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Mittelstand wohin?

Gedanken zur Wahl.

Aus Kreisen des Mittelstandes wird uns geschrieben:

Die politisch weiterblickenden Gewerbetreibenden und Kaufleute stehen in dem Wahlkampfe, der in den nächsten Wochen ausge­fämpft werden muß, aus fester Ueberzeugung auf der Seite der Sozialdemokratischen Partei. Nicht nur gefühlsmäßig, auch aus Vernunftgründen.

Wir wissen, daß eine Gesundung auch unserer wirtschaftlichen Lage nur möglich ist auf den von der Partei und den Gewerk­schaften vorgeschlagenen Wegen. Es mag Gewerbetreibende geben, die sagen, daß sie eingewurzelter Vorurteile wegen und aus Ueber­tieferung nicht sozialdemokratisch wählen können. Das sind ins besondere die republikanisch eingestellten Gewerbetreibenden der früheren Mittelparteien, die ihre Stimme bei der letzten Wahl einer anderen bürgerlichen Partei gegeben haben. Die Politik, die bisher vielen Gewerbetreibenden als verheißungsvoll erscheint, hat sich schnell als ein Trug erwiesen.

Das neue Papen- Programm bringt eine einseitige Belastung der breiten Massen, auch der Gewerbetreibenden. Was wir heute brauchen, insbesondere der Mittelstand, ist eine Belebung von der Seite der Kaufkraft. Nicht die Betriebe allein in Gang zu bringen ist unsere Sorge, sondern auch die herge= stellten Produkte verkaufen zu können. Daran ist der Mittelstand am meisten interessiert. Der Verelendungsprozeß innerhalb der Mittelschichten müßte doch auch dem letzten Mittelständler gezeigt haben, daß nicht die angebliche ,, marristische Mißwirtschaft", sondern die kapitalistische Gesellschaftsordnung ihn in eine soziale Lage ge= bracht hat, die weit unter der des Arbeiters liegt. Wer kann denn noch von den kleinen Gewerbetreibenden einen Pfennig für sein hohes Alter zurücklegen? Wer fann noch etwas für seine Ge= sundheit tun? Ist doch die Not täglich bei vielen Gewerbetreibenden Stammgast! Wollen die Gewerbetreibenden dies Schicksal so weiter ertragen? Sehen sie nicht, wie die Arbeiterschaft in zähen Kämpfen sich ihre sozialen Rechte erzwungen hat? Haben sie nicht das Recht, nachdem sie ein Leben lang schwer gearbeitet haben, zu verlangen, daß sie in ihrem Greiſenalter nicht betteln gehen brauchen? Klar müssen sie sich darüber jedoch sein, daß sie allein diesen Kampf nicht führen können, sondern. daß sie nur vereint mit der Arbeiterschaft für ein besseres Los fämpfen können. Wir müssen mit der frei­gewerkschaftlichen Arbeiterschaft für die Umwandlung dieser Ge­sellschaftsordnung eintreten und auch kämpfen. Hat der Arbeiter Geld, so hat es auch die Geschäftswelt. An die sozialdemokratischen Gewerbetreibenden aber appellieren wir: Versäumt keine Ge­legenheit, immer wieder mit euren Berufskollegen über diese Fragen zu diskutieren. Selbständige Genossen, tut auch ihr in diesem Wahlkampf eure Pflicht!

Die SA. wird unsicher! Befehl von Röhm.

Das wachsende Durcheinander und die innere Schwäche der ,, Sturmbataillone" offenbart folgender Befehl des Hauptmanns Röhm vom 14. September:

,, Da in den Gaubezirken Deutschlands im Augenblick eine 3ersegungsarbeit seitens der Kommunisten betrieben betrieben wird, erlasse ich hiermit den Befehl an alle Partei­angehörigen der NSDAP., daß in den SA. - oder SS.- Heimen, wo sich kommunistische Provokateure befinden, dieselben sofort dem Sturmbannführer zu melden sind, der sie sodann dem Standarten hung mit gut bug om 1 Oftober bie 6. Selme

daß Wirkung 1.

von SS. Leuten zu besetzen sind und dem Nachrichten­dienst zu jeder Zeit zur Verfügung stehen. Parteigenossen, die in fommunistischen Gegenden wohnen, haben sich, wenn Gefahr besteht, von der Schugstaffel nach Hause bringen zu lassen, falls möglich, werden diese Kameraden auch in Heimen untergebracht. ( Sie sind zur Wache einzuteilen.) Jeder SA.- Mann, der über die Glaubwürdigkeit seiner Führung zweifelt oder dieselben denunziert, wird rest­los aus der Partei ausgeschlossen. Beim Austritt bleibt die Uniform Eigentum der Ortsgruppe, insofern sie nicht ganz bezahlt ist."

