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Reichsbanner in Stadt und Land

Aus der Arbeit des Gaues Berlin- Brandenburg

Der größte Gau des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold hält heute in Berlin  feine Generalversammlung ab. Sowohl aus der Reichshauptstadt wie aus den kleinen und fleinsten Orten der Mark Brandenburg und der Grenzmark kommen die Delegierten zufammen, um einen Bilanzstrich unter die Arbeit der zurück­liegenden Jahre zu ziehen und Richtung und Wege der fünftigen Arbeit festzulegen. In dem Augen­blic, da die Kräfte des Rückschritts offen ihr Programm verkünden und die Grundforderung der Weimarer Berfassung Die Staatsgewalt geht vom Bolte aus" nur noch auf dem Papier steht, erhält die Arbeitstagung des Berlin  - Branden­ burger   Reichsbanners besonders hohe Bedeutung.

Als die Vertrauensmänner des Reichsbanners 1930 ihre legte Generalversammlung abhielten, feierte Deutschland   die Befreiung des Rheinlandes als einen Erfolg der Politik von Walther Rathenau  , Hermann Müller   und Gustav Stresemann  . Heute ist Deutschland   außen­politisch isoliert und innerpolitisch dem Willen der Barone und Großkapitalisten ausgeliefert. 1930 waren noch ungefähr neun Zehntel der Reichs­bannerleute in Lohn und Arbeit.

Heute weisen die Berichte der Ortsvereine des Reichsbanners nach, daß bis zu 80, ja felbst bis zu 90 Proz. der Mitglieder den Leidensweg zur Stempelstelle gehen müssen.

Das Reichsbanner darf für sich in Anspruch nehmen, in den schweren Kämpfen, die die repu blikanische Bewegung zu bestehen hatte, bis zum Tetzten Kameraden seinen Mann gestanden zu haben. Als die Mordbanden der SA. geschaffen wurden, stellten sich ihnen über Nacht die Reihen der Schufo entgegen. Und als dann die Box= heimer Dokumente die Blutpläne der deut­ schen   Faschisten enthüllten entwickelte das Ber­ liner   Reichsbanner eine Aktivität, die unter der Parole Staat, greif zu" die gesamte repu blikanische Deffentlichkeit alarmierte und auf­rüttelte.

Die Opfer des Kampfes

Echwere Opfer hat die Organisation für die Sache der Freiheit bringen müssen. In der Neu­jahrsnacht 1930/31 wurde Willi Schneider  feige von Nationalsozialisten ermordet. Die Reichsbannerleute Heinz Hübner   und Gerhard Seizt fanden in Ausübung ihres Reichsbanner­dienstes den Tod. In Hunderten von Fällen haben die Reichsbannerleute nationalsozialistische

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Die heutige Generalversammlung

Gefängnissen für die Idee der Freiheit Leidenden fordert von den aufrechten Republikanern den Einsatz aller Kräfte, um die soziale und freie Re­publik zu erringen, die in den Herzen aller Frei­heitskämpfer lebt.

Wie gearbeitet wurde

Ein Einblick in den Bericht, den der Gauvor stand der Generalversammlung übermittelt, zeigt, wie gerade in Berlin   das Reichsbanner außerordentlich umsichtig und gut gearbeitet hat. Eine gänzlich neuartige Methode der Werbung und dazu einen schönen finanziellen Erfolg brachte die Rüst woche, die Anfang des Jahres durch­geführt wurde und der die Bildung der Eiser= nen Front als Zusammenschluß aller repu­blikanischen Organisationen der Arbeiterbewegung brachte.

