BEILAGE
Vorwärts
atab fliegt nach dem Mond
,, Nun ist er auch tot", sagte der Gefühlvolle unter uns. Zuerst Kreuger. Dann Gilette. Und jetzt er." Er schwieg einen Augenblick und verfündete:„ Das ist das Gesetz der Serie." Und dann bestellte er einen Mokka mit Rum.
Mumpit", sagte jemand. Im Vorgarten des Kaffeehauses war noch immer die Schwüle des Tages. Aber die Straße war in Nacht getaucht und silberne Lichtkugeln hingen hoch über ihr Das eine Auto, das Nachtverkehr vortäuscht, fuhr emsig hin und her. Die letzte Tramway hatte ein blaues Schlußlicht und es verdämmerte langsam in der Ferne.
,, Selbstmord...?" sagte der Gefühlvolle.„ Ausländische Blätter berichten, daß der Pilot eine Schußwunde im Rücken hat...." Er nahm einen tiefen Zug aus der Mokkaschale und die Wärme der Nacht machte ihn toll. Er konnte sich, wenn er wollte, an allem Räusche antrinken: an Wasser, an Mokka, an dem Lächeln einer Frau.
„ Es ist klar", sagte er. ,, Er hat den Piloten erschossen. Und dann ist das Flugzeug abge= Stürzt."
,, Dann ist es Mord und Selbstmord gewesen", sagte der Jemand.
Der Gefühlvolle trant seinen Mokka aus. Es war ein sehr langer, fast endloser Zug, und es dauerte einige Sekunden, ehe er weiter sprach. „ Es war Wahnsinn", sagte er dann.„ Zwischen letzter Tramway und erstem Nachtautobus will ich euch diese Geschichte erzählen, ehe ich sie für die Papierkörbe der Redaktionen schreibe. Die Geschichte, wie Atab, der Schuhkönig, starb."
Mumpig", sagte der Jemand.„ Sie waren nicht dabei."
„ Ich war nicht dabei. Sie haben recht. Aber ich bin berauscht. Und wenn man berauscht ist, dann ist man bei allem dabei. Bei dem, was war, bei dem, was ist, und bei dem, was sein wird. Wenn dieser elende Mokka einen Sud hinterließe, könnte ich darin vom Tode Atabs lesen. Aber es ist kein Sud da..." Er sah verzweifelt um sich. Aber ich bin ein Narr. Und darum kann ich die Geschichte Atabs erzählen, Atabs, der wahnsinnig wurde in seiner letzten Stunde und daran starb. Er war rücksichtsloser als Löwenstein. Der verließ hoch über dem Aer melkanal sein Flugzeug, obwohl das Abspringen während der Fahrt verboten ist. Atab nahm seinen Piloten mit!"
Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück.
-
Ihr kennt die Geschichte Atabs. Atabs, des Abenteuerlichen, des Erfolgreichen. Vielleicht kann man auf Emil Ludwig hoffen. Ich sehe schon die Volksausgabe zu zwo Mark fünfundachtzig vor mir: Atab, der kleine Flickschuster. Atab, der Kriegslieferant, der die ersten zehntausend Paar Militärschuhe fabriziert. Und Atab mit Nachfriegscharakter, Herr der laufenden Bänder und der großen Schuhstadt, in der er alles ist, Gott und Bürgermeister, großer Mann und Ausbeuter, und wo Zehntausende für ihn schuften. Und dann kommt die Krise. Es liegt in der Natur der Krise, daß Atab vom Pfarrer Kneipp verdrängt wird. Die Menschen lernen barfuß zu gehen. Die Bloßfüßigen haben kein Geld für Atab- Schuhe und spekulieren auf die Kothurne der Revolu tion. Die sind eisern und haltbar. Aber Atab nimmt den Kampf auf. Atab fährt nach Indien . Dreihundert Millionen Bloßfüßigen foll das Evangelium der Schuhstadt verkündet werden. Ihr Gott selbst steigt in Kalkutta ans Land. Und in seinem Hirn formuliert sich das neue Gebet: 3wei Paar Schuhe um eine Rupie Wenn Gandhi und die Seinen wieder zum Meere pilgern, um das monopolfreie Salz Neptuns zu gewinnen, warum sollen sie dann nicht AtabTouristenschuhe tragen? Er wird in Kalkutta eine Fabrik gründen. Und er wird Plakate drucken lassen, indische Plakate: Bande matarum, Heil dir, o Mutterland. Denn nun können deine braunen Söhne Atab- Schuhe kaufen.
