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BEILAGE

Vorwärts

Nazis ermorden ein Mädchen

Eigener Bericht des Vorwärts"

Ein Sittendrama aus der Hitlerjugend

Frankfurt a. M., 7. Oktober. Ein 23jähriger Scharführer der Frankfurter Hitler- Jugend , Robert Stubenrauch, ist des Mordes an seiner Geliebten überführt worden, den er gemein­fam mit seinen zwei 17- und 18jährigen Freun­den, die ebenfalls der Hitler- Jugend angehören, ausgeführt hat. Damit hat der Tod der 19jährigen Hausangestetllen Emma Busse, die im De­zember vorigen Jahres aus Frankfurt verschwand und im Mai als Leiche aus dem Main gezogen wurde, nach nunmehr zehn Monaten seine Auf­flärung gefunden.

Die Angehörigen der Busse und die Polizei nahmen bisher an, daß das junge Mädchen Selbstmord verübt habe. Erst vor kurzem hatte eine Schwester im Nachlaß der Verstorbenen die Abschrift von zwei Briefen gefunden, die diese furz vor ihrem Tode an einen gewissen Robert gerichtet hatte. In diesen Briefen teilte sie dem Robert mit, daß sie sich von ihm sch ma n- ger fühle. Da sie wisse, daß er sie nicht hei= raten werde, forderte sie ihn auf, wenigstens die Alimente zu zahlen.

Der geliebte Robert" hatte sogleich mit seinen beiden Freunden, zwei Bäckerlehrlingen, die Möglichkeiten besprochen, wie er das ihm lästig gewordene Mädchen loswerden könnte. Der eine Freund schlug vor, das Mädchen zu erschießen,

Strenger Winter

Was die Wetterpropheten meinen

Nach allen meteorologischen Erfahrungen werden wir im kommenden Winter mit außerordentlich niedrigen Temperaturen zu rechnen haben, die, wie vermutet wird, denen kaum nachstehen, die die Jahre 1911 und 1921 aufwiesen. Zwar sank das Quecksilber im Thermometer während der Winter­monate 1928/29 beträchtlich tiefer, als in den beiden anderer erwähnten Jahren, jenem Winter ging jedoch kein überaus heißer Sommer voraus.

Gerade die vergangenen Sommermonate haben unseren Meteorologen gute Handhaben für die Voraussage für den Winter gegeben. Während der Juni noch verhältnismäßig fühl war, lagen die Septembertemperaturen über dem gewöhnlichen Durchschnitt. Der heißeste Monat war August, wo am 20. und 21. Temperaturen bis über 37 Grad gemessen wurden. Bemerkenswert an dem vergangenen Sommer war ferner, daß trotz der übergroßen Hize von einer Dürre nicht gesprochen werden kann. Alle meteorologischen Konsequenzen nach dürfte auf jeden Fall erstens mit einem langen Winter und zweitens, wie schon gesagt, mit Minimaltemperaturen im Januar, vielleicht sogar noch in der ersten Februarwoche zu rechnen sein.

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der andere empfahl dagegen auf das eindring­lichste, sie von einer Brücke in den Main zu werfen. Diesem Plan stimmte Robert zu. Es gelang ihm auch, das Mädchen zu einem nächtlichen Spazier­gang am Mainufer zu bewegen. Während die beiden Helfershelfer der Mordtat unbemerkt auf Fahrrädern folgten, verbrachte Stubenrauch und das ist wohl das unvorstellbar Grauenvolle dieses Verbrechens- unmittelbar vor der Er­mordung noch eine Liebesstunde mit seinem Opfer. Willig folgte ihm dann die Freun­din auf eine sehr einsame Mainbrücke, während die beiden Freunde die Brückenzugänge vor Tat­zeugen sicherten. Das Mädchen wehrte sich mit allen Kräften und flammerte sich an dem Ge­liebten und an dem Geländer fest. Ob Stuben­rauch oder der eine der Freunde dem Mädchen den Stoß versetzte, der die Bedauernswerte aus dem Gleichgewicht brachte und ins Wasser stürzen ließ, konnte noch nicht völlig geklärt werden, da die Verschwörer sich gegenseitig beschuldigen.

Ein geradezu phantastischer Zufall hat die Aufdeckung der Mordtat herbeigeführt.

