, UMLVCHUMS
brett stand und zitterte wie ein Pudding vor dem Gegessenwerden?" „Ja, und dann bist du doch gesprungen." „Und weißt du noch, wie wir mit dem Paddelboot umgekippt sind?"
Gilgi hustet— das tut so weh in der Brust. Sie friert. Hat wohl wirklich ein bißchen Fieber— ist aber jetzt auch das richtige Wetter, um sich zu erkälten. Die Frau mit dem Kind findet das auch— und ihr fällt ein, daß sie kalte Füße hat„Un wenn's man nur endlich richtich warm werden tät', daß ma nich mehr zu heizen braucht", sie tappelt von einem Fuß auf den andern, das Kind fängt an zu greinen— hat so einen häßlichen Schorf um den kleinen Mund und furchtbar alte Augen--- und noch acht Tage— dann muß ich zum Arzt gehen... „Ach, Gilgichen, da läufst du nun für lumpige dreizehn Mark durch den Regen! Mein Gott, was bist du doch für ein eigen- sinniges, unverständliches Mädchen." „So'n bißchen Influenza, Martin! Ich bin schon mal mit 39,4 Fieber ins Büro gegan- gen." Gilgi sagt das so, als wär's was ganz besonders Schönes gewesen, wie sie mit 39,4 Fieber ins Büro gegangen ist. Und Martin ruht nicht eher, bis sie im Bett liegt.„Und ist dir auch wirklich warm?" So— und nun wird er zur Apotheke gehn und Aspirin holen und sowas wie Fliedertee— und den wird er dann kochen, wenn er wiederkommt. Und Gilgi will, daß er sich dann auch gleich die Schuhe kaufen soll—„du weißt, Martin, wie das geht! Wenn du damit wartest, ist auf einmal wieder's Geld zu Ende und du brauchst Schuhe sooo nötig. Und geh' in die Schildergasse— du weißt, wo wir die zu 19 Mark gesehn haben, die sahen seeehr an- ständig aus. Und achte darauf, daß die Sohlen auch richtig stark find und..." Fünf Minuten ist Martin fort, da klin- gelt's. Na, was denn nun schon wieder! Gilgi kriecht unter den sorglich aufgetürmten Kissen und Decken hervor, zieht den schwarzseidenen Kimono mit den großen gelben Sonnen- blumen über, streicht sich das Haar glatt... Ach du lieber Gott ! Dafür ist sie aufgestan- den! Ein Hausierer, Vertreter oder Reisen- der— hat ein verstaubtes Köfferchen— „Was? Bohnerwachs? Brauche nichts." Gilgi zögert: scheußlich ist das, mitten in eine so flehende Stimme hinein die Tür zuzu- schlagen. „Lassen Sie mich nur eben zeigen, gnädige Frau... ja aber..." der Mann staunt Gilgi ins Gesicht, wird rot und unsicher—„bist du nicht— sind Sie nicht—" _„Ooooh Hans, du bist es?" Sie streckt ihm die Hand hin. Sieht ihn an: dies abge- härmte, wächserne Gesicht war mal so jung und frisch und leuchtend...„ich habe dich nicht erkannt, Hans, du hast dich verändert." Gilgi wird glühend rot, hat was Taktloses gesagt. Will schnell wieder gut machen: „Komm'rein, Hans— komm... hier— setz dich, Hans." Der Mann legt den Hut mit dem fett- fleckigen Band neben sich. Sitzt ganz steif aus der äußersten Kante des Sessels.„Oh, du hast es aber sehr fein, Gilgi— aber darf man noch Gilgi sagen? Muß man nicht gnädige Frau und Sie..." „Ach Unsinn, Hans— alte Freunde wie wir!" Gilgi steht vor ihm— eine verwöhnte, gepflegte, verfchlasene kleine Frau, ganz eingehüllt in teure bestickte Seide... und hat noch immer die treuherzigen Augen, der Hans, nur müde und traurig sind sie ge- worden— jetzt glimmt ein Fünkchen ehrlichen Frohseins in ihnen—„das freut mich so, Gilgi, daß es dir wenigstens gut geht." Und nun sieht man sich an und weiß nicht, was sagen— hat sich doch so viele Jahre nicht mehr gesehn.