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Augusto Turati .

Fromme Legende um eine schmutzige Sache.

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Der frühere Generalsekretär der italienischen Faschistenpartei, Augusto Turati - nicht verwandt und nicht verschwägert mit unserem im Eril verstorbenen Filippo Turati ist fürzlich von Mussolini in die Wüste geschickt worden. Ueber die Gründe dieser Maßregelung wurde von Italien aus eine rührselige Ber= sion verbreitet, die Mussolini im hellsten Glanze seiner bürger­lichen Tugenden erscheinen ließ: Augusto Turati hätte mit einem jungen Mädchen aus der besten römischen Gesellschaft ein Techtel­mechtel angefangen und sie dann schmählich sigen lassen. Als aber der sittenstrenge Benito Mussolini von diesem Treu­bruch erfahren hätte, habe er zornentbrannt den Verführer, der den guten moralischen Ruf des Faschismus in Mißkredit gebracht hätte, erbarmungslos bestraft.

Ausgerechnet Mussolini ! Mussolini als Tugend­wächter! Jene, die ihn und seine private Vergangenheit, wenn nicht Gegenwart, genauer fennen, wußten sofort, daß diese ganze Ge­schichte nur eine fromme faschistische Lüge sein konnte. Inzwischen ist die Wahrheit über den Fall Augusto Turati aus Italien durchgefickert. Eine Frau spielt wohl darin eine Rolle, allerdings wesentlich anders als in der an die Tränendrüsen appellierende offiziösen Legende.

Signore Augusto Turati hatte zu einer Turiner Dame Be­ziehungen, die nicht nur zart, sondern offenbar sogar ziemlich robust waren. Denn er schrieb ihr Liebesbriefe, die, wie sich dann später herausstellte, ein Sammelsurium ge­pfefferter Schweinereien waren. Wenn nur Turati sich

Läftiger Bittsteller

Schulze General direktor

,, Bitte um die übliche Unterstügung." Gebe nichts! Habe diesmal auf einen andern gesetzt!"

Schauspiel und Operettenhochflut

So'n büschen Berlinisch... Wiedereröffnung des Theaters am Schiffbauerdamm.

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Darüber kein Streit: das Berlinisch hat den Abend gerettet. Unsere fesse, dufte, fodderige und doch so urgemütliche Muttersprache hat's wieder einmal geschafft. Und dazu det Milljöh, Bater Zillens Miljöh: ihm zu Ehren wird ein Couplet gezwitschert, und der erste Att spielt im Nußbaum", dicht beim Moltenmarkt, mittenmang zwischen Fischerstraße, Roßstraße und Friedrichsgracht. Da hat nun zwischen Fischerstraße, Roßstraße und Friedrichsgracht. Da hat nun jeder, wat een richtiger Berliner ist, seine Erinnerungen und die spielen mit; das ist dem Stücke günstig. Weniger günstig ist, daß spielen mit; das ist dem Stücke günstig. Weniger günstig ist, daß gleich zu Anfang es ist Weihnachtsabend, wobei Schnee fällt und die Glocken bimmeln, ein Mädchen aus der Spree gefischt, bewußtlos hereingeschleppt und auf ein Sofa( war's ein gediegenes, tieffigiges, schwarzglanzleinwandiges?) gepackt wird. Dabei denkt man an Hannele, an eins der rührendsten Kinder deutscher Dichtung, und das ist dem Lokalbericht, den Hans Brennert ( ein Ur­berliner, was wieder mit allem versöhnt) vorbeitrudeln läßt, nicht günstig. Außerdem ist es gar kein Mädchen, vielmehr eine Nutte, ein unglückliches Abfallprodukt, dessen Tragik ehedem von Claire Waldoff unvergeßlich gestaltet worden ist. Das Nüttlein hier heißt Radieschen und lispelt sich durch Ilse Trautsch old, freilich in Anlehnung an Blandine Ebinger , die freche Bolle, in unser fried liches Gemüt. Daß Radieschen der rote Faden ist, an dem die Handlung( schließlich: Handlung muß sein) abläuft, ist klar wie Kloßbrühe. Das Tau besagter Handlung: Sigung des Lotterie­vereins ,, Immergrün" und Beschluß; der Einbruch; Knaders Glück und Ende in Villa Ziegenhals das Tau der Handlung und erst recht der Aufführung aber ist Harald Paulsen als Scheitel­karl. Schade, daß er nur einmal was zu singen bekommt; doch auch so ist er fnorte, Schentlemann mit Herz und Bizeps. Was nun die übrige Kolonne betrifft: Autojustav, Schattenjoseph, Schrammel­pepi, Zigeunerjanosch, Brüdenemil, Sporengraf, Codtailaujust, Stu dentenelse, Rosenfrieda, Bollenjuste allens Typen, gut gesehen und gemimt. Wat soll man da viel meckern. Ulfig ist noch ein Ham­burger Zimmermann, der sozusagen als Gegenpol das anständige Prinzip und die naive Moral vorstellt.

