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Konflikt in der Geeschiffahrt Die Naturforscher und Aerzte tagen

Geeleute und Offiziere zum Kampf entschlossen.

In dem Tariffonflikt, der zwischen den Organisationen der Seeleute und Schiffsoffiziere, sowie dem Verband Deutscher Reeder ausgebrochen ist, hat sich die Lage so verschärft, daß mit dem Aus­bruch eines allgemeinen Streits in der deutschen Seeschiffahrt gerechnet werden muß. Alle Versuche, zum Neu­abschluß der Tarifverträge für die Seeleute und Schiffsoffiziere zu kommen, find infolge der ungeheuerlichen Abbauforderungen der Reeder fehlgeschlagen. Der Reederverband hat den Schlichter an­gerufen, der die bisherigen Tarifparteien zu heute nachmittag 4 Uhr zu Berhandlungen geladen hat.

Der Konflikt hat seine Ursache in dem Verlangen der Reeder, die Lohn- und Arbeitsbedingungen des Schiffspersonals ganz erheblich zu verschlechtern. So wird z. B. eine Herabsegung der Heuer der Seeleute um durchschnittlich 18 Proz. und der Gehälter der Schiffsoffiziere und des technischen Personals in noch viel höherem Maße, teilweise bis zu 40 Proz., verlangt. Die Zahlung von Auslandszulagen soll in Zukunft gänzlich fort. fallen und die Gewährung dienstfreier Tage erschwert werden. Die Reeder wollen weiter die Arbeitszeiten wesentlich ver längern, um die Besatzungsstärke verringern zu können. Zu diesen Wünschen gesellt sich noch eine Reihe anderer Forderungen, über die eine Einigung nicht erzielt werden konnte.

Von den Arbeitnehmerverbänden ist die unveränderte Verlängerung der Tarifverträge bis zum 31. März gefordert worden. Gleichzeitig wurde den Reedern zu erkennen gegeben, daß für die Seeleute die Unternehmerforderungen völlig unannehmbar sind und jeder Versuch, sie dem Schiffspersonal auf zwingen zu wollen, zum offenen Konflikt führen müßte.

Die Organisationen der Seeleute und Schiffsoffiziere haben ihre Mitglieder angewiesen, mur den Weisungen ihrer Organisationsleitungen zu folgen und Disziplin zu üben.

Kleiner Namenräuber!

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Heilig ist das Eigentum von 300 000 m. aufwärts. Wahlspruch im Hause Hugenberg. Am Donnerstag explodierte der Harzburger Käse vor Gericht. Hugenberg erzwang gegen Goebbels   die Unterlassung aller geschäfts­schädigenden Schändlichkeiten bei 300 000 m. Strafe! So die Großen. Inzwischen ging einer der Kleinsten vom Hause Hugenberg, ein Lokalreporter vom Lokal- Anzeiger", hin, und entwendete meuch lings einem margistischen Schriftsteller sein Pseudonym: Jonathan. Ich präsentiere mich hiermit der Deffentlichkeit als Daueropfer der nationalen Stehlsucht. Meinen ollen ehrlichen ,, Mich. von Lindenhecken" hat mir der nationalsozialistische Reichs- und Land­tagsabgeordnete Brückner für seinen NS.  - Beobachter entwendet. Der Name war abgelegt, aber ich hatte mir nicht träumen lassen, daß ein germanischer Recke so rasch in meine abgelegten Hosen fahren würde. Aber den Jonathan", den gedachte ich noch mindestens eine Saison zu tragen. Nun hat ihn ein kleiner Mause­haken vom ,, Lokal- Anzeiger" geschnappt.

Was soll ich tun? Soll ich auf Unterlassung flagen wie Hugen­berg? Ach, dieser Kleine von den Seinen wird mir bestimmt keine 300 000 m. berappen. Außerdem spüre ich eine Anwandlung von Gerechtigkeit. Bemaust mich der Nationalsozialist, warum foll mich der Deutschnationale nicht bemaufen? So weit wird doch die ge= meinsame nationale Linie noch reichen!

