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Emil Orlik gestorben. Der bekannte Moler und Graphiker Pros. Emil Orlik ist gestern Tkachmillag im Aller von 6 2 Jahren in einem Berliner Sanatorium einem Herzleiden erlegen. Orlik , der in Prag geboren war und in München studierte, hat zu Studienzwecken mehrsache Aus- landsreisen durchgesührl, darunter nach England, Holland , Frankreich und Japan . Besonders bekannt sind seine japanischen Radierungen geworden. Auch aus Aegypten und China brachte er reiche Ertrag- niste seiner Kunst zurück. ->° Wenige Tage, nachdem Sleoogt in seiner pfälzischen Heimat der Erde übergeben worden ist, kommt die Nachricht vom Tode seines Freundes Emil Orlik . Am Mittwochnachmittag ist Orlik einer Herzmuskellähmung im Franziskanerkronkenhaus zu Berlin erlegen. Orlik hatte seine Zeit nicht erfüllt, er stand erst im 63. Lebens- jähre: eben erst Halle er die Wohnung unter seinem schönen Jung- gesellenheim am Lützowplag hinzugemietet, um seine zahllosen Ar- bellen und Kunslschäge besser ausstellen und eine Art Prioatakademie für seine Vorträge(er sprach gern und gut) und seine Schüler ein- richten zu können. Aber dieser übersprudelnd lebendige und wirken?- frohe Mensch hatte ein Herz, das empfindlich auf Schicksalsfchläge reagierte: der Tod seines Freundes Grünberg vor einigen Monaten griff ihn so heftig an, daß er sich hinlegte und apathisch und pessi- mistisch zu werden anfing. Die Herzschwäche, deren der ihm innig befreundete Arzt nicht Herr werden konnte, hat ihn jetzt hingestreckt: er folgte dem Kampfgenossen Slevogt auf dem Fuße ins Schatten- reich, als ob jener ihn nach sich gezogen hätte. Wer Orlik gekannt hat, wird erschüttert stehen vor dieser un- erwarteten Katastrophe. Eine unendlich reizbore, liebenswerte und liebevolle Menschlichkeit vereinte sich in ihm mit vielseitiger und glücklichster Kunstbegabung, eine Mischung, die Orlik zu einem ge- sellschaftlichen Mittelpunkt des geistigen Berlins gemacht hat. Seit ISÜS gehörte er der am 21. Juni 1870 in Prag geboren war der Reichshauptstadt als Akademielehrer an. Was er ihr gegeben hat und was er ihr bedeutete, liegt nur zum Teil in seiner Wirkung als Lehrer und Anreger namenttich auf graphischem Gebiet und in seiner ausgebreiteten Tätigkell als Porträtist und Maler. Er war eine der bekanntesten und geistreichsten Gestalten des künstlerischen Berlin , die auf keiner Premiere, keiner Ausstellung keinem Künstler- fest fehlte, und die jedem, der Orlik dort einmal getrosten hat, un- vergeßlich bleiben wird als unermüdlicher Zeichner, dem kein mar- tantes Profil, keine interessante Gruppe entgehen konnte. Seine kostbarste Hinterlassenschaft besteht vielleicht ebensosehr in seinen großen Gemälden und Radierungen, wie in den unzähligen Skizzen, die ex oft auf winzigen Blättchen, heimlich und doch vor aller Augen, hingeschrieben hat, als größter Chroniker Berlins seit Menzels Tode. Cr hat dessen Erbe nach dieser Seite recht eigentlich übernommen. Nun werden wir seinen schönen Graukopf mit den funkelnden Augen niemals wieder im Gewühl sehen, wie er beobachtet« und zeichnete. Sein Werk aber überlebt ihn in seiner unbegrenzten Fülle. Raul F. Schmidt. Neurath abgereist. Ohne Aussprache mit Herriot . Im Hinblick auf die angekündigte Rede, die Herriot am Donnerstag in der Volloersammlung hält, war es am Mittwoch nachmittag wieder fraglich geworden, ob Reichsaußenminister von Neurath Genf tatsächlich noch am selben Abend verlassen würde. Man schien auch aus deutscher Seite zunächst wieder an die Möglich- kelt einer deutsch -französischen Aussprache zu glauben. Indessen ist es bei der ursprünglichen Absicht verbliebsn: Neurath hat Genf gestern abend verlassen, angeblich, well er an einer dringenden Ka- binettsitzung in Berlin teilnehmen muß. In Genf wird übrigen» behauptet, daß die Spannung zwischen der deutschen und der französischen Regierung gegenwärtig so stark ist, daß eine Begegnung Neurath Herriot im jetzigen Augenblick doch zu keiner Einigung geführt haben würde. In Vertretung von Neurach wird der frühere Außenminister von Rosenberg die deutsche Völkerbundsdelegation führen. Die Spuren der Euno-Regierung scheinen also, nicht mehr zu schrecken. Auch der Präsident der Abrüstungskonferenz Arthur Hen» d e r s o n ist am Mittwochabend nach London abgereist, um am Parteitag der Arbeiterpartei in Leicester tellzunehmen. Im Laufe des Tages hatte er wieder Besprechungen mit Neurath, Alois!- Italien. H y m a n s- Belgien, Madariaga » Spanien und mit B e n e s ch, dem Worstührer der Kleinen Entente . In einem Kam- muniqus erklärt Henderson, er hoffe, daß vor seiner Rückkehr zur nächsten Bürositzung am 10. Oktober hinreichende Fortschritte gemacht sein würden, die chm gestatten könnten, dem Büro in seiner ersten Sitzung einen Bericht vorzulegen und die Prozedur für die Be- Handlung der Sicherheit und Gleichberechtigung aufzustellen. Diese Aeußerung wird dahin ausgelegt, daß zwischen England, Frankreich und Italien ein gemeinsamer Plan vorbereitet werde, in dem Abrüstung und Anerkennung der Gleichberechtigung s ch r i t t w i s e in ein festes Verhältnis zum Wachsen der Sicher- heitsorganisation gebracht werden sollen. Dieser Vorschlag soll der Papen -Regierung bald übermittell werden. Deutsche Zahlungen an Amerika gestundet. Washington . 28. September. Das Schahamt gibt bekannt, daß die Regierung der Vertrags- mäßig vorgesehenen Stundung der am Freitag fälligen deut- scheu Zahlungen sür gemischte Forderungen und Besahungskosten in einer Gesamthöhe von 7,8 Milliarden Dollar zugestimmt habe.