Und Atab kämpft weiter. Er fliegt durch Europa . Er kämpft um neue Fabriken. Er kauft Territorien. Er wirst sich der Krise entgegen, ein einzelner, und er muß zurückweichen, Schritt um Schritt. Und er liest: Kreuger ist tot. Und er lieft: Gilette ist tot. Und er liest im Traume: Atab ist tot.
Und dann kommt jener Tag, an dem er nach Deutschland fliegen will. Es ist ein jäher, ein In ganz unvermittelter Uebergang. einem Menschen sammelt sich langsam der Wahnwig an, aber es gibt Hemmungen, Staudämme. Bis dann plötzlich die Flut durchbricht. Ein energischer, zielbewußter, fämpfender Atab steigt in die Flugmaschine, die aus dem Lufthafen seiner Schuhstadt startet, und wie die Maschine die erste Schleife zieht, sitzt in ihr ein Wahnsinniger. Atab, der Narr. Und Atab, der Narr, hat eine moderne Flugmaschine mit geschlossener Kabine, mit lederpolsterüberzogenem Aluminiumfauteuil, mit einem Sprechrohr, das zu den Kopfhörern führt, die sich um die Schläfen des Piloten spannen. Und der freist noch unentschieden, denn Atab hat ihm nicht gejagt, wohin er will. Aber gleich wird er die Worte hören, er weiß es: Nach Dresden . Nach Das ist Berlin ... Und dann.., und dann
-
Von Walter Dueß
-
wirklich sonderbar, nicht wahr? hört er plötzlich die Stimme des Schuhgottes, wie sie sagt:" Fliegen Sie nach dem Mond." Da lächelt der Pilot, denn er weiß, wenn Atab, der Herr, einen Wiz macht, dann hat man zu lächeln. Respektvoll und verständnisinnig zu lächeln, mit einem Grinsen, in dem ein Unterton von aufblickender Verehrung liegt.
Atab, der Herr, spricht aber weiter:„ Bogumil, ich war immer zufrieden mit dir. Und nun sollst du ganz hoch hinaufsteigen, über die Wolken, zum Monde hinauf und zu mir. Wir wollen neue Märkte suchen. Wir wollen uns die Mondbewohner ansehen und schauen, ob sie nicht bloßfüßig sind. Vielleicht haben sie keine Füße, vielleicht haben sie nur Saugnäpfe, mit denen sie wie Fliegen auf den Kratergebirgen umherklettern. Dann werden wir die neuen Atab- Saugnapfhülsen auf den Mondmarkt werfen und Mondfälberhäute werden billiges Leder sein."
Und nun lächelt Bogumil, der Pilot, nicht mehr. Nun weiß er: Atab macht keine Wize, Atab ist wahnsinnig. Und Atab trägt immer eine Pistole bei sich, zu seinem Schuge. Und da beißt Bogumil die Zähne zusammen und ist wieder so flar und kalt mie damals, vor 15 Jahren, als er Kriegsflieger war und hoch über den italienischen Linien durch die Luft ratterte, während die Maschinengewehrkugeln flogen.
,, Gut. Wir fliegen zum Mond, Herr", sagt er in seinen Schalltrichter. Und mit der Hand tastet er verstohlen nach dem Tiefensteuer. Und er hört, wie Atab spricht: ,, Bogumil, du wirst kreisen müssen, bis es Nacht ist. Erst dann werden wir den Mond sehen. Und dann fliegst du hin, Bogumil..."
Die Hand zerrt am Tiefensteuer. Das Auge hängt am Höhenmesser. Nur noch zweihundert
Meter... Nur langsam, nur faltblütig, damit es der Narr da hinten nicht merkt Der Narr hat eine Pistole. Der Narr sitzt im Rücken.
,, Bogumil!" schreit es plötzlich in den Kopfhörer ,,, Bogumil, ich hab's! Jetzt weiß ich es. Die Engel sind doch alle bloßfüßig! Flieg in den Himmel! Bring mich zu meinen Kollegen! Sag oben, der Gott der Schuhe will eine Audienz beim Gott des Weltalls! Wir müssen die Engel beschuhen! Ich weiß nicht... sind es Weiber hohe Stöckel... nein, es heißt doch: der Engel... mir freieren den neuen Milchstraßentrotteur... wir, Atab, Gott und Compagnie... es gibt zuviel laufende Bänder und zu wenig laufende Füße in dieser Welt... Vierfüßler sollten die Menschen wieder werden Bogumil! Ich erflehe Gottes Segen für die Quadrupedenpartei, für die Partei der Bierfüßler Hitler Hitler als Reklamechef... er muß es propagieren er muß auf allen Vieren durch ganz Deutschland .... er, ich, Hitler, Atab, Gott und Compagnie..."
