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BEILAGE

Vorwärts

MITTWOCH, 5. OKT. 1932

Not- oder Hungerprogramm?

Eine ärztliche Rundfrage/ Von Dr. Julius Moses

Die Reichsregierung setzt konsequent den Weg der unsozialen Not"-Gesetzgebung fort, den Papen bei seinem Amtsantritt in unverblümten Worten angekündigt hat: Der Staat ist feine Wohltätigkeitsanstalt!" Sie hat den Industriellen Geschenke gemacht, indem sie die Art an das Tarifwesen legte und ihnen Steuervorteile verschaffe, von denen die arbeiten­den Schichten der Bevölkerung ausgeschlossen sind; jetzt schüttet sie das Füllhorn ihrer Gaben über die landwirtschaftlichen Grundbesitzer aus, denen die Zinsen für ihre Schulden herabgesetzt werden und denen zuliebe eine scharfe Kontingentierung der lebenswichtigsten Nahrungsmittel eingeführt wird. Um die Preise der landwirtschaftlichen Produzenten hochzuhalten, wird die Einfuhr der wichtigsten Gemüse, wie Kohl, Tomaten und Zwiebeln, der wichtigsten Sorten Obst, der But­ter, des Käse, des Specks und Schmalzes, der Schlachtrinder, der Erbsen und Reisabfälle u. a. m. durch Kontingentierung verhindert. Unter­dessen stehen Millionen industrieller Arbeiter, Mil­lionen von Arbeitslosen, die durch die gleiche Re­gierung aus der Versicherung entweder ganz her­ausgeworfen wurden oder deren Unterstützungen bis auf ein Minimum gekürzt wurden, vor der Tatsache, daß ihre Ernährung noch mehr als bis­her erschwert wird, ja, daß die Gefahr des Hungers, der heute ähnlich wie im Kriege be­reits seine verheerenden Wirkungen zeigt, zu einer allgemeinen Gefahr für die arbeitenden Menschen wird.

Frei­

Reichsernährungsminister herr von Braun hat in seiner Rede vor dem bayerischen Landwirtschaftsrat in München richtig gesagt, daß

die Arbeitslosigkeit in den Städten ein agrarisches Problem

ist, denn der Bauer wird durch den Rückgang des Konsums infolge der zurückgegangenen Kauf­kraft schwer betroffen. Diese Feststellung würde auch den Weg weisen, wie dem Bauern zu helfen ist: durch die Erhöhung der Kaufkraft der Ar­beiter. Wenn aber die Regierung konsequent dieje Kaufkraft untergräbt, indem sie die Löhne der Arbeiter kürzt, ihre Unterstützungen beseitigt, die Tarifverträge im Interesse der Industriellen aujhebt, dann macht sie es dem Arbeiter unmög­lich, die landwirtschaftlichen Produkte zu kaufen. Wenn sie aber jetzt noch außerdem die Einfuhr billiger Lebensmittel einstellt, dann beschwört sie die Gefahr des Hungers für das gesamte städ­tische Proletariat herauf.

Freiherr von Braun erklärte: Wir ftehen im kommenden Jahr bei einer mittelguten Ernte bereits vor der Gefahr, daß wir eine leberproduktion an Getreide haben, die es nur mit erheblichen Reichszuschüssen mög­lich macht, die Getreidepreise auf ausfömmlichem Niveau zu erhalten." Sicherlich ist er seiner Mei­nung nach ein guter Christ, denn er gehört einer ,, christlich- nationalen" Regierung an. Kommt es ihm da nicht in den Sinn, daß er sich auch im theologischen Geiste einer schweren Sünde schuldig macht? Seit jeher bestand das Gebet der From­men in dem Flehen nach Brot. Prozessionen wurden abgehalten, um eine reiche Ernte zu erflehen. Als unser größtes Unglück im Krieg war die nicht ausreichende landwirtschaftliche Pro­duktion anzusehen! Und jetzt gilt in den Augen eines Ministers

die Ueberproduktion an Nahrung als Gefahr!

Es gibt aber feine leberproduktion an Nah­rungsmitteln, ihre Verteilung ist heute so, daß Millionen Menschen hungern! Gäbe es eine Ueberproduktion, dann müßte ja das gesamte Volt gesättigt sein!

