Einzelbild herunterladen
 

Tariflohn- 3ensur

Warum Allgemeinverbindlichkeit abgelehnt wird

Zwischen dem Provinzialverband der Land­arbeitgeberverbände der Provinz Hannover  , dem die meisten Landwirte im Tarifgebiet von Mittel­und Nordhannover angehören, und den beteiligten Landarbeiterverbänden wurde ein Lohntarif für dieses Gebiet abgeschlossen und von beiden Par­teien dessen Erklärung als allgemein­verbindlich beantragt.

Das Reichsarbeitsministerium lehnte den Antrag ab mit folgender unverständlicher Be­gründung:

,, Von der Allgemeinverbindlicherklärung des Lohntarifs habe ich zunächst abgesehen, da mir der Wochenlohn von 10,20 Mark in der Spitze für den männlichen Arbeitnehmer bei voller Kost und Wohnung bei den derzeitigen wirtschaftlichen Verhältnissen zu hoch erscheint, um ihn Dritten aufzuerlegen. Im Falle einer Aenderung des Lohnjayzes durch die Tarifvertragsparteien würde ich meine Bedenken fallen lassen."

Arbeitgeber- und Arbeiterorganisation sind sich über den Lohn einig. Beide Teile haben ein Interesse daran, daß dieser tariflich vereinbarte Lohn nun auch tatsächlich gezahlt wird. Im Reichsarbeitsministerium aber, das weitab vom Schuß ist, erscheint dieser Lohn zu hoch. Um wieviel er noch gekürzt werden müßte, um vor der lohnamtlichen Zensur zu bestehen, wird nicht gesagt. Aber der Lohnjayz muß ,, ermäßigt" werden, wenn er für allgemeinverbindlich erklärt werden soll.

Da wäre es doch einfacher, wenn das Reichs­arbeitsministerium die Löhne über den Kopf der Parteien autoritärer diktierte und jeder Lohnstreit wäre verhütet. Oder auch nicht!

mueheads Rundfunk

Vor einigen Tagen haben sich die neuen führen­den Rundfunkbeamten, soweit sie in Berlin   an­fässig sind, in einer offiziellen Pressekonfe= renz vorgestellt. Das heißt eine Konferenz war es eigentlich gar nicht. Zwar durften einige Fragen von den versammelten Pressevertretern gestellt werden; dann aber wurde mit dem Be­deuten, der Raum werde anderweitig benötigt, die Sigung aufgehoben, in der je fünfzehn Mi­nuten lang Dr. Magnus, Dr. Stapelfeldt, Beumelburg und Dr. Duske nichts, aber auch gar nichts gesagt hatten, was der Bedeutung und der Verantwortung ihrer Aemter entsprochen hätte.

Diese Pressekonferenz fand statt in den Räumen der Reichspressestelle, obwohl die Rundfunkfestung in der Masuren allee über viele schöne, große Räume verfügt. Heute, wo so zahlreiche Programmteile von auswärts bezogen werden, hätte sich im Funkhaus ganz gewiß mühelos ein überzähliger Raum finden lassen, in dem solche Presseaussprache weniger ängstlich nach Sekunden hätte abgemessen werden müssen. Auch hat im Funkhaus Reichsrundfunktommissar Erich Scholz   sein Arbeitszimmer, und wenn auch seine unbestritten rastlose Berufsbetätigung ihm offensichtlich nicht die Zeit ließ, als Haupt­person auf der Pressekonferenz in der Wilhelm­straße zu erscheinen, so hätte die Konferenzein­berufung ins Funkhaus es vielleicht auch ihm möglich gemacht, ihr beizuwohnen. Dr. Magnus erklärte allerdings, man habe bei der Wahl des Konferenzortes die Bequemlichkeit der Journa listen im Auge gehabt. So viel Rücksichtnahme ist eigentlich rührend; aber der Journalist fann fie, seinem Beruf gemäß, leider weit geringer be= werten als sachliche Informationen, die er sich, wenn es sein muß, gern sogar zu Fuß vom Funk­turm herabholt.

Oder sollte die Wahl des Konferenzortes doch

Ankurbelung im Bergbau? nicht von so völlig felbstlosen Gründen beſtimmt

300 000 Bergleute warten auf Arbeit

Bochum  , 2. Oftober.

