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Stück Arbeit, diese Stätte zu schaffen, und nur mit Hilfe von Spenden konnte das Heim eröffnet werden. Es ist an die Speisung von etwa 1500 bis 2000 Studierender gedacht, davon zeugen die Rochrequifiten und die großen Eßräume. Die Effenabgabe erfolgt unter Selbstbedienung, es gibt täglich dreierlei Gerichte, eines für Fleisch­effer, eines für Vegetarier und ein besonders billi­ges Topfgericht. Der Eröffnungsfeier wohnten Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden, des Studentenwertes sowie verwandten Organi­sationen bei. Ansprachen hielten Reftor Lüders, Staatssekretär Dr. Lammers und Dr. Micha= elis, Vorsitzender des Studentenwerkes Berlin .

Drei Millionen verschobene Wertpapiere

Eine Riesenschieberorganisation vor Gericht Ueberraschend

schnell hat sich das Schnell­gericht mit der Devisenschieber- Organisation zu befassen, deren Haupt der frühere Gerichtsassessor

Dr. Boehmer war.

Es wird Dr. Boehmer zur Last gelegt, daß er von Ende vorigen Jahres bis Mitte dieses Jahres durch Vermittlung seines Mitangeklagten, des Bankremissiers Pick, für mindestens 3 Millio= nen Effekten( Wertpapiere), die aus dem Ausland stammten, veräußert und den Erlös im

Bestrafte Schadenfreude Auftrage der ausländischen Auftraggeber an In­

,, Das haben Sie fein gemacht,

Herr Staatsanwalt "

Ende September war bei einem Möbel= händler E. eingebrochen worden, und da in fämtlichen erbrochenen Schlössern Reste von Bleistreifen gefunden wurden, glaubte man zu­nächst, daß der Einbruch, bei dem den Tätern 500 Mark bares Geld in die Hände fielen, von Berufsverbrechern verübt worden war. Die Kri­minalpolizei stellte jedoch hinterher fest, daß die Schlösser mit den richtigen Schlüsseln geöffnet waren, und daß man nur das Blei zur Irreführung der Polizei in die Schlösser hineinbugfiert hatte.

Die bei der Firma beschäftigte Angestellte Beh ring und deren Freund Anders gerieten dann bald in Verdacht und wurden festgenommen, man mußte sie aber wieder auf freien Fuß seßen, da man ihnen den Einbruchsdiebstahl nicht nach­weisen konnte. Die Angelegenheit hätte auch feine Aufklärung gefunden, bis sich vor einigen Tagen Anders selbst bei der Polizei stellte und eingestand, auf Anstiftung seiner Freundin, der Angestellten G., den Einbruch verübt zu haben. Als Grund seiner nachträglichen Selbst­bezichtigung gab er an, daß er Ehemann und Familienvater sei und durch das Verhältnis mit Fräulein G. auf eine völlig schiefe Bahn ge­kommen wäre. Zusammen mit seiner bisherigen Freundin hatte er sich deshalb gestern vor dem Schnellgericht zu verantworten. Hier ergingen sich die beiden, die seit anderthalb Jahren innig be= freundet waren, in ärgsten Beschimpfungen gegen­einander. Fräulein G. behauptete, daß der frühere Freund nur einen Racheaft verübt und daß er sie zur Herausgabe des von ihr vermal­teten Schlüssel veranlaßt habe, außerdem habe er schmählich sein Kavalierswort gebrochen, denn er habe versprochen, niemals ihren Namen preis­zugeben

Die Verhandlung ergab, daß die beiden das er­beutete Geld in wenigen Tagen restlos verjubelt hatten. Als der Staatsanwalt gegen die an= geflagte Angestellte 5 Monate Gefängnis bean­tragte und sie aus diesem Grunde in Ohnmacht fiel, bedankte sich Anders mit den Worten: ,, Das haben Sie fein gemacht, Herr Staatsanwalt." Anders, der vom Gericht die Freisprechung für sich forderte und erklärte, daß er die Anzeige er­stattet habe ,,, um das Weib los zu werden, das ihn seiner Familie entzogen habe", erhielt aber zu seinem größten Erstaunen vier Monate Gefängnis, während seine verflossene Freun­din troß seiner Schadenfreude bei dem Antrag des Staatsanwalts mit nur drei Monaten davon kam.

