Was ein Gewerkschaftsführer im Rundfunk nicht sagen darf.
Am Freitagabend sollte nach dem Programm der Deutschen Welle" Genosse Wilhelm Eggert , Bundesvorsitzender des ADGB. , einen Rundfunkvortrag über ,, Die Gewerkschaften in der Krise" halten. Der Vortrag wurde im legten Augenblick vom Programm abgesezt. Wir haben den Genossen Eggert nach den Gründen gefragt und dabei erfahren, daß die Rundfunkzensur des neuen Systems wieder einmal den Privatkapitalismus und die Regierung Papen retten" mußte. Genosse Eggert stellt uns das Manuskript seines Vortrages mit den Streichungen, die man von ihm verlangte und die er selbstverständlich abgelehnt hat, zur Verfügung. Wir wollen unseren Lesern nicht vorenthalten, was bei dem neuen Kurs die Rundfunkhörer nicht erfahren dürfen. Auf diese Weise werden wir der Rundfunkzensur einen Erfolg bestimmt sichern können den Lacherfolg.
Nachdem der Genosse Eggert die Senkung der Löhne und der tatsächlichen Arbeitsverdienste seit Anfang 1931 schildert und darauf hinweist, daß sich die Realkaufkraft der Arbeitnehmer um rund ein Drittel vermindert hat, nahm der Zensor an den folgenden
Säßen Anstoß:
,, Dieser Ausfall an Kauffraft könnte verringert werden, wenn die Staatsmacht sich den Mahnungen und Forderungen der Gewerkschaften nicht verschlossen hätte.
Indem sie aber durch ihre Schlichtungsbehörden die Sen= fung der Löhne und Gehälter erzwang, leitete fie den Deflationsprozeß ein, der nach gewerkschaftlicher Anschauung entscheidend zur Verkümmerung des Binnenmarktes und zum weiteren Anschwellen der Arbeitslosigkeit beitrug."
Die Glanzleistung des Zensors dürfte in folgendem liegen. Genosse Eggert schildert
das Arbeitsbeschaffungsprogramm der Gewerkschaften. Er spricht von den Aufgaben der Straßenerhaltung des Straßenbaues, der landwirtschaftlichen Meliorationen, Siedlungen, Reichsbahnaufträgen usw. und sagt dann,
,, das seien die Arbeitsgebiete, die erschlossen werden müßten durch den Staat, weil die privatkapitalistische Wirtschaft nicht fähig sei, das Arbeitslosenproblem zu lösen."
Der Zensor streicht:
,, weil die privatkapitalistische Wirtschaft nicht fähig sei," wodurch die ach so fähige privatkapitalistische Wirtschaft vor einer schweren Gefahr gerettet ist. Wir nehmen an, daß der Zensor dem
Abwehr von Naziprovokationen
Gröbliche Verlegung der Betriebsratspflichten? Vor dem
nächst nicht mehr gestatten wird, anzugeben, wieviel Arbeitslose es in Deutschland gibt.
Nach der Darlegung des gewerkschaftlichen Arbeitsbeschaffungs programms hat der Genosse Eggert dieses Programm dem Plan der Papen Regierung gegenübergestellt und kritisch untersucht und dazu bemerkt:
=
Die foziale Ungerechtigkeit im Plane der Reichsregierung erzeugt im Arbeitnehmertum eine Verbitterung, die im Zusammen hang mit dem Druck auf die Löhne und Gehälter zu noch stärkeren Spannungen und zu wirtschaftlichen Kämpfen führen kann."
Diese Kritik samt der Darstellung des Planes streicht der Zensor. Zum Schluß muß der Umbau der Wirtschaft, wie er dem gewerkschaftlichen Programm entspricht, im Rundfunk streng diskret behandelt werden. Das gesamte Programm der Gewerkschaften wird einfach gestrichen. Kommen doch darin folgende Säge vor:
,, Deutschland muß ein demokratischer Staat bleiben und die demokratische Staatsgewalt muß entscheidenden Einfluß auf die Wirtschaft ausüben, um sie zum Wohle der Allgemeinheit zu
lenten."
,, Die gewerkschaftlichen Richtlinien zum Umbau der Wirtschaft wollen im Kampfe um die fünftige Wirtschaftsgestaltung in Deutschland Waffe und Wegweiser sein. Den hier gezeigten Weg können mit der Arbeiterschaft alle jene Bevölkerungsschichten gehen, denen das privatkapitalistische Wirtschaftssystem die Grundlage ihrer wirtschaftlichen Existenz entzogen hat, die aber noch Kraft und Willen befizen, am Aufbau der deutschen Zukunft mitzuarbeiten."