Ein deutscher Mann mag feinen Sozen leiden, Doch seinen Namen flaut er gern.

Also lasse ich ihn laufen, den herzigen kleinen Namenräuber! Bereitet er mir doch im stillen eine Genugtuung: meine literarische Garderobe muß ganz gut imstande sein, wenn die nationalen Mannen sich mit solcher Gier um die Fezen reißen. Im Hinter­grund habe ich noch eine eiskalte Drohung: wie wär es, du herziger kleiner Namenräuber, wenn ich auf meine Phantasiewiese ginge und mir einen neuen Namen pflückte? Dann würdest du bald singen: Ich bin der arme Jonathan,

Was fang ich armer Teufel an!

Jonathan, der Echte.

Kampf der Kulturreaktion! Tagung der sozialdemokratischen Lehrerschaft.

In der Bundesschule des ADGB. in Bernau   fand die Vor­ständekonferenz der sozialdemokratischen Lehrer und Lehrerinnen Deutschlands   statt. Vertreten waren faſt sämtliche Bezirke des Reiches. Es wurde eingehend die kultur- und schulpolitische Situation und die Entwicklung der Arbeitsgemeinschaft in den einzelnen Bezirken erörtert.

Die gesamte Konferenz war trotz des Ernstes der Zeit und der vielen Eingriffe, die in legter Zeit von der Reaktion in das Kultur­und Schulleben erfolgt sind, vom starken Rampfeswillen und größter Geschloffenheit beseelt. Die politischen Veränderungen der letzten Monate konnten der sozialistisch bewußten Lehrerschaft der ASL.   nur geringen Abbruch tun. Folgende Resolutionen wurden angenommen: Die Vorständekonferenz der Arbeitsgemeinschaft sozialdemo­fratischer Lehrer und Lehrerinnen Deutschlands   nimmt mit Eni­rüstung davon Kenntnis, daß der bewährte Regierungsdirektor Dr. Reichwaldt, Potsdam   ,,, a us politischen Gründen" auf unbestimmte Zeit beurlaubt worden ist. Sie sieht darin eine unberechtigte politische Maßregelung auf Grund von Forderungen reaktionärer Kreise. Die Vorständekonferenz ersucht die preußische Landtagsfraktion, von der Regierung Rechenschaft wegen dieser politischen Maßregelung zu fordern. Die Vorständekonferenz drückt dem bewährten Genossen Reichwaldt ihre Sympathie und Solidari­tät aus. Sie fordert alle Genossen der ASL.   auf, daß sie in der Deffentlichkeit für Gerechtigkeit und gegen politische Maßregelung eintreten."

,, Die Vorständekonferenz der Arbeitsgemeinschaft sozialdemo­fratischer Lehrer und Lehrerinnen Deutschlands   stellt fest, daß die allgemeine Flut von Verleumdungen gegen schulfort­schrittliche Einrichtungen, die im wesentlichen von Sozialdemokraten geschaffen worden sind, sich in der letzten Zeit durch Verleumdungen und Denunziationen in der Deffentlichkeit und an die Behörden gesteigert hat. So wird insbesondere eine e ze gegen die Karl- Mart- Schule und ihren verdienten Leiter betrieben, die nicht ohne Eindruck auf die Aufsichtsbehörden ge= blieben ist. Die Vorständekonferenz fühlt sich solidarisch mit all den Genossen, die jetzt im Vordergrund des kulturpolitischen Kampfes stehen, ermuntert sie, die Nerven nicht zu verlieren und in der Treue der Genossen zu ihnen den moralischen Schutz gegen all die schmuzigen Angriffe zu sehen. Die Vorstände konferenz erwartet, daß Partei und Fraktionen sich schützend vor die bewährten Ein­richtungen und ihre Träger stellen. Die Vorständekonferenz stellt fest, daß beamtete Studienräte aus amtlichen Konferenzen Material entstellt und in verleumderischer Absicht in die Oeffentlichkeit tragen, ohne daß ihnen seitens der Aufsichtsbehörde irgend etwas geschieht.

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fieren.