Es muß schon ziemlich bunt bei der SA. zugehen, wenn solche lleberwachung mit einer eigenen SS.- Ticheta und solche Drohungen notwendig werden. Sie sind geeignet, das Mißtrauen und die Zer­segung zu verschlimmern, was sich an vielen Orten schon zeigt.

Wendung im Kommunistenprozeß.

Raufhandel statt Totschlageantlage.

Der Prozeß gegen die neun Kommunist en wegen Totschlags, der vor dem Sondergericht läuft, ist jetzt bei einem ent­scheidenden Wendepunkt angelangt. Der Vorsitzende Landgerichts­direktor Tolk machte am Donnerstag die Verteidigung darauf auf­merksam, daß sie im Laufe der weiteren Verhandlung auch die Mög­lichkeit des Tatbestandes des Raufhandels in Erwägung ziehen solle. Dem Gericht sind also berechtigte Zweifel aufgekommen, ob die Anklage wegen Totschlags überhaupt noch aufrechtzuerhalten ist. Zum Raufhandel sind aber zwei Parteien nötig. Mit anderen Worten: Die Behauptung der Anklage, daß allein die Kommunisten die Angreifer gewesen sind, ist somit in das Gebiet der Fabel zu ver­legen. Die Wendung des gestrigen Tages ist nicht zuletzt auf die Aussage einer Zeugin zurückzuführen, die in demselben Hause wohnt, in dem sich auch das Naziverkehrslokal befindet. Die Wohnung der Beugin geht auf den Hof hinaus. Unmittelbar nach den Schüssen hörte sie, wie eine Stimme aus dem Verkehrslokal rief: Polente tommt. Wo ist der Schlüssel?" Gleich darauf sprangen drei Nazis aus dem Fenster, einen vierten sah sie noch auf dem Sims. Die Nationalsozialisten liefen zum Seitenflügel des Hauses. Es besteht nämlich der Verdacht, daß diese Nazis die Schützen

haben.

waren und sich in der Wohnung des Wirts des Nazilokals versteckt Bemerkenswert war auch eine andere Episode aus der gestrigen Verhandlung. Frau Engelhardt, eine der wichtigsten Entlastungs­zeuginnen, hatte einen Nazi namens Hamm als einen der Schüßen erkannt. Sie meldete das der Polizei. Der Beamte ließ Hamm kommen und dieser berief sich auf sein Alibi, das er durch einen SS.- Mann führen zu können glaubt. Der Beamte hat sich mit diesem Alibibeweis begnügt und weitere Ermitt­lungen nicht angestellt.

Der Einschuß im Motorrad.

In dem Prozeß vor dem Sondergericht marschierten heute gegen bie angeklagten Mitglieder der Eisernen Front die Nazizeugen auf. Die Zeugen verwickelten sich in heillose Widersprüche. Die eine Aussage hob die andere sozusagen auf. In einer Hinsicht waren sie aber einig. Von der nationalsozialistischen Seite soll natürlich niemand geschossen haben. Die einen wollen es nicht gesehen haben, die anderen waren bereit, zu beeiden, daß nur von der anderen Seite die Schüsse gefallen seien.

Im Hose des Gerichtsgebäudes fand heute morgen auch die

Ein Vorschlag Hendersons

Die Mächte sollen sich äußern

Paris , 30. September. ( Eigenbericht.) Das Echo de Paris" und die Havas - Agentur melden aus Genf , daß Henderson vor seiner Abreise am Mittwoch mehreren Delegationen des Büros der Abrüstungskonferenz den Entwurf zu einer Erklärung überreicht habe, die das Büro in seiner am 10. Oftober beginnenden Tagung annehmen solle. Der Entwurf, der sich auf den§ 5 des englischen Memorandums vom 17. September stützte, sehe folgende drei Grundsätze als Basis für das ge­plante Abrüstungsabkommen vor:

rüstungskonferenz nur dann in Frage komme, wenn uns Siche. rungen gegeben werden, daß die einseitige Distriminierung Deutschlands beseitigt wird und daß die fünftige Abrüftungstonven­tion für uns ebenso gilt wie für die anderen Staaten.