Der äußere Stand der Organisation, die Zahl der Ortsgruppen und die Mitgliederzahl ist im großen und ganzen unverändert geblieben. Da­gegen ist der innere Aufbau des großen Gaues in der Berichtszeit schlagfräftiger und organischer gestaltet worden. Die Weiterbildung der ehren­

amtlich tätigen Funktionäre und besonders der technischen Führer wurde stark gefördert. Beson­ders der Jugend gegenüber war man sich der besonderen Verantwortung stark bewußt. Im Jungbanner wurden die jungen Republika­ner geistig und sportlich besonders geschult. Seit einiger Zeit wird dem Freiwilligen Ar­ beitsdienst   vom Reichsbanner erhöhte Beach­tung zugewendet, so daß schon jetzt acht zum Teil

zollamts scheint es alfo Leute zu geben, die recht viel überflüssige Zeit haben, um ihre Schnüffel­funft zu erproben. Der Bursche, der diese Helden­taten zur Reinigung Deutschlands   für das Dritte Reich vollbracht hat, ist natürlich zu feige, dafür einzustehen, während er sich im Kreise seiner Ps. als Held bewundern lassen kann.

Das Hauptzollamt müßte wenigstens nach diesem Vorfall dafür sorgen, daß auch der Rein­machefrau eine verschließbare Garderobe zur Ver­fügung steht. Seine Telephonzentrale ist ein sehr mangelhafter Ersatz.

geſchloſſene, zum Teil offene Arbeitslager des Wieder Felsened- Prozeß

Gaues bestehen. Bis zum Frühjahr sollen Ar­beitsobjekte für 3000 Arbeitsdienstfreiwillige be= schafft werden.

So steht der Gau Berlin- Brandenburg in allen Teilen der großen Organisation mitten in der Lösung wichtiger Aufgaben. Den bisher einge­schlagenen Weg weiter fortzufezen, liegt nicht nur im Interesse des Reichsbanners, sondern auch der gesamten republikanischen Bewegung. Die hier geleistete Arbeit hat weit darüber hinaus hohe staatspolitische Bedeutung. Eine Tat­sache, die leider früher bei den Behörden nicht immer in ihrem ganzen Ausmaß erkannt worden ist und der man sich heute unter den neuen Ver­hältnissen wissentlich verschließt.

Wind als Mitschuldiger

Verschwundene Notariatsakten

In einer Moabiter   Gerichtsverhandlung spielte vor einiger Zeit der Wind als Anstifter zum Ver­brechen eine ebenso merkwürdige wie entscheidende Rolle.

Es war in einem Betrugsprozeß. Die Ange­stellte eines Notariatsbüros wurde als Zeugin ver­nommen; sie legte dem Gericht Notariats= akten vor, die auf Veranlassung des Angeklagten im Büro des Notars in betrügerischer Absicht an­gelegt worden waren, ohne daß der Notar davon das geringste gemerkt hatte. Während der Pause erhielten die Anwälte der Angeklagten diese Notariatsaften zur Einsicht. Nach der Pause wurde u. a. erörtert, daß einer der Angeklagten, ein Italiener, an der Aufstellung der Notariasatten unter fremden Namen teilgenommen und das Schriftstück auch mit diesem Namen unterzeichnet hat. Angriffe auf die Einrichtung republikanischer Dr. Er bestritt das. Die Zeugin meinte: Die eine Segistide in den Unterschrift ist aus ganisationen unter Einsatz ihres Lebens ab­Notariatsakten zu ersehen. Als man sich dieses gewehrt. Wir denken hier besonders an den Schriftstück genauer ansehen wollte, war es nicht feigen Ueberfall der Nazihorden auf das ,, Vor= zu finden. Ich habe es aber noch vor der Pause wärts" Haus, bei dem gleichfalls zwei gesehen," erklärte der Borsigende. Große Auf­Kameraden Verwundungen erlitten haben. regung im Gerichtssaal. Die Richter, Verteidiger, Angeklagten, alle suchen das Schriftstück. Es ist nirgends aufzufinden. Doch bald tam des Rätsels Lösung. Ein Justizwachtmeister hatte das Schrift­stück im Klosett der Arrestzelle des Angeklagten Spiekermann gefunden, und der Angeklagte be= hauptete, der Wind habe es ihm vom Verteidiger­tisch in die Hände geweht.

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Die Sondergerichtsbarkeit hat die lange Reihe der schweren Opfer fortgesetzt.

