„Zu wahr, um schön zu sein" Der neue Shaw in der Stresemannstraße
Bauernrevolte 2000 Nazibauern demonstrieren— S.A. und S.S. verprügeln Landjäger Eigener Beucht des„Vorvoärts" kiel . 22. Oktober. Schleswig-Holstein , der ewige Unruheherd, das Land der Schwarzen Fahne und des Hakenkreuz- terrors, hatte am 12. September ein neues Bei- spiel unerhörten Naziterrors erlebt. In Kellinghusen . einem kleinen Landstädtchen in der Nähe Itzehoes sollte an diesem Tage der Hosbesitz des Nationalsozialisten Uhl in Wrist ver- steigert werden. Zu diesem Termin hatte die so- genannte Not- und Schicksalsgemeinschast der schleswig-holsteinischen Bauern, die nichts anderes ist als die Fortsetzung der Landvolkbewegung, ihre Anhänger aufgerufen. Tatsächlich sind zwischen 2000 und 3000 Marsch- und Geestbauern diesem Ruf gefolgt und am frühen Morgen des 12 September vor dem Amtsgericht in Kelling- Husen aufmarschiert. Zwischen den Bauern und ihren Knechten sah man ober auch in sehr großer Anzahl uniformierte SA.- und SS.- Leute. Diese waren auf Lastautos aus der ganzen Umgegend zusammengezogen worden. Der Sinn der Bauern- und Nazidemonstration war ganz klar. Man wollte die Zwangsversteigerung verhindern. Das Kellinghuscner Amtsgericht hat sich aber durch die auf der Straße und sogar im Gerichtssaal randalierenden Bauern und SA.- Leute nicht einschüchtern lassen. Es wurde ein einziges Gebot abgegeben. Der frühere Be- sitzer des Hofes erwarb das Grundstück zurück. Interessant daran ist, daß dieser Landmann selbst Nationalsozialist ist. Betrieben wurde die Zwangsoersteigerung von einem Hypothekengläu- biger, der seit über einem Jahr keine Zinsen er- halten hatte und deshalb dem Wohlfahrtsamt zur Last fiel! Bor dem Amtsgericht kam es während der Ver- steigerung zu schweren Zusammenstößen mit den Landjägern und der Ortspolizei. Die Polizei- beamten waren erst sehr nachsichtig gegen die Demonstranten gewesen Die griffen erst schärfer durch, als die Menge die Beamten angriff. Ein Landjäger wurde durch einen Stein- wurf am Kopf schwer verletzt. Zwei andere erhielten Stockhiebe über den Kopf und wurden dadurch kampfunfähig. Die Menge ließ erst von den Angriffen aus die Be- amten ab. als diese scharf schössen. Acht der Demonstranten wurden festgenommen. Es sind das alles SS.» oder SA.-Leute. Einer von ihnen führte bei der Demonstration einen Galgen mit, an dem eine offene Schlinge baumelte. Die An- klage gegen die acht Nazis lautet auf Land- friedensbruch und Aufruhr. Einige sind außerdem wegen Rädelsfllhrerschaft und Waffenbesitzes an- geklagt. Da die Tat nach Erlaß der Antiterror- Notverordnung passierte, müssen die Angeklagten, soweit ihnen eine Beteiligung nachgewiesen wird, zu schweren Zuchthausstrafen verurteilt werden. Für die Berhandlung vor dem Kieler Sonder- gericht sind 4 bis ö Tage vorgesehen.