Der Reichsaußenminister berichtete, daß er in Genf dem eng­lischen Außenminister Sir John Simon seine Meinung nicht verhehlt habe, daß Deutschland die juristische Auffassung der der Gleichberechtigungsfrage nicht englischen Regierung in akzeptieren könne. Aus seinem Gespräch mit dem italienischen Vertreter Aloisi habe sich ergeben, daß Italien Verständnis für unsere Forderungen zeige. Er sei Herriot nicht aus. gewichen, vielmehr habe eine Fühlungnahme zwischen der deutschen und französischen Delegation bestanden; aber da der französische Ministerpräsident uns hatte wissen lassen, daß er in seiner Rede vor der Völkerbundsversammlung den Abrüstungs­3. Gewährung der Gleichberechtigung an alle vertragschließenden konflikt nicht berühren würde, bestand für ihn kein Anlaß, seine Mächte. Reise hinauszuschieben.

1. feine Wiederaufrüstung Deutschlands ;

2. Herabsehung der Rüstungen der anderen Länder, um den Unterschied zwischen dem deutschen Heer und den anderen Heeren zu verringern;

Der Entwurf habe bereits die Billigung des englischen Außen­ministers gefunden, sei aber in verschiedenen anderen Delegationen auf Widerstand gestoßen. Diese wollten sich nicht durch Grundsätze binden lassen, ohne zugleich die praktischen Folgen ihrer Anwendung

Neurath vor der Presse.

Das einzig Wesentliche und Neue an den heutigen Erklärungen des Reichsaußenministers war eine durchaus

improvifierte und u. E. etwas voreilige Stellungnahme zu den Herr von Neurath , der ausdrücklich betonte, daß sich Henderson die in der Presse gemeldeten kompromißvorschlägen Hendersons. größte Mühe gebe, eine Einigung herbeizuführen, um die Konferenz zu retten, meinte, daß auch die gemeldete Kompromiß­formel des Konferenzvorsigenden ,, uns nicht weiter bringt". Reichsaußenminister von Neurath gab heute vor der Presse Diese vorschnelle negative Festlegung erscheint uns bedauerlich; Erklärungen über die Tätigkeit der deutschen Delegation in Genf sie ist aber offenbar nur so zu erklären, daß die aus Paris ge­und über die Stellungnahme der Reichsregierung zur Abrüstungs- meldete Fassung des Vorschlages Hendersons nicht ganz den frage ab. Formulierungen entspricht, die Henderson dem Reichsaußenminister Er wiederholte den bekannten Standpunkt der Reichsregierung, vor seiner Rückreise nach Berlin persönlich und offiziell über­daß eine Wiederbeteiligung Deutschlands an der Abgeben hat.

Besichtigung des dem Angeklagten Bachmann gehörenden Motor­rades statt. Der Beiwagen weist einen Einschuß auf. Bachmann hat, unmittelbar nach den Vorfällen in Boernicke, diesen Einschuß dem Polizeimeister Schiller gezeigt. Der Beamte hat jedoch den Wagen nicht sichergestellt. Das Gericht wird höchstwahrscheinlich einen Schießsachverständigen herbeiziehen. Der Einschuß ist selbst­verständlich für den weiteren Verlauf des Prozesses von großer Bedeutung. Hier ist ein Beweis, daß von den Nationalsozialisten geschossen worden sein muß.

Von Höllenmaschine zerrissen.

Anschlag gegen Offiziere.

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- Zwei Personen getötet. Belgrad , 30. September. In der Nähe der Schiffsanlegestelle an der Save übergab heute früh 7 Uhr ein elegant gekleideter junger Mann einem Träger ein Patet mit dem Auftrag, er möge es in das Offiziers­tafino tragen. In dem Moment, in dem der Träger das Kasino­gebäude betrat, explodierte das Paket, das eine Höllenmaschine enthielt. Der Träger und eine Aufräumerin erlitten so schwere Verletzung, daß sie nach einer Stunde starben. Wie verlautet, foll auch ein Offizier verlegt worden ſein. Die Polizei hat fofort die Untersuchung eingeleitet. Von dem Täter fehlt bisher jede Spur.

