Eiferne Front auf der Wacht
Die Eiferne Front hielt am Sonnfagvormiffag einen Führerappell ab. Schon lange vor 210 Uhr füllte sich der große Saal im Clou in der Mauerstraße mit den Funktionären der Berliner Eisernen Front. Die Rednertribüne war mit rotem Tuch geschmückt, zur Rechten wehte das schwarzrotgoldene Banner der Republik , zur Linken die rote Freiheitsfahne mit den drei Pfeilen. Die Bannerträger der Jugend marschierten mit ihren Sturmfahnen ein. Den Führerappel eröffnete
,, Die Freiheit ist in Fesseln geschlagen, der Volkswille wird unterdrückt, Muckertum und Reaktion triumphieren, das„ Heilige Recht" ist proklamiert. Der Herrenklub will die Gewerkschaften und die Arbeiterklasse überhaupt cnundtot machen. Die Justiz wirft Reichsbannerkameraden, Gewerkschaftler und Sozialdemokraten in ihre Kerker, ob= wohl sie zumeist ohne Schuld find.( Pfui- Rufe.) Laut befunden wir unsere Solidarität mit den Genossen, hinter denen sich die Türen der Kerter geschlossen haben.( Stürmische Zustimmung.) Wir werden nicht ruhen und rasten, bis sie wieder frei sind.( Neue anhaltende Zustimmung.) Der Herrenklub will uns zu Knechten machen, wir aber wollen teine Knechte, wir werden die Herren der kommenden Welt sein. In dieser Stunde tagt im Gemertschaftshaus die Generalversammlung unseres Ber liner Reichsbanners. Wir übermitteln ihr in Rampfgemeinschaft und Solidarität unsere Grüße. Wichtigste Rechte der Arbeiterklasse sind angetastet, Lohn- und Tarifrecht sollen genommen werden. Das Kabinett von Papen regiert mehrere Monate ohne Reichstag, um agrarische und großindustrielle Interessen besser wahrnehmen zu können. tragen den Kampf um die Demokratie in die Massen, den Rampf gegen Rapitalis. mus für Sozialismus, gegen Ver fflabung für Freiheit!"( Stürmischer Beifall.)
Lebhaft begrüßt nahm sodann
das Wort.
Anton Reißner
Wir
Mit aller Schärfe muß man sich gegen die Notverordnungspolitt der Reichsregierung wenden, die bei der gesamten deutschen Arbeitnehmerschaft die hellste Empörung und den erbittertsten Widerstand ausgelöst hat. Aus der Beitragsmarkenstatistik der Invalidenversicherung für das erste Halbjahr 1932 geht hervor, daß 61 Proz. der noch beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen nur noch
Der Führerappell im Clou
Wochenverdienste von weniger als 24 Mark erzielen. Allein diese Feststellung beweist, wie be= rechtigt der Abwehrkampf der Arbeiterschaft gegen den am 4. und 5. September notverordneten Lohndruck ist. Der von den Gewerkschaften unterstützte Widerstand der Arbeiterschaft gegen den neuen Lohnabbau hat auch im Unternehmerlager Erregung ausgelöst, aber nicht etwa gegen die Reichsregierung, die mit ihrer Notver= ordnung die Kämpfe herausgefordert hat, sondern gegen die Gewerkschaften, die die Existenzgrundlage ihrer Mitglieder verteidigen. So erklärte zum Beispiel vor einigen Tagen die schwerindustrielle ,, Deutsche Bergwerfs- Zeitung", den Gewerkschaften müsse flargemacht werden, wo die Grenzen ihrer Macht liegen. In anderen Scharfmacherblättern wird
von der Regierung ein Streifverbot oder gar ein Verbot der Gewerkschaften verlangt. Es wird auch mit dem Gedanken gespielt, die Gewerkschaften zu staatlichen Inftitutionen, zu Organen der Reichsregierung zu machen.( 3urufe: Unerhört, wir leben doch nicht in Italien !)
