mit den Ländervertretern durchgesprochen werden fönnen, erscheint nach den letzten Aeußerungen aus dem deutschen Süden wenig wahrscheinlich. Selbst wenn ein gütiger Knecht Rupprecht auch die Verfassungsautonomie der Länder einschließlich eines Wittelbachschen Königspurpurs und einschließlich von Wahlrechtsreformen sonderlichster Art in seinen Gabensack packte, so wird das bei den Ländern diesseits und jenseits der Mainlinie wenig Begeisterung auslösen. Warum wir dabei Preußen seiner Bedeutung gemäß nicht gesondert nennen? Einfach deswegen, weil die gleichen Verfassungsstrategen, die diese Pläne diskutieren, aus dem jetzigen Provisorium derart ein Definitivum zu machen gedenken, daß Preußen im Reiche aufgeht und nur gnädigst ein Kultusministerium und ein Finanzministe rium, sowie in Gestalt eines besonderen Ausschusses der preußischen Reichstagsmitglieder eine Art Ersagparlament erhalten soll, dem obendrein nicht einmal das Recht gegeben wird, selbständig den preußischen Ministern ihr Vertrauen wirksam zu entziehen!
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Bisher wurde zu all diesen Projekten geschwiegen. Wenn aber der Kanzler selbst immer wieder trotz aller Scheu vor dem Worte Verfassungsbruch" derartige Dinge in der ihm nahestehenden Presse ungehindert diskutieren läßt und sich selbst in das mystische Halbdunkel vager Erklärungen begibt, so ist es an der Zeit, wenigstens das sonst so oft gehörte Rasseln der Dementiermaschine hervorzulocken.
Oder sollte da nichts zu dementieren sein? Wie dem auch sei, mit aller Deutlichkeit ist zu erklären: das deutsche Volt braucht weder ein Drittes Reich, ein Sowjet- Reich, noch gar ein Heiliges Reich ". Das deutsche Volk braucht das Deutsche Reich ". Denn: das Deutsche Reich ist laut§ 1 seiner Verfassung eine Republik , in der die Staatsge= malt vom Bolte ausgeht.
Hat Sie das Bolt gewollt, Herr v. Papen ? Doch weder Sie, noch Ihr ,, Hei liges Reich "!
Also, um in der den hohen Herren gewohnten militärischen Kürze zu sprechen: ,, eggetreten!"
Bracht behauptet...
Was er niemals beweisen kann
Dieser Tage richteten 400,, nationale" Birtschaftsvertreter, die unter dem Vorsitz eines nationalsozialistischen Reichstagsabge. ordneten in Zeven tagten, an den stellvertretenden Reichskommissar eine Protest entschließung gegen den voltsparteilichen Regierungspräsidenten in Stade . In dem Protest wurde u. a. die Abberufung des Regierungspräsidenten gefordert. Der stellvertretende Reichskommissar für Preußen hat darauf in einem Brief geantwortet, in dem es einleitend wie folgt
heißt:
-
- so
,, Die in Zeven gefaßte Entschließung gibt zu einer Abberufung des Regierungspräsidenten Dr. Rose in Stade keinen Anlaß. Die Zeiten, in denen leitende Beamte auf Grund von Versammlungsbeschlüssen ab. gesezt wurden, sind vorüber und Gott will für immer!" Das ist die ,, grundsäglich neue Staatsführung" wie sie leibt und lebt! Man kritisiert und stellt mie die Gottheinerei in Leipzig Be= hauptungen auf, ohne sich auch nur im geringsten darum zu kümmern, ob das, was man sagt, mit der Wirklichkeit in Einklang zu bringen ist. Daß früher in Preußen leitende Beamte ,, auf Grund von Versammlungsbeschlüssen abgesetzt" wurden, fann Herr Bracht niemals beweisen, weil es niemals der Fall gewesen ist. Diese Methode hat sich erst nach dem 20. Juli eingebürgert, seit der Herrenflub und die Deutschnationale Partei die ,, überparteiliche" Regierung in Preußen fommandieren!
Menschenfreunde!
