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ERSTE BEILAGE

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Erkaltende Liebe

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Vorwärts

Blühenver Sternen Schwindel

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Bis zum 13. August war Adolf I. der Liebling aller ,, Astrologen ". Aber seitdem es allerorten zuletzt in Gerdauen so deutlich wetter­leuchtete, hat diese Liebe plötzlich auffallend nach­gelassen. Die Sterne schienen mit einem Male Hitler zu verlassen. So steht in einem dieser Blätter bereits zu lesen:

,, Ihr Gefühl, daß sich gewissermaßen der Wind einmal in den Haken des Hakenkreuzes verfängt und das Ganze rückwärts dreht, ist berechtigt. Denn tatsächlich ist das Hakenkreuz der NSDAP . falsch, denn wenn Sie sich dieses Hakenkreuz aus Papier ausschneiden, daß die einzelnen Hafen zu Schaufeln werden, so dreht sich das Hakenkreuz links herum, also zurück. Schon heute macht sich daher nach dem Riesenaufschwung der Partei eine starke Enttäuschung bemerkbar..."

Der fluge Mann baut vor. Seitdem sich die Barone in der Wilhelmstraße häuslich eingerichtet haben und die Raben immer vernehmlicher über allen ,, Braunen Häuschen" zu frächzen beginnen, glänzen halt zur Abwechslung Herrn v. Schlei­chers Sterne:

,, Wird Hitler mit Schleicher zusammenarbei­ten fönnen? Wird der eine den anderen unter­jochen? Wer von den beiden wird die Ueber­macht haben?... In der Verbindung zwischen diesen beiden wird sich herausstellen, daß Schleicher der stärkere von beiden ist. Hitler wird in dieser Verbindung der Leidtragende sein und die ganze Fülle von Trennungen und Entzweiungen, die auf Hitler warten, wird nach feiner endgültigen Verbindung mit Schleicher über Hitler hereinbrechen. Hitler wird den Schatten Schleichers nie los werden, Hitler wird unterliegen, weil Schleicher gar nicht unterliegen kann..."

Man muß hierbei nie außer acht lassen, daß so etwas politische Analphabeten schreiben, aber man merkt deutlich den nassen Finger.

Der 6. November

Nun vermögen ,, Astrologen " zu hören, wie das Gras wächst. Für den vorgestrigen Freitag hatten sie wohl sehr warmes Wetter und einen heiteren Tag prophezeit, doch das Gegenteil trat natürlich ein: wir hatten den ersten bitterkalten Herbsttag dieses Jahres und gegen Abend goß es in Strö­men, aber was macht das, wenn wir jetzt schon erfahren können, was am 6. November morgens, mittags und abends los sein wird. Hören wir:

,, Die bösen Aspekte, die der Mond bildet, weisen darauf hin, daß das Volk nach der Wahl ent=

Ständig ist aller mögliche Unfug gestiftet worden, Propheten und Scharlatane sind aufgetaucht, noch heute nach mehr als einem halben Jahrzehnt steht da und dorten an verlassenen Bauzäunen das Wörtchen ,, Hingabe" aus weiland Kaiser Häussers Zeit, aber irgendwie blieb früher so etwas doch nur ein Witz. Denn Zeiten und Menschen waren halb­megs gesund. Aber seitdem der Monopolkapitalismus die Existenzgrundlagen von Millionen Bürgern und Bauern zerschlagen hat, seitdem diese Zwischenschichten einen rücksichtslosen Kampf führen um jeden zu verdienenden Taler, wobei sie glaubten, daß Hitler ihnen diesen Kampf würde abnehmen, seitdem sind die Sterngucker dran. Es wäre nicht einmal Bosheit, wollte man das Gleichmaß zweier Kurven verzeichnen: der Aufstieg des Hitlerismus und das Anwachsen der Sterndeuter. Heute werden in der Reichshauptstadt etwa zwei Dutzend ,, astrologischer" Blätter feilgehalten. Dabei herrschen in den Redaktionen dieser Blätter eigentümliche Manieren: jeden Morgen wird der rechte Zeigefinger benetzt und aus dem Fenster gehalten. Je nachdem aus welcher Richtung der Wind weht, wird dann mit der rechten oder linken Hand geschrieben.

täuscht sein wird. Bis gegen 4 Uhr nachmittags wandert der Mond im Wassermann und Sertil Uranus und Opposition Mars. Die Kommunisten und Nationalsozialisten werden sich stark am Wahlgang beteiligen. Mars wird zu verbreche­rischen Handlungen reizen. Ostpreußen und die Hansastädte stehen unter diesen Einflüssen, wäh­rend der Mond für Bayern wenig vorteilhaft mirkt.