Es ist auch kein Zufall, daß sich zu der Reaktion auf wirtschaftlichem Gebiete auch die politische Reaktion gesellt, denn beide bedingen einander. Die politische Reaktion hält den Zeitpunkt für getommen, wo sie es nicht mehr nötig hat, sich zu mastieren. Mit dem Staatsstreich vom 20. Juli hat sie ihre Maske abgeworfen. Wir haben eine reaktionäre Reichsregierung, die sich selbst allerlei Bezeichnungen zugelegt hat. Diese Regierung, namentlich aber ihr Kanzler, redet auch sehr häufig, beinahe wieder soviel wie Wilhelm II. Herr Don Papen benutzt jedes Forum, um sich an die deutsche und die Weltöffentlichkeit zu wenden. In seiner jüngsten Rede in München hat Herr Papen davon gesprochen, daß die Reichsregierung jezt den Bau des Reiches neu gestalten wolle. Dieses umgebaute Reich wird ganz bestimmt fein Drittes Reich und auch kein Sowjetdeutschland sein. Was bei dem Umbau herauskommen wird, dürfte nichts anderes sein als die Restaurationration der alten Mächte, der längst überwunden geglaubten Kräfte, vielleicht sogar der Monarchie. Die politische Reattion will mit der Demokratie und den Volksrechten Schluß machen. Wenn heute ein harter Kampf um die Erhaltung der demo= fratischen Institutionen geführt werden muß, dann nicht zuletzt deswegen, weil große Teile der Arbeiterschaft in der letzten Zeit diese Institutionen nicht geachtet, ja sogar verächtlich gemacht haben. Den Kämpfern der Eisernen Front erwächst in den Tagen bis zum 6. November die Aufgabe, das Volk mobil zu machen gegen die
Reichsbanner in der Offensive
Eindrucksvoller Verlauf der Gaugeneralversammlung
Einmütigkeit und kampfes wille drückten der gestrigen Gaugeneralver. sammlung des Reichsbanners Schwarz- RotGold, Gau Berlin- Brandenburg, ihren Stempel auf. Die Arbeitstagung nahm einen außerordentlich eindrucksvollen Verlauf. Der neugewählte Borsitzende Artur Neidhardt eröffnete die Bersammlung im großen Saal des Gewerkschaftshauses, der mit schwarzrotgoldenen Fahnen reich geschmückt war, und von dessen Vorderseite die Büste des ersten deutschen Reichspräsidenten grüßte. Das wichtigste Ergebnis der Generalversammlung war die Neuwahl des Gauvorstandes, die folgendes Ergebnis hatte: 1. Borsigender Artur Neidhardt; 2. Borsitzender Dr. Willi Nowad; 1. Kassierer Landtagsabgeordneter Mar Fechner; 2. Kassierer Karl Holze; Schriftführer Hans Fest. Zu Beisitzern wurden berufen: Paul Liebed, Ernst Carlbergh, Franz Künstler, Willi Neßler, Wilhelm Rösler, Mag Wölfel, Emil Stahl, Otto Fourmont, Mag Lehmann, Paul Rohde und Jocel Meier.
Die Verhandlungen wurden durch groß angelegte politische Referate des Vertreters des Bundesvorstandes, Reichstagsabgeordneten Ferl, und des stellvertretenden Gauvorsitzenden Dr. Nomad eingeleitet. In beiden Reden wurde nach einem furzen Rückblick der Weg des Reichsbanners für die nächste Zukunft aufgezeigt und unter dem Beifall der Delegierten eine
neue Welle der Aktivität
angekündigt. Den Hauptbericht über die Arbeit des Gaues gab der Vorsitzende Artur Neidhardt. Dem zurückgetretenen Vorsitzenden, Reichstagsabgeordneten Stelling, übermittelte die Versammlung telegraphische Grüße der Berbundenheit und des Dankes für die im Reichs. banner geleistete wertvolle Arbeit.
In der Aussprache nahm auch mehrfach der Vorsitzende der Berliner Sozialdemokratie, Franz Künstler , das Wort. Unter dem stürmischen Beifall aller Delegierten erklärte er als Antwort auf lügenhafte Zeitungsberichte:
„ Das Reichsbanner ist ein Faktor der großen republikanischen Bewegung, ein wichtiger Aftivposten der Schidsal gemeinschaft aller Freiheitskämpfer, und niemand kann uns voneinander frennen!"
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Der neu Gauvorstand
In der weiteren Diskussion fanden besonders die Ausführungen der Vertreter aus der Provinz stärkste Beachtung, in denen immer wieder ge= fordert wurde, die vom Reichsbanner systematisch betriebene and agitation noch stärker zu fördern. Vorher hatte der erste Kassierer, Mar Fechner, den eingehenden Kassenbericht gege= ben, dem entnommen werden konnte, daß die finanzielle Lage des Gaues durchaus gesund ist. Dem Rassierer wurde einstimmig Entlastung erteilt. Bei den nachfolgenden Wahlen zum Gauvorstand wurden die leitenden Männer des Berlin - Brandenburger Reichsbanners fast ein. mütig stets nur gegen wenige Stimmen gewählt.