Die Aerzte der Amtshauptmannschaft Grimma haben beschloffen, teine Wohlfahrts empfänger mehr auf Rechnung des Bezirksverbandes zu behandeln, weil sie seit Monaten fein Geld mehr bekommen. Nur bei Lebensgefahr wollen sie eine einmalige fostenlose Behandlung der Kranken vornehmen.
Im österreichischen Nationalrat hat der Bundestanzler Dollfuß unserem Genossen Otto Bauer zugerufen: Sie sind ein Bolschewit! Sie haben sich nie ehrlich zur Demokratie bekannt." Otto Bauer antwortet darauf in der Wiener ,, Arbeiterzeitung". Er führt den österreichischen Spießern die Größe des weltgeschichtlichen Geschehens in
VOLK
ERWACHE,
Mach dich frei
HER ZU UNS
WR Liste
Rußland vor Augen, um dann auseinanderzusetzen, warum er kein Bolschewik ist:
Ich sehe die weltgeschichtliche Größe dessen, I was in der Sowjetunion geschieht. Ich bemühe mich seit fünfzehn Jahren, es gewissenhaft zu studieren. Aber ich bin fein Bolschewik. Was mich vom Bolschewismus scheidet, sind nicht etwa bloß taktische Erwägungen darüber, daß die Methode der Bolschemiken, in der Geschichte und der sozialen Struktur Rußlands begründet, in Westund Mitteleuropa nicht nachgeahnt werden kann.
Was mich vom Bolschewismus scheidet, ist etwas viel Wesentlicheres als alle taktischen Erwägungen, ist etwas Grundsätzliches, etwas, was in meiner ganzen Auffassung der Entwicklung der menschlichen Kultur begründet ist: ist meine Schähung des unersetlichen Wertes der individuellen, der geistigen Freiheit.
In jahrhundertelangen Rämpfen, in denen die Besten der Menschheit Freiheit und Leben geopfert haben, haben die europäischen Nationen dem Staat und der Kirche die Bürgschaften der individuellen, der geistigen Freiheit abgerungen.
Es gäbe feine Wissenschaft, vor allem keine moderne Naturwissenschaft, ohne die schwer er= kämpften großen Siege im Kampfe um die geistige Freiheit. Und ohne die moderne Naturwissenschaft gäbe es keine moderne Technik, Medizin, Hygiene, feine moderne Zivilisation.
Es gäbe tein modernes öffentliches Leben, fein Ringen der großen Geistesströmungen um die Seele der Völker, ohne jene schwer erkämpften Errungenschaften der individuellen, der geistigen Freiheit nicht jene große Schule, in der allein die Völker zur Selbstbestimmung reifen können.
-
Es ist meine Ueberzeugung, daß der Sozialismus die Bürgschaften der individuellen geistigen Freiheit nicht zerstören soll, sondern sie, das kostbare Erbe des Zeitalters der bürgerlichen Revolutionen, hinüberretten muß in die sozialistische Gesellschaft der Zukunft, in der sie erst, von aller fapitalistischen Berfälschung und von allen fapitalistischen Fesseln befreit, ihre volle Entfaltung finden, ihre volle Schöpferkraft befunden werden.
Wenn ich lese, daß die russische Diktatur Männer wie Sinowjem, Ramenem, Uglanow ausstößt und mundtot macht, nur weil sie über die oder jene Einzelfrage anderer Meinung sind als der Diktator, und daß für diese Männer nicht die ge= ringste Möglichkeit besteht, in Wort und Schrift für ihre abweichende Meinung im russischen Volke
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zu werben oder sie vor dem russischen Volke zu rechtfertigen; wenn ich sehe wie auf einen Wint des Diktators alle Gelehrten im weiten Rußlant ihre soziologischen, ihre philosophischen Ueberzeugungen bei Strafe der Amtsentsetzung, der Verhaftung, der Berbannung verleugnen oder revidieren müssen; wenn ich sehe, wie jeder ruffische Arbeiter, Bauer Beamte, der eine der Regierung mißliebige Meinung zu äußern wagt, ohne gerichtliches Verfahren, auf administrativem Wege verhaftet und schwersten Strafen unterworfen werden kann, dann fühle ich: da kann ich nicht mit! Da scheidet mich vom Bolschewismus meine Schägung des Wertes der individuellen geistigen Freiheit.
