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lassung der Gefangenen von einer weiteren Einschränkung des Gebietes der italienischen Kolonie und von der Entsendung eines italienischen Generals zum Abschlüsse des Friedens abhängig «lachen. Die Wegnahme eines holländischen Schiffes mit einer großen Waffenladung für Abessynien wird, so gerechtserrigt sie auch war, den Friedensverhandlungen vielleicht neue Hindernisse bereiten. Man schreibt übrigens dem ftömg Hunibert eine starke Abneigung gegen die Unterzeichnung des Friedens mit Abessynien -'u, ja einige Zeitungen sprechen davon, daß der König, um sich nicht zu diesem Schritte entschließen zu müssen, abzudanken ge denke, und daß deshalb die Heirath des Kronprinzen beschleunigt werden solle. Bis jetzt sind die Abdaukungsgerüchte unbestätigt geblieben; sollten sie sich aber bestätigen, so würden alle wahr- scheinlichen Folgen der montenegrinischen Heirath sehr bald aktuell werden. Rom , LS. August. Von zuverlässiger Seite wird mitgetheilt, baß der Negus Menelik den» Msgre. Macario beim Empfange die Freilassung aller jener gefangenen Italiener zugesagt hat, deren Geburtsort im ehemaligen Kirchenstaat liegt. Der Negus Menelik ist ein von Kennern der politischen Verhältnisse Italiens wohl beralhener Mann. Seine Gesällig leiten gegen den Papst sind höchst unangenehme Nadelstiche für die Regierung König Humbert's. Der abessyuische Feldzug scheint übrigens von starker Wirkung auf die inneren Verhält- uisse Italiens zu bleiben; meldet doch eine weitere Depesche aus Rom : Obgleich in Hoskreisen das von derTribuna" und dem MailänderSecoio" gemeldete Gerücht von der eventuellen Ab- dankung des Königs Humbert zu gunsten des Prinzen v. Neapel zivecks Vermeidung der Unterzeichnung eines Friedensvertrages mit Menelik als Erfindung bezeichnet wird, hält sich die Nach- richt dennoch aufrecht und wird überall als Thatsache lebhast erörtert. Türkei . Kanca, 24. August. (Times.) Die Türken ermordeten eine Frau und verwundeten deren Sohn dicht vor den Thoren der Stadt. Die Christen belagern in Kästelt 120 Mann türkischer Truppen. Die Konsuln richteten an die Insurgenten ein Schreiben, in welchem sie von denselben die Aushebung der Belagerung ver- langen. Amerika . Wahnwitzige Mittel zur Unterdrückung deS kubanischen Aufstandes werden versucht. Nach einem Privattelegramm aus Kuba wird General Weyler«in Dekret erlassen, welches die Kaffee-Ernte zur Zeit verbietet, weil mehrere Plantagenbesitzer ein Abkommen mit den Rebellen getroffen habe», nach welchem sie letzteren Abgaben zahlen wollen, wenn sie die Ermächtigung zur Ernte erhalten. Eine weitere Depesche aus Madrid meldet: Durch die Verordnung des Generals Weyler, welche die Ernte des Kaffee's untersagt, wird auch die Ernte des Zucker- rohrs verboten; die Verordnung erstreckt sich auf die ganze Insel Kuba . Einem Berichterstatter gegenüber hat General Weyler ge- äußert, die Maßregel sei zwar eine ernste, sie sei aber die einzige, welche den Aufständischen das nöthige Geld zum Ankaufe von Waffen und Munition entziehen könne. Die Stärkung der Ausstandspartei kann blos die Folge dieser Maßregel sein. Zwischen Brasilien und Italien schwebt seit zwei Jahren ein Streit wegen der Ermordung, Ausplünderung und zwangsweisen Pressung von italienischen Ansiedlern in der Provinz Sao Paulo zum Militär während des Bürgerkrieges. DieVoss. Ztg." giebt hierüber folgende historische Darstellung: Alle Gewallthaten waren von der Regierungspartei aus- gegangen, die sogar Druckereien italienischer Blätter zerstören ließ. Nach Herstellung des Friedens zwischen den Südprovinzen und der Zentralregierung in Rio de Janeiro kam es zu diplo- malischen Verhandlungen mit Italien wegen der