Harzburg - Breslau

Getrennt marschieren...

. vereint schlagen!

Macdonald in Nöten. Rücktritt der linksliberalen Minister und Gnowdens vollzogen.

KeineGemeindewahlen amö.November Große Mehrheit für Einspruch im Staatsrat. lieber das mit den Stimmen der Nationalsozialisten und Kom- munisten im Preußischen Landtag beschlossene Gesetz, durch das in Preußen die Gemcindeparlamente ausgelöst werden sollten und ihre Neuwahl am 6. November mit der Reichstagswahl zu- sammen ersolgt wäre, hat am Mittwoch ein Ausschuß des Preußischen Staatsrots beraten. Der Ausschuß beschloß. nach einem Bericht des Volksparteilers Dr. Caspari-Berlin , mit allen Stimmen gegen die Stimme des Kommunisten Einspruch gegen dieses Gesetz zu erheben. Das Plenum des Preußischen Staatsrats wird am Donnerstag die gleiche Stellung ein- nehmen. Hierdurch ist mit einer Auflösung der preußischen Gemeinde- Parlamente nicht zu rechnen, weil der Landtag seizien einmal gefaßten Beschluß nur durchführen könnte, wenn er ihn mit einer Zwei- drittelmehrheit wiederholen würde. Diese Zweidrittelmehr- heit ist bei diesem Beschluß nach der bisherigen Abstimmung im Preußischen Landtag nicht vorhanden.