Der Zensor schlug an Stelle dieser Programmschilderung die folgende Enthüllung" vor:
"
,, Vielleicht könnte man den Vortrag durch einen allge meinen Sag abschließen, daß die Gewerkschaften, insbesondere der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund , grundsäglich sich für eine neue Wirtschaftsordnung einsetzen."
Diese Feststellung schien dem Zensor wohl das höchste, was man den Nerven der Rundfunkhörer zumuten dürfte. Man vergleiche damit, was an nationalfozialistischer Propaganda durch den Rundfunk verbreitet werden durfte, und man hat ein gutes Bild von dem neuen Kurs und seiner Einstellung zu den Gewertschaften.
anderen Arbeitsstelle zu beschäftigen, aber sie hat dem Eventual= antrag der Firma auf Amtsenthebung des Arbeiterratsvorsitzenden H. stattgegeben, weil er durch die Unterzeichnung des Flugblattes seine Pflicht gröblich verlegt habe. Die Betriebsvertretung sagt die Urteilsbegründung habe eine Postgebäude in der Pfalzburger Straße hatten Nazis im Juni ihre Flugblätter den überparteiliche Haltung einzunehmen. H. habe aber durch Unterin der Post Beschäftigten unter Drohungen und Bezeichnung des den Zwecken einer politischen Partei dienenden Flugfchimpfungen aufgedrängt.
Zwei Betriebsratsmitglieder der Post hatten die Belegschaft durch ein Flugblatt zu einer Versammlung eingeladen, die zu den Uebergriffen der Nazis Stellung nehmen
sollte.
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Die Kammer 38 des Arbeitsgerichts hat wie wir im ,, Borwärts" vom 23. Auguſt berichteten den Antrag der Postbehörde auf Entlassung der beiden Betriebsrats= mitglieder zurückgewiesen, weil sie sich keiner gröblichen Pflichtverletzung schuldig gemacht hätten. Die Kammer hat fest gestellt, daß llebergriffe der nationalsozialisti schen Flugblatt perteiler erfolgt sind, daß das Flugblatt der Betriebsratsmitglieder in einer Zeit politischer Erregung- es war vor der Reichstagswahl abgefaßt sei und daß sich scharfe Ausdrücke in dem Flugblatt daraus erklären, daß auch in der nationalsozialistischen Presse Ausdrücke wie ,, Rote Mordbanditen", Rotmord" und dergleichen ständig ge braucht werden.
Neuerdings ist die Kammer 28/29 des Arbeitsgerichts zu einer entgegengefekten Beurteilung derselben Angelegenheit ge= tommen. Das betreffende Flugblatt war nämlich auch von dem Arbeiterratsvorsitzenden der ,, Automatisch en Fernsprechanlagenbaugesellschaft", dem Monteur H.. unterzeichnet, die zur fraglichen Zeit in dem Postgebäude Arbeiten ausführte. Von dieser Firma hat die Postbehörde verlangt, daß H. von der Arbeitsstelle in der Pfalzburger Straße zurückgezogen werde. Das hat die Firma getan und gleichzeitig die Zustimmung zur Entlassung des Monteurs 5. beantragt, da fie keinen anderen Auftraggeber als die Reichspost habe und ihn nicht mehr beschäftigen könne, da anzunehmen sei, daß H. auch von jeder anderen Arbeitsstelle von der Postbehörde zurückgewiesen werde. Die Kammer 28/29 hat zwar den Antrag auf Entlassung abgelehnt, weil die Firma die Möglichkeit habe, H. an einer
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blattes und durch die Ausdrücke braune Mordpest" und faschistisches Gesindel" pflichtwidrig gehandelt. H. könne fich nicht damit entschuldigen, daß die nationalsozialistischen Flugblattverteiler Betriebsangehörige bedroht hätten, hiergegen hätte der Schutz der Polizei in Anspruch genommen werden fönnen.
Im Gegensatz zu dem verständigen Urteil der Kammer 38 mutet das Urteil der Kammer 28/29 etwas weltfremd an. Kann man es einem einfachen Arbeiter verdenken, wenn er in der Abwehr gegen Uebergriffe der Nazis dieselben Töne anschlägt, die wir täglich in der von angeblich gebildeten Leuten geleiteten Nazipreffe hören?
Es ist kaum möglich, diesen Propofateuren gegenüber eine überparteiliche Haltung einzunehmen.
Ist das alles! 400- Mart- Neueinstellungen.