Noch in aller Erinnerung ist das furchtbare Urteil der Kammer Tolk  , das den jungen Reichsbanner­mann Mag Rothe für 5 Jahre dem Zucht= haus überliefert hat. Noch heute beteuert Mar Rothe seine Unschuld, und noch heute sind alle seine Kameraden von seiner Schuldlosigkeit über­zeugt. Erst vor zwei Tagen traf ein neues Fehl= urteil des Sondergerichts in dem Börnicke­Prozeß Reichsbannerleute und Anhänger der Eisernen Front schwer und schickte wieder zwei Freiheitskämpfer hinter Zuchthausmauern. Die Verbundenheit mit den toten und verwundeten Kameraden, mit den in den Zuchthäusern und

Gegen den Angeklagten Spiekermann und seinen Verteidiger wurde ein Verfahren wegen Urkunden­beseitigung eingeleitet. In bezug auf seinen in Verdacht geratenen Anwalt mußte es eingestellt werden. Spiekermann hatte sich jetzt vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte zu ver­antworten und bekam vier Monate Gefängnis. In der Urteilsbegründung stellte der Vorsitzende tat­sächlich fest, daß während der Pause durch den

beim Deffnen des Fensters entstandenen Luftzug eine Anzahl loser Blätter aus den Notariatsaften zu dem Angeklagten hinübergeflogen seien und daß Spiekermann das seinen Komplicen belastende Schriftstück an sich genommen und beseitigt habe. Der Verteidiger war somit vollkommen gerecht­fertigt. Der Mitschuldige war tatsächlich der Wind.

Ein Reiniger

Hauptzollamt durchsucht Garderobe In Alt- Moabit im Hauptzollamt wurde am 3. Oktober eine Reinmachefrau neu eingestellt. Als Garderobe wurde ihr die Te=

lephonzentrale angewiesen, so daß sie ihre Lebbonsentrate angewiefete, was bort sehr

notwendig gewesen wäre. Denn als die Frau nach mehrstündiger Arbeit die Telephonzentrale wieder betrat, um den Papierforb zu entleeren, fand sie darin ihre in Fezen zerrissene Mitglieds­farte der Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinder­freunde vor, die sich in ihrer verschlosse= nen Aktentasche befunden hatte.

Bei näherem Zusehen stellte sie weiter fest, daß ihre Aktentasche an einem anderen Play hing und auch das Abzeichen der Eisernen Front ver= schwunden war, das sie an der Innenseite ihres Mantelrevers befestigt hatte. Außerdem war ihr Vorwärts" Notiz kalender einem Hakenkreuz verschmiert worden.

mit

Ihre Vorstellungen beim Personalchef hatten zur Folge, daß dieser sich bei dem Tele= phonisten nach dem Uebeltäter erkundigte, der Reinmachefrau aber, als der Telephonist natür­lich nichts wußte(!), den Rat gab, die Sache auf sich beruhen zu lassen.

In oder bei der Telephonzentrale des Haupt­

Rechtsanwalt Litten nicht zugelassen

Am Montag beginnt der Felseneck- Prozeß in zweiter Auflage. Vier Monate lang hat sich das Gericht mit den blutigen Vorfällen am 18. Januar d. 3. zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten auf dem Gelände der Laubenkolonie Felsened beschäftigt. Noch bevor sämtliche Zeugen vernommen werden konnten, flog die Verhand­lung auf.

Der Vorsitzende und einer der Beisitzer er­klärten, daß zu befürchten sei, die Angeklagten könnten sie für befangen halten. Aus diesem Grunde schieden sie aus dem Prozeß aus. An­laß zu diesem Entschluß der beiden Richter gab ein gleichfalls unerhörter Zwischenfall mit dem Verteidiger der Kommunisten, dem R.-A. Litten. Das Gericht hatte ihm die weitere Teilnahme als Verteidiger in dem Prozeß verwehrt mit der Be­gründung, daß er die Verhandlung sabotiere. R.-A. Dr. Litten hatte, wohl verleitet durch die zu große Nachsicht des Vorsitzenden, sich eine Reihe von äußerst heftigen Auftritten geleistet und die Stim­mung im Gerichtssaal immer mehr zugespitzt. Es fam wiederholt zu turbulenten Szenen, an denen sich auch die Angeklagten beteiligten.

