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Auf dem Gebiet der Soztakpolitik hat Posadowsky sich den Ruf eines fleißigen und ehrlichen Mannes erworben, obgleich am Beginn seiner Tätigkeit ein Zwischenfall stand, der für die damalige Zeit charakteristisch war. Als im Jahre 1899 wieder einmal ein.Luchthausgesetz" gegen die Arbeiter- bewegung durchgebracht werden sollte, lieh sich Posadowsky   als Staatssekretär vom Zentral- verband der Industriellen Propaganda- geld geben, um damit Stimmung im Lande für das Gesetz machen zu lassen. Das Gesetz versank trotzdem im Orkus. Posadowsky   hat aber aus dem Zwischenfall gelernt. Je mehr er sich mit den sozialpolitischen Fragen beschäftigte, desto mehr rückte er ab von den scharfmacherischen Tendenzen, die an der Wiege der deutschen   Sozialpolitik ge- standen hatten. Nach seinem Rücktritt vom Amt, war er eine Zeitlang still geworden. Im Jahre 1912 aber wurde er als Sammelkandidat aller bürgerlichen Parteien in Bielefeld   aufgestellt und siegte dort als Reichstagskandidat gegen Carl S'e v e r i n g. Er blieb im Reichstag franktionslos. Zur Nationalversammlung aber ließ er sich als Abgeordneter der neugegrllndeten Deutsch  - nationalen Partei wählen. Später kehrte er dieser den Rücken und gründete die Auswertungs- Partei, als deren Vertreter er mehrere Perioden dem Preußischen Landtag   angehörte. Den Landtag von 1928 eröffnete er als Alterspräsident mit einer vielbeachteten Ansprache. Bei den letzten Wahlen wurde er nicht wiedergewählt.
Der mißhandelte Funk Knltureinrichtung oder Herrenklubfiliale
(Sinepapenstütze" Der Bayerische   Bauernbund München  . 24. Oktober. Der Bayerische   Bauernbund, der als O p p o- sitionsparlei gegen die klerikale vormacht- stelluag des Z e n t r u m s in den neunziger Jahren entstand und immer ein Sammelbecken der fort- s ch r i t t l i ch e n und zum Teil revolutionären klein- und mittelbäuerlichen Elemente war. hat sein ganze» demokratisch-republikanisches Pro- gramm über den Hausen geworsen und eine voll­kommene Schwenkung seiner politischen Einstel- lung gemacht. Auf dem am Sonnabend und Sonntag in Mün- chen abgehaltenen Bundestag wurde ein Bund- nis mit der Regierung Papen   ge- schlössen. Allerdings löste die Verbrennung der schwarz- rotgoldenen Farben der deutschen Republik bei den Delegierten keine Begeisterung aus. Die Grundstimmung des ganzen Parteitages war beklommene Resignation. Der Kaufpreis, für den die Parteileitung das bauernbündlerische Wählerkontingent in das Lager der Iunkerregierung führte, ist die Kontingen- tierungspolitik. Professor Fehr, der dieses politische Schachergeschäft geschaukelt hat, sprach dies ganz offen aus. Er erläuterte auf dem Parteitag dos neue Programm. Es ist in politischer, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht nicht» anderes als ein Abklatsch des Programms der Papen  -Reaktion. Die Hauptpunkte sind folgendem 1. Die parlamentarische R«gierung»form wird durch eine Präsidialherrschast ersetzt, auf die die Par- teien keinen Einfluß haben. 2. Resorm der Wei- marer Verfassung mit einer Verstärkunq des föderativen Unterbaus des Reiches und Präfi- dialregierungen auch in den Ländern. 3. Er- höhung des Wahlalter» auf bzw. 39 Jahre, Abschaffung des Frauenwahlrechts und B«s«iti- gung der Listenwahl. 4. Einführung der allge­meinen Wehrpflicht, d. Rückkehr zur vollen Privatwirtschaft und Förderung des gesunden Unternehinerkapitalismus. ö. Agrarhilse durch Stärkung des Vinnenmarktes. 7, Beseitigung de» Tarifwesen» und weiterer Abbau der sozia- len Leistungen. Bei den Wahlen 1939 mustert« die Partei rund 399 999 Wähler, von denen bei der Reichstags- wähl im Juli d. I. nur noch 134 999 übrig blieben. Dies hat dem festen Kern der Partei allen Mut auf die eigen« Kraft genommen und ihn sür den Glauben empfänglich gemacht, daß nur durch den Uebergang in» Lager dergrundsätzlich neuen Staatsführung" die völlige Auflösung de, Bauern- bundes verhindert werden kann.