Wie aus Dortmund berichtet wird, haben in der Zeit vom 9. bis 22. September 41 Firmen der westfälischen Eisenindustrie, die zusammen 6235 Arbeiter beschäftigen, beim Schlichter für Westfalen die Neueinstellung von zusammen 886 Arbeitern gemeldet. In fünf Betrieben werden zusammen 312 Arbeiter eingestellt, in den übrigen 36 Betrieben insgesamt 574, durchschnittlich also je 16 Arbeiter. Daß es sich einstweilen wenigstens nur um Klein- und mittelbetriebe handelt, die Neueinstellungen vornehmen, zeigt auch der folgende Bericht.
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Im Schlichterbezirk Niedersachsen sind insgesamt 488 Neu
Betriebe insgesamt 67 Neueinstellungen entfallen, also wenig mehr als je sieben Mann.
Der Arbeitgeberverband der sächsischen Tegtilindustrie hat etwa 5400 Arbeiter neu eingestellt, der Hansa Lloyd und GoliathWerte Borgwardt und Tecklenburg in Bremen wollen in naher Butunft" etwa 100 Arbeitskräfte neu einstellen.
Streifs gegen Lohnkürzungen.
Erfolge der Lederarbeiter.
Die Betriebsleitung der Lederfabrik von Pnecht u. Wördemann in Schleswig hatte durch Anschlag bekanntgegeben, daß sie einen Lohnabbau von 40 Pro3. für die 30. bis 40. Stunde durchführen werde, weil mehrere Neueinstellungen erfolgt seien. Die 137 Mann starke Belegschaft, die zu 90 Proz. organisiert ist, beschloß, den angekündigten Cohnraub mit allen Mitteln zu verhindern. Die Firma hat sich nunmehr bereit erklärt, auf den Cohnabzug zu verzichten.
Der Streit der Lederarbeiter gegen den LohnCo. in kürzungsversuch der Lederfabrik Hallenstein u. Krempe( Schleswig- Holstein ) ist mit einem vollen Erfolg für die Arbeiter abgeschlossen worden. Die Firma hat der Betriebsvertretung mitgeteilt, daß sie auf die beabsichtigte Lohnfürzung von 20 Pro3. für die 30. bis 40. Arbeitsstunde verzichte, worauf die Belegschaft die bisher geübte paffive Resistenz einstellte.
Die Buchdruckerei Paß u. Garleb bezeichnet es in einer Be= richtigung als unwahr, daß sie am Freitag ihrer gesamten Belegschaft von etwa 200 Mann, das Arbeitsverhältnis zum 30. September gekündigt habe. Es sollen nicht nur etwa 7 bis 8 Arbeitnehmer neu eingestellt werden, vielmehr soll die Belegschaft um 20 Proz. erhöht werden. Die Firma habe mit dem Betriebsrat unverbindliche Borbesprechungen über eine eventuelle Durchführung der Notverordnung gepflogen und der Betriebsrat habe daraufhin zugesagt, diese Vorschläge in einer Versammlung der Belegschaft zu unterbreiten und das Ergebnis der Geschäftsleitung vorzutragen.
SPD . Fraktion und Eiserne Front der Arbeiter und Angestellten bes Bezirksamts Pantow. Freitag, 30. September, 19 Uhr, bei Klindt, Niederschönhausen , Friedensplag, Bersammlung. Tagesordnung: ,, Rapitalistischer Untergang oder sozialistischer Aufstieg." Vortrag des Genoffen Paul Bernstein. Betriebsangelegenheiten und Berschiedenes. Es ist Pflicht aller Genossinnen und Genossen, zu erscheinen. Die freigewerkschaftlich organisierten sowie sympathisierenden Kollegen find ebenfalls eingeladen. J. A.: Wodtke.
SPD . Betriebsfraktion beim Arbeitsamt Nord. Montag, 1612 Uhr, bei Heumann, Nordufer 15, Ede Fehmarnstraße. Thema: Die poli tische Lage". Referent Robert Breuer . Ohne Mitgliedsbuch fein Zutritt. Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Justizangehöriger. Montag, 26. September, im Klubzimmer des Reglerheims der Kammerfäle, Teltower Str. 1-4, Fraktionsverfammlung. Thema: Die Bedeutung der politischen Vorgänge für die Justizbeamten, angestellten und -arbeiter". Referent Karl Dressel.
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SPD. - Betriebsfraktion beim Arbeitsamt Berlin- Mitte. Dienstag, 27. September, 16 Uhr, im Hackeschen Hof, Rosenthaler Str. 40-41, Bersammlung. Thema: Der Kampf um die politische Macht". Referent Karl Dressel. beim Birchow- Krankenhaus. Dienstag, 27. Geptember, 16 Uhr, Lokal Bartsch, Föhrer Str. 7, Fraktionsversammlung mit Gästen. Thema: Bapen- Programm oder sozialistisches Aktionsprogramm". Referent Dr. Otto Friedländer .