Um der individuellen geistigen Freiheit willen bin ich Demokrat. Die Demokratie- das ist mir etwas mehr als der Parlamentarismus, mehr als eine Summe juristischer Institutionen. Sie ist mir
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die Staatsverfassung, die die best= möglichen Bürgschaften der indi viduellen, der geistigen Freiheit gibt. Sie ist mir wie ich es einmal in einer Abhandlung gesagt habe, die von Demokraten aller europäischen Länder in allen europäischen Sprachen verbreitet worden ist, das kost= barste Gefäß der geistigen Frei heit.“
Die kleine Gestalt des österreichischen Bundestanzlers hat Anlaß gegeben zu einem großen und feurigen Bekenntnis zur Freiheit!
Dies Bekenntnis zur Freiheit scheidet uns nicht nur von den Kommunisten, es führt uns in den Kampf gegen die geistige und politische Reaktion, es ist der tiefe Sinn des Kampfes, den wir heute führen um Freiheit!
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Am Sonnabend, dem 22. Oktober, sprach Hitler in Magdeburg . Er traf auf dem Magdeburger Flugplatz ein, um sich von dort mit dem Auto zur Stadthalle zu begeben. Am Reichsbannerstadion ,, Neue Welt" standen einige Reichs= bannerleute auf der Straße, als die beiden Autos, die Hitler und seinen Stab in die Stadt brachten, vorüberfuhren.
Plöhlich schwenkte das zweite Auto gegen den Bordstein, und von den Insassen wurde mit schweren Peitschen auf die Reichsbannerleute eingeschlagen. Drei von ihnen wurden verlegt.
Ein Polizeibeamter, der vor der„ ,, Neuen Welt" Dienst hatte und Zeuge dieses heimtückischen Ueberfalls war, nahm zusammen mit mehreren Funktionären der Magdeburger Gauleitung in einem Privatauto die Verfolgung ber Schläger auf. Es gelang leider nicht, das Auto noch vor der Stadthalle einzuholen. An der Stadthalle selbst wurde dann eine polizeiliche Durchsuchung der Autos vorgenommen. Hier. bei wurde eine anderthalb Meter lange, schwere, geflochtene Lederpeitsche gefunden, in der Art, wie Raubtierdompteure fie gebrauchen. Die Peitsche wurde beschlagnahmt. Die Namen der Chauffeure der Autos wurden polizeilich festgestellt. Die Verletzten haben Strafantrag gestellt.
Das Magdeburger „ Neue Tageblatt", das nationalfozialistische Organ Magdeburgs, teilt mit, daß Hitler im zweiten Auto gefahren sei. Hat der Regierungsraf Hitler etwa selbst zu den Schlägern gehört? Jedenfalls hat er sich in dem Auto befunden, aus dem der Ueberfall ausgeführt wurde!
Das Naziblatt behauptet allerdings, es sei auf das Auto mit Steinen geworfen worden. Daß dies eine völlig haltlose Beschuldigung ist, wird die Bernehmung des Polizeibeamten ergeben, der den Vorfall aus unmittelbarer Nähe beobachtet hat. Er wird bezeugen fönnen, daß teiner der etwa zehn Reichsbannerleute, die an der„ ,, Neuen Welt" standen, mit Steinen geworfen hat!
Der Verdacht, daß Hitler selbst geschlagen hat, ist nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen. Im West deutschen Beobachter" lieſt man folgenden Bericht über eine ähnliche Heldentat Adolf Hitlers :
,, Auf der Fahrt zum Sächsischen Hof wurde Hitlers Wagen mit Steinen beworfen. Er war nicht faul, springt heraus, und eins, zwei,
Die Antifaschisten
drei friegen die Burschen mit der langen Nilpferdpeitsche immer wieder links und rechts eins über die Schnauze. Das Pad flüchtet Hitler hinterher. Die Kameraden vermissen ihn. Wo st
Führer? Er schlägt sich noch draußen mit dem Mob herum. Dann frempelt er ruhig seine Hemdärmel herunter und beginnt im Sächsischen Hof zu sprechen: ,, Bolksgenossen...!"