Tränengas gegen Salome Nazistreich im Theater. Wuppertal  . 23. Oktober. Bei der hiesigen Erstaufführung der Strauß- schen OperSalome  " im Elberfelder   Haus der Wuppertaler   Bühne verübten(wahrscheinlich nationalsozialistische) Täter«inen Tränengas- a n s ch l a g auf da» bi» zum letzten Platz gefüllte Theater. Die Aufführung hatte dadurch besondere Bedeutung, daß die Titelrolle von der philip- pinischen Sängerin Jovita Fuente» ge- jungen wurde. Kurz vor der Vorstellung ver- breitete sich eine Wolle von Tränengas im ganzen Zuschauerraum, dt« das Publikum zu fluchtartigem Verlassen des Theaters zwang. Feuerwehr und Polizei wurden sofort alarmiert, und es bedurfte angestrengter Arbeit, um den Raum von den Gasen zu befreien. Die Vorstellung konnte erst mit 114 Stunden Ver- jpätung begonnen«erden.
Die Beredtheit unserer Freiherren haben wir aus ihrer Massenproduktion an Rundfunkreden kennengelernt. Sie ergoß sich zu allen möglichen Tag- und Nachtstunden über Deutschland  . Aber noch sind, wie der Augenschein beweist, längst nicht alle Kräfte erschöpft. Nachdem die Regierung ihre christlich-nationalen Weisheiten dem deutschen   Volk aufgezwungen hat, rückt nun auch der Dirigent des regierenden herrenklubs, Herr v. Gleichen, vor das Mikrophon. Als Diplomat alter Schule sagt er dann am wenigsten, wenn er am heftigsten redet. In einer halben StundeVon Reich u n d R e i ch s f ü h r u n g" gab es nichts als einen diplomatischen Eiertanz, der in einer Verherrlichung der Baronsregierung endete. Vor einigen Tagen kam ein amtlicher Rundfunkerlaß heraus, in dem es heißt: Entsprechend diesen(neuen) Leitsätzen hat das Retchsministerium des Innern befchlosien, den politischen Parteien den Rundfunk im gegenwärtigen Wahlkampf für Wahlreden nicht mehr zur Verfügung zu stellen." Gegen diese ihre eigenen Gesetze hat die Regierung allerdings nicht verstoßen, denn s i e allein ist in der Lage, über keine politi- schen Parteien zu verfügen.- also wird sie weiterhin ihre täglicheStunde der Regierung" zweckmäßig auswerten und die Sender werden auftragsgemäß auch sonst für olle Werbekund- gebungen der Regierung zur Verfügung stehen. Das nennt manüberparteilich"! DerKetzer" Koehn Der Mann, der aus hinterhältiger Anonymität am Sonnabend vom Mikrophon der Funkstunde aus die linksstehende Hörerschaft anpöbelte, ist inzwischen entlarvt worden. Cr heißt C. M. K o e h n (bitte auf dase" zu achten) und ist Redakteur eines sogenannten Witzblattes, das die National- sozialiften herausgeben. Vordem hat er an der hugenbergschenNachtausgabe" fein Brot ver- dient. Er ist außerdem Verfasser einiger talent- loser Schwänke. Im übrigen interessiert uns Herr Koehn weit weniger als die Leute, die ihn ans Mikrophon gestellt haben. Die oerantworllichen Leiter des Rundfunks lassen ein Beschwichtigungsgesäusel los: es fei nichtso schlimm" gewesen Demgegenüber erklären wir: Es war das Schlimmste, was man bieten konnte, nämlich demagogische Parteilichkeit und Verlogenheit. UnterKetzereien" erwartet der Hörer Wahrheit und Gerechtigkeit von überragender Warte. Statt dessen: Herr Koehn fälschte in verlogener Weise Tatbestände, um aus seiner ver-