„Wart' einen Moment, Hans — ich wollt' gerad frühstücken, da leistest du mir ein bißchen Gesellschaft, ja?" Gilgi rennt in die Küche. Sie muß sich für einen Augen- blick setzen. Was haben die paar Jahre aus dem Jungen gemacht! Der ist jetzt— ja, der ist jetzt— vielleicht dreißig— das war vor vier Jahren, als wir... Bier Jahre! Ja, ist denn das eine Ewigkeit, vier Jahre! Da muß man sich doch mal besinnen. So ein frischer, lustiger Junge, der Hans! Lachen könnt' man mit dem— lachen! So blondes Haar hatte er und blitzblaue Augen und wunder- bare Muskeln. Ja, auf die war er immer sehr stolz. Im Schwimmklub waren wir zu- sammen, und es fing damit an, daß er mir crawlen beibringen wollt'— er konnte sehr gut crawlen— wirklich. Und ich hatt' mich doch so geärgert über Ionny— na. der erste Mann ist ja wohl meistens'ne Riete. Und ich hatt' Ionny so dicke satt, aber das ist ja nun mal so. daß man's trotzdem nicht ver- trägt, wenn fo'n Biest nu auch--- das Hütt' mir damals gerad' so gepaßt, wenn der Ionny, diese Mischung von Douglas Fair- banks und Briefträger, wenn er vom Hoch- haus runtergesprungen wär'— meinetwegen. Fiel ihm gar nicht ein— mit der Hilde fing er an, der mit den roten Locken— und der Hans war so nett, man war so gut Freund — nur gut Freund— und wenn man nicht zusammen die vierzehntägige Tour in den
Hunsrück gemacht hätte, wär' man wohl auch „nur" gut Freund geblieben. Na, war nicht so wichtig, die ganze Geschichte— ich ging dann die fünf Monate nach Frankfurt , weil Mayer u. Rothe da die neue Filiale auf- machten— ja, da Hab' ich ihn dann vergessen. Komisch— wie weit das alles zurückliegt. Kann man gar nicht glauben, daß das alles mal Wirklichkeit war. Richtig verhungert sieht der Junge aus. Gilgi macht ein paar Butterbrote zurecht— eine halbe Flasche Tarragona ist auch noch da... „So, Hans, nu' erzähl' mal ein bißchen von dir." „Da ist nicht viel Gutes zu erzählen, Gilgi." Beide schweigen— haben eine Erinnerung, die— durch die Filtrierpresse der Jahre gegangen— nur noch sehr Helles, Lustiges, Unbeschwerliches enthält. War man denn wirklich einmal so jung? Und jetzt? Man muß doch wohl furchtbar alt geworden sein, wenn man sich derart ungläubig wun- dert, daß man einmal so jung gewesen ist. „Und Hans, weißt du noch, wie ich im Pionierbad oben auf dem Zehnmetersprung-
Um Schnimmklub „Und ein Rheindampfer hat uns aufge- fischt.." „Gott , und man fand uns so inter- essant—" „Und wir selbst fanden uns noch tausend- mal interessanter." „Weißt du noch, wie der Heinz immer sein
Fhot. Faramount
Friedrich£ichlneker: Der Regen strömte mit einer geradezu nerven- aufpeitschenden Gleichmäßigkeit und Eintönigkeit hernieder. Der Nebel hing drückend in den Straßenschluchten herab. Die ganze Welt war eingehüllt in Trost- und Hoffnungslosigkeit. Atil eineni Wort— man hätte sich keinen schöneren Herbstabend zum Umbringen wünschen können. August Knacke, auf dem Wege nach dem Fluß, den er nach vielen Erwägungen als seine letzte Ruhestätte bestimmt hatte, war von der Stini- mung des Wetters restlos begeistert und hielt sie für eine Trauerkundgebung der Natur über sein bevorstehendes Hinscheiden. Gewiß, es tat ihm ja selbst um sich sehr leid, und er hätte am liebsten mit dem Himmel um die Wette sein Schicksal be- weint, aber es war nun einmal beschlossen, und er setzte jetzt alles daran, ja bloß keine Rührung in sich auskommen zu lassen. Er hatte das Leben endgültig satt, dieses Leben, das ja doch nur eine nie sich unterbrechende Kette von Hoffnungen und