Vor zwei Jahren habe ich der damaligen Reichs­regierung, dem Reichstag, allen Abgeordneten, den Länderparlamenten u. a. m. eine umfang­reiche Dentschrift überreicht unter dem Titel: Arbeitslosigkeit- ein Problem der Volksgesundheit." In dieser Denk­schrift sind eine große Zahl von Berichten ent­halten, die Direktoren medizinischer Universitäts­institute, Kliniken, Krankenhäuser, Fürsorgestellen u. a. m. über die volksgesundheitliche Auswir= fung steigender Arbeitslosigkeit niedergelegt haben, Berichte, die keinen Zweifel aufkommen ließen an bem katastrophalen Niedergang unserer Volks­gesundheit.

Heute, nach zwei Jahren, bin ich erneut an die­selben Kreise mit der Bitte herangetreten, die Er­fahrungen des Jahres 1930 auf die Jahre 1931/32 auszudehnen.

Aus den Antworten:

,, Die auffallendste Erscheinung für mich als Kinderarzt", schreibt uns der Berliner Kinderarzt Dr. But ten mieser, ist die

schleichende Hungersnot,

die während der letzten Jahre immer weitere

Kreise der Bevölkerung erfaßt." Buttenwieser gibt einen täglichen Speisezettel einer vierköpfigen Familie wieder, die nach drei Jahren Arbeits­losigkeit eine wöchentliche Wohlfahrtsunterstützung von 18,75 M. erhält:

1. Frühstück: eine Tasse Milch mit einer trocke= nen Schrippe.

2. Frühstück: eine Marmeladenstulle. Mittags: Suppe mit Maggiwürfeln und Kar­toffeln.

Nachmittags: eine Tasse Milch oder in den seltensten Fällen Kakao und eine trockene Stulle. Abends: Brei oder eine Margarinestulle.

Folge: das ältere Kind hat infolge des chro­nischen Hungers in den letzten 7 Monaten statt 2 bis 3 Pfund zuzunehmen, wie es seiner natürlichen Entwicklung entsprechen würde, 600 Gramm abgenommen.

Das sind die Folgen der leberproduktion" an Lebensmitteln!

Die Einfuhr von billigem Obst wird verhindert. Haben wir denn billiges Obst so reichlich? But­tenwieser stellt fest: Bei Säuglingen macht sich der Mangel an Obst und Ge= müsen vor allem während des Win= ters in einer geringen Zunahme der Rachitis und der Spasmophilie gel­tend.... Der ausgedehnten Prophilage durch Aerzte und Fürsorgestellen verdanken wir es, daß Rachitis und Spasmophilie nicht noch in stärkerem Maße aufgetreten sind. Skorbut der Säug­linge, die auf Mangel an Vitamin C beruhen, kamen diesen Winter auch wieder vermehrt in meine Behandlung."

Stadtarzt Dr. Richard Roeder schreibt uns: Bei einem größeren Prozentsaz der Bevölkerung macht sich eine deutliche Ver­schlechterung der förperlichen Ver= fassung bemerkbar, und zwar von den Greisen bis herab zum Kleinkinde.... Die Ersatzernäh­rungsfürsorge der Städte ist die Maßnahme, die den gesundheitlichen Zustand großer Kreise auf einer Höhe hält, daß sie den Körper noch zur Eigenverteidigung befähigt. Werden die Unter­stügungssäge noch geringer oder bricht die Er­nährungsfürsorge der Städte zusammen, so sind wiederum die

Kriegsverhältnisse gegeben

und eine gesundheitliche Ratastrophe desselben Ausmaßes jetzt ein."

So sieht die lleberproduktion" aus! Prof. Dr. Moro , der Leiter der Heidelberger Universitätskinderklinit, schreibt uns u. a.: Es ist wie nicht anders zu erwarten nicht besser, sondern viel schlechter geworden. Schlech­ter geworden vor allem in bezug auf Rachitis,

Reinhaltung und Ernährungszustand der Kinder.... Am traurigsten ist jedoch die Tat­sache, daß die Unterernährung älterer Kinder an der Tagesordnung steht. Die kaum stillbare Eẞgier von Schulkindern, die in die Klinik aufgenommen werden, und das Schwinden der mannigfachen Beschwerden, deret­megen sie gebracht wurden, in unmittelbarem An­schluß an Sättigung und Gewichtszunahme läßt sich nicht anders erklären, als durch vorheri­gen Hunger...

