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Haftentlassung im Salm-Prozeß Kein dringender Tatverdacht
Achtmal geschüttelte Zwickel
Im Warenhaus Bei Tietz frug eine mit Befremden: Wie kommen mang die Seidenhemden Hier wollene Artikel zwischen?" Da stand sie an den Zwickeltischen... Der Kunde schimpfte:Das ist stark! Ein Badeanzug zwanzig Mark! Der kostete einst zwanzig Nickel!" Des Rätsels Lösung nannt' sich: Zwickel. Was Lola ist, die ist mondämlich, Drum wollt sie ihn aus Blaufuchs nämlich: Doch weil sie Kurt zu Zickel zwang. Drum gab's um ihren Zwickel Zank. Trotz Kaloderma ist Helene Ein bißchen picklich um die Beene. Jetzt sieht man keine Pickel zwar: Sie kaufte gleich ein Zwickelpaar!
Am Badestrand Gewaltig in den Badeschwarm Fuhr grimmen Auges der Gendarm, Und schau, schon hat er zwei am Wickel! (Es war ein Loch, ei weih, am Zwickel!) Kein Segel tut's, der Wind steht stille... Doch seht, wie durch der Boote Fülle Mit Schwung sich dies Vehikel zwängt, Well stolz am Mast ein Zwickel hängt! Herr Fritz, der Mituriente, Wollt nach der Prüfung nach Ostende  : Doch gab's um die Matrikel Zwist. Nun hängt im Schrank der Zwickel trist. Der Schupo fragt die Badenixe. Warum sie hier den Herrn verwichse? Das Mädchen mit dem Zwickel nickt: Na. wenn mich das Karnickel zwickt...
Yoride.
General Percy gründet ein Königreich" Kalauerkomödie
Die Verhandlung gegen die wegen Totschlags angeklagten Kommunisten unter Vorsitz des Land. gerichtsdirektors T o l k nahm heute morgen einen nicht nur sensationellen, sondern vielleicht auch in der Moabiter   Kriminalgeschichte einzig dastehenden verlaus. Nachdem Professor Brüning mit aller Be- stimmcheit erklärt hatte, daß die Kugel, die den verstorbenen SA.-Mann G a t s ch k e traf, und die Kugel, die in dem dem SA.-Lokal gegenüberliegen- den Hause eingeschlagen ist, aus ein und demselben Revolver abgeschossen worden sind, und daß mich die übrigen Kugeln, die an den dem SA.-Lokal gegenüberliegenden Häusern Einschläge verursacht haben, unmittelbar vor den Häusern Nr. II und Nr. 12, also unmittelbar vor dem SA.-Lokal ab­geschossen sein müssen, sagte Landgerichtsdirektor Tolk, für sämtliche Anwesenden vollkommen über- raschend: Ich mache die Anregung, ob nicht sämt- liche Angeklagten aus der hast zu entlassen wären. Die Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. R o s e n f e l d und Dr. Litten, stellten daraus den formellen Haftenllasiungsantrag. Staatsanwaltschaftsrat Dr. Wagner erklärte sich bloß mit der Hastentlassung derjenigen Angeklagten einverstanden, deren Frei- spruch er zu beantragen beabsichtige. Landgerichts- direktor Tolk: Wir können ja den Beschluß über
'Eigener Bericht desVormäris" Pari». 5. Oktober. Di« Taktik, die die französische   Regierung gegen- über dem Vorschlag Macdonalds, eine Fünfmächtekonferenz zur Erörterung der deutschen  Milllärforderungen einzuberufen, anzuwenden ge- denkt, läßt sich jetzt deutlicher erkennen. Sie will, da sie im Grunde genommen gegen eine der- artige Konferenz ist, nicht selbst die Verantwor- tung für die Ablehimng des Vorschlages über- nehmen, sondern sie auf die Reichsregierung ab- wälzen. So schreibt derMatin":Daß die gegen- wärtige Verwirrung aufhören muß, darüber ist sich niemand mehr im klaren als Herriot  . Daher wird er sich nicht gegen jede Initiative wenden, die dazu beitragen würde, die Geister zu beruht- gen. Aber man muß wissen, wohin man steuert. Folgende Fragen verlangen daher eine klare und deutliche Antwort: 1. hat die von England ange- regte Konferenz die Billigung Deutsch  - lands gesunden? 2. in welchem Geiste ist die Regierung von Papen berell, an der Kon- serenz teilzunehmen? 3. hält die Reichsregierung in bezug auf ihre Forderung nach Gleichberechti- gung das Problem im voraus für gelöst oder hält sie an den Bedingungen fest, die sie für die Wiederbeteiligung an der Abrüstungskonferenz aufgestellt hat?" Herriot   hat also in der Unterredung mit Sir Simon von den Engländern gefordert, sich zu-
Hvover ist optimistisch feindselige Kundgebungen au! seiner Wahlreise New Jork. 5. Oktober. Eigener Bericht desVormäris" Präsident hoover wurde auf seiner Wahlreisc tu Des vloiues(Iowa  ) von der Farmerschast mit feindlichen Kundgebungen empfau- geu. Die erbitterten Demonstranten wurden von VUliztruppeu vom Festzuge abgedrängt. Es koaute aber nicht verhindert werden, daß der Prä- sident durch hohnruse und Bemerkungen zu- gunsteu Roosevelts überschüttet wurde. Die Rede hoovers war io dem üblichen optimistischen Ton gehalten. Er behauptete, daß sich die Welt aus dem Aufwärtswege befinde. Die Krisen- schlacht sei endgültig gewonnen. Alle Kriegs- s«huldenzohlungeo müßten zum Ausbau der aus- läudischen Absatzmärkte für amerikanische   Agrar- Produkte verwendet werden.