Entschädigungs - anspräche, und es scheint ei» Uebereinkomiuen getroffen worden zu fein, wenn auch bisher hierüber keine bestimmte Meldung vor- lag. Aber der Beschluß des brasilianischen Kongresses, das Ueber- einkommen abzulehnen, läßt ans ein solches schließen. Leider war es das Signal zu weiteren Ausschreitungen. Folgende De - pesche ist heute eingetroffen: Rio d e I a ii e i r o, 24. August. Im Laufe der gestrigen Ruhestörungen in Sao Paulo wurde» 40 Personen verwundet, von denen drei gestorben sind. Hier dauern die Unruhen fort. Am Abend wurden feindselige Rufe gegen Italien ausgestoßen. Die Hauptstraßen werden durch Patrouillen bewacht. Eine weitere Depesche auS Rio de Janeiro vom gestrigen Tage meldet: Die Kammer der Abgeordneten hat einstimmig das Ab kommen mit Italien verworfen. Die Erregung gegen die Italiener in Sao Paulo dauert fort, am Sonnabend und Sonntag fanden Zusammenstöße zwi schen Brasilianern und Italienern statt. Die Blätter beschul digen den italienischen Konsul, die Kundgebungen veranlaßt zu haben. Iuv VlolmlTvttgV gingen uns aus Anlaß der Einsendung in Nr. 191 des Vorwärts" in der letzten Woche«ine Reihe von Zuschriften zu, die wir nun folgen lassen: Ein älterer Parteigenosse schreibt uns: In demDie Lokalfrage" uberschriebenen Artikel in Nr. 191 findet sich folgender Passus: Unhaltbar erscheint uns aus die Tauer der Znstand, daß die Berliner Arbeiterschaft aus eme ganze Anzahl Ausflugsorte der Umgegend verzichten soll, weil dort der Arbeiterschaft weder ein Lokal»och ein Saal zur Verfügung steht. Als solche Orte werden i» der Lokalliste für Berlin und Umgegend ver- zeichnet: Alt-Glienicke, Gosen, Neu-Zittau , Wernsdorf, Groß- Lichterfelde, Mariendorf , Südende, Marienfelde , Teltow , Tcinpelhof, Trebbin . Zehlendorf , Königs-Wusterhausen jc. In einer ganzen Reihe anderer Orte stehen nur Restaurants oder kleinere Lokale ohne Sommergarten zur Verfügung, während die größeren Vergnügungslokale für die Arbeiterschaft ge- sperrt sind. Uns älteren Parteigenossen erscheint dieser Zustand durch- aus nicht so unhaltbar, denn wir haben uns den- ielben mit vollem Bewußtsein geschaffen. Wir gehen zu Fuß oo» Johannisthal »ach Adlershos, fangen unterwegs Laubfrösche und gehen über Adlershof und Glienicke , ohne daselbst ein Glas Bier zu trinken, ruhen unterwegs auf der Trift oder im Walde, verzehren dort unsere Stullen und. trinken aus der Flasche, währenddem die Kinder Blumen pflücken und spielen. Dann geht's über Rudow nach Britz und ohne einzukehre» nach Berlin , wobei wir uns amüsiren und unsere Gesundheit stählen. An bcm Sonntage, an welchem in Pichelsdorf das Sängerfest statt- fand, sahen wir über sechszig Jahre alt« Genossen, mit der ganzen Familie,(die Großen trugen die Kinder zeitweise auf dem Rücken) quer durch den Grimewald wandern, ohne daß dieselben daran dachten, in«in sogenanntes besseres Lokal ein- zukehren, wo ihnen schon von außen Plakate zu Gesicht kommen, auf denen nicht gerade geschriebenstehlbleibt draußen, der Hund beißt", wohl aber:mitgebrachte Speisen und Getränke auszupacken und zu verspeisen ist hier verboten". In solchen Lokalen giebt es große Speisekarten mit ganz hübschen Verzierungen, auch bekommt man dort ein sogenanntes Wiener Schnitzel für den billigen Preis von I.2S M., bestehend aus einem recht breit geklopften Schweins- kotelette, doppelt garnirt und in Fett gebraten; aber wir älteren Parteigenossen erhole» uns besser an einem recht guten Sechser- käse und obligater Butterstulle für 0,10 M.. wie man dasselbe in jeder sogenanntenParteispelnnke" erhält. Wenn nun in dem Artikel gesagt ist, die alte Fischerhütte sei als Ort in der Lokalliste gar nicht zu finden, so leuchtet wohl jedem Genossen