"

Stadtrat Medizinalrat Dr. Getttant jagt, daß die Ernährung des Säuglings nicht in der Weise erfolgen fann, wie sie für den Aufbau des kindlichen Organismus gefordert werden muß. Insbesondere können die Eltern den Säuglingen nicht die genügende Menge an Gemüsen und Frischobst zuführen, und wir hören immer wieder von jenen die Klage, daß sie hierfür kein Geld haben.... Wenn der Allgemeinzustand der Kin= der bisher in deutlich sichtbarer Form noch nicht gelitten hat, so kommt das daher, daß die Eltern auch heute noch das wenige, was sie an Lebens­mitteln haben, zunächst ihren Kindern zukommen lassen und selbst lieber hungern."

Die Eltern haben kein Geld für Gemüse und Frischo bst! Freiherr von Braun aber spricht von dem

,, Druck der Schleuderpreise

der Deutschland überschwemmenden landwirtschaft­lichen Erzeugnisse des Weltmarktes".

Der Berliner Frauenspezialist Dr. Mar Hirsch schreibt uns:... Es hat sich im Laufe des letzten Jahres der Eindruck befestigt, daß sich der unfreiwillige Abort häufiger er= eigne als früher, besonders bei Frauen, deren Ernährungszust and durch Ar= beitslosigkeit gelitten hat."

Sanitätsrat Dr. Otto Juliusburger: Ich kann auf Grund eigener Beobachtung nur hinzu­fügen, daß mehr und mehr die deutlichen Zeichen der Unterernährung in immer weiteren Kreisen der Be= völkerung sich zeigen...

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Die Aerzte selbst können gegen diesen chroni schen hunger zustand weiter Bevölkerungs­freise nichts tun! Vom ärztlichen Standpunkt aus", schreibt Dr. Buttenwieser, bedeuten Hunger und Unterernährung als Abweichung vom Normalen einen pathologischen Zustand wie jede andere Krankheit, und wenn sie weitere Kreise der Bevölkerung erfaßt, ist sie ebenso wie eine Seuche für die Gesundheit des Volkskörpers zu bewerten. Leider ist uns

Spuk am Wochenende

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Auch Gespenster haben nichts zu lachen in dieser sachlichen Zeit. Der Respekt vor dem Uebernatär­lichen hat bei den modernen Menschen den Tief­stand erreicht. Ehrwürdige alte Geister werden auf langweiligen Abendgesellschaften zitiert und förmlichen Verhören über ihre Privatangelegen heiten unterzogen. Die englische okkulte Gesellschaft: the society for pscychic research spürt alles auf, was irgendwo herumspukt niemand kann mehr ungestört gegen die Naturgeseze verstoßen. Oscar Wilde berichtet von einem armen englischen Schloßgespenst, das von einer vulgären Ameri­fanerfamilie mit Kopfkissen und Reklameartikeln zu Tode gehetzt wurde, respektive zurück in die Sterblichkeit. Welch seltener Genuß muß es für ein Gespenst heute sein, wenn sich ein Hinter­wäldler oder eine alte Jungfer noch richtig vor ihm grault vor den modernen Menschen graulen sich sicher die Gespenster.

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Natürlich ist das Gespenst von heute eman­zipiert( von Leinentüchern wenigstens) und hält auf ein gutes Aeußere. Ein Freund war in den Küstenfordilleren einem sehr gepflegten und in jedem besten Sinne menschlichen Gespenst begegnet, zu dem er sich wie zu keinem anderen Wesen hin­gezogen fühlte, und er konnte seine Eigenschaft, prompt zu verduften, nur mit Betrübnis feststellen. Aehnlich erging mir's in einem kühn gewählten Landquartier. Ein Gespenst half durch seine niedliche Erscheinung einen drohenden Konflikt zu vermeiden, der ein böses Ende hätte nehmen fönnen eine ganz furiose Geschichte. Um billig und ungestört zu wohnen hatte ich mir ein ländliches Spukhaus ausgesucht. Ich stieg bei Nacht und Nebel durch die zerbrochenen Fenster­scheiben eines verwahrlosten halbabgebrannten Bauernhofes, an einer düster einsamen Waldsee­ecke, wo man vor gar nicht langer Zeit eine er­mordete junge Verwaltersfrau perkohlt aufge= funden hatte. In diesem verrufenen Landhause glaubte ich mich geborgen gegen jeden uner­münschten Zuzug und Zins. Auf einer hinfälligen Chaiselongue, der die Drahteingeweide heraus­hingen, hatte ich mir ein Lager zurechtgemacht