Hakenkreuz-Kinderfest Rundfunkerneuerer am Werk Der Rundsuukzeit genösse des jetzigen uncntbehc- lichen Reichsrundfunkkommissars, Herr B e u m e l- bürg, der fast ebenso laut wie Scholz die Objektivität" des neuen Freiherren-Rundfunks betont, hat mit der Dradag die musterhafteste Stelle de» ganzen deutschen Rundfunks über- nommen. Seine regierungetüchtigen Meldungen sind nur noch mit wohlwollender Rücksicht auf ein um geneigte Freundschast gebetenes nationa- listisches Publikum abgestimmt. Am Sonntag- abend ließ Beumelburg vom Treffen der Hitler- Jugend   berichten, daß. nach Angabe der
die Haftentlassung zurückstellen und die Anträge des Staatsanwalts abwarten. Auf ein paar Stunden kommt es jetzt doch nicht mehr an. Di« Verteidiger erklärten sich schließlich damit einver­standen. Landgerichtsdirektor Tolk verkündete da­raus den Gerichtsbeschluß, laut dem sämtliche Nazi- zeugen wie auch der größte Teil der kommu- nistischen Zeugen unvereidigt bleiben sollen. Staatsanwaltschaftsrat Dr. Wagner erhiell das Wort zu seinem Plädoyer. Die Anklage des Totschlags müßte, so führte er aus, nach dem Er- gsbnis der Beweisaufnahme fallen gelassen werden. Es blieb jedoch schwerer Landfriedens- bruch. Wegen dieses Deliktes und wegen Rädels- führerschaft sei der Angeklagte Calm zu zehn Jahren Zuchthaus zu verurteilen, der An- geklagte Zweig wegen schweren Landfriedens- bruches zu zwei Iahren Zuchthaus  , zu derselben «träte auch der Angeklagte Sterbt, während die Angeklagten Schall   und T o b e h n zu fünf Jahren Zuchthaus zu verurteilen seien. Die An­geklagten Heine, Krüger. Beier und K a- lösche seien freizusprechen. Darauf beschloß das Gericht, samt- liche Angeklagte ans der Haft zu est» lassen.
nächst mit Berlin   ins Einoernehmen zu fetzen. Wenn Frankreich   über die Absichten Berlins  genau unterrichtet ist, wird es seine Antwort er- teilen. Pertinax wendet sich imEcho de Paris" gegen diese Taktik und fordert Herriot   auf, ohne alle Umschweife die Teilnahme an der Konferenz abzulehnen.
Vlexikos neuer Qesandler
Xarier Sanchez Uteiorada, ein früheres Mitglied des mexikanischen Ka- binetts, ist zum Gesandten seines Landes in Berlin   ernannt worden.
föjlun beim Reichsbanner Will in seinen Todesnöten, Wenn das Mordkommando rollt, Mensch zu Mensch der Nazi reden, Geht er hin zn Schwarz-Rot-Gold. Ist's unheimlich ihm zumute, Läßt's bei Feinden, bei den bösen, Über Freunde, über gute, Sich so schön die Zunge lösen. Kampfruf bleibt: Marxist verrecke! Doch in mancherlei Affären Lassen sie für manche Zwecke Leider sich nicht ganz entbehren. Hans Bauer.