Am Donnerstag ging die 92. Versammlung der Gesellschaft| lichen Zufall ist in der Braunkohle des Geiseltales die Wirkung dieser Deutscher   Naturforscher und Aerzte zu Ende. Wir bringen nach Humussäuren dadurch aufgehoben worden, daß dort sehr harte, talk­stehend einen Bericht über einige besonders interessante Vorträge, die an den beiden letzten Tagen des Kongresses gehalten wurden. haltige Quellwässer vorhanden sind, die die Säuren neutrali­Nur alle zwei Jahre findet diese größte aller wissenschaftlichen Tagungen Deutschlands   statt aber dann ist es auch jedesmal eine gewaltige Unternehmung, in der sozusagen über zwei Jahre wissen schaftlicher Forschung die Bilanz gezogen wird. Ein paar Zahlen mögen den schon rein äußerlich gewaltigen Umfang des Kongresses verdeutlichen: verhandelt wurde in 36 Abteilungen, davon entfallen 16 auf die naturwissenschaftliche und 20 auf die medizinische Haupt­gruppe. Etwa 200 Vorträge wurden allein auf dem eigentlichen Naturforscher- und Aerztekongreß gehalten, gleichzeitig und zu sammen mit ihm tagten aber nicht weniger als 24 befreundete Ver­eine, die ihrerseits noch rund 130 Vorträge veranstalteten! Die Teil­nehmerzahl endlich betrug etwa 3000.

Belebte und unbelebte Materie.

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von

Bei den Ausgrabungen stieß man nicht nur auf einzelne Tiere aus längst vergangenen Tagen der Erdgeschichte, sondern auf riesige Leichenfelder mit den Ueberresten von vielen Hunderten von verschiedenen Tierarten. Man grub nicht weniger als 1400 Wirbel­tierreste aus, deren Erhaltung teilweise so ausgezeichnet ist, daß man noch genau Fischschuppen und Blattgrün scheiden kann. Unter den Wirbeltierresten befanden sich zahlreiche Knochenfische der ver­schiedensten Art, ferner Molche, Krokodile und zahlreiche vorzeitliche Eidechsenarten und Schildkröten. Besondere wissenschaftliche Be­deutung haben die Funde einiger Säugetiere aus der damaligen 3eit; es fonnten u. a. die Reste eines Vorläufers unseres Haus­schweins und eines prähistorischen Pferdes gefunden werden.

Eine besondere Rarität stellte endlich noch der Fund eines winzigen Tieres dar, das ohne Schwanz nur 4 Zentimeter lang ist und anscheinend auf Bäumen gelebt hat. Dieses sonderbare Wesen zwischen den Insektenfressern und Halbaffen dar. Da in allerletzter Zeit auf der Grube Cecilie schon wieder eine neue Fundstelle ent­deckt ist, scheint die Geiseltal  - Braunkohle vorläufig eine unerschöpf= liche Fundgrube für die Wissenschaftler zu sein.

Expedition in den Gran Chaco  .

Einen sehr aufschlußreichen Vortrag hielt der Minerologe Prof. Rinne( Freiburg  ) über das Thema" Naturwissenschaft- stellt ein außerordentlich wichtiges, bisher unbekanntes Bindeglied liche Grenzfragen des Lebens". Prof. Rinne hat sich in den letzten Jahren besonders eingehend mit dem schwierigen und noch verschlossenen Grenzgebiet zwischen lebender und unbelebter Materie beschäftigt und dabei einige' recht überraschende Feststellungen gemacht. So ergab sich, daß der kristalline Bau der Stoffe dem man noch vor relativ kurzer Zeit glaubte, er fände sich lediglich im Reiche der unbelebten Materie bis in die Kernbezirke des Lebens hineinreicht. Der Organismus bevorzugt allerdings eine be stimmte Form des kristallinen Aufbaus, den sogenannten parafristal­linen Zustand, weil es ihm auf diese Weise ermöglicht wird, die schleimig- flüssige Beschaffenheit der Bestandteile beizubehalten, an die das Leben bei den meisten seiner Funktionen gebunden ist. Den Laien dürfte die Feststellung Prof. Rinnes überraschen, daß man jogar den Muskeln und der Nervensubstanz unseres Körpers jene parakristalline Beschaffenheit zuschreiben muß als fristallines leben­des Gegenstück zu ihnen kann z. B. die pflanzliche Zellulosemand gelten, von der wir schon seit einiger Zeit wissen, daß sie sich aus Kristallen aufbaut.