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Hoffentlich, wenn Kolonne Immergrün" mal nach Hummel­Hummel übersiedelt, fommt feiner auf den Gedanken, aus diesem Doftopp einen Berliner zu machen. Det wäre gelacht. R. B.

" Der Better aus Dingsda."

Theater am Kurfürstendamm .

Nach dem verunglückten Kabarettabenteuer des Herrn S. Hoff mann 30g wieder Leo Peutert ins Theater am Kurfürstendamm ein. Diesmal mit einem kleinen Operettenensemble, das uns Eduard Rünnedes ,, Vetter aus Dingsda" bescherte. Das chorlose Sing­spiel, das auf den üblichen Operettenausstattungsflimbim völlig ver zichtet und seine Wirkung einzig und allein auf ein nettes luftspiel­haftes Libretto und eine reizende melodienreiche Musik stellt, ist nicht mehr neu und unbekannt. Trotzdem aber hat die Musit ihre ganze Frische behalten. Ihre schlichten einschmeichelnden Kantilenen wie auch ihre Schlager- ihnen voran der Batavia For- zündeten gestern wie bei einer richtigen Premiere. Künnecke zählt zu den wenigen Operettenkomponisten, die mit künstlerischen Mitteln wir lich gute Unterhaltungsmusit machen können. In Margit Suchy bei seinem schriftlichen Liebesdrang auf die Pornographie beschränkt und Walter Jank uhn hat er zwei ausgezeichnete Interpreten der dem Singspiel einen drastische Urteile über seinen Herrn und Gebieter starken Publifumserfolg ersungen haben. Erifa Mussolini zu fällen. Dieser Strolch", dieses 2 as", diese Soubrettenrolle des Hannchen, May Meldsen und Ewald Went, feige Memme" mit diesen und ähnlichen Ausdrücken sprach die Träger der beiden männlichen Komikerpartien, Friz Lafon er von der geheiligten Person des italienischen Osaf; so ungefährtaine als wirklicher Better aus Dingsda und Else Reval , die wie in einem anderen Lande gewisse Unterführer über ihren sich im Batavia For einen Sondererfolg holte, bilden ein aus Duce urteilen, wenn sie unter sich sind und sie sich vergewissert gezeichnetes Operettenensemble, das auf alle Operettenflownerien Berzicht leistet. 5. P. Penser leitet mit Schwung ein fleines vortreffliches Orchester. Martini- Baschs Regie und ein hübsches Bühnenbild vervollständigen den angenehmen Eindruck, den man pon dieser gelungenen Aufführung davonträgt.

Moiffi- Gastspiel im Berliner Theater.

Zolffoi ,, Der lebende Leichnam ".

Wenn Gorki mit Tolstoi Fragen der Moral verhandelte, konnte er sich niemals des Lächelns erwehren. Denn der Sklavenhalter von Jasnaja Poljana , der sich wiederum als Sklave seiner von ihm tyrannisierten Familie bejammerte, wollte ein Urchrist sein. Dabei war er nur ein störrisches Genie, ein gewaltsamer Rechthaber und noch mehr ein eigensiniger Unrechthaber. Er war von der Natur des Fedja, des lebenden Leichnams, der in primitivster und zugleich in kompliziertester Schwermut sündigen und büßen, der ein Teufel und ein Heiliger zugleich sein wollte, und der deshalb ein über­menschlicher Narr wurde.

Seit Jahren spielt Moissi diesen melancholischen Narren, der in der Tragikomödie feiner Verworfenheit und Läuterung untergeht. Durch Gosse und Moissi leistet das vollkommenste Virtuosenstück. Himmel wandert er, er durchkostet die Seligkeit des Rausches und die Qual der Ernüchterung, und stets prägt sich ein, daß er ein Märtyrer ist. Jedes Gefühl flammt sofort zum Extrem auf, doch es brennt in der Phantasie des Miterlebens im Theater. Ein ewiges Fest der Sinnlichkeit und Ueberschwenglichkeit wird geboten.