ein, daß dieselbe der Lokalkommission in Zehle» dors untersteht und gesperrt ist. Niemand kann, im Besitz der jetzigen Lokalliste, im Zweifel sein, wohin er zu gehen hat, und will er in den Grunewald , so stehen ihm die schönsten schattigen Lokale zur Verfügung, eins in Belitzhof am Wannsee und das andere in Schmargendorf , von wo auS man die schönsten Wanderungen antreten kann. Jedenfalls ist es aber Spielerei, wenn ein Genosse in Lokale geht, die uns nicht einmal zu Vergnügungen gegeben werden, wie ein anderes in Beelitzhof. Die Lokalliste sagt uns ganz haarscharf, wer es mit uns ehrlich meint und wer nicht, und es wäre sehr bedauerlich, etwas daran zu ändern; die Devise muß fort und fort heißen: Wir verkehre» nur bei Wirthen, bei denen es uns möglich ist, unsere ernsten Angelegenheiten in öffenllicher Versammlung zu be- sprechen, alle anderen wollen wir in ihren Gärten allein lassen. Jede andere Regelung führt zur Spielerei. In Grünau , einem von Arbeitern jetzt verhältnißmäßig wenig besuchten Orte, liegen alle Lokale an ein und derselben staubigen Chaussee und ist die Lust in denselben gleich gut; wenn aber jemand direkt am Wasser sitzen will, so bleibt ihm immer noch die schönste Wiese hinler dem Orte, auf welcher man sich besser erholen kann, als in denbesseren" Lokalen, ohne den starken Geruch von Eau de rnille flem-s und ohne die stark ge- schminkten Kokotten der Sportsmen zu sehen. Zum Restauriren genügen die freien Lokale in Grünau vollständig. Es heißt nun weiter in besagtem Artikel: Wie bei andere» Boykotts so ist auch in derLokalfrage" erheblich von den gefaßten Beschlüssen abgewichen. Ansänglich wurde der Boykott verhängt, um die Wirthe durch Entziehung der Arbeiterkundschaft zur Hergabe ihrer Säle zu Versammlungen zu zwingen. Das ist zweifellos eine Frage, a» der alle Arbeiterkreise mit tiefgehendem Interesse bctheiligt sind. Hierzu ist zu bemerken, daß bisher in keiner Weise von den gefaßten Beschlüssen abgewichen ist und daß genau von Anfang bis heute kein einziger Boykott der Kellner oder anderer an- gezogener Berufe wegen verhängt worden ist. Die Gastwirlhs- gehilfen stellten bisher oder richtiger nach Ablauf des Boykotts, die Forderung a» die Parteigenossen, sie insoweit moralisch zu unterstützen, als bei Vergnügen und Versammlungen der Arbeiter der MehrbedarfvonArbeitskräften von dem unentgeltlichen Arbeitsnach- weis der Organisation entnommen werden sollte. Dieses Ansinnen ist wohl berechtigt, da der Arbeitsnachweis ein für beide Theile kostenloser ist und es sich die Organisation zur Aufgabe gemacht hat, dem laut Bericht der Reichskoinmission für Arbeitcrstatistik noch außergewöhnlich stark um sich greifenden Stellenwucher Ein- halt zu thun. Wohl in den seltensten Fällen haben sich die Wirthe geweigert, diesen mehr als berechtigten Fordernnge» nach­zukommen, geschah es dennoch, so war der Grund einzig und allein der, den Tarif der Organisation zu umgehen. II. Der Vorstand des Tanzlehrer-Vereins Soli- darität sendet uns folgendeBerichtigung": Die Annahmen, genannter Verein boykottire Lokale und ziehe nebenbei Geschäftspraktiken groß, sind irrige. Die Or- ganisation obigen Vereins ist keine gewerkschaftliche, sonder» eine private, indem die Mitgliederzahl eine viel zu geringe ist, als das sie gewerkschaftlich in betracht kommen könnte. Auch ist in dem Revers, welcher nach Beendigung des Bierboykotts den Lokalinhabern, welche ihre Säle der Arbeiterschaft unentgeltlich zu Versammlungen und Festlichkeiten hergegeben, unter den au- geführten Gewerkschaften der TanzlehrervereinSolidarität" nicht vermerkt. Also der beste Beweis, daß fraglicher Verein keine Gewerkschaftsorganisation ist, demnach auch keinerlei Lokale boykottirt