Tiefpunkt im Ministerium
Rabbi und Mönch disputieren Loebbels darf bei„feinen Leuten" reden— seine Leute schreien: „Hugenberg der Judas "!
„Was zeichnen Sie da für Kurven? Sie haben wohl Auftrag, den Tiefpunkt der Wirtschaftskrise graphisch darzustellen?" „Aber keineswegs— ich berechne nur den zulässigen Tiefpunkt des Rückenausschnitt s,"
Gestern abend fand in der„Neuen Welt" der vielfach angekündigte Redewettstreit zwischen den alten Harzburger Freunden, den Deutsch - nationalen und den Nationalsozialisten statt. Aus Hugenbergs Seite fochten Schwidt und Steuer. Dr. Joseph Goebbels kämpfte als homerischer Held für Hitler. Unser Berichterstatter schreibt: Es war kein edler„Kamps der Wagen und Gesänge", der gestern in der Neuen Welt stattfand. Es ähnelt« mehr den Schimpfkanonaden der berühmten home- rijchen Helden oder dem Disput zwischen Rabbi und Mönch, den Heim schilderte. Und draußen, in der Hasenheide bis zur Jahnstraße und bis über den Hermannplatz hinaus herrschte von 18 bis 21 Uhr ein richtiges Tohuwabohu. Gegen 2l) Uhr herrschte vor der Neuen Welt ein schlimmes Gewoge Der neutrale Kriegsbericht- erstatter muß anerkennen, daß hier die National- sozialisten weit in Front lagen. Sie hatten ihre Neuköllner Stürme hinkommandiert, man sah bei- nahe in Geschlossenheit den Sturm aus der Skalitzer Straße und weiter die Stürme 124 und 84 aus der Lindenstrahe und aus der Alexan- drinenstraße. Sie machten, vereint mit Hitler- mädchen, einen Spektakel, der Herrn Hugen- berg, dem alten Freunde von Harzburg , nicht an- genehm in den Ohren geklungen hoben würde. Da dröhnte es im Sprechchor:„Nieder mit Hugenberg!", „hugenberg, der Zudas!" Zum„Hugenberg verrecke" gesellte sich das Horst- Wessel-Lied:„Die Straße frei den braunen Bataillonen!", aber aus einer anderen Ecke her ertönte es:„Heil Moskau! Nieder mit Hitler!" Oesters muhie die Polizei eingreifen. Nur mit Mühe gelang es ihr. die Zugänge zur Neuen Welt freizuhalten Zeitweise war es auch Per- sonen mit Eintrittskarten und Polizeiausweisen bei dem allgemeinen Tumult unmöglich, bis zur Neuen Welt vorzudringen. Die Schutzpolizei war gezwungen, bis zur Jahnstraße zu säubern. Dort standen die Privatautomobile, und es läßt sich nicht sagen, welche von den etwa vierzig Wagen Deutschnationalen oder Nationalsozialisten ge> hörten. Die Polizei ist. obwohl der Skandal zeit- weise die Grenzen des Zulälligen weit überschritt, mit außerordentlicher Milde vorgegangen. Inzwischen tobte im Großen Saale der Neuen Welt, der schon lange Zeit vor Beginn der Ver- sammlung dicht besetzt war. der Redekamps zwischen den feindlichen Harzburger Brüdern. Schützend stellte sich Schmidt vor die Regierung
Versammlung ausgelöst Wildes aus dem Westerwald Eigener Berithi dei„Vormärit" In Asbach im Westerwald wurde eine gut- besuchte sozialdemokratische öffent- l> ch e Versammlung von dem wachhabenden Oberlandjäger aufgelöst, weil der Redner nach einer Kritik an der Münchener Rede de» Herrn von Papen in Umkehrung de» bekannten Kanzlerwortes sagte, daß— nachdem der Reichstag von Papen mit 95 Proz. seiner Mitglieder das schärfste Mißtrauen bekundet hat— derjenige ein Feind des deutschen Ar- beitervoltes fei, der sich hinter diese Re- gierung der Barone stelle. Der Oberlandjäger verbot dem Redner hieraus weiterzureden wegen angeblicher Ausforderung zum Ungehorsam(!?) und löste die Versammlung auf. Gegen die unge- rechtfertigte Auflösung ist Beschwerde erhoben worden.