Diese und andere Forschungsergebnisse lassen die Grenzen zwischen belebter und unbelebter Materie immer undeutlicher werden und legen den Schluß nahe, daß wir die Gesamtheit der Natur vom leblosen" Kristall bis herauf zum Menschen als eine einzige, unendlich abgestufte Reihe auffassen müssen, die keine plötzliche Kluft zwischen belebt" und" unbelebt" fennt.

Geltfame Tierfunde.

Prof. Weigelt( Halle a. d. S.) berichtete über außerordentlich wichtige Tierfunde, die in letzter Zeit in der Braunkohle des Geiseltales bei Halle   gemacht wurden. Daß überhaupt in Braunkohle Reste von Tieren gefunden werden, ist ein höchst seltenes Ereignis, denn im allgemeinen werden die Tierreste durch die von der Braunkohle gebildeten Säuren zerstört. Durch einen glück

Der erste Konzertfilm.

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Im Marmorhaus wurde vor einigen Tagen ein furzer Bildstreifen gezeigt, der bei uns wenigstens der erste seiner Art ist: der erste Konzertfilm. Er brachte die Wiedergabe der Rossinischen Tell- Ouvertüre unter der Direktion von May von Schillings und ist von unschäzbarer Bedeutung für die Zukunft unseres gesamten Musiklebens. Um die dem Film eigene und not­wendige Bewegung zu gewinnen, zeigen die Bilder Konzertsaal, Dirigenten, Orchester in ständig wechselnden Kamera- Einstellungen: einzeln und alle zusammen, von ferne und in der Nähe, im Gesamt­überblick sowie in Großaufnahme. Um diese Filmbewegung nun wieder nicht willkürlich, sondern sinnvoll zu gestalten, richten sich die Bilder nach der Musik; sie reproduzieren aber nicht etwa nur den visuellen Eindruck des äußeren Konzertablaufs, sie verlaufen in zwingender Logik( die durch äußerst sorgfältige Regie genau festgelegt ist) und zeigen, um einen objektiven Sinn des Ablaufs zu erhalten, das im Klangbild gerade Auffallende gleichzeitig im Bild. So erscheint der Dirigent in besonders charakteristischen Situationen der Orchesterleitung, so erblickt man die einzelnen In­strumente und Instrumentengruppen, die gerade führend sind, ihre Meister und deren Technik: Cellisten, Schlagzeuger, Zugposaunisten, die Flöte, das Englisch- Horn   usm.

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Zwischen Bolivien   und Paraguay   sind bekanntlich sehr ernst hafte Meinungsverschiedenheiten über die Besitzverhältnisse im Gebiet des nördlichen Gran Chaco   ausgebrochen. Der Vortrag von Prof. Krieg( München  ) über die Ergebnisse seiner dritten Expedition in das Innere Südamerikas   war also besonders aktuell", da sich Prof. Krieg gerade in dem jetzt Kriegsschauplatz gewordenen Gebiet längere Zeit aufgehalten hat. Der Leitgedanke der Expedition war die Erforschung dieser Gebiete nach ökologischen" Gesichtspunkten, d. h. es sollte die Abhängigkeit von Mensch und Tier von der Umwelt unter den besonders interessanten Verhältnissen des Chacos untersucht werden. Es zeigte sich nun, daß in diesen Gebieten die Einflüsse der Umwelt auf die Lebewesen außerordentlich start sind: in der wasserarmen Ebene des Chaco- Innern ist die gesamte Tierwelt völlig verschieden von den tierischen Bewohnern der auf gleicher geographischer Breite liegenden Gebirgsregionen, die reich an Niederschlägen sind. Bei den Chaco- Indianern war nicht nur eine sehr starke förperliche, sondern auch eine seelische und fulturelle Abhängigkeit von der Umgebung festzustellen.

