch den Fehler der anderen Mächte im Sande verliefe. Nur ein Mittel gebe es, um das zu vermeiden, nämlich, unverzüglich die in Versailles übereinzuhalten und so, wie Herriot das getan habe, ohne Umschweife zu nommene moralische und politische Verpflichtung proklamieren, daß die allgemeine Abrüstung das Ziel sei, auf das das Streben aller Mächte gerichtet sein müßte. Man müsse nach Annahme dieses Grundsages auch eine erste, weitgehende Berwirklichung vornehmen, und dazu biete der Abrüstungsplan Hoovers die Gelegenheit. Diese Gelegenheit müsse entschlossen benutzt werden.
sie die Sperre bereits passiert hatten und das Weite suchen wollten. Bei einem der Täter wurde eine 7,65- Millimeter- Dreyse=
Pistole gefunden, deren Magazin leergeschossen war. Die in dem Wagen vorgefundenen Patronenhülsen hatten dasselbe Kaliber.
Die Täter, ein 25jähriger Willi Schmidt und ein 21 Jahre alter Handlungsgehilfe Rudolf Steinle, gaben an, wohnungslos zu sein.
Zwei Schulklassen geschlossen.
Wegen Scharlach und Ziegenpeter.
Auf Anordnung des zuständigen Kreisarztes find zwei Berliner Saultlassen wegen des Auftretens anstecender Krankheiten mit Wirkung vom heutigen Donnerstag bis zu den Herbstferien geschlossen worden, und zwar die Klasse 5b der 94. Gemeinde. schule in der Strausberger Straße 8-9 wegen Scharlach , und die Klasse 7b der 105. Gemeindeschule in der Prenzlauer Straße 227 megen 3iegenpeters.
Todessturz im Treppenhaus.
in der vergangenen Nacht ein tödlicher Unglücksfall. Der 58 Jahre Im Hause Falfstraße 18 in Neukölln ereignete fich fehl und stürzte so unglücklich hinab, daß er mit einem Schädelalte Arbeiter Hugo Muselit trat in der Dunkelheit auf der Treppe bruch bewußtlos liegen blieb. M. wurde zur Rettungsstelle 5 in Neukölln gebracht, wo der Arzt nur noch den Tod feststellen fonnte.
Die Schüsse in der Röntgenstraße. Aussagen neutraler Zeugen im Kommunistenprozeß.
niften vor dem Berliner Sondergericht brachte eine äußerst Die heufige Morgenfihung in dem Prozeß der neun kommuvöllig neutralen Zeugen gemacht worden ist. Die Frage, ob aus wichtige Aussage. Sie ist um so entscheidender, als fie von einem der Richtung des SA.- Lokals auf die entgegengesetzte Seite der Röntgenstraße hin geschossen worden ist, hat nun ihre endgültige Lösung erhalten: es ist geschossen worden.
Die Angestellte der Apotheke in der Röntgenstraße, Frau Dr. P. war gerade mit Schreibmaschinenarbeiten beschäftigt, als sie Schüsse hörte. Sie lief zum Fenster, im selben Augenblid ertönten weitere Schüsse. Sie sah ganz genau, wie die Aufschläge der Kugeln am Hause Nr. 13, also auf der Seite, die dem SA.- Lokal gegenüberliegt, Funken aufblizen ließen. Eine Bestätigung findet diese Aussage in dem Bikar der Kirche am Lüzowplay Ece Röntgenstraße. Auch er beobachtete das Schießen und stellte fest, daß mehrere Kugeln durch die Bäume des Gartens vor seinem Hause drangen. Also waren die Schüsse gegen die an der Ecke der Röntgenstraße verjammelten Rommunisten gerichtet. Anders lautet die Aussage des Zeugen Donner, der in der Röntgenstraße wohnt. Er will einen Trupp junger Menschen laufen gesehen haben, die sich in der Richtung zum Verkehrslofal bewegten und hier mehrere Schüsse abgegeben haben sollen. Der Trupp lief gleich darauf zurück, ein junger Mensch löste sich ab, stellte sich auf den Fahrdamm und schoß noch mehrmals. Der Schüße auf dem Fahrdamn muß nach der Statur und nach der Kleidung seiner Ansicht nach der Angeklagte Chall gewesen sein. Der Zeuge Janaschit will gleichfalls die Angeklagten Sterdt und Chall, allerdings bereits nach Eintreffen der Polizei, auf der Straße stehen gejehen haben; außer diesen beiden noch den Angeklagten Beier. Bon Bedeutung war auch die Aussage des Mitgliedes des Sturms 33, Schwertner. Im Gegensatz zu seinen Kameraden gab er zu, daß sich vor dem SA.- Lokal Nationalsozialisten aufgehalten haben. Natürlid) bestritt auch er, daß von hier aus die Schüffe abgegeben worden seien,