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IRMGARD KEUN

Gilgi

eine von uns

Bit steht auf. Ich selbst habe nichts

-

will

-

das weißt du ja aber ich zu meinem Bater gehen vor vier Jahren habe ich ihn zulegt gesehen..."

-

"

,, Donnerwetter, Pit das würdest- bu- tun?"

-

,, Na, wenn du Geld brauchst- brauchst du's eben und wenn du's richtig findest, Leuten zu helfen, dann wird's wohl schon richtig so sein." Pit greift nach seinem Hut - ,, wart' hier auf mich in spätestens in spätestens einer Stunde bin ich wieder zurück." Schon hört man seine Abfäge eilig die steile Holz­treppe hinunterklappern. Bilgi denkt nichts und tut nichts, fällt auf Bits Bett und schläft ein.

,, Bach' auf, Gilgi

- wach' doch auf!"

-

-

verdammt nochmal

Pit du?" Gilgi reibt sich die Augen. Ich habe furchtbaren Hunger- wie spät ist es?"

-

Fünf Uhr glaub' ich." Gott, Martin, was mird Martin denken ich muß nach Hause ja, was wollt ihr denn nur... ,, Hast du das Geld, Bit???"

Ich war zu Haus mein Vater war nicht da hält einen Vortrag in Frankfurt . Da bin ich zu einem Freund...

,, Hast du das Geld?"

-

,, Nein bis morgen mittag vielleicht... ,, Das ist zu spät Herrgott, jetzt ist keine Zeit mehr zu verlieren. Was fennen wir denn noch für kapitalkräftige Leute, Pit?" Gilgi überlegt. Zu den Krons gehen? Un­möglich. Sie würden mir ja das Geld viel­leicht geben aber wann? Uebermorgen oder nächste Woche. Die gehören ja zu den Leuten, die jedes Dreimarkstück erst ,, flüssig machen" müssen. Den Belzmantel versezen? Befäme man doch sicher nicht genug. Und auch sonst täte man's nicht. Ist doch von Martin, der Mantel- und Martin darf mit der ganzen Geschichte nicht das geringste zu tun haben. ,, halt ich weiß... tschö Pit..." Gilgi sauft die Treppen hinunter.

"

Kaiser- Wilhelm- Ring. Greif.- Gilgi flin­gelt. Das standesbewußte Mädchen öffnet. Frau Greif da?"

-

"

Gnädige Frau sind jetzt nicht zu sprechen." Das werden wir ja mal sehn Gilgi schiebt sich an dem verblüfften Mädchen vor­bei zur Tür hinein- sezt sich auf den kleinen Korbsessel in der Diele sieht auf ihre Arm­banduhr ,, Eine halbe Stunde warte ich hier bis dahin hat Frau Greif zu sprechen zu fein."

-

-

Das Mädchen verschwindet- fommt eine Minute später wieder: ,, Gnädige Frau lassen um ihren Namen bitten und was sie

wünschen?"

,, Das sage ich Ihnen nicht. Frau Greif nur, ich wartete

sich beeilen."

Sagen Sie

-

sie möchte

Das Mädchen tommt plötzlich näher

fieht Gilgi neugierig und unsicher vertraulich sind Sie vielleicht die

an- ,, Sind Sie

Braut vom Herrn Longin?"

,, Ob ich was bin?"

,, Ach, ich dachte, Sie sind

- aber wenn Sie's nicht sind- ich will nichts gesagt haben dann...

,, Vielleicht bin ich's", meint Gilgi und macht ein geheimnisvolles Gesicht. Kann ja sein, daß man als Braut vom Herrn Longin die Dame Greif eher zu sprechen bekommt. Die Miene des Mädchens drückt fatte Befrie­digung und Eingeweihtsein aus. Es öffnet halb den Mund will anscheinend etwas fagentlappt dann aber mit sichtbarer Selbstüberwindung den Mund wieder zu und entfernt sich.

Gilgi fißt und wartet. Wartet auf eine

-

wildfremde Dame, von der sie fünfhundert Mark haben will. Außerdem ist diese fremde Dame ihre Mutter. Das ist merkwürdig. Viel merkwürdiger aber ist ihre tiefe, nicht zu er­schütternde Gleichgültigkeit für diesen Be­griff. Ist doch nicht normal von Rechts megen müßte fie doch aufgeregt sein... nichts zu machen man ist nicht aufgeregt. man ist nicht aufgeregt. Ob das denn wirklich so mas Wichtiges ift: Mutter! Ja, und wenn man überhaupt etwas für diese unbekannte Mutter empfindet bann eine unerflärliche, aber nicht megzu leugnende Abneigung. Gleich werd' ich sie sehn das Herz bleibt ruhig. Hans und sehn Hertha fie muß mir Geld geben das Herz schlägt schneller. Martin- was wird

-

-

-

Martin denfen, wo ich bin das Herz sezt jefundenlang aus, und Bilgi münscht, ohn­mächtig zu werden. Fiebernde Ungeduld pact fie plöglich. Fünf Minuten hat sie gewartet und glaubt, daß Stunden vergangen sind. Das Geld Martin fleine Kinder

