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ERSTE BEILAGE

Vorwärts

SONNTAG, 2. OKT. 1932

Sonntagswetter

Weitere Abkühlung wahrscheinlich

Nach den vorliegenden Wettermeldungen hat es den Anschein, daß in den nächsten 24 Stunden eine mertliche Abkühlung eintreten wird. Aus der Polargegend nähert sich nämlich unferem Gebiet ein talter Cuftstrom, der heute früh bereits die Grenze England- Schweden er­reicht hat und ständig weiter nach Süden vorstößt.

Der Amtliche Wetterdienst gibt unter Berück­sichtigung dieser Situation für Sonntag folgende Prognose: Wechselnd bewölkt, einzelne Schauer, Abkühlung und auffrischende nach nordwestlichen Richtungen drehende Winde! An der Nordsee= tüste herrscht Sturm bei Windstärke 7" und es ist damit zu rechnen, daß der Sturm noch zu­rehmen wird. Von der Ostseeküste wird bisher Windstärke, 6" gemeldet. Im übrigen Reich ist das Wetter einheitlich und die Températuren schwanken zwischen 12 und 14 Grad Wärme.

Toter in der Werkstatt

Mord oder Unglücksfall

Die 2. Reservemordfommiffion wurde geftern abend nach der Seefener Straße 56 in Wilmersdorf alarmiert. In seiner Tischlerei und Möbelwerkstatt wurde dort der 48 Jahre alte Ingenieur Georg Roft tot aufgefunden. Alles deutete darauf hin, daß der Mann eines ge­waltsamen Todes gestorben war.

Die Leiche lag mit dem Rücken über einen Holz= schemel. Die Polizeibeamten des zuständigen Reviers hatten die Vermutung, daß der Tote so hingelegt worden war. Die erste Untersuchung durch die Reservemordfommission unter Leitung des Kriminalfommissars Quoos und eines Ge­richtsarztes ergab, daß die linke Ohrmuschel des Die Toten mit Blutgerinnsel angefüllt war. Schädeldecke wies Anschwellungen auf. Unweit des Schemels wurde auf dem Fußboden eine große Blutlache entdeckt. Die Finger der rechten Hand waren verkrampft, der Daumen und der Mittelfinger zeigten erhebliche Ver­legungen. Nach dem Befund muß Rost schon mehrere Stunden tot in der Werkstatt gelegen haben.

3wei Flugopfer_

Ein Absturz bei Darmstadt Darmstadt

, 1. Oktober.

Ein Flugzeugunglüd, das zwei Todesopfer for­derte, ereignete sich in der Nähe des Darmstädter Wasserwerks. Es handelt sich um ein Sport­flugzeug aus Neustadt a. d. Hardt, das zu den Zuverlässigkeitsflügen des Deutschen Luft­fahrtverbandes vom Griesheimer Flugplatz aus gestartet war. Offenbar geriet es in dichten Nebel und stieß gegen eine hohe Pappel. Die Trag­flächen brachen, und die beiden Insassen, die Flieger Hettinger und Haslocher, ver­unglüdten tödlich.

Trauerfeier für Drlik

Im Krematorium Wilmersdorf fand gestern die Trauerfeier für Professor Emil Orlik unter zahlreicher Beteiligung der Freunde, Kol­legen und Schüler des Toten statt. Nach ein­leitendem Gesang und Orgelspiel trat der Di­rektor der Vereinigten Staatshochschulen, Pro­fessor Bruno Paul , an den von Blumen be= deckten Sarg, um die Abschiedsgrüße des Kol­legiums und der Schüler der Staatshochschulen

darzubringen. Er schilderte in bewegten Worten die glänzenden Eigenschaften Emil Orlits, der als Lehrer wie als Mensch gleich beliebt und geschätzt bei Kollegen und Schülern gewesen sei. Stets habe er geholfen und gefördert, soweit es in seiner Macht stand. Dazu sei seine große Kunst mit einer unermüdlichen Schaffenskraft und unbeug­samem Billen, auf seinem Gebiete Besonderes zu leisten, gekommen. Orlik sei der getreue Ekkehard für alle gewesen, die einen guten Wegweiser brauchten.

