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Sturm gegen Goebbels  �lock eine Verfügung Goebbels  ' Aufforderung zum Boykott der bürgerlich-nationalen Presse" hat über die Hugen» bergblätter hinaus einen Sturm der Empörung entfesselt. Der Verein Deutscher Zeitungsverleger. die große Organisation der deutschen   Verleger hat jetzt in Vertretung seiner Mitglieder folgende einst- weilige Verfügung gegen die ZeitungDer An- griff" und deren Herausgeber, Dr. Joseph Goebbels  , bei der 21. Zivilkammer des Land- gerichts I erwirkt: Den Antragsgegnern wird bei Vermeidung einer vom Gericht für jeden Fall der Zuwider- Handlung festzusetzenden Geld- oder Haftstrafe untersagt, den Parteibefehl vom 22. September 1932, beginnend mit den WortenDie söge- nannten bürgerlich-nationalen Zeitungen..." sowie den imAngriff" vom 24. September und 27. September 1932 im Zusammenhang mit dem vorbezeichneten Parteibefehl veröffentlichten Auf- ruf, soweit hierdurch die deutschen   Dageszeitun- gen betroffen werden, weiter zu oerbreiten, so- wie Erklärungen zu veröffentlichen oder zu ver- breiten, welche einen wirtschaftlichen Boykott gegen die deutschen   Tageszeitungen, soweit sie nicht als nationalsozialistische Organe anzu- sprechen sind, enthalten, oder boykottähnlichen Charakter tragen." Da hat der gefchäftseisrige Goebbels böse ins Fettnäpfchen getreten. Erst läßt ihn Hitler fallen, der seinen schwungvollen Speech für ein« Berliner  Angelegenheit erklärt, dann läßt ihm Hugenberg 300 000 Mark Geldstrafe androhen und jetzt mar» schiert noch der ganze Verband der gekränkten Konkurrenten ins Feld zuviel Erfolge auf einen Hieb. Gleichzeitig erscheint in der gesamten nationalsozialistischen Presse die Verfügung: Die Reichspresse st ell« der NSDAP.  , die bisher der Hauptabteilung III der Reichs- organifationsleitung angegliedert war, wird entsprechend ihrer tatsächlichen, von allen Ab- teilungen unabhängigen Arbeitsweile aus der Hauptabteilung III der Organisation her- ausgelöst und mit sofortiger Wirkung mir unmittelbar unterstellt. München  , 24. September 1932. Adolf Hitler  ." Herr Goebbels   soll in Zukunft in dies« Dinge nichts mehr dreinzureden haben. Hält man dazu noch das Gerücht, nach welchem von jetzt ab in Berlin   eine weitere nationalsozialistische Zeitung erscheinen soll, als deren Urheber der Reichstags- abgeordnete Hinkel genannt wird, so ist das Maß der Vertrauenskundgebungen für den eitlen Joseph voll. Wir empfehlen ihm, seinen Moniteur mit dem TitelDer Angriff. Retlamefachblatr für Dr. Joseph Goebbels,  " herauszugeben, damit sich Titel und Inhalt einigermaßen decken.
Philister ade!
es
Der Kehlkopfgriff Ein Lehrgang für Nazirowdy» V. Söln, 30. September. Der nationalsozialistischeWestdeutsche Beob- achter" erteilt seinen Lesern in einigen Artikeln einen Unterricht im Schlagen und Prügeln. Dabei müssendie alten deutschen  Raufer" auferstehen, über deren Können aus dem besagten Gebiet u. a. folgendes festgestellt wird: Wie beim modernen Jiu-Jitsu, so spielt auch im alten Ringen der Ellenbogen zum Austeilen von Stößen auf das Kinn, in die Zähne, in den Magen, in die Herzgegend oder an die R i p p e n eine nicht geringe Rolle. Sogar der Kopf wird zu Stößen in den Magen, Unterleib und auch in das Gesicht benutzt, Insbesondere wenn der Gegner bereits am Boden liegt, bedient man sich der Bearbeitung des gegnerischen Gesichts mit dem Kopf nach Belieben..Genau so bekannt in der fürchterlichen Wirkung wie jetzt waren bei unseren Vorfahren die häufig tödlich ver- iaufenen Stöße mit dem Knie und Tritte gegen den Unterleib. Das Reißen an den Haaren war früher, wo man diese lang trug, begreiflicherweise mehr in Uebung als jetzt. Trotzdem empfehlen wir, sich damit vertraut zu machen, denn man weiß nicht, wie man es brauchen kann. Wenn man auch der damaligen Empsehlung die Ausübung dieses Handgrisses heute nicht mehr recht nahahmen kann, nämlich die Haare fest um die Hand zu wickeln." Am Schluß des letzten Unterrichtsbriefes heißt es:Das Zudrücken des Kehlkopfes hindert den Gegner am Atmen und macht ihn so kampsunsöhig. Die Rauser haben deshalb auf diese Ausführung ihrer Kunst die größte Sorgfalt oerwandt. Es gibt die verschiedensten Möglich- leiten, mit beiden Händen, mit einer Hand, mit dem Handgelenk, mit den Unterarmen, mit dem Ellenbogen und sogar die Kniegelenke benutzt man zur Ausführung dieses Tricks. Jeder, der gerade in diesem Punkt schon Erfahrungen zu sammeln Gelegenheit hatte, wird zugeben müssen, daß die Wirkung eines gut fitzenden Kehlkopf- g r i f f e s in den meisten Fällen geradezu über- raschcnd ist. Ein kurzer, gar nicht sehr starker Druck genügt oft, um den Gegner ohnmächtig zu machen." Ja. und wer von der SA. hätte noch nicht in diesem Punkt schon Erfahrungen zu sammeln Ge- legenheit gehabt. War es doch auch ein Schlag gegen den Kehlkopf, den die Freunde des Nazi- Blattes seinerzeit Otto Wels   beibrachten!
