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ZWEITE BEILAGE

UH&VOHUMS

SONNABEND, 1. OKT. 1932

29]

Gilgi legt sich wieder ins Bett� Schiebt den Brief vom Christoph unter's Kopfkissen er knistert. Man müßte einen Entschluß fassen. Wenn Martin kommt, wird man ihm sagen, wird man ihm sagen: ganz ruhig und vernünftig Martin, mein Liebling, du mußt verstehen wenn du mich nur ein bißchen gern hast, dann wirst du wollen, daß ich mich wohl fühle und zufrieden, und darum werde ich morgen zur Badstraße gehn, zum Arbeitsnachweis wegen der Unterstützung und wegen einer neuen Stelle später. Ich werde wir werden uns in die Kosten des Haushalts teilen, und im übrigen werden wir gar nicht mehr drüber reden. Und wenn es nur eine Laune von mir ist na, man sollte eben nichts mehr respektieren als die Launen des andern, wenn sie ihm nun mal das Leben ange- nehmer machen. Werd' ich ihm sagen wenn er kommt, wenn er mein Gott. warum kommt er nicht! Und Gilgi wartet. Minuten werden so lang, lang, die Dunkelheit ist schwer und traurig, und die Stille hat das böse Summen der Lautlosigkeit, das weh tut und Angst macht. Und ich werde ihm sagen... ich mein Gott, er soll kommen, soll, soll, soll. Und eine Laterna magica ist im Zimmer, Bildern flackern im Dunkel, Vorstellungen man will da nicht hinsehn, muß sehen, eben weil man nicht will. Bilder... Martin ver- unglückt, Martin tot... Und man kommt sich vor wie ein Verbrecher und brennt vor Schreck, weil man sowas denken kann, und das ist so, wie man als Kind sich plötzlich vorstellen mußte, die Mutter wäre gestorben, und es läßt sich doch sowas nur denken aus Unfähigkeit, es zu glauben. Und in den Kissen Geruch von Martins warmer gesunder Haut, viel Leben in den Kissen, geflüsterte Worte und du und ich und Sehnsucht und... zackige Bilder im Dunkel, und man will sie sehn, will sich weh tun. Lieber ein harter Schmerz, als diese weiche schleichende Sehn- sucht, lieber Knaccck macht die Tür. Ein Schritt und ein Atmen, man fällt in das Geräusch.Ah. du bist da!" Kann man ganz ruhig sagen und ist gleich übersatt von Freude, spürt nur in der Freude ein winzig- kleines, widersinniges Gefühl von Scham und Enttäuschung, weil dieses Ueberaufgebot an blutigen Aengsten so überflüssig und lächerlich war. Thero'is a rainbow round mr shonldpi- ... pfeift der Martin und setzt sich zu Gilgi auf den Bettrand. Das blasse Licht der Nachttischlampe streift über seine Hände, seine zärtlichen, lebenverliebten Hände. Und er erzählt, wo er war: im Rheinhafen, auf einem Frachtdampfer, hat mit einem alten holländischen Schiffer Grog getrunken und Karten gespielt und sich viele tausend Meter untern Meeresspiegel lügen lassen..'. Martin sitzt neben mir, hält den Hut auf den Knien, ist wie ein Wunder, daß er nun da ist. Und das Warten scheint auf ein- mal sinnvoll. Es ist. so schön, auf einen Mann gewartet zu haben, den man lieb hat. So bereit hat man sich gewartet. Und nun ist er da. das bedeutet soviel. So viel Licht. Und er spricht mit den Lippen, den Schul- tern, spricht und jedes Wort ist ein kleiner Mensch, hat Beine, läuft durchs Zimmer auf einen zu. ist rund und greifbar, man kann es umarmen... spricht mit einer seifen, weichen Stimme, viel Melodie, ein bißchen heiser kleiner roter Blutstropfen im Wort. Helles Licht in dunklen Augen. Müssen wohl dunkel sein, die Augen, um so silbernes Licht zu haben. Und junges schwarzes Haar, an Seiten und Hinterkopf vom Hutrand zu wunderlichen kleinen Locken gedrückt. Spricht:Geruch von Fischen und Teer verzauberter Fluß glattes Wasser, verschlossen und dunkel. Spiegelnde Lichter silberne Streifen glitzernde Ver­sprechen. Luft wie kühle Seide. Blaumüder Himmel wie die Augen einer Frau, die aus Wissen um sich wieder unwissend wird. Frecher Tabakgeruch und Rauchwolken weich und lockig in die Luft ge- atmete Märchen. Ein kleines Frans-Hals- Kind. Alter Schiffer immer betrunken aus Ueberzeugung, seine Nase eine ewige Euphorie. Kleine Geranie mit süß- dummen flachen Blättern, bezaubernd in der Ahnungslosigkeit ihrer Formenstrengheit, ein. Mathematikprofessor jedes einzelne Blatt und dabei Blüten so schamlos rot, so unbekümmert rat wie eine kleine Hure aus Mexiko eindeutig rot Farbe von keiner Mischmaschmoral verpanscht. Ganz große runde Nachtstille ein Kreis fällt