NEDA P., 36 000 Kinder in Zelten übernachtet hätten und daß sie amFührer" vorbeideflliertsn, der eine Ansprache an sie richtete. Der drahllose Beumelburg vergaß auch die Erwähnung der Hakenkreuzfahnen nicht, um das festliche Bild seiner objektiven Zeitungsschau zu runden. Wenn er sich nicht auf die Berichte der national- sozialistischen Beranstaller verlassen, sondern einen eigenen Berichterstatter entsandt hätte, könnte man ihm wenigstens den Willen zur Objektivität zubilligen. Angesichts der ungeheuren Anstrengun- gen, die in dieser an Kinderseuchen so reichen Zell hier einer zusammengepserchten Jugendmasse zu- gemutet wurden, hätte eine sachliche Infor- mation den Nachrichtenfunk besonders notwendig erscheinen müssen. Den Hiller-Leuten durchaus wohlwollende Augenzeugen berichteten bei ihrer Heimkehr von diesem Jugendtreffen empört von dem erschöpsten Eindruck, den die gefährlich überanstrengten Kinder gemacht hätten, und von zahlreichen ohnmächtig Gewordenen. Beumel- burgsobjektiver" Nachrichtendienst sah nur eine Art Kindersest.
Im Kleinen Theater herrschte Jux- stimmung wie im Lunapark, wenn die Kripo Sommerfest hält und die geehrten Festtellnehmer einlädt, einen Verbrecher zu suchen. Der Ver- fasser des Stückes, auf dem Zettel S i n d b a d genannt, sollte unter den Zuschauern sitzen. Nach dem Zettel sollte er Stresemanns ehemaliger Sekretär oder ein technischer Erfinder sein. Der Sekretär, der vielen von uns bekannt ist, wird wohl mit Unrecht verdächtigt. Nach dem Wunsch des Theaterzettels ist der Dichter Sindbad ein herrliches Genie, eine Kreuzung von Gosche und Schmeling mit einem kleinen Zuschuß von Wil- Helm Bendow. Was stimmt nun? Hat der Mann, der bis jetzt noch keinen Namen bat, wenigstens Talent? Er will die Komödie vom Juni 1972 schreiben. Ein Prophet also mit bissigen Plänen? Ein blinder Seher oder ein gepsefferter Pfiffikus? Kurz und gut, Sindbad macht sich so seine Ge- danken über den Zukunstsstaat 1972 wird einmitteleuropäischer Staat" amerikanische Kolonie. Also Deutschland  . Das Land wird ausgepowert. Letzte Krise ist da. General Percy, Tributgeneral, Morgan-MU- lionenschieber, Geschäftsmann ff., powert Deutsch- land aus. Seine Tochter Mabel wickelt ihn um den Finger. Dafür wickelt Percy unsere Minister «in. Er kauft sich unser Land moralisch mit Geld und beschließt, da gerade der Reichspräsident ver- ftorben ist, und damit weder Baronsdiktatur noch Bolschewismus die uns gepumpten Amerikagelder gefährden, die Etablierung eines Königtums. Das geht nun vor sich, und die Satire setzt ein. Es sst aber Talmisatire und klischierter Witz. Der
TaKesbekchle Rundfunkhörer strammstehen Tagesbefehle" welch schönes, geradezu symbolisches Wort für den chrisllich-national erneuerten Rundfunk! Eine solche Sendung läßt alle drahtlosen Wellen höher schlagen, und es ist kein Wunder, daß Berlin   und Königs- Wusterhausen   sich mit gleicher Begeisterung auf diese Münchener   Veranstaltung stürzten. MUitärmärsche und historisch« Anekdoten liefert ja jeder Sender seinen Hörern täglich, aber nicht so prachtvoll naturalistisch, mit echten Schieß- geräuschen und Maschinengewehrtrommeln unter- malt. Das ist übrigens eine gute Idee: s o sollte man alle Militärmärsche senden, zum zweckvollen Angewöhnen. Jedem guten Bürger zum Mittag- essen seinen Kriegsschauplatz! sei die Parole. Es war durchaus zeitgemäß, daß Paul C i p p e r in seiner Einführung zu der Tier- schutzveran staltung der Berliner   Funk- stunde betonte, man dürfe keinesfalls die Tier- schützler mit den Antialkoholikern oder den P a z i- fisten in einen Topf werfen. Bewahre man weint als wahrer Tierfreund nur über diesinnlos hingeschlachteten Krokodile": das ist kein ver- fpäteter Aprilscherz von uns, sondern es wurde tatsächlich vor«inigen Tagen im Programm der Berliner   Funkstunde gesagt! Das Zerrissenwerden von Granaten und das Ersticken im Gasnebel ist für Mensch und Tier süß und erstrebenswert. Aus solcher Erkenntnis heraus setzt sich die Ber  - liner Funkstunde auch heftig für Geburten- st e i g e r u n g ein. Dr. Roderich von Ungern- Sternberg erklärte es für einestreberische Gesinnung", daß jetzt auch die proletarischen Schichten das Recht der Geburtenbeschränkung für sich in Anspruch nehmen Er weiß es ganz genau, weshalb die Frauen, die hinter den Maschinen in der Fabrik stehen, die tagaus, tagein in den Büros oder hinter den Nähmaschinen hocken, keine Kinder haben wollen: aus Geltungsdrang! Wer erfahren wollte, wie die Jugend Deutschlands   aussieht, bekam ebenfalls an diesem Tage ein völlig objektives Bild davon im Pro- gramm der Berliner   Funkstunde. Dr. Heinz Dähnhardt  \ zeigte sie begeistert für G e- ländesport und Arbeitsdienst Pflicht,