Dann sprach Professor Philipp Frand von der Akademie der Künste, der ebenfalls seinem verstorbenen Kollegen und Freund in tiefer Be­

wegung den letzten Gruß und den letzten Dank sagte. Nur der sei wirklich tot, den man ver­gesse. Aber das Bild Orliks werde immer wieder auferstehen, wenn man sich an seine Werke und an sein großes Menschentum durch seine Werke erinnern werde. Professor Franck überbrachte gleichzeitig die letzten Grüße des preußischen Mi­nifteriums für Wissenschaft, Kunst und Volksbil­dung, das in Emil Orlik einen unersetzlichen Lehrer verliere. Weitere Reden am Sarge des Toten hielten Freunde und Schüler. Als dann wieder die Orgel ertönte, senkte sich das Banner des Vereins Berliner Künstler und der Sarg glitt in die Tiefe.

Preisausschreiben des ,, Vorwärts"

Der große Erfolg, den der jetzt im Vorwärts" und in zahlreichen anderen sozialdemokratischen Zeitungen erscheinende Roman von Irmgard Keun ,, Gilgi, eine von uns " unter den weiblichen Angestellten gefunden hat, veranlaßt den ,, Vorwärts", ein besonderes Preisausschreiben für seine Leserinnen zu veranstalten.

Alle weiblichen Angestellten, die den ,, Vorwärts" lesen, haben das Recht der Teilnahme an dem Wettbewerb, insbesondere alle Stenotypistinnen, Büroangestellten, Verkäuferinnen. Auch neu eintretende Abonnentinnen können sich an dem Preisausschreiben beteiligen. Der bisher erschienene Teil des Romans wird ihnen auf Ersuchen kostenlos nachgeliefert. Verlangt werden für den Wettbewerb kleine literarische Beiträge, Nieder­schriften und knappe Skizzen, deren Thema frei gewählt werden kann. Ein Lebensabriß, ein Bürotag, eine besonders typische oder bedeutsame Szene aus Leben und Beruf, und auch Erlebnisse außerhalb des Arbeits­bereichs sollen kurz geschildert werden. Glaubt jemand ein besonders abenteuerliches oder die Not der Zeit kennzeichnendes Lebensschicksal hinter sich zu haben das gilt besonders für die zahlreichen Opfer der Wirtschaftskrise-, so ist auch dessen Beschreibung willkommen.

Liste der ausgesetzten Preise:

1. 1 Barpreis 350 RM.

2.1 Modernes Original Nora Radio- Empfangsgerät, Wert 265 RM. 3. 1 Mercedes - Kleinschreibmaschine, Wert 240 RM.

4. 1 Lind car- Damenfahrrad, Wert 66 RM.

5. 1 Sparbuch der Bank der Arbeiter, Angestellten und Be­amten A.- G mit einer Einlage von 50 RM.

6. 1,, Vorwerk "-Diwandecke, geliefert von der Firma Teppich- Bursch, Berlin C 2, Spandauer Straße 32, Wert 35 RM.

7. 1 Lautsprecher der Radio Löwe A.-G., Type EB 98, Wert 34 RM. 8.- 9. 2 Auswahlen kosmetischer Artikel der Parfümerie Scherk im Werte von je 5 RM.

10.- 15. 6 Gutscheine der Firma Conrad Tack& Cie. im Werte von je 5 RM.

Bedingungen für die Beleiligung:

1. Die Manuskripte sollen nur einseitig beschrieben, mindestens drei und höchstens fünf Schreibmaschinenseiten lang sein.

2. Allen Einsendungen ist die Abonnementsquittung des Vorwärts" und ferner ein für die Rücksendung bestimmter Freiumschlag beizufügen. 3. Die Einsendungen müssen bis zum 1. Dezember 1932 beim Verlag ,, Vorwärts", SW 68, Lindenstr. 3, eingegangen und mit dem deutlichen Kennwort Gilgi " versehen sein.

4. Der ,, Vorwärts" behält sich das Recht vor, die mit den ersten drei Preisen ausgezeichneten Arbeiten, ohne besonderes Honorar, zu veröffentlichen, ebenso andere Arbeiten zu dem üblichen Honorar. Das alleinige Nach­drucksrecht an der mit dem ersten Preis ausgezeichneten Arbeit geht auf die Paramount Film A.-G. über, deren Tonfilm ,, Eine von uns" nach dem Roman von Irmgard Keun in den nächsten Wochen herauskommt.

"

5. Angestellten des Verlages und der Redaktion des Vorwärts" ist eine Beteiligung am Wettbewerb nicht gestattet. Der Vorwärts" übernimmt keine Gewähr für etwa verloren gegangene Einsendungen.

