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Die Nazwmschen von Breslau  
Die Lörse stsrli versckllllpit Die vernichtende Abfuhr, die die Kontingents- Politik der Regierung in Holland   und in Italien  erfahren hat, rief zunächst an der heutigen Börse allgemeine Verstunmung hervor. Erst im weiteren Verlauf des Geschäftsganges konnten sich die Kurse etwas erholen, und zwar auf ein Gerücht hin, wonach die Reichsregierung zu Konzessionen in der Kontingentierung entschlossen sei. Aus diese Gerüchte hin schritt die Baisse- spekulation zu Deckungen, so daß sich durchweg leichte Kursbesestigungen ergaben. JG. Farben hörte man mit 95>2 gegen 95, Siemens konnten sich von 117� auf 118 festigen, und Kunstseide­werte wiesen Besserungen bis zu 2 Proz. auf. Der Rentenmarkt blieb bei kaum veränderten Kursen völlig geschäftslos.
Rner der Messerhelden gefaßt?
Beamtenschub in Vreußen Noch kurz vor der Entscheidung des Staatsgerichtshois Ahe der Amtliche Preußische Pressedienst mit- teilt, hat das preußische Staatsministeriuin in seiner Sitzung am 4. Oktober 1932 folgende Per- fonalveränderungen beschlossen: Mit der kommissarischen Verwaltung der Ob erpräsidenten werden beauftragt: In Königsberg  : Regierungspräsident a. D. Kutscher. In Breslau  : der Landrat in Reichenbach, Gras von Degenfeld  . In Kiel  : der Vizepräsident des Oberpräsi- diums Kiel, Dr. Thon. In Kassel  : der Kurator der Universität Marburg  , Geheimer Oberregierungsrat Dr. von hülsen. Der Regierungspräsident in Erfurt  . Dr. Freysing, wird in den einstweiligen Ruhestand oersetzt. Zu kommissarischen Regierungspräsi- deuten werden ernannt: in Stettin   der Landrat in Itzehoe  , Göppert, in Magde  - bürg der Ministerialrat im preußischen Finanz- Ministerium, Zachariae, in Erfurt   der Mi- nisterialdirigent im preußischen Ministerium des Innern, Bachmann, in Münster   der frühere Staatssekretär in der Reichskanzlei. Dr. Pünder. Regierungspräsident Dr. A b e g g in Schles- wig wird auf seinen Wunsch in gleicher Eigen- schaft in einem Regierungsbezirk in Mitteldeutsch­ land   verwendet werden. Als sein Nachfolger ist der L a n d r a t in Flensburg  , Dr. W a l l r 0 t h, in Aussicht genommen. Er wird ihn während eine» bereits genehmigten Urlaubs vertreten.
Luftfahrtskandal erlebigt HaHhekehl gegen den Dokumenien- iälscher Paris  . 5. Oktober. tigener Bericht desVorwärts" Die Voruntersuchung über den Skandal in der französischen   Luftschiffahrt hat am Diens- wg große Fortschritte gemacht. Der Unter- suchungsrichter, der zu der Ueberzeugung gekom- men war, daß die meisten der von dem Di- rektor der Aero Postale, Bouilloux-Lafont, als Beweismaterial eingereichten Dokument« ge- fälscht seien, lud am Dienstagabend Bouilloux- Lafont zu einer Vernehmung, die bis 1 Uhr nachts dauerte. Im Verlauf des Verhörs gab der Kläger  schließlich den Namen der Person an, von der er die Dokumente erhalten hat. Es handelt sich um den Journalisten Lucien C 0 l l i n, der bereits einmal wegen Unterschlagung von Geldern be- straft worden ist. Der Untersuchungsrichter hat daraufhin einen Haftbefehl gegen Collin er- lasten.
Mexiko   gegen Vatikan  ?äpstllcher Legat ausgewiesen Mexiko  . 5. Oktober. Präsident Rodriguez hat entsprechend dem von der Kammer gefaßten Beschluß angeordnet, daß der päpstliche Legal. Erzbischos y Flores, das Landzu verlassen habe.