Noch heute gilt das alles für die Moissi - Anhänger als herrlichste

Offenbarung. In Massen laufen sie ihm zu. unermüdlich jubeln sie ihm zu. Sie stauen sich vor der Bühne und auf der Straße, um ihm Ovationen darzubringen.

Moissi , der auch die Regie dieser kosmopolitischen Aufführung erdichtete, spielt stets mit dem echten Zigeunerchor. Das Stück wird zum Melodram der Stimmung, aus der die Stimme von Lydia Li liebkofend hervorklingt. Nachher wird die russische Sängerin zur romantischen Partnerin des Virtuosen. Ihre Sprachfremdheit und törperliche Erotik geben der Aufführung seltsames Kolorit.

Sonst spielen Sonit Rainer, Johanna Termin und Diegelmann, Kameraden des Stars, die allen seinen Launen gehorsam nachgeben.

Hörbild aus der Volksbühne.

Und abermals Herr von Papen.

M. H.

Die Berliner Funkstunde brachte am Freitag eine Reportage aus dem Theater am Bülowplatz unter dem Titel Das Haus des Schauspielers". Alfred Braun stand am Mikrophon. Dieser überragende Rundfunk reporter, dessen alte Heimat das Theater ist, war hier in seinem Element. Trotzdem für den gesamten Hörbericht nur 25 Minuten zur Verfügung standen, taum Beit genug für eine flüchtige Aufzählung der Eigenarten und Ziele dieses Theaters der Volksbühnengemeinde, verstand es Braun, in einigen prachtvoll charakteristischen Bildern Wesentliches anschaulich zu machen. Er stellte die Rundfunkhörer neben die Los­urnen, aus denen das Volksbühnenpublikum seine Plätze zieht; nicht die Menschen, die herantreten, beschrieb er, nur die Hände, die hereingreifen: gepflegte, verarbeitete, geschmückte, ungeschmückte. handschuhbekleidete, nackte. Und zum Schluß seines Berichts führte er die Hörer in den verdunkelten Theaterraum, in dem die Bolks­bühnenmitglieder der Aufführung von Gogols Revisor" folg= ten. So wie Braun ihn zeigte, hat wohl kaum ein Theaterbesucher diesen Raum bisher erlebt. Er sah ihn in dieser Reportage mit den Augen des Schauspielers, aus der umgekehrten Perspektive: das beglückende Bild der Kopf an Kopf gefüllten Blagreihen, die aus der Dunkelheit hervordämmern; den aufgelockerten, ins Grenzen. fleine Ausschnitte aus der Volksbühnenarbeit für ihre Mitglieder. Man wurde in den Probenraum geführt, in denen Heinz Hilpert Hauptmanns Ratten" mit Käthe Dorsch , Eugen Klöpfer und Otto Wernicke vorbereitete. Man hörte eine Konzertprobe, in der Hermann Schey sang. Die schöne Veranstaltung hatte nur einen wesentlichen Fehler: sie war viel zu furz.

hätte. Aber er war so töricht, zwischen zwei Objzönitäten auch recht beiden Hauptgesangspartien gefunden, die Stofz in der lose verfließenden Raum. Zwischen diesen Schilderungen standen

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haben, daß niemand hinter der Tür horcht.

Nun dauert nichts auf Erden ewig und auch im Lande des Rigoletto hat die faschistische Moral an den so trügerischen Frauen­herzen nicht viel zu ändern vermocht. Als es nun mit der Liebe und der Pornographie zwischen dem faschistischen Parteisekretariat und dem Turiner Schlafzimmer aus war, wehte eines Tages ein günstiger Wind die offenherzigen Episteln des Augusto Turati auf den Schreiblich seines Borgängers Farinacci , der seine eigene Abfägung vor sechs Jahren niemals verschmerzen konnte und seine Rache auf Eis gelegt hate.

Das weitere kann man sich leicht denken. Aus der einen Abschrift der Briefe wurden Dugende, Hunderte, Zehntausende. Jezt fahndet die Geheimpolizei mit eben solchem Eifer nach den Abschriften wie nach den revolutionären Flugblättern von ,, Giustizia e Liberta". Kaum war der Standal bis an die Ohren des Osaf gedrungen, da ereilte natürlich Augusto Turati jein Schicksal. Dennoch wurde um das Ganze noch eine Lesart in die Welt gesetzt, die Mussolini als Retter der Ehre unschuldig ins Unglüd geratener Mädchen erscheinen läßt.