Am Sonntag begann hier die Reichskon= ferenz des Verbandes der Bergbauindustrie­arbeiter, Der Verbandsvorsitzende Husemann schilderte in seiner Eröffnungsansprache die Lage der deutschen   Bergarbeiterschaft. 300000 Berg­Ieute juchen vergeblich Arbeit, die 430 000 noch arbeitenden Bergleute stehen durch­meg in Kurzarbeit. Der Ruhrbergbau habe in den ersten a cht Monaten d. I. nicht weni ger als 7,2 Millionen Feierschichten zu verzeichnen.

Im Kalibergbau seien von 229 Schichten nur 40 in Förderung. Die Barverdienste der Bergarbeiter feien nach einer amtlichen Unter­suchung von rund 100 Millionen Mark im Jahre 1929 auf 38 Millionen im Mai dieses Jahres zurückgegangen. Gegenwärtig dürf­ten es nicht mehr als 35 Millionen Mark sein.

Auch im Braunfohlenbergbau treffe man auf die gleichen Verhältnisse. Der Regie­rung Papen   müsse gesagt werden, daß es den Bogen überspannen heiße, wenn man zu der materiellen Schädigung, die die Krise der Ar­beiterschaft gebracht habe, noch die soziale Entrechtung hinzufüge. Das möge sich auch die französische   Grubenverwaltung im Saar­gebiet gefagt sein lassen.

Im Gegensatz zu den privatkapitalistischen Ret­tungsversuchen der Regierung von Papen müsse die Verstaatlichung des Bergbaues gefordert werden. Trotz zahlreicher Zusammen­künfte hätten die Unternehmer bis jetzt keine inter­nationale Vereinbarung zustande gebracht, Auch der internationale Bergarbeiterkongreß in Lon­ don   habe sich die Forderung nach Nationalisie­rung des Bergbaues zu eigen gemacht.

Die internationale Kohlenverstän digung wird der Prüfstein sein, ob die Völker auf eine geordnete weltwirtschaftliche Zusammen­arbeit rechnen dürfen, oder ob der unheimliche Wirtschaftskrieg aller gegen alle seinen Fortgang nimmt.

Zu diesen Notwendigkeiten gehört auch noch die Verkürzung der Arbeitszeit. Neben der Verkürzung der täglichen Schichtzeit ist die Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf fünf Tage erforderlich. Für die drei For derungen, Verkürzung der Arbeitszeit im Bergbau, internationale Bergbauverständigung und die Nationalisierung des Bergbaues werden wir, so schloß Husemann, unsere ganze Kraft ein­fezen.

Die Städtische Oper veranstaltet auch in dieser Spiel­zeit wieder geschlossene Nachmittagsvorstellungen für Wohlfahrtserwerbslofe bet völlig freiem Ein­tritt. Verteilung der Karten durch die zuständigen Wohl­fahrtsämter. Erste Borstellung Dienstag, 4 Uhr, Buccinis ,, Boheme".

In der Volksbühne findet die Erstaufführung von Hauptmanns Ratten" Sonnabend, 8. Oktober, in der Regie von Heinz Hilpert   statt.

Die Boltsvorstellungen des Rose- Theaters bringen jeden Mittwoch, 5% Uhr, zu 30 Pf. bis 1,50 mt. ben ,, aupt. mann von Köpenid".

,, Das Theater des Westens" eröffnet Mittwoch die Winterspielzeit mit Lehars   ,, Paganini  "( mit Schwarz, Eduard Lichtenstein, Cenia Nikolajewa und Franz Heigl). Täglich finden zwei, Sonntags drei Vorstellungen statt. Die Eintrittspreise gehen von 30 Pf. bis 2,50 M.

Eine Schauspieler- Nachtvorstellung der Revue Höchst e Eisenbahn" von Friedrich Holländer   findet Donners­tag, 11 Uhr, im Tingel- Tangel statt.

worden sein? Lag die Wilhelmstraße Herrn Erich Scholz   doch bequemer als das Funkhaus, weil sie eine Ausrede für seine Abwesenheit von dieser michtigen Konferenz ersparte? Lag vielleicht auch die Wilhelmstraße den dort erschienenen Rund­

Wandel der Zeit

1931: ,, Schreiben Sie noch mal in meiner Presse ein Wort gegen die Nazis, dann fliegen Sie raus!"