Enttäuschungen ist. Längst hatte er es sich über- legt, immer wieder dem Schicksal, das mit ihm so hart verfuhr, ein langbefristetss Ultimatum gestellt— aber wie gesagt—, das Schicksal hörte nicht auf seine Ermahnungen und stellte sich taub gegen seine Drohungen. Jetzt machte er sie end- lich wahr. Keine Chance konnte ihn mehr locken, sich von diesem Leben weiter narren zu lassen. Er hatte sich auf seinen letzten Weg gemacht, und diesen Weg schritt er jetzt mit einer Selbstverständ- lichkeit und Sicherheit wie nie zuvor irgendeinen Weg seines Lebens. Er empfand geradezu Ge- nugtuung— Schadenfreude wie ein kleiner Junge, der einen bösen Streich auszuüben geht. Seine Laune wurde immer besser, je näher er seinem Ziele kam. Wenn er zu dieser Stunde so die Menschen an sich vorbeihasten sah, abgearbeitet, müde vom Tageswerk, versorgt, verängstigt vom Leben, gierig nach dem Erhaschen irgendeiner spärlichen Lebensfreude am späten Abend, dann inußte er lächeln und kam sich ihnen gegenüber wie ein hundertjähriger Greis vor. Nun stand er am Brückengeländer und starrte in den Fluß, der unter ihm wie eine schwarze träge Teermasse dahinkroch. Gewiß, dieses Grab lud einen nicht sonderlich freundlich ein, aber dafür war es kostenlos. Knacke setzte sich über Bedenken dieser Art schnell hinweg und schwang bereits das eine Bein über das Geländer, als sich «ine Hand sanft aus seine Schulter legte und eine diskrete Stimme ihn um Entschuldigung für die Störung bat. Unwillkürlich wendete Knacke den Kopf und zog langsam das Bein vom Geländer herab. Mürrisch, ein wenig verschämt wie ein Mensch, den man bei einer ganz intimen Be- schäftigung überrascht hat, fragte er den Fremden nach dessen Wünschen. Bescheiden und verlegen stotterte dieser:„Ich sehe, Sie wollen sich umbringen— haben Sie keine Angst, ich will Sie weiß Gott nicht dabei stören oder gar daran hindern—, aber sehen Sie sich bloß meine Schuhe an! Damit kann ich doch wirklich nicht mehr herumlaufen— überhaupt, wo es jetzt kalt wird—, und da dachte ich mir, ob es sehr bescheiden von mir wäre, wenn ich Sie bäte, mir die Ihrigen zu überlassen. Sie legen doch bestimmt keinen Wert darauf, beschuht im Jenseits einzutreffen." Knacke war nicht wenig überrascht, aber bald hatte er sich gefaßt und fand nichts weiter dabei, dem Fremden seine Schuhe zu schenken. Knackes Hand empfing einen herzlichen Druck des Dankes. Eben wollte er sein Beim von neuem über das Geländer schwingen, da tippte ihm der Fremde nochmals sachte aus die Schulter und stammelte: „Einen Augenblick noch, bevor Sie da unten aus
HacMUüch Nimmerwiedersehen verschwinden! Sehen Sie sich doch bloß meinen Rock an! Damit kann ich doch wirklich keinen Staat mehr machen..." Knacke ließ ihn gar nicht mehr ausreden, sondern schlüpfte ärgerlich aus seinem Rock, den er dem Fremden mit einem halblauten Fluch über den Kopf stülpte. Er leistete jetzt auf jede Dankes- bezeugung Verzicht und machte sich eilends ans Sterben. Ein kühner Schwung— Knacke sah am Treppengeländer— Da...! „Eine einzige Sekunde noch!" Die Hand des Fremden berührte in jetzt weniger sanft, und Knacke fühlte, wie sie zitterte. Mit einer jähen Drehung wandte er sich zu diesem zudringlichen Menschen und brüllte ihn an:„Scheren Sie sich zum Teufel! Was wollen Sie denn noch von mir?! Nicht mal ungeniert sterben lassen einen die Men- schen. Selbst da ziehen sie einem noch die Haut vom Leibe!