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ERSTE BEILAGE

Vorwärts

Der Schuß auf die Sängerin

Frau Bindernagel außer Lebensgefahr Das Verhör des Mannes

Das Befinden der Kammersängerin Gertrud Bindernagel   hat sich nach der gestern vorgenommenen Operation so weit gebessert, daß die Aerzte für das Leben der Künstlerin keine Befürchtungen mehr hegen. Jedoch ist damit zu rechnen, daß die Sängerin lange Zeit ans Kranken­lager gebunden sein wird, da die Ver­lekung außerordentlich schwer ist. Nach dem klinischen Befund ist der von dem Bankier auf seine Frau Gertrud Hinke­Bindernagel abgegebene Schuß ein aus­gesprochener Nahschuß, der in die Bauch­höhle drang.

Auf dem Polizeiamt Charlottenburg  - Tiergarten ist Hinge gestern von Kriminalrat Gärtner und Kriminalkommissar Schwörer längere Zeit ver­nommen worden. Er erklärte, daß er mit seiner Frau und seinem Kinde in dem denkbar besten Einvernehmen gelebt hat, bis die Mutter und Schwester seiner Frau aus Magdeburg   in Berlin  auftauchten. Von da an sei es mit dem ehelichen Frieden aus gewesen. Es kam zu einem heftigen Zerwürfnis. Daraufhin verließ die Mutter und Schwester der Frau Hinze- Bindernagel die Woh­nung des Schwagers. Die Verwandten famen wieder, als es ihnen wirtschaftlich schlecht ging. Das führte zum endgültigen Bruch mit seiner Frau, die sich für ihre Angehörigen, nach seiner Meinung, in einer übertriebenen Weise einsetzte. Ueber die Tat selbst hat Hinge bisher so gut wie feine Angaben gemacht. Sobald die Kommissare

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auf den blutigen Vorgang in der Städtischen Oper zu sprechen kamen, schwieg der frühere Banfier. Das Verhör mußte, schließlich wegen völligen Nervenzusammenbruchs des Mannes aufgegeben und auf heute vertagt werden.

Inzwischen haben sich mehrere Zeugen gemeldet und erklärt, daß Hinge unmittelbar nach der Tat sofort die Flucht ergriffen und auf keinen Fall einen Selbstmordversuch unternom= men habe. H. sei auf die Straße geeilt, wo er, immer noch mit der Pistole in der Hand, eine Tage besteigen wollte. Dabei stürzte er zu Boden und seine Verfolger überwältigten ihn. Sonderbarer­weise ist die Waffe spurlos verschwunden.

Aus dem Bekanntenkreis des früheren Bankiers Hinge erfährt man gewisse Einzelheiten, die doch geeignet sind, bei aller Verwerflichkeit der Tat, das Drama in etwas anderem Lichte erscheinen zu lassen, als es nach den ersten Schilderungen in der Presse betrachtet werden mußte.

Es erscheint vor allem, daß gewisse Be­hauptungen über die Lebensweise des Täters von interessierter Seite sofort in die Welt gesetzt worden sind, um ihn als einen verworfenen Menschen hinzustellen, der ausschließlich auf Kosten seiner Frau ein luguriöses Leben weiterführen wollte, ohne selbst zu arbeiten, mindestens stark übertrieben sind. Richtig ist, daß seit dem Zusammenbruch seiner Banffirma Hinze selber nur noch wenig verdiente, jedenfalls unvergleichlich weniger als seine Frau, und daß die Gelegenheits­geschäfte, die er tätigen fonnte, immer seltener wurden. Aber unzweifelhaft ist auch, daß er seine

Betrug an Erwerbslosen

Neueste kommunistische Schandtat

Kommunistische Propagandatrupps verteilten am Sonnabend und Sonntag in den Häusern der Arbeiterviertel hettographierte Flugzettel, in denen sie die Erwerbslosen und Renten­empfänger aufforderten, fich am Montag­vormittag 10 Uhr vor dem Bezirksamt in der Waisenstraße 28 einzufinden, um dort Kartoffeln in Empfang zu nehmen. Das war aber, wie sich später herausstellte, ein aufgelegter frecher Schwindel.

Der kommunistische Zettel hatte folgenden Wort­laut: ,, olt euch Kartoffeln! Achtung Er­werbslose und Rentenempfänger! Die Stadtver­ordnetenversammlung hat den Antrag der kommu­ nistischen   Fraktion für Belieferung von Kartoffeln an Erwerbslose angenommen. Wir fordern euch auf, dieselben am Montag, dem 24., vormittags 10 Uhr, im Bezirksamt Waisenstraße 28 abzuholen. Säcke sind mitzubringen! Die revolutionären Ar­beiter Berlins  !" Dieser Zettel wurde jedesmal in den Wohnungen verteilt, nachdem sich ein kom­munistischer Wüstenprediger auf dem Hof des be= treffenden Hauses in gemeinen Schimpfereien gegen die Sozialdemokratie ergangen hatte. Die meisten Arbeitslosen rochen aber den Braten und verzichteten darauf, wieder einmal als Statisten eines fommunistischen Radautrupps mitzumimen. So tam es vor dem Jugendamt in der Waisenstraße, wo einige Dugend armer Menschen mit Moskauer   Schreiern an der Spizze irrtümlich hindirigiert worden waren, zu lärmen­den Auftritten, die aber von der Polizei schnell unterdrückt werden konnten. Aehnlich war die Si­