Der Beginn der Wahl steht um 8 Uhr früh unter dem Zeichen Skorpion , erst wenn das Zeichen Schüße aufsteigt, werden die Wähler lebendig. Nach der Wahl, von 8 bis 9 Uhr abends, wenn der Krebs aufsteigt, erfahren wir die ersten Wahlergebnisse. Da Pluto , Uranus und Saturn den aufsteigenden Grad verlegen, hören mir von enttäuschenden Ergebnissen. 3mischen 10 und 11 Uhr abends ist der Löme aufsteigend, dieser ist ungünstig für Hitler. Es werden schlechte Wahlbezirke bekannt und erst nach 11 Uhr abends unter Sertil Uranus , Trigon Merkur kommen die Schlußergebnisse, welche für Hitler wieder günstiger sind."

Nun muß man sich das alles aber so vorstellen, daß sich jeder Astrologe" ein Horoskop aufmalt, wie es ihm gerade in den Kram paßt. Jeder meissagt dann eben etwas anderes und zum Schluß erklärt einer den anderen für

verrückt. Oder man trifft sich wie neulich vor den Schranken des Arbeitsgerichts. Bei diesem Kampf um den Mammon stellte sich dann heraus, daß Kläger wie Beklagte Juden waren. Sie hatten sich nur ein wenig als Teutobolde getarnt und bis auf weiteres in Hitlers Troß eingereiht.

O Harzburg, o Harzburg

Ehe nun die Harzburger begannen, sich gegen­seitig hinter die Haare zu klatschen, ließen sich diese astrologischen" Wurstblätter entschieden leichter schreiben. Hauptsache war: immer feste gegen die Marristen! Das ist modern. Heute jedoch haben die Sterndeuter bereits schwere Bauchschmerzen, wie leicht könnten sie ins Fett­näpfchen treten. Bleibt der Kunde bei Adolf oder geht er zu Hugenberg? Was also tun. Ein Blatt ist in dieser Frage noch nicht ganz mit sich zu Rande gekommen und so macht es denn in Einheitsfront:

Die Sterne reden eine sehr eindringliche Sprache; sie zeigen auf der einen Seite den Kampf auf der anderen Seite aber auch den endlichen Sieg und die zwingende Notwendigkeit, in Gemeinschaftsarbeit Schulter an Schulter den Wiederaufbau Deutschlands anzubahnen und durch

Ueberraschte Räuber

Geldbriefträger sollte Opfer werden

Zwei von langer Hand vorbereitete Ueberfälle konnten im letzten Augenblick verhindert werden. In einem Falle wurden vier Burschen und das andere Mal zwei von der kriminal­polizei festgenommen.

Unweit des Spandauer Hauptpost= amtes lagen gestern früh gegen Uhr drei Burschen auf der Lauer, um einen Geld= briefträger, den sie wochenlang beobachtet hatten, zu überfallen. Eigentlich hatten sich für den Ueberfall vier Mann verabredet, dieser vierte blieb aber aus. Er war nämlich am Abend zu= vor wegen eines Diebstahls festgenommen wor den und dabei war der geplante Ueberfall zur Kenntnis der Kriminalpolizei gelangt. Die Täter wurden überraschend festgenommen. Bei einem wurde eine geladene Pistole und bei einem ande­ren ein 40 Zentimeter langes Stahlrohr mit einer

Lederschlaufe gefunden. Die Täter gaben unum= wunden zu, daß sie den Geldbriefträger nieder­schlagen wollten und bei dem geringsten Wider­stand auch geschossen hätten. Die jugendlichen Banditen wurden eingeliefert.

Zwei andere Wegelagerer, die es auf die Rassenbotin einer Konfettions= firma in der Burgstraße abgesehen hatten wurden gleichfalls noch rechtzeitig unschädlich ge-. macht. Die Burschen wollten das Mädchen, das einen größeren Geldbetrag von der Bank abge= hoben hatte, niederschlagen und mit der Beute auf Fahrrädern die Flucht ergreifen. Die Täter waren aber beobachtet worden und ihr Benehmen war Angestellten verdächtig vorgekommen. Ins= geheim wurde die Polizei alarmiert, die gerade im rechten Augenblick einschritt. Beide sind ge­ständig, einen Ueberfall geplant zu haben.