Herbst-Sommer 22 Grad Wärme— Abnorme Temperaturen Seif Freitag Ist unser Gebiet in den Bereich eines warmenLufttörpers geraten, so daß fast im ganzen Reich, mit Ausnahme der Ostseeküste und des Nordostens, geradezu sommer- liches Wetter eingetreten ist. Die Temperaturen haben in vielen Gegenden für die vorgeschrittene Jahreszeit einen geradezu abnormen hochstand erreicht. Das Tagesmittel in Berlin ist mit 8. 6 G r a d Wärme errechnet worden. Bereits gestern aber wurden IS Grad gemessen und unter dem Ein» fluß des Warmluftkörpers ist das Thermometer unaufhaltsam weiter gestiegen. Um 12 Uhr mittags herrschten heute bereits annähernd 22 Grad Wärme, damit war aber noch keineswegs das Tagesmaximum erreicht. Aehnliche Tempc- raturen werden aus allen Teilen des Reichs ge- meldet. Sogar in den deutschen Bergen ist die Quecksilbersäule in den höheren Lagen über den Nullpunkt gestiegen. Die Zugspitze meldete heute früh 2 Grad, die Schneekoppe 4 Grad und der Brocken sogar 9 Grad Wärme. Wie der Amt- liche Wetterdienst erklärt, liegen die Temperaturen überall erheblich über„normal". Nach der zur Zeit herrschenden Druckverteilung ist leider damit zu rechnen, daß es am morgigen Sonntag nicht ganz so warm wie heute sein wird. Die Prognose lautet: Zeitweise Wolken und etwa» kühler, mäßige südwestliche Winde, vereinzelte Regenschauer nicht ganz ausgeschlossen!
Zusammenstoß in der Luft Hieger sofort tot w a r s ch a u. 22. Oktober. In P o l n i ch n o in kongrehpolen stießen während einer Flugübung zwei Segelflugzeuge in der tust zusammen. Die Flugzeuge stürzten zu Boden und wurden vollständig zertrümmert. Die beiden Insassen wurden aus de r Stelle ge tätet. Das ist der erste Unglück»- fall dieser Art in Polen .
„Ich muß predigen und predigen, einerlei, wie vorgerückt die Stunde und wie kurz der Tag sein mag, einerlei, ob ich etwas oder nichts zu sagen habe." Das sind die letzten Worte, die(nach dem Willen des Dichters, aber nicht in dieser Auf- führung) aus undurchdringlichem Nebel hervor- tönen, Worte des Pathos, die sich ironisch selbst aufspalten, überzeugter und doch zweifelnder Aus- klang einer Komödie der Weisheit, durch die Bernard Shaw , der Aphorismeneremtt, die Bühne wahrhaft zur moralischen Anstalt wandelnd, der Welt den Spiegel vorhält: Zu wahr, um schön zu sein. Ein rastloser Wanderer, den keine Tiefe dieses irdischen Daseins schreckte, der durch sämt- liche Lügen sich hindurchhieb, immer frisch-fröhlich auf der Jagd nach dem Sinn dieses Lebens, kommt am Ende zu der Erkenntnis, daß wir alle verlorene Seelen sind. Schnell aber fügt er hinzu: „Nein, nur verlorene Hunde. Verlorene Hunde finden immer ihren Weg nach Hause." Faustisch schließend, beginnt der kritische Kaiser - schnitt, den der furchtlose Erforscher unserer Gattung und ihrer Kultur vollzieht, mit einer Art von fanatischem Prolog. Ein Ungetüm geistert durch die ersten Szenen, ein Bazillus, der von Menschen krank geworden ist, ein greinender Mephistopheles, der den Menschen bezichtigt, daß er die Natur verderbe. Solch Motiv der Buße marschiert trommelnd und pfeifend durch alle drei Akte:„Wenn ich mit Männern und Frauen zu tun habe, fühle ich mich geistig trank. Die Mensch- heit enttäuscht mich immer, die Natur— niemals." Aber bei solcher Erkenntnis will es Shaw nicht belassen: er will den verlorenen Hund nach Hause bringen. Shaw will ein prophetischer Führer sein