Virder verschoben. Der Amtliche Preußische Pressedienst teilt mit, daß die sür Oktober vor- gesehene Grundsteinlegung zum Reichsehrenmal in Berka verschoben worden ist.
Das parteiofsizielle Blatt der Nazis in Bochum  , dieRote Erde", bereitet in einem Leitartikel unter der UeberschristPhilister ade!" auf einen larken Abfall der Anhänger vor: In einer Zeit, als Papen oberflächlich einiges tat, wos so schien, wie wenn es dem Programm der Nationalsozialisten entnommen sei, da glaubten alle die, die mit Mühe und Not einst das P r i m a n e r z e u g n i s auf der Preise, kraft ihrer Beziehungen, ihres Namens endlich Leutnantsachselstücke erhalten hatten, daß sie über kurz oder lang den Weg zu den höchsten Stellen des Staates wieder offen finden würden. Bücher könnte man über die Frechheiten, über die unerträg- liche Anmaßung schreiben, die sich dieses Gelichter in den ersten Wochen der Papen  -Regierung leistete. Sie erstrebten das Aemtchen und hatten die Frechheit, sich unter das Banner zu stellen, das Entsagung, Hingabe an die große Idee der Allgemeinheit erforderte... Die Aemterjäger sehen ihre Hoff- nungen enttäuscht, sie tun so, als hätten sie es vor Ungeduld nicht aushalten können, das Vaterland zu retten, wie wenn es ihnen nun zu langsam geht und als hätte Adolf Hitler   die Schuld daran. Diese K l e i n- u n d H o h l k ö p f e halten sich nun für berechtigt, den Führer zu schelten und allen, die es hören wollen, erklären sie, daß sie dem Nationalsozialismus den Rücken kehren werden. Mögen sie! Es kommt nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität an." Und wie stolz war man noch am 31. Juli auf die Stimmen dieser Spießer und Philister da kam es gar nicht auf die Qualität an, Gott be- wahre, sondern nur auf die Masse. Jetzt, wo sie enttäuscht wieder abziehen, kommt der Fußtritt hinterher. Er ist wohlverdient und kennzeichnet beide.
ffirnd und Katze
Die EA.-Geheimnisfe Neue Polizeisuche im Braunschweiger Volksfreund" Vraunschweig, 30. September.  (Eigenbericht.) Am Freitag erschien wiederum ein Gerichtsvoll- zieher in Begleitung eines Polizeibeamten und drei SS.-Führern in den Räumen der Redak- tion desV o l k s f r e u n d", um sämtliche Schränke und Schreibtische nach Geheim- rundschreiben der B r a u n s ch w e i g e r S A. d u r ch z u s u ch e n. Die Durchsuchung ver- lief vollständig ergebnislos. Da jetzt zwei einst- weilige Verfügungen bestehen, kann derVolks- freund" bis zum 17. Oktober kein Braunschweiger  Geheimmaterial der Nazis mehr veröffentlichen. An diesem Tage ist Termin vor der vierten Zivil- kammer des Landgerichts Braunschweig  , da der Volksfreund" Widerspruch erhoben hat. DerVolksfreund" kündigt aber an, daß er mit der Veröffentlichung von Geheimrund- schreiben aus dem Braunen Haus in München   sortfahren wird. Gleichzeitig fordert er seineehrenamtlichen Mitarbeiter" aus den Reihen der SS. und SA. auf, ihm weiterhin Material aus der Braunschweiger Bewegung zur Verfügung zu stellen.