SONNTAG, 16. OKT. 1932

zuführen... Stahlhelm und Hakenkreuz gehören auf Grund streng sachlicher astrologischer Ueber­legung zusammen; und sie werden sich auch alle gemeinsam in der großen nationalen Front fin­den, denn um die Jahreswende herum wird gleich­zeitig das Kampfesende liegen, das gleichzeitig die Wiederherstellung des nationalen Blocks be= deutet..."

Bei wie vielen Arbeiter- und Soldatenräten mögen diese Leute, die heute so etwas schreiben, November 1918 antichambriert haben. Feine Ver­bündete hat der Münchner Adolf.

Kongreẞ in Stettin

Nun werden diese Sterndeuter aber nachgerade teß. Neulich haben sie doch einen Astrologen­fongreß in Stettin abgehalten mit dem Thema: Astrologie und Politik. Was taten die Leute da? Staatliche Anerkennung verlangten sie! Denn Mussolini lasse sich angeblich auch ständig astrologisch beraten. Nun, vielleicht wird daraus etwas im Dritten Reich. Sonst beschimpften sich natürlich die Sterndeuter gegenseitig. Das ist in diesen Kreisen so üblich, aus Futterneid.

Vor einigen Wochen wollten die Sternfieker" auch den Wedding erobern. Sie bauten ihren Bauchladen mit den Horoskopen auf und ver­langten 5 Groschen für eine Weissagung. Da haben die Frauen einen Krach geschlagen: Na, da steht een doch der Vastand schtille! Fünf Iro­schen will der haben und wir ham nich' mal een Sechser for de Schrippen! Da müßte man doch jleich mit'n nassen Lappen mangschlagen, det alles. bloß so roocht!" Der Auflauf wurde immer größer, und so schnell wie der Astrologe" hatte mohl noch niemand seinen Laden eingepackt. Denn die armen Frauen hätten den Mann tatsächlich durchgewalkt. Aber am Wittenbergplatz blüht wieder der Sternenschwindel.

Zuchthausanträge

Im Devisenschieberprozeß Dr. Böhmer Im Devisenschiebungsprozeß gegen den früheren Gerichtsaffessor Dr. Henning Böhmer und seine Mitangeklagten, in dem es sich um eine verbotene Effektentransaktion in Höhe von 3 Millionen Mark zugunsten von Ausländern handelte, wurde gestern vor dem Schnellschöffengericht die Be­weisaufnahme geschlossen.

Der Staatsanwalt beantragte gegen Dr. h- mer megen fortgesetzten Devisenverbrechens und wegen schwerer Urkundenfälschung, die durch die Ausstellung angeblicher Vollmachten des Fürsten Leiningen begangen wurden, ein Jahr sech s Monate Zuchthaus und 15 000 Mart Geldstrafe und gegen den Bankkremissier Julius Pick, der die Effekten von den aus­ländischen Agenten an Dr. Böhmer geliefert hatte, ein Jahr Zuchthaus und 20 000 Mark Geldstrafe. Gegen den 60jährigen Prokuristen Max Wollsteiner vom Bankhaus Kuczynſki beantragte der Staatsanwalt 20 000 Mart Geld­strafe oder im Unvermögensfalle drei Monate Gefängnis wegen fahrlässigen Devisenvergehens, da sich der Verdacht der wissentlichen Beihilfe zum Devisenverbrechen durch die Beweisaufnahme nicht bestätigt habe. Auch gegen die übrigen An­geklagten, die für Dr. Böhmer den Effektenver­kauf an anderen Bankinstituten vorgenommen oder vermittelt hatten, wurden Gefängnis- und Geldstrafen beantragt.

Infolge der vorgerückten Stunde wurde be­schlossen, daß die Mehrzahl der Verteidiger erst am Montag plädieren werden, so daß das Ur= teil erst für Montag nachmittag zu er= warten ist.

B 2

Vill

Wo

man hinkommt,

trifft man, Saba

Noch nie ist in Berlin

eine Cigarette so populär gewesen, wie ,, Saba ohne".

Das ist nur allzu erklärlich; denn noch nie wurde dem Berliner eine Cigarette geboten, die in Qualität, Format und Preis so unerreicht ist.

"

KÖNIGIN VON

6 Stück 20 Pfg.

3.G

KONIGIN VON SABA

GES- GE

Saba

Flugzeugbilder mit Hoheitszeichen

ohne