Das Preisgericht:

Irmgard Keun , die Verfasserin des Romans ,, Gilgi, Eine von uns ". Theodor Glocke, Verleger.

E. G. Techow, Pressechef der Paramount Film A.-G.

Je ein Vertreter aus Redaktion und Verlag des Vorwärts". Die Entscheidungen der Preisrichter sind endgültig und erfolgen unter Aus­schluß des Rechtsweges. Das Preisgericht kann auch Arbeiten auszeichnen, die nicht allen Bedingungen des Wettbewerbs entsprechen. Der Vorwärts" behält sich Erweiterungen der ausgesetzten Preise vor.

Braune Pillen

Die Nazidrogerie in Steglitz .

Zwischen dem Titania- Palast und dem Rathaus Steglig hängt von der Fassade eines Hauses lang und groß eine Hakenkreuz- Fahne. Zuerst meint man, es sei ein hitlerischer Schnaps- Ausschant.. jolcher braunen Kneipen gibt es schließlich mehrere in dem vornehmen Steglitz .

-

Sieht man aber genauer hin, dann entdeckt man doch ein gänzlich unerwartetes es ist sozusagen eine... pharmazeutische Novität... eine ,, Braune Drogerie", denn genau so firmiert diese Pillendreherei hitlerischer Observanz. Das Fenster füllen talentlos verstreute Auslagen und Schaufensterschmuck im Stile der achtziger Jahre, der Inhaber hat, wie ich mir denken kann, auf all den unzähligen Berliner Messen sich noch nie einen Schaufenster- Wettbewerb angesehen, sonst könnte er seinen Laden im Schaufenster schon nicht so verhungen. Doch für die braunen Burschen genügt's.

Ein anderer hat auch gar keinen Zutritt. Auf der Scheibe der Tür nämlich klebt ein Plakat, darauf steht: Ich verzichte auf jüdische Kundschaft! Jüdische rot geschrieben das soll wohl besonders aufreizend, vielleicht auch feiertäglich, ich weiß nicht, in jedem Falle wohl aber eben besonders aus­sehen. Als ich gerade vorüberging, stand hinter dem Plakat innen im Laden eine Frau, um deren Blutbeschaffenheit sich doch wirklich das Münchener Rasseamt bekümmern sollte... physiognomisch jedenfalls wirkte sie start balkanisch, ob ihr Kopf auch so verdächtig geformt ist, weiß ich leider nicht zu sagen... ich kenne mich da nicht so aus mit ostischen ,,, werteschaffenden" Schädeln Kreugerscher Proportionen. Man muß da sehr vorsichtig sein, ehe man urteilt... Man hat ja gesehen, wie der schwedische Zündhölzer- Ivar die Nazis selbst, die von ihm behaupteten, er sei der Typ des schaffen­den und nicht raffenden Kapitals, hinterher so hereingelegt hat.

Laßt sie allein mit ihren braunen Pillen. bald werden sie sie nicht mehr drehen. jolange der Vorrat reicht, sollen sie sie zu dem einzig ver­nünftigen Zweck verwenden, zu dem sie da sind: zum Abführen vielleicht kommen sie dadurch einmal zu einer besseren organischen und geistigen Konstitution, die diesen meist flobig gebauten Edelingen und oft dunkelpickligen Reinblütern gar nichts schaden könnte.

Angabe des Brotgewichts bleibt

Wie bekannt, ist in dem Brotgesetz die Be­stimmung enthalten, daß Brot, für das ausschließ lich oder überwiegend Mahlerzeugnisse des Roggens verwendet werden, gewerbsmäßig nur in bestimmten Gewichten hergestellt werden darf und daß das Gewicht vom Hersteller auf dem Brot für den Käufer leicht erkennbar anzugeben ist. Diese Bestimmung, mit deren Ein­führung seinerzeit das sogenannte System des festen Brotgewichts bei gleitenden Preisen ganz allgemein für das Reichsgebiet zur Pflicht gemacht wurde, ist bis zum 30. September 1932 befristet. Da ihre Beibehaltung im Interesse einer ange­messenen Brotpreisbilbung und ihrer leberwachung zweckmäßig ist, wird jetzt ihre Geltungsdauer im Wege der Notverordnung un= befristet verlängert.

Das neue Reichskursbuch. Das von der Reichs post und der Reichsbahn gemein­sam herausgegebene Reichskursbuch mit den am 2. Oftober in Kraft tretenden Winterfahrplänen ist soeben erschienen.

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