tuation auf dem Wohlfahrtsamt in der Spree­straße 39/40 in Charlottenburg  . Auch dort waren etwa 200 Personen erschienen, die sich die von den Kommunisten versprochenen Kartoffeln abholen wollten. Im Zimmer des

eigene Lebensweise dementsprechend sehr stark ein­geschränkt hatte und mit der Zeit immer anspruchs= loser wurde. Umsomehr bemühte er sich, die ge­schäftliche Seite des Künstlerlebens seiner Frau zu fördern, und begleitete sie auf ihren Gastspielen außerhalb Berlins  , so erst vor kaum zwei Wochen nach Südwestdeutschland  .

Es scheint, daß das Eheleben erst durch Ein= flüsse von außen in letzter Zeit getrübt worden ist. Die Bekannten des Täters bestätigen, daß Hinze zwar ein sehr jähzorniger, äußerlich sogar brutal wirkender Mensch ist, der aber im Grunde seines Wesens weich und gutmütig ist und der seine Frau abgöttisch bewunderte und liebte. Erst in jüngster Zeit sei jedoch Frau Bindernagel durch ihre nächsten Angehörigen gegen ihren Mann aufgehezt worden, weil er, der aus eigenem nichts verdiente, sich dagegen sträubte. daß die ganze Familie seiner Frau mit ernährt wurde. Angeblich hat Hintze in den Zeiten, als er wohlhabend war, Frau Bindernagel unter schweren finanziellen Opfern als Opernsängerin ausbilden lassen.

Nachdem sich seine Frau von ihm getrennt hatte, soll es ihm so schlecht gegangen sein, daß er am Sonntagabend, wenige Stunden vor der Tat, in ganz verzweifelter Stimmung seine Uhr zu verkaufen versuchte, um einige Mark zu erhalten. Die Schuld an der abscheulichen Blut­tat gegen die bedeutende Künstlerin wird dadurch in keiner Weise beschönigt. Vielleicht tragen aber auch noch andere Personen eine moralische Mit­schuld an der plöglichen Zerrüttung einer bis vor kurzem durchaus glücklichen Ehe.

lich Sonntag, dem 30. Oktober, geöffnet bleiben. Den Besuchern wird an diesen billigen Volkstagen das vollständige, ungefürzte Ausstellungs­programm zum Eintrittspreis von 50 Pf. für Er­wachsene und 25 Pf. für Kinder geboten. Die Ausstellung wird täglich von 9 bis 19 Uhr ge= öffnet sein.

Wohlfahrtsamtsvorstehers war ein Mann einge Russischer Geldfälscher

drungen, der sich nicht freiwillig entfernen wollte. Als der Vorsteher einen Schupobeamten herbei­rief, begann der Kommunist zu toben. Die auf dem Flur des Amtes stehenden Erwerbslosen schlugen jetzt die Tür des Zimmers ein, um dem Tobenden zu Hilfe zu kommen. Der Schupobeamte mußte zwei Schreckschüsse abgeben, um die An­greifer, die den Beamten hart bedrängten, zurück­zuhalten. Der Hauptkrakeeler wurde festgenom­men. Eine Abordnung der Kommunisten wurde später vom Bürgermeister Auguſtin empfangen, der ihnen aber auch keine Versprechungen machen fonnte.

Die Kommunisten wußten und wissen ganz ge nau, daß es auf den Wohlfahrtsämtern keine Kar­toffeln gibt. Das macht aber nichts, die Haupt­sache ist Krach und Lärm, dann ist der Hauptzwed schon erreicht.

Dela- Volkswoche

Bei dem großen Interesse, das die Deutsche Luft­sportausstellung am Funkturm gefunden hat, wird die gesamte Luftsportausstellung in allen sechs Hallen rund um den Funkturm bis einschließ

Maler Miassojedoff vor Gericht

Der bekannte russische Kunst- und Tiermaler Miassojedoff und der mit ihm seit Jahren verbündete russische Ingenieur M a monoff, mit denen sich die deutschen Gerichte wegen Verbreitung gefälschter Dollar- und Pfundnoten bereits einmal zu befassen hatten, stehen wieder vor Gericht. Miassojedoff hat seine dreijährige Zuchthausstrafe im Jahre 1925 im Untersuchungs­gefängnis verbüßt und bei dieser Gelegenheit die Rapelle mit zwei großen Gemälden ausgeschmückt. Mamonoff hat seine jährige Zuchthausstrafe abgesessen. Der dritte im Bunde, gleichfalls russischer Fluchtling, der Künstler Smoljanoff ist gleichfalls im Jahre 1928 in Holland   zu einer 2½jährigen Gefängnisstrafe und in München   zu 1 Jahr 3 Monaten verurteilt worden.