Protest gegen die Sondergerichte Die Debatte über die Auswirkungen der Sondergerichtsbarkeit fand ihren Niederschlag in der Annahme einer Resolution, in der es heißt: Schutzlos und fast rechtlos durch die Beschränkung der Verteidigung sind die Re publikaner den Beschuldigungen nationalsozialistischer Provokateure und politischer Rowdys preisgegeben. Gewissenlosigkeit und Lügenhaftigkeit von Zeugen, die alles daran setzen, politische Gegner ins Gefängnis und ins Zuchthaus zu bringen, erfordert eine sofortige Beseitigung der Sondergerichte, Schaffung eines ausreichenden Ermittlungsverfahrens und Wiedereinführung ordentlicher Gerichtsbarkeit. Es ist zu befürchten, daß
eine Sondergerichtsbarkeit, die sich immer mehr von dem Rechtsempfinden des Volkes entfernt, nicht den politischen Terror bekämpft, fondern mit Naturnotwendigkeit zu gewaltfamen Erregungsausbrüchen führen wird. Wir fordern Recht und Gerechtigkeit, wir fordern die sofortige Wiedereinführung einer durch ordnungsmäßigen Rechtspflege Auf hebung der Sondergerichte.
Die unter dem Abwehrwillen der Repu blikaner gegen die neuesten Vorstöße der Reattion stehende Gaugeneralversammlung fand ihren Abschluß mit der Annahme einer Entschlie= Bung, in der die Wähler aufgerufen werden, am 6. November unter dem schwarzrotgolde= nen Sturmbanner gegen die Feinde des Volkes zu marschieren. Dem im Zuchthaus Luckau eingeferferten Kameraden Mar Rothe mird sein Verteidiger die Treugrüße der Gaugeneralversammlung überbringen.
Regierung der Freiherren und Barone , gegen die Reaktion aller Schattierungen. Im deutschen Bolt gibt es zwar eine Mehrheit gegen die jegige Regierung, fie fann aber nicht wirtsam werden, weil sie sich zersplittert in Parteien, die vielfach antiparlamentarisch und antidemofratisch sind. In erster Linie muß der Wahltampf gegen die Nationalsozialisten geführt werden, die jetzt gern die Rolle einer Oppositionspartei übernehmen möchten, obwohl sie für diese Baronsregierung voll verantwortlich sind.
Wir müssen uns aber auch gegen die kommunisten wenden, die für die augenblicklichen Zuffände mit verantwortlich sind. Denn sie haben das umsonst gemacht, wofür die Nazis finanziert wurden.
Die Angehörigen der Eisernen Front müssen also leider auch in diesem Wahlkampf einen Dreifrontenfrieg führen, und zwar gegen die Pa penFront, die Hitler- Front und die Thäl= mann Front. Genosse Reißner verwies auf
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Schifferklavier. Die anklägerische Note, sonst an dieser Stelle ein Reservat Ernst Buschs, wurde diesmal von Ibur Pahlen vertreten: besonders aggressiv und visionenreich in einem aufwühlenden Song: Der Mann im Beton". Urberlin fam zweimal zu Wort und Ton, durch Ilse Traut= schild und durch die eigentliche Großmeisterin dieses Faches, die immer wieder wundervolle Cläre Waldoff. Mar Ehrlich spielte eine seiner mizigen Wendriner- Typen in einem Stetsch ,, Die Friedenskonferenz".
Der zweite Teil murde ausschließlich von den Comedian harmonists bestritten. Sie bewährten eine große Kunst an einfachen, aber bis ins legte durchgearbeiteten Objekten, an Bolksliedern und Schlagern. Ein helles Vergnügen, zu sehen und zu hören, wie hier mit kleinsten und deskretesten Mitteln, einem gelegentlichen tiefen Rehlton, einem furzen Lacher, der Andeutung einer Grimasse, durch millimetersichere Placierung und genaueste Stärfeabmessung feinste Wirkungen erzielt wurden. Ein besonderes Lob dem auserzielt wurden. gezeichneten Mann am Flügel. Nicht recht be= friedigen konnte der( nicht mit Werner Fink zu H. B. verwechselnde) Ansager Alfons Fint.