vom Ufer ein spitzer Schrei hinein-- Ge­heimnis der Gegensätze, mein Gilgichen. Tausendschachtliges Geheimnis mach die erste Schachtel auf, findest die zweite drin versteckt immer so weiter weißt jedes­mal ein bißchen mehr und sehr viel weniger." Ist etwas betrunken, der Martin thore's a rainbow round ray Shoulder... Gilgi legt ihm die Hand aufs Kinn, drückt seinen Kopf zu sich herabAch, Martin, mein Llebling..." so lebenshungrige Zähne, möcht' wohl die ganze Welt auf- fressen! Ist so verliebt ins Leben, liebt alle Dinge, alle Menschen das hat nichts zu tun mit Michbreitoleranz und Hafer- flockengllte liebt nur alle�, weil er ein- fach nicht anders kann. Und das begreift man, ist vielleicht das einzige, worin man sich einig ist: Es ist eine gute Sache ums Leben!

dlans Meitftann:

Um sein Leichtes und Schweres, um sein Trauriges und Frohes. Es ist eine gute Sache ums Leben. Läßt man sich nicht schlecht machen. Von keinem. Nie. Therp's a rainbow round niy Shoulder ... Alter holländischer Schiffer! Versteht man nicht ganz, was ihm nun daran so ge- fiel. Kommt auch gar nicht drauf an, daß man alles versteht, Hauptsache: er hat Freude gehabt. Warum? Furchtbar egal. Man hat eine heilige Achtung davor zu haben! Vor den Freuden des andern Gönnen sich gegen- seitig alle Schmerzen, die Menschen, sind dann auch oft nett und anteilnahmebereit und sind meist so mißtrauisch und unduld- sam gegen fremde kleine Freuden anders ge- richteten Sinnes. Knistert der Brief unterm Kopfkissen man wollt' was sagen Ar­beitsnachweis...war so schön heut nacht da unten, Gilgichen, Hab' so gewünscht, du wärst bei mir gewesen." Arbeitsna... bleibt einem jedes Wort in der Kehle stecken... Hab' so gewünscht, du wärst bei mir gewesen... könnt' man gleich laut los- heulen vor Glück. So dumm auch ist wirklich unmöglich, Martin mit solchen Din- gen zu kommen. Gehn einem ganz plötzlich so'n bißchen die Augen aus für die Art seines Wesens. Ein kleines Verstehen von Warum und Wozu. Man fühlt den Zauber seiner Unbekümmertheit, Unbeschwertheit, seine liebenswürdige Bereitschaft, sich an allem zu freuen und alles ernst zu nehmen