— Also machen Sie's kurz! Sie sehen, ich habe nicht mehr viel Zeit.. „Ach, verzeihen Sie mir, ich will Sie nicht länger mehr belästigen— aber Sie werden doch einsehe», daß ein Mensch in meiner verzweifelten Lage eine solche Gelegenheit wie diese nicht unge- nützt vorbeigehen läßt. Sie verfügen doch be- stimmt noch über ein wenig Bargeld, mit dem Sie ja doch nichts mehr anfangen können, während ich dafür so viel Verwendung hätte, denn Sie können sich ja gar nicht vorstellen..." Und jetzt begann der Fremde seine ganze Leidensgeschichte zu schildern, so spannend, so dramatisch, daß Knacke ganz davon gefesselt war. Als der Fremde mit dem Epos seiner Not ge- endet halte, schüttelte Knacke verständnislos das Haupt und fragte:„Mensch! Und Sie bringen sich nicht um?!"—„Halb so schlimm, mein lieber Gönner", entgegnete der Fremde,„ich habe jetzt Ihre Schuhe und Ihren Rock... ein paar Mark werden Sie doch auch noch besitzen... Das reicht gerade, daß ich wieder ein bißchen Mut be- komme." Knacke wurde ein wenig gereizt:„So... und wenn ich Ihnen diese paar Mark nicht gebe... wenn ich es mir zum Beispiel überhaupt über- legen würde zu sterben—." „Oh!" rief der Fremde aus,„Sie bringen sich um, so wahr ich lebe! Dazu sind Sie ein zu ent- schlosfener Mann— dazu", setzte der Fremde leise und diskret hinzu,„dazu sind Sie ein viel zu anständiger Mensch, überhaupt jetzt, wo es Ihnen doch klargeworden ist, daß Ihr Tod nicht nur mehr eine Laune Ihres Lebensüberdrusses bedeutet, sondern einen Akt von menschlicher Hilssbereitfchast. Im übrigen sehe ich soeben, daß Sie auch noch eine goldene Uhr besitzen! Die wer- den Sie doch nicht mit auf den Grund des Wassers nehmen wollen?!" Jetzt war es Knacke zu viel. Dieses anmaßende Benehmen eines Menschen, der ihn schon bei lebendigem Leibe beerbte, konnte er auf die Dauer nicht mehr unbeantwortet lassen. Knacke war ent- schlössen, ihm nicht nur nichts mehr zu geben, son- der» sich auch wieder in den Besitz seiner von ihm so leichtfertig verschenkten Schuhe und des Rockes zu setzen Diese Rückforderung versetzte den Fremden in derartige Empörung, daß er nun mit Gewalt Knackes Uhr und Geld in Besitz zu nehmen begann. Knacke wehrte sich aus Leibes- krästen gegen diesen gemeinen Ueberfall— und den Schluß dieser Auseinandersetzung bildeten Verhaftung und Verhör beiin Poiizeikommissar. Knacke kam wieder in den Besitz seiner Sachen, und als er dann auf der Straße stand, allein mit sich und seinem unglücklichen Leben, da mußte
Grammophon mit ins Boot nahm und tausendmal„Valencia " gespielt hat?" „Ja, Gilgi, und dann hast du ihm heimlich die Platte ins Wasser geschmissen. Und weißt du noch, wie die fesche Ruth immer sooo falsch zur Mandoline sang, daß es beinahe schon wieder richtig klang!" „Ach ja, Ruth! Die fand sich so schön, daß sie sich einfach keinem Mann gönnte, und wenn sie in den Spiegel sah, dann bedauerte sie wohl im- mer, daß sie nicht in einem ein Junge sein— und mit sich selbst ein Verhältnis anfangen könnt'.— Und wie du das Geschäft mit den Zi- garetten gemacht hast!" „Ja, den Abend haben wir im Bootshaus ge- feiert, das wackelte wie 'ne Nußschale im Ozean — so vergnügt waren wir Und der dicke Conny war so betrunken, daß er im Rhein nach Koral- len tauchen wollt'..." „Gott ja, eine halbe Stunde lang Hab' ich mich an sein Bein gehängt— sonst läg' er jetzt wohl da unten zwischen Bierflaschen- fcherben und Konservenbüchsen—" „Und gar keine schöne Wasserleiche wär' er gewesen!"--- (Fortsetzung folgt.)