Schließlich verdienen noch die Untersuchungen Prof. Kriegs hera vorgehoben zu werden, die er an weißen und vor allem an deut schen Kolonisten im Chacogebiet angestellt hat. Das praktisch vielleicht michtigste Ergebnis dieser Arbeiten besteht in der Fest stellung, daß sich blonde und besonders hellfarbige Menschen als Kolonisten in tropischen Gebieten so schlecht eignen, daß ihnen die Ausführung eines derartigen Planes von vornherein unbedingt widerraten werden muß. Dr. H. Woltereck.

Der Abbruch wird fortgesetzt.

Bapen, Gayl, Bracht u. Co., hochfeines Institut für Reinigung, versprachen in ihrem Prospekt, die wilden Parteibeamten durch garantierte Fachleute zu ersehen. Ein prächtiges Beispiel für solche Reinigung war, neben vielem anderen, die hier schon gemeldete Umbesetzung des Theaterreferats im Berliner   Polizei präsidium. Genosse C. F. W. Behl, der es längere Zeit inne hatte, ein hervorragender Kenner der Literatur, dessen kritische Auffäße allgemeine Beachtung gefunden haben, wurde zum Fuhr­wesen abfommandiert und an seine Stelle ein völlig un­bekannter Regierungsrat aus dem Bezirk des evangelischen Vereinss wesens, vordem in Schneidemüht wirksam, beordert. Jetzt wird dieser Herr auch den Vorsitz der bisher gleichfalls vom Genossen Behl geleiteten Berliner   Prüffammer für Schmuz und Sch und übernehmen.

Das Schlachten geht weiter. Als nächstes wird der Kunst ausschuß beim Berliner   Polizeipräsidium, der vor wichtigen Entscheidungen, ob ein Eingriff der Polizei oder der Ge richte erfolgen solle, befragt murde, umgebaut. Der Polizeipräsident beruft diesen immerhin nicht unwichtigen Ausschuß, der Fehlgriffe vermeiden soll, gemäß einer allgemeinen ministeriellen Verordnung, im Einvernehmen mit dem Generalstaatsanwalt, nach einer durch die zuständigen Verbände des Schrifttums, des Theaters, der bildenden Künstler, der Erzieher, des Jugendschutzes und vorgelegten Liste. Der geplante Umbqu der Wohlfahrt scheint, mehr als bisher, tonfessionelle Verbände und Vertreter der finstersten Ertüchtigung" heranziehen zu wollen. Aljo: Achtung geben auf diese weltanschauliche" Frische zu wollen. Also: Achtung geben auch auf diese ,, weltanschauliche" Frisur der Sachverständigen.

Es handelt sich hier also um vollendete Unterordnung des Bildablaufs unter das Musikalische, und selbst in diesem Rahmen um eine einmalige( wenn auch ausgezeich nete), feineswegs aber um eine generelle Lösung des schwierigen Problems der Gleichzeitigkeit von Filmbild und Musik. Das hier gezeigte Verfahren hat ohne Zweifel ganz große instruktive, päda gogische und archivarische Vorzüge: Wesen und Aufgabe der ein zelnen Instrumente mie des Orchesters wird so jedermann leicht deutlich zu machen sein; die Musikpädagogik, insbesondere Instru­mentenkunde und Dirigiertechnik haben hier einen hervorragenden Ein vorgeschichtliches Riefenpanorama. Lehr- und Lernbehelf gefunden. Die ganze musikalische Produktions­weise einer Zeit endlich, unsere gesamte klingende Musikkultur wird jetzt überliefert werden können. Trotzdem aber ist es fraglich, ob diese eine Verfahrensweise für alle die unzähligen Konzertfilme, die diesem ersten sicherlich folgen werden, brauchbar sein wird.