Kampfflugzeuge verbrannt Luftfahrzeugfabrik eingeäschert

London , 12. Oktober. In der Nacht zum Mittwoch wurde die Fabrik der englischen Fairey- Luftfahrtgesellschaft durch Großfeuer völlig zerstört. Neun Kampfflugzeuge vom schnellsten in der englischen Armee verwendeten Typ im Gesamtwerte von etwa zwei Millionen Mark wurden vernichtet. Die Brandursache ist noch unbekannt.

länder ausgehändigt hat. Diese Verkäufe hat er unter dem Namen eines gewissen Municke ge­tätigt, und zwar ohne dessen Wissen auf Grund einer Generalvollmacht, die er von ihm besaß. Dr. Boehmer wird ferner zur Last gelegt, daß er auch auf Grund einer gefälschten Vollmacht auf den Namen eines Kammerpräsidenten des Fürsten von Leiningen und einer nicht existierenden Prin­zessin Adelheid Fürstin von Leiningen, Effekten­käufe durchgeführt hat. Weiter sind angeklagt der Prokurist des Bankhauses Wollstein, Bankier Simson, der Bankangestellte Beuter und zwei Frauen R. und S. Der Hauptauftraggeber Gerstner und die anderen Auftraggeber sind

flüchtig. Gerstner stand in Verbindung mit dem bereits aus früheren Devisenprozessen befannten holländischem Bankhause Mercurius .

Der Angeklagte Dr. Boehmer befand sich früher in ausgezeichneten Vermögensverhältnissen. Ende vorigen Jahres will er mit seiner Familie große Not gelitten haben. Als dann eines Tages, wie er behauptet, der Angeklagte Bid an ihn mit dem Ersuchen herantrat, durch verschiedene Bankhäuser, von denen einige gleichfalls bereits aus früheren Devisenprozessen bekannt sind, Effekten zu ver= faufen, willigte er ein. Um selbst im Hintergrunde zu bleiben, entnahm er den Akten eines gewissen Municke, von dem er Generalvollmacht besaß, dessen Paß und wurde unter dem Namen Munide durch Pick bei den verschiedenen Banken einge­führt. Nachdem die von dem angeblichen Municke verkauften Effekten bereits einen zu hohen Betrag erreicht hatten,

fälschte Boehmer mit Wissen des Angeklagten Pid eine Vollmacht auf den Namen des Fürsten Leiningen

und veräußerte von nun an die Effekten auf dessen Konto. Allmählich lernte er auch die Auftraggeber

Der Mord an der Vierjährigen

15 Jahre Zuchthaus für Lohse

Das Landgericht II verurteilte den Ar­beiter Gustav Lohse wegen Sittlichkeitsvergehens und Totschlags an der vierjährigen Elfriede in Alexanderdorf 3u 15 Jahren 3uchthaus und 10 Jahren Ehrverluff. Die Untersuchungshaft in Höhe von 1 Jahr und 2 Monaten wurde ihm angerechnet!

Der Prozeß des Arbeiters Gustav Lohse sollte ein Menetekel sein eine Warnung, endlich mal ernst zu machen mit der Sicherungsver= wahrung für gemeingefährliche Verbrecher. War erst das Todesopfer der vierjährigen Elfriede notwendig, damit Lohse unschädlich gemacht wurde? Und weil man ihn nicht beizeiten in eine Anstalt brachte, muß er jegt ins Zuchthaus, das keine Heilstätte ist. Gerade der Fall dieses krankhaften Menschen beweist, wie unglaublich leichtfertig man unter Umständen mit dem Wohl und Wehe der Kinder umspringt.

Zweimal hatte Lohse wegen Sittlichkeitsver­ brechen bereits vor Gericht gestanden. Das erste= mal erfolgte in der zweiten Instanz ein Frei­spruch, weil man den Aussagen der Kinder nicht glaubte, während die erste Instanz auf ein Jahr Gefängnis erkannt hatte. Das andere Mal wurde Lohse§ 51 zugesprochen, weil das Gericht annahm, er habe die Tat im trunkenen Zustand begangen. Seine beiden Frauen hatten Entmündigungsver­fahren angestrengt, ohne Erfolg. Er selbst hatte

Hakenkreuz bettelt

Wenn jemand betteln geht, so ist er arm. Es betteln jetzt viele Menschen, ohne die polizeiliche Erlaubnis dazu zu haben. Die Bettelei ist bei uns besonders in den Nachkriegszeiten großzügig organisiert worden. Da gab es Kornblumentage, Margueritentage, Muttertage, Rote- Kreuz- Tage usw. Man mochte diese Sammlungen billigen oder nicht. Aber für alle war die polizeiliche Konzession nötig.