Die neue Verhandlung sollte unter Vor­sitz des Landgerichtsdirektors Bömert bereits vor einigen Tagen beginnen. Der Prozeß wurde je­doch verschoben, weil dem Gericht bekannt ge­worden war, daß R.-A. Dr. Litten Teilnehmer des Prozesses beeinflußt habe. Nach eingehender Prüfung der Sachlage und nach Bernehmung von Dr. Litten und einigen weiteren Personen ist das Gericht, wie die Justizpressestelle amtlich mitteilt, zu dem Ergebnis gelangt, es bestehe der begrün­dete Verdacht, daß R.-A. Dr. Litten einen An­getlagten der Gegenseite in unzulässiger Weise beeinflußt und versucht habe, durch einen Zeitungsartikel auf Zeugen einseitig Einfluß zu nehmen; dadurch habe R.-A. Litten sich der Stel lung als Verteidiger begeben und sei in die Reihe wichtiger Zeugen eingetreten.

R.-A. Dr. Litten wird gegen diesen Beschluß des Gerichts beim Kammergericht Beschwerde ein­legen. Vorläufig scheidet er aber aus der Reihe der Verteidiger aus.

Osram"-Freififch im Rahmen der Winterhilfe. Die Osram- Gesellschaft beabsichtigt auch in dem kommenden Winterhalbjahr den sogenannten Os ram Freitisch" für Erwerbslose einzurichten, und zwar ab Montag, den 31. Oktober 1932. Es mer. den wieder täglich 1000 Freiportionen verabfolgt; davon 400 durch die Fabrik A, Sidingenstraße, 400 in der Fabrit D, Rotherstraße, und 200 in der Fabrik S, Charlottenburg  , Helmholzstraße. Berücksichtigt werden hauptschlich ehemalige Os ram  - Arbeitnehmer.

Gewerkschaftliches siehe 2. Beilage. Hierzu 3 Beilagen

Der ,, Borwärts" erscheint wochentäglich zweimal, Sonntags und Montags einmal. Jllustrierte Sonntagsbeilage Bolt und Zeit". Bezugspreise: Wöchentlich 75 Pf., monatlich 3,25 M.( bavon 87 Pf. monatlich für Zustellung ins Haus) im voraus zahlbar. Postbezug 3,97 M. einschließlich 60 Pf. Postzeitung und 72 Pf. Postbestellgebühren. Auslandsabonnement 5,65 M. pro Monat; für Länder mit ermäßigtem Drucksachenporto 4,65 M. Bei Ausfall der Lieferung wegen höherer Gewalt besteht kein Anspruch der Abonnenten auf Ersaz. Anzeigenpreise: Die einfpaltige Millimeterzeile 30 Bf., Reklamezeile 1,50 M. Ieine Anzeigen" das fettgedruckte Wort 20 Pf., jedes weitere Wort 10 Pf. Rabatt laut Tarif. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Arbeitsmarkt Millimeterzeile 25 Pf. Familienanzeigen Millimeterzeile 16 Pf. Anzeigenannahme im Hauptgeschäft, Lindenstr. 3, wochentäglich von 8 bis 17 Uhr. Der Verlag behält sich das Recht der Ablehnung nicht genehmer Anzeigen vor.| Berantwortlich für Politik: Richard Schwarz; Wirtschaft: G. Klingelhöfer; Gewertschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton  : Herbert Lepère; Lokales und Sonstiges: Friz Karstädt; Anzeigen: Otto Hengst; sämtlich in Berlin.  / Verlag: Vorwärts- Verlag G. m. b. H., Berlin  . Druck: Vorwärts- Buchdruckerei und Berlagsanstalt Paul Ginger u. Co., Berlin  ' Sw. 68, Lindenstr. 3.

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