Der Mörder machte die vorige Woche in einem Café- Restaurant, ohne zu ahnen, men er vor sich hatte, die Bekanntschaft der beiden Schwestern seines Opfers. Als er mit den Mädchen zu spaßen begann, fragte ihn die jüngste plötzlich nach seinem Namen. Arglos stellte er sich vor: Robert Stubenrauch. Ein jähes

Naturschutz, so die allein 111 Heftar großen Hochmoore und Fennflächen des Grunewalds, die Pfaueninsel, der Lichterfelder Schloßpart, die Krumme Laake bei Rahnsdorf, der Faule See in Weißensee usw.

Das Berliner Kino

Im Urteil der Steuerbehörde

Die Städtische Finanz- und Steuer­deputation trat am Freitagmittag unter dem Borsiz des Stadtkämmerers zusammen, um ent­sprechend einem Antrage der Stadtverordneten­versammlung zur Frage der Vergnügungs= steuersentung bei den Lichtspiel­theatern Stellung zu nehmen.

Der Obersteuerdirektor gab einen Ueberblic über die Entwicklung der Lichtspieltheater in den legten Jahren, aus dem hervorging, daß das Lichtspielgewerbe weniger hart von der Wirt­schaftskrise betroffen worden ist als viele andere Gewerbebetriebe. Er wies sodann auf die im letzten Jahre getroffene Regelung hin, durch die die Steuer insbesondere für die kleinen Theater ermäßigt worden ist. Dieses Entgegenkommen der Stadi bedeutet einen Einnahmeausfall von etwa 700 000 Mark.

Bom 1. Oktober d. J. an sollen darüber hinaus die ermäßigten Karten für erwerbslose Theater­

Weltstadt als Waldstadt besucher nur noch mit einer fünfprozentigen

10 000 ha Dauerwald

Von den 88 347 Hektar des Berliner Stadt­gebietes sind mehr als ein Viertel, nämlich 22 476 Heftar, Forst, also Waldgebiet. Berlin ist also eine wirkliche Waldstadt und läßt den für die Bevölkerung als Erholungsmöglichkeit so be­deutungsvollen Besitz durch drei Oberförstereien, drei Revierförstereien und zwei Förstereien hegen und pflegen.

Von den 22 476 Hektar sind 10 006 Hektar als Dauerwald erklärt. 84 Proz. der Wald­bestände sind Nadelholz, und nur 16 Proz Laubholz. Von den 20 Verwaltungsbezirken ist der Bezirk Köpenick mit 4887 Hektar am waldreichsten, dann folgt Wilmersdorf, das den 3165 Hektar großen Grunewald einschließt. Von den Berliner Forsten, die außerhalb des Weich­bildes liegen, ist der Forst Lanke mit 3713 Hektar am größten; in weitem Abstand erst folgen die Berliner Waldbesigungen im Kreis Niederbarnim mit 1336 und Oberbarnim mit 1054 Hektar. Innerhalb des Stadtgebietes sind außerdem noch 1903 Heftar Bartanlagen vorhanden. Davon besigen u. a. der Bezirk Tier­garten 263 Hettar, Charlottenburg 256 Hektar, Treptom 244 Hektar.

Rund 340 Hektar Berliner Gebiet steht unter

Steuer( statt bisher durchschnittlich 9 Proz.) be­dacht werden. Voraussetzung hierfür ist aber, daß die Karten für Erwerbslose um mindestens 20 Pf. billiger sind als der Mindestkassenpreis desselben Theaters und daß sie höchstens 40 Pf. bei Nach­spieltheatern, 50 Pf. bei Zweitaufführungs­theatern und 60 Pf. bei Erstaufführungstheatern fosten.

Die Finanzdeputation erklärte sich mit dieser Regelung einverstanden.

Geist der SA.

Ein bezeichnendes Dokument

Zu dem Feme- Ueberfall der SA. in der Kant­straße, bei dem der 18jährige von Bellmond fchwer verletzt wurde, veröffentlicht ein Berliner Vormittagsblatt eine Erklärung der Untergruppe West der Berliner SA.", die ein geradezu treffen­des Bild von dem Geist der hitlerischen Lands­fnechte gibt.

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Es heißt da, daß die SA .- Leute den jungen Bellmond der noch immer als SA.- Mann be­nicht leiden konnten, weil er in zeichnet wird dem Spielklub" in der Kantstraße verkehrte.