in der Freude, alles wichtiger zu finden als sich selbst. Er ist mit seinem Verstand den dreietappigen Weg gegangen vom Ein­fachen übers Komplizierte wieder zur Ein- fachheit. Ist klug genug, um nicht mehr klug zu reden, braucht nicht alles zu sagen, was er weiß. Ist nicht geistreich sind so ekel­haft, geistreiche Leute und wer wirklich Geist hat, braucht doch nicht geistreich zu sein. Ist ein richtiger Mensch, der Martin pas grande chose aber echt und wirk- lich, und er ist wunderbar, so wie er ist, man will ihn nicht anders haben, kein bißchen anders. Martin, daß du gar nicht müde bist! Geh', sei lieb, hol' mir die dicke Apfelsine aus dem Eßzimmer... Schäl' sie mir, ja? Tu ich so ungern.--- Du, Martin, weißt du, es ist doch eigentlich furchtbarer Quatsch, was so geredet wird zum Beispiel: wenn eine Frau einen Mann liebt, will sie stolz auf ihn sein und Achtung vor ihm haben! Ist gar nicht wahr. Wenn man einen Mann liebt, dann will man nicht stolz auf ihn sein, dann ist man einfach stolz auf ihn, furchtbar stolz ist gar nicht anders möglich ganz gleich, ob's nu der Exkaiser von China ist oder Willy Fritsch oder ein Buckliger, der an'ner Straßenecke Radieschen verkauft. lind Achtung! Na, damit lockfte keinen Hund oor'n Ofen. Was nützte mir schon der fabel - hafteste Gelehrte, wenn er nicht richtig zu küssen versteht--"(Fortsetzung folgt.)

Wie eine Qrammophonnadel enijieki

Es fängt an mit dem Knüppel. Aus dem Knüppel entstellt der Walzdraht. Der Walzdraht, der von Krupp in Essen stammt, wird an das Verseinerungswerk geliefert, und der verseinerte Walzdraht(in Tiegeln hergestellt) wandert in die Grammophonnadelfabrik. Wir beginnen in der Drahtrichterei. Links stehen die großen Draht- richte- und Abschneidemaschinen, rechts die kleine- ren für andere Arten von Nadeln. Allerfeinster Gußstahldraht ist also das Wichtigste in der Fabrikation. Er wird waggonweise bezogen in Drahtringen, deren jeder 39 bis 49 Kilogramm wiegt. Nähnadeln und Stecknadeln(die einen aus Stahldraht, die anderen meist aus Eisen- droht) werden auch in Aachen und in Iserlohn hergestellt. Aber die Grammophonnadeln fabri- ziert ein kleines Dörfchen in der Nähe von Nürn- berg. lind zwar fabriziert es die Grammophon- nadeln für Griechenland . Chia, Aegypten , chono- lulu, Spanien , Brasilien und Deutschland . Der Droht wird in Ringen angerollt, auf doppelte Stricknadellänge gerichtet, alsdann ob- geschnitten und in die Schleismaschine gesteckt. Eine Schleifmaschine macht in der Minute zwölf- hundert Touren und spitzt die Stangen an beiden Enden wie Bleistifte an. Je nach der Form einer Spitze liefert sie am Tage mindestens 39 999 Stück. Es wird nicht gezählt, sondern nach jedem Arbeitsgang gewogen. Der Abfall ist gering, seit aus jeder Stange zwei Nadeln mehr heraus- geholt werden als früher. Das gibt eine Menge Radau und eine Menge Funken. In der Droht-

richterei sprüht es wie Feuerwerk, wie Leuchl- räder und Goldregen. Automatisch wandern die Stahlstäbchen über rotierende Schleisscheiben und erhalten so Spitzen in jeder gewünschten Form und Feinheit. Je öfter eine Spitze den Schleif- stein passiert, um so schlanker wird sie. Dabei sind die Fensterscheiben spiegelblank insolge der Staubabsougung. Eine Stange Stohldraht mißt etwa 33 Zenti­meter. Nun wird sie an beiden Seiten angespitzt, dann werden die Spitzen aus beiden Seiten weg- geschnitten(die Spitze: etwa 16 Millimeter), jetzt ist die Stange etwa 39 Zentimeter lang und wird wiederum wie ein Bleistift angespitzt, allerdings an beiden Enden, wird abermals abgeschnitten und ist nun etwa 27 Zentimeter lang, wird wieder angespitzt und wieder abgeschnitten... und wird solange gespitzt und geschnitten, bis ein Abfall von 3 bis 4 Zentimeter übrig bleibt, und der wandert in die Schrottkammer. Die Nadeln sehen olle unscheinbar dunkel und schwärzlich aus. Es kommt das Fassonieren an die Reih«. Man versteht darunter, daß die Nadeln aus Spezial- Maschinen in die richtige Form gebracht werden, mitunter sogar in Phantasiesormen. Denn man muß sich noch dem Geschmack der verschiedenen Länder richten. Skandinavien bevorzugt Nadeln mit angepreßten Flügeln. Die Leute in Argen- tinien schwärmen für Nadeln mit einer Hals- krause, die angeblich zum Erhöhen der Resonanz dient. Die geschnitten und fassonierten Nadeln sausen