Die Beziehungen zwischen der mexikanischen Re- publik und dem Päpstlichen Stuhl waren in den letzten Jahren abwechselnd sehr gereizt und ent- spannt. Normal waren sie nie gewesen. Der katho­lische Klerus steht in schärf st er Opposition zur regierenden Mehrheit und klagt über religiöse Verfolgungen. Die Regierung bestreitet entschieden. daß sie die Ausübung der Religion erschwere, aber sie besteht auf der Durchführung der gesetzgeberi- schen Maßnahmen, durch die sich die Kirche vor allem finanziell geschädigt fühlt. Die Lage hat gewiste AehnlichkeU mit den Kulturkämpfen in Frankreich   zu Beginn des Jahrhunderts, als die Trennung von Kirche und Staat durchgeführt wurde. Allerdings wird der religiös« Kamps, namentlich von der halbzioilisier- ten Jndios-Beoölkerung, mit einem F a n a t i s» mus geführt, der vor politischen Mord- und sogar Eisenbahnattentaten im Namen vonKönig
B r e s l a u. 5. Oktober. Eigener Bericht desVorwärts" Am Dienstagabend, gegen 22.30 llhr. versuchten drei Rationalsozialisten sich durch Heber- rumpelung der Rachtwache Eingang in die in der Garlenstraße gelegene Reichs- bannergeschäflsfielle zu verschassen. Die drei hakenkreuzler konnten rechtzeitig an der Aus­führung ihres Vorhabens gehindert und kurz dar­aus von der Polizei festgenommen werden. Auf dem Wege zur wache warf einer der drei Fest­genommenen hinter dem Rücken des Polizeiwacht­meisters einen Gegenstand fort. Als am Mitt­woch früh die Stelle, wo der Razi den ihm pein- lichen Gegenstand weggeworfen hatte, von der Polizei abgesucht wurde, fand man unter einem Strauch ein großes feststehendes Mes­ser. an dem noch v l u t haftete. Es ist anzu­nehmen, daß einer der drei verhafteten zu den Messerhelden gehört, die am gleichen Abend zwei Zungbannerkameraden niederstachen. Aufruf des Reichsbanners Aus Anlaß der Ueb erfülle, die sich am Diens- tagabend in Breslau   abspielten, wendet sich die
Gauleitung des Reichsbanners mit folgendem Ausruf an die Kameraden des Gaues Mittelschlesien  : Kameraden, seid aus der Hut! Die Nazi- Mordseuche wütet wieder. Gestern sind in den frühen Abendstunden an verschiedenen Stellen der Stadt heimwärts gehende junge Kameraden überfallen worden. Zwei unserer jungen Ge- fährten wurden durch Messerstiche in den Rücken schwer, ein dritter wurde leicht verletzt. Mit unserem GrußFreiheit" versuchten diese seigen Erneuerer Deutschlands  " stets in Ueberzahl die Angefallenen zu täuschen. Die Ueber- einstimmung in den Ueberfallmechoden läßt klar die Planmäßigkeit dieser neuen Aktion er- kennen. Trotz dieser neuen Opfer halten wir unerschütter- lich an unseren Freiheitszielen fest. Wir haben Opfer für die Republik   gebracht, in einer Zeit, in der man sich berechtigt glaubte, uns stets aus- schließlich die Schuld zuzusprechen. Längst hat die Mehrheit des deutschen   Volkes samt den früheren Weggenossen der Hitlerei erkannt und am eigenen Leib verspürt, welchen Geistes die Mörder der Nacht der langen Messer sind. Wir sehen in diesen blutigen Aktionen der Na- tionalsozialisten die Zuckungen einer zu- sammenbrechenden Parteidiktatur. Haltet eiserne Disziplin! Frecheit!"
Belgischer vroiest Legen deutsehe keiehsnunister
Brüssel  . 5. Oktober. Eigener Beruht desVorwärts" 3r einem amtlichen Kommunique an die presse wird mitgeteilt, daß die belgische Regierung einen Protest an die deutsche   Reichsregie- r n n g gerichtet hat, weil die Reichsminister G a y l und Schleicher an eine in Krefeld   statt- gefundene Kundgebung der Landmann- schaft von Eupen-Malmedy  , wo der wlederanschluß der neubelgischen Gebiete an das Deutsche Reich gefordert wurde. Begrüßungs­schreiben gerichtet haben. Die amtliche Note weist auf die Erklärungen hin, die der Außenminister Hymans bereits anläßlich der Eupen-Malmedy  -Entschließung des Reichstags am 24. März 1931 im bel- zischen Senat gemacht hat. Hymans berief sich damals auf den Vertrag von L 0- carno, worin Deutschland   sich verpflichtet hat. den Gebietszustand Belgiens   in seinen heutigen Grenzen aufrechtzuerhalten und gegen jeden Angriff zu garantieren. Hymans fügte damals hinzu, daß die belgische Regierung jede Diskussion über die Grenzen Belgiens  ablehne. Ferner berief Hymans sich auf die in Eupen- Malmedy   stattgehabte Volksabstim- m u n g(?), deren Ergebnis der Völkerbundsrat trotz deutschen   Einspruchs als endgültig anerkannt hat. Die amtliche Brüsseler Mitteilung schließt mit der Bemerkung:Die an den Krefelder   Kon- greß gerichteten Botschaften können nichts anderes sein als eitle und bedauerliche Kund- gebungen. Sie können keine andere Wirkung haben, als der Befriedung der Geister entgegen- zuarbeiten."