Nazi-Skandale LtraQenscklackt in Kösliner Straße Der gestrige Sonnlag war reich an politischen Schlägereien und Zwischenfällen. Zn den meisten Fällen waren dle Zusammenstöße mit Link»- radikalen aus unverschämte Provoka­tionen von SA.  - Leuten zurückzuführen. Am schlimmsten erging e» den nationalsozialistischen Provokateuren auf dem Ivedding, wo sie einen Propagandaumzug veranstalteten und durch die 1V e d d i n g- und Kösliner Straße mar- schierten, in der fast ausnahmslos Kommunisten wohnen. Die Kösliner Straße, in der bei den damaligen Kommunistenunruhen auf dem Wedding tagelang eine Art Belagerungszustand herrschte, glich einem Hexenkessel im Augenblick, als die Hitler-Söldlmge gegen 9 Uhr früh dort auftauchten. Trotz der starken polizeilichen Begleitmannschaft, aus 129 Nazis kamen etwa 49 Polizisten, wurde auj die Provokateure ein Bombardement eröffnet, wie es selbst in dieser Gegend noch nicht gejehen wurde. Aus den Fenstern und von den Dächern Hagelten Steine, Ziegel, Flaschen und andere Wurfgeschosse auf den Fahrdamm nieder. Der Nazitrupp löste sich sosrt auf und in den Haus- toren suchten die Hitler  -Leute Schutz. Drei von ihnen hatten erhebliche Verletzungen erlitten und mußten in» Krankenhaus übergeführt werden Die Polizei trat dann in Aktion und es wurde scharf geschossen. Dabei gingen die Fensterscheiben mehrerer Wohnungen in Trümmer. Getroffen wurde von den Polizeikugeln jedoch niemand. Unter dem Schutz der Polizeikarabiner und Pistolen mußten die hakenkreuzler schleunigst die Straße verlassen. Am Tegeler Weg wurde ein Parteigenosse, der Wahlflugzettel verteilte, von SA.  - Leuten überfallen und mißhandelt. Zwei Täter konnten von einer Polizeistreife festgenommen werden. In der Cotheniusstraße über- fiel ein starker Trupp hakenkreuzler mehrere Kommunisten. Ein Kommunist wurde nieder- geschlagen. Er erlitt schwere Verletzungen, so daß er ins Krankenhaus übergeführt werden mußte. Die nationalsozialistischen Wegelagerer entkamen. Auch an anderen Stellen der Stadt inszenierten SA.  »Leute Zusammenstöße.
zerrten Darstellung antisemitische Hetze- r e i e n ableiten zu können. Zum Punkte Gerech- tigkeit nur eine Anmerkung: Herr Koehn prä- sentierte sich als Schützer der F r a u e n e h r e. Ein Gedicht in derWeltbühne" hatte es ihm angetan. Aber hat Herr Koehn. der Redakteur des nationalsozialistischen Witzblattes, nie etwas gehört von jenem schmachvollen Antrag 'Per Nazifraktion im Preußischen Landtag, der die Frauenehre der Gattin des Polizeivizepräsidenten Weiß infam besudelte? hat er nichts gehört von dem ebenso infamen Vorgang im Landtag, als den sozialdemokratischen Frauen auf deren Hinweis, daß ihre Söhne
im Kriege gefallen feien, mit dem national- sozialistischen Zurus geantwortet wurde:I h r dummen Ziegen, dazu wurden sie euch doch gemacht!! Wo blieb hier seine Ent- rüstung? Diese Angelegenheiten existieren für den Koehn nicht. Daß die Hörer, die vom Mikrophon aus beleidigt werden, höhnisch ersucht wur- den. ihre Antenne zu erden, dürfte ein Novum sein. Wir meinen, daß nicht der Hörer seine Antenne zu erden hat, sondern daß die Rundfunkleitung solchen Burschen wie dem Koehn das Mikrophon abzustellen hat. Eine Leitung, die dies unterläßt, gehört nicht an ihren Platz.