das Programm der Gewerkschaften, in dem der Der Held der Schlemihle
Umbau der Wirtschaft gefordert wird, sowie auf die Gesegesvorlagen, die von der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion zur Durchführung dieses Umbaues formuliert worden sind. Man erklärt dieses Wirtschaftsprogramm, das im wahrsten Sinne des Wortes wirtschaftsrevolutionär ist, für utopisch. Die Leute, die das behaupten, sehen nicht, daß eine neue Welt heranreift, die uns Sozialisten gehören muß.( Stürmischer Beifall.) Wenn selbst Herr von Papen der Auffassung ist, daß der Sozialismus unvermeidlich ist, wenn die Unternehmer von der lezten Chance, die er ihnen noch gegeben hat, nicht Gebrauch machen, dann dürfte die sozialistische Arbeiterschaft nicht weniger überzeugt sein von dem Siege des Sozialismus. Umkehr zu verfaffungsmäßigen zuständen und zur politischen Vernunft, diese Forderung setzen wir der„ grundsäßlich neuen Staatsführung" der Hitler- Barone entgegen. Diese Umtehr zu erzwingen, Freiheit und Demokratie zu retten und die Rechte der Arbeitnehmerschaft gegen die soziale Reaktion zu verteidigen, darum fämpfen wir in der Eisernen Front. Wir müssen vor und nach dem 6. November alle Kräfte dafür einsetzen, daß wir der Baronsregierung endlich nicht nur fagen tönnen: bis hierher und nicht weiter, sondern: zurüd, marsch, marsch!( Stürmischer Beifall.)
In seinem Schlußwort wies Genosse Bredow vor allem auf die unerschütterliche Einigkeit hin, die alle Teile der Eisernen Front, Partei und Reichsbanner, Gewerkschaftler und Sportler, Alte und Junge beherrscht. Mit begeistertem FreiheitsRuf wurde der Führerappell geschlossen.
Der Werkbund warnt
Eine zeitgemäße Stimme
Am 14. und 15. Oftober hielt der Deutsche Wertbund seine Jahresversammlung in Berlin ab. Was ihr die besondere Prägung gab, war die Abwehr der Tendenzen, die aus der wirtschaftlichen Not der Zeit ein Recht zur Mißachtung der schöpferischen Werkbund- Ideen herzuleiten glauben und leider auch in die maßgebenden Regierungskreise eingedrungen sind. Demgegenüber betont der DWB. mit besonderem Nachdruck seine Mission: die deutsche Volkswirtschaft mit dem Gedanken der Qualitätsarbeit zu durchdringen. Dieser Gedanke muß gerade in einer Zeit absinkender internationalen Konjunktur und Kampfes aller gegen alle ein Leitmotiv der deut schen Wirtschaft sein, die nur durch Intensivierung der Veredelungsarbeit sich wird behaupten können. Leider geht der Kurs der gegenwärtigen Machthaber einen anderen Weg; die Bevorzugung der Autarkie, der Landwirtschaft, der Schwerindustrie und der ,, nationalen Belange" droht alle unsere Errungenschaften im Gefolge der Werkbund- Ideen zu vernichten. Es ist darum notwendig und zeitgemäß, wenn der Bund seine mahnende Stimme erhebt und auf die fruchtbare Arbeit hinweist, die er durch Verbreitung seiner ethisch- sozialen Arbeitsgedanken, durch Zusammenfassung aller Gleichgesinnten und vor allem praktisch durch seine großartigen Ausstellungen in Deutschland ( Stutt gart 1927, Breslau 1929) und im Ausland ( Monza , Paris 1930) geleistet hat, und man möchte wünschen, daß seine Stimme auf der Regierungsseite gehört werde. p- f- sch.
Kabarett in der Volksbühne
Nach der Sommerpause hat die Volksbühne ihre Kabarettmatineen wieder aufgenommen, und wieder bestätigte ein bombenvolles Haus sein Einverständnis mit diesen gelegentlichen, der Kleinfunst gewidmeten Vormittagen.
Rudolf Klaus handhabte meisterlich das
Komödienhaus: ,, Auslandsreise"
Held des Lustspiels ist der Schlemihl. Er nimmt das Leben in die Hand, er zerfnautscht es, er glättet es wieder. Wenn der Schlemihl das Krumme gerade macht und das Zerbeulte rund, dann ist der Dummfopf flüger als der gerissenste Industriedirektor und erst recht flüger als die Weibchen, die nur mit ihren Herzensangelegenheiten verheddert sind.