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Ahnen durchzuckte das Mädchen, das sofort rief: ,, Dann sind Sie vielleicht der Mann, dem meine verstorbene Schwester Briefe geschrieben hat...?" Fassungslose Ueberraschung und höchste Erregung verrieten sogleich den Mörder, dessen heftiges Leugnen den Argwohn der Schwestern nicht bannen konnte. Die Polizei erhielt Kenntnis von dieser Caféhausszene und verhaftete Stubenrauch, der sogleich seine Mitverschworenen verriet. Daß sie nach einem gemeinsam verabredeten Mord­komplott handelten, haben die drei Mörder ein­gestanden. In Frankfurt erregt es das aller­größte Aufsehen, daß

die drei Mordbuben, die das grausame und hinterhältige Verbrechen gemeinsam ausge­führt haben, der Nationalsozialistischen Jugend angehörten.

Die Tatsache, daß Stubenrauch am letzten Freitag angeblich wegen einer ,, Streiterei" aus der Nazi­partei ausgeschlossen wurde, verstärkt nur den Verdacht, daß man in Nazikreisen von den Schandtaten Stubenrauchs gewußt hat. Stuben­rauch ist auch einer der Schurken, die an dem bru= talen Ueberfall einiger Nationalsozialisten auf den 60 Jahre alten Sozialdemokraten und Eisernen­Front- Mann in Braun Frankfurt­Bockenheim im Mai dieses Jahres beteiligt war. Braun wurde seinerzeit mit Zaunlatten niedergeschlagen und so schwer verletzt, daß er noch heute an den Folgen zu leiden hat.

Zehn SA.- Leute hätten eine Bierreise unternom= men, und als sie angetrunken waren und kein Geld mehr hatten, jei einem der Saufkumpane eingefallen, daß er von dem Spielleiter in der Kantstraße noch Geld zu fordern hätte. Also um 5 Uhr früh begab sich die Nazihorde nach der Kantstraße, und als die Burschen an die Wohnungstür klopften, hätte von Bellmond ge= öffnet. Dabei sei der junge Mann mit dem SA.­Mann W. sofort in Streit geraten und mit einer Bierflasche habe W. den anderen nieder­

SONNABEND, 8. OKT. 1932

geschlagen. Die übrigen SA.- Leute hätten den Blutenden später verbunden. Weiter heißt es, daß die von dem Stabsführer der Untergruppe West vernommenen SA.- Leute betonten, sie hätten nicht gewußt, daß von Bellmond in der Wohnung anwesend war.

Eine nette Gesinnungsgruppe, dieser Sturm 14"! Erst sehen die Burschen zu, wie der junge Mensch niedergeschlagen wird, ohne eine Hand zu rühren, um den Täter zurückzuhalten, und nachher legen sie dem Schwerverletzten noch großmütig Ver­bände an.

Im übrigen sollte es der Politischen Polizei jezt nicht mehr schwer fallen, die Banditenschar, von der erst ein Beteiligter festgenommen ist, hinter Schloß und Riegel zu bringen. Denn der Herr Stabsführer der Untergruppe West", der die Vernehmungen" leitete, müßte wohl über den Aufenthaltsort seiner rauhen Kämpfer" orientiert sein. Jedenfalls ist eine völlige Klä­rung des Ueberfalls unverzüglich notwendig!

Es wird aufwärts gehen!

Die Deutsche

Reichspost- Reklame

G. m. b. H. und das BTB.- Branchen- Telephon­Buch G. m. b. S. lassen jezt gemeinsam mit den Telephonrechnungen der Reichspost Reklamezettel verschicken, in denen es u. a. heißt: Das BTB. wird bekanntlich kostenlos an die Fernsprechteil­nehmer( Hauptanschlüsse) abgegeben. Zweck­mäßiges Eintragen im BTB. wird in der Aus= gabe 1933, dem Jahr der Wirtschafts= belebung, infolge der außergewöhnlich hohen Auflage ganz besonders starke Werbewirkung haben.

Wer diesen Hinweis auf die kommende Wirt­schaftsbelebung etwa allzu skeptisch entgegen­nehmen wollte, der möge beachten, daß es z. B. auch in dem Organ des Zentralverbandes der der Konsum= deutschen Konsumvereine, genossenschaftlichen Rundschau",

über die kommenden Aufgaben der GEG. heißt: ,, Als erstes sichtbares Zeichen einer Wirt­schaftsbelebung wird der infolge der Wirt­schaftsnot eingestellte Bau der Margarine­fabrit fertiggestellt werden." Also auch hier Zuversicht auf kommende Wirtschaftsbelebung. Das mag besonders von jenen Unken beachtet werden, die jetzt in Berlin umherschleichen, um gegen die Konsumgenossenschaft Stimmung zu machen.