Baldwin verstärkt seinen Einfluß.

Die Regierungsergänzung in England. London , 30. September. ( Eigenbericht.) In der Regierungsumbildung sind einige neue Fortschritte zu verzeichnen. Die wichtigste Entscheidung liegt darin, daß Bald­win, bisher Lordpräsident des geheimen Rates, nun auch als Nach­folger Snowdens das Amt des Lordsiegelbewahrers übernimmt. Dem bisherigen Unterstaatssekretär im Handelsministerium, Hore Belisa, einem Simon- Liberalen, wird der wichtige Posten des Unterſtatssekretärs im Finanzministerium übertragen, der durch die Ernennung Elliots zum Landwirtschaftsminister frei wurde. Die Posten des Unterstaatssekretärs im Kolonialministerium und im Innenministerium werden durch zwei Konservative, Plymouth und Butler, besetzt. Unterstaatssekretär im Handelsministerium wird Burgis von der Simon- Gruppe. Unbesetzt ist noch der Posten des Bergwerksministeriums.

Brafilien- Putsch vor dem Ende. Rebellen bitten um Waffenstillstand.

New York , 30. September. ( Eigenbericht.) Die brasilianischen Rebellen unter General Klinger ersuchten die Regierung um den sofortigen Abschluß eines Waffenstill standes. Die Regierung hat daraufhin sofort Unterhändler in das Lager der Rebellen entsandt. Die aufrührerischen Truppen wurden durch die vordringende Regierungsarmee fast gänzlich von der Nahrungszufuhr abgeschnitten. Das Ende des seit drei Monaten anhaltenden Bürgerkrieges steht bevor.

Frauenüberfall aufgeflärt.

Die blonde Zigeunerin feffgenommen. Der Ueberfall auf die 52 Jahre alte Schneiderin Olga Falk schnelle Aufklärung gefunden. Gestern konnte in der Person einer aus der Köpenicker Straße 66 hat eine überraschend Frau Charlotte Reinhardt aus der Frankfurter Allee eine der Täterinnen ermittelt und festgenommen werden. Sie bestreitet zwar den Ueberfall, aber die Maße, die Fräulein Falk der Kundin ab= genommen hatte, wurden an ihr nachgemessen und als überein­stimmend befunden. Die zweite Täterin ist noch flüchtig.

Für die Nachforschungen der Polizei war bedeutungsvoll, daß die Ueberfallene angegeben hatte, es müsse sich bei den Frauen um Zigeunerinnen gehandelt haben. Nun ist zwar die Fest genommene feine Zigeunerin, sie ist aber mit einem Zigeuner verheiratet und nach der Art der Zigeunerinnen zog sie weisfagend und besprechend durch die Straßen. Als die Kriminalbeamten am Donnerstagnachmittag in ihre Wohnung einfielen, tat sie voll­tommen unschuldig. Schon die erste Durchsuchung belastete sie schwer. Auf dem Präsidium wurde sie sofort der Ueberfallenen gegenüber gestellt und wiedererkannt. Fräulein Falk holte ein Metermaß hervor und legte es bei der Frau an. Rocklänge, Hüftenweite, Rückenlänge, Bruftumfang, alles stimmte mit den Notizen überein, die sie sich am Dienstag von der ,, Kundin" gemacht hatte. Drei Hausbewohner, die sie über den Hof hatten gehen sehen, erkannten

sie auch wieder. Bei einer erneuten Durchsuchung ihrer Wohnung in der Frankfurter Allee fand man jetzt unter schmutziger Wäsche die Tasche, die sie bei dem Ueberfall mit hatte, und die von der Ueberfallenen ebenfalls wiedererkannt wurde.

Diebische Elstern."

3wei internationale Taschendiebe im 300 verhaftet.