Versiegelte Maschinen Polizei im Karl-Liebknecht-blaus Auf Veranlassung des beauftragten Unter- suchungsrichters des Reichsgerichts In Kassel er- schienen gestern Beamte der Berliner Polizei in der City-Druckerei des Karl-Liebknecht -Haufes und beschlagnahmten die große Rota- t i o n» m a s ch i n e, auf der die„Rote Fahne " gedruckt wird. Als Begründung wurde ange- geben, daß durch Sachverständige festgestellt wor- den sei, daß dies« Rotationsmaschine zur Her- stellung von Druckschriften hochverräterischen In- halt« benutzt worden sei
von Papen. Er wies daraus hin, daß Goebbels selbst, als noch Freundschaft zwischen Papen und Hitler herrschte, es im„Angriff" als Unrecht be- leichnet habe, wenn die Sozialdemokraten das Kabinett von Papen als Regierung der Barone und Krautjunker bezeichnete. Dr. Goebbels , der dann für eine halbe Stunde zu Wort kam, blieb die Antwort nicht schuldig. „Die Nationalsozialisten haben wohl ihre Taktik, niemals aber ihr Programm geändert. Wenn die Deutschnationalen in Verlegenheit kamen, dann wechselten sie nicht nur ihre Taktik, sondern auch ihr Programm und, wenn es daraus ankam, sogar ihren Namen Die Konservativen von einst stimmten zu 99 Proz. ihrer Reichstagsmitglieder dem Dawes-Plan zu." Nach Goebbels sprach Steuer. War er es nicht, dem die Nazis im Landtag„Judenjunge" zu- riefen? Nach Steuer kam der Germane Goebbels noch einmal zu Wort Der denkende, organisierte Arbeiter aber stellt sich bei diesem Rededuell nur die eine Frage: Wer lügt mehr? Harzburger Keile Laalschlacht zwischen nationalen Brüdern S lolp(Pommern ), 19. Oktober. Die Deutschnationalen veranstalteten hier am Mittwoch eine Dahlkundgebung, in der Ritter- gutsbesiher von Sleist-Schmenzin sprach. Zahl- reiche Nationalsozialisten versuchten den Redner durch Zwischenrufe zu stören. Der vor- trag konnte jedoch zu Ende geführt werden. AI » einziger Diskussionsredner richtete der nationalsozialistische Landlogsabgeordnete E z i r- nick- Stettin außerordentlich heftige Anarisse gegen die Deutschnationalen. Als dann von Kleist den bekannten Ausspruch Hitlers vom November 1923:„Morgen regieren wir in Deutschland oder ich bin tot" er- wähnte, kam es zu einem allgemeinen Tumult. Die Nationalsozialisten versuchten darauf, die Versammlung zu sprengen, während der deutsch - nationale Saalschutz dies zu verh-ndern suchte. Es entstand eine heftige S a a l f ch l a ch t. wobei eine Anzahl Personen verletzt wurde. Die Polizei nahm zahlreiche Verhaftungen vor. Auch der Naziabgeordnele Czirnick wurde festgenommen. Er hatte mit einer Flasche nach dem vorstondslisch geworfen und einen Gutsbesitzer verwundet.
Der Eifer, mit dem das Reichsgericht und die Brachtsche Polizei daraus bedacht sind, die Per- fassung von Weimar zu schützen, ist bewunderungs- würdig! Offenbar bilden die kommunistisch ver- feuchten Rotationsmaschinen die einzige Gefahr, und wenn die erst alle versiegelt sind, dann ist die demokratische Republik endgültig gesichert! Das Borgehen stützt sich auf eine Notverord- nung, nach der Geräte, die zur Herstellung hoch- verräterischer Schriften benutzt werden, eingezogen und unbrauchbar gemacht werden können. Man hat aber noch nie gehört, daß einem Recht»- radikalen, der den Staatsstreich und den Verfassungsbruch predigt, das Maul versiegelt worden ist!
Sachsen gegen papen Dresden , 19. Oktober. Der Sächsische Landtag nahm am Mitt- woch einen sozialdemokratischen Antrag an, der sich gegen die Bestrebungen wendet, die Reform der R e i ch s v e r f a s s u n g auf v e r s a s s u n gs- widrigem Wege mit Hilfe des Reichsrats durchzuführen. Die sächsische Regierung wird in dem Antrag aufgefordert, in Berlin s ch ä r f st e n Prot« st gegen verfassungswidrige Pläne der Reichsregierung zu erheben. Ministerpräsident S ch i e ck erklärte, die bis- herigen Kundgebungen der Reichsregierung hätten ein erfreuliches Bekenntnis zum jöderativen Ge- danken gebracht, denen hoffentlich die entsprechen- den Taten folgen würden. Für eine Stellung- nähme der sächsischen Regierung sei jedoch bisher keine sichere Grundlage vorhanden. Er würdige durchaus.d� Tatsache, daß ein Umbau des Weimarer Verfassungswerkes nur dann Festigkeit und Dauer verheiße, wenn er von der Zustimmung einer über- wiegenden Mehrheit des deutschen Voltes
getragen sei. Wenn der Verfasfungsreformentwurf im Reichsrat beraten werde, werde die sächsische Regierung das ganz gewiß nicht aus dem Auge lassen. Es sei aber nicht möglich, bei jeder Ab- stimmung im Reichsrat die Erwägung anzustellen, ob der Beschluß später im Reichstag eine Zwei- drittelmehrheit finden werde.