demokratische Minister muh natürlich ein Kon- junkturschwein werden. Er gibt sich reaktionär, um die Demokratie zu retten. Erster satirischer Puff. Die Pfaffen, Kardinal, Prälat, schleicheri- scher Prinzenerzieher sind verflucht gescheite Kerle, doch insgesamt verdammte Jesuiten  . Zweiter Puff. Der Heereskommandant«in Rind- vieh in Paradeuniform. Dritter Puff. Die Königinmutter eins Schreckschraube, einstmals geil, jetzt gottesfürchtig, der Prinz selber, der künftig« König, etwa so reif wie der Säugling aus der Jdiotenanstalt, auftretend mit Domela- Manieren. Vierter und fünfter Puff. Jeder dieser Witze ist schabloniert, und da alle Leute. die von rechts und von links, gleichmäßig gepufft werden, so glaubt ein dankbares Parkett, daß ein herrlicher und objektiver Satiriker erschienen ist. Es kommt nicht zum Königreich. Dafür aber zur Hochzeit zwischen Mabel und Jack, dem Mischtyp Menjou und Tom Mix  , der außerdem noch seinen künftigen Schwiegerpapa begaunert. ihn jedoch zum Trost an seinem Prosit beteiligt. Sechsdreier-Ueberraschungen für geistige Sieben- schläfer bietet Sindbad. Die Siebenschläfer fühlen sich erweckt, erheitert und zum Dank verpflichtet gegen Eugen Felder, den neuen Direktor des Kleinen Theaters. Er wird hoffentlich ein glück- begünstigter und dauerhafter Herr an dieser Bühne der künstlerischen Vagabondage sein. Noch inszeniert er zu pompös und provinziell auf seiner winzigen Bühne. Noch wird zuviel auf- getragen. Aber es sind einige Künstler da, wie Schröder-Schrom, Elinor Büller. B r e f i n, Hilde I a r y u. a., die unter schärfe- rer Zucht eine gesunde Truppe bilden könnten. M. H.
und nur der, erklärte er,wird zur lebendigen Jugend gerechnet werden dürfen, der diese Schulung auf sich nimmt." Tagesbefehle! Iz.
Kunstskandal in Bellevue Vom Kartell der Vereinigten Verbände bildender Künstler Berlins   geht uns folgende Zuschrift zu: Am IS. September hat sich eine Sitzung des Kartells mit den unliebsamen Vorgängen vor Er- richtung und während der Eröffnung der Großen Berliner Kunstausstellung, Abteilung II, in gründlicher Aussprache beschäftigt. Das Kartell steht nicht an, seinem 1. Vorsitzenden zu bestätigen, daß er vollkommen korrekt im Rahmen der ihm gegebenen Möglichkeiten ge­handelt hat und spricht ihm und seiner Leistung sein vollstes Vertrauen aus. Es wird erwartet, daß der Bund Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands nun so schnell wie möglich seine Ankündigung wahr macht, seine von der Großen Berliner Kunstausstellung entfernte Kollektion der Künstlerschaft, der Presse und der Oessentlichkeit in der alten Zusammensetzung vor- zuführen, damit ersehen werden kann, wie weit künstlerische Belange verletzt worden sind und wie weit in künstlerische Freiheit eingegriffen worden ist." Es war in der Presse als Kunstskandal charak- terisiert worden, daß die von der Leitung der Großen Berliner   zugelassenen Ausstellung der revolutionären Künstler von der Bau- und Finanz- deputation hinausgewiesen worden ist. Da diese Deputation die Rechte des Hauseigentümers geltend machte und die Künstler nur geduldete Gäste sind, konnten sie in der Tat außer einen Protest nichts ausrichten.
Org«U»>l,crte. Am 8. und 9. Oktober, 8 Uhr, finden zwei Orgelkonzerte in der Iakobikirche statt. Am 8. spielen Hermann Schelling und Wolfgang Auler   Werke von Joh. Ccb. Bach, am 9. Prof. Günther Ramin   aus Leipzig  Orgelkonzerte von Händel   mit Orchester. Eintritt 89 Pf. G-rhart Pohl, deifen Dramastampf UNI st o I b e n a u" Im Vorjahr in Berlin   aufgeführt wurde. hat soeben eine BoliskomödicKuhhandel" beendet,
Berlin   soll entscheiden Frankreichs   Taktik gegenüber Macdonalds Vorschlag