Milttäryfarrer als Nazi Wie die nationalsozialistischePreußische Zei- tung" berichtet, hat vor einigen Tagen in K ö- n i g s b e r g ein Schulungskursus der National- sozialistischen Frauenschaft stattgefunden, in dem u. a. der dortige Wehrkreispfarrer Müller über das ThemaNationalsozialistische Frau, Kirche und kommunale Kirchenwahl" sprach. Nach dem Bericht derPreußischen Zeitung" hat Pfarrer Müller ausgeführt:Die deutsche Frau. die deutsche Mutter ist die n a t i o n a l s o z i a- l i st i s ch e Frau. Sie hat neben der Kirche grundlegenden Einfluß aus die kommende Ge- neration. Deshalb kommt ihr die Pflege der Kirche zu. Für die bevorstehenden Kirchen- wählen ist starker Einsatz der nationalsozia- listischen Frau erforderlich." Der Fall müßte eigentlich Herrn von Schleicher interessieren. Bei den Ruppigkeiten mit welchen die Nazis neuerdings seine Regierung beehren, ist dieSeelsorge" für die Reichswehrsoldaten wohl doch nicht ganz in den richtigen Händen. Oder tut das der Liebe keinen Abbruch?
Ein Musternazi Kameraden vom Arbeitsdienst bestohlen Rendsburg  , 30. September. Eigener Bericht In Barlohe unterhalten die Nazis unter dem Firmenschild derChristlichen Nothilfe" einen freiwilligen Arbeitsdienst, zu dessen Leiter der Nationalsozialist Sommer bestellt wurde, ob- gleich dieser saubere Marxistenfresser schon recht oft vor Gericht gestanden hatte und wiederholt verurteilt worden ist. Jetzt wurde der Arbeit«- dienstleiter Sommer vöm Gericht zu sechs Mw- naten Gefängnis verurteilt, weil er in seiner Eigenschaft als Führer des freiwilligen Ar- beitedienstes seine Kameroden um einige hundert Mark betrogen hat.
Die Katz. die Katz ist gerettet!
Höllenmaschine in Belgrad  Anschlag auf das Offizierskasino Zwei Unbeteiligte getötet Belgrad  , 30. September. In der Nähe der Schiffsanlegestell« der Sove übergab heute früh 7 Uhr ein elegant gekleideter junger Mann einem Träger ein Paket mit dem Auftrag, er möge es in das O f f i z i e r s k a s i n o tragen. In dem Moment, in dem der Träger das Kasinogebäude betrat, explodierte ldas Paket. das eine Höllenmaschine enthielt. Der Träger und eine Aufräumerin erlitten so schwere Per- l e tz u n g e n, daß sie nach einer Stunde st a r- b e n. Wie oerlautet, soll auch ein Offizier ver- letzt worden sein. Die Polizei hat sofort die Untersuchung eingeleitet. Von dem Täter fehlt bisher jede Spur. Das Abendblatt derPrawda" weist darauf hin, daß General Peter Radivojeoitsch nur durch Zufall dem Tode entgangen ist. Kurz nach­dem er nämlich die Kasinohall« verlassen hatte. war die Höllenmaschine explodiert. Soweit fest- gestellt werden konnte, befand sich in der Höllen- moschine mindestens ein Kilo Dynamit.
Mehrheit der Aktien an eine deutsche Firma verkauft zu haben. Damit würden Fabrikationsoeheim- nisse, die die Landesverteidigung interessieren, an Deutschland   ausgeliefert. Aus den Mitteilun- gen der beiden Zeitungen scheint also hervorzu- gehen, daß Beamte des Luftministeriums von dem Direktor der betreffenden Firma Schweige- gelber erhalten haben. DieLibertö" fordert den Luftminister auf, die volle Wahrheit in der Angelegenheit zu suchen, um eine Wiederholung derartiger Attentate gegen die Sicherheit zu ver- hindern.