Doch was man jezt erlebt, übertrifft alles bisher Dagewesene. Man traut seinen Augen kaum, wenn man durch die Stadt geht und an öffent­

Sozialdemokratische Partei Deutschlands

.

Bezirksverband Berlin

Freitag, den 14. Oktober 1932, 20 Uhr, im gr. Saal des Lehrervereinshauses, Alexanderstr. 41

kulturpolitische Kundgebung

Es sprechen

U b er

Adolf Grimme und Kurt Löwenstein

darum gebeten, ihn in einer Heilanstalt unterzu­bringen; er fannte seine Schwächen, er mußte, daß, wenn er getrunken hatte, er nicht mehr Herr seiner frankhaften Triebe und die Kinder nicht mehr vor ihm sicher waren. Die ganze Umgegend mußte, welche Gefahr er vorstellte. So sagte der Gemeindevorsteher vor Gericht: Wir haben unseren Kindern strengstens verboten, mit Lohse auch nur das geringste zu tun zu haben." Der Landjäger hatte teinen Augenblid 3weifel, daß nur Lohse, dessen Neigungen zu Kindern bekannt waren, als Mörder der kleinen Elfriede in Be­tracht tam. Und der Lehrer hatte beim Berlassen des Gerichtssaals nach der legten Berhandlung gegen Lohse zu seiner Frau gesagt: Der tötet noch ein Kind in unserem Dorf." Und so tam es. Lohse versuchte immer wieder, die Kinder an sich 3tt locken, er hatte sogar in seinem Hof ein Ka­russell aufgestellten

Die Sachverständigen sprachen ihm dies­mal den§ 51 nicht zu. Mag Lohse auch ein franker Mensch sein, der unter einem unwider­stehlichen Zwang handelt, an einer Geistesstörung leide er nicht, und während der Tat befand er sich auch nicht in einem pathologischen Rauschzustand. Lohse selbst bestritt am zweiten Berhandlungstage, überhaupt der Täter gewesen zu sein, während er am ersten Tage noch die Möglichkeit zugab. Der Staatsanwalt hatte 15 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust beantragt.

lichen Plägen junge Menschen in der bekannten Naziuniform fieht, die, mit dem Hakenkreuz ge= schmückte Sammelbüchsen in der Hand, die Pas­janten anbetteln.

Wir fragen: Hat der Polizeipräsident der NSDAP . die Erlaubnis zum öffentlichen Geldfammeln gegeben?

Wenn ja, dann wäre es sehr naheliegend, daß sich alle anderen Parteien auch schleunigst die Erlaubnis dazu geben ließen, um ihren Wahlfonds etwas aufzubeffern. Ob das Sammeln hierfür 3wed hat, ist eine andere Frage. Denn es hat heute niemand Geld übrig. Und logischerweise wird jeder Wähler nur der Partei etwas zu= kommen lassen, die er zu wählen beabsichtigt.

Waldraub im Osten

Fiskus will den Wald niederlegen Nachdem der Fiskus schon vor einigen Jahren die Schönheiten des Erpefales bei Friedrichshagen zerstört hat, geht er jetzt dazu über, weitere Waldteile des Beritner Ostens zu vernichten. Zwischen Köpenic 11hlenhorst und Mahlsdorf Süd liegt, inmitten Berliner Stadtwaldungen, ein fleiner schmaler Streifen Staats mald, etwa 100 Berliner ! Protestiert gegen die reaktionäre Zwickel- Politik! Morgen groß, der niedergelegt und parzelliert DER BEZIRKS VORSTANDwerden soll. Damit würde das ganze dortige

Der Kampf um die sozialistische Kultur" bebot und Wahlsdorf. Süd liegt.

des Herrn Pick kennen. Als dieser zu hohe Provi­sionen verlangte, zogen es die Herren vor, von nun an direkt mit Herrn Boehmer die Geschäfte zu machen. Jetzt fälschte er einen Brief, durch den er von der überhaupt nicht existierenden Adelheid Fürstin von Leiningen" beauftragt wurde, für sie Effekten zu verkaufen.