Stadtbank am Alexanderplatz .

Umzug endgültig beschlossen.

Der Verwaltungsrat der Stadtbank und Sparkasse hat endgültig beschlossen, die Geschäftsräume beider städtischen Institute vom Mühlendamm in das neue Bürohaus am Alexander­play zu verlegen. In sechs Geschossen werden mehr als 10 000 Qua­dratmeter für die Büro- und Kassenräume eingerichtet werden.

Die Aufteilung der Räume, deren Wände jezt innerhalb der einzelnen Geschosse gezogen werden, wird den Bedürfnissen der Stadtbank und auch dem starken Publikumsbesuch in der Sparkasse Regnung tragen. Zugleich mit der Raumeinteilung für die ein­zelnen Geschäftsabteilungen werden auch die diebessicheren Tresor anlagen eingebaut werden. Der Umzug der Stadtbank und Spar­tasse soll sofort nach Fertigstellung dieser Bauarbeiten ausgeführt werden. Die heute in verschiedenen städtischen Häusern verstreut liegenden Abteilungen der Stadtbanf werden in dem neuen Büro­hause zusammengelegt und dadurch eine Vereinfachung und Ver­billigung des Geschäftsbetriebes erzielt werden können.

Ueber die weitere Verwendung der alten Geschäftsräume der Stadtbank am Mühlendamm ist eine endgültige Entscheidung noch nicht getroffen worden. Nachdem aber die Projekte um die Mühlen dammschleuse im nächsten Jahrzehnt nicht verwirklicht werden dürften, wird wahrscheinlich eine städtische Dienststelle aus einem von der Stadt angemieteten Hause in das jetzige Stadtbankgebäude verlegt werden.

Baden protestiert. Der badische Staatspräsident hat bei dem Reichskanzler und dem Reichsfinanzminister telegraphisch gegen die Aufhebung von Finanzämtern in Baden unter Hinweis auf die ver­schiedenen schriftlichen und mündlichen Darlegungen Einspruch erhoben. Vor allem bittet der Staatspräsident um Aufschub der beabsichtigten Maßnahmen, bis weitere Berhandlungen stattgefunden

haben.

,, Ein blonder Traum".

Gloria- Palast.

F. L.

Natürlich ist Lilian Harvey diese lichtblonde, wunderschöne Frau. Sie läuft hungernden Artisten fort, weil ein Schwindler ein Engagement nach Hollywood versprach. Als sie vor dem Nichts steht, nehmen sich zwei Fensterpuzer ihrer an. steht, nehmen sich zwei Fensterpuzer ihrer an. Und auf einer blühenden Wiese spielt sich hernach in drei Eisenbahnwaggons ein Don Glück durchsonntes Wohnidyll ab. Doch ein schönes Mädchen und zwei verliebte Jungens, das ist eine immerwährend gefährdete Kameradschaft. Darum heiratet Lilian zum Schluß Willi 1( Willi Fritsch ), und Willi 2( Willi Forst ) kommt wegen seines unver­fälschten Berliner Mundwerks nach Hollywood .

Aus diesem Stoff hat man nach üblicher Art ein Volksstück geschaffen. Eine gute Dosis Humor, ein klein wenig Ernst und sehr viel Lebensverschönerung wurde in die Mischung gegeben.

Drei Photographen leisteten die sauberste und anmutigste Arbeit, um in einprägsam schönen Bildern diese Geschichte zu erzählen. Der Regisseur Baul Martin hat einen wirklich vornehmen Geschmad. Er ist gleich gut in den Massenszenen wie im rein persönlichen Idyll, und einen Traum gestaltet er als allerfeinste Filigranarbeit. Einige Szenen erinnern an die allerbesten Leistungen des stummen Films. Auch akustisch ist dieser Film zufriedenstellend.

Das Spiel ist erklassig. Lilian Harvey hat dreifache Wirkung: durch ausgezeichnete Mimit, artistische Tänzerbegabung und einzig­artige Figur. Willi Fritsch ist liebenswürdig, und Willi Forst ist fed wie immer. Ein Sonderlob verdient Paul Hörbiger aus Vogelscheuche.

Der Fürst der Berge." Rollendorfplatz- Theater.

e. b.