Ohrfeigen statt Gründe
Disput im Harzburger Stil
Ein Beispiel von den vornehmen Umgangs- formen zwischen Deutschnationalen und National- jozialisten lieferte eine deutschnationale Wahl- Versammlung in Feldberg  (Mecklenburg  ). Darüber berichtet der deutschnationaleGeneral-Anzeiger  " in Neustrelitz  (Nr. 247 vom 21. Oktober) wie folgt: Zu dieser Versammlung waren auch d i« N a- tionalsozialisten unter Führung ihres Landtagsabgeordneten Scheibner er- schienen. Die Versammlung nahm zunächst einen durchaus ruhigen Verlauf, nachdem ein Stören- fried durch die Polizei entfernt war. Leider versagte die elektrische Beleuchtung im Verlauf der Versammlung, so daß mit Hilfe von zehn Kerzen jür Notbeleuchtung gesorgt wer- den mußte. Scheibner erhielt auf seine Meldung hin das Wort zur Aussprache.... Wenn Scheibner sich auch zu manchen unglaublichen Aeußerungen ver- leiten ließ, wie z. B. der Behauptung, daß Reichs- kanzler von Papen jetzt ebenso gehandelt habe, wie die Drahtzieher der Revolution 1918, und daß ihnen jeder Weg recht sei, der zum Ziele führe, daß er von der Herrenclique sprach und von dem Kampf zwischen dem neuen revolutio- nären Deutschland   und der Reaktion: wenn er sich auch dazu verstieg, die nationalsozialistische Revolution anzukünden für den Fall der Wieder- ouslösung des neu zu wählenden Reichstags, so hatte man doch den Eindruck, als bemühe er sich, seine Ausführung zunächst in fachliche Form zu kleiden. Ilm   so entsetzter war die Versammlung, als Scheibner seine Ausführungen, die zeillich weit über das ihm zugebilligte TNah hinausgingen, da­mit schloß, daß er gänzlich unvermutet unter dem Schutz der mangelhaslen Beleuchtung den Ver­sammlungsleiter. den in nationalen Kreisen hoch- verehrten Apothekenbesitzer Funke, in» Gesicht schlug, und dann sofort im schnellen Lauf durch den Blittelgong zu entfliehen versuchte. Die Ver- sammlungsteilnehmer hielten ihn aber auf und übergaben chn der Polizei. Die Tat des nationalsozialistischen Helden, der sich als Abgeordneter für immun hält, ist um so charakteristischer, al« der von ihm mißhandelte Apothekenbesitzer Funk« ihm, als er vor mehreren Jahren in vollständig verkommenem Zustande in Feldberg   eintraf, persönlich bei sich aufgenommen und ihm Arbeit verschafft hat. Es war Scheibner seinerzeit gelungen. Herrn Funke dadurch zu interessieren. daß er behauptete, ehemaliger Angehöriger der Organisation Roßbach und in dieser zum Leut- nant befördert zu sein. Bei einem Besuche, den Oberleutnant Roßbach später in Feldberg   machte. entlarvte Roßbach ihn al, Schwindler, der nie zu seiner Organisation Beziehungen hatte." Wir gratulieren herzlich zu diesem neuen Pauk- Eomment der horzburger Freunde, Die Hitlerpartei zerfällt Huckt der Bürger zu Hugenberg Eigener Bericht desVormärts" Bremen  , 22. Oktober. Der nationalsozialistische Präsident der Bremer Bürgerschaft  , Dr. Backhaus, hat in einem heute der Oesfentlichkeit übergebenen Brief an Adolf Hitler   seinen Austritt aus der NSDAP.  , die Niederlegung seines Präsidentenpostens und seinen Austritt aus der Bremer Bürgerschaft   erklärt. In dem Brief an Hitler   führt Dr, Backhaus au», daß er die wüste Bekämpfung der Regierung Papen  durch die Nazipartei, die niederträchtigen Angriffe gegen alle Andersdenkenden und die Vernichtung der Harzburger Front durch die Hakenkreuzpartei nicht mehr mitmachen könne. Besonders scharfe Vorwürfe erhebt Dr. Backhaus gegen Hitler  , daß er jede warnende Stimme gegen seine politische Haltung rücksichtslos unterdrückt habe. Der Rücktritt Dr. Backhaus' vom Posten des Bllrgerschaftspräsidenten ist der zweite Fall, wo nationalsozialistische Bürgerschaftspräsidenten ge- scheitert sind. Der jetzige Fraktionsführer der nationalsozialistischen Bürgerschaftsfrattion muhte seinerzeit als Präsident zurücktreten, weil seine