-

an

-

Gefängnis- und Martin wird warten. Und Gilgi fommt's vor, als wenn sie ein nie wieber gutzumachendes Verbrechen Martin beginge. Die kleinen Kinder- was gehn fie mich an! Der Hans fommt ins Ge fängnis soll er doch. Martin wartet ich werd' erklären müssen er wird nicht ich werd' erklären müssen verstehn warum sige ich hier? Heute sollt' ich beim Arzt sein. Das Kind vielleicht vielleicht wird es so unordentliche schwarze Haare haben wie Martin und so dunkle Augen mit silbernen Lichtern ich möchte gern so ein fünfhundert Markach, da ist es wieder, Kind Martin, mein Liebling Geld, fünfhundert Markach, da ist es wieder, das ganze Durcheinander. Ich kann nicht mehr Martin wartet

-

-

-

--

Ach, ich habe nichts gemerkt, daß ich aufge­standen bin. Was tue ich- ich gehe Martin zur Tür nein doch ich muß Geld haben. Ist doch nicht wichtig doch, ist wichtig. Eben war doch noch alles flar da wollte ich was- jetzt doch auch...

Preisausschreiben

400 RM. Bargeld und wertvolle Preise

Der große Erfolg, den der jetzt im Vorwärts" und in zahlreichen anderen sozialdemokratischen Zeitungen erscheinende Roman von Irmgard Keun ,, Gilgi, eine von uns " unter den weiblichen Angestellten gefunden hat, veranlaßt den ,, Vorwärts", ein besonderes Preisausschreiben für seine Leserinnen zu veranstalten.

Alle weiblichen Angestellten, die den Vorwärts" lesen, haben das Recht der Teilnahme an dem Wettbewerb, insbesondere alle Stenotypistinnen, Büroangestellten, Verkäuferinnen. Auch neu eintretende Abonnentinnen können sich an dem Preisausschreiben beteiligen. Der bisher erschienene Teil des Romans wird ihnen auf Ersuchen kostenlos nachgeliefert. Verlangt werden für den Wettbewerb kleine literarische Beiträge, Nieder­schriften und knappe Skizzen, deren Thema frei gewählt werden kann. Ein Lebensabriß, ein Bürotag, eine besonders typische oder bedeutsame Szene aus Leben und Beruf, und auch Erlebnisse außerhalb des Arbeits­bereichs sollen kurz geschildert werden. Glaubt jemand ein besonders abenteuerliches oder die Not der Zeit kennzeichnendes Lebensschicksal hinter sich zu haben das gilt besonders für die zahlreichen Opfer der Wirtschaftskrise, so ist auch dessen Beschreibung willkommen.

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Liste der ausgesetzten Preise:

1. 1 Barpreis 350 RM.

2.1 Modernes Original Nora- Radio- Empfangsgerät, Wert 265 RM.

3. 1 Mercedes - Kleinschreibmaschine, Wert 240 RM.

4. 1 Lind car- Damenfahrrad, Wert 66 RM.

5. 1 Sparbuch der Bank der Arbeiter, Angestellten und Be­amten A.-G. mit einer Einlage von 50 RM. Ferner zehn Preise im Werte von 5 bis 35 RM.

Bedingungen für die Beleiligung:

1. Die Manuskripte sollen nur einseitig beschrieben, mindestens drei und höchstens fünf Schreibmaschinenseiten lang sein.

2. Allen Einsendungen ist die Abonnementsquittung des Vorwärts" und ferner ein für die Rücksendung bestimmter Freiumschlag beizufügen. 3. Die Einsendungen müssen bis zum 1. Dezember 1932 beim Verlag ,, Vorwärts", SW 68, Lindenstr. 3, eingegangen und mit dem deutlichen Kennwort Gilgi " versehen sein.

4. Der ,, Vorwärts" behält sich das Recht vor, die mit den ersten drei Preisen ausgezeichneten Arbeiten, ohne besonderes Honorar, zu veröffentlichen, ebenso andere Arbeiten zu dem üblichen Honorar. Das alleinige Nach­drucksrecht an der mit dem ersten Preis ausgezeichneten Arbeit geht auf die Paramount Film A.-G. über, deren Tonfilm ,, Eine von uns" nach dem Roman von Irmgard Keun in den nächsten Wochen herauskommt.

5. Angestellten des Verlages und der Redaktion des Vorwärts" ist eine Beteiligung am Wettbewerb nicht gestattet. Der Vorwärts" übernimmt keine Gewähr für etwa verloren gegangene Einsendungen.

Das Preisgericht:

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Irmgard Keun , die Verfasserin des Romans ,, Gilgi, Eine von uns ". Theodor Glocke, Verleger.

E. G. Techow, Pressechef der Paramount Film A.-G.

Je ein Vertreter aus Redaktion und Verlag des Vorwärts". Die Entscheidungen der Preisrichter sind endgültig und erfolgen unter Aus­schluß des Rechtsweges. Das Preisgericht kann auch Arbeiten auszeichnen, die nicht allen Bedingungen des Wettbewerbs entsprechen. Der Vorwärts" behält sich Erweiterungen der ausgesetzten Preise vor.