und starrte zufrieden durch die Spinnwebengardine in die Nacht des Hofes hinaus, der voller Brenn­nesseln und Disteln stand... aus den Kellern tönten Untenrufe und in dem Obstgartendschungel die Schreie der Nachtvögel: es war leidlich ge= mütlich.

Als ich die Kerze gelöscht hatte, drang ein ver­dächtiger Lichtschimmer aus der Brandstätte jenseits des Hofes herüber. Das Gespenst, dachte ich, und versuchte mir, nach den Ortsberichten ein Bild von der zwanzigjährigen ermordeten Hamburgerin zu machen, die nun erscheinen würde. Nachdem ich lange vergeblich gewartet hatte und bereits zu dösen begonnen hatte, stand plöglich ein Gespenst vor mir, ein Mittelding zwischen einem Engel und einer Range mit langen Wimpern über opal­farbenen Augen ein Wesen, nach dem sich ein Kinoregisseur die Finger lecken könnte.

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,, Wat willste denn hier? fragte die Erscheinung streng. Es war eigentlich eine zweite Erscheinung, ein tätowiertes Männchen, das mit einer Blend= laterne hinter dem hochgewachsenen Backfisch auf­tauchte und diese Frage tat: ,, Hast du se falt jemacht, det de hier herumjespensterst?

Ich wehrte heftig die Zumutung ab, für einen Mörder zu gelfen, aber gerade das wars, was mir die Ermordeten( für die ich diese beiden Erschei­nungen anfänglich hielt) besonders verübelten. ,, Det herumspufen ist Unbefugten hier strengstens verboten!" schrie der Tätowierte, und seine Fäuste zeigten, daß er nicht mit sich spaßen ließ.

Es war ein abgebauter aber sonst noch lebendiger Seefahrer, der schon den ganzen Sommer über mit seiner Tochter Lotte hierher angeln fam, und niemand störte das Treiben der beiden, weil man dachte, sie kämen aus einer anderen Welt, wo es feine Fischerkaten gibt. Und wer war ich? Ich war ein Eindringling, der den Frieden störte. Zu einem Kampf der Gespenster kam es indessen nicht. Ich pachtete der schönen Wimpern halber den Hof für ein paar Mark und lud die altein­gesessenen Geister ein, gefälligst an jedem Wochen­ende in der Scheune spufen zu wollen und Regen­würmer mitzubringen. H. 5.

als Aerzten die Möglichkeit genommen, diese Krankheit zu bekämpfen, trotzdem uns die Medi­famente nicht unbekannt sind. Aber Eiweiß, Fett und Kohlehydrate fehle dem

Arzneiverordnungsbuch,

uns zur Verfügung steht."

in

das

Man soll sich in den Kreisen unserer Regie­rung nicht täuschen über den Ernst der Situation! In Zeiten steigender Not bestimmt der knurrende Magen die Gedankenrichtung der Menschen, poli­tisiert der knurrende Magen die Massen in radi­kaler Richtung!

Die Philosophie der Satten will dem Hungernden nicht einleuchten.

Not lehrt stehlen! Unfittlich und unmoralisch sind nicht die Opfer des Hungers: unmoralisch handeln diejenigen, die den Hunger dulden und ihn geradezu fördern:" Drei Tage lang hungern machen ein Vieh aus einem Menschen!"