Marjr Wigman Bach-Saal Mary Wigman ist ein Wunder der Tanzkunst. Sie reift in ihrer Kunst mit ihr, ohne die Zeichen ihrer eigenen körperlichen Reife abzuleugnen oder zu bekämpfen. Vielleicht wird dadurch ihr Tanz so harmonisch, so auodrucksgewaltig. Der Tanz- zytlus„O p f e r", eine Neuaufführung für Berlin , ist Bekenntnis eines reifen Menschen, dem seine tänzerische Geste das eigentliche Ausdrucksmittei
von Wünschen und Wissen geworden ist. Der .Tanz für die Sonne" läßt golden« Tücher in weichen, blanken Wellen in den Raum schwin- gen, ihn von ihnen umfassen, erfüllen, ins Gren- zenlose weiten. So erlebt nur ein Mensch Un- endlichkeit des Lichts, so in Glanz und Demut der die Endlichkeit aller Dinge längst erfahren hat. Und nur ein solcher Mensch ringt so todesbereit mit dem Tod, im Auf- und Abschwellen seiner rasselnden Klangdrohungen, wie die Wigman in ihrem„Tanz in den Tod". Ein einziger Tanz steht in diesem sechsteiligen Zyklus, in den, mir die Wigman ihrer Kunst nicht ganz gerecht zu werden scheint. Die beklommen verkrampften Gesten, die im Anfang des„T a n z e s f ü r d! e Erde" ihren Sinn haben, scheinen als Ausklang mehr Stilmotio denn Erlebnis. Außer dieser geschlossenen Tanzfolg« zeigt- die Wigman noch einige Einzeldarbietungen, darunter zwei Neuaufsührungen.-in heiter schwingendes „R o n d o" und in stolzer Freiheit der Bewegung ein„Ä la Polonaise". Der sommerliche Tanz „Schwingende Landschaf t", der den Raum vom Boden her in die Unendlichkeit zu messen scheint, litt unter einem kleinen Motiv, das vor wenigen Jahren noch wohl nicht als störend empfunden wurde. Heute ist die Wigman über das spielerisch« Glück des kindhaften Menschen her. ausgewachsen, der sein« Welt im wirbelnden Rundtanz zu umfassen vermeint: in dem heutigen Entwicklungzstadium der Wigman ist Gebunden- heit entweder drückende Eng«: sie erscheint al»
in das Reich der Vernunft, der Gerechtigkeit und der Musik. Um augenfällig zu machen, daß die sogenannte moralische Zivilisation eine grausige Verwirrung ist und daß Hochstapelei die einzig wirksame Me- dizin zu sein scheint, zeigt Shaws Narrenpritsche im ersten Akt auf eine verhätschelte junge Dame der besten Gesellschaft, die im Bett liegen muß. Bielleicht weil sie krank ist, aber noch mehr, weil die„Klette Mutter" an ihr hängt, die hysterisch liebende Mutter. Zu dieser Kranken kommt die Nachtschwester, die eigentlich eine Gaunerin ist. Draußen wartet bereits ein Kaplan, Sohn eines Atheisten, der sich zum erstenmal als Einbrecher betätigen möchte. Die Perlen der kranken Dame sind das Ziel: die kranke Dame aber schlägt die beiden räuberischen Dilettanten nieder und hilft so dem diebischen Gentleman zu der Erkenntnis, daß es für alle drei ein famoses Abenteuer wäre, wenn die Patientin die Perlen verkaufte und wenn sie alle miteinander durch die Welt reisen wollten. Also geschieht es. Der zweite Akt zeigt die muntere Reisegesell- schaft im Zeltlager irgendeines englischen Kolonial - obersten: die Hochstaplerin tn eine Gräfin, die vor- nehme Patientin in ein Kammermädchen ver- wandelt. Auf dem Hintergrund solcher symbolischen Verwechslung vollzieht sich ein Erdbeben des Dia- loges, das unter Kraterausbrüchen eine Welt der lügnerischen Konvention zusammenbrechen macht. Der dritte Akt bringt dem davongelaufenen Mädchen, das man für geraubt hielt, die Mutter zurück, während der Kaplan seinen atheistischen Vater trifft und die unverwüstliche Gaunerin einen ebenso biederen wie theosophischen Feld-
nicht voll durchlebtes Tanzmotiv. Ob, vielleicht später einmal, ihr Tanz tyis der Enge eines Raumes die Weite der Unendlichkeit erfaßt, läßt sich zur Zeit nicht sagen. Die Wigman gibt immer das Beste: sie gibt sich selber im Tanz. Tes.