er feststellen, daß ihm die ganze Stimmung zum ' Sterben verdorben war. Er besah seine Schuhe und seinen Rock, fühlte nach seiner Uhr und klim- perte mit dem Geld in seiner Tasche. Langsam fchritt er dahin— den Weg nach Hause— und ein boshaftes Grinsen spielte um seinen Mund: „Jetzt erst recht nicht!" Und rüstig und unter- nehmungslustig betrat er die nächste Kneipe. Inzwischen verabschiedete sich auch der Fremde, den Knacke längst im Kittchen wähnte, vom Poll- zeikommissar:„Das ist die beste Kur, den Lebens- Überdruß von Menschen in Lebensmut umzu- kehren. Wenn es an den Besitz geht, dann wehrt sich die Kreatur. Wie viele schließen mit dem Leben ab, aber wie wenige wollen sich dabei von den irdischen Glücksgütern trennen Auf diese Weise ist es mir im letzten Jahre gelungen, mehr als einem Dutzend Lebensmüden auf die Beine zu helfen."
Jltoumerlrümmerimg Seitdem der englische Physiker Rutherford nach- gewiesen hat, daß gewisse Elemente durch Alpha- Strahlen so zertrümmert werden können, daß sich aus ihrem Atomkern ein Stück abspaltet, be- fchäftigt sich die Physik in immer steigendem Maße mit der Atomzertrümmerung, um dadurch den tiefsten Geheimnissen des Aufbaues unserer Welt auf die Spur zu kommen. Alpha-Strahlen sind Elementar-Teilchen, die aus Helium-Atom- kernen bestehen. Diese aus zwei positiv elektrisch geladenen sogenannten Protonen bestehenden Ge- schösse, die mit ungeheurer Wucht und Schnellig- keit auf den fremden Atomkern aufprallen, schlagen aus diesem ein anderes Proton, den Kern eines Wasserstoffatoms heraus. Neben dieser natürlichen Atomzertrümmerung hat man auch versucht, das gleiche auf künstlichem Wege zu erreichen. Dabei sind aber ungeheure Energie- mengen notwendig, um die gewaltigen Urkräfte zu befreien, die im Atom gefesselt sind. Bor einiger Zeit haben deutsche Physiker zu diesem Zwecke die Gewitterspannung ausgenutzt, indem sie aus dem Monte Generoso eine Blitz- fanganlage errichteten. Aber �er große Nachteil dieser Apparatur besteht darin, daß man den Blitz nicht kommandieren kann, sondern, daß dieser nur kommt, wenn es ihm beliebt. Man mußte daher dazu übergehen, möglichst große Spannungen von Millionen Volt im Labora- torium zu erzeugen. Wie Dr. P. Lücke in der Leipziger „Illustrierten Zeitung" mitteilt, hat man mit Hilfe eines neuen Elektrizitätserzeugers, des sogenannten Stoß- generators, Spannungen von etwa 2% Millionen Bolt hervorgebracht. Es mußten dafür bis zu 4 Sekunden gleichzeitig Elektrizitäts- mengen von mehreren Tausend Ampere erzeugt werden. Es wurde dann ein Entladungsrohr ge- baut, in dem mü Hilfe der riesigen elektrischen Energien die Elementarteilchen auf die Zu zer- trümmernden Atome abgeschossen werden. Ein jetzt im Bau befindlicher Stoßgenerator soll Spannungen bis zu 7 Millionen Bolt er- möglichen. Die Leistungen des Entladungsrohres wurden dadurch vergrößert, daß mehrere hinter- einander geschaltete Röhren benutzt werden. Auf diese Weise ist es bei den deutschen Versuchen gelungen, die Atome millionenweise zu vernichten. Doch ist die Energie noch immer nicht groß genug, um die Atome der schweren Elemente in ihre Be- standteile aufzulösen. Man hofft, dies mit der 7-Millionen-Volt-Anlage fertig zu bringen. Jeden- falls haben die Experimente gezeigt, daß der Mensch imstande ist, die gewaltigen Energien zu erzeugen, die notwendig sind, um die Kräfte des Atoms zu entfesseln.