Zur Verhandlung, die etwa eine Woche dauern wird, sind u. a. als Sachverständige ge= laden: Professor Schäffer und Schneiter als Gra­phologen, der Kunstmaler v. König und Kriminal­kommissar Liebermann von Sonnenberg  . Vier Angeklagte sind flüchtig.

Es bedurfte intensiver Zusammenarbeit der Kriminalpolizei verschiedener Länder, um nach

DIENSTAG, 25. OKT. 1932

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langem vergeblichem Bemühen die einzelnen Glie­der zu einer Beweiskette zusammenzuschließen. Im Jahre 1929 tauchten zum erstenmal wieder falsche 50 fund- Noten auf, in den Jahren 1930/31 wurden in verschiedenen Ländern falsche 500- Dollar- Noten und 100- Pfund- Noten in den Verkehr gebracht. Aber erst Anfang 1930 gelang es, beim Ueberschreiten der Grenze einen Mann festzunehmen, der bei sich einen Paß auf den Namen Kertezs führte. Man fand in seinem Besiz eine Thermosflasche mit 32 falschen 100- Pfund- Noten und 30 falschen 100- Dollar- Noten sowie einen Paß auf einen schwedischen Namen. Der Verhaftete war der berüchtigte Mamonoff. Ueber verschiedene Mittelspersonen gelangte dann die Polizei zu dem früheren Koltschack- Offizier Uralski Udinzew, bei dem man 90 500­Dollar- Noten, 60 100- Pfund- Noten, Platten und Papier zur Herstellung von Falschgeld fand. Er wollte das alles von einem Landsmann Pinjagin zur Aufbewahrung erhalten haben.

Das letzte Glied in der Kette bildete der Fall Nelidow.

Kleider für Neukölln

Winterhilfe sammelt im Westen

Die Hörner der Reichswehr   rufen am 24., 25., 26. Oktober zur Winterhilfe- Kleidersammlung in Wilmersdorf  , Schmargendorf  , Grunewald  . Es wird für den Patenbezirk Neukölln gesammelt. In jeder Straße wird nur an einem der drei Tage gesammelt.

Es wird dringend gebeten, brauchbare Kleidung und Wäsche, warmes Unterzeug, be= sonders auch Männer- und Kinderstiefel, bereit zulegen. Wer am Sammeltage nicht daheim iſt, der gebe sein Paket an den Nachbar oder den Hauswart, damit es zum Sammelwagen der Reichswehr   gelange. Sammler mit Ausweisen ( Etempel des Polizeipräsidenten und der Winter­hilfe) und mit Armbinden holen die Pakete aus dem Hause.

Kundgebung für Freikörperkultur

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Die Körperkulturschule Adolf Koch   führte noch vor einigen Tagen eine überfüllte Protest= kundgebung gegen die Brachtschen Sitt­lichkeitserlasse durch. Die Redner Dr. Sieg fried Kawerau, Dr, Hans Graaz, Frig Wildung, Hildegard Wegscheider, Stadtrat Friedländer   und Adolf Koch  traten für die Freiheit der Seele und des Körpers, und damit für eine gesunde, natürliche Lebens­weise ein. Frizz Wildung wies darauf hin, daß außer noch zu treffenden Kampfmaßnahmen die Reichstagswahlen dazu angetan wären, durch Bekenntnis zur Sozialdemokratie der Frechheit der Reaktion die gebührende Antwort zu erteilen. Hildegard Wegscheider stellte fest, daß die Kleiderverordnungen, die Beschränkungen freier Sportkleidung, die Zwickelerlasse( mit oder ohne Korrektur) eine Beleidigung der deutschen Frauen­ehre darstellen Dinge, die nur von franken Hirnen ausgebrütet werden konnten.

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Deckeneinsturz

14 Personen getötet

In der Nähe von Girgeh in Aegypten  stürzte in einem Hause, in dem eine Hochzeit ge­feiert wurde, der Fußboden des zweiten Stod­werks ein, in dessen Räumen sich die zahlreichen weiblichen Gäste zum Hochzeitsmahl versammelt hatten. Die Anwesenden fielen in das erste Stod­wert, wo ebenfalls viele Gäste weilten. Bier­zehn Personen büßten ihr Leben ein, auch die junge Ehefrau befindet sich unter den Toten.

Talakmischkunst bringt Rauchergunst!

GUNST

Hier liegt die Erklärung für die Treue von Millionen zu

Juno,

die mit ihrer ungewöhnlich fein abgestimmten Mischung auch der strengsten Geschmackskritik standhält. Wählerische Raucher verlangen erstklassige Cigaretten und keine Zugaben wie Wertmarken, Gutscheine oder Stickereien. Leistungen allein schufen die große Juno- Gemeinde!

Joseli

JUNO

04M.rund

6 STUCK 201

KON LINOW

KUNST si

bringt

JUNO