Es lebe der Leibkutscher Wallner-Theater Bevor der Prinz, des Alten Fritzen Neffe, mit dem Potsdamer Barbierstöchterlein Wilhelmine Cnie das vollzieht, was der Damenflor dieses Theaterparketts durch freundlichen Beifall als patriotische Iungfrauendienstpflicht anerkennt, schallt es aus dem Souffleurtasten:„Die ersteh Liebe—". Der Künstler, der das auf der Bühne nachsingen soll, muh ein Tenor sein. Es ist eine außerordentlich starke, mächtige Gröhlerstimme, und nur in besonders gefühlvollen Augenblicken besänftigt sie sich zur Nascnstimme. Kaum hat sie ausgesungen, als von der dreizehnten bis zur sechzehnten Parkettreihe die Klaque bei der Hand ist. Diese Klaque hat Bärenhände, die ihr un- mittelbar von den Göttern Tor und Wotan zum Gnadengeschenk gegeben wurden. Das Barbierstöchterlein kann sich mit ihrem frisierten Mllndchen und ihren fistelnden Tönen gegen die prinzliche Urriesenstimm« nicht be- haupten, und das ist, da ja Rangordnung die Hauptsache ist, durchaus in der Ordnung. Während der Alte Fritz redet, schweigen re- spektvoll die Musikinstrumente, die der weit- bekannte Komponist Joseph S n a g a zu Ehren des königlichen Leibkutschers spielen läßt. Snaga ist ein dankbarer Komponist, der beim Militär- marsch und verklungenen Schlager nimmt, was er kriegen kann. Das Stück des Dichters Ouedenfeldt: „Der Leibkutscher des Alten Fritz" ist übrigens ein uraltes Stück, und es wurde nur für die Nationaltheaterrenaissance des Wallner- theaters aus den verschimmelten Archiven des mit Recht verfemten artfremden Theaters wieder her- vorgeholt. Das Stück Quedenfeldts hat das Ver- dienst, die Unbescholtenheit des braven Kutschers Pfund nachzuweisen, der vom Prinzen als Liebesbote zu Fräulein Enkc benutzt wurde und dabei in den Verdacht geriet, ein Spitz- bube zu sein. Und so brauchen die befrie- digten Freunde dieses Hauses nicht mehr zu seufzen, was ihnen Dr. W. Freiherr von Gers- dorff, ihr Aesthetiker, im Programmheft vor- seufzt:„So weit ist es gekommen, daß der einst blühende Garten deutscher Kunst heute einem Schindanger gleicht, an dem ein Mann von rein- lichen Instinkten nur mit verhaltener Nase vor- übergehen kann." m. k.
. Mann und Weib Vortrag M. Vacrting Wohl selten hat die Gesellschaft für Konstitutionsforschung, die Frau Pro- fessor Mathilde Vaerting . Professor an der Universität Jena, zu einem Vortrag über das Thema „Der wahre Unterschied zwischen Mann und Weib" einlud, einen so großen Kreis weiblicher ZuHörerinnen In ihren Räumen versammelt wie Freitagabend. Der alte Plato , so meinte die Vor- tragende, hätte sich damit begnügt, einen einzigen
webel entert. Sie treffen sich und gehen ausein- ander, scheinbar ruhig, um sehr gewöhnliche Dinge zu tun: aber zwischendurch haben sie sich gegen- seitig durchleuchtet und entblößt. Also doch: un- heilbarer Katzenjammer? Die Geschehnlsse der Bühne möchten es beinahe glauben machen: aber der Engel Gabriel , der mit dem Schwerte des Wortes durch die Marionetten hindurchschreitet, weist durch Marksteine der Erkenntnis die Brücke der Erlösung. Die Frage ist: Soll und kann dies an Hand- lung arme, in der Linienführung der gedanklichen Zusammenhänge(absichtlich oder zwangsläufig) wirre, von letzten Aufschlüssen, von ätzenden Denk- ergebnissen explodierende Stück auf einer irdischen Bühne vorgeführt werden? Ja, es soll vorgeführt werden, aber niemal» so wie gestern. Das war ein In der Absicht gewiß zu lobender, aber völlig mißlungener Versuch. Spielleiter wie Schauspieler (ausgenommen Oskar S i m a, der weit- und himmelskluge Feldwebel) übersahen, daß gerade dieser Shaw aus sinnbildenden Worten, aus Wort- gestein gebaut ist und darum gesprochen und ge- hört(erhört) werden muß. Kaum geringer war der Irrtum, aus dem Lebensbekenntnis eines den- kenden Dichters eine Posse voll wilden Geschreis und jäher Grimassen zu machen. Dann störte die unbegreifliche Angst, mit der Shaw zerrissen und gemildert wurde. Schade, mehr als schade: nach dieser fehlgehen- den Aufführung, die weder der melancholische Tenor M o i s s i s, noch die kluge Rosa B c r- t e n s. auch nicht, gut anzusehen. Karin Evans und Erika von T h e l l m a n n retten tonnten, bleibt un» für» erst« nur übrig, da» Buch zu lesen. R. Breuer.