Der mehrfach angekündigte Rücktritt der freihändlerischen Mit- glieder desnationalen Kabinetts" Macdonalds ist gestern mittag offiziell vollzogen worden. Lord Philip Snowden , Sir Herbert Samuel und Sir A. S i n c l a i r oersuchten, die Hinausschiebung der gesetzgeberischen Durchführung jener Beschlüsse von Ottawa durch- zusetzen, die einen schutzzöllnerischen Charakter tragen und die namentlich eine Verteuerung der Lebensmittel in England zur Folge haben dürften. Die Mehrheit des Kabinetts erklärte jedoch eine solch« Vertagung für unmöglich, worauf die drei Kabinetts» Mitglieder eno gültig ihren Rücktritt erklärten. Sieben weitere linkeliberale Mitglieder der erweiterten Regierung sind am Nochmittag diesem Beispiel gefolgt. Die Nachfolger bereit ernannt. London , 28. September. John G i l m o u r(konservativ) ist zum Staatssekretär des Innern, Walter Elliott(kons! zum Staatssekretär für die Landwirtschaft ernannt worden, Godfrey Collins(rechts- liberal) wird Staatssekretär für Schottland . Die Lords Creme, Reading und G r e y erklärten sich mit der Haltung der ausgeschiedenen liberalen Minister solidarisch. Die Scheidenden greifen Maedonalv an. London , 28. September. Am Mittwochabend wurde der Brief veröffentlicht, in dem die liberalen Minister der Sir-Herbert-Samuel-Gruppe dem Mini- sterpräsidenten ihren Rücktritt mitteilen. Sie erklären, sie hätten sich der nationalen Regierung angeschlossen, um bei der Befreiung Eng- lands von den schweren wirtschaftlichen und finanziellen Schwierig- leiten mitzuhelfen. Die wichtigsten Aufgaben, wie die Rettung des Pfundes, die Wiederherstellung des nationalen Kredits, feien erfolg- reich erfüllt worden. Die nächste Aufgabe wäre gewesen, die Welt von den Zollmauern, Kontingenten und anderen Handelsbeschränkungen zu befreien. da sie das größte Hindernis für eine Wiederherstellung der Wohl- sahrt seien. Statt dessen Hab« die englische Regierung ein ungeheures und verwickeltes System ähnlicher Beschrän- kungen aufgebaut, da? für eine lange Dauer berechnet sei. Die Ergebnisse seien aber völlig unbeftiedigend und hätten zu einem starken Nachlassen der englischen Ausfuhr, zum Auflegen von Hunderttausenden von Schisfstonnen und zur Er» höhung der Arbeitslosigkit beigetragen. Die liberalen Minister legen dann im einzelnen ihr« Einwendungen gegen die Ottawaer Abmachungen dar. Insbesondere wird auf die kommende Weltwirtschastskonferenz hingewiesen, auf der England freie Hände haben müsse, um mit den anderen Nationen vorteil-

Tagung der Lnternationale. Iuternationale Konferenz foli einberufen werden. Zürich , 28. September. (Eigenbericht.) Das erweiterte Büro der Sozialistischen Arbeiter- Internationale hat am 27. und 28. September in Zürich eine Tagung abgehalten. Es waren anwesend de Brouckere und Bandervelde(Belgien ). Breitscheid . Crispien, hil- f e r d i n g und Wels(Deutschland ). Blum, Grumbach , L o n g u e t und R e n a u d e l(Frankreich ), E o m p t o n und G i l l i e s(Großbritannien ), A tb a rd a(Holland ), Modigliani (Italien ), Bauer(Oesterreich ), Liebermonn(Polen ), A b r a- m o w i t s ch(Rußland ). S o u k u p und Winter(Tschechoslowakei ). Grimm(Schweiz ) sowie van Roosbroeck als Kassierer und A d l e r als Sekretär. Das Büro nahm einen Bericht des Sekretariats über die internationale Lage entgegen. Es kam zu einer v ö l- ligen Uebereinstimmung über jene Gesichtspunkte, nach denen die Aktion der SAZ. in Verbindung mit dem ZGB. gegen die Ausrüstung und sür die allgemeine Abrüstung. die allgemeinen Kontrollregeln unterworfen sein soll, sortgesehl werden wird. Das Büro beschloß serner nach eingehender Debatte, der Exekutive vorzuschlagen, die Einberufung einer Znternatio- nalen sozialistischen Konserenz in Aussicht zu nehmen, die die Fragen der Methode des Sampfes der Arbeiter- Masse um die Macht und die gegenwärtigen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse behandeln soll.