täefuch auf 9tobinfons önfel

Juan Fernandez, die kleine Insel im Stillen Ozean , gilt allgemein als das Eiland Robinson Crusoes, und sie wäre es auch Zweifel- los, wenn wirklich bewiesen wäre, daß Defae, der Dichter dieses unsterblichen Werkes, die Memoiren des Matrosen Alexander Selkirk be- nutzt hat. Diese literarische Streitsrage wird sich wohl nie ganz lösen lassen, und so bleibt die Insel umwittert von dem romantischen Hauch, der uns alle bei der Nennung des Namen Robinsons an- weht. Aber diese phantastischen Träume der Kindheit erfahren kaum eine Bestätigung bei dem Besuch der Insel, sondern man fühlt sich, wie ein Besucher kürzlich ausführte, ernüchtert, wenn man diese einsam aus dem Meer auf- ragende Felsmasse betritt. Obwohl Juan Fernandez nur 699 Kilometer westlich van Valparaiso liegt, also etwa zwanzig Stunden Dampferfahrt entfernt, so ist sie doch sehr einsam, da die Schiffe hier fast nie anlegen. Die Kiiste ist ganz kahl, und vergebens sucht man nach dem Sande, auf dem sich die Fußspuren Freitags hätten einprägen können. Auch spricht nichts dasür, daß hier jemals ein schwarzer Menschenstamm gehaust hat. Die Ziegen, die wahrscheinlich von dem Entdecker der Insel Juan Fernandez im Jahre 1S63 eingeführt wurden und außer einigen Wildschweinen die wichtigste Tier- welt darstellen, gemahnen allein noch an Desoes Schilderung. Die Hauptbewohner sind heute politisch« Flüchtlinge. Es scheint, als ob seit den Togen der spanischen Eroberung von Südamerika die Insel immer wieder der Zufluchtsort Ge- ächteter wurde, und die unglücklichen Nebenbuhler und Gegner des herrschenden Präsidenten von

Chile fristen hier ein friedliches, wenn auch kümmerliches Dasein. Ihre Hauptnahrung sind die Langusten, die in großen Mengen gefangen werden. Daneben hat sich eine Industrie in der Herstellung von Spazierstöcken entwickelt, für die die Chontapalme ein vortreffliches Material liefert. Lebendiger als die Erinnerung an Robinson ist aus der Insel die an Alexander Selkirk , den man ja für sein geschichtliches Vorbild hält. Selkirk war Obermaat auf dem SchiffCinque Ports", geriet mit dem Kapitän Stradling in Streit und bestand darauf, auf der Insel an Land gesetzt zu werden. Obwohl er dann vor der Abfahrt des Schiffes zweimal darum bat, wieder an Bord genommen zu werden, ließ man ihn allein zurück, und er wurde erst im Februar 1799 von dem Kapitän des SchiffesDuke" gerettet, der fein Feuer brennen sah und ein Boot ausschickte. Der Ausguck, von dem der Einsiedler auf Juan Fernandez sehnsüchtig nach dem Rettungsschiff ausblickte und den er in feinen Erinnerungen eingehend beschreibt, ist ein Vorsprung auf der Hauptgebirgskette der Insel, von dem aus man die Aussicht nach beiden Küsten hat. Der Anstieg von etwa 699 Meter wird durch ein Dickicht von Farnen und Gewächsen aller Art erschwert. Die Pflanzenwelt weist allein 24 verschiedene Arten von Farnkräutern aus, obwohl die Insel nur 29 Kilometer lang und 6 Kilometer breit ist. Eine Steintafel auf dem Gipfel berichtet, daß er von 1794 bis 1799 auf der Insel weilte, später Offizier in der englischen Marine wurde. Für uns Deutsche ist besonders interessant, daß die Mannschaft des deutschen KreuzersDresden " nach der Schlacht an den Falklandsinfeln hier einen Unterschlupf fand.