-
-
Und da geschieht es, daß Bogumil angstvoll zu dem neuen Compagnon seines Herrn betet: Im Namen des Vaters... das Tiefensteuer... und des Sohnes... das Tiefen... und des heiligen..."
,, Hund!" brüllt es in den Kopfhörern ,,, Hund! Du fliegst ja zur Erde. In den Himmel müssen wir, in den Himmel!"
Dann sieht und fühlt Bogumil nicht mehr viel. Es ist ein harter, dumpfer Schlag im Rücken, es ist wie ein Verkehrsschußmann, der hoch den Arm reckt... nein, es ist ein Schornstein und dann
und dann...
***
Der Gefühlvolle schmieg. Dort kommt gerade der Nachtautobus", sagte der Jemand. Und dann fügte er noch hinzu: ,, Mumpig..."
Arbeit als Erholung
,, Diese zwei Wochen sind die reinen Ferien für uns", verrieten mir die acht Mütter, mit denen ich unter den Birken vor unserem Landheim am Kaffeetisch saß, und was ich sah, bestätigte ihre Worte. Ländliche Stille rings um uns her. Die Kinder mit ihren Lehrern fern im Walde. Eine ruhige Stunde, in der alles Drückende und Erregende tief hinabgefunken schien.
Wie kamen die Mütter hierher? Unser Schullandheim hat keinen Verwalter, teine angestellte Wirtschafterin, kein sogenanntes Personal. In den Monaten der Saison", April bis September, wird es von den Schulklassen verwaltet, die dort einziehen, und in den Wintermonaten werden die Fensterladen dicht verschlossen, die Verwaltung fällt gänzlich aus. Sollte sich mal ein neugieriges Mäuslein dorthin verirren, so wird es schon ohne nähere Anweisung seine Tage verbringen können. Man stelle sich das Heim trog allem nicht wie eine kleine, primitive Hütte vor. Es ist ein ganz stattliches Exemplar seiner Gattung, mit allen nötigen Räumen für zwei große Volksschulklassen, Lehrer und Mütterzimmern, zentraler Wasser. versorgung und Brausebädern.
Aber Wirtschafter haben wir nötig, ge= nügend viel und tüchtige. Für 80 Kinder gibts eine Menge zu tun, je fleiner die Jungen und Mädel sind, desto mehr. Und die Wirtschafter oder besser Wirtschafterinnen waren es, denen ich beim Kaffee Gesellschaft leisten durfte. Jede Klasse hat vier Mütter gestellt, und ihr Tagespensum an Arbeit ist nicht klein: die Tages- und Schlafräume sind regelmäßig und gründlich zu reinigen; Betten und Möbel sollen ständig in Ordnung ge= halten werden; die Herrichtung der Mahlzeiten erfordert Ueberlegung und Mühe; die kleinen ge= brauchen Aufsicht und Hilfe bei der Morgentoilette und beim Schlafengehen. Dazu kommen hundert kleine Handreichungen, wie sie nur Mütter kennen und tun können. Trotzdem drängen sich die Mütter zu dieser Arbeit. Es ist ein Vorzug, sie tun zu dürfen. Es gibt Mißvergnügen, wenn die eine oder die andere sich zurückgesezt fühlt. Die Doktorfrage, wie die Auswahl der Mütter zu geschehen hat, damit niemand dabei verletzt werde, ist noch lange nicht zur Zufriedenheit aller Beteiligten gelöst.