Eine bei ihrer Geburt vor mehr als 20 Jahren schon veraltete Lehar Operette, damals das Fürstenkind" geheißen( ein mit einem miserablen Libretto behafteter Opernbastard eigentlich), wird hier gespielt, als schrieben wir immer nod) 1908. Mit dem einzigen Unterschied, daß man glaubt, in einem derart auf Gesang gestellten Werk ohne anständige Sänger durchkommen zu können. Die ent­zückende Irene Eisinger ist nämlich die einzige, die da singen fann, troß der Mitwirkung Michael Bohnens, der vollkommen fertig ist und sich und dem Publikum die Peinlichkeit weiteren Auf­tretens ersparen sollte. Mit Mini Gyenes flachem Stimmchen ist es nicht weit her, Kurt Mühlhardts mädchenwunschtraum mäßiges Aussehen rührt uns an sich gar nicht( viel mehr aber hat er nicht zu geben), ein paar kleine Szenen Rosa Valetti , ein paar alberne Komiker machen das Kraut auch nicht fett. Saltenberg wird sich bald nach etwas anderem umsehen müssen.

W.

Zu der Veranstaltung für die Winterhilfe, die am Donnerstag im Programm der Berliner Funk­st unde stattfand, sind uns einige Hörerbriefe zugegangen, die sich mit Herrn von Papens Rede beschäftigen. Daß Herr von Papen Hilfsbereitschaft gegen Notleidende nur als Christenbrauch" be= zeichnete, obwohl er sogar selber für die Winterhilfe der vergange­nen Jahre die von feinen weltanschaulichen Hemmungen beein= trächtigte Opferfreudigkeit des deutschen Volkes anerkennen mußte, erscheint merkwürdigerweise einigen Hörern noch auffallend.-lz.

Die bildenden Künstler tagen.

Im Alten Rathause zu Dortmund fand am Mittwoch die Reichstagung des Reichsverbandes bildender Künstler Deutschlands statt. Professor Max Hoene - München , der Reichsverbandsvorsitzende, gedachte des am Vorabend der Tagung verstorbenen Mag Slevogt , zu dessen ehrendem Gedächtnis sich die Reichskunstwart Dr. Redslob= Berlin sprach über die Art, wie die bildende Kunst in früheren Jahrhund­derten schwere Krisen überwand. Wie im 16. Jahrhundert die Kunst von den kirchlichen Motiven zu profanem Schaffen über­ging, so müsse die Kunst heute mehr denn je an die Deffentlichkeit gehen. Die Gebrauchskunst von morgen sei in hohem Maße zweck­gebunden. Der Maler Viegener- Soest- Billmer sprach zu dem Thema Die geistige Bedeutung der bildenden Kunst im Leben der Nation". Er hob hervor: Eine Nation ohne geistige Betätigung und kulturelles Leben habe weder eine kulturelle noch eine wirt­schaftliche Lebens- und Daseinsberechtigung.

Ueber die geplante Notgemeinschaft für die deutsche Kunst analog der bereits bestehenden Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft berichtete Professor R. Bosselt Berlin . Die Not­gemeinschaft werde nach den bisherigen Mitteilungen des Reichs­innenministers zustande kommen. Ueber die Art der Beschaffung der erforderlichen Mittel seien noch keine endgültigen Entschlüsse gefaßt. Eventuell würde die Reichsrundfunkgesellschaft und die Reichspost von jedem Rundfunkbeitrag 5 Pfennige opfern müssen, dann fäme auf jeden 3weig der Kunst jährlich ein Betrag von 600 000 Mark. Ueber die Zweckmäßigkeit der Kunst lasse sich nicht streiten.

Erwerbslosenschulung im Buchdrudgewerbe. Im Berliner Buchgewerbesaal, Dreibundstraße 5, sind bis Ende Oktober Arbeiten aus Erwerbslosenkursen ausgestellt, die von verschiedenen Ortsgruppen des Bildungsverbandes der Deutschen Buchdrucker durchgeführt worden sind. Die Entwürfe sind von eindringlicher Wirkung und vorbildlicher Gliederung. Sie zeigen aufs beste den der Versuch, auf dem Wege der Selbsthilfe die Arbeitslosen wieder Nugen der Erwerbslosenschulung und erbringen den Beweis, daß mit ihrem Beruf in Fühlung zu bringen, gelungen ist. Die Aus­stellung ist täglich von 9 bis 18( Sonnabends bis 14 Uhr) und an Den Sontagen, 16. und 30. Oktober 1932, von 11 bis 13 Uhr geöffnet. Eintritt frei!