Der formelle Protest der belgischen Regierung entstand zweifellos aus dem Druck der nationa- listisch gesinnten Presse, die in dem Krefelder  Kongreß und insbesondere in den Kundgebungen Gayls und Schleichers den erwünschten Anlaß zu Angriffen gegen die deutsche   Regierung fand. Ein Lütticher   Blatt ging sogar soweit, die Rück- berusung des belgischen Gesandten in Berlin   zu fordern. Dieser nationalistische Wahn findet natürlich weder bei der belgischen Regie- rung noch in der öffentlichen Meinung Widerhall. Daß aber die gesamte öffentliche Meinung Belgiens   von den Krefelder   Vorgängen außer- ordentlich peinlich berührt wurde und sie die belgischen Befürchtungen über den außenpolitischen Kurs der neuen Reichsregie- rung bestärken, daran ist kein Zweifel. Auch die sozialistischen   parlelkreise in Belgien  , die über die sogenannte Volksabstim­mung in Eupen-Malmedy   und über die Frage des Selbstbcstimmungsrechts der dortigen Bevölkerung ganz anderer Meinung sind als Herr Hymans, stehen auf dem Standpunkt, daß auch nach dem deutlichen Wortlaut des Locarno-Ver- träges das Deutsche Reich sich des Rechtes begeben hat, sich für die Zugehörigkeit von Eupen  -Malmdey weiter zu interessieren: denn in Artikel 1 dieses Vertrages wird ausdrücklich ge- sagt, daß die vertragschließenden Parteien sich gegenseitig die Ausrechterhaltung des territorialen status quo, wie er im Verfailler Vertrag fest- gelegt und auf Grund des Vertrages durchgeführt wurde, garantieren. Für die belgischen Sozialisten ist das künftige Schicksal Eupen  - Malmedys noch durchaus eine offene Frage, aber eine Frage, die nach Locarno   das belgische Volk mit der dortigen Bevölkerung allein zu regeln hat.
Rundfunk-Scholz
Familiendrama Sechs Menschen gehen in den Tod Roskilde  (Dänemark  ), 5. Oktober. Ein furchtbares Fomiliendrama wurde hier entdeckt. Man fand den 48 Jahre alten Rechtsanwalt Conradsen, sein« 47 Jahre alte Frau, die drei Töchter im Alter von 17, 14 und 19 Iahren und den löjährigen Sohn durch Gas v e r g i s t e t tot auf. Auf dem Tisch lag ein von dem Rechteanwalt und seiner Frau unter- schrieben«? Zettel, in dem sie um Verbrennung der Leichen baten. Der Grund für den Verzweif- lungsschritt ist in wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu suchen.
Vftr geben noch folgendes bekannt: die Nachricht meines Rücktrittes ist falsch. Charaktere wie ich sind dem heutigen Kurs unentbehrlich!"
Christus" nicht zurückschreckt. Der Vatikan   hat sich immer wieder mit dem mexikanischen Klerus sali- darisiert und ist von diesen blutigen Exzessen eines mittelalterlichen Gotteseifers nicht deutlich genug abgerückt. Die Ausweisung des päpstlichen Legats ist die Folge einer neuen Enzyklika, in der scharf gegen die behaupteten religiösen Verfolgungen durch die Regierung Stellung genommen wurde.
Rätsel um Gesundheitssalz Die Gesundheitsbehörde untersucht Die Leiche des angeblich nach dem Genuß eines Gesundheitssalzes im Hedwigskrankenhaus ver- storbenen Neuköllner   Einwohners R a u aus der Sanderstraße ist beschlagnahmt worden. Die Ob- duktion ist bereits angeordnet. Von der Gesund- heitsbehörde wird zur Zeit die Zusammensetzung des Salzes untersucht. Das Ergebnis liegt zur Stunde noch nicht vor. Wie wir noch erfahren. sind der Polizei weitere Erkrankungsfälle bisher nicht zur Kenntnis gelangt.
Ländlicher Wahlsieg Sozialdemokratischer Gemeinde­vorsteher gewählt In Selmsdorf   bei Lübeck   wurde an Stelle des bisherigen bürgerlichen Gemeindevorstehers Michaelsen der sozialdemokratische Kan- didat Oldörp gewählt. Das Wahlergebnis ist folgendes: Von 643 abgegebenen Stimmen er- hielten der Sozialdemokrat 343, der bisherige Vorsteher 294. Das Wachstum unserer Stimmen ist der eifrigen Arbeit der Genossen zu danken und sollte überall zur Nachahmung anreizen!