Diese acht Mütter sind da, endgültig und unwiderruflich, und niemand kann sie mehr von ihrem Platz vertreiben. Die erste Hälfte der Tagesarbeit liegt hinter ihnen. Die Zeit des Nachmittagskaffees ist die große Pause. Die eine Hälfte der Mütter hätte, wie das üblich ist, für einige Stunden Ausgang" gehabt. Doch sie schienen es nicht eilig damit zu haben. Ein Klönschnad am Kaffeetisch hat auch seine Reize ,, Warum dies unsere Ferien sind? Weil wir mal rauskommen aus all dem Elend und nichts davon hören und sehen. Weil wir einmal nicht für uns selber rechnen brauchen. Weil wir nicht jeden Tag Angst zu haben brauchen, daß die paar Pfennige doch zu nichts reichen. Weil wir mal nichts vom Tageseinerlei spüren. Weil wir den
-
-
ganzen Tag vergnügte Kindergesichter um uns haben. Weil wir uns mal ordentlich miteinander aussprechen können. Und erst recht, meil es hier so schön ist, in unserem Landheim."- ,, Aber die viele Arbeit hier, ist denn das gar nichts?" ,, Arbeit ist das schon, aber es ist andere Arbeit, und das ist für uns Erholung. Wir haben alle schon zugenommen, Frau Meyer am meisten, es paßt ihr gar nicht."- ,, Und die Männer?" Die müssen zusehen, wie sie sich durchschlagen. Der eine ist zu seiner Mutter gezogen, der andere zu einer Tante. Ein dritter hat sich in seiner Landbude selbständig gemacht und übt sich als Rohköstler. Der vierte ist Strohmitmer auf der Etage, und Nummer fünf ist nicht mehr vorhanden. Die drei letzten Frauen haben nichts zu berichten; sie hätten schon, aber ihre Männer stehen noch in Arbeit, und die schweigen.
Das Gespräch wendet sich anderen Themen zu: wie die Schule früher war und wie das Leben früher war; was für Aerger es doch gibt und was für Spaß. Plöglich springt die Oberkommandierende, die Frau vom Kochtopf, auf und erinnert daran, daß nun Schluß sei und es wieder an die Arbeit gehen müsse: achtzig hungrige Mäuler würden sich bald zum Abendbrot einstellen, und da gäbe es genug zu tun.
Abends mag die Plauderstunde ihre Fortsetzung finden. Wenn müde Kinderaugen sich zum Schla geschlossen haben, wenn auch die letzten Plappermäulchen verstummt sind, dann rücken die Erwachsenen vielleicht noch einmal zusammen, be= sprechen den Verlauf des Tages, den Stand der Wirtschaftskasse, die Pläne für den kommenden Tag. Und tiefer, dörflicher Frieden überschattet alles.
Ferien ist ein merkwürdiges Wort geworden. Seitdem so viele Väter anscheinend für immer von der Arbeit beurlaubt worden sind, gibt es in deren Häusern eigentlich keine Ferien mehr, keine Ferien, die Ausspannung, Kräftigung, Erholung bedeuten. Ferien pferchen nur noch mehr Familienmitglieder auf engem Raum zusammen, er= schweren die Arbeit der Mutter und bringen dem erwerbslosen Vater das Niederdrückende seiner Lage um so stärker zum Bewußtsein.
Die Badeorte berichten in den Zeitungen, daß der Besuch in diesem Sommer recht zufriedenstellend gewesen sei. Bon all den Menschen, an die ich jetzt denke, ist sicher niemand in den Kurlisten geführt worden. Kinder mußten am ersten Schultag nach den Ferien nichts zu erzählen vom Harz und von der Heide, von der Nordsee und aus den Alpen. Sie haben ihre Tage verbracht wie immer, nur daß sie vormittags nicht in der Schule waren. Und es bleibt bitter, zu sehen, wie dort, wo die Not am schwersten drückt, wo Entbehrung ohne Maßen ständiger Hausgast ge= worden ist, es kein Ausweichen mehr gibt, keine Entlastung, feine Erholung. Im Schullandheim ist Arbeit Erholung, und jeder preist es als Gewinn, wenn er noch diesen Glückszipfel erwischt hat.
Aevermann.
SONNABEND, 1. OKT. 1932
Der Ehevertrag
Buster Keaton , der weltberühmte Schauspieler, hat mit seinem blöden Gesicht schon viele Millionen Dollar verdient, und nach jedem neuen Film, in dem er eine Hauptrolle spielt, vermehrt sich sein Vermögen um einige hunderttausend Dollar.
Buster Keaton ist der einzige Mensch der Welt, der sein Einkommen allein seinem blöden, einfältigen Gesichtsausdruck verdankt.
Nicht nur die Amerikaner haben ihn gern, er ist auch Europas Liebling. Wie ihn die ameri tanische Filmkritik verherrlicht, zeigen Auszüge aus seinen Kritiken:
,, Unser Schäfchen war heute wieder hervorragend blöd..."