Mummi, der Pfadfinderführer

Läẞt peitschen und nennt es deutsche Erziehung

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Die Sittlichkeitsvergehen des Pfad­finders Mummi und die schweren Mißhand­lungen, die er zwei seiner Jungens zuteil werden ließ, haben in der Deffentlichkeit Aufsehen erregt. Mögen nun die ersten Zeitungsmeldungen auch ein wenig aufgebauscht gewesen sein, was jetzt nach der Verhandlung übrig blieb, war immerhin noch schlimm genug das Ganze auch ein Bei­trag zur Ertüchtigung" deutscher Jugend im ,, vaterländischen" Sinne. Vollkommen undenkbar, daß etwas ähnliches bei den Roten Falken oder im Zeltlager der Arbeiterjugend passieren könnte. Mummi, ein infantiler Mensch mit konstitutio= neller gleichgeschlechtlicher Anlage, erblich schwer belastet, schloß sich, wie so mancher seinesgleichen, den Jugendbünden an in der Hoffnung, hier viel­leicht seinen Trieb zu sublimieren, d. h. vergeistigen zu können. Er wurde eifriger Organisator eines Pfadfinderbundes in Berlin und stand bald an der Spitze von 90 Jungen, die in verschiedenen kleinen Gruppen verteilt waren. In einer solchen Gruppe von Jungens im Alter von 12 bis 17 Jahren, deren Unterführer der 17jährige N. war, verkehrte Mummi besonders gern. Und so. besuchte er sie auch während der Pfingstfahrt in ihrem Zeltlager an einem der märkischen Seen. Als zwei von den Jungens aus dem Lager ,, ausfrazten", wurden sie von Mummi und dem Unterführer eingeholt. Zuerst wurden beide mit einem Stock geschlagen, daß er brach, dann wurden ihnen die Hände mit einem Lasso gefesselt,

sie wurden an die Fahrräder gebunden und mußten die 18 kilometer im Trab zurück­marschieren.

Am Abend veranstaltete man beim Lagerfeuer ein Jungengericht. Es sollte entschieden werden: Entweder eine Tracht Prügel oder Ausschluß aus der Gruppe. Man beschloß eine Tracht Prügel. Mummi hatte bereits vorher vorsorglich eine Reit­peitsche gekauft. Man begab sich in den Wald. Die beiden Flüchtlinge mußten sich entblößen.

Während die Jungens sie fest hielten, besorgte der Unterführer das Durchpeitschen. Einer der Jungens erhielt 15, der andere 18 Schläge. Als die Eltern wenige Tage später die blutunter­laufenen Striemen bemerkten, wurde gegen Mummi Anzeige erstattet. Es ergab sich, daß er sich nun, wenn auch nicht besonders arg, an einem der beiden Jungen, dem noch nicht 14jährigen S., fittlich vergangen hatte.

Die Anklage gegen ihn lautete auf Sittlichkeits­verbrechen, Körperverlegung und Freiheitsberau­bung. Was sagte er nun vor Gericht zu seiner Verteidigung?

Er habe durch die Ertüchtigung der Jungens der Berweichlichung durch die Familie ent­gegenarbeiten wollen,

sie durch Singen vaterländischer Lieder, Gelände­spiele, Ererzieren und dergleichen mehr im vater= ländischen Sinne erziehen wollen. Und um die Fesselungen verständlicher erscheinen zu lassen, legten die Verteidiger dem Gericht zwei Nummern der Zeitschrift ,, Der Pfadfinder" vor, in denen bei entsprechenden Zeichnungen zu lesen war: An fünf schönen Bäumen gebunden, erwarteten fünf Kerle ihr Schicksal." Und weiter:

,, Ein altdeutsches Spiel ist es, überlegen, Hin­tern entblößen und Schinkenklopfen. Vorzüg­liches Mittel zur Ertüchtigung."

Der Staatsanwalt wollte diese ,, vaterländischen Erziehungsmethoden" nicht gelten lassen und be­antragte 1 Jahr 2 Monate Gefängnis. Der An­geflagte erlitt während der Reden der Verteidiger einen schweren Ohnmachtsanfall, er wurde ver­urteilt megen Körperverlegung in vier Fällen und Sittlichkeitsvergehen in einem Falle zu 7 Monaten Gefängnis. Der Haftbefehl wurde aufgehoben. Ueber die Zubilligung einer Bewährungsfrist foll noch entschieden werden.

Männer

Berlins

Jas

Freigroschenwinder 15

kommt

PLOY.