noch boykottiren kann. Was die Geschäftspraktik anbetrifft, so habe ich nur zu be- merken, daß in dem Statut unseres Verein? unter tz l gesagt wird:Jedes neu hinzutretende Mitglied muß gewerkschaftlich und politisch organisirt fein und sich voll und ganz der niodernen Arbeiterbewegung anschließen." Daraus folgt, daß wir uns der Berliner Arbeiterschaft mit Fug und Recht empsehlen können, ohne Geschäftsprakliken zu üben. Bruno Hellwig. III. Genosse R. W a l t h e r schreibt uns: Ich pflege denVorwärts" in» Bett zu lesen, da der Inhalt meinem Fühle» und Denken entsprechend, mir sonst keinen Grund zur Ausregung bietet. Ein Passus der langathmigen Aus- führungen über die Lokalfrage in Nr. 191 ließ mich jedoch aus dem Bett springen und zur Feder greifen und ich denke nicht umsonst als Abonnent und Parteigenosse dürfte mir wohl auch das Recht zustehen, den hervorgekehrtenEigendünkel" der auserwählten" Einsender ins rechte Licht zu stellen. DieseBesten" in unserer Gesellschaft lassen sich also ver- nehmen:Ein dauernder Boykott wird in erster Linie von der Elitetrupp« der organisirten Parteigenossen gehalten." Es ist endlich einmal an der Zeit, ein offenes scharfes Wort mit diesenBesten", welche oftmals meinen, die Gesinnungs- tüchtigkeitmit Löffeln gefressen" zu haben, zu spreche», da nach- gerade durch diese Klassifizirung das demokratische Prinzip auf dem Wege ist, zum Teufel zu gehen. Wie schmerzlich und nachhaltig dieser Eigendünkel ehrgeiziger Personen diejenigen berührt, welche vom ideale» Gedanken des Sozialismus getragen werde», wurde in der vorigen Woche im Kolberger Salon bewiese», wo«in erblindeter Genosse einen Ausspruch des jetzt fern weilenden Genossen Matlutat zitirte, der anläßlich der lllufhebung des Bierboykotts die unterzeichneten Genossen alsbeste" Genossen hinstellen zu müssen gemeint. Es dürste mancher hierunter gewesen sein, der als Hüter des Prinzips sich nicht gcriren kann. Es ist dies ein Punkt, der nicht gern breit getreten wird, für den aber der Beweis zu führen ist. Es ist bei der Fehlbarkeit der Menschen eine verflucht kitzliche Sache, sich alsBesten" in einer Gesellschaft hin- zustellen; man kann wohl vonfähigen" undgeistig jähigeren" Personen sprechen, aber Ivo diese Naturanlagen, die auch künstliche Ausbildung erfahren könne», vorhanden sind, da soll sich der Träger derselben an dem freudigen Bewußtsein genügen lassen, diese Fähigkeiten zum Wohle der Menschheit in den Dienst derselben stellen zu können; wie diese Fähig- Gesammtheit Fnteresse zu ver- unseres Orgamsationsplancs für «ine selbstverständliche Verpflich- keilen in seinem und der werthen auf grund des§ 1 ihn, wie für jeden anderen tung ist. Nach seinen Kräften ____________________ hat jeder Parteigenosse, wenn er als parteizugehörig betrachtet werden will, die Partei zu unter- stützen und ist demgemäß auch jeder in Reih und Glied stehende Parteigenosse einebenso guter", braver Genosse, wie derjenige, welcher zufällig ein durch die Organisation gebotene? Amt be- kleidet. Wie lautet doch in kurzen Worten das Programm? Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit"? schließt das nicht jeden Eigendünkel aus? Verfasser des Artikels über die Lokalfrage schreibt Der hierzu: Der springen" Genosse Walther hätte nicht gleichaus dem Bett sollen und schlaftrunkenzur Feder greifen", um darauf los zu schreiben. Hätte er richtig ausgeschlafen und dann de» Artikel noch einmal durchgelesen, so hätte er zweifellos etwas anderes heransgefunde» als so, wo ihm zunächst alle?lang- athmig" vorgekommen ist und er dann in Extafe gerathend, auS dem Zusammenhang herau» eben drauf lo» schreibt. Mit der Bezeichnung Elitetruppen(auserlesene Truppen) find alle Genossen, welche