Fall Jürgens Kreditschwindel oder politische Hetze? Die Nachricht, daß der Staatsanwalt gegen die geschiedene Frau des Landgerichtsdirek- tor Jürgens wegen sortgesetzter Kreditschwin- deleien Haftbefehl erlassen hat, ruft die Erinnerung an den Fall Jürgens zurück. Im Jahre 1927 standen der damals noch nicht geschiedene Land- gerichtsdirektor Jürgens und seine Ehefrau vor Gericht unter Anklage des Meineids, des fort- gesetztes Betruges, des Versicherungsbetruges usw. Vorsitzender des Schwurgerichts war der durch die Femeprozesse und seinen späteren Selbstmord auch zu einer gewissen Berühmtheit gelangte Land- gerichtsdirektor Bombe. Das damalige Verfahren endete damit, daß nach mehrwöchiger Verhandlung Jürgens freige­sprochen wurde. Seine frühere Ehefrau er- hielt wegen Meineides unter Freisprechung im übrigen die auffällig geringe Strafe von fünf Monaten Gefängnis. Das Urteil erregte beträchtliche Unzufriedenheit, die allgemeine Ansicht ging dahin, daß ein anderes Ehepaar mit feinen Cinlasiungen nicht den gleichen Glauben gefunden haben würde wie der Landgerichtsdirek- tor nebst Gattin. Der jetzige Haftbefehl gegen Frau Jürgens ist wohl ein deullicher Beweis da­für. daß sie im Jahre 1927 von der Betrugs- anklage kaum so leichten Kaufes losgekommen wäre, wenn ihre Persönlichkeit schon damals ebenso klargelegen hätte wie heute. Ob solche Klarheit nicht aber auch gewisse Rück- Wirkungen auf die Beurtellung ihres Gatten da- mals gehabt hätte? Landgerichtsdirektor Iür- gens hat sich nach dem Prozeß frellich scheiden lassen. Vor Gericht aber erklärte er: er fühle sich völlig unschuldig und seine Frau dies jage er als Jurist sei genau so unschuldig wie er. Es liege gegen sie beide nur eine p 0 l i t i- s ch e Hetze vor. Er und seine Frau seien das Opfer politischer Rache, weil er in Pro- zessen gegen linksstehende Personen ein scharfer Richter gewesen sei. Das letztere stimmte. Aber stimmte die Be- hauvtung vom politischen Racheakt auch, die aus die Bombe-Kammer damals nicht ohne Ein- druck geblieben ist? Sollte jetzt gegen die seit fünf Iahren geschiedene Frau Jürgens etwa auch einpolitischer Racheakt" vorliegen, weil der Staatsanwalt sie wegen Kreditschwindelei ein- sperren will? Ganz gewiß nicht. Und ebenso gewiß hat auch damals gegen das Ehepaar Jürgens nicht der geringste po- litische Racheakt vorgelegen, sondern es lagen Finanzmanöver der bedenk- l i ch st e n Art vor, sin unerklärlicher mehrfacher Brand in der versicherten Wohnung usw. usw. Landgerichtsdirektor Jürgens hat damals diese Brandstiftungen aufkommunistische Racheakte" zurückgeführt. Allerdings: als im Rechts aus schuß des Preußischen Landtags der Fall Jürgens be- sprachen wurde, da kam die Kriegsvergangenheit des damals noch nicht verheirateten Herrn Jürgens an Tageslicht. Aus Hannoper, wo er als Kriegsgerichtsrat gewirkt halle  , wuroen Beschwerden über Jürgens vorgetragen, deren amtliche Nachprüfung sehr wünschenswert ge- wesen wäre, aber wegen emer inzwischen er- lasienen Amnestie nicht durchführbar war. Die geschiedene Frau Jürgens ist nun, nach fünf Jahren, von der Gerechtigkeit ereill worden. Herr Jürgens fungiert nach wie vor als hoher preußischer Richter. Warum auch nicht? Er ist ja unter Ueberbürdung sämtlicher Kosten auf die Staatskasse von der gegen i h n erbv'w->" Anklage freigesprochen worden.
Masfentoö durch Wolkenbruch Hundert Menschen ertrunken London  . 5. Oktober. Nach einer Meldung der.Times" aus New'gork sind bei Tehachapi Canon(Kalifornien  ) 89 Leichen aufgefunden worden, die bei dem Wolkenbruch am Sonnabend ertrunken sind. Dreizehn andere Personen werden noch vermißt und gellen als verloren. Die Leiche einer Frau wurde 39 Kilometer von chrer Wohnung entfernt geborgen. Man befürchtet, daß außerdem noch 29 Wanderburschen von den Fluten überrascht wurden und ums Leben gekommen sind.
planmäßige versammlungssprengung. Eine kommunistische Versammlung in Dresden   wurde am Dienstagabend aufgelöst, nachdem Parteigegner den Versuch gemacht hatten, die Versammlung zu sprengen. Es war eine Schlägerei entstanden, bei der einige Perionen leichter verletzt wurden.