Geschlechtsunterschied zwischen Mann und Weib gelten zu lassen:„Der Mann zeugt, das Weib gebiert": die heutige Menschheit würde sich aber kaum wohlfühlen bei nur einem einzigen Ge- schlechtsunterschied. Sie hat den Klauben an viel- fache seelische Verschiedenheiten der Geschlechter. Und dieser Glaube macht sie nicht allein seelig, sondern er schafft auch tatsächliche Unter- schiede, die von Natur au» gar nicht vorhanden sind. Nimmt man z. B. irgend- eine angeblich typisch„männliche Eigenschaft" etwas näher unter die Lupe, etwa die Kühlheit und Sachlichkeit, so zeigt sich, daß es auch bei den meisten Männern an dieser Eigenschaft hapert, daß sie nämlich von 200 Männern nur 80 wirk- lich besitzen. Der Geschlechtsfaktor ist es besonders, der vielerlei Geschlechtsunterschiede vortäuscht, die es Im Grunde genommen gar nicht gibt. Unter seiner Herrschaft zeigt die Frau dem Manne ein ganz anderes Gesicht wie ihren Geschlecht»- genossinnen. Dem„möblierten Herrn" zeigt sich die Zimmervermieterin häufig von ihrer lieben»- würdigsten Seite—, oft von einer zu liebens- würdigen. Der weiblichen Mieterin gegenüber erscheint sie dagegen als Eerberus. Das gleiche Verhältnis finden wir aus allen Gebieten. Im Wirken der Sexualkomponente liegt der einzige wirklich echte durchgehende Unterschied zwischen den Geschlechtern begründet, während alle anderen Unterschiede durch die Machtsituation des Mannes mehr oder weniger künstlich kon- struiert sind. Wie sich aber diese Unterschiede im einzelnen auswirken, worin die echten Unter- schiede zwischen den Geschlechtern bestehen,— da» zu ermitteln ist eine der wichtigsten Kultur- aufgaben. Dr. L. H.
„Geld ohne Arbeit" Im Renaissance-Theater. Das Erfolgsstück der Volksbühne ist jetzt mit einem Teil des früheren Volksbühnen-Ensembles in ein neues Theater eingezogen und hat hier von neuem feine außerordentlich starke Bühnenwirkung aus- geübt. Diese italienische Komödie von Colon- t u o n i, die R. A. S t e m m l e so geschickt be- arbeitet hat, ist wie«ine Sprenggranate: die ganze Verderbnis, die schon die Aussicht auf einen Lotteriegewinn, ein Erbstück eines alten Sonder- lings, unter seinen Erben anrichtet, wird hier mit starker moralischer Tendenz und in einer bis zur Karikatur gesteigerten Form demonstriert. Natür- lich bringen sich die Erben durch ihre Raserei und Unvernunft um die Erbschaft, und noch im Grobe triumphiert der Erblasser über das geldgierige Gesindel. Was auf der großen Bühne des Theaters am Blllowplatz angemessen war, erwies sich auf der kleineren Bühne zum Teil als über- trieben. Leonhard Stecke! erfüllte mit setner Stimme und seinen Gesten die ganze Bühne und trieb auch seine Mitspieler in einen vollen Wirbel von Hand- und Redegefechten. Einige Rollen sind neu besetzt(darunter Leo Reuß ). Aber das Ganze hat seinen turbulenten und fortreißenden Charakter beibehalten. ck. In der verwaltungs-iltademie spricht Montag, Uhr( Alte Aula der Berliner Universität), Prof. Dovifat über„Die Pressefreiheit im Leben des modernen Staates". Eintrittskarten kostenlos Charlottenstr. 80/51 m(Fahrstuhl). Fernruf: v. 2 Flora 8322. Pros. Dörgen spricht im Marmorhaus am Sonntag um IIVj Uhr über„Zwei Stunden Weltgeschichte in Stimmen der Völker mit Ton und Bild" Di« Staatlich« Kunstbibliolhck muß von Montag ad bis auf weiteres aus Gründen der Lichterspar- n t s um 8 Uhr anstatt bisher 10 Uhr gtschlossen werden.