1932: ,, Was

L

-

kein Wort in dieser Nummer über die wüsten Ausschrei­tungen der Nazis? Kommt das noch mal vor, fliegen Sie!"

der Woche y Just

Die Beamten des Tendenzbetriebes ind

funkbeamten bequemer, weil im eigenen Hause die Konferenz sich minder ungeniert hätte ab= brechen lassen und man peinlichen Fragen dort nicht so graziös hätte aus dem Wege gehen können?

Was war überhaupt mit dieser Konferenz beabsichtigt?

Es steht außer aller Frage, daß auf ihr feine, Auskünfte gegeben werden sollten. Offizielle Mit­teilungen zu den bereits vorgenommenen grund­legenden Umstellungen hätten auch kaum ausge­geben werden können, da mangels hinreichender Verständigung mit den Ländern diese Umstellun= gen noch gar nicht endgültig figiert werden konnten. Man darf wohl sagen: o menig positiv wie das Ergebnis der Konferenz war ihr Anlaß. Der deutsche Rundfunk schwebt zur Zeit im luft­leeren Raum, und die unsicher zuckende Nadel am Befinnungsfompaß hat den Orientierungssinn der jäh emporgekommenen Bejagung vollends ver wirrt. Nun wollte man der Presse wenigstens zeigen, daß trotz alledem jeder auf seinem Bosten ist, geschützt" von der höheren Gewalt, den Auf­traggebern. Das Schiff braucht Ballast, um in die ihm lebensnotwendigen irdischen Luftschichten zu kommen; wer magt die schöne Fahrt? Herr Beumelberg, der neuernannte Leiter des Draht­losen Dienstes, erklärte herzlich, man rechne

auf die Presseleute als freie Mitarbeiter, besonders teilungen ja erst seit wenigen Tagen in ihren

er für seine neu zu schaffende allwöchentliche Stunde 3eitspiegel".

Eigentlich war diese von der Atmosphäre gegen­seitigen Mißtrauens erfüllte Pressekonferenz ja der so ziemlich ungeeignetste Ort für dergleichen Eröffnungen. Aber sie waren gerade in ihrer De­placiertheit für die Verschwommenheit dieser ganzen Pressekonferenz,

für die Verschwommenheit der ganzen heutigen Rundfunkfituation in Deutschland   bezeichnend.

"

Den Mangel an fachlicher Arbeit, an Rönnen sucht man durch Gefühlsbetonungen zu ersetzen. Man ist sich bei den leitenden Rundfunkstellen über die feindselige Einstellung der deutschen  Rundfunkhörer zum heutigen Rundfunkbetrieb durchaus klar. So nimmt man Deckung hinter den regierenden Auftraggebern", arbeitet ,, ge= schützt durch sie". Diese Worte, die Herrn Beu­melburg in der Erregung entschlüpften, als die versammelten Pressevertreter tattlose Bemerfun­gen über Dr. Joseph Räuscher und die Betonung der Unparteilichkeit des nunmehrigen Regierungs­nachrichtendienstes nicht schweigend hinnahmen, gaben der scheinbar finnlosen Pressekonferenz plötzlich deutlich einen Sinn, der allerdings nur in negativen Werten auszudrücken ist.

Wenn man die Summe zieht aus den Ergeb= nissen dieser Pressekonferenz, so kommt für den Rundfunkhörer tatsächlich weniger als nichts heraus. Daß zur Verwaltung maßgebender Rundfunkstellen nicht eine sich löblich dem Vor­gesezten neigende, von der eigenen Würde ehr­furchtsvolle ergriffene Beamtengesinnung genügt, sondern daß jeder im Rundfunkdienst Tätige dem Hörer, der ihn bezahlt, vollwertige Leistung schuldet, schien höchstens Dr. Duske zum Be= wußtsein gekommen zu sein. So dürftig und un­befriedigend seine Darlegungen blieben, so muß doch anerkannt werden, daß sie die einzigen waren, aus denen überhaupt ein Wissen um die naturgemäße Zielrichtung der Rundfunksendun= gen sprach. Die übrigen Herren redeten hoch gemut über alle wirklichen Probleme hinweg als Beamte eines autoritativ regierenden Freiherren­fonsortiums; Dr. Duske ließ immerhin erkennen, daß er sich seine Verantwortung gegen die Hörer mindestens bewußt ist und sich in der augenblick= lichen Situation in seiner Haut offenbar nicht sehr wohl fühlt.