auf einer Rutschbahn hinunter in die Härterei. Der beste Stahldraht nützt nichts, wenn er ver- brennt, so daß später die Nadel beim Einsetzen in die Schalldose abbricht. In der Härterei wird Zeitungspapier in rauhen Mengen verbraucht. Es ist ein alter Nadlertrick, ohne Zeit- und Wärmeverlust die Nadeln 29 999 stückweise auf glühende Platten zu bringen. In glutenden Oesen werden die Nadeln, bei 699 bis 639 Grad erhitzt und glashart gemacht. Dann werden die Bleche mit den Nadeln aus den Oefen geholt,»nd die Nadeln müssen in Oel . Das Abschrecken im Wasser wäre zu grausam, und die Nadeln würden sich möglichenfalls verbiegen. Richtig tenwerKrtes Oel arbeitet am zuverlässigsten. Die Nadeln sehen schmutzig unu schouderhost aus. Darum wandern sie in die Schauerei. Hier riecht es nach gutem, altem Handwerk. Der Duft stammt vom Olivenöl und Fischtran. Wie winzige Wickelkinder werden die Nadeln eingepackt, jeweils in Partien zu 29 bis 23 Kilogramm. Und dann werden die Bündel ununterbrochen hin und her gerollt und geknetet. Dies nennt man schauern. Das Schauern dauert 3 bis 8 Tage, je nach Qualität der Nadel. Wöhrend des Schouerns weichen sich die einzelnen Nadelspitzen auf rätsel- haste Weise aus offenbar, weil die Nadeln konisch sind.'Im Schauerraum ist alles geblieben wie zu Zeiten der Urväter. Damals hieß er die Schouermühle. Die Maschinen mit ihren ge- waltigen Zahnrädern(wegen der Uebersetzung) laufen sehr longsam, und das Hämmern der Räder und dos Ziehen und Schleppen erzeugt ein höllisches Geräusch. Es wird solange geschauert, bis die Nadel aussieht, als fei sie vernickelt. Dos heißt: die Nadel wird erst nach dem Schauern richtig poliert... etwa zwei Tage lang. Und wenn die ganze Prozedur, die sechs oder gar acht Tage dauert, erledigt ist, dann haben die Nadeln den Hochglanz, der sie so appetitlich macht. Der Hochglanz wird erzielt mit Olivenöl und Zinn- asche. Dann werden die Nadeln im kochenden Seifenwasser gereinigt, in Sägespänen getrocknet und gelangen schließlich als sogenannte helle Ware in den hellen Saal. Ein altes Sprichwort sagt, trockene Sägespäne seien das Geld im Nadlerei- gewerbe. Sägemehl spielt also eine Hauptrolle bei der Produktion. Es muß wie geröstet sein, knochentrncken sonst saugt es nicht die Feuchtig- keit der Nadel auf. Das zweite' Polieren, das Nachpolieren ist demnach gleichzeitig ein Schutz- mittel gegen Rostgefahr. Im hellen Saal rutschen die Nadeln Stück für Stück aus den Trichtern und träufeln langsam über das gemächlich vorüberlaufende Band. Im Gegensatz zur üblichen Schnellarbeit wird hier zwangsläufig Langsamarbeit geleistet. Die guten Nadeln gehören ins Töpfchen, die schlechte» ins Kröpfchen. Dan» wird gewogen. Das kann man nicht gut mit der Hand erledigen: denn mitunter 'werden bis zu 19 999 999 Nadeln an einem Tage hergestellt. Dann gibt es auch noch ein Laboratorium, wo die kuriosesten Dinge ausprobiert, wo das Roh- Material und die Nadeln in den einzelnen Arbeitsstadien auf Herz und Niere geprüft werden. Ein Grammophon aus der Wikingerzeit träumt vor sich hin. Es steht aber nur da, damit neugierige Besucher fragen, warum es da steht. Geschäftsgeheimnisse werden nicht ausgeplaudert. Dafür wird dem Besucher jedoch gezeigt, wie sehr sich ein« Nadel bei einmaligem Spielen ob- nutzt llnfl wer das gesehen hat und seine Platten liebt, der verwendet bei jeder Seite eine neue Nadel. Aus diese Weise spart er Platten.