,, Ein neugeborenes Kalb kann nicht so entzückend sein, wie er..."
,, Der ernsteste Kritiker muß in die dummen Augen Keatons verliebt sein."
Aber nicht nur die Filmkritiker, sondern auch die jungen, hübschen Kinobesucherinnen Amerikas lieben ihn. Trotzdem er schon lange verheiratet und glücklicher Vater ist.
Als er noch Junggeselle war und sein zwanzigster Schlagerfilm über die Leinwand lief, betam er eines Tages von einer jungen Dame einen Brief, mit einliegender Photographie.
,, Ich möchte einmal persönlich in Ihre dummen Augen schauen", schrieb die schöne Unbekannte. ,, Ich auch", murmelte Buster Keaton , als er die Photographie betrachtete.
Mit einem riesigen Blumenstrauß bewaffnet, rückte er eines Tages bei der Briefschreiberin an. Zu seiner größten Enttäuschung mußte er fest= stellen, daß er ziemlich frostig empfangen wurde. Nachdem er eine Stunde bei der Dame verweilt hatte, fragte er sie beim Abschied:
,, Miß, wollen Sie meine Frau werden?" ,, Geben Sie mir drei Tage Bedenkzeit, ich werde Ihnen schriftlich Antwort zukommen lassen."
Nach drei Tagen erhielt er folgenden Brief: ,, Lieber Herr Keaton! Leider kann ich mich nicht entschließen, Ihre Frau zu werden, denn Sie haben mich sehr enttäuscht. Sie sind sehr unhöflich und Ihr liebes, einfältiges Gesicht, Ihre blöden Augen, die mich so sehr entzückten, suchte ich vergebens. Warum haben Sie mich so flug angeschaut? Sind Sie auch nur ein Durchschnittsmensch?"
Buster Keaton ging, nachdem er den Brief ge= lesen hatte, schweren Herzens zu der jungen Dame, die ihm selbst die Tür öffnete, um per sönlich die Fragen, die sie ihm gestellt hatte, zu beantworten.
Er war furchtbar traurig und konnte kein Wort hervorbringen. Seine Traurigkeit machte ihn linkisch und unbeholfen, und unbewußt setzte er das blödeste Gesicht auf, das er je gemacht hatte. Die junge Dame vergaß ganz ihre Würde, als sie ihn erblickte, und ganz unpassend fiel sie ihm um den Hals und rief:
,, Mein Buster! Du bist es wirklich! Ja, ich werde deine Frau!"
Sie heirateten sich bald darauf und Buster Keaton mußte sich durch Ehevertrag verpflichten, daß er täglich mindestens eine Viertelstunde lang das blödeste Gesicht der Welt machen wird.
Dital.
Die Umginglung
Während die Hauptquartiere: Im Westen nichts Neues" meldeten, während zumindest neun von den zehn erbittert kämpfenden Armeen im siegreichen Vormarsch begriffen waren und die Heldentaten mit den Verwundetenlisten um ein unseliges Primat stritten, stieß ein deutscher Beobachter, in Zivil Reporter aus Berlin W., auf eine acht Mann starke französische Patrouille. Zwei Schüsse, drei Verwundete ,,, Hände hoch!" ihre Waffen polterten zu Boden, und er führte die kleine Armee hinter die Linien zu seinem wachthabenden Borgesetzten.
-
,, Wie haben Sie das fertiggebracht?" fragte der lachend.
,, Es war Nacht! In der Ferne zuckte giftig ein Wetterleuchten. Der Boden erschauerte unter dem rollenden Donner. Der Feind lag ruhig. Nur hie und da ein Ticken, verirrtes Maschinengewehrfeuer. Der ausgebrannte Wald drohte gähnendes Unheil.
Da, der eherne Tritt eines eisernen Bataillons. Das Blinken der Bajonette, das Klirren geschlif= und fener Schäfte, gedämpftes Rommando schwerer Atem des Laufes.
Ich gebe Feuer! 10, 20, 30, 40, 50 Schuß. Ich schreie ,, Hurra!". Und tausendfaches Echo entrang sich der verwundeten Erde. Verwirrung, Flucht, Angst und Entsetzen bannte lähmend den Feind. Ich schreite zum Angriff, die Fahne hoch gen Himmel, dröhnendes Trommeln im Ohr und das Blech aufpeitschenden Alarms.
Links und rechts sinken Verwundete. Regellose verheerende Flucht. Chaos und Auflösung halten den Gegner im Bann.
-