Er bemühte sich daher wenigstens, kleine posi­tive Gaben zu bringen; er verhieß Ausbau des Erwerbslosenfunks, für den mehr als bisher die Vormittagsstunden herangezogen werden sollen.

Die von uns bereits am 30. November vori­gen Jahres ausführlich dargelegte Forderung nach systematisch durchgearbeiteten Unterhaltungs­und Bildungsveranstaltungen für Erwerbslose hat Dr. Duske fich jetzt zu eigen gemacht. Näheres über die Ausführung dieser Pläne erfuhr man allerdings nicht. Auch sonst gab Dr. Duske keine Einzelheiten über die Arbeitsgebiete in der Ber­ liner   Funkstunde; er erklärte, dazu nicht in der Lage zu sein, da alle Herren in den neuen Ab­

Aemtern wären und sich

müßten.

einarbeiten

Diese Liste der neuen verantwortlichen Männer der Berliner   Funkstunde wurde der Presse über­reicht. Aus ihr geht hervor, daß der Inten= dant Dr. Duste sich gleichzeitig die Oberlei= tung über die Abteilung Musik ge= sichert hat, der nationalsozialistische Sendeleiter und Intendantenstellvertreter Kolb die Oberleitung über die Abtei­lung Literatur, die für Lyrik und Epik von Edlef Köppen  , für die Sendespiele von Arnolt Bronnen   verwaltet wird.

,, Die Neuordnung des Rundfunks", sagte Dr. Duste ,,, muß in einem Augenblid geschehen, in dem eigentlich die letzten Vorbereitungen für das Winterprogramm zu Ende geführt werden müßten. Beide Aufgaben werden durch diese Verbindung erschwert. Es ist daher im Augen­blick nicht möglich, einen kurzen Ausblick zu geben auf das, was geplant ist."

11

Die sinnlose Zerstörungsarbeit, die von der Freiherrenregierung und ihren Be­amten am deutschen Rundfunk geleistet wurde und noch geleistet wird, wurde unfreiwillig durch dieses Bekenntnis beleuchtet. Neue Männer, die erst Erfahrungen" sammeln müssen, haben erfahrene, bewährte, verdrängt, die der Freiherrenregierung politisch nicht genehm waren. Die täglichen Rundfunkprogramme sind jämmerliches Flickwerk; sie leben von Austausch und Abänderungen. Der Rundfunk fängt in Deutschland   sozusagen wieder von vorne an, ein technisch übermästetes, dumm und komisch in die Welt wackelndes Baby, echtes Autarkieerzeugnis mit den unverkennbaren Merk­malen: schlecht und teuer.

Ueber die Kosten der Rundfunkneuordnung wurde auf dieser Pressekonferenz überhaupt nichts gesagt. Nur Dr. Duske erklärte, die Beträge, die bisher die Programmausschüsse erfordert hätten, würden ausreichen, die jetzt statt dieser Ausschüsse angestellten einzelnen Beamten zu besolden. Ueber die übrigen Aufwendungen erfuhr man nichts. Es dürfte sich dabei um gewaltige Summen han­deln. Wie man hört, foll

allein zur Ablösung mehrjähriger Verträge bereits rund eine Million ausgegeben wor­den sein!

Der Rundfunk, der aus den Markstücken des Boltes aufgebaut und erhalten wird, ist längst zu einem großartigen Gewinnbetrieb des Reiches geworden. Wir haben deshalb immer eine Her. absetzung der deutschen   Rundfunkgebühren, der höchsten der Welt, gefordert. Für den Rund­funt, wie er heute in Deutschland   aussieht, ist schon beinahe jeder Groschen Gebühr zuviel. Aber der Rundfunk gehört uns, den Hörern, dem Volk. Man hat uns daraus verdrängt, man hat einen nationalistischen Tendenzbetrieb, eine Futter­frippe für Parteibuchbeamte daraus gemacht. Wir alle müssen es als unsere Pflicht ansehen, den Rundfunk zurückzuerobern; uns, denen er gehört! Auch über den Rundfunk entscheiden die Wahlen, die in fünf Wochen stattfinden! -Iz.