Es liegt also System in der Nilpferdpeitsche! Wir fragen: wird gegen den schlaglustigen Hitler auf Grund der Notverordnung vorgegangen werden?
Wie der Herr, so's Gescherr
Limburg, 24. Oktober. Eigener Bericht des Vorwärts" Bier Naziführer aus Köln , unter ihnen der preußische Landtagsabgeordnete Balm, haben in Limburg schwere Ausschreitungen begangen.
In der Nacht zum Sonntag begehrten die Hitlerigner nach der Polizeistunde Einlaß in ein Restaurant. Als der Wirt ihnen wegen der Polizeistunde den Eintritt verweigerte, versuchte sich einer der Kölner Nazis gewaltsam Einlaß zu ver= schaffen, indem er den Fuß zwischen die Tür flemmte. Der Wirt stieß ihn zurück, so daß er die Treppe hinunterstürzte. Darauf zertrümmerten die vier die große Glasscheibe der Eingangstür und traten die Türfüllung ein. Siebrangendann in das Lotal ein. Einer gab mehrere Schüsse aus einer Schreckschußpistole ab. Wäh rend der Wirt flüchten tonnte, wurde die Wirtsfrau von einem der Nazis am Hals gewürgt. Als die Frau um Hilfe schrie, kehrte ihr Mann zurück. Er wurde von dem Abgeord neten Palm an der Brust festgehalten, während die anderen drei so lange auf ihn einschlugen, bis er ohnmächtig zusammenbrach.
Die inzwischen alarmierte Polizei nahm die vier Rowdys fest. Sie tobten auch auf der Polizeiwache noch derart, daß sie in eine Belle gestedt werden mußten. Der Abgeordnete Balm benahm sich selbst in der Zelle so gewalttätig, daß die Beamten genötigt waren, ihn zu fesseln. Palm rief den Beamten aus der Zelle heraus zu, er werde ihnen schon von Berlin aus das nötige beibringen. Ein anderer Nazi schrie, wenn er herausfomme, schieße er alle nieder. Am Sonntagvormittag wurden die Nazis dem Amtsgericht übergeben, das sie gegen Ueberlassung ihres Kraftwagens vorläufig aus der Haft entließ.
zwei
anwesenden National. fozialisten! Man möchte solche Verrücktheit Kommunisten wählen Nazis zum Anti- nicht glauben, wenn das hiesige nationalsozia
faschistenkongreẞ
Aus Karlsruhe wird uns berichtet: Man ist zwar von den Kommunisten vieles gewöhnt. Was sie sich aber dieser Tage geleistet haben, dürfte doch noch nicht dagewesen sein. Unter der Flagge ,, Kampfbund gegen den Faschismus " hielten sie hier eine öffentliche Versammlung ab, die von etwa 200 Personen besucht war, ein für Karlsruher Verhältnisse guter Besuch. Unter den Besuchern befanden sich etwa 20 Nationalsozialisten. Redner mar ein Redakteur des Mann heimer Kommunistenblattes. Nach Schluß des Referats fand die Wahl von Delegierten zu einem dieser Tage in Karlsruhe stattfindenden ,, Kampftongreß der antifaschistischen Einheitsfront" statt. Ausgerechnet zu diesem Antifaschistentongreß wählten die 180 Rommunisten als Delegierte
listische Blatt nicht siegesstrahlend die Namen der beiden faschistischen Antifaschisten mitteilen würde! Jämmerlicher fonnte die KPD. ihr Antifaschistengeschrei wohl kaum selbst entlarven.
Der Waffenschmuggel
Neue Verhaftungen an der deutschholländischen Grenze
Amsterdam , 24. Oftober. Der Waffenfchmuggel bei Benlo hat mit der Verhaftung des Düffeldorfers Szymanski noch kein Ende genommen. Die niederländische Grenzpolizei hielt dieser Tage wieder einen Mann an, der 42 automatische Pistolen und 1000 scharfe Patronen über die deutsche Grenze schaffen wollte.