SPD. - Betriebsfraktion beim Aschinger- Konzern. Donnerstag, 29. September, 19 Uhr, im Gigungsfaal des Nahrungsmittel- und Geträntearbeiterverbandes, Neue Schönhauser Str. 4-5, Fraktionsbesprechung. Referent Bruno Lösche.
SPD. - Betriebsfraktion beim Bezirksamt Berlin- Mitte. Donnerstag, 29. September, 16 Uhr, im Rosenthaler Hof, Rosenthaler Str. 11-12, Bersammlung. Thema: Rapitalistischer Untergang oder sozialistischer Aufstieg". Referent Rarl Dressel.
Jugendaruppe des Zentralverbandes der Angestellten Morgen, Montag, finden folgende Veranstaltungen statt: Wedding : Webbing: Jugendheim Turiner Ede Geestraße. Lichtbildervortrag: Rüdblid auf unser Gaujugendtreffen in Frankfurt a. b. Oder" Nordost II: Sugendheim Schönlanter Str. 11. Kampfliederabend. Weißensee : Jugend. heim Pistoriusstr. 24. Arbeitsgemeinschaft: Jungen und Mädel in der Ge. meinschaft"( 2. Abend). Urban: Jugendheim Hobrecht. Ecke Sanderstraße. ,, Borgesezte muß es geben"( Satirischer Abend).
Freie Gewerkschafts- Jugend Berlin
Heute, Sonntag, 25. September, finden folgende Beranstaltungen statt: Jugendgruppe bes Gesamtverbandes: Fahrt nach der Machnower Schleuse. Treffpunkt Bahnhof Charlottenburg, Eingang Stuttgarter Plaz, 8 Uhr. Voltsbühnen- Karten für die Jugendvorstellung am Sonntag, 9. Oktober, sind in der Jugendzentrale erhältlich.
Der„ Borwärts" erscheint wochentäglich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgabe für Berlin und im Handel mit dem Titel Der Abend", Jllustrierte Sonntagsbeilage Volk und Zeit". anzeigenpreise: Die einfpalt. Millimeterzeile 30 Bf., Reklamezeile 2.-M. kleine Anzeigen" das fettgedruckte Bort 20 Pf.( zulässig zwei fettgedruckte Worte) jedes weitere Wort 10 Pf. Rabatt laut Tarif. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Arbeitsmarkt Millimeterzeile 25 Pf. Familienanzeigen Millimeter. zeile 16 Pf. Anzeigenannahme im Hauptgeschäft Lindenstraße 3, wochentäglich von 8 bis 17 Uhr. Der Verlag behält sich das Recht der Ablehnung nicht ge nehmer Anzeigen vor! Verantwortlich für Politik: Bictor Schiff; Wirtschaft: G. Klingelhöfer;
einstellungen in 13 Betrieben gemeldet, wovon 214 Einstellungen Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton : Herbert Repère; Lotales auf die Firma Voigtlänger u. Co. in Braunschweig entfallen und weitere 207 auf drei Firmen, so daß auf die übrigen neun
und Sonstiges: Friz Karstädt; Anzeigen: Otto Hengst; sämtlich in Berlin . Verlag: Vorwärts- Berlag 6. m. b. H. Berlin . Drud: Borwärts- Buchdruckeret und Verlagsanstalt Baul Ginger u. Co.. Berlin SW. 68. Lindenstraße& Hierzu 3 Beilagen.
Reste
is 45%
Beleuchtungskörper
Abbildung 1
Nachttischlampe 225
Messing vernickelt, mit Schirm
Abbildung 2
Herren-, Wohnzimmerkrone
Messing vernickelt, 1075
5 flammig 15.75............ 3 flammig
Abbildung 3
Speisezimmerkrone Messing vernickelt, mit moder- 1975
nem Seidenschirm, 3- und 2 flammig Abbildung 4
Herren-, Wohnzimmerkrone
Messing vernickelt, 5flammig 12.75......... 3flammig Abbildung 5
725
( 2
1
225
3 1925
5
8.50
bi яй
ermässigt
Leselampe mit Schirm, Messing, blank, 850
vernickelt oder brüniert
DAS
LAUFHAUS
IM ZE
NTRUM
N* JSRAEL
C 2 SPANDAUER STRASSE KONIG STRASSE GEGRUNDET 1815