Luftfahrtskandal in Paris  ? Plugzeugmotorenfabrik in deutschen  Händen Paris  , 30. September. Eigener Bericht Seit einigen Tagen sind in Paris   Gerüchte von einem Skandal in der französischen  Flugzeugindustrie verbreitet, in den auch Beamte des Luftministeriums verwickelt sein sollen. Das Luftministerium hat vor kurzem dazu ein Kommunique veröffentlicht, in dem vor der Weiterverbreitung derartiger Gerüchte, die durch die Veröffentlichung verdächtiger Doku- mente hervorgerufen seien, gewarnt und er- klärt wurde, daß ein gerichtliches Verfahren gegen Unbekannt wegen Anfertigung und Benutzung falscher Papiere eingeleitet worden sei. Am Donnerstag hat nun ein Pariser Mittags- blatt gemeldet, daß außer diesem Verfahren, das sich nur auf eines der fraglichen Dokumente be- ziehe, ein anderes Verfahren wegen Beamten- b e ft e ch u n g auf Grund der anderen Dokumente, die von Sachverständigen als authentisch bezeichnet worden sind, angestrengt worden sei. DieLi- berte" teilt am Freitag mit, worum es sich bei diesem Skandal handelt. Nach Angabe der Zeitung wird der Direktor einer Aktiengesellschaft, die Zlugzeugmotoren für da« euftministerium baut, beschuldigt, die
Englands Hauptaufgabe Vermittlung zwischen Prankreich und Deutschland  London  , 30. September. Eigener Bericht Der Umbau der englischen   Regie- r u n g ist vollendet und die neuen Minister sind vom König bestätigt worden. Die offiziell« Les- art, die B a l d w i n am Freitag im Rundfunk verbreitet«, und die Anschauung der konservativen Presse ist, daß es sich um einen Umbau von De- tails handelt, während die Struktur des Gebäudes. nämlich das Prinzip der Nationalregierung, sich nicht geändert habe. Selbst der Um- stand, daß der Konservative Baldwin j«tzt zwei Mjnistertitel trägt, gibt den Konservativen kein größere« Uebergewicht, zumal beide Ministerposten solche ohne Portefeuille sind. Baldwin wird da« unter der Labourregierung dem Lordsiegelbewah- rer zugewiesen« Amt eines Ministers zur Be. kämpfung der Arbeitslosigkeit nicht wieder aufleben lassen. Bei der Verteilung der kleineren Ministerposten ist Sorge dafür getragen, daß die Simon-Lideralen als einzige liberale Gruppe, die noch regierungstreu ist, reichlich be- rücksichtigt wurden. Zu den unmittelbarsten Aufgaben der National- regierung gehört auch die Vermittlung zwischen Deutschland   und Frank- reich in der Abrüstungsfrage. Der. erst« Versuch vor einigen Wochen ist fehlgeschlagen, wie das am Freitag wieder durch Neuraths Aeußerungen deutlich wird. Di« englische Meinung in England ist ziemlich einmütig in der Kritik der Unzuläng- lichkeit des englischen Versuchs. Aber jetzt ist es Zeit, so sagt dieTimes",«inen neuen An- lauf zu machen. Die unmittelbare Aufgabe der englischen   Regierung sei, zu entscheiden, welche deutschen   Forderungen konzediert werden, ohne daß die Abrüstung dadurch in Frage gestellt werde und die deutschen   Delegierten zur Konse- renz zurückzubringen. Die Kabinettssitzung, die am Freitagnachmittag stattfand, hat sich ebenfalls mit dieser Frage beschäftigt.
ÄuM und Gtreikrecht Einstweilige Verfügung gegen Lchuharbeiter streik aufgehoben
weißensels, 30. September. Eigener Bericht Am Freilagnachmittag wurde in weißensels vor dem Arbeitsgericht die von den weißenselser Schuhfabrikanten beantragte einstweilige Verfügung, die dem Zentralverband der Schuhmacher untersagt, den Streik wegen des SOprozentigen Lohnabzuges aus Grund der Roi­verordnung zu unterstützen, nach fünfstüadlger Verhandlung aufgehoben. Die Aushebung erfolgte, weil der Zweigverein Weißensels de» Reichsverbande» der Deutschen Schuhindustrie als nicht aktiv legitimiert zur Beantragung einer einstweiligen Verfügung angesehen wurde. Die kosten wurden den Antragstellern zugeschoben, der Streitwert aus 3000 Mark festgesetzt. Die Verhandlung für den Schumacher-Derband
führten die Vorstandsmitglieder Simon, Lex und Jung, die mit scharfen Worten die juristi- sche und materielle Begründung de» Widerspruchs gegen die einstweilige Verfügung vortrugen. In einer stark besuchten Funktionärversamm- lung des Schumacher-Verbandes am gleichen Abend wurde von dem Verhandlungsergebnis Mitteilung gemacht, die mit großem Beifall auf- genommen wurde. Die Funktionäre verpflichten sich, den Streik geschlossen weiterzuführen und sich von keiner Seite irre machen zu lassen in dem aufgezwungenen Kampf, der entscheidend für die gesamte Arbeiterschaft Deutschlands   werden kann. Interessant und bezeichnend ist, daß der g l« i ch« Richter, der die einstweilige Verfügung erließ, st« heut« wieöer aufhob.