Diesen Schlemihlspaß lassen sich die Autoren Desterreicher und Ludwig Hirschfeld wegen ihres famosen Bressart nicht entgehen. Es lacht zuletzt am besten gegen alle Devisenschieber und ihren weiblichen Anhang Bärenschmidt, und das ist Bressart. Er spielt einen Privatdetektiv. Sowie er durch die Tür kommt, durch eine Schlafwagentür im rollenden Eisenbahnzug, wird über den Mann mit den Fledermausohren, mit dem blödsinnigen Nasenerter, mit den Plieraugen, mit den ecig- schlacksigen Manieren, mit dem entseglich pöbelhaften Wortegeschluder und der trotz aller Mießheit underbesserlichen Frechheit gelacht.
Felig Bressart spielt den Schlemihl. Da seine Nebenbuhler in diesem Genre, Romanowski und Moser, jeßt außerhalb Berlins find, ist Bressart der Unvergleichliche. Er fingert den ganzen Schwant, wortwörtlich. Aber dieses kleine, schnippische Fingerspiel, diese Nebenbeibewegungen wirfen außerordentlich komisch. Das Minimum an Aufwand und das Magimum an Wirkung, das ist die Methode. Doch damit sie einschlage, ist ein technisch ganz und gar erfahrener Künstler notwendig. Das ist Bressart.
Er hat den Auftrag, dem Fabrikdirektor, der sich mit der Freundin und einigen verbotenen Devisen nach Italien drücken möchte, dieses Fräulein zugunsten der legitimen Gattin und diese Dollars zugunsten des Finanzamts abzujagen. Und es gelingt ihm von A bis 3. Die besorgte Gattin erhält den Ausreißer zurück, das entführte Fräulein bleibt ganz unlediert und darum würdig, den heißesten und eifersüchtigsten Italiener zu heiraten. Da die Verfasser etwas vorklimpern, was sie sich als sozial vorstellen, tommt auch die Armut zu ihrem Recht. Denn das Fräulein hat gar nichts außer ihrem hübschen Gesicht und den Rahmen dazu.
Die Schlemihlrolle ist ein Glücksgriff der Autoren, die sonst nach üblichem Schema pointieren, manchmal auch etwas tief hinabgleiten, dann aber wieder lustige Einfälle haben. Die Szene, in der dem verliebten Devisenschieber Dollars, Zlotys, Lire und Franken aus Pantoffeln, Hutfutter, Opernglas und Pyramidonbüchse herausgeholt werden, ist aktuell und sogar moralisch. Dann hat Schlemihl allein dafür zu sorgen, daß man nicht gähnt. Er redet und redet, er macht Faren und Flausen, beinahe zuviel. Er jongliert mit Herzenssachen und Handelssachen. Wo man ihn nicht braucht, ist er da und möchte beweisen, daß man ihn braucht. Und alles ist Bressart.
Paul Heidemann , Herbert Berghof , Maria Paudler und Flockina von Platen find Opfer und und Günſtlinge des des tüchtigen Schlemihls, und sie spielen um den unverwüstlichen Star eine sehr gefällige Salonkomödie.
Im Monistenbund spricht heute, 8 Uhr, Köllnisches Gymnasium , Inselstr. 2-5, Dr. Hildegard Wegscheider, M. d. L., über das Thema: ,, Antisemitismus als Ausdrud beutschbürgerlicher Lebensschwäche".
Die Gesangsgemeinschaft( Friedenau- Stegliz, Tempel hof - Mariendorf ) gibt Sonntag, den 23. Oktober, ihr Herbstkonzert mit Volksliedern alter und neuer Meister im Parkrestaurant Südende. Anfang 6 Uhr.
Vorträge. Mittwoch, 7.30 Uhr, spricht in der Preußischen Akademie der Wissenschaften Prof. Meißner über: ,, Altbabylonische Bestandteile in modernen Sagen und Gebräuchen". Eintrittskarten zu 1 M. und 50 Pf. sind beim Pförtner( Unter den Linden 38) erhältlich.
RM. 400.- Bargeld und wertvolle Preise
sind für die Leserinnen des ,, Vorwärts" durch Teilnahme an dem Preisausschreiben über den Roman Gilgi, eine von uns" zu gewinnen. Nähere Bedingungen des Wettbewerbs in jeder Sonntagsausgabe des Vorwärts".