haste Abmachungen im Interesse einer Vergrößerung des englischen Aussuhrhandels abschließen zu können. Dies sei durch die Ottawaer Abmachungen unmöglich gemacht worden. Die beabsichtigte Kündigung des Handelsvertrages mit Rußland bedeute eine schwere Schädigung sür den englischen Ausfuhr- Handel. Ferner wird darauf hingewiesen, daß die englische Schutz- Zollpolitik eine Erhöhung der Lebensmittelpreise zur Folge gehabt habe. Abschließend teilen dann die Minister ihren Rücktritt mit. Sie versichern ober der Regierung, daß sie sie in allen anderen Fragen mit Ausnahme der sich aus den Ottawaer Abmachungen ergebenden Problemen unterstützen würden, In einem sechs Seiten langen Brief teilt auch Snowden die Gründe seines Rücktritts mit. Er bedauert zunächst, daß er die 40 Zahre enge politische Zusammenarbeit mit Macdonald brechen müsse. Er könne jedoch nicht, ohne alle Selbstachtung zu verlieren, ein Mitglied einer Regierung bleiben, deren Politik eine Kala- st r o p h e für die Wohlfahrt Englands bedeute. Sie müßte zu einem Auseinanderfallen des englischen Weltreichs führen und fei mit großen Gefahren für die inter» nationalen Beziehungen Englands verbunden. Die Politik der natio- nalen Regierung habe sich im Laufe ihrer Amtszeit völlig g e» ändert und sei den ursprünglich angegebenen Zielen nicht mehr treu geblieben. Er sei seinerzeit auf die Versicherung Macdonalds und Baldwins hin in die Regierung eingetreten, daß diese nur für nationale Zwecke arbeite und nicht für Parteiziele ausgenützt werden solle. Er habe diese Versicherung in gutem Glauben angenommen und sei auch jetzt noch bereit, eine Regierung zu unterstützen, die an diesen Versprechungen festhielte. Statt dessen sei es jedoch immer klarer geworden, daß die protektionistische Seite der Regie- rung und des Unterhauses entschlossen sei, eine volle Schutzzollpolitik durchzuführen und dabei Macdonald und ihn(Lord Snowden) al» Werkzeuge sür die Durchführung dieser konservativen Poll- tik auszunützen. Lord Snowden befaßt sich dann eingehend mit der Geschichte der Zollpolitik und erklärt, daß sie eine katastrophale Wirkung für England gehabt und zu ernsten Gegenmaßnahmen anderer Staaten geführt habe. Das Ergebnis der Ottawaer Ab- machungen sei, daß die Dominien England diktierten, wo es kaufen solle und wo es kaufen dürfe. Sie hätten die englische flnan- z'elle Autonomie vernichtet und England noch unter die Stellung eines Dominions heruntergedrückt, da diese in Zukunft die englische Zollpolitik kontrollieren würden. Snowden sagt weiter, daß die eigentlichen Aufgaben der nationalen Regierung, die Rettung des Pfundes, Ausgleich des Haushalts, Durchführung der Konvertierungsmaßnahmen, erfolgreich durchgeführt seien, so daß für ihn kein Grund mehr bestehe, länger in der Regierung zu ver- bleiben. Macdonalds Verteidigungsversuch London , 28. September. Macdonald gab heute abend zugleich im Namen von Lord S a n k e y und I. H. Thomas(also der ehemaligen Arbeiter- minister, außer Snowden. Red. d.V.") eine Erklärung ab, in der er sagt:Wir haben vor zwölf Monaten beschlossen, alle gewöhnlichen Parteiinteressen auherachtzu lassen, und dieser Entschluß besteht auch heute noch fort. Die Aufgabe ist noch nicht erfüllt und kann nicht erfüllt werden, bis man nicht so oder so zu einer Verständigung über Reparationen und Schulden gelangt ist. Wir werden unsere Bemühungen fortsetzen, bis sie erfüllt sind. Erwägungen parteipolitischer Natur würden unseren Einfluß im Lande und in der Welt schwächen und würden die gegenwärtige Be- wegung zugunsten eines Wiederaufbaues der Weltwirtschaft schä- digen."- Der dänische Außenminister Münch, der gegenwärtig in �Berlin weilt, hatte gestern Unterredungen mit P a p e n und dem Staats- fekretär im Auswärtigen Amt von B ü l o w. Man nimmt an, daß die Besprechung der Abrüstungskonferenz und besonders dem skandinavischen Vorschlag einer internationalen Rüstungskontrolle galt. Gömbös Rachsolger von karolyi. In Budapest erwartet man mit Bestimmtheit die Ernennung des bisherigen Landesverteidi- gungsministers Julius Gömbös zum Ministerpräsidenten. Das Portefeuille des Innern soll Tomftanyi übernehmen, der nach dem Sturz der Rätediktatur das Justizporteseuille innehatte. Wie ver­lautet, hat Gömbös ein fertigesWirtschaftsankurbelungsprogramm". das in den letzten 43 Stunden von Fachleuten ausgearbeitet wor» den ist.