die Partei wirklich nach Krästen unter- stützen und an allen Kämpfen der Partei aktiv theilnehmen, gemeint. Weder diefähigen" noch diegeistig fähigeren" sollten dadurch hervorgehoben werden, sondern alle Genossen ohne Unterschied, die ihre Pflicht erfüllen im Gegensatz zu den vielen Mitläufern. die wohl ein großes Anhängsel bilde», die aber bei aus- brechenden Kämpfen entweder bald das Hasenpanier ergreifen oder garnicht erst mitmachen. Solche Drückeberger giebt es bekanntlich bei allen wirthschastlichen und politischen Kämpfen. Nun wird ausgeführt:Ein dauernder Boykott wird in erster Linie von der Elitetruppe der organisirtm Parteigenossen gehalten." Damit soll gesagt sein, daß bei Verhängung von Boykotts eine große Masse mitmacht, aber bei längerer Dauer desselben viele abspringen und nur noch die Kerntruppe der Partei übrig bleibt. Wie man sich über diese allgemein bekannte Thatsache so sehr aufregen kann, ist unbegreiflich. Weil aber der Genosse Walther, wie er hervorhebt, an der Aufregung geschrieben hat und nicht mit ruhiger Ueberlegung, so wird er wohl kaum darauf rechnen, daß seine sonstigen Ausfälle ernst genommen werden. Der Vorstand des Tanzlehrer- VereinsSolidarität" be- stätigt, daß er nur eine private Vereinigung ist, die sich der Berliner Arbeiterschaft bei Veranstaltung ihrer Feste empfiehlt. Der Verein ist also ein geschäftliches Unternehmen; ich wollte nur betont haben, daß solche und ähnliche Vereine, welche private Zwecke verfolgen, auf sich selbst angewiesen sind, daß ihre Angelegenheiten deshalb bei der Verhängung von Boykotts nicht in betracht kommen können. Wenn gegenwärtig auch in diesem Sinne verfahre» wird, so bietet das»och keine Gewähr dafür, daß die betreffenden Gruppen sich mit ihren Forderungen an die Parteigenossen wenden. Es war deshalb nolhwendig, diesen Punkt bei der Lokalfrage hervorzuheben. Um so besser, wenn ich in dieser Frage selbst mit den betheiligten Genossen einer Meinung bin. Der ältere Parteigenosse bestätigt etwas, was ich garnicht bestritten habe. Selbstverständlich bringen alle aktiv an den Kämpfen der Partei betheiligten Genossen auch den Boykott, entsprechend den früher gefaßten Beschlüssen zur Durchführung. Aber diese Truppe ist zu klein, um auf die Dauer den nöthigen Druck auf die hartnäckigen Wirthe zu üben. Es handelt sich hierbei aber keineswegs in erster Linie um eine Frage des Prinzips, sondern um eine rein praktische Angelegen- heit, deren erfolgreiche Durchführung viel richtiger ist, als baS hartnäckige Verharren an einmal gefaßte Beschlüsse. Zur internationale» parlameutarischeu Konferenz der Sozialdemokratie versendet Genosse E. Vaillant in Parts folgendes Schreiben an die sozialdemokratischen Parlaments« fraktionell der verschiedenen Länder:,. Bei der interparlamentarischen Konferenz vom. Juli n» London wurde beschlossen, daß jede Nation aus ihren gewählten Abgeordneten der Sozialdemokratie ihres Landes einen Delegirten bestimmt, der mit den übrigen aus dieselbe Weise bestimmten eine Kommission zu bilden hat, die einen Plan ausarbeiten soll, wie sich die Abgeordnete» und die Fraktionen aller Länder über eine einheitliche und organisirt« internationale Aktion regelmäßig zu verständigen haben. Es wurde beschlossen, daß die nationalen Gruppen oder in ihrer Ermangelung die gewählten Sozialisten, Gemeinde» räthe jc. sowie die Mitglieder des Parlaments ihre Wahl dem Unterzeichneten bekanntgebe», der in kürzester Zeit eine Versammlung der Kommission für die Beziehungen zwischen den sozialistische» Abgeordnete» aller Länder veranlassen wird. Bisher liegen nur die Anzeigen vor, die auf dem Kongreß in London gemacht worden sind eventuelle Jrrthümer wolle» gütigst berichtigt werden und