Fraktion seine Maßnahmen nicht deckte. Dr. Back- Haus ist nun nicht nur zurückgetreten, sondern hat die Hitler  -Partei verlassen. Die ewige Legalität" Revolutionsstimmung bei der SA. Zreiburg. 24. Oktober. Bei einer Fahnenweihe der Standarte 113 der hiesigen SA.   sprach Oberführer L u d i n einer der Ulmer Reichswehroffiziere zu den versammel­ten SA.  -Leuten. Er führte dabei u. a. aus, daß nicht parlamentarischer Kuhhandel noch Regierungsnotoerordnungen eine Aenderung in Deutschland   herbeiführen würden, sondern nur die soziale und nationale Revolution der NSDAP  . In Baden seien 13 999 SA.  -Männer die besten Garanten für diese kommende Revolution. Er wünschte, daß noch mehr SA.  -Leute in die Gefängnisse wanderten und daß neue Verbote kämen, damit die NSDAP  ,endlich Schluß machen könne mit der ewigen Legalität". Die Politik mit dem Gewehr sei allerdings furchtbar, wenn aber die Stunde gekommen sei, wo der illegale Weg zur nationalen Notwendigkeit beschritten werden müsse, werde die SA. in Deutschland   den Sieg erringen. Das Schicksal- Deutjchlands werde in Zukunft durch die Faust der SA.   entschieden. r Bewaffnung der Braunschweiger Nazis Braunschweig, 24 Oktober. Der Koch der SA.-Führerschule m Kreiensen, der den S A.- M a n n Fritz Lampe aus Hannover  erschossen hat, wurde vom Amtsgericht Greene wegen fahrlässiger Tötung zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Nach einem früheren Erlaß Hitlers   soll jeder aus der NSDAP  , ausgeschlossen werden, der mit einer Waffe in der Hand, betroffen wird. Aber fast sämtliche Mitglieder der SA. de» Freistaates Braunschweig   sind nach wie vor mit Waffen ausgerüstet, ohne daß sie deshalb aus der Hitler  -Partei ausgejchlossen würden. Hitler   zieht nicht Eigener Bericht desPormärts" Hitler   hat am Sonnabend auf seiner Reklame- tournee Halle besucht, um in einem aus dem Rummelplatz aufgestellten Zelt ein«, wie da» Nazi- blatt sagt, länger« programmatisch« Red« zu halten. Der Besuch zeigte deullich das Abflauen der Hitler- Begeisterung auch im Bezirk Halle. Statt der er- warteten 59 999 waren aus ganz Mitteldeutsch- land bis nach Kottbu» und in das Thüringer Land  hinein etwa 19 999 Personen erschienen. Da« Zelt war nur zu drei Viertel b«s«tzt. Während der Rede Hitlers   versagt« plötzlich die Lautsprecher- anlage, so daß nur ein ganz kleiner Teil aus seinem Munde vernehmen konnte, wann der End- sieg nunmehr zu erwarten sei. Schon bei der Ankunft, mehr aber noch bei der fluchtartigen Abfahrt des Ofafs brach die in großen Massen d«n Plag umsäumende republikanisch« Be- välkerung Halles in stürmische Nisderruje aus. 22 Personen wurden wegen dieser Rufe sestge- nommen..
Lm Wohnwagen erschossen Die 2. Reservemordkommission unter Leitung des Kriminalkommissars Zapfe wurde nach dem Rummelplatz aus dem Grundstück Müller- st r a ß e 14 8 aus dem wedding alarmiert, wo der b2jährige Schausteller August C z e r a n s k i in seinem Wohnwagen erschossen ausgefunden wurde, wie die Untersuchung ergabt, halte Cz. einen Einschuß an der rechten Gesichtsseite. Zuerst schien es. daß der Schausteller Selbstmord verübt hat, dann tauchten aber Verdachtsmomente auf. die ein verbrechen nicht ausgeschlossen erscheinen lassen. Als der Schuß fiel, befand sich die Zrau de» Schaustellers Im Wohnwagen.