Es gibt nur einen Arzt, der die Hungersge= fahr bekämpfen kann: das ist die Regierung und vor allem das Reichsernährungsministerium. Lei­der aber fühlt sich dieses in erster Linie als Sach­walterin der agrarischen Produktionsinteressen, als Landwirtschaftsministerium. So fommt es denn, daß in einer Periode des Hungerns die wichtig: sten Nahrungsmittel künstlich und bewußt im Preise hochgehalten werden. Daran ändern auch die schönsten Phrasen nichts! Wenn Herr von Braun in seiner Rede von der Verbundenheit des Menschen mit der Scholle und seinem Heimatland, wozu das Gefühl der Ehre und Freiheit gehöre, spricht, so fragen wir ihn, ob es nicht besser wäre, den Menschen das Gefühl der Sättigung zu verschaffen! Mit Phrasen kann man eine volksgesundheitsfeindliche Politik nicht vertuschen!

Hauptmanns Dramen

Der Verlag S. Fischer, der ja mit dem Werk des Dichters aufs engste verbunden ist, bringt zu Hauptmanns 70. Geburtstag seine Dramen neu heraus.( Gerhart Hauptmann : Das dramatische Werk.) Die Ausgabe verrät die Not der Zeit. Das 3000 Seiten umfassende Werk ist bei einer Unterteilung in sechs Teile in zwei Leinenbänden zusammengefaßt, so daß auf den Band mehr als 1000 Seiten entfallen. Dieses Lerifonausmaß macht die Ausgabe natürlich un handlich. Aber augenscheinlich bemühte sich der Verlag um äußerste Billigkeit, und 16 M. für das dramatische Werk sind im Vergleich zu der wesentlich teueren, vor dem Kriege als billig an­erkannten Volksausgabe eine verlegerische Leistung. Hoffentlich gelingt es, auch das erzählende Werf Hauptmanns noch zu seinem 70. Geburtstag her­auszubringen.

Ueberschlägt man das dramatische Werk mit seinen über 30 Dramen, die zwischen 1889 und 1932 erschienen sind, so tommt einem so recht zum Bewußtsein, wie sehr sich hier eine Epoche und ein Menschenwerk in sich selbst rundete und wie arm an geistigem Kulturgut die Nachkriegszeit ist, die nach vier alles zerstörenden, 12 Millionen Tote hinterlassenden Jahren nichts Besseres zu preisen weiß als eben jenen Geist der Gewalt, an dem der Wohlstand, die Kultur und das Glück ganzer Generationen unterging. Man mag mit Gerhart Hauptmann oft gehadert, einzelnen seiner Werke ein ,, Nicht genug!" zugerufen haben, es bleibt in seinem Werk so viel an dauerndem Wert, und dieses so viel umspannt eine derartige Weite und Tiefe wortgewordenen Menschtums, eines Mensch­tums, das sich selbst treu blieb, daß der Dichter, Repräsentant einer vergangenen Epoche, trotzdem der würdigste Repräsentant der Jegtzeit bleibt, die an Gewalttat und menschenverachtendem Zynis­mus so reich, an wahrer Geistigkeit, einst als der Wesenszug des Deutschtums gepriesen, so arm ist. Lepère.

,, Die Erde bebte"

Nach der biblischen Sage sollen an der Stelle, mo in Palästina das Tote Meer liegt, einst fünf Städte: Sodom, Gomorrha, Adama, Zeboim und Zoar gestanden haben. Durch Gottes Zorn" sind die beiden ersten von der Erde verschlungen worden.

In Wirklichkeit sand damals ein Erdbeben mit dem größten tektonischen Einbruch statt, der sich je auf Erden vollzogen hat. Es entstand die ost­afrikanische Bruchstufe, der sogenannte Große Graben, der sich von Antiochia in Kleinasien über das Rote Meer hinweg, der östlichen Seite Afrikas entlang bis zum Manjara- See( im früheren Deutsch- Ostafrika ) in etwa 4500 Kilo­meter Länge erstreckt. Seen erfüllen ihn, riesige Vulkane begleiten ihn, darunter der Kilimandscharo mit 6000 Meter Höhe.

Ein Teilstück dieses Vorganges war die Bildung des Toten Meeres . Der Graben hatte sich an dieser Stelle 800 Meter unter dem Meeresspiegel gesenkt und die Städte mitgerissen. 400 Meter füllten sich mit einer Asphaltflut, dessen Spiegel 400 Meter unter dem Meeresspiegel blieb, das Tote Meer, in dem keinerlei Lebewesen zu finden sind und der menschliche Körper auf dem Wasser liegen bleibt, ohne unterzugehen. Ing. S. M.

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