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Bilgi beißt sich ins Handgelenk immer meher muß es tun, immer meher 1000 und nun weiß man wieder, was man mill. Wo ist die Frau? Was macht sie solange? Stundenlang wart' ich ein Blick auf die Armbanduhr: ganze sechs sieben Minuten warte ich. Warum fommt sie nicht? Ich habe eine Wut auf diese Frau. Fällt mir gar nicht ein, mich da wieder wie ein Idiot in das lächerliche Korbstühlchen zu setzen. Gilgi geht ins nächstliegende Zimmer. Eine böse und unsympathische Wohnung. So fette beabsich= tigte Eleganz so geschwollen. Lächerlich - diefer progige Schreibtisch mit der obli­gaten Ledermappe und so'nem albernen Krokodil aus Metall. Martin ist mal von einem richtigen Krokodil gebissen worden in Columbien . Ob ich die Narbe wohl tausendmal oder zehntausendmal gefüßt habe? Das ist sehr wichtig zu wissen. Sicher habe ich sie nicht oft genug gefüßt. Martin, mein Liebling, wenn wir doch soviel Geld hätten wie ungefüßte Küsse! Geld! Ich muß Geld haben. Wenn ich jetzt irgendwo Geld sehe oder etwas, das Wert hat, dann flaue ich es und gehe damit fort- dann brauche ich nicht mehr zu warten und kann zu Martin. Eingehend mustert Gilgi Bilder und Einrichtungsgegenstände auf ihren Wert hin. Ist alles nicht das Richtige Klubsessel kann man ja schließlich nicht gut forttragen. Mal ins nächste Zimmer gehn. Gilgi wandert von Zimmer zu Zimmer, finster entschlossen, zu nehmen, was zu nehmen lohnt. Das stinkt alles nach Geld- aber den Wert von Basen und Bildern und fleinen Skulpturen fann man ja nicht beurteilen mit solchem Zeugs fann man schwer reinfallen. Und den Flügel fann man leider nicht fortschaffen und das Büfett auch nicht. Wieder eine verschlossene Tür Gilgi hört Stimmen, bleibt stehen und horcht ohne ein Spur von schlechten Gewissen. ( Fortsetzung folgt.)

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Yorick: Geklaute Artillerie

Getreuer Mitmensch, im Hauptberuf Untertant, im Nebenberuf Kinobesucher, vernimm es mit Staunen:

Die Panther Film- 2.- G. flagt gegen die Tobis. Klangfilm- 2.- G. Und weshalb?

Tja, schmierige Geschichte. Also die Panther. Film- A.- G. hat den Kriegsfilm Douaumont" ge= dreht. Darin fommt viel Artilleriefeuer vor, das die Panther- Film- A.- G. unter schweren Kosten ner­anstaltet und aufgenommen hat. Hierauf hat die Tobis- Klangfilm- A.- G. ihrerseits auch einen Kriegsfilm gedreht und auch Artilleriefeuer be nötigt. Und da ist die Tobis- Klangfilm- A.- G. hin gegangen und hat, so behauptet wenigstens die Panther- Film- A.- G., das Artilleriefeuer aus dem " Douaumont" Film meuchlings geklaut.

Na ja, an sich durchaus verständlich. Artillerie­feuer ist Artilleriefeuer, wer nicht gerade getroffen wird, mertt feinen Unterschied, und geteilte Kosten find halbe Kosten, und gar keine Kosten find höchstens Gerichtskosten, und einigen wird man sich schon, und ein Panther hackt dem anderen fein Auge aus. Aber lieber Mitbürger: die Wei­terungen, ich bitte Sie, die Weiterungen...?

Sehn Sie, wozu dreht man denn Filme mit Artilleriefeuer? Doch wohl, von einigen Aus­nahmen abgesehen, um Sie mit einwandfrei fünft lerischen Mitteln auf die kommende Wirklichkeit vorzubereiten, nicht wahr? Man will Sie doch darauf hinweisen, daß in der Weltgeschichte nun mal mit Kriegen zu rechnen ist, nicht wahr?

Und, wie wird mir denn da: gesetzt den Fall, es gibt den Krieg und die Artillerie der einen Seite schießt nach bestem ballistischem Wissen und Gewissen und mit einem Male geht einer von der anderen Seite hin und flaut einem einfach das schöne eigene Artilleriefeuer...? Sagen Sie nichts dawider: vor Gott und der Technik ist kein Ding unmöglich. Bitte schön: wo bleiben da die läuternden Wirkungen des Stahlbades? Und vor allem: wenn die Geschichte bloß drüben in Frank­ reich nicht publik wird! Man wird ja Angst kriegen, daß die Boches, geführt von ihren Ton­filmgenerälen, dem bedrohten Frankreich die ganze schöne Aufrüstung flauen...?

Kinder, Kinder, das geht doch nicht! Her,

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