Im Zoologischen Garten mehrten sich in der letzten Zeit die Fälle, daß Besuchern, die der Raubtierfütterung beiwohnten, hinter­her die Brieftaschen und Taschenuhren fehlten, so daß es flar wurde, daß der 300 als allerdings unerwünschte Be­reicherung diebische Elstern" aufwies, die das Interesse der 300­besucher für die Fütterung der Raubtiere zum Anlaß nahmen, sich für den Tascheninhalt der Schauluſtigen zu interessieren. Infolge­dessen überwachten Kriminalbeamte des Taschendiebstahlsdezernats unauffällig die Raubtierfütterung mit dem Erfolg, daß sie kürzlich im Raubtierhaus einen guten alten Bekannten, einen gewissen Ed­haiser, entdeckten, der schon einmal wegen Taschendiebstahls zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt worden war. Durch unauffällige Beobachtungen konnte weiter festgestellt werden, daß er mit einem Berufskollegen zuſammenarbeitete, ebenfalls einem internatio

naben Taschendieb namens Chazan . Als dieser gerade während der Fütterung einem Besucher die Uhr zu stehlen versuchte, griffen die Beamten zu und nahmen beide fest. Chazan und Eckhaiser erhielten für diese zoologischen Studien" gestern vom Schnellgericht 4 bzw. 5 Monate Gefängnis.

Riviera verwüstet.

Zerstörungen durch Sturm und Wolfenbruch.

Paris , 30. September. ( Eigenbericht.)

Ein furchtbarer Wolfenbruch hat sich am Donnerstag über der Riviera zwischen Cannes und Frejus ent­laden und schwere Verwüstungen angerichtet. Besonders die Städte Frejus , St. Raphael, Juan und Cannes haben gelitten. In Cannes und Frejus wurden zahlreiche Villen unter Wasser gesetzt. Die Eisenbahnlinie Marseille - Nizza ist unter­brochen. Zum Teil ist sie durch die Wassermassen, zum Teil durch abgerutschte Erdmassen versperrt. Die Züge von Marseille enden jetzt in Toulon ; von dort werden die Reisenden mit Autobussen weiterbefördert.

Am schlimmsten wurde Saint Magime heimgesucht, wo über 1000 Personen ihre Häuser verlassen mußten und obdachlos geworden sind. Die große Landstraße, die durch die Ort­schaft führt, wurde an mehreren Stellen von den Wassermassen zer­stört und für den Verkehr unbrauchbar gemacht. Die Eisenbahn­brüde wurde fortgeschwemmt und die Strandpromenade pöllig vernichtet. Die Bevölkerung fonnte sich nur notdürftig bekleidet in Sicherheit bringen, indem sie ihre Zuflucht auf die Dächer der Häuser nahm. Die Weinernte ist vollkommen ver­nichtet. In Juan les Pins stand das Wasser in verschiedenen Stadt­teilen zwei Meter hoch.

Opfer der krije. Nach fast achtzigjährigem Be­stehen stellt das demokratische Kasseler Tageblatt" sein Erscheinen ein, da es trotz aller Sanierungsmaßnahmen die herrschende Wirtschaftskrise nicht durchhalten fonnte. Das Blatt geht in die Kasseler Neuesten Nachrichten" auf.

Woldemaras, der beschuldigt worden war, über die Verwendung der Woldemaras freigesprochen. Der ehemalige Ministerpräsident von ihm im Jahre 1918 vorschußweise erhaltenen Summe von 51 000 dänischen Kronen keine ausreichenden Nachweise beigebracht zu haben, ist vom Obersten Gerichtshof freigesprochen worden.

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Wieder ein Judenroman bei den Echtraffigen. Jetzt ist auch | der Westdeutsche Beobachter", wie bereits einige Nazizeitungen vor ihm, mit dem Roman ,, Alexander Forescu" von Hans Land , dem Sohn des Berliner Oberrabiners, hereinge fallen. Als das Blättchen nach der dritten oder vierten Fort­segung den Reinfall bemerkte, wurde das Weitererscheinen des Ro­mans aus ,, technischen Gründen" eingestellt.

der nationalsozialistische Betriebszellenleiter Friedrich Plattner- Karls­Wegen Beleidigung des Reichsministers a. D. Dr. Wirth wurde ruhe zu einer Gefängnisstrafe von sechs Wochen perurteilt.

Die Klage Weismanns. Das Schöffengericht Berlin- Mitte hat dung des Staatssekretärs a. D. Dr. Weismann eröffnet. Die Ver­das Verfahren gegen den Bücherrevisor Lachmann wegen Verleum­leumdung ist in einem dem bisherigen preußischen Ministerpräfi­denten Dr. Braun zugesandten Brief enthalten, in dem Lachmann behauptet, daß Dr. Weismann sich der aktiven Bestechung und der Verlegung der Eidespflicht schuldig gemacht habe. Die Verhand­Tung ist auf den 15. Oftober 1932 angesetzt.