Jenseits all dieser Bedenken aber liegt die allgemeine Bedeu­tung des Konzertfilms, der unter der künstlerischen Leitung Franz Schrefers und Eberhard Frohweins entstand und sich durch überraschende Gleichmäßigkeit und Qualität des Klangs besonders auszeichnet, flar auf der Hand. Als wichtigstes Mittel zu weiterer Rationalisierung der Musik wird er tausendfältige Nachahmung finden, die lebendigen Musiker freilich noch mehr als bisher aus dem Musikerzeugungs- und Verbrauchsprozeß ausschalten helfen.

A. W.

Bolksliedersammlung durch einen Arbeitslosen. Ein Gegenstück zu dem Arbeitslosen, der in der Gegend von Aschaffenburg   die Reste einer vergessenen Burg freilegte, bildet der Baumſteften lenz" in Zwiesel  , ein erwerbsloser Sägearbeiter namens Paul Friedl  , der seine unfreiwillige Muße dazu benutzt, im Bayerischen  Wald umherzuwandern, Volkslieder und Bräuche zu sammeln und sie neu im Volt zu verbreiten. Solche von Friedl gesammelten Volkslieder der Waldler hat fürzlich der Bayerische Rundfunk über­tragen.

Bibliographie der deutschen   Literatur über Sowjetrußland. Die Deutsche Gesellschaft zum Studium Osteuropas   bereitet eine Biblio­graphie aller in den Jahren 1917-32 in deutscher Sprache er­schienenen, auf die Sowjetunion   bezüglichen Schriften vor, die an­hangsweise auch die wichtigsten in der gleichen Zeit heraus­gekommenen Werke über das zaristische Rußland   und die russische Emigration verzeichnen soll. Sie soll eine kurze Charakterisierung der Schriften geben und noch vor Weihnachten   erscheinen.

Professor Leo Frobenius  , einer der hervorragendsten Erforscher der prähistorischen Kultur Afrifas, ist von seiner Expedition zurück­gekehrt, die er nach Fezzan   in Afrika   unternommen hat. Der Be­gründer des Afrika  - Archivs, das im Jahre 1921 zum Forschungs­Institut für Kultur- Morphologie" erweitert worden ist, konnte auf Grund seiner bisherigen Erfahrungen in der Erforschung Afrikas  neue große Erfolge erringen. Frobenius hat auf dieser Expedition eine große Anzahl von Höhlen entdeckt, in denen ganz gewaltige Bilder zum Teil in reicher Farbigkeit sich befinden. Hier sind zum erstenmal Riesenpanoramas hergestellt worden, die zum Teil mehr als 10 000 Jahre alt sind, und von dem Leben der Menschen jener Zeit Kenntnis geben. Frobenius läßt von allen seinen Funden Zeichnungen aufnehmen oder Photographien herstellen. Die Höhlen­bilder in Fezzan   zeichnen sich dadurch aus, daß sie gewissermaßen als Reliefbilder hergestellt worden sind.

Alles Getier, das in jenen verschollenen Jahrtausenden dort lebte und für den vorgeschichtlichen Menschen große Bedeutung hatte, findet sich hier in künstlerisch hochwertigen Darstellungen. So wur­den Felsbilder von Elefanten, Löwen  , Giraffen und seltsamen Rindern mit eigenartigen Hörnern gefunden. Die Bilder, die zum

Teil 4000 Jahre und älter sind, sind nach italienischen Nachrichten von ungewöhnlicher Schönheit und Plastik. Die künstlerischen Fähig­feiten der Menschen vor 6000 bis 8000 Jahren müssen bereits eine sehr hohe Stufe erreicht gehabt haben. Dieser hohe Kulturstand, der in den Höhlen Frankreichs   und Spaniens   festgestellt wurde, ist auch hier in Fezzan   zu beobachte.

3. Oktober mit

Das Deutsche   Künstler- Theater wird am Die Eröffnungsvorstellungen der Robert- Bühnen stehen nunmehr fest. Wolnas Lustspiel Das Märchen vom Wolf" eröffnet. Am 10. Otto­ber bringt die Tribüne die deutsche   Uraufführung von Silvio Gio­vaninettis Lustspiel Der Spazierftod".