Im April wurden die Agenten des Auftrag­gebers Gerstner verhaftet. Der Angeklagte setzte aber seine Tätigkeit bis zum August fort. Der Versuch, auch durch die Dresdner Bank Effekten zu veräußern, führten zu seiner Verhaftung. Dr. Boehmer behauptet, daß Pick auch selbständig auf die Konten von Municke und Fürst Leiningen Effektenkäufe vorgenommen habe. Daher der hohe Betrag von 3 Millionen Mart Der­äußerter Werte.

Die Angeklagten Bid und der Prokurist des Bankhauses Kutschinski, der Angeflagte Wo11­stein, widersprachen dem Angeklagten Boehmer. Der eine bestritt, die Hauptrolle bei den Schie bungen gespielt zu haben; der andere wollte nicht gewußt haben, daß es fich um strafbare Geschäfte gehandelt habe.

Die Verhandlung wurde auf Sonnabend ver tagt.

Waldgebiet, das Taufenben Berliner Ausflüglern die willkommene und so notwendige Erholung bietet, verschandelt und entwertet werden. Die Arbeitsgemeinschaft für Forstschutz und Natur­funde( Arfo) hatte für Sonntag eine Protest­versammlung nach dem Walde einberufen. Gegen 800 Siedler und Freunde des Waldes waren dem Rufe gefolgt. Die von der Versammlung ange­nommene Entschließung protestiert in energischer Weise gegen diesen neuen Raub am Berliner Wald. Die Absichten des Fiskus sind um so weniger zu verstehen, als der Verkauf nach den gegenwärtigen Bodenpreisen nur geringen Ertrag bringen wird. Am besten, die Stadt übernähme diese staatliche Enklave in eigenen Besitz.

In wenig Worten

In Nowawes haben gestern drei Per fonen ihrem Leben durch Selbstmord ein Ende gemacht. Wegen wirtschaftlicher Schwierig­feiten erhängte sich der Klempnermeister Kurt Tukas aus der Karl- Gruhl- Str. 36. Die Ehefrau Meta Adrian aus der Heinestr. 16 beging Selbstmord durch Einatmen von Leucht­ gas und der Krankenkassenbote Robert Gramp­ner aus der Wichgrafstraße wurde auf dem Hofe seines Hauses erhängt aufgefunden. Grampner hatte vorher einen Nervenzusammenbruch er­litten.

Im Jagen 64 des Grunewaldforftes wurde gestern nachmittag ein etwa 20jähriger Mann erschossen aufgefunden. Nach dem Befund liegt zweifellos Selbstmord vor. Der Lebensmüde hat die Tat offenbar bereits vor zwei Tagen verübt. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen nach den Personalien des Toten aufgenommen.

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Die Bremer Polizei verhaftete einen Mann bei der Ausgabe eines falschen Einmart­stücks und beschlagnahmte in der Wohnung des Festgenommenen Falschmünzergeräte und weitere Falschstücke.

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In Lille sind zwei alte Häuser, von denen das eine 1711 und das andere nur wenig später erbaut ist, gestern früh eingestürzt. Der Einsturz ist auf einen Brand zurückzuführen, der in dem einen der beiden Häuser ausbrach. Während dieses Haus überhaupt nicht mehr be wohnt war, konnten sich die Bewohner des ande­ren zwei Familien bis auf einen 52 Jahre alten Mann, rechtzeitig retten. Seine Leiche ist aus den Trümmern geborgen worden. Die Poli­zei hat nun auch die Nachbarhäuser, die ebenfalls sehr alt und baufällig find, räumen lassen.

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In einem Walde in der Nähe von Niwa ( Polen ) kam es zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen Dorfbewohnern und zwei Poli­einen z isten. Die Dorfbewohner wollten Förster, den sie der Erschießung eines beim Holz­diebstahl ertappten Bauern bezichtigten, Innchen. Die Polizisten, die zum Schutze des Försters her. beigeeilt waren, schossen in die Menge: zwei Bera fonen wurden getötet; eine Person erlitt schwere Berlegungen.

Preuß.- Südd. Klassen- Lotterie

Ziehung 1. Klasse 21. u. 22. Oktober= Lose bei den staatl. Lotterieeinnehmern