Slevogt und Sezession

Slevogts Graphik

Als erstes hat das Kupferstichkabinett die Aufgabe erfüllt, eine würdige Gedent­ausstellung Slevogtscher Werke zu bringen. Die fluge und weitfichtige Ankaufspolitik unferer Graphischen Sammlung macht sich bei solchen Ge­legenheiten überzeugend bemerkbar; man braucht nur seine Mappen zu öffnen, und die Slevogtsche Griffeltunst strömt in überreicher Fülle heraus und gibt ein so umfassendes Bild seines besten geiſterfüllten Schaffens, wie es sonst kaum zu er­möglichen ist. Es zeigt sich wieder und wieder die geniale Begabung Slevogts, seine urdeutsche Lust an der drastischen, spielerischen, gewaltigen, leben­umspannenden Linie der graphischen Illustration. Man sieht die frühesten und die seltensten Drucke und Zustände, man sieht vor allem lückenlos die herrlichen Folgen in Radierung und Lithographie von Ali Baba und Hektor   bis zu den ganz hin­reißenden Cellini und Zauberflöte  . Hier tann den echtesten Slevogt fennenlernen, wer ihn noch nicht fannte.

Herbstschau der Sezession

Zugleich eröffnet die Berliner Sezession  ihre Herbstausstellung: nur Bilder und Skulpturen ihrer eigenen Mitglieder, sehr ausgewählt, von jedem( und nicht von allen) ein bis drei Arbeiten. Im Mittelpunkt die schöne Ehrung des jüngst ge­storbenen Hans Glaser  , fünf unbekannte Bil der, die das reiche Talent dieses Nichtvollendeten dokumentieren, voran die reizend farbige Sil houette einer ,, Spagat"-machenden Tänzerin. Man müßte, dem Ausleseprinzip der sehr streng furier­ten Schau folgend, fast alle Namen erwähnen, denn die Qualität ist ziemlich gleichmäßig aus­geteilt und die Malerei durchgängig gut. 3u nennen bleiben ein paar Bilder, die sich durch

Intensität ihrer Erfindung, oder Empfindung her­ausheben: ein Maskenstilleben von Kraus topf, von gründlichem Ernst der Malerei und fast unheimlicher Stärke des Ausdrucks; die phan­tafievollen Uebertragungen aus der Wirklichkeit in symbolhaft konzentrierte Form halber Abstraktio­nen von E. W. Nay; eine schöne, schlechtweg schöne Kartoffelernte von Bató und tiefgründig vereinfachte Landschaften von Arnold Bode  , zu denen man ,, Romantit" in gutem Sinne fagen möchte; ein strenges und bedeutendes Nonnen­bild von Werner Scholz  , dessen Form sich erfreulich zusammenschließt und dadurch den Aus­druck noch steigert. Unter den wenigen Skulpturen ragen Milly Stegers ,, Johannes", die feinen Kleinplastiken von Duras Kopf, Kolbes schlanke Frau und eine lebendig bewegte Brunnen­figur von Thoraf hervor. Paul F. Schmidt.

Der Vater der Himmelsphotographie gestorben. Im Alter von 69 Jahren ist in der Nacht zum Montag der bekannte Gelehrte und Direktor der Heidelberger Königstuhl- Sternwarte, Professor Mar Wolf, gestorben.

Wolf wurde 1863 als Sohn des Arztes Franz Wolf in Heidelberg   geboren. Sein besonderes Ar­beitsgebiet mar die Spektralanalyse und die Him­melsphotograppie, deren Altvater er ist. Ihm ist es in erster Linie zu verdanken, daß die Himmels­photographie zu dem mächtigen Werkzeug der Astronomie wurde. Unter den zahlreichen photo­graphischen Entwicklungen, die Wolf im Lauf der Jahre machte, sei besonders der von ihm 1891 im Sternbild des Schwanes entdeckte ,, Amerika­nebel" und die 1894 erfolgte Wiederauffindung des Kometen Ende genannt.