zwar: für England F. B r o ck l e h u r st, für Deutschland August Bebel , für Belgien E. V a n d e r v e l d e, für Dänemark P. K n U d s e.n. für Italien Enrico Ferri , für die Schweiz K. Bürkli, für Frankreich E. Vaillant(erste Sektion) und I. I a u r ä S (zweite Sektion). Diese Bestimmungen werden sich natürlich noch erganzen; jedenfalls sind sie schon genügend, um das Werk des inter - nationalen Einverständnisses und Zusammenwirkens zu be- ginnen, das zu betreiben die bezeichneten Delegirten ver- pflichtet wurden, und dessen Ausführung sie vorbereiten und sichern sollen.. Des weiteren proponire ich die nächste Zusammenkunft der Delegirten, die die Organisationskommission bilde», für Sonntag, den 13. September 1396. in Brüssel . Ich würde Ihnen sehr verbunden sein, wenn Sie sofort Ihre Zustimmung geben würden. Im Falle, daß die Majorität, wenigstens fünf von den gegen- ivärtigen acht Delegirten, ihre Zustimmung verweigern würde. müßt« hie Zusammenkunft auf Ort und Zeit verschoben werden, die die Delegirten vorschlagen. Jedenfalls wird es aber begreif- lich erscheinen. daß eine solche V-rzögeruna Nachtheile hätte, nmsomehr als die Londoner Konseren, diese Zusammenkunft so- bald als möglich wünschte. Gleichzeitig ersuche ich. Ihre Verbindungen und Adressen, die Sie besitzen, zu benützen, damit die Vertreter jener Länder, die noch keinen Delegirten gewählt habe», sofort einen solchen bestimmen, und diesen Vertretern den Inhalt dieses Schreibens mitzutheilen. ES ist die Folge der Beschlüsse der interparlmnen- tarischen Konferenz von London . Mit den herzlichste» Grüßen und der Versicherung der inter - nationalen sozialistischen Solidarität G. Vaillant, IS, Villa du Bel-Air. Paris ." Polizeiliche«, Gerichtliches ee. Auch in den Redaltionsräumlichkeiten deSOffen- bacher Abendblatts" ist nach Nr. 33 derNeuen Welt" gehaussucht worden. Nur einige Exemplare fiele» der Polizei in die Hände. Mehrere Personen in Ratzeburg hatten sich durch eine in Nummer 33 desLübecker VolkSboten" enthaltene Korrespondenz, worin aber keinerlei Namen genannt waren, beleidigt gefühlt und Sirafantrag gestellt. Die Verhandlung gegen de» verantwortlichen Redakteur Genossen Fein fand m nichtöffentlicher Sitzung am Sonnabend statt und endete mit der Verurtheiluna des Angeklagten zu einem Jahre und sechs Monaten Gesang n. Unser Genosse wurde sofort in Haft genommen. Seinem Antrage, ihn gegen Kaution zu enrlassen. hatte der Staatsauwalt zuerst widersprochen, dann aber beantragt, die Kautionssumme aus 10 000 M. zu beinessen. Das Gericht be- schloß jedoch, den Angeklagten gegen Hinterlegung einer Kaution von 3000 M. so lange aus freien Fuß zu setzen, bis Genosse Friedrich seine am 20. September abgelaufene Strafe ver- büßt habe. Die ,. NiederrheinischeVolkstrtbüne" hatte in einer Notiz über die Beerdigung des Parteigenossen Krewinkel da? Verhalten des Polizeibeamten K o l l p a ck gerügt, der, wie dem Redakteur Wessel von verschiedenen Personen versichert worden war, sich über den Todten und das Begräbniß in eiiler für die Theilnehmer höchst beleidigenden Weise geäußert hat. Daraus wurde Wessel wegen Beleidigung Kollpack's unter Anklage Sestellt. In der Gerichtsverhandlung bestritten die Polizeibeamten iichberg und Kollpack jowie ein anderer Zeuge, daß die in Red« stehenden Aeußerungen gefalle» wären, während zwei Brüder des Verstorbenen und andere Zeugen das Gegentheil erklärten. Das Ergebniß des Zeugenverhors war, daß Eid gegen Eid stand. Der Gerichtshof erkannte aber nicht auf Freisprechung. sondern verurtheilt« Wessel zu S Monate» Gefängniß und zur Urtheilspublikation. Begründet wurde das Urtheil damit, daß die Polizeibeamten sich bei der Beerdigung höchst taktvoll und \