Partei im Wahlkamps Wuchtige Versammlungswelle Zwei und eine Halbe Woche vor dem Wahltage wälzt sich«ine gewaltige Versammlungswelle der Sozialdemokratie über das Land. Wir sind nicht imstande, auch nur den zehnten Teil der großen Kundgebungen zu registrieren und geben als Stimmungsbild nur einige wenige der uns zu- gehenden Berichte wieder. Genosse B r e i t s ch e i d sprach in einer riesigen Kundgebung der Eisernen Front in der Stadthalle zu Hannover und tags daraus auf dem Partei- tag für Schleswig-Holstein in Neumünster . Gleich- zeitig fand in Kiel eine Jugendkundgebung statt, in der Genosse Ollenhauer die Arbeiterjugend zur tätigen Mithilfe am Kampf anspornte. Regierungspräsident Genosse Dr. F i tz n« r, der von der Papen -Regierung zur Disposition ge- stellt worden ist, eröffnete in 19 Versammlungen im Unterbezirk Guben-Crossen und S o r a u den Wahlkamps. Ueberall fanden die Ausführungen des Redners begeistene Ausnahme. In Leipzig sprach Genosse D e n i ck e über den sozialistischen Umbau, der nach unserer wirt- schaftlichen Entwicklung unabwendbar geworden ist, sowie Genosse F leihner, in Halle Ge- nosse A u f h ä u s e r über die Entscheidung des 8. November, in Dessau Genosse S e e g e r über die besonderen politischen Verhältnisse in Anhalt . Nach einem großen Schufoappell in Hamburg sprach Genosse Höltermann im Gewerkschasts- haus über die politischen Aufgaben der arbeiten- den Jugend In Witten sprachen in imposanter Versamm- lung die Genossen S e v e r i n g und H us e- mann, fünfzehn weitere Versammlungen finden in diesen Tagen im gleichen Bezirk statt. In der Iahrhundershalle in Breslau , die über 12 999 Menschen faßt, sprach unter stllr- mischem Beifall Genosse N ö l t i n g gegen die Politik des Herrenklubs. In Düsseldorf fand eine Kundgebung der Beamten und eine Versammlung der Erwerbslosen statt, in der ersteren referierte Rechtsanwalt Neu- berger und Stadtobersekretär Sangs, bei den Er- werbslosen Landtagsabgeordneter Berten.
...... Voraussetzung, daß der Meiste Punkt ces RUckenausschnitts obefhalb>.er Gürtellinie liegt.(Aus dem neuesten Bracht-Erlaß.)
Nottrawalle in London Die Regierung sieht keine tlrsache London , 19. Oktober. Im Parlament stellte der Führer der Labour- Fraktion Lansbury eine Anfrage wegen der schweren Arbeitslosenunruhen in der Dienstag-Nacht in London . Die Demonstration sei, so erklärte der Innen- m i n i st e r, von der nationalen Union Arbeits- loser, einer kommunistischen Organisation, veran- staltet worden. Angrisse aus die Polizei seien im voraus geplant gewesen. Die Polizei habe große Zurückhaltung an den Tag gelegt. Ueber 49 Personen seien verhaftet, mehrere Beamte verletzt worden. Die Verhafteten seien im Polizeigericht vernommen worden. Die Polizei habe eingehende Vorbereitungen getroffen gehabt, um Demonstrationen vor dem Verhandlungs- gebäude zu oerhindern. Es se�en Geldstrafen bis z u 49 Schilling und Gefängnisstrafen bis zu drei Monaten oerhängt worden. Die Ursache für alle Unruhen der letzten Zeit ist die Erbitterung über den zur Voraus- setzung der Arbeitslosenunterstützung gemachten Bedürftigkeitsnachweis.
56 Schutzbündler in Haft Die Regierung wird Rechenschaft gehen müssen Dien, 19. Oktober. Von den in Simmering verhafteten Schutz- bündlern ist über 56 heute die ordentliche Unter- suchungshaft verhängt worden. Sie wurden ins Landesgericht übergeführt. Für das Begräbnis der zwei getöteten National- sozialisten am Donnerstag sind große Sicherheits- Vorkehrungen getroffen worden, um Zusammen- stöße zu vermeiden Das Leichenbegängnis des getöteten Wachmannes ersolgt am Freitag. * Im Nationalrat, der dieser Tage zusam- mentritt, wird die Sozialdemokratie nicht nur wegen des Versagen» und der unerhörten Bruta- lität der Polizei am Sonntag>n Simmering Rechenschaft fordern, sondern auch wegen der verfassungsbrecherlschen Verordnung»- praxi» der Regierung, die sich auf das—„kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz" aus dem Habsburgischen Weltkrieg stützt!
will es auch besonders sorgfältig gepflegt werden. Am besten nehmen Sie dafür Schwarzkopf Extra-Blond, das Schaumpon der Blondine. Blondhaar behält dann seinen jugendlichen Goldglanz, nachgedunkeltes läßt sich bis zu jeder gewünschten Nuance wieder aufhellen. Extra-Blond
Hegt zudem der unvergleichliche, weder durch Zitronensaft noch durch Essigbad ersetzbare„Haarglanz" bei, der das Haar dauernd gesund erhält und blondes Haar doppelt verschönt. Brünette und Dunkle wählen Schwarzkopf- Extra, hell und dunkel mit„Haarglanz" und Schaumbrille.
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