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ERSTE BEILAGE

Vorwärts

Raubmord an einer Greifin

Verbrechen in der Lutherstraße 4500 Mark erbeutet

Ein furchtbares Kapitalverbrechen wurde gestern nachmittag in der Luthers straße 19 entdeckt. Von unbekannten Tätern wurde dort die 74 Jahre alte Ehefrau Auguste Könicke in Ab­wesenheit ihres Mannes, eines Markt­händlers, und ihres Sohnes, in ihrer Wohnung überfallen, gefesselt, geknebelt und erstick t. Die Bluttat wurde von dem Ehemann der Ermordeten, dem Obsthändler Könicke, selbst entdeckt, als er von seiner Arbeit auf dem Winter­feldtplay- Markt mittags gegen 2 Uhr nach Hause kam. Die bisher unbekannten Märder erbeuteten eine Kassette mit 4500 Mark Bargeld.

Der Obsthändler Könide und seine 74 Jahre alte Frau Auguste wohnen bereits seit langen Jahren im Hause Lutherstr. 19, wo sie vor längerer Zeit ein Obstgeschäft betrieben. Vor mehreren Jahren gaben sie das Geschäft auf, blieben jedoch in der dahinterliegenden Zwei­zimmerwohnung wohnen. Der Lebens­unterhalt wurde von dem Händler und seinem Sohn, der bei den Eltern wohnte, durch Obsthandel auf verschiedenen Märkten im Westen Berlins   be­stritten. Am gestrigen Sonnabend waren der alte Könicke und sein Sohn, wie gewöhnlich, auf den Markt am Winterfeldtplatz gegangen und hatten die alte Frau seit dem frühen Morgen allein in der Wohnung zurückgelassen, wie das immer an Markttagen geschah. Als der Mann gestern mittag in seine Wohnung, deren Fenster sämtlich nach dem Hof des Hauses Lutherstr. 19 gehen, zurückkehrte und das Schlafzimmer betrat, bot sich ihm ein entsetzlicher Anblick.

Auf dem Bett des Sohnes lag angekleidet die alte Frau Könide, deren Hände und Füße an die Bettpfosten gefesselt waren und der ein Bettkissen über den Kopf gebunden war. Außerdem steckte der Greisin ein Knebel aus Stoff­resten im Mund. Sonst wies der Körper keinerlei äußere Berlegungen auf, der Tod war bereits

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seit längerer Zeit, vermutlich durch Ersticken, ein­getreten. Die alarmierten Hausbewohner benach­richtigten sofort die Polizei, und nach kurzer Zeit erschien die Mordkommission Bunge- Sommer am Tatort. Vor den Beamten wurde, gemeinsam mit dem Ehemann, festgestellt, daß eine Kassette mit mehreren tausend Mark Bargeld und wertvollen Effekten geraubt war. Da die Türschlösser voll­ständig in Ordnung waren, ist anzunehmen, daß die Mörder durch ein Fenster der im Erd­geschoß liegenden Wohnung eingestiegen sind, das wegen des schönen Wetters zum Lüften der Woh= nung geöffnet war. Die Mordtat muß zwischen 8 Uhr und 8.15 Uhr begangen worden sein, denn um 8 Uhr war die alte Frau K., die leidend ist und nur selten die Wohnung verläßt, noch von einer Hausbewohnerin gesehen worden, während einer anderen Nachbarin, die sie um 8.15 Uhr besuchen wollte, nicht mehr geöffnet wurde. In der Küche fand man das Gebiß der alten Frau

und die Brille, so daß anzunehmen ist, daß sie von den in die Wohnung eingedrungenen Tätern beim Feueranmachen am Herd überfallen, dann in die neben der Küche liegende Kammer des An= Sohnes geschleppt und ermordet wurde. scheinend ist es aber zuvor zwischen der Greifin und den Tätern zu einem heftigen Kampfe gekommen. Kragwunden an Händen und im Gesicht deuten schon darauf hin.

In dem großen Zimmer, in dem die alten Leute schliefen, steht dicht am Fenster ein Schreib­tisch. Dieser wurde von den Mördern aufge= brochen und durchwühlt, wobei sie 4500 Mark Bargeld fanden. Anscheinend fehlt auch noch ein goldener Ring. Die Mörder haben sich mit dieser Beute vermutlich begnügt und sind dann durchs Fenster geflüchtet. Möglicherweise sind es ihre Fußabdrücke, die auf dem durchnäßten Boden im Garten des zweiten Hofes gefunden wurden.

Törichte Wahlvorschläge

Der Wahnwitz der Splitterparteien

Wie wir schon in kürze mitgeteilt haben, find für die zweite Reichstagswahl dieses Jahres, für den Wahlgang vom 6. November, bei dem Kreiswahlleiter für den Wahlkreis II Berlin   innerhalb der gesetzlichen Einrichtungs­frist nicht weniger als 32 Reichswahlvor. schläge eingereicht worden.

Neben welche Liste der denkende Arbeiter, der denkende Angestellte, der denkende Beamte sein Kreuz setzt, das wissen wir: es ist die Liste 2 der

Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  . Neben dieser Liste des wirklich flaffenbewußten Proletariats werden in Berlin  bei der Wahlschlacht vom 6. November eine wirk­lich ernsthafte Rolle wohl nur noch die Listen bis

zur Nummer 5 spielen. Schon 6 bis 12, die früher ziemlich große Parteien verkörperten, sind bei der allgemeinen politischen Entwicklung in Deutsch  land heute zu Splittern herabgefunken. Wer aber sein Kreuz in eine der noch höher liegenden zwei­stelligen Listen setzt, der kann ebenso gut in seinen Wahlzettel Hannepampel oder Käsebier setzen, seine Stimme ist sowieso verloren. Das trifft, um nur einige für den links eingestellten Ber­ liner   verführerische Namen zu nennen, ebenso für die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands   wie für die Sozialrepublikanische Partei, die Radikal­ demokratische Partei  , die Liste Enteigneter Mittelstand", die Kampfgemeinschaft der Arbeiter und Bauern, die Deutsche Sozialistische Kampf­

SONNTAG, 23. OKT. 1932

bewegung, die Einheitsbewegung aller Schaffen­den, den ,, Radikalen Mittelstand" und was der schönen Namen sonst sind, zu. Diese Splitter­gruppen werden in einem Wahlkreis und be= sonders bei den hellen Berlinern ganz bestimmt nicht die 60 000 Stimmen erlangen, die Voraus­segung für ein Mandat sind. Jede Stimme, die für Splittergruppen abgegeben wird, ist verloren. Der Erheiterung halber seien noch einige andere von den allzu vielen Listen mit Namen angeführt. Da gibt es z. B. eine Deutsche Kaiser= partei". Wir wissen nicht, ob sie für den Schloßherrn von Doorn  , den Helden von Charle­ ville   oder den Prinzen Domela kämpft. Eins aber wissen wir: sie fämpft auf aussichtslosem Posten. Daneben steht eine Nationalistische Kampfbewegung", deren Parole Für Hinden= burg und Papen" lautet. Sie steht in Kon­furrenz mit der Deutschen Präsidial­partei", die in den letzten Tagen, nachdem sie sich an den Berliner   Litfaßsäulen vor einigen Wochen durch ein Riesenplatat angekündigt hatte, besonders viel genannt wurde. Sie hatte näm­lich, um die zur Erreichung eines Wahlvorschlages notwendige Zahl von Unterzeichnern zu erringen, Werber angestellt, die für jede Unterschrift für diese Deutsche Präsidialpartei 1 Mark oder 50 Pfennig boten. Die Berliner   Kreiswahlleitung ist dabei, nachzuprüfen, ob diese Art Unter­schriftenwerbung. sagen wir ruhig, ob dieser Unterschriftenkauf zulässig ist.

Der Spaß wird erhöht, wenn wir von einer ,, Partei für krisenfreie Volkswirt­schaft" lesen. Für krisenfreie Volkswirtschaft sind wir alle, und wir Sozialisten wissen, daß eine wirkliche Wirtschaftsgesundung nur durch einen Sturz des Kapitalismus   herbeigeführt werden kann. Diese Splitterpartei führt aber den Nebentitel Freiwirtschaftliche Partei Deutsch­ lands  ". Das sagt genug. Was die Liste ,, G e= rechtigkeitsbewegung Meißner" be= deutet, ahnen wir nicht. Vielleicht ahnen es kaum die Gründer. Wie wir zuverlässig erfahren, hat der Staatssekretär beim Reichspräsidenten  , Dr. Meißner, mit dieser Liste 31 nicht das geringste zu tun.

Zweiunddreißig Wahlvorschläge in Berlin  , dar­unter manche lächerliche und alberne. Wir wissen, was wir zu tun haben, wir fämpfen